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INPP Konferenz 2014
Bindung und Bildung
Gute Beziehungen als Basis des Lernens
22. Internationale Konferenz für Neuromotorische
Entwicklungsverzögerung bei Kindern mit Lern- und
Verhaltensproblemen am 13. & 14. September 2014 in Wien
Ausgewählte Folien
des Plenarvortrages am 14. September 2014
© Mag. Theresia Herbst
© 2014 Mag. Theresia Herbst
INPP Konferenz 2014
zum Nachlesen:
Herbst, T. (2012). Bindung und Bildung. Psychologie
in Österreich, Vol.32/5, 436-447.
Zum Download auf:
www.sicherebindung.at
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Kontakt:
Mag. Theresia Herbst
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin
Diplompädagogin, Dozentin in der Aus- und Fortbildung
[email protected]
www.kinderpsychologin.at
© 2014 Mag. Theresia Herbst
INPP Konferenz 2014
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Inhalt
Erziehungskulturen
Sichere Bindung: innerer Halt in der westlichen
Welt, Grundlage der Bildung und Autonomie
Primäre und sekundäre Bindungspersonen
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Die Kulturen der Erziehung
stehen in Abhängigkeit zur Lebenswirklichkeit
Abb.: Elternsysteme: Primäre Pflege, Körperkontakt,
Sprachumwelt, „Face-to-face“-Kontakt,
motorische Stimulation, Objektstimulation.
Abb.: Profile elterlichen Verhaltens in den Kulturen.
©Heidi Keller, 2011, Kinderalltag. Berlin: Springer Verlag
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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2 Prototypen mit maximalem Unterschied
Nso-Mutter in Kamerun/Westafrika:
> Ziel: Hierarchische Verbundenheit
Deutsche Mittelschicht-Mutter:
> Ziel: Psychische Autonomie
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Nso in Kamerun/Westafrika
Abb.: Babys von Babysittern getragen
Abb.: Mutter geht der Arbeit nach, Baby am Rücken
getragen
©Heidi Keller, 2011, Kinderalltag. Berlin: Springer Verlag
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Abb.: intensive körperliche Stimulation
Abb.: Baby im Behälter zum Erlernen des Sitzens
©Heidi Keller, 2011, Kinderalltag. Berlin: Springer Verlag.
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Abb.: Junge holt Brennholz, selbstverständliche
Mitarbeit, fixe Pflichten
Abb.: Klassenzimmer
©Heidi Keller, 2011, Kinderalltag. Berlin: Springer Verlag.
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Training der Motorik
durch ständiges Tragen, intensive motorische
Stimulation, Sitzbehälter, Gehilfen
Keine Exklusivität, eine enge Mutter-Kind-Bindung
ist nicht vorgesehen
Betreuung durch 3-5 fixe Babysitter
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Ziel der proximalen Strategie
das symbiotische Selbst im sozialen System,
durch: frühestmögliches stehen, laufen, mitarbeiten
im Haus und auf dem Feld, Eingliederung in den
Clan, unter die Priester und den König,
Schulbildung wenig bedeutend
Lernen durch Beobachtung und Imitation
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Das Leben auf dem Hof vor 100 Jahren
Abb.: Hofgemeinschaft
Der Mensch als Untertan im hierarchischen System
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Deutsche Mittelschicht-Mutter
Abb.: „Face-to-face“-Blickkontakt
Abb.: Baby unter dem Spieltrapez
©Heidi Keller, 2011, Kinderalltag. Berlin: Springer Verlag
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Rouge-Test:
bewusst das eigene Selbst erkennen
Abb.: Kleinstkind vor dem Spiegel
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Die Entwicklung des Selbst
Das nonverbale, verbale, narrative Selbst…
Säuglingsforschung von Daniel Stern
© Daniel Stern, 2007, Die Lebenserfahrung des Säuglings.
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Training der Kognitionen
Exklusive Zuwendung, Interaktionsverhalten aus der
Distanz – über Sehen und Hören
„Face-to-face“-Blickkontakt
Sprache
Spielzeug
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Ziel der distalen Strategie:
Das eigenständige Selbst durch:
entscheiden, wählen, wünschen, Entfaltung der
Talente, Durchsetzungskraft, Bildung, Leistung.
Kinder lernen durch Erklärungen und Verständnis,
Exploration, Versuch und Irrtum
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Wandel der Wertvorstellungen und
Erziehungsstrategien
Mit Zunahme der formalen Bildung,
ändert sich die Erziehung
parallel zu den soziodemographischen Variablen
(Kinderzahl, Alter bei der 1. Geburt, Wohlstand)
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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3. neuer Prototyp:
autonome Verbundenheit
Abb.: „Face-to-face“-Kontakt, gebildete Nso aus der
Stadt mit ihrem Säugling und älteren Kind
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Kombination distaler und proximaler Strategien
Ansprache der inneren Welt – Bindung,
Selbstbewusstsein
Förderung der Autonomie – Freiheit
Körperkontakt
Soziale Harmonie - Friedenserziehung
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Autonomie
© Lilo Boran, Montessori-Mehrstufenklasse in Wien
„Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir
tun!“
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Verbundenheit
©Lilo Boran, Montessori-Mehrstufenklasse in Wien
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Kosmische Erziehung
© Lilo Boran, Montessori-Mehrstufenklasse in Wien
„Wir werden gemeinsam diesen Pfad des Lebens beschreiten, denn alle
Dinge sind Teil des Universums und miteinander verbunden, um eine
große Einheit zu bilden.“
Maria Montessori, Kosmische Erziehung, S. 41
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Bindung, Bildung und Kultur
…hängen eng miteinander zusammen.
Bildung: Weitergabe des Kulturschatz von der älteren
Generation an die jüngere.
Ganzheitlicher Bildungsbegriff: beruflich-fachlichen
Qualitäten, Kulturtechniken, vernetztes Wissen,
soziokulturelle und persönliche Kompetenzen
„Wer Bildung will, muss Bindung stärken“, Gerald Hüther
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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„Junge Leute können Tradition nur von älteren
Personen annehmen, die sie respektieren und
lieben, so einfach ist das.“
Konrad Lorenz
Abb.: Prägung von Graugänsen, Englisch: Imprinting
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Entchen mit Entenmutter
Video: Entchen folgen der Entenmutter
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Bindungstheorie
Erklärung der psychosozialen Entwicklung
John Bowlby, 1907-1990
Studie über 44 jugendliche Diebe
Mary Ainsworth, 1913-1999
Feldstudie „Fremde Situation“
ab 1950 lebenslange Zusammenarbeit
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Bindung – vom Kind ausgehend
Attachment:
gefühlsmäßiges Band zu Eltern/Fürsorgepersonen
Sicherheitssystem
Bindungsqualität hängt von der sozialen
Interaktionserfahrung ab
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Bindung – von den Eltern ausgehend
Bonding:
Bindung der Eltern an das Kind
Pflegesystem, intuitives Elternverhalten
Feinfühligkeitstrainings für mehr
Bindungssicherheit
Bindungen Erwachsener: Liebesbeziehungen
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Bindungsqualitäten
sicher 50-60%
unsicher-vermeidend 20-25%
unsicher-ambivalent 5-10%
desorientiert/desorganisiert 15-20%
Bindungsstörungen 1%
Prävention!
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Erziehung in der Familie
„Nun, der Erwachsene muss das Feingefühl
erwerben, alle Bedürfnisse des Kindes zu
erkennen.“
Maria Montessori, Das Kind in der Familie, S. 37
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Bindungsdiagnostik
Beispiele:
Fremde Situation, Ainsworth et al. (1978)
GEV-B, Gloger-Tippelt & König (2009)
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Desorientierung/Desorganisation
„gute/ weniger gute Orientierer“ im Säuglingsalter
Verhaltensorganisation
Kleinkind mit Behinderung
Hohe mütterliche Feinfühligkeit kann eine mögliche
(epi-)genetische Disposition zur
Bindungsdesorganisation ausgleichen.
Spangler, 2011, G&G S.176
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Erziehung in der Familie
„Die Wurzeln der Persönlichkeit liegen demnach
eindeutig in der Eltern-Kind-Bindung.“
Grossmann & Grossmann, 2013, S. 293
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Primäre Bindung
Abb.: Vater, Mutter, Säugling in Umarmung
©Fotos privat, Theresia Herbst
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Oxytocin
Liebe, Vertrauen, Ruhe, Entspannung, Wärme,
Geburtsprozess, Milchfluss, Sexualität, Umarmung,
Küssen, Massage, Singen, angenehme Sinnesreize > viele
pos. physiolog. Wirkungen
Gegenspieler zum Stresshormon Cortisol
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Bindungs-Explorations-Balance
Abb.:
Sicherheit, wohl fühlen, bekannte Umgebung, keine
Gefahr > Exploration nimmt zu
Unsicherheit, nicht wohl fühlen, unbekannte
Umgebung, Gefahr > Exploration nimmt ab
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Kern der Elternschaft
Eltern als sichere Basis, von der aus das Kind/der
Jugendliche auf Entdeckungsreise in die Welt geht
mit der Gewissheit...
willkommen zu sein, körperlich versorgt, emotional
unterstützt, bei Sorgen getröstet, bei Ängsten
beruhigt zu werden.
Bowlby, 1988, S.11
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Kreis der Sicherheit
Abb.:
© www.circleofsecurity.com
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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Phasen der Bindungsentwicklung
Geburt – 2 Monate: Vorbindungsphase
2-6/8 Monate: Bindungsbeginn
6/8 Monate-2 Jahre: eindeutige Bindung
ab 2,3,4 Jahren fließend er Beginn reziproker
Beziehungen
Bindungshierarchie
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Geschwister
Video: Kleinkind isst beim Teller des großen Bruders
mit, intensive Interaktion
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Familie – frühe Fremdbetreuung
Die Beziehungen mit den Eltern sind nicht die
einzigen, aber die wichtigsten.
NICHD-Studie: nicht zu früh, nicht zu lange
< 4 Jahre: physiologischer Stress in Gruppen
0-3 Jahre: 1 Bezugserzieherin auf 2-3 Kinder
Sanfte Eingewöhnung
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Frühkindliche emotionale Erfahrungen
beeinflussen die funktionale Entwicklung des
Gehirns.
Forschung am Tiermodell:
Nichtbefriedigung der Bindungsbedürfnisse
verursacht folgenschwere Schäden
Beruhigender Körperkontakt, Nähe zu Fürsorgefigur
günstige hormonelle und neurologische
Entwicklung
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Entwicklung psychischer Sicherheit
...durch ein ausgewogenes Stressmanagement
Das limbisch-corticale Zusammenspiel ist
auf das soziale Miteinander angewiesen.
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Sekundäre Bindung
Abb.: Kind mit Pädagogin auf dem Lernteppich mit
den geometrischen Körpern
Die Pädagogin und der Pädagoge sind der
lebendigste Teil der vorbereiteten Umgebung…
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Zeigen und entdecken lassen
Video: Pädagogin zeigt einer Gruppe von Kindern
ein visuelles Phänomen beim Blick durch
eingerolltes Papier
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Anleiten und begleiten
Video: Pädagogin leitet ein Kind beim Stempeln an
und macht es achtsam darauf aufmerksam, einen
Fehler selbst zu erkennen und zu berichtigen
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Pädagogischer Alltag
Abb.: Fotoreihe
Pädagogin assistiert drei kleine Kinder beim
Aufräumen, lässt körperliche Nähe zu.
© 2014 Mag. Theresia Herbst
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auf Augenhöhe des Kindes
Video: Freiarbeit in einem Montessori-Kinderhaus,
Pädagogin geht auf Augenhöhe der Kinder
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Zusammen Arbeiten
Video: Kindergartenkinder graben miteinander in
der Erde, interagieren, sprechen sich ab >
Zusammenarbeit
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Ich, Du, Wir
Spiegelneurone
Theory of Mind
Mentalisierungsfähigkeit
Sitte und Moral - Gewissensbildung
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Beziehungen
aufbauen
gestalten
pflegen
zur Pädagogin/zum Pädagogen eine sichere
sekundäre Bindung aufbauen, in einem sicheren
Umfeld lernen, Fehlerkultur…
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„Sozio-emotionale Faktoren haben den höchsten
Einfluss auf das schulische Lernen.“
Metaanalyse hunderter Studien, Greenberg et al. 2003
„Schulethos, Einbeziehung, Gestaltung und Pflege
von Bindungen in Bildungszielen“
Rutter et al. 1980, 2002
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korrigierende Erfahrungen ermöglichen
verlässlich und responsiv sein,
Bindungsbedürfnisse erkennen und ihnen
entsprechen,
Gefühle ausdrücken,
Grenzen setzen, ohne das Kind zu verlassen,
Wertschätzung zeigen.
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Geduld und Kraft für die Vertrauensbildung
Foto: Szene mit dem Fuchs in der Geschichte vom
Kleinen Prinzen.
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Kinder mit Beziehungstraumata
Provokationen und Aggressionen von Seiten des
Kindes sind eine gute Gelegenheit, ihm in vielen
Versorgungs- und Lernsituationen durch neue
Beziehungserlebnisse zu zeigen, dass es „wertvoll
und liebenswert“ ist.
vgl. Julius, 2009, Bindungsgeleitete Intervention in der
schulischen Erziehungshilfe. In:Bindung im Kindesalter, S.297
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Primäre/sekundäre Prävention
Safe ® (Brisch)
Steep ® (Erickson&Egeland)
Marte Meo® (Aarts)
B.A.S.E.® - Babybeobachtung (Brisch)
Lernprogramm Baby-Lesen (Ziegenhain et al.)
u.a.
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Bindung und Bildung
„Die Qualität des Miteinanders sind – aus der Sicht
der Bindungsforschung – der Schlüssel zum
Verständnis geringer oder großer Bereitschaft zur
Teilhabe auch an anspruchsvollen Lernprozessen.“
Grossmann & Grossmann, Bindung und Bildung, 2006
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Respektvoller Umgang
„All das, was wir uns für uns selbst wünschen,…
Die Kinder sind in der gleichen Weise menschliche
Wesen, denen Achtung gebührt. Sie sind uns
aufgrund ihrer Unschuld und ihres großen
Potenzials für die Zukunft überlegen. Sie haben
die gleichen Wünsche, wie wir.“
Maria Montessori, Praxishandbuch, S. 116
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Abb.: © Lilo Boran, Montessori-Mehrstufenklasse in Wien
© 2014 Mag. Theresia Herbst