Wiener Moderne

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Wiener
Moderne
Tejmlov
2006
Historischer Hintergrund
Franz Joseph I. (* 18.8. 1830, 
21.11. 1916)
Kaiser von Österreich (18481916), König
von Ungarn (18671916), Neffe von
Ferdinand I., Enkel von Franz II., Onkel von
Franz Ferdinand, 1854 mit Elisabeth; trat
1848 nach Abdankung seines Onkels die
Regierung an. Er hob die Verfassungszugeständnisse von 1849 auf (1851) und
regierte im absolutistischen Sinn
(Zentralismus, klerikale Kirchenpolitik). Die
Niederlagen im Sardinisch-FranzösischÖsterreichischen Krieg (1859) leiteten eine
Wende zu konstitutionellen Formen ein
(Oktoberdiplom 1860, Februarpatent 1861).
Der Verlust der Vorherrschaft in Deutschland
nach dem Deutschen Krieg 1866 zwang zur
Verständigung mit Ungarn; der Ausgleich von
1867 schuf eine Realunion von Österreich
und Ungarn. Seitdem orientierte er sich an
der dualistischen Verfassung. Seine
Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse trug
mit zu der Krisenkonstellation bei, die in den
Ersten Weltkrieg mündete.
© Meyers Lexikonverlag, Mannheim 2004
Foto: Archiv Verlag Styria
Wiener Ringstraße
1857 fiel der Entschluss zur Auflassung der städtischen Befestigungen. Bis heute
verbindet man den Namen Wiens international mit dem Begriff der "Ringstraße", der
damals auf diesem Gebiet angelegten Prachtstraße, an der eine Reihe öffentlicher
Gebäude entstanden. Geprägt von dem damals neuen Baustil des Historismus,
entstanden hier Ministerien, Museen, die Hof- bzw. heutige Staatsoper, das
Reichsratsgebäude (heute Parlamentsitz), die neue Universität und vieles andere
mehr. Um die Jahrhundertwende wurde eine große Kommunalisierungswelle
eingesetzt. Dies galt insbesondere für die Verkehrseinrichtungen, die Elektrizitätswie auch die Gasversorgung der Stadt.
Im Volksgarten:
Kaiserin-Elisabeth-Denkmal
Friedrich Ohmann/Hans Bitterlich, 1907
Kunsthistorisches Museum
Semper/Hasenauer, 1871-1880
Gustav u. Ernst Klimt: Allegorie der bildenden Kunst, vor 1891
Wiener Sezession
Künstlervereinigung, die sich 1897 von der »Genossenschaft der
bildenden Künstler Wiens Künstlerhaus« abspaltete,
Präsident: G.Klimt; unterhielt Verbindung zum Ausland,
entwickelte jedoch einen eigenen Stil v.a. unterJ.Hoffmann.
1905 traten Klimt u.a. Mitglieder aus, womit die Glanzzeit der
Wiener Sezession zu Ende ging.
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Joseph Maria Olbrich: Secession, 1898
Gustav Klimt
*Baumgarten (heute zu Wien)
14.7. 1862, Wien 6.2. 1918;
Mitbegründer der Berliner Sezession
(1898); Hauptvertreter des
österreichischen Jugendstils, leitete
18971905 die von ihm
mitbegründete »Wiener Sezession«.
Klimt schuf zartfarbige Kompositionen
meist symbolischer Bedeutung, in
deren flächenhaftem, mosaikartigem
Stil sich Figürliches mit
Jugendstilornamentik zu dekorativen
Wirkungen verbindet. In seinen
Zeichnungen und Gemälden
dominieren erotische Motive.
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Gustav Klimt
Judith I., 1901
Pallas Athene, 1898
Sigmund Freud
Österreichischer Nervenarzt, *Příbor/Freiberg 6.5.
1856, London 23.9. 1939, Vater von Anna Freud;
seit 1902 Professor in Wien, dort psychotherapeutische
Tätigkeit, emigrierte 1938 nach London. Freud betrieb
zuerst hirnanatomische Forschungen und entdeckte vor
K.Koller die schmerzbetäubende Wirkung des Kokains.
In Zusammenarbeit mit J.Breuer entwickelte er ein
Verfahren zur Heilung seelischer Krankheiten durch
»Abreaktion« verdrängter traumatischer Erfahrungen, den
ersten Ansatz zu der von ihm entwickelten
Psychoanalyse, mit der er trotz vielfacher Anfeindungen
weltweiten Einfluss auf die Entwicklung der
psychotherapeutischen Behandlung gewann. Deren
theoretische Bedeutung liegt in der Erweiterung der
älteren Psychologie durch die Einbeziehung des
Unbewussten und den daraus folgenden neuen
Einsichten in die Triebdynamik. Als Haupttrieb
menschlichen Verhaltens nahm Freud die Libido an,
später als Gegenspieler zusätzlich den stark umstrittenen
Todes- oder Destruktionstrieb. Freud behandelte auch
Probleme der Völkerkunde, der Religionswissenschaft
und Mythologie sowie soziologische und ästhetische
Fragen. Seine Wirkung erstreckte sich auf weite
Gebiete des Geisteslebens, besonders Philosophie,
Literatur und Kunst.
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S. Freuds Werke
Studien über Hysterie (1895, mit
J.Breuer); Die Traumdeutung (1900);
Zur Psychopathologie des
Alltagslebens (1901); Der Witz und
seine Beziehung zum Unbewußten
(1905); Totem und Tabu (1913);
Vorlesungen zur Einführung in die
Psychoanalyse (1916/17); Jenseits des
Lustprinzips (1920);
Massenpsychologie und Ich-Analyse
(1921); Das Ich und das Es (1923);
Das Unbehagen in der Kultur (1930);
Neue Folge der Vorlesungen zur
Einführung in die Psychoanalyse
(1933); Warum Krieg? (1933, mit
A.Einstein).
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Theodor Herzl
* 2. Mai 1860 in Budapest; † 3.Juli 1904 in
Edlach, Niederösterreich, Schriftsteller,
Publizist, Journalist und zionistischer
Politiker. Seine hebräischen Vornamen waren
Binyamin Ze’ev. Er schrieb 1896 anlässlich
antisemitischer Tendenzen in Paris sein Buch
Der Judenstaat, das wesentlich zur Gründung
des modernen Staates Israel (1948) beitrug.
Hermann Bahr
*Linz 19.7. 1863, München 15.1.
1934; kam vom Naturalismus über
Impressionismus, Symbolismus zum
Expressionismus, vom Sozialismus zur
altösterreichischen katholischen
Bildungstradition; schrieb Lustspiele (»Der
Krampus«, 1901; »Das Konzert«, 1909),
Romane (»Die Rotte Korah«, 1919) sowie
Abhandlungen über Kunst und Dichtung;
Tagebücher.
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1904, Emil Orlik
(Spottname „Café Größenwahn“), wurde
von Heinrich Griensteidl 1846 am
Michaelerplatz in Wien begründet. 1848
hieß es vorübergehend „National Café“.
Es wurde bald zum Treffpunkt
bedeutender Persönlichkeiten des
Wiener Kulturlebens. In den 90er Jahren
des 19. Jahrhunderts erlangte das Café
Griensteidl literarische Bedeutung, als
sich dort neben dem älteren
Schriftstellerkreis der „Iduna“ die
Vertreter von „Jung-Wien“ versammelten
(H. Bahr, H. von Hofmannsthal, A.
Schnitzler, K. Kraus, P. Altenberg, F.
Salten). Das Café wurde 1897 wegen
Demolierung des Hauses gesperrt. Seine
Rolle übernahmen die Cafés „Museum“,
„Herrenhof“ und vor allem das „Central“.
1990 wurde im Nachfolgegebäude am
Michaelerplatz ein neues Café
Griensteidl eröffnet.
Café Griensteidl
Café Griensteidl. Aquarell von R. Völkel
(Historisches Museum der Stadt Wien).
Österreichischer Schriftsteller, *Jičín/Jitschin
28.4. 1874, Wien 12.6. 1936; schrieb
meist satirische Aphorismen, Epigramme, Essays,
Glossen und Gedichte. Die von ihm gegründete
kulturkritische Zeitschrift »Die Fackel«
(18991936) wurde für Kraus zum Forum des
Kampfes gegen die »Verlotterung der Sprache«, für
ihn Ausdruck der Korruption und geistigen
Unwahrhaftigkeit der Gesellschaft, des Verfalls der
Kultur überhaupt; er entwickelte ein Verfahren der
Sprachkritik mithilfe des Zitats, in dem der Text zum
Zeugen gegen seinen Urheber wird (»Die
Sprache«, herausgegeben 1937). In seinem
dramatischen Hauptwerk »Die letzten Tage der
Menschheit« (1918/19, endgültige Ausgabe 1926)
sind dokumentarisch belegte Wirklichkeitsfetzen in
mehr als 200 Einzelszenen zu einer Apokalypse
des Ersten Weltkriegs montiert. Die »Dritte
Walpurgisnacht«, Kraus' Auseinandersetzung mit
dem Nationalsozialismus, erschien erst 1952. Kraus
war Wiederentdecker der Sprachkunst Nestroys.
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Karl Kraus
Oskar Kokoschka, 1925
Hugo von Hofmannsthal
*Wien 1.2. 1874, Rodaun (heute zu Wien) 15.7. 1929;
zählt als Lyriker und Dramatiker zu den bedeutendsten Vertretern
des österreichischen Impressionismus und Symbolismus; schuf
zunächst schwermütig-skeptische Dichtungen im Geist des Fin de
Siècle (»Der Thor und der Tod«, Drama 1894), wandte sich nach
innerer Krise (»Chandos-Brief«, 1902) mit dem Drama »Elektra«
(1904) einer mit den Augen Nietzsches und der modernen
Psychologie (S.Freud) gesehenen Antike zu. Mit »Jedermann«
(1911), einer Wiederbelebung des mittelalterlichen
Mysterienspiels, stellte er sich in die abendländisch-christliche
Tradition, mit dem »Salzburger großen Welttheater« (1922, nach
Calderón) setzte er die Überlieferung des österreichischen
Barocktheaters fort. In der problemtiefen Komödie fand er die ihm
gemäße Form (»Cristinas Heimreise«, 1910; »Der Schwierige«,
1921, »Der Unbestechliche«, 1923). Für R.Strauss schrieb
Hofmannsthal literarisch eigenständige Libretti (»Elektra«, 1909;
»Der Rosenkavalier«, 1911). Tief getroffen von der Chaotik der
Kriegs- und Nachkriegszeit, entwickelte Hofmannsthal Ideen eines
geistigen Konservativismus. Um die Probleme Geist und Macht
geht es auch in der Staatstragödie »Der Turm« (2Fassungen,
192527).Mit seinem Romanfragment »Andreas oder Die
Vereinigten« (entstanden 190713, gedruckt 1932), seinen
Essays und Briefen gehört Hofmannsthal zu den Meistern der
deutschen Prosa.
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Arthur Schnitzler
*Wien 15.5. 1862, ebenda 21.10. 1931;
einer der meistgespielten deutschsprachigen
Dramatiker vor 1914; ursprünglich Arzt; gehörte
zum Kreis »Junges Wien«; Bekanntschaft mit
S.Freud, dessen psychoanalytische Methode
seine Werke prägte (»Anatol«, Schauspiel, 1893).
Schnitzler war ein Meister der Darstellung des
Wiener Fin de Siècle (»Der grüne Kakadu«, Drama,
1899); im inneren Monolog wird die Innenwelt der
Figuren zum Spiegel der gesellschaftlichen
Außenwelt, der zerbrechenden
zwischenmenschlichen Beziehungen (»Lieutenant
Gustl«, Erzählung, 1901; »Fräulein Else«,
Erzählung, 1924). Die Dichtungen kreisen um Liebe
und Tod, um die Spannung zwischen Schein und
Sein (»Reigen«, Szenen, 1900, als Privatdruck
bereits 1897; »Professor Bernhardi«, Komödie,
1912). Seine Werke dienten wiederholt als Vorlagen
für Verfilmungen. Briefwechsel u.a. mit
H.von Hofmannsthal und M.Reinhardt.
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Peter Altenberg
1859-1919
Kaffeehausliterat
(Café Griensteidl),
entdeckt von Karl Kraus,
impressionistischer Erzähler:
„Wie ich es sehe“,
„Was der Tag zuträgt“
Camill Hoffmann
Diplomat und Schriftsteller
1878 (Kolín) - 1944 (KZ Auschwitz)
Camill Hoffmann tritt bereits kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 in die Dienste des
Außenministeriums ein, ist achtzehn Jahre Presseattaché der tschechoslowakischen Botschaft in
Berlin und beobachtet von hier aus die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Staaten. Die
Okkupation der Böhmischen Länder im März 1939 erlebt Hoffmann bereits in Prag. Für die deutschen
Besatzer zählt er als ehemaliger tschechoslowakischer Diplomat zu den exponierten Persönlichkeiten,
dazu ist er Jude. Im April 1942 wird Hoffmann mit seiner Frau Irma ins Ghetto Theresienstadt
deportiert. Am 28. Oktober 1944 gehört das Ehepaar zu dem letzten Transport, der Theresienstadt
Richtung Auschwitz verlässt.
Werke: Politisches Tagebuch 1932-1939 (1995). Adagio stiller Abende. Gedichte (1902). Die Vase.
Neue Gedichte (1910). Zuflucht. Späte Gedichte und Erzählungen (1990). Übersetzungen: Růžena
Svobodová: Der aufmerksame Liebhaber (1921). Tomáš Garrigue Masaryk: Die Weltrevolution.
Erinnerungen und Betrachtungen 1914-1918 (1925). Karel Čapek: Masaryk erzahlt sein Leben (1936).