Die Suche nach Glück Lebensweisheit in den Religionen (Christentum, Buddhismus, Daoismus) Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz • Glaube als Schatz: Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn, Lebensweisheit.

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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 2

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 3

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 4

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 6

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 10

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 12

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 13

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 16

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 18

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 22

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 24

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 26

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 27

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 30

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 31

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 32

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 34

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 35

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 36

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 37

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 38

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 39

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 42

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

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Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 46

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 48

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 50

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 52

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 54

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 56

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 58

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 60

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


Slide 61

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 62

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager


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Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

zurück
© Dr. Stefan Schlager


Slide 64

Die Suche nach Glück
Lebensweisheit in den Religionen
(Christentum, Buddhismus,
Daoismus)
Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung Linz

• Glaube als Schatz:
Welche „Beiträge“ für Lebensglück, Lebenssinn,
Lebensweisheit finde ich im Glauben? Was im
Christentum inspiriert mich, fordert mich heraus,
bereichert mein Denken, Tun, Empfinden?
• Christentum als „Lustbremse“:
Warum gibt es (noch immer) den Verdacht, dass
ein Leben in den Spuren Jesu Leben bloß
erschwert, „verbittert“, nicht bereichert …?
© Dr. Stefan Schlager

Zweierlei Glück
• Eutychía: Glück als erfreuliches, aber auch
unverfügbares und unberechenbares Geschick,
Widerfahrnis.
• Eudaimonía: Wohlbefinden des Geistes in mir,
aus gutem Geist leben, guten Sinnes sein 
erfülltes Leben
• Für die Griechen war die Frage nach der
eudaimonía die entscheidende Lebensfrage.
(Rudi Otto)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
Der Christus
„Ich bin gekommen, damit sie
das Leben haben und es in
Fülle haben.“ (Joh 10,10)

© Dr. Stefan Schlager

Jesus von Nazaret
• Glück ist verbunden mit der Grundüberzeugung: Gott kommt und
deswegen kann der Mensch aufleben.  2 Akzente:
• Gott abfärben lassen: Bergpredigt (Antithesen, Vater unser).
Seid vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen
ist.  Lebt euer Leben mit „geballter Kraft“ – und nicht mit
halbem Herzen. Wagt – nicht irgendetwas, sondern euch selbst.
(Alfred Carl)
• „Das Geheimnis geglückten Lebens beruht immer auf einem
Umweg.“ (Klaus Berger)  Indem ihr euch verliert, werdet ihr
euch verwirklichen. Sich verlieren – an eine Sache, eine
Aufgabe, einen Dienst, einen Menschen, eine Menschengruppe.
 Vorsicht: Hingabe ist keine Selbstzweck, Opfern um des
Opferns willen ist gefährlicher Unsinn. wichtiges Kriterium:
Freude
• „Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am
Widerschein freuen. Zu wissen, dass man glücklich macht, das
ist das Glück.“ (K. Berger)
© Dr. Stefan Schlager

Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48)

Das Profil eines neuen Menschen

© Dr. Stefan Schlager

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer
aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht
verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch
des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll
dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es
weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf
sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als
dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine
Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht
vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der
Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
© Dr. Stefan Schlager

„Wortschläge“

In hartem, sprödem Stein
lässt allein das Abschlagen
von Oberfläche
eine Figur entstehen,
die um so mehr wächst,
je mehr Stein entfernt wird.
Michelangelo

© Dr. Stefan Schlager

Die Botschaft der Antithesen
 Pass auf, dass du deinen Gedanken und
Vorurteilen nicht verfällst. (Vom Töten und von
der Versöhnung: Jeder, der seinem Bruder
auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein
…  3 x das Verb „verfallen“)
 Hüte dich vor „einseitiger“ Wahrnehmung:
Pass auf, dass du so deine Mitmenschen nicht
verzweckst und sie einseitig wahrnimmst.
(Vom Ehebruch: „lüsterner Blick“, rechtes
Auge, rechte Hand)
 Handle so, dass es aus der Sicht der
Schwächeren stimmt, er/sie nicht auf der
Strecke bleibt. (Von der Ehescheidung: „liefert
sie dem Ehebruch aus …“)

© Dr. Stefan Schlager

 Verhalte dich so, dass du auf
„Kleingedrucktes“ verzichten kannst 
Aufrichtigkeit, Authentizität (Vom Schwören:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“)
 Reagiere nicht auf gleicher Ebene. Vergelte
„Böses mit Gutem“. (Von der Vergeltung:
„leiste keinen Widerstand … lass ihm auch den
Mantel, … geh zwei mit ihm …)
 Riskiere das Wagnis des neues Blickes: Stelle
die Menschen in ein anderes Licht. (Von der
Liebe zu den Feinden: „Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen …“)
© Dr. Stefan Schlager

Erfülltes Leben – Glück
Die Psalmen

•Beginn mit Glückwunsch (Ps 1)
•Meditations- und Lernbuch: Begleiter durch
das Leben mit allen Höhen und Tiefen (Ps 3
„Ein Psalm Davids. Auf seiner Flucht vor
Absalom, seinem Sohn“, Ps 7 …)
•„Esst die Psalmen. Jeden Tag einen. Vor
dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal. … wiederholt euch die Verse,
aus denen Kraft kommt“. (D. Sölle)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
Sprichwörter, Ijob,
Kohelet, Jesus
Sirach, Weisheit
Salomos

© Dr. Stefan Schlager

Weisheitsliteratur
• erstaunlich aktuelle und wertvolle Anregungen
für das Gelingen des Lebens
• „Orientierung im Dickicht des Alltags“ (Gerhard
v. Rad)  kluge Führung und Steuerung des
Lebens angesichts möglicher Gefährdungen
• Notwendige Haltungen, ohne die ein kritisches
Urteil und tragfähige Entscheidungen nicht
möglich sind: Bereitschaft zum Suchen und
Fragen, sorgsames Hören, Offenheit für Gott ..
• Hilfreicher „Schatz an Basiserfahrungen“ 
Herausforderung zum Gespräch mit unseren
eigenen Erfahrungen
© Dr. Stefan Schlager

Weisheitssprüche
• Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun?
Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas ... (Sir,
14,5.16)
• Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise,
beobachte, was dir schlecht bekommt und meide es!
Denn nicht alles ist für alle gut (Sir 37,27f.)
• Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie
einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann. (Sir
32,8)
• Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern. (Koh 10,4)

© Dr. Stefan Schlager

Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der
Zeit auf zehn Regeln
erweiterte. Bekannt wurden sie
als „Dekalog der Gelassenheit“.

© Dr. Stefan Schlager

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
© Dr. Stefan Schlager

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
© Dr. Stefan Schlager

GELD - BESITZ

BEZIEHUNGEN
Leid
© Dr. Stefan Schlager

Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
© Dr. Stefan Schlager

Geglücktes Leben
Auf den Spuren von
Buddhismus und Daoismus

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

Muhammad

• Buddha (563 – 483 v. Chr.): der Erleuchtete, Meister der
Meditation; steht für geistige Versenkung und mönchische
Weltentsagung; Leitfigur für ein Leben nach dem 8-fachen
Pfad
• Lao-Tse (um 300 v. Chr.?): Alter Meister, Prototyp des
fernöstlichen Weisen; weises Sich-Einfügen in die
vorgegebene göttlich-kosmische Ordnung, Leitfigur für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
• Mose (um 1200 v. Chr.): Prototyp des Propheten; steht für die
unbedingte Geltung der geschriebenen Weisung Gottes;
Leitfigur für ein Leben nach dem Gesetz Gottes
• Muhammad (570/71-632 n. Chr): bestätigende Siegel aller
vorherigen Propheten; Religion, die auch den Raum der
Gesellschaft ganz durchdringen will (theokratischer Staat);
Leitfigur für ein Leben nach dem Koran
© Dr. Stefan Schlager

Mose

Buddha

Jesus

Lao Tse

• In der Mitte: Christus
• Viele erfreuliche Gemeinsamkeiten (auf der Ebene der
Lebensweisheit, in dem Bemühen, nach dem Willen Gottes
zu leben, in seinem prophetischen Einsatz für die Sache
Gottes und die Sache der Menschen …).
• Dennoch: „Wer als Weg seines Lebens die Nachfolge Jesu
Christi wählt …, der wählt eine Gestalt, die von all diesen
verschieden ist.“ (H. Küng)
•  Buddha (Aufgeben des Lebenswillens), Lao-Tse (Wuwei: Nicht-Handeln, Nicht-Eingreifen), Propheten Israels
(Sendung durch Gott), Muhammad (Sprachrohr des göttlichdiktierten Wortes).
• Entscheidender Unterschied: Jesus  gekreuzigt,
gestorben, begraben, auferweckt von den Toten
Muhammad

© Dr. Stefan Schlager

Buddhismus

Siddharta Gautama
Buddha
Um 566 oder 560 v. Chr. geboren
aus Fürstenfamilie im indischnepalesischen Grenzgebiet
heiratet Yashodara, gemeinsamer Sohn
Rahula

Mit 29 Jahren verlässt er Familie und
Heimat
6 Jahre auf der Suche: verschiedene
Lehrer, Askese
Am Fluss Nairanjana  Versenkung und
Schauung des Weges zur Erlösung
Predigt in Benares: 4 heilige Wahrheiten
Nach 45 fruchtbaren Jahren Tod in
Kushinagara
© Dr. Stefan Schlager

Folgende zwei Extreme, ihr Mönche,
sind von dem, der die Welt verlassen will, zu meiden.
Welche zwei?
Das erste besteht in der Betätigung der Lust,
Freude und Neigung zu den Vergnügungen;
es ist niedrig, gemein, passt nur für einen Unbekehrten,
ist unedel und führt zum Verderben.
Das zweite besteht in der Betätigung
übermäßiger Selbstanstrengung;
Es ist leidensvoll, unedel
und führt auch zum Verderben.
Diese zwei Extreme sind zu vermeiden.
Der mittlere Weg aber bringt Einsicht und Verständnis
und führt zur Ruhe, zur Erkenntnis, zur Erleuchtung,
zum Nirvana.
(aus der Predigt von Benares,
Pali-Kanon: Samyutta-Nikaya 56)
© Dr. Stefan Schlager

Pali-Kanon
• Nach dem Tod des Buddha: Konzil, um die Lehre für alle
Zeiten gesetzlich festzulegen.
• Der Mönch Upali trug auf dem Konzil die Ordensregeln
vor und Ananda die Lehrreden.  Schweigen:
Zustimmung. Gesprochen wurde damals in Pali, einer
Literatursprache.
• Die Niederschrift oblag jedoch nicht dem Konzil, deshalb
musste sie von den später entstandenen Schulen in
eigener Regie erfolgt sein.
• Bis heute gilt als die wichtigste buddhistische Quelle der
in Ceylon beheimatete Pali-Kanon.

© Dr. Stefan Schlager

Disziplin- und Beichtformeln: u. a 227
Artikel, die das Mönchsleben regeln

VinayaPitaka
Disziplinkorb

Sutta-Pitaka
Lehrreden

Abhidhamma
-Pitaka
Abhandlungen
über die Lehre

1

2

3

1

3

2
4

5

4

5

Digha-Nikaya: große und wichtige
Lehrreden – Kernstück: Mahapar-nibbanaSutta (Lehrstück vom Eingang Buddhas
ins Nirvana)
Majjhima-Nikaya: Lehrreden mittleren
Umfangs
Samyutta-Nikaya: enthält u. a. die 4 edlen
Wahrheiten und die Versuchungsgeschichten
Anguttara-Nikaya: Erzählungen aus dem
Leben, kürzere Reden, sehr umfangreich
Khuddaka-Nikaya: 15 Schriften mit
geringerem Umfang: z. B. Dhammapada
(„Bergpredigt“), Khuddaka-Patha, SuttaNipata mit der Metta-Sutta (Sutta von der
liebenden Güte)
Texte, die sich z. T. mit anderen
Schriften des „Drei-Korbs“ (= PaliKanon) decken

© Dr. Stefan Schlager

Christus und Buddha
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

BUDDHA:
universales Mitleid und
friedvolles Wohlwollen

CHRISTUS:
universale Liebe und
aktive Wohltätigkeit

Der Buddha ist gegenüber Jesus ein
harmonisch
in
sich
ruhender
Erleuchteter und Wegweiser aus
mystischem Geist. Er fordert für die
Erlösung vom Leiden ein Aufgeben
des Lebenswillens. Er ruft zu
Inneneinkehr,
zu
methodischer
Meditation in Stufen der Versenkung
und so zur Erleuchtung. Er bringt in
Gleichmut - ohne persönliche
Anteilnahme - jeder fühlenden
Kreatur Sympathie, Milde und
Freundlichkeit
entgegen:
ein
universales Mitleid und friedvolles
Wohlwollen.

Im Vergleich dazu ist Jesus ein
leidenschaftlich
ergriffener
Gesandter und Wegweiser aus
prophetischem Geist. Sein Tun ist
von aktiver Zuwendung geprägt.
Statt an ein Aufgeben des Willens
appelliert er an den Menschen, sich
am heilvollen Willen Gottes zu
orientieren. In Jesus wird dieser
Wille Gottes begreifbar, sichtbar,
erlebbar. Er verkündet - mit Blick
auf
Gott
eine
persönlich
anteilnehmende Liebe, die alle
Leidenden, Unterdrückten, Kranken,
Schuldiggewordenen und Feinde
einschließt. (nach Hans Küng)
© Dr. Stefan Schlager

• Die erstaunlichste Parallele zwischen Jesus und
Buddha ist wohl die, dass sich bei beiden eine
besondere „Weisheit“ finden.
• Beide sind Lehrer des schmalen Weges.
• Merkmale dieses Weges: neue Sichtweise (radikale
Verschiebung der Wahrnehmung), Wandlungsprozess (Lebenswille), Konsequenzen (der
Mitfühlende, der Liebende)
© Dr. Stefan Schlager

Goldene Regel - Mitgefühl
CHRISTUS

BUDDHA

Wie ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen,
so sollt ihr mit ihnen umgehen.

Erkenne dich selbst in allem Sein
(Sieh andere an wie dich selbst)

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch
hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet
für die, die euch misshandeln. Dem, der dir den
Mantel wegnimmt, verweigere auch das Hemd
nicht. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir
jemand etwas wegnimmt, so verlang es nicht
zurück.

Der Hass in dieser Welt endet nie durch Hassen,
sondern durch Nichtfeindschaft; das ist eine
ewige Wahrheit. ... Überwinde den Ärger durch
Liebe, überwinde das Böse durch das Gute.
Überwinde den Geizhals durch Schenken;
überwinde den Lügner durch die Wahrheit.

Wahrlich ich sage euch, was ihr für einen von
diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr
für mich nicht getan.

Wenn ihr nicht für einander sorgt, wer sorgt
dann für euch? Wer auch immer für mich sorgen
würde, der möge die Kranken versorgen.

Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen;
du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst
nicht rauben; du sollst Vater und Mutter ehren.“

Halte dich zurück vom Töten und nimm nicht,
was dir nicht gegeben wird. Halte dich zurück
von der Unkeuschheit und von der falschen
Aussage. Nimm weder Gold noch Silber an.

(Lk 6,31)

(Lk 6,27-30)

(Mt 25,45)

(Mk 10,19)

(Dhammapada 10.1)

(Dhammapada 1.5 und 17.3)

(Vinaya, Mahavagga 8.26.3)

(Khuddaka-Patha 2)
© Dr. Stefan Schlager

Weisheit
CHRISTUS

BUDDHA

Warum siehst du den Splitter im Auge deines
Bruders, aber nicht den Balken in deinem?
Oder wie könntest du zu deinem Nächsten
sagen. „Freund, lasse mich den Splitter aus
deinem Auge entfernen“, wenn du selbst den
Balken in deinem eigenen nicht siehst? Ihr
Heuchler! Zieht zuerst den Balken aus eurem
eigenen Auge, und dann seht ihr klar genug,
um den Splitter aus dem eures Nächsten zu
ziehen.

Die Fehler anderer sind leichter zu erkennen
als eure eigenen. Die Fehler anderer, sieht
man leicht, denn sie sind gesiebt wie Spreu,
während die eigenen Fehler schwer zu
erkennen sind. Das ist wie bei dem
Schwindler, der seine eigenen Würfel verbirgt
und die seines Gegners zeigt, um die
Aufmerksamkeit auf dessen Schwächen zu
lenken, weil er ständig daran denkt, ihn
anzuklagen.

Sie sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde
auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Das
Gesetz des Mose weist uns an, solche zu
steinigen. Was sagst du?“ Er sprach zu ihnen:
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe
den ersten Stein.“

Blickt nicht auf die Fehler anderer oder
darauf, was andere getan oder nicht getan
haben. Beobachtet vielmehr, was ihr selbst
getan oder nicht getan habt.

Nicht, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn verunreinigen,
sondern das verunreinigt ihn, was aus ihm
herauskommt.

Stehlen, Betrügen, Unzucht, das ist
verunreinigend – nicht das Essen von Fleisch.

(Lk 6,41-42)

(Udanavarga 27.1)

(Dhammapada 4.7)

(Joh 8,4-5.7)

(Sutta-Nipata 242)

(Mk 7,15)
© Dr. Stefan Schlager

Reichtum und Besitz
CHRISTUS

BUDDHA

Niemand kann zwei Herren dienen. Denn ein
Diener wird entweder den einen Herrn hassen
und den anderen lieben, oder dem einen
untertan sein und den anderen verachten. Man
kann nicht Gott und dem Mammon dienen.

Ein Weg führt zum Gewinn, der andere Weg
führt ins Nirvana. Da sie dies erkennen, sollten
Schüler des Buddha sich nicht daran erfreuen,
geehrt zu werden, sondern sie sollten üben,
nicht anzuhaften.

Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo
die Motten und der Rost sie auffressen, und
wo die Diebe einbrechen und sie stehlen
können. Sammelt euch vielmehr Schätze im
Himmel, wo sie die Motten und der Rost nicht
fressen und wo keine Diebe einbrechen und
sie stehlen.

Lasst den weisen Mann rechtschaffen handeln:
Das ist ein Schatz, den andere nicht teilen
können, den kein Dieb stehlen kann, ein
Schatz, der nicht schwindet.

„... Entspanne dich also, iss und trink und sei
fröhlich.“ Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr!
Heute Abend schon wird man dein Leben von
dir fordern. Wem wird dann alles gehören, was
du angesammelt hast?“

Wahrlich, es ist das Los der Menschheit, dass
man zwar Hunderte oder Tausende weltlicher
Güter ansammeln kann, aber dennoch dem
Spruch des Todes unterliegt. Alles Angehäufte
wird verstreut, alles Errichtete niedergerissen
...

(Lk 16,13)

(Dhammapada 5.16)

(Khuddaka-Patha 8.9)

(Mt 6,19-20)

(Lk 12,20-21)

(Udanavarga 1.20-22)
© Dr. Stefan Schlager

Innere Unabhängigkeit
CHRISTUS

BUDDHA

Hütet euch vor falschen Propheten, die in
Schafsfellen kommen, innerlich aber
reißende Wölfe sind.

Welches Gut verbirgt die Kleidung?
Während euer innerer Zustand im
Durcheinander ist, putzt ihr euer Äußeres.

Wer sein Leben erhalten will, wird es
verlieren; und die ihr Leben verlieren um
meinetwillen, werden es erhalten.

Der Vollendete ist durch die Abweisung und
Entäußerung aller Meinungen und aller
Ichheit ohne Anhaften erlöst.

Euer Herz beunruhige sich nicht und habe
keine Angst.

Mögen Furcht und Schrecken mich nicht
besiegen.

Böse Absichten, Mord, Ehebruch, Unzucht,
Diebstahl, Verleumdung, üble Nachrede
verunreinigen einen Menschen, nicht aber
das Essen mit ungewaschenen Händen.

Durch Waschen wird man nicht rein, wie
die Mehrheit der Sterblichen in dieser Welt
glaubt. Wer jede Sünde fortwirft, große
oder kleine, der ist ein Brahmane, der die
Sünde abgeworfen hat.

(Mt 7,15)

(Mk 8,35)

(Joh 14,27)

(Mt 15,19-20)

Jeder, der eine Sünde begeht, ist Sklave der
Sünde.

(Joh 8,34)

(Dhammapada 26.12)

(Majjhima-Nikaya 72. Rede, 15)

(Majjhima-Nikaya 6. Rede, 8)

(Udanavarga 33.13)

Menschen, die vom Verlangen beherrscht
werden, gleichen Kaninchen in der Falle.

(Dhammapada 24.9)
© Dr. Stefan Schlager

Wort und Weg zur Freiheit
CHRISTUS

BUDDHA

Tretet ein durch das enge Tor! Denn das
Tor ist weit, das ins Verderben führt, und
der Weg ist leicht, und viele sind es, die ihn
nehmen. Und das Tor ist eng, das zum
Leben führt, und der Weg ist schwierig ,
und nur wenige finden ihn.

So wie es nur wenige angenehme Parks und Seen
gibt, aber viele Dickichte und unzugängliche Berge, so
gibt es wenige Wesen, die unter den Menschen
wiedergeboren werden. Zahlreicher sind die, die in der
Hölle wiedergeboren werden.

Das Himmelreich ist wie ein im Feld
verborgener Schatz, den jemand gefunden
und verborgen hat. In seiner Freude geht
er hin und verkauft alles, was er hat, und
kauft dieses Feld.

Wenn man durch das Aufgeben endlicher Vergnügen
ein weitreichendes Glück erlangen kann, dann lässt
der Weise von den begrenzten Freuden ab und blickt
auf das weitreichende Glück.

Wer lebt und an mich glaubt, der wird
niemals sterben.

Jene, die genügend Glauben und Liebe zu mir
empfinden, die steigen himmelwärts auf.

... Wer sie (= die Gebote) aber einhält und
andere das Gleiche lehrt, wird im
Himmelreich groß gelten.

Diese würdigen Wesen, die sich körperlich und geistig
wohl verhalten, werden nach dem Tode zu einer
glücklichen Bestimmung wiederkehren

(Anguttara-Nikaya 1.19)

(Mt 7,13-14)

(Dhammapada,21.1)

(Mt 13,44)

(Joh 11,26)

(Mt 5,19)

(Majjhima-Nikaya 22. Rede, 47)

(Majjhima-Nikaya 130. Rede, 2)
© Dr. Stefan Schlager

Daoismus

Lao-Tse
Lebendaten nicht genau eruierbar
Geburt im Osten der Provinz Honan
Gelehrter am Hofe der ZhouDynastie (1122-249 v. Chr.)
Wegen eines Zerwürfnisses mit
seinem König in den Staat Ch‘in
ausgewandert
An der Grenze: Verfassung des
Buches Dao-de-jing
Verlassen des Landes, „und
niemand weiß, was aus ihm
geworden ist“.

© Dr. Stefan Schlager

© Dr. Stefan Schlager

Dao-de-jing
• 81 „Weisheiten und Sprüche“
• aus früh-daoistischer Zeit (4. Jahrhundert v. Chr.,
eventuell auch früher)
• durch einen Redakteur im 3. vorchristlichen Jahrhundert
in seine einheitliche Form gebracht
• Zwei Teile: dao + de  dao-de-jing: Leitfaden zum dao
und zum de
• Der schwer zu deutende Text scheint auch wegen der
Schrift und Sprache von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten bereitet zu haben: Die chinesische
Schrift war zu seiner Entstehungszeit noch nicht
standardisiert.
• Meist gereimte, oft gezielt paradoxe Denk- bzw.
Sinnsprüchen, die stets nur wenige Zeilen lang sind und
zur Meditation anregen wollen.
• Adressat: Herrscher  Hauptthema: weise Herrschaft,
die den Menschen endlich wieder Frieden bringen kann.
© Dr. Stefan Schlager

Grundgedanken des
Dao-de-jing

Dao
Das Absolute,
Unbedingte

De

Wu-wei

Wirken/Kraft
des Dao

Entsprechendes
Verhalten

Dao: Urgrund allen Seins, ewig, schöpferisch, harmonisch  Unmöglichkeit,
es zu erkennen oder zu benennen. Dao: das Maß aller Dinge und Lebenssinn
aller Geschöpfe.  Mittel zur Erlangung des Dao: Meditation, gymnastische
Übungen, Askese, Kontrolle des Atems, Alchimie und Liturgie.
De: die ausstrahlende magische Kraft, die mystische Macht des Dao, die
sittliche Kraft, Tugend  kann nur im Herzen des Weisen gefunden werden.
Wu wei: Gefährte der Natur; Einheit mit ihr.  jedes Eingreifen in den
natürlichen Lauf der Dinge stört notwendigerweise.
© Dr. Stefan Schlager

In daoistischer Lebenskunde schreitet somit der voran, der
sich selbst zurücknimmt; wird der erhöht, der dem
unscheinbar Wirkenden in der Natur entspricht; ist der
stark, der nichts tut.

trachtet einer
an sich zu reißen das reich
so sag ich: vergebliche mühe!
ein opfergefäß ist das reich
unberührbar
wer es berührt, zerstört es
wer es ergreift, verliert es
(Dao-de-jing, aus dem Kapitel 29)
© Dr. Stefan Schlager

Jesus und Lao-Tse
Ein Vergleich

© Dr. Stefan Schlager

• Unterschiedliche Lebenswege (öffentlich –
aktiv/leidenschaftlich; still – zurückgezogen)
• Parallelen: z. B. in bestimmten Aussagen über
Materialismus, Bescheidenheit, Liebe oder
Weisheit; tiefer Zugang zu einer „Quelle“;
Mythenbildung  Kraft der Persönlichkeiten;
entschiedene Wahrheitssucher
• „Gesunder Menschenverstand“
• dennoch Unterschiede

© Dr. Stefan Schlager

Unterschiede
• Daoismus: Dao = eine unpersönliche Kraft,
welche das Universum beseelt.
• Jesus und die christliche Tradition denken Gott
hingegen in person-analogen Kategorien.
• Der Daoismus, wenigstens in seiner
philosophischen Spielart, richtet seinen Blick
ganz auf diese Welt,
• während im Christentum eine kreativ-kritische
Spannung zwischen „Himmel“ und „Erde“
bestimmend ist.
© Dr. Stefan Schlager

LAO-TSE:

JESUS:

Lao-Tse tritt für ein harmonisches Leben mit
der Natur ein. Gegenüber der traditionellen
Gegnerschaft von Mensch und Natur sucht
man im Daoismus daher die Einheit von
Mensch und Natur. Eine solche kann nur in
mystischer Versenkung realisiert werden:
durch passiv verharrendes Schweigen, das
„Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Eingreifen (Wuwei). Der ideale Mensch des Daoismus stört
die Natur nicht, er lässt auch nicht zu, dass
man die Natur beeinträchtigt. Er wird
einfach Gefährte der Natur und strebt nach
der Einheit mit ihr. Wu-wei bedeutet somit,
sich in das Dao zu versenken, welches zur
Einsicht führt, dass jedes Eingreifen in den
natürlichen
Lauf
der
Dinge
notwendigerweise stört. Die Herrschaft des
Dao hat für das Volk aber auch negativen
Konsequenzen (Einschüchterung durch den
Tod, Unterdrückung von Bildung ...).

Jesus teilt in seiner Verkündigung keine
ewigen Wahrheiten für eine harmonische
Einheit mit der Natur mit. Er weist in seinen
Worten und Gleichnissen vielmehr auf etwas
Dynamisches hin, auf einen Vorgang, der
die Situation der Menschen grundlegend
verändern kann. Jesus verkündet demnach
ein neues Geschehen, das er selbst lebt! Er
war überzeugt und er merkte es an sich
selbst: Wo der Wille Gottes, d. h. die
Leidenschaft Gottes für das Leben, die
Liebe und die „größere Gerechtigkeit“
ankommen und wirken kann, da bricht die
Herrschaft Gottes an, wird das eigene
Leben – das eigene Sehen, Handeln und
Fühlen – verwandelt. Wer aber Gott, dessen
Weite und Tiefe, Liebe und Menschlichkeit
auf sich „abfärben“ lässt, der handelt (mit
der Zeit) anders, dem geht es um ein
aktives Gestalten, Handeln, Eingreifen
(Reich-Gottes-Praxis). Gott ist der Garant
für Menschlichkeit und Entfaltung.

Rückkehr zur Natur und Nicht-Handeln

Rückkehr zu Gott und aktives Handeln

© Dr. Stefan Schlager

Wer andere kennt, ist klug
wer sich kennt, ist weise
wer andere bezwingt, ist kraftvoll
wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.
(Dao-de-jing 33)
© Dr. Stefan Schlager

Aufruf zu Einfachheit und Authentizität

JESUS

LAO-TSE

Marta, Marta! Du sorgst dich und regst
dich über vieles auf; aber man braucht
nur eins. Maria hat sich also den guten
Teil gewählt, der ihr nicht genommen
werden soll.

(Lk 10,41)

Wer seine Sinne verschließt
das Tor nach außen verriegelt
wird unter Bürden nicht ächzen
bis an sein Ende
wer seine Sinne aufschließt
sich hingibt den äußeren Dingen
hoffnungslos lebt er dahin
bis an sein Ende

(Dao-de-jing 52)

Selig die im Herzen Reinen, denn sie
werden Gott sehen.

Zum Schlichten und Echten
zurückkehren.

Sucht doch zuerst nach seinem Königtum
und dessen Gerechtigkeit, dann wird
euch das alles hinzugelegt werden.

Was wahrhaft ganz wird
dem strömt alles zu.

(Mt 5,8)

(Mt 6,33)

(Dao-de-jing 19)

(Dao-de-jing 22)

© Dr. Stefan Schlager

Materialismus
JESUS

LAO-TSE

Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr
essen, noch um den Leib, womit ihr euch
kleiden sollt. Denn das Leben ist mehr als
die Zehr, und der Leib mehr als das Kleid.

(Lk 12,22)

Der Weise speichert nicht für sich
und da er anderen dient
wächst sein Besitz
und da er anderen gibt
so mehrt er sich.

(Dao-de-jing 81)

Was wird es einem Menschen nützen, die
ganze Welt zu gewinnen, sich selbst aber
zu Grunde zu richten oder einzubüßen?

Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
ziehen sich selbst ins Verderben.

Seht zu und hütet euch vor aller
Habsucht. Denn für keinen – habe er auch
im Überfluss – hängt sein Leben an
seinem Hab und Gut.

Es ist kein Übel ärger als Begehren
Kein Unheil böser als
Sich-nicht-Begnügen
kein Fehler gröber als Erben-Wollen.

Hortet euch nicht Schätze auf Erden, wo
Motte und Wurm sie verzehren und wo
Diebe durchgraben und stehlen.

Der Saal mit Gold und Jade voll gestopft
ist nicht vor Räubern zu bewahren.

(Lk 9,25)

(Lk 12,25)

(Mt 6,19)

(Dao-de-jing 9)

(Dao-de-jing 46)

(Dao-de-jing 9)

© Dr. Stefan Schlager

Bescheidenheit/Demut
JESUS

LAO-TSE

Wer sich selbst erhöht, wird niedrig gemacht,
und wer sich selbst niedrig macht, wird
erhöht.

So stellt der Weise sein Selbst zurück und ist
den anderen voraus.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um
sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen.

So muss der Weise sich erniedrigen
will er sich übers Volk erheben
so muss er hinten nach sich stellen
will er vor dem Volke stehen
so steht der Weise überm Volk
und fällt dem Volke nicht zur Last
so steht der Weise vor dem Volk
und wirkt ihm nicht zum Schaden
(…) da er mit keinem streitet
bleibt er unbestritten Sieger.

(Mt 23,12)

(Mt 20,28)

(Dao-de-jing 7)

(Dao-de-jing 66)
Und es folgten ihm viele Scharen und er
machte sie alle heil. Und er herrschte sie an,
ihn nicht zum Aufscheinen zu bringen.

(Mt 12, 15-16)

So hält sich der Weise ans Eine
und wird zum Vorbild für alle
er zeigt sich nicht
so wird er sichtbar
er will nicht Recht behalten
so wird sein Recht offenbar
er pocht nicht auf Verdienste
so schafft er Verdienstvolles. (Dao-de-jing 22)
© Dr. Stefan Schlager

Liebe und Vergebung
JESUS

LAO-TSE

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

(Mt 22, 39)

Dem, der liebend der Welt
gleichsetzt sein Selbst
Mag man die Welt anvertrauen.

(Dao-de-jing 13)

Ich aber sage euch: Dem Bösen nicht
widerstehen! Sondern: Wer dich auf die
rechte Backe schlägt – wende ihm auch die
andere zu.

Vergelte Übelwollen mit Güte.

Denn der Menschensohn ist gekommen,
das Verlorene zu suchen und zu retten.

Warum war bei den Alten
das Dao so hoch angesehen?
Weil man erhielt, was man wollte,
trotz Schuld der Strafe
entgehen konnte,
darum schätzte es die Welt.

(Dao-de-jing 63)

(Mt 5, 38)

(Mt 18,11)

(Dao-de-jing 62)

Seht euch vor! Wenn dein Bruder sich
versündigt, so herrsche ihn an! Und kehrt
er um – so erlass es ihm. Und versündigt
er sich sieben Mal des Tags gegen dich und
wendet sich sieben Mal zu dir zurück und
sagt: Ich will umkehren – so erlass es ihm.

Das Dao, das keinem nahe steht
ist immer auf der Seite der
Gerechten.

(Dao-de-jing 79)

(Lk 17, 3-4)
© Dr. Stefan Schlager

Heuchelei
JESUS

LAO-TSE

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,
ihr Blender! Ihr gleicht getünchten Grabstätten,
die von außen frisch erscheinen, innen aber
strotzen sie von Totenknochen und aller Art
Unrat. So erscheint auch ihr von außen den
Menschen als gerecht, innen aber seid ihr voll
gepfropft mit Blenderei und Gesetzlosigkeit.

(Mt 23, 27-28)

Wer auf Verdienste pocht, schafft nichts
Verdienstvolles
Wer sich hervorhebt, verwirkt den Vorrang
im Sinn des Dao gesprochen
wäre das:
Schlemmen – Nichtessen, Stolzieren –
Nichtgehen
und das erweckt bei allen Wesen Abscheu
wer sich ans Dao hält
handelt niemals so.

(Dao-de-jing 24)

Treffend hat Jesaja über euch Blender
prophetisch geredet, wie geschrieben ist: Dies
Volk ehrt mich mit den Lippen, doch hält sein
Herz sich fern von mir.
Umsonst verehren sie mich:
Denn was sie an Lehren lehren,
sind Menschengebote.
Fahren lasst ihr Gottes Weisung, aber ihr haltet
der Menschen Überlieferung.

Die Riten verdarben Treue und Vertrauen und
die Wirrnis erhob ihr Haupt.

(Dao-de-jing 38)

(Mk 7,6)
© Dr. Stefan Schlager

Gegen Gewalt
JESUS

LAO-TSE

Ihr wisst, die Anführer der Völker herrschen auf
sie herunter, und ihre Großen lassen sie ihre
Vollmacht spüren. Bei euch sei es nicht so!

(Mt 20, 25)

Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.

(Mt 5,9)

Denn alle, die zum Schwert greifen, gehen
durch das Schwert zu Grunde.

(Mt 26, 52)

Ein böses Werkzeug sind Waffen
sie sind kein Werkzeug des Edlen
gezwungen nur greift der zur Waffe
der Ruhe Gleichmut schätzt er am höchsten.

(Dao-de-jing 31)

Die Kraft missbrauchen
bringt Verfall
das heißt:
dem Dao zuwiderhandeln
wer ihm zuwiderhandelt,
endet früh.

Was andere lehrten
lehre auch ich:
eines gewaltsamen Todes muss
der Gewaltsame sterben.

(Dao-de-jing 30)

(Dao-de-jing 42)

© Dr. Stefan Schlager

Weisheit und Lebenssinn
JESUS

LAO-TSE

Und gleich war da in ihrer Synagoge ein
Mensch mit einem unreinen Geist. Und der
schrie auf und sagte: Was willst du von uns,
Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, uns
zu Grunde zu richten. Ich weiß, wer du bist:
Der Heilige Gottes.
Aber Jesus herrschte ihn an und sagte:
Verstumme und fahr aus von ihm! Und ihn
schüttelnd und mit gewaltigem Heulen
aufheulend, fuhr der unreine Geist von ihm
aus.

Wird nach dem Dao gelenkt
das Reich
sind die Totengeister nicht mehr
zaubermächtig
nicht, dass sie keine
Zaubermacht besäßen
ihre Zaubermacht stört die
Menschen nicht mehr.

Heran zu mir alle, ihr Mühenden und
Überbürdeten: Ich werde euch aufatmen
lassen. Mein Joch nehmt auf euch und lernt
von mir. Denn: Sanft bin ich und von Herzen
niedrig, und ihr werdet Aufatmen finden für
euer Leben. Mein Joch ist ja gut und meine
Bürde ist leicht.

Wer sich ans große Ungestalte hält
dem strömen alle Wesen zu
strömen ihm zu und
leiden keinen Schaden
finden Frieden und Ruhe.

(Dao-de-jing 60)

(Mk 1,23-26)

(Dao-de-jing 35)

(Mt 11, 28-30)

© Dr. Stefan Schlager

Mystik
JESUS

LAO-TSE

Mit dem Königtum der Himmel ist es
gleich wie mit einem Senfkorn, das ein
Mensch nahm und auf seinen Acker säte.
Das ist zwar kleiner
als alle Samen; ist es aber
ausgewachsen, so ist es größer als alle
Kräuter und wird ein Baum, sodass die
Vögel des Himmels kommen und nisten in
seinem Gezweig.

Ewig ist das Dao und ohne Namen –
doch wenn auch gering erscheint
das Unverdorbene
nichts in der Welt ist so mächtig
es zu knechten
(…) dem Meer, in das alle Flüsse münden
gleicht das Dao in der Welt.

Als er am See von Galiläa umherging, sah
er zwei Brüder: Simon, den Petrus
Genannten, und dessen Bruder Andreas,
wie sie ein Rundnetz in den See warfen;
sie waren ja Fischer. Und er sagte zu
ihnen: Auf, mir nach! Und ich werde
Menschenfischer aus euch machen.

Des Himmels Netz ist von gewaltiger
Größe
weitmaschig, und doch entschlüpft
ihm nichts.

Das Königtum Gottes ist mitten unter
euch.

Allüberströmend ist das Dao
in jede Richtung kann es sich ergießen.

(Dao-de-jing 32)

(Mt 13, 31-32)

(Dao-de-jing 73)

(Mt 4, 18-19)

(Lk 17,21)

(Dao-de-jing 35)
© Dr. Stefan Schlager

„Mutter Natur“
Kritische Anfragen

• Neue Mythen in Bezug auf Natur, Körper und
Gesundheit
• Fatale Vergöttlichung der Natur Nachahmung
der Natur – Nachahmung Gottes: zwei
verschiedene Wege
• Einheit mit der Natur  verschluckt werden

© Dr. Stefan Schlager

Christlicher Glaube
im Dialog mit daoistischer Spiritualität

• Wu als Bezeichnung für das dao (wu =
Unbegreifbares, Unfassbares …) 
Respekt
• Daoismus: Harmonie gilt als großes Ziel
alles Strebens (ying/yang)
•  im Christentum 3-fache Harmonie:
Harmonie mit Gott, Harmonie zwischen
den Menschen, Harmonie mit der Natur
© Dr. Stefan Schlager

Harmonie und Disharmonie – beide Dimensionen des Lebens zeigen
sich im Besonderen in Jesus von Nazaret. Gottfried Bachl schreibt in
seinem Buch „Der schwierige Jesus“: „Dass Jesus keine mundige
Gestalt ist, die ganz und gar der Harmonie zugehört und überall
Zustimmung auslöst, zeigen alle Erfahrungen, die bisher in der
menschlichen Geschichte mit ihm gemacht wurden. ... Stoß und
Abstoß gehen von ihm aus, Heftigkeit, Streit, Unterscheidung,
Verweigerung der Anpassung und Widerstand“. Wer sich auf die
Spuren des Jesus von Nazaret begibt, lernt daher, mit beiden
Lebensdimensionen umzugehen.
© Dr. Stefan Schlager

Ende

© Dr. Stefan Schlager

Glück und Gott?
• G. Bachl: Gott als fertiger Zustand, auf den man
nur noch zurückblickt?
• Sprache im Kirchenraum
• F. Stier: „Ich habe mein Ägypten für immer
verlassen, das ‚Haus voll Glorie‘ …, aus den
Fleischtöpfen der ‚Wahrheiten‘ esse ich nicht
mehr, seit ich ahne, wie die Wahrheit schmecken
müsste … - und wie sie erscheinen müsste - …
aufstrahlend als die Sonne des Sinns in der
kosmischen und geschichtlichen Nacht der
Absurdität“.
© Dr. Stefan Schlager

„Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass
ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster
müssten mir seine Jünger aussehen!"
F. Nietzsche, Also sprach Zarathustra; Von den Priestern

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus
ihnen machen kann, wenn sie sich ihm
vorbehaltlos anvertrauen.“
Ignatius v. Loyola

© Dr. Stefan Schlager

„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu
und unmittelbar von Gott herleiten und sein
Geheimnis für sich selbst entdecken. Doch wir
neigen dazu, uns mit den Hausaufgaben, die
andere gemacht haben, zufrieden zu geben. …
Auf diese Weise wird Religion … zur bloßen
Erinnerung an etwas, das einmal ein
spannendes Abenteuer gewesen sein muss.
(Richard Rohr)
zurück

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der
Frevler folgt, /
nicht auf dem Weg der Sünder geht, /
nicht im Kreis der Spötter sitzt,
sondern Freude hat an der Weisung des
Herrn, /
über seine Weisung nachsinnt bei Tag und
bei Nacht.
… Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.
aus dem Psalm 1
© Dr. Stefan Schlager

Psalmen als Lebensbegleiter
(Münsterschwarzacher Psalter)
Altwerden: Ps 71
Angst: Ps 22
Dankbarkeit: Ps 34, 138
Dunkelheit: Ps 42/43
Einsamkeit, Schmerz und Leid:
Ps 102
Freude: Ps 65, 92
Freude über die Schöpfung: Ps 8,
104
Geborgenheit: Ps 91, 139
Gott an meiner Seite: Ps 34
Hass: Ps 18, 38-43, 83
Hilferuf: Ps 61
Krankheit: Ps 28

Liebe: Ps 116
Lob Gottes: Ps 33, 145
Schuld: Ps 51
Stille: Ps 62
Trauer: Ps 80
Traurigkeit: Ps 142
Trost: Ps 27
Überforderung: Ps 31
Unterwegs: Ps 122
Vertrauen: Ps 37
Verzeihen und Vergeben: Ps 56
Zorn und Wut: Ps 35, 94
Zuversicht: Ps 18, 107

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© Dr. Stefan Schlager