Echo aus Afrika

Download Report

Transcript Echo aus Afrika

Wenn
und
Mensch
Gott
zusammen bauen
Leben und Werk der
sel.
Maria Theresia
Ledochowska
Gründerin der
St. Petrus Claver Sodalität
Maria Theresia kam am 29. April 1863 in
Loosdorf, einem schönen Ort in Österreich, zur
Welt. Sie war Tochter des polnischen Grafen
Anton Ledóchowski und der Schweizerin Gräfin
Josefine Salis-Zizers, die beide aus dem
Glauben lebten.
Schon als Kind zeigte Maria Theresia
erstaunliche literarische und künstlerische
Talente. Sie schrieb ein ausführliches
Tagebuch, zeichnete und malte und wollte
schon im Alter von sechs Jahren “um jeden
Preis berühmt werden”.
Sie erhielt daheim Privatunterricht, aber als sie
zehn Jahre alt war, verlor ihr Vater durch einen
Bankkrach einen Großteil seines Vermögens
und die Familie übersiedelte von Loosdorf nach
St. Pölten, wo Maria Theresia vom elften bis
zum vierzehnten Lebensjahr die Schule der
Englischen Fräulein besuchte.
Im Alter von fünfzehn Jahren war sie
bereits eine sehr selbstbewusste, junge
Dame, mit lebhaftem Temperament, eher
hochmütig veranlagt.
Sie verstand es sich gut zu kleiden und
ging gerne aus, mit dem Einverständnis
ihrer Mutter, die sich wünschte, dass alle
ihre Töchter in die höhere Gesellschaft
einheiraten sollten.
Maria Theresia nahm die Pläne der Mutter
gern an, sie besuchte Bälle, Feste,
Ausflüge...
Da Graf Ledóchowski großes Heimweh nach
Polen hatte, kaufte er im Oktober 1882 ein
Landgut in Galizien, nicht weit von Krakau.
Im April 1883, als Theresia zwanzig Jahre alt
war, übersiedelte die Familie nach Polen auf
ein Landgut in Lipnica Murowana.
Man beteiligte sich zwar am Gesellschaftsleben
in Krakau, aber die Familie lebte jetzt mehr auf
dem Land und musste sich mit Landwirtschaft
befassen.
Zu Beginn des Jahres 1885 erkrankte Maria
Theresia hier schwer an Pocken. Theresias
Vater, Graf Anton, wurde durch den Besuch am
Krankenbett seiner Tochter ebenfalls von den
Pocken angesteckt.
Er starb nach viertägiger Krankheit und ließ in
Maria Theresias Herz “eine große Leere”
zurück, wie sie selber sagt. Mit der ihr eigenen
Sensibilität hatte sie es immer verstanden, ihn
zu trösten, wenn er niedergeschlagen war.
Einige Male hatte Graf Ledochowski seine
Tochter zu den Versammlungen der
christlichen Sozialbewegung mitgenommen.
Er war ein begnadeter Redner und kämpfte
gegen allen Spott für die Rechte der
Arbeiter-Klasse.
Wahrscheinlich hat Maria Theresia von ihm
diesen Sinn für Gerechtigkeit und die
Rednergabe geerbt, die sich später bei ihr
entwickelte, so dass sie andere durch ihre
Worte zu fesseln und für das Gute, das sie
erkannt hatte, zu begeistern vermochte.
Die Krankheit ließ auf ihrem Gesicht
unauslöschliche Spuren zurück, aber Maria
Theresia wurde durch sie seelisch verändert
und reifer. Es war der Anfang ihres tiefen
Dialogs mit Gott.
Nach der schweren Krankheit Theresias schien
eine Heirat für sie aussichtslos. Sie zeigte zu
jener Zeit aber auch noch keine Anzeichen einer
geistlichen Berufung, obwohl sie eines Tages zu
Julia, die sich zum Ordensleben hingezogen
fühlte, sagte: “Auch ich möchte etwas Großes
für Gott tun.” Die einzige Möglichkeit, die sich
bot, bestand im Augenblick nur darin, Hofdame
zu werden.
Ihre Mutter machte mit der ihr eigenen
Zielstrebigkeit diesbezügliche Erkundigungen
und mit den entsprechenden Empfehlungen aus
der Aristokratie wurde die Angelegenheit
geregelt.
Das Ernennungsdekret des Kaisers Franz Josef
hält fest, dass die Hofdame am 1. Dezember
1885 ihren Dienst in Salzburg, wo Herzog
Ferdinand IV. aus Toskana mit der Familie
residierte, antritt. Maria Theresia wird dort mehr
als fünf Jahre bleiben.
Mit kritischem Ton beschreibt sie in ihrem
Tagebuch das Leben auf dem Hof:
„Ich hatte die Ehre, am Tisch der Königin
eingeladen zu werden.... Bis 10.30 hat sich das
Gespräch um höchst uninteressante Dinge
dieser Welt gedreht, endlich gipfelte es in einer
Diskussion, ob Zwiebeln und Rosinen Kerne
haben oder nicht! Das Problem wurde noch
nicht gelöst. Zum Glück wartete man nicht auf
die Beantwortung der Frage, und ich bin früher
verabschiedet worden... So konnte ich die
Zeichnung fertig machen und das Theaterstück
korrigieren...“
Ihre Lebensregel ist : keine Zeit verlieren, jede
Tätigkeit des Alltags soll den Geist nähren. Sie
verbringt viele Stunden mit Malen und
Schreiben, ohne dabei ihre Pflichten am Hof zu
vernachlässigen.
1886
bitten
zwei
Missionarinnen,
Franziskanerinnen Mariens, um eine Audienz
am erzherzoglichen Hof. Sie werden von Maria
Theresa empfangen, die sehr an den Berichten
der Schwestern interessiert ist.
Zu gleicher Zeit liest sie zufällig einen Aufruf
von
Kardinal
Lavigerie
gegen
den
Sklavenhandel:
„Christliche Frauen Europas! Eure Aufgabe ist
es, diese Gräuel in Afrika überall bekannt zu
machen und gegen sie die Entrüstung der
zivilisierten Völker zu mobilisieren... Nützt eure
Position in der Gesellschaft, um das Blutbad zu
stoppen... Wenn Gott euch das Talent zum
Schreiben gegeben hat, stellt es in den Dienst
dieser Sache. Ihr fändet keine, die heiliger
wäre!“
Das sind entscheidende Worte. Ab jetzt stellt
Maria Theresia ihre Feder ausschließlich der
Antisklavereibewegung zur Verfügung. Sie
nützt alle freien Momente, sogar die Nacht, um
Artikel zu schreiben und so das Gewissen der
Gesellschaft zu wecken.
In weniger als fünf Monaten, schrieb sie in
der Zeit, die sie sich von ihren Pflichten am
Hof absparen konnte, ein Theaterstück,
dessen Handlung sich in Ostafrika abspielte
und den Titel der Heldin des Stückes,
nämlich “Zaida”, trug.
Die Absicht dabei war, Gewissen und
Herzen wachzurütteln und sie für die
Antisklavereibewegung zu gewinnen, wie
Kardinal Lavigerie sie propagierte. Das
Stück wurde unter dem Pseudonym
Africanus herausgegeben und vor großem
Publikum in Salzburg und Wien, sowie in
verschiedenen Provinzstädten aufgeführt.
Im Sommer 1889 weilt sie in Luzern. Dort
lernt sie Kardinal Lavigerie, den Primas von
Afrika, persönlich kennen. Dieses Treffen
war für sie und ihr künftiges Werk von
großer Bedeutung.
In den freien Minuten, die ihr blieben,
begann sie Briefe zu schreiben, zahllose
Briefe, die sie, mit Rücksicht auf ihre
Stellung beim Hof, mit dem Pseudonym
Alexander Halka unterzeichnete.
Sie erhielt daraufhin nicht nur Antworten,
sondern auch immer mehr Spenden und es
kam der Augenblick, dass sie „die Anker
lichten“ musste.
Zur Bestürzung ihrer gesamten Umgebung
verließ sie den Hof von Toskana am 9. Mai
1891. Sie verbrachte einige Wochen in
Lipnica Murowana und verabschiedete sich
von ihrer Mutter, die begreiflicher Weise
verzweifelt war, wenn sie an die Zukunft
ihrer Tochter dachte nach einem solchen
“Skandal”.
Bei ihrer Rückkehr nach Salzburg bezog sie
ein Zimmer bei den Barmherzigen
Schwestern in der Riedenburg. Vom
Morgen bis zum Abend schrieb sie dort
unermüdlich.
Schon vor ihrem Abschied vom Hof hatte
sie damit begonnen, im St. Angela Blatt ein
paar Seiten über die Mission mit dem Titel
“Echo aus Afrika” herauszugeben. Nun da
sie frei war, konnte sie das Echo als eigene
Veröffentlichung herausgeben.
Die Zeitschrift stand im Dienst aller
afrikanischen Missionen, unabhängig von
der Nationalität der Missionare. Sie richtete
sich an alle Kreise. Ihr erstes Ziel war von
Anfang an, über die Probleme der
Missionen in Afrika zu informieren und um
Unterstützung für die Missionare zu
werben.
Die Arbeit brachte Früchte; es strömten
Spenden für die afrikanischen Missionen
ein. Die Missionare schrieben Dankbriefe mit
wertvollen Informationen über ihr Leben und
Wirken. Diese nützte Maria Theresia als
Stoff für ihre Zeitschrift. Die Abonnenten von
Echo aus Afrika nahmen ständig zu.
Am 5. Mai 1894 traf Maria Theresia in Trient
eine junge Schweizerin, der sie von ihrer
Arbeit erzählte. Einige Monate später wurde
Melanie von Ernst zur ersten Gefährtin von
Gräfin Ledóchowska.
Im Winter 1893/94 entwarf sie mit Hilfe der
Jesuiten in Wien den Plan einer “frommen
Vereinigung” mit dem hl. Petrus Claver als
Schutzpatron, einem Jesuiten, der kurz
zuvor, im Jahre 1888, heiliggesprochen
worden war und sich in außergewöhnlicher
Weise um die afrikanischen Sklaven in SüdAmerika im 17. Jahrhundert angenommen
hatte. Es gab vieles im Leben und in der
Arbeit dieses “Sklaven der Sklaven”, das sie
anzog.
Mit diesem Entwurf in der Hand ging sie nach
Rom, wo sie von Papst Leo XIII. empfangen
wurde, der ihr Unternehmen segnete.
Neue Kandidatinnen meldeten sich und im
Jahre 1896 gehörten sieben Anwärterinnen
zum Kern der Gemeinschaft.
Von Anfang an hatte die Gründerin drei
Gruppen im Sinne gehabt: Den Kern der
internen Mitglieder mit ewigen Gelübden, die
Externen, die sich durch ein Versprechen
zum Dienst für die afrikanischen Missionen
verpflichteten und schließlich eine große
Zahl von Förderern und Förderinnen, die
keine bestimmten Verpflichtungen hatten,
sich aber für die Sache der Mission mit
bestem Willen einsetzten.
Mit ihrem ausgeprägten Organisationstalent
fasste sie die beiden letzteren Kategorien
von Mitgliedern in Gruppen zusammen,
damit sie von ihrem Standort aus oder durch
“Filialen” auf die Umgebung ausstrahlen
konnten.
Um das Anliegen der Mission bekannt zu
machen, bediente sie sich aller nur
möglichen Mittel. So hatte sie 1896 ein
“Wander-Museum” eingerichtet, um damit
das Leben in Afrika zu veranschaulichen und
war eine der Ersten, die Diapositive bei ihren
Vorträgen verwendete.
Durch
das
Eintreffen
der
neuen
Kandidatinnen wurde es notwendig nach
einem Haus mit Grundstück zu suchen und
schließlich fand sich ein geeignetes Gut
außerhalb von Salzburg, das ursprünglich
eine Papiermühle gewesen war und an der
Fischach lag.
Die junge Gemeinschaft besaß nun Felder,
Wald und einen Gemüse-Garten, der ihr in
den Jahren der Wirtschafts-Krise während
des Ersten Weltkrieges und auch nachher
die Selbstversorgung ermöglichte. Ein
kleiner Wasserfall sollte sich für die
Stromerzeugung nützlich erweisen und die
Einrichtung
einer
eigenen
Druckerei
ermöglichen.
Nachdem sie das Generalatshaus in
Rom eingerichtet hatte, besucht die
Gründerin regelmäßig die Filialen in
verschiedenen Städten Europas, wo
sie für die missionarische Animation
wirkten.
Das Haus in Rom wird zum
pulsierenden Herzen der Sodalität. Es
kommen
hier
Bischöfe
und
Missionare. Maria Theresia und ihre
Schwestern empfangen sie, hören
ihnen zu und antworten auf ihre
Bedürfnisse und Nöte: Druck von
Katechismen
und
Bibeln
in
afrikanischen Sprachen, Mittel für den
Bau
von
Kapellen,
Schulen,
Krankenstationen, den Einkauf von
Medikamenten,
landwirtschaftlichen
Werkzeugen, Transportmitteln... Maria
Theresia
war
um
ein
halbes
Jahrhundert den heutigen humanitären
Initiativen voraus.
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges
befand sich die Gründerin in Österreich. Von
dort aus setzte sie ihre Arbeit fort, ohne für
irgendeine Nation Partei zu ergreifen.
Sie sandte weiter jede Hilfe, die sie erhalten
konnte, an Missionare gleich welcher
Nationalität. Außer den Geldspenden konnte
sie
eine
beträchtliche
Anzahl
von
Druckwerken in die Mission senden.
Sobald der Krieg zu Ende war, liefen
Dankschreiben von allen Seiten ein.
Zahllose Briefe in den Archiven des
Mutterhauses drückten immer wieder
dasselbe in anderen Worten aus: “Es ist
Ihrer Hilfe zu verdanken, dass wir überleben
konnten”.
Die unentwegten Anstrengungen entkräfteten
sie jedoch zusehends. Ihr Gesundheitszustand wurde immer bedenklicher. Die Ärzte
stellten Darm-Tuberkulose fest. Sie wurde von
unerträglichen Schmerzen gequält, was sie
jedoch nicht daran hinderte die dringendste
Arbeit zu erledigen, vor allem die Berge von
Korrespondenz.
Maria Theresia wurde immer schwächer.
Zuletzt wog sie nur mehr 28 kg. Unermüdlich
blieb jedoch ihr Eifer. Sie schrieb und
unterzeichnete weiter Briefe bis zum 5. Juli,
dem Vortag ihres Todes.
Am 6. Juli 1922, wurde sie, völlig erschöpft,
aber mit einem Lächeln auf den Lippen,
heimgeholt vom Herrn. Sie geht in die
Geschichte als „Mutter der Afrikaner“ ein.
Der beste Prüfstein ihres Lebens ist das
Werk, das sich auf alle Kontinente
ausgedehnt hat. Neue Niederlassungen sind
in
Europa,
Afrika,
USA,
Kanada,
Südamerika,
Indien,
Australien
und
Neuseeland entstanden.
Am Missionssonntag des Heiligen Jahres
1975 wurde sie zugleich mit den drei
Missions-Pionieren Arnold Janssen, Josef
Freinademetz und Eugene Mazenod von
Papst Paul VI. seliggesprochen.
“Das Göttlichste des Göttlichen
ist mitzuwirken am Heil der Menschen”
Heute wirken die Schwestern
vom hl. Petrus Claver
verteilt in 43 internationalen
Gemeinschaften in 23 Ländern
und unterstützen das kirchliche
Werk der Evangelisierung durch
ihre Weihe, durch Gebet und
Hilfe für die Mission.