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1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 2

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

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21.000 €
24.000 €

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2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 3

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
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64


Slide 4

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 5

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
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 




wird

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• Animation, ein Schritt zurück
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
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64


Slide 6

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1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 7

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 8

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 9

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 10

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 11

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
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64


Slide 12

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

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1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 13

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 14

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 15

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 16

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 17

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 18

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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 19

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 20

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 21

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 22

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 23

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm
64


Slide 24

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 25

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 26

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 27

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 28

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 29

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm
64


Slide 30

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

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 Leertaste
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wird

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Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 31

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 32

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 33

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 34

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 35

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm
64


Slide 36

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
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wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 37

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
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B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 38

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 39

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 40

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 41

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm
64


Slide 42

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
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wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 43

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

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 Helmut Creutz - Nr. 135

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8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 44

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 45

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 46

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 47

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

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1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 48

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 49

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 50

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 51

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 52

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
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64


Slide 53

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
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 



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wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 54

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 55

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 56

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 57

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 58

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 59

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1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 60

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 61

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

zurück zum Diagramm

zum nächsten Diagramm
47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 62

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
• nächstes Diagramm sofort ansteuern

• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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nächstes Diagramm
41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
zurück zum Diagramm

nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

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56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 63

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
 Enter
 




wird

• Animation, nächster Schritt
Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

• Animation, ein Schritt zurück
= laufende Animation beendet → nächstes Diagramm
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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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nächstes Diagramm
38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

zurück zum Diagramm nächstes Diagramm
39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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nächstes Diagramm
40

Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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45

Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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nächstes Diagramm
49

Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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nächstes Diagramm
50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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nächstes Diagramm
51

Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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nächstes Diagramm
52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

rück Texterläuterung

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Fortsetzung Texterläuterung
53

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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nächstes Diagramm
62

Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
zurück zum Diagramm

Fortsetzung Texterläuterung
63

Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
rück Texterläuterung

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64


Slide 64

So werden die folgenden Schaubilder gesteuert:

alternativ:

 Mausklick
 Leertaste
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 




wird

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Mausklick funktioniert nicht bei Laptop-Touchpads!!

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• Texterläuterung
1

Gerechtes
Geld
Wachstumszwang
als Folge
unseres Geldsystems

Inhalt: Helmut Creutz
Präsentation: Andrea Bleil

Gerechte
Welt

Analysen
und
Alternativen

Unterschiedliche Wachstumsabläufe
Größe

Zeit

Natürlicher Wachstumsablauf
(abnehmender Zuwachs, zur Stabilisierung tendierend)

Linearer Wachstumsablauf
(gleich bleibender Zuwachs)

Exponentieller Wachstumsablauf
(zunehmend in Verdoppelungsraten)
 Helmut Creutz - Nr. 066

3

Bedingungen des natürlichen Wachstums

Organismen bleiben nur stabil
bei koordiniertem und endlichem Wachstum.
 H. Creutz - Nr. 067

4

Optimale Größe

Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen
im Einklang miteinander wachsen.
Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen
stirbt der gesamte Organismus.
 H. Creutz - Nr. 067

5

Regeln des Wachstums
• In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum
geben.

• Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze.
• Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller
wachsen als das Ganze.
• Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
entsprechen, sind zum Zusammenbruch verurteilt.
 H. Creutz - Nr. 067

6

Wachstum in der Natur Ideales Wachstum einer Geldanlage

1

2

 H. Creutz - Nr. 067

4

8

16

32

64

128
7

7

Exponentielles Wachstum durch Zinsen

Bei gleich bleibendem Zinssatz verdoppelt sich eine Geldanlage in gleich
bleibenden Zeitabständen.

Der Zeitabstand ergibt sich jeweils, wenn man die Schlüsselzahl 72 durch
den Zinssatz teilt.
Eine Geldanlage verdoppelt sich also:
- bei 4% Verzinsung (72:4 = 18) alle 18 Jahre,
- bei 6% Verzinsung (72:6 = 12) alle 12 Jahre.
 H. Creutz - Nr. 067

8

" Wachstum " durch Zins und Zinseszins
Aus einer Anlage von 10.000 € werden in 50 Jahren:

Bei 12% Verzinsung:


2.890.000 Euro
800.000

Bei 9% Verzinsung:
744.000 Euro

700.000
600.000
500.000
400.000

Bei 6% Verzinsung:

184.000 Euro

300.000
200.000

Bei 3% Verzinsung:

100.000

44.000 Euro

Unverzinste Einlage: 10.000
0
 Helmut Creutz - Nr. 017

10

20

30

40

50

Jahre
9

Welches Angebot für einen Halbjahresjob
würden Sie wählen?
Angebot
A

Angebot
B

Gesamteinkommen
nach der

1000 €
pro Woche
- gleich
bleibend

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
Woche
21.

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €

24. Woche:

24.000 €

168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

 Helmut Creutz - Nr. 135

1.Woche
1 ct
- wöchentlich
verdoppelt

10

Und wenn der Job
ein ¾
oder
ein ganzes Jahr
dauert ?

 Helmut Creutz - Nr. 135

Angebot
A

Angebot
B

1000€
pro Woche
gleich
bleibend

1.Woche
1 ct
wöchentl.
Verdoppelung

1. Woche:
4. Woche:
8. Woche:
12. Woche:
16. Woche:
20. Woche:
21. Woche
24. Woche:

1000 €
4000 €
8000 €
12.000 €
16.000 €
20.000 €
21.000 €
24.000 €

0,01 €
0,15 €
2,25 €
41 €
665 €
10.500 €
21.000 €
168.000 €

26. Woche

26.000 €

671.000 €

39. Woche

39.000

5.500.000.000 €

52. Woche

52.000

45.000.000.000.000 €

Das 22fache des deutschen BIP
11

Geldvermögen, Schulden und Sozialprodukt
Reale Entwicklungen 1950 bis 2005 in Preisen von 1995
Ab 1991 Gesamtdeutschland

Mrd. €
7.000

Über 6 Billionen €

x 45

6.000
5.000
4.000
3.000

Geldvermögen
(Verschuldung)
Über 2 Billionen €

2.000
BIP

x8

1.000
0

 Helmut Creutz - Nr. 110

Zinsen*

x 37
* Zinserträge der Banken 2005:
329 Mrd €

(Gesamtzinslast etwa
50% höher)

12

% BIP
300%

Geldvermögen

200%

Privathaushalte

BIP

in Deutschland
in Prozent des BIP

100%
Unternehmen
0%

Staat
1950

1960

1970

1980

1990

2000 2005

0%

im Vergleich mit den

Staat
100%

BIP

Unternehmen

200%

300%

 Helmut Creutz - Nr.043/034

Schulden
in Deutschland
in Prozent des BIP

Privathaushalte

13

Privatvermögen in Deutschland 1993 in DM
Betriebsvermögen
1.360 Mrd. DM

14 %
Immobilien
5.400 Mrd. DM
Geldanlagen
3.160 Mrd. DM

54 %

32 %

Gesamtvermögen 1993: fast 10 Billionen DM
 Helmut Creutz - Nr. 57

14

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
Verteilung auf die Haushalte
5 Mio DM

3%:

über 1 Mio DM
bis ca.

15.000 Mio DM
(= 15 Milliarden DM
pro Haushalt !)

4 Mio DM

3 Mio DM
3%

2 Mio DM

6%

1 Mio DM
24%
45%

0 Mio DM

12%

8%

6%:

500 Tsd. -1Mio DM

8%:

350 – 500 Tsd. DM

12%:

250 – 350 Tsd. DM

24%:

100 - 250 Tsd. DM

45%:

bis 100 Tsd. DM

2%:

ohne Vermögen

2%
 Helmut Creutz - Nr. 57

15

% des Gesamtvermögens

% aller Haushalte besitzen
45

%

28,3
24
17,7
16,5

14,3

13,8

12
9,4

8
6

2

3
0

 Helmut Creutz - Nr. 57

16
16

Privatvermögen in Deutschland – Stand 1993
% aller Haushalte besitzen
47%

%

% des Gesamtvermögens

44,8 %

28,3

16,5

9,4% 9%

2

 Helmut Creutz - Nr. 57

0

45

6

3

17

Mrd. €

Zuwachsgrößen im Jahresdurchschnitt
335

Nettolöhne u. -gehälter
Sozialprodukt / BIP

Geldvermögen

127
75

3

9 13

7

19

41

29
14

58

50

13

10

91
18
18

16

Verschuldungsetwicklung in Deutschland
in Prozent des BIP

311%



7.189 Mrd €

langfristiger Trend

 = Spekulationsblase

195%

2.988 Mrd €

Gesamtverschuldung
174%
4.014 Mrd €

102 %

1.565 Mrd €

Unternehmen

88%
1.566 Mrd €

Privathaushalte
55%
39%

844 Mrd €

Staat

599 Mrd €

1991
 Helmut Creutz - Nr.109

70%

94

97

2000

Quelle: Bundesbank - Sonderdruck 4

1.609 Mrd €

03

06
19

Einnahmen und Schulden des Staates
Gebietskörperschaften in Deutschland

Mrd. €
1600

X 23

60%/BIP

1400
1200
1000

SCHULDEN
43%/BIP

800
600

X6

32%/BIP

400

19%/BIP

EINNAHMEN

200
0
1970

1975

 Helmut Creutz - Nr. 036

1980

1985

1990

1995

Quelle: Sachverständigen-Gutachten / Bbk

2000

2005
20

Zinszahlungen und Neukredite
- öffentliche Haushalte Mrd €

75

60
Zinszahlungen p.a.

45

30

15
Neukreditaufnahmen

0
1970

 Helmut Creutz - Nr. 048

75

80

85

90

95

2000

Quelle: SVG 1995 und 2005 / BBK

05

21

Relation der Einkommen zur
Verschuldung
(je Erwerbstätigen bzw. je Haushalt)

Staat
20%

Haushaltseinkommen
Privat
24%

Gesamtschuld
Zinslastanteil

Zinslast: 105€
= 6%

1

Zinslast: 1.140€
= 13%

:

1.700€

1

1.700€

1950
 Helmut Creutz - Nr. 035

:

1
13.700€

Zinslast: 9.700€
= 28%

2
28.700€

1975

1

Unternehmen
56%

:

5

34.500€ 161.700€

2000

Quelle: Bundesbank, Monatsberichte, Sonderveröff. 4

22

Kredit- und Zinskreislauf – Schemadarstellung
(klassisches Modell)
Guthabenzinsen

Geldbesitzer

Bankeinlagen

 Helmut Creutz - Nr. 016

Bankkredite

Bank

Wirtschaft

Kreditzinsen

23

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80

Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:
(pauschal mit 40% der Ausgaben eingesetzt)

60

Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
40
30
20
10
Hh. Gruppen:

 Helmut Creutz - Nr. 059b

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

24

Ausgaben, Zinslasten und Zinserträge der Haushalte
bezogen auf 10 Haushaltsgruppen mit je 3,8 Millionen Haushalten
Bezugsjahr 2000
Tsd. €

80
Ausgaben der Haushaltsgruppen:

70

Zinslasten der Haushaltsgruppen:

60
Zinserträge der Haushaltsgruppen:

50
Zinssaldo der Haushaltsgruppen:

40
+36,5

30
20
10
0

Hh. Gruppen:

0
- 10

 Helmut Creutz - Nr. 059b

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

- 2,9- 5,2 -7,2 -7,3 -8,3 -9,2 -9,3 -8,1 -0,1
Quelle: Bundesbank, EVS u.a. - eigene Umrechnungen

25

Kostenlast-Quoten in % des BIP
% BIP
20%

382 Mrd €
Schuldenzinslast
(Bankzinserträge)

329 Mrd €

15%

10%

Krankenversicherung

25 Mrd €

140 Mrd €
5%

Mineralölimporte

12 Mrd €
4 Mrd €

52 Mrd €
0%
1970

 Helmut Creutz - Nr. 101b

75

80

85

90

95

2000

Quelle: Bundesbank / BMfAuS / StBA

05
26

Zinslast und Arbeitslosigkeit
1970 bis 2005 - ab 1991 Gesamtdeutschland
18,9%

Zinslastquote = Bankzinserträge in % BIP

14,6%
329 Mrd €
4,9 Mio

Bankzinserträge
7,3 %
25 Mrd €
Arbeitslosigkeit in Millionen
0,2 Mio
1970
 Helmut Creutz / Nr. 077

75

80

85

90

95

Quelle: BBK, SVG, Stat. Taschenbuch

2000

05
27

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen
1991-2006

Zunahme in Billionen €
+ 123 Mrd €

Nettolöhne u. -gehälter

+ 233 Mrd €

Bruttolöhne u. -gehälter

Bruttoinlandsprodukt

+ 774 Mrd €

Steueraufkommen

+ 192 Mrd €

Untern. u. Vermögen

+ 255 Mrd €
+ 218 Mrd €

aus Geldvermögen
angesetzter Zinssatz 5%

+ 4.359 Mrd €

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

0

0,5

1

1,5

2
2,5
Billionen €

3

3,5

Quelle: BMAS / 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4/07

4

28

Unterschiedliche Einkommensentwicklungen

1991-2006

Zunahme in %
50%
Nettolöhne u. -gehälter

+ 26%

Bruttolöhne u. -gehälter

+ 34%

+ 50%

Bruttoinlandsprodukt
Steueraufkommen

+ 57%

Untern. u. Vermögen

+ 74%

aus Geldvermögen

+ 141%

angesetzter Zinssatz 5%

Geldvermögensbestand

© Helmut Creutz - Nr. 137 f

+ 141%
0%

50%

100%

Quelle: BMAS/ 07 - BBK Sonderveröffentlichung 4 / 07

150%

29

 Helmut Creutz/Robert Mittelstaedt - Nr. 088

30 30

30

Texterläuterung Titelfolie: Die Alternative
Auf die Frage nach möglichen realistischen Alternativen zu den Problemen
unserer Tage, werden in dieser Power-Point-Produktion Vorstellungen der
so genannten Freiwirtschaftsbewegung wiedergegeben. Diese gehen auf
den Sozialreformer Silvio Gesell zurück ( - ), der neben der Bodenreform,
vor allem eine Reform unseres Geldwesens anstrebte.
Ziel dieser Geldreform ist eine Verstetigung und Sicherung des Geldumlaufs
durch eine konstruktive Umlaufsicherung. Heute wird dieser Geldumlauf
durch ständig positive Zins- und Inflationssätze abgesichert, die jedoch mit
schwerwiegenden Nachteilen verbunden sind: Der Zins lässt Geldvermögen
und Schulden im Übermaß wachsen und verursacht mit seinen
Umverteilungseffekten zunehmende Spannungen zwischen Arm und Reich.
Diese wiederum zwingen alle Volkswirtschaften zu einem dauernden
Wachstum mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Mit einer konstruktiven Umlaufsicherung in Form einer geringen Gebühr auf
die Haltung liquider Zahlungsmittel, könnte dagegen eine verstetigte
Wirtschaftentwicklung eingeleitet werden, die zwar noch wachsen kann,
aber nicht mehr wachsen muss! Denn mit ihr würde die heutige Möglichkeit
unterbunden, Geld durch Zurückhaltung künstlich zu verknappen und damit
den Zins ständig im positiven Bereich zu halten.
Fortsetzung
31

Texterläuterung Titelfolie
Eine konstruktive Umlaufsicherung würde dagegen bewirken, dass der
Zins, im Einklang mit den Sättigungen der Wirtschaft, gegen Null fällt.
Damit würde das übermäßige Wachstum der Geldvermögen nachlassen
und damit auch das der sozialen Spannungen, die sich heute weltweit
immer weiter aufbauen. Außerdem käme es damit zu einer
Übereinstimmung zwischen der herausgegebenen Geldmenge und
derjenigen, die aktiv in der Wirtschaft kursiert. Damit wiederum würde die
Geldmenge direkt steuerbar und Inflationen wie Deflationen vermeidbar.
Diese Umlaufsicherung könnte von der Girobeständen in Höhe von 5 oder
6% auf einfache Weise laufend abgebucht werden. Beim Bargeld wäre es
möglich - falls notwendig - bestimmte Geldscheingrößen zum Umtausch gegen einen
Abschlag aufrufen. Bereits die Ankündigung einer solchen Maßnahme würde
wahrscheinlich zu einer regelmäßigen Anlage überschüssiger Mittel bei den Banken
führen und in deren Folge zu einer Absenkung der Zinsen.

John Maynard Keynes, die diese Anregungen Gesells aufgegriffen hat, war
sogar der Ansicht, dass eine solche Umlaufsicherung „der vernünftigste
Weg sein“ würde, „um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen
des Kapitalismus loszuwerden.“
Fortsetzung
32

Texterläuterung Titelfolie
Mit einer solchen Umlaufsicherung könnte man also erreichen, dass das
Geld als öffentliche Einrichtung anderen öffentlichen Gütern gleich gestellt
wird: Jeder hat das Recht sie zu benutzen, aber niemand das Recht sie zu
blockieren und damit andere an deren Nutzung zu hindern!
Mit einer solchen Gebühr auf die Geldhaltung würden die Unterbrechungen
des Geldverkehrs ähnlich verhindert und der Fluss des Geldes stabilisiert,
wie das heute beim Fluss des Verkehrs auf den Straßen durch Gebühren
der Fall ist. Dass heute die Blockaden des Geldverkehrs durch eine
Freigabeprämie - sprich Zinszahlungn - belohnt wird, widerspricht jeder
Logik und jedem Gerechtigkeitsempfinden!

Ohne diesen entscheidenden Schritt und diese
Korrektur des elementaren Fehlers in unserem
Geldsystem fehlt das wirtschaftliche Fundament
für eine gerechtere und unzerstörte Welt.
Fortsetzung
33

Vertiefung:
Helmut Creutz:
"Das Geld-Syndrom"
614 S.
16,80 Euro
2003 Edition Hathor
ISBN 3-928493-46-9
Das faktenreiche
Standardwerk eröffnet neue
Einsichten in die
Beziehungen zwischen Geld
und den Entwicklungen der
Probleme unserer
Gesellschaft. Es zeigt Wege
zur Überwindung der
geldbezogenen
Fehlstrukturen.

Fortsetzung
34

Vertiefung:

http://www.inwo.de/

http://www.zeitschrift-humanwirtschaft.de/

Fortsetzung
35

Texterläuterung Titelfolie:

Die Krisensymptome von Wirtschaft und Gesellschaft sind in aller Munde:
Reduzierung der sozialen Fürsorge des Staates, Überschuldung, massive
Einsparungen bei Staat und Unternehmen, eine zunehmende Scherenöffnung zwischen verarmenden und immer reicher werdenden sozialen
Schichten, zusammenbrechende Finanzmärkte, um hier nur einige zu
nennen.
Andererseits wachsen Wirtschaft und Sozialprodukt seit Jahrzehnten
permanent weiter. Es werden also eigentlich immer mehr Werte erwirtschaftet. Diese Entwicklung erscheint widersprüchlich, bedrohlich und
scheinbar rätselhaft.
In dem folgenden Vortrag sollen mithilfe von statistischem Anschauungsmaterial offenkundige Ursachen gezeigt werden, die von unseren Meinungsmachern leider tabuisiert werden.
Es wird sich dabei herausstellen, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung
eine widersprüchliche Entwicklung vorliegt, dass es sich in Wirklichkeit
aber um zwingende Folgen bestimmter Eigenschaften unseres Geldsystems handelt. Diese Bedingungen sind aber keineswegs zwingend
erforderlich für eine funktionierende Wirtschaft.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich ein Lösungsansatz, der am Schluss kurz
skizziert werden soll. Er stellt eine Alternative zu Wachstumszwang, Umweltzerstörung und weltweiter sozialer Ungerechtigkeit dar.

erstes Diagramm
36

Texterläuterung Folie 3
In unserer auf permanentes Wachstum angelegten Wirtschaft werden fundamentale
Wachstumsregeln hartnäckig ignoriert.
Diese Grafik zeigt verschiedene Wachstumsentwicklungen in unterschiedlichen
Farben :
Die grüne Kurve stellt ein anfänglich rasches Wachstum dar, das sich dann stabilisiert. Beispiel: Das menschliche Wachstum. Der Mensch wächst im Mutterleib
zunächst ganz rapide und hat auch in den ersten Baby- und Kinder-Jahren noch sehr
hohe Wachstumsraten, die aber nach und nach geringer werden. Mit etwa 20 Jahren
hört der Mensch dann zu wachsen auf.
Die blaue Linie mit dem gleichmäßigen Zuwachs sieht scheinbar harmlos und harmonisch aus. Aber auch vor ihr sei hier schon gewarnt: Das Wachstum, das sie repräsentiert, ist in einer begrenzten Umwelt wie der unseren nicht auf Dauer möglich.
Eine begrenzte Räumlichkeit erlaubt keinen ständigen Zuwachs - z.B von immer
mehr Menschen. Das gilt für alle begrenzten Räume.
Die dritte Kurve stellt dagegen eine besonders beachtenswerte Art des Wachstums
dar. Sie beginnt am Anfang eher harmlos, schießt aber nach einiger Zeit abrupt in die
Höhe und sprengt dann sehr schnell alle Dimensionen. Hier gilt selbstverständlich
erst recht , was wir schon über die blaue Linie gesagt haben: In einem begrenzten
Raum ist kein ständiges Wachstum möglich. Es ist noch weniger möglich, wenn sich
dieses Wachstum wie hier immer mehr beschleunigt. Dann werden die Grenzen des
endlichen verfügbaren Raumes noch rascher erreicht und überschritten.
Diese Kurve zeigt den exponentiellen Wachstumstyp.

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37

Texterläuterung Folie 4

Jedem, der sich mit Ökologie befasst hat, ist der folgende Gesichtspunkt
vertraut:
Ein Organismus kann nur stabil bleiben , wenn sich alle Teile gleichmäßig
entwickeln. Wenn die Krone allein schneller weiter wächst, wird der Stamm den
Baum nicht mehr tragen können und die Wurzeln und der Baum gehen ein.
Daraus leiten sich Regeln ab, die im folgenden zusammengefasst sind:

1. Alle Teile eines gesunden Organismus können nicht schneller wachsen
als das Ganze.
2. In einem begrenzten Raum kann es kein grenzenloses Wachstum geben.
3. Für jedes gesunde und natürliche Wachstum gibt es eine optimale
Obergrenze. [Denken wir etwa an den Menschen, der mit maximal 2 Metern zu
wachsen aufhört.]

4. Alle Entwicklungen, die diesen Gesetzmäßigkeiten nicht entsprechen,
sind zum Zusammenbruch verurteilt.
Stamm, Wurzelwerk und Krone eines Baumes müssen in Übereinstimmung
miteinander wachsen. Bei Überwachstum eines Teils des Ganzen, hier der
Krone, stirbt der gesamte Organismus.
Das gilt nicht nur für biologische Organismen, das gilt auch für die Wirtschaft,
denn sie ist eingebettet in die Gesetze der Natur sowohl in Bezug auf die
Endlichkeit der Räume, als auch über die Endlichkeit der Ressourcen.

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38

Texterläuterung Folie 7

Wenden wir das Gesagte auf das Wachstum im Geldbereich an.
Ein wichtiger Faktor sind hier die Geldvermögensanlagen und ihre Vermehrung durch Zins und Zinseszins.

Der Effekt ist , wie wir hier erkennen können, derselbe wie bei der roten
Kurve von eben:
Es liegt offensichtlich
kein lineares Wachstum vor wie z.B. bei der Reihe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
sondern ein exponentielles in Verdoppelungsschritten wie bei:
1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 -.
Die Kurve, die es abbildet, schießt automatisch immer rascher in die Höhe.
Auf Dauer und in der Realität ist ein derartiges Wachstum nicht möglich. Es
führt unweigerlich nach einer bestimmten Zeit zum Kollaps des davon
betroffenen Systems.

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39

Texterläuterung Folie 9

Nehmen wir einige konkrete Beispiele für die Entwicklung von
Geldanlagen.
Angenommen ist hier eine Anlage von 10.000 Euro - der schwarze Balken.
Wenn diese Summe in der Schublade aufbewahrt wird, bleiben es 10.000
Euro über jeden Zeitraum hinaus.
Wenn wir die Summe aber gegen 3% Zinsen bei der Bank anlegen, wird
nach 50 Jahren bereits das Vierfache daraus. Wenn wir nun statt 3 Prozent
einen Zinssatz von 6% annehmen, verdoppelt sich der Effekt nicht einfach
wie vielleicht erwartet, sondern er vervierfacht sich bereits. Erhöht sich der
Zins nochmals um den gleichen, scheinbar geringen Prozentsatz, also von
6 auf 9% so erhielte der Geldbesitzer im gleichen Zeitraum schon das 74fache seiner Einlage.
Wir sehen daran nebenbei auch, in welchem Maße Zinsveränderungen im
höheren Zinsraum dramatischer sind als im niedrigen. Ein Anstieg von 1%
auf 2% ist fast belanglos, aber ein Anstieg von 6% auf 7% oder von 9% auf
10% hat enorme Effekte in der Entwicklung.
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Texterläuterung Folie 10

Nochmals zur Verdeutlichung ein Beispiel für die Besonderheit des
exponentiellen Wachstums:
Jemand sucht einen Job für ein halbes Jahr und bekommt zwei Angebote.
Das erste garantiert 1000 Euro Auszahlung pro Woche, das zweite in der
ersten Woche nur einen kläglichen Cent, in der zweiten Woche dann 2 Cent,
in der dritten 4 Cent, in der 4. Woche 8 - immer den doppelten Betrag der
jeweils vorangegangenen Woche. Der Jobsucher wäre natürlich besser
bedient, wenn er das zweite Angebot annehmen würde - die Firma, die ihn
einstellt, dafür umso weniger:
Nach der 12. Woche hätte er in diesem Modell zwar erst 41 Euro verdient,
während er im anderen Fall bereits über 12.000 Euro verfügen könnte. Aber
nach der 21. Woche hätte er dann bereits gleichgezogen. In der Woche
zuvor hatte er gerade erst die Hälfte der Einnahmen von Angebot A gehabt.
Nach 26 Wochen - also nach einem halben Jahr - wäre sein
Gesamtverdienst dann schon bei 671.000 Euro angekommen, statt den
vergleichsweise kläglichen 26.000 € des linearen Lohnmodells. Wir sehen
noch einmal, wie sich die Entwicklung, die so harmlos beginnt,
aufschaukelt.
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41

Texterläuterung Folie 11

Nehmen wir jetzt an, das Experiment liefe 39 Wochen, also ein
Dreivierteljahr:
In Modell B läge dann der Gesamtverdienst bereits bei 5,5 Mrd.
Wenn dieses System ein ganzes Jahr laufen würde, besäße unser
Jobsucher schließlich schon das 22fache des deutschen BruttoInlandprodukts, nämlich 45.000 Milliarden €.

Wenn wir davon ausgehen, dass unserem Geldsystem mit Zins und
Zinseszins vom Prinzip her der gleiche Mechanismus zugrundeliegt, stellt
sich die Frage:

Wie kann das überhaupt funktionieren - wo
kommt das Geld für dieses ungeheure
Einkommenswachstum her ?
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42

Texterläuterung Folie 12

Um die soeben gestellte Frage beantworten zu können, vergleichen
wir zunächst, wie sich die Geldvermögen, bzw. Schulden im
Vergleich zur Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelt haben.

Wären Geldvermögen im Vergleich mit einer Münze die Kopfseite,
so müssten Schulden als deren untrennbare Kehrseite erscheinen:
die Zahl.
Guthaben stehen nämlich immer entsprechende Kredite gegenüber.
Geldvermögen und Schulden sind also identische Größen.
Das Sozialprodukt ist seit den 50er Jahren auf das 7-fache gestiegen und
zwar in realen, inflationsbereinigten Zahlen. 7-fach bedeutet: wir
produzieren und verbrauchen 7-mal so viel wie damals.
(Wir werfen auch 7-mal so viel weg.)

Fortsetzung
43

Fortsetzung Texterläuterung Folie 12

Die Geldvermögen dagegen sind auf das 32-fache angestiegen und sie
haben, wie wir gut erkennen können, die Tendenz zu exponentiellem
Wachstum. Es ist nicht so unverfälscht wie in den rein rechnerischen
Beispielen, weil Menschen auch immer wieder Geldvermögen abheben und
verbrauchen, aber im Prinzip nimmt dieser Bereich exponentiell zu und
zwar um so deutlicher je älter die Wirtschaftsperiode wird. Immer mehr
Zinseinkünfte können dann wieder angelegt werden. Wir sehen hier das
Anwachsen der Geldvermögen und Schulden und auch der Zinsen als
Folge.
Die Zinskurve sieht hier zwar recht bescheiden aus, aber im Verhältnis zum
Sozialprodukt sind die Zinsen bereits auf 1/5 angewachsen. Wenn wir uns
vorstellen, das Sozialprodukt hätte sich etwa auf dem Niveau von 1970
stabilisiert und wäre nicht mehr gewachsen, dann würden die Zinsen heute
schon die Hälfte des Sozialprodukts beanspruchen. Daran zeigt sich, dass
wir ständig versuchen müssen, unsere Wirtschaftsleistung zu steigern,
damit wir diesem Problem aus dem Weg gehen. Das ist zwar immer weniger
möglich, weil die Zinsen rascher wachsen als die Wirtschaftsleistung, aber
es ist ein zunächst noch wirksamer Versuch, unser Wirtschaftssystem vor
dem Ersticken zu bewahren.
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44

Texterläuterung Folie 13

Wem gehören nun diese anschwellenden Geldvermögen? Wer kann immer
mehr Werte verzinslich anlegen und damit die exponentielle Wachstumsrakete
für sich zünden ?
Die Statistik unterscheidet drei Sektoren, nämlich Staat, Unternehmen und
Privathaushalte. Wir können hier erkennen, in welchem Verhältnis sich deren
Vermögen aufteilen:
Sie sind jeweils in Prozenten des Sozialproduktes aufgetragen. Wenn wir
dieses auf 100% festlegen, dann sehen wir, dass die Geldvermögen und
Schulden 1950 noch bei 60% lagen. Auf 1 Mark des Sozialprodukts kamen
damals 60 Pfennig Schulden und Geldvermögen. Heute kommen auf 1 €
Sozialprodukt bereits 3 € Schulden oder Geldvermögen. Den größten Zuwachs
hatten die privaten Haushalte zu verzeichnen.
Auch bei den Unternehmen ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten
20 Jahren zu erkennen. Der Staat, der am Anfang noch bei einem Drittel lag, ist
nach 1960 relativ immer ärmer geworden. Heute liegt er nur noch bei 6% der
gesamten Geldvermögensmasse. 2/3 der Geldvermögen befinden sich in
Händen der Privathaushalte. Das ist im Grunde ja auch gut und richtig , denn
die Menschen, die hinter den Privathaushalten stehen, sind ja in der Regel die
arbeitenden und die sollten die Vermögen auch bekommen.
Vergleicht man übrigens die Breite der jeweiligen Anteilsfelder in den beiden
Bereichen, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass Vermögen und
Schulden sich jeweils recht verschieden auf die drei Gruppen verteilen.
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Texterläuterung Folie14

Eine ergänzende Frage ist: auf was verteilen sich eigentlich die
Vermögen der sogenannten Privathaushalte ? Das ist auf der
folgenden Grafik zu sehen.
Hier sind die gesamten privaten Vermögensbestandteile aufgeführt Immobilien, Geldanlagen, Betriebsvermögen.
Die Geldanlagen machen etwa ein Drittel, 32%, aus. Gut die Hälfte
besteht aus Immobilien. Hier sei allerdings gleich hinzugefügt, dass
sich diese Immobilien nicht etwa bei der Hälfte der Bevölkerung
befinden. Das Gros der Bevölkerung hat gar keine. Alle Immobilien
zusammen gehören nur etwa einem Viertel der Bevölkerung.
Die Gesamtsumme dieser privaten Vermögen ist beträchtlich. Sie
lag im Jahre 1983 schon bei 9.920 Mrd. DM.
Eine Vermögensbefragung der Bevölkerungsgruppen findet alle 5
Jahre statt. Die Verteilungsstatistik zeigt interessante Ergebnisse
(Bild 14).
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46

Texterläuterung Folie15

Wir sehen 7 verschiedene Haushaltsgruppen:
Die ersten beiden Gruppen stellen ungefähr die Hälfte der Bevölkerung dar,
haben aber nur knapp 10% des gesamten Vermögens in der Hand, wobei
das Gros dieser Vermögen in Immobilien besteht - etwa in einem geerbten
Familienhäuschen - sonst wäre der Prozentsatz noch wesentlich kleiner.
Das Gros der Vermögen konzentriert sich auf die letzten beiden Gruppen
mit rund 50%.
Wenn man berücksichtigt, dass die grafische Darstellung nur bis 5 Mill-ionen reicht, dann hat ein Milliardär bereits eine die Dimensionen sprengende Vermögenssäule, die 200mal so hoch ist wie die höchste Säule in
dieser Grafik.

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47

Texterläuterung Folie 16/17

Gut die Hälfte des gesamten privaten Vermögens
befindet sich damit in den Händen von 10% der
Bevölkerung !
90% der Bevölkerung halten die andere Hälfte !

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48

Texterläuterung Folie 18

Diese Grafik vergleicht nun die jährlichen Zuwachsraten in den
Bereichen Geldvermögen, Sozialprodukt und Nettolöhne.
In den ersten zwei Jahrzehnten ist zu erkennen, dass das Verhältnis
der Zuwachsraten von Nettolöhnen und Geldvermögen damals etwa
1:3 war. Inzwischen ist es auf 1:50 angestiegen. Und das aus
folgendem Grund:

Das Sozialprodukt wächst in etwa linear weiter, die Nettolöhne
fallen aber seit den 80er Jahren tendenziell zurück. Sie sind zwar
auch noch gewachsen, aber in immer kleineren Raten. Das heißt,
die Arbeitenden sind netto immer weniger an der Wirtschaftsleistung und an deren Steigerung beteiligt.
Dementsprechend mehr wird darauf verwendet, die exponentiell
explodierenden Geldvermögensansprüche zu bedienen. Der ganze
Zuwachs an Nettolöhnen würde übrigens nicht ausreichen, um die
zusätzlichen Zinsansprüche der Geldvermögen abzudecken. Bei
einem Zinssatz von 5% beliefen die sich auf etwa 32 Milliarden. Die
Nettolöhne sind aber nur um 13 Milliarden gewachsen.
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Texterläuterung Folie 19

Warum ist nun die Geldvermögensentwicklung so dramatisch?
Zunächst - wie schon angesprochen - weil die Zinsströme immer
größer werden.
Andererseits stehen ja hinter den Geldvermögen gleich hohe Schuldenbeträge . Die Schulden können nicht nur in dem selben Maß
wachsen wie die Geldvermögen, sondern sie 'müssen' es. Denn alle
Ersparnisse, die man aus seinen Einnahmen beiseite legt, können
nicht nur einem anderen geliehen werden, sondern ein anderer
'muss' sie sich ausleihen, um den Geldkreislauf zu schließen. Das
Geld würde sonst im Kreislauf fehlen und katastrophale Produktionsrückgänge, Verknappungen und entsprechende gesamtwirtschaftliche Preisanstiege wären die Folge.
Also muss alles Geld, das nicht für den Konsum gebraucht wird,
systematisch über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch dieser Umweg über Kredite erzeugt
andererseits auch einen immer größeren Zinssog.
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50

Texterläuterung Folie 20

Auch die Verschuldungsentwicklung, die hier für die Jahre
1991-2000 in % des BIP wiedergegeben wird, ist äußerst interessant.
Man erkennt, dass sich die Verschuldung in diesem Zeitraum um
die Hälfte erhöht hat, d.h. sie ist von rund 200% auf rund 300% des
Sozialproduktes angestiegen.
Bei den Unternehmen hat sie besonders stark zugenommen, nämlich um 2/3, bei den Privathaushalten um etwa 1/3 und beim Staat
ebenfalls um 1/3.
In den letzten Jahren hat der Staat seine Verschuldung abbremsen
können, da ihn die Maastricht-Kriterien zum Einsparen gezwungen
haben - eine Maßnahme, die in der Öffentlichkeit fälschlich, aber
propagandistisch wirksam immer wieder 'Sparen' genannt wird, obwohl das nicht zutrifft. Es handelt sich ja eigentlich um die Reduzierung von Ausgaben, nicht um das Zurücklegen oder Anlegen von
Überschüssen.
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Texterläuterung Folie 21

Erinnern wir uns an das vorhin genannte Prinzip des Geldkreislaufs
in unserer Wirtschaft: Irgendjemand muss Schulden machen, um
überschüssiges Geld anderer im Kreislauf zu halten. Sonst droht
das System in einer Deflation zu kollabieren.
Deflation bedeutet, dass die umlaufende Geldmenge zu gering ist in
Relation zu den produzierten Gütern. Nicht die eigentlich vorhandene - davon ist genug da -, sondern die nachfragende Menge.
Wenn der Staat weniger Schulden macht, muss also ein anderer
einspringen, ob das Privathaushalte sind, die auf Kredit einkaufen
oder Unternehmen, die mehr Schulden aufnehmen. Irgend jemand
muss es tun. Oder man muss im Ausland Kreditnehmer finden, d.h.
letztlich das Grundproblem globalisieren.

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52

Fortsetzung Texterläuterung Folie 21
Wenn wir uns den Staat und seine Verschuldung genauer ansehen, dann zeigt sich
uns die gleiche Scherenöffnung wie bei der Gesamtentwicklung. Bis etwa 1972
verlief die Entwicklung von Einnahmen und Schulden parallel . Solange die Schulden
nicht rascher steigen als die Gesamtentwicklung, gibt es keine Probleme. Wenn sie
aber rascher steigen - wie hier seit 1974 -, dann öffnet sich die Schere zwischen
beiden immer mehr. Im erfassten Zeitraum nehmen sie auf das 20-fache zu und die
Einnahmen nur auf das 6-fache. Das erklärt, weshalb unsere öffentlichen Haushalte
heute mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Auch gemessen am Sozialprodukt sind die Schulden prozentual von 19 auf 60%
gestiegen. Sie wären noch rascher gestiegen, wenn man die Länder mit den
Maastricht-Kriterien nicht auch zur Reduzierung ihrer Kreditaufnahme gezwungen
hätte. Mit Maastricht wurde versucht, den Deckel auf dem Kessel zu behalten, aber
damit ist das Problem nicht gelöst. Wenn man den Deckel draufhält, wird die
Explosionsgefahr noch größer, als wenn man den Deckel vom Kessel
herunternimmt. Deshalb nützt es nichts, wenn der Staat einspart, es müssen dann
eben andere Schulden machen. Wenn das auch nicht geschieht, dann führt es dazu,
dass immer größere Spekulationsblasen entstehen. Wenn die Geldbesitzer ihr Geld
nicht mehr gewinnbringend anlegen können, dann versuchen sie, die Gewinne durch
Spekulation zu machen. Und dann kommt es zu Crashs oder Boden- und sonstigen
Spekulationswellen.
Deshalb kommt man um das Problem nicht herum, wenn die Lösung nicht auf der
Ursachenebene ansetzt. Oder - um bei dem gewählten Bild zu bleiben - wenn man die
Flamme nicht reduziert, die den Kessel zum Überkochen bringt.

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Fortsetzung Texterläuterung
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Fortsetzung Texterläuterung Folie 21

An der Staatsverschuldung ist die Tatsache aufschlussreich, dass die Aufnahme von
Krediten durch den Staat fast identisch ist mit den gezahlten Zinsen.
Die Zinskurve in Rot zeigt verschiedene Anstiegsphasen, diese wiederum spiegeln
die Zinssätze. Wenn die Zinsen steigen, steigen die Schuldenlasten, weil eine
Schuld, die mit einem höheren Zinssatz bedient werden muss, natürlich auch stärker
zu Buche schlägt .
Wichtig ist hier aber vor allem der Vergleich mit der Neukreditaufnahme des Staates,
die in der weißen Kurve wiedergegeben ist. Man sieht hier, dass diese manchmal
höher und manchmal niedriger als die Kurve der gezahlten Zinsen liegt. Insgesamt
gesehen gleicht sich das aber in etwa aus.
Es bestätigt sich also, dass der Staat in den letzten dreißig Jahren fast genauso
viele neue Schulden aufgenommen hat, wie er Zinsen gezahlt hat.
Das heißt konkret, dass er mit dem zusätzlich aufgenommenen Geld gar nichts
zusätzliches tun konnte. Er hat keinen zusätzlichen Arbeitsplatz, keine zusätzliche
Investitionen finanzieren können. Alle Kreditaufnahmen sind in den Zinsendienst
geflossen. Was man den Ländern der Dritten Welt vorgeworfen hat, hat man selbst
praktiziert. Die Schuldenaufnahme hat nichts gebracht außer höheren Zinslasten.
Aber einigen hat es etwas gebracht, nämlich denjenigen, die dem Staat Geld
geliehen haben; sie sind durch die vom Staat hierfür gezahlten Zinsen um genau
2.000 Milliarden reicher geworden und der Staat, also die Gemeinschaft,
dementsprechend ärmer.
Es hat also im Wesentlichen nur einen permanenten Reichtumssog von den
Steuerzahlern zu den Besitzenden gegeben.

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54

Texterläuterung Folie 22

Umgerechnet auf die einzelnen Haushalte oder Erwerbstätigen - deren
Zahlen sind etwa gleich hoch - wird dieser ungeheuerliche Vorgang noch
deutlicher. Zu sehen sind hier die Schuldensäulen für die Jahre 1950, 1975
und 2000. Das Verhältnis zwischen den verfügbaren Einkommen der
Haushalte und dem Schuldenanteil, den man rechnerisch auf jedes Jahr
umlegen kann, hat sich von 1:1 in 1:5 verwandelt.
D.h. heute ist jeder Erwerbstätige mit 5-mal so hohen Schulden belastet wie
1950. Und entsprechend verliert auch jeder Haushalt jedes Jahr mehr an
Einkünften, die er für Zinsen bezahlen muss.
'Verfügbares Einkommen' wird ja das genannt, worüber ein Haushalt
verfügen kann. Es resultiert aus Nettolöhnen, aus staatlichen Transfers
(Kindergeld, Mutterschaftsgeld usw.) sowie aus Vermögenseinkommen.
1950 musste jeder Erwerbstätige im Schnitt noch etwa 3 Wochen für den
Schuldendienst arbeiten, inzwischen sind es mehr als 13 (also mehr als ein
Vierteljahr).
Und das betrifft nur die Zinsen für Geldvermögen. Hinzu kommen aber
noch die Zinsen für schuldenfreie Sachvermögen. Denn auch wer ohne
Kreditaufnahme ein Mietshaus baut oder ein Unternehmen gründet, will ja
Zinsen für das Geld haben, das er dabei investiert hat, also für sein
Eigenkapital. Er will dafür natürlich mindestens so viel, wie er für eine
entsprechende Einlage bei der Bank bekäme, plus in der Regel einen
Aufschlag von 1-3% für das eingegangene Risiko.
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Fortsetzung Texterläuterung
55

Fortsetzung Texterläuterung Folie 22

Diese Verzinsungsansprüche werden von den Statistiken gar nicht erfasst ,
können aber anhand anderer Werte in etwa ermittelt werden. Es käme nach
den Berechnungen von Helmut Creutz mindestens noch einmal ein Betrag
hinzu, der die Hälfte der rein schuldenbezogenen Zinsen ausmacht. Statt
von 28% Zinsanteil wäre dann von bis zu 42% auszugehen.
Das bedeutet, dass wir heute mit jedem ausgegebenen Euro im Schnitt ohne es zu wissen - 42 Cent Zinsen zahlen. Natürlich ist dies eine Durch
schnittszahl. Bei Produkten, die arbeitsintensiv sind, ist sie niedriger. Beim
Korbflechter beispielsweise, der mit seinen Händen Körbe flicht und keine
Maschinen hat, bestehen die Preise überwiegend aus dem Lohnanteil und
einem geringen Kapitalanteil, aber bei Mineralölprodukten oder bei Mieten
liegt der Anteil der Zinsen im Preis bei 70-80%.
Fatalerweise sind sich nur die Wenigsten dieses Zusammenhangs bewusst.
Jeder freut sich doch über die eigenen Zinserträge, die ihm jedes Jahr aus
seine Geldanlagen von der Bank ausgezahlt werden.

rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
56

Texterläuterung Folie 23

Wir wissen inzwischen , dass das Gros der Ersparnisse über Kredite an die
Wirtschaft geht ein nicht kleiner Teil auch an den Staat und deren
Verschuldung darstellt,. Die Kreditnehmer begleichen die Zinsforderungen
dann bei der Bank und die Bank schreibt die eigentlichen Zinsen nach
Abzug der Bankmarge, also der Bankvermittlungskosten, dem Sparer gut.
Die Kreditnehmer in der Wirtschaft, müssen also nicht nur die Personalund Materialkosten in ihre Preise einrechnen, sondern auch die
Kapitalkosten, die geschuldeten Zinsen, wenn sie wirtschaftlich überleben
wollen. D.h. in allen Preisen stecken, wie schon einmal gesagt, Zinsen, die
wir mitbezahlen, auch wenn wir selbst gar keine Schulden gemacht haben.
Die weit verbreitete Annahme, dass man nur Zinsen zahlen muss, wenn
man selbst Schulden gemacht hat, ist also ein Irrtum. Jeder bezahlt - wie
gesagt - etwa 42% an Zinsen pro ausgegebenem Euro .
Andererseits bekommen viele ja insgesamt gesehen auch Zinsen zurück.
Dadurch wird die Gesamthöhe der direkten und indirekten Zinsausgaben
der Haushalte etwas abgedämpft. Die Einkünfte aus dem Reservoir der
Zinszahlungen, aus dem das Geld zurückfließt, orientieren sich ihrerseits
natürlich an den Vermögensverhältnissen - die haben wir ja vorhin in Grafik
14 (Privatvermögen in D) gesehen - und sie konzentrieren sich damit immer
mehr bei einer kleinen Minderheit von Geldbesitzern.
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nächstes Diagramm
57

Texterläuterung Folie 24/25

Wenn man nun Zinslasten und Zinserträge miteinander verrechnet, stellt
sich heraus, dass die Zinszahlungen (schwarze Säulen) bei den ersten acht
Haushaltsgruppen höher sind als das, was sie an Zinsen auf eigene
Vermögensbestände zurückbekommen.
Am größten ist der Unterschied natürlich bei den ersten Gruppen, die
überhaupt kein oder nur wenig Vermögen haben. Bei der neunten Gruppe
dagegen gleichen sich die Zinseinnahmen mit den Zinsausgaben erstmals
aus, weder verliert sie, noch gewinnt sie.
Bei der 10. Gruppe schlagen sich die Verluste der ersten 8
Haushaltsgruppen dann als Gewinn nieder. Bei ihr liegen also die
Zinseinkünfte deutlich höher als die Zinslasten. Der Überschuss dieser
Gruppe, der Saldo, entspricht den Verlusten der Mehrheit der Bevölkerung.
Ganz konkret, es besteht ein ständiger Netto-Zinssog von der Mehrheit der
Bevölkerung zu der kleinen Minderheit, die über entsprechende
Vermögenswerte verfügt.

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nächstes Diagramm
58

Texterläuterung Folie 26

Betrachtet man die gesamte Schuldenzinslast genauer, dann lag sie im Jahr
2000 bei 724 Mrd. DM gegenüber 49 Mrd. DM im Jahr 1970. Sie hat sich also in
diesen 30 Jahren verfünfzehnfacht. Auch hier zeigen sich wieder deutlich
Anstiegsphasen von unterschiedlicher Steilheit. Sie spiegeln die Zinsentwicklung wider.
Konkret heißt das, dass sich z.B. in den Jahren, 78-82 oder 88-92, die
Schuldenzinslasten jeweils verdoppelt haben. Die immensen Schuldenlasten,
die sich inzwischen ergeben, schlagen sich in den diversen Einsparungszwängen nieder. Die Unternehmer müssen einsparen und können dies nur im
Bereich der Beschäftigten tun, oder sie müssen Investitionen zurückstellen,
was dann auch bei anderen Betrieben zu Arbeitslosigkeit führt.
Den Firmen Vorwürfe zu machen, dass sie Entlassungen vornehmen, ist
vordergründig und einseitig. Wir haben hier fundamentale Grundgegebenheiten unseres Systems gesehen, zu denen die Unternehmen gegenwärtig gar
keine Alternative haben.
An der ständig steigenden Zahl der Pleiten ist erkennbar, dass die Firmen
selber versuchen müssen, zu überleben. Die Pleitezahlen steigen jeweils mit
den Zinsen an. Wenn durch steigende Zinsen die Schuldenlast plötzlich größer
wird, ist ein 'Sparzwang' vorhanden -, Unternehmen müssen versuchen, andere
Kosten zu reduzieren. Deshalb ist es Unsinn, bei den Firmen anzusetzen. Sie
haben selbst zunehmende Schwierigkeiten, die geschilderte zwangsläufige
Entwicklung zu überstehen.

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nächstes Diagramm
59

Texterläuterung Folie 27

Dasselbe Schaubild noch einmal: diesmal mit den Zinserträgen der Banken
und den verschiedenen Anstiegsphasen.
Zunächst noch einmal die Zinskurve (grau) zur Erklärung, wie die
Bankzinserträge ansteigen und noch eine weitere Kurve (rot) mit der
Zinslastquote.
Die Zinslastquote ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, also die
beglichenen Schuldenzinslasten aller Schuldner mit dem Sozialprodukt
vergleicht. Da aber nun bei steigenden Zinsen das Sozialprodukt langsamer
wächst, wirken sich diese Anstiege noch stärker auf die Zinslastquote aus.
Sie schiesst in die Höhe und fällt dann aber auch steil zurück, wenn die
Zinsen wieder sinken.

Die Zinslastquote zeigt den Spielraum der Wirtschaft. Wir sehen aber auch,
dass die Zinslastquote nach einem kurzen Einbruch insgesamt immer
weiter gestiegen ist. Das weist auf die Tatsache hin, dass die Vorteile
steigender Zinsen von den übermässig steigenden Schulden aufgefressen
werden.

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Fortsetzung Texterläuterung
60

Fortsetzung Texterläuterung Folie 27

Während dieser Vorteil in den beiden Krisenphasen der früheren Jahrzehnte noch zu Buche schlug, sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führte, steigt die Arbeitslosigkeit heute weiter an und konnte in all
den Jahren nur durch Kürzungen der Löhne reduziert werden. Denn man
kann das Sozialprodukt nur einmal verteilen und wenn das Geldkapital und
die daraus resultierenden Schuldzinsansprüche, wie wir gesehen haben,
schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung, ja wenn sie geradezu explodieren, dann bleibt auf der anderen Seite entsprechend weniger übrig.
Was ergibt sich daraus für den Staat?
Der Staat, der bisher in der Lage war, das sogenannte soziale Netz zu finanzieren, kann das immer weniger. Einmal, weil seine Einnahmen auch
einbrechen, wenn viele Firmen bankrott gehen oder drastische Rückgänge
in den Umsätzen haben, zum anderen aber auch, weil er laufend höhere
Kosten bedienen muss aufgrund der zunehmenden Arbeitslosenzahlen und
der eigenen Schuldenlast.
Der Bezug dieser Entwicklungen zum jeweiligen Stand der Arbeitslosigkeit
erschließt sich aus der Betrachtung von selbst.
rück Texterläuterung

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nächstes Diagramm
61

Texterläuterung Folie 28/29

Schauen wir uns zum Schluss noch einen aufschlussreichen Vergleich
auseinanderdriftender Entwicklungen in der Volkswirtschaft an.
Maßgebend ist das Sozialprodukt, das immerhin um 50% stieg. Maßgebend
deswegen: wenn die Gesamtleistung um 50% steigt, dann könnten
theoretisch alle Löhne, alle Gewinne, die Staatseinnahmen - alles um 50%
steigen, bzw. es könnten 50% mehr an die verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen verteilt werden.
Aber was ist tatsächlich geschehen? Als erstes fällt auf, dass die
Nettolöhne nur um 26% gestiegen sind, also praktisch nur um die Hälfte
des Zuwachses. Die Bruttolöhne waren bereits um 1/3 zurück geblieben.
Der Staat hat seine Einnahmen etwas erhöhen können. Aber ganz aus dem
Rahmen fallen die Bankzinserträge und die Geldvermögen mit 141%.
Rechnet man das anhand der angegeben Summen um, dann kommt man zu
folgendem Ergebnis:
wenn sich die Bankzinserträge auch nur um 50% vergrößert hätten, dann
wäre es möglich gewesen, auch die drei Posten - Netto-, Bruttolöhne,
Unternehmenseinkommen - auf 50% zu erhöhen.
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Texterläuterung Folie 30

An dieser Stelle drängt sich nun die Frage auf, wie diese Tendenz zur
explosiven Ausdehnung der Zinserträge und Geldvermögen mit ihren
fatalen Folgen eingedämmt werden kann.
Der Gesamtzusammenhang ist vielleicht am anschaulichsten mit diesem
Zahlenräderwerk darzustellen. Wir sehen im linken Teil den Kreislauf des
Geldbereichs und daneben zwei Halbkreise (unten und oben), die den
Realbereich darstellen. Für den Geldbereich gilt, wie wir jetzt wissen, dass
die Geldvermögen durch das Zinssystem überproportional zunehmen,
jährlich mit 7-8%. Folge dieser gewaltigen Ansammlung von Geldvermögen,
die nach weiterer Verwertung streben, da sie jede Konsummöglichkeit
übersteigen, ist die erhöhte Kreditvergabe in der Wirtschaft - Daraus
ergeben sich höhere Zinslasten, die die Wirtschaft wiederum erarbeiten
muss. Denn nur in der Wirtschaft werden Werte erarbeitet, die anschließend
zur Verteilung kommen können. Damit aber steigen auf der anderen Seite
die Zinszuwächse bei den Geldbesitzern und die Geldvermögen werden
immer grösser. Wir haben hier einen Prozess, der sich selbst immer mehr
aufschaukelt. Die Kybernetiker sprechen von einem 'positiv
rückgekoppelten Regelkreis'. Derartige Regelkreise können nur kollabieren.
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Fortsetzung Texterläuterung
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Fortsetzung Texterläuterung Folie 30

Folge ist, dass durch die immer höheren Zinsleistungen für den Rest der
Gesellschaft immer weniger übrig bleibt. Die Gewinne und die Löhne
sinken.
Ergebnis der sinkenden Löhne und Gewinne sind Pleiten, Armut,
Arbeitslosigkeit, Preisanstiege, soziale Spannungen. Und wenn die sich
weiter aufschaukeln, was aufgrund der ständigen Umverteilung
unvermeidbar ist, dann wird dies auch zum Platzen des Kessels führen,
vom Generalstreik, zu Aufständen bis hin zum Bürgerkrieg oder Krieg. Der
bisherige Ausweg aus dem Dilemma war ständiges Wirtschaftswachstum.
Es ist der Versuch, durch immer weitere Vergrößerung des Sozialprodukts
mit diesen Spannungen fertig zu werden. Aber dieser Ausweg ist aufgrund
der Endlichkeit der Erde und der Ressourcen - nicht zuletzt aber auch
wegen der exponentiellen Wachstumsdynamik der Geldvermögen auch
verbaut.
Aus dieser Entwicklung ergeben sich natürlich auch zunehmende
internationale Spannungen, die, wie am Golf, sich bereits in kriegerischen
Interessenkonflikten um die knapper werdenden Ressourcen entladen.
Auch beim Wasser zeichnen sich schon die ersten Konflikte ab.
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