Wie ich leben möchte - Vinzenz-Heim Aachen

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Transcript Wie ich leben möchte - Vinzenz-Heim Aachen

Vinzenz-Blick
Nachrichten aus dem Vinzenz-Heim Aachen | 2-2013
Wie ich leben möchte
Das neue Appartementhaus des Vinzenz-Heims ist
beinahe bezugsfertig
Das Appartementhaus des Vinzenz-Heims
ist beinahe fertig, und bald ziehen die ersten Mieter dort ein. Was Menschen auf
dem Weg ins Ambulant Betreute Wohnen
beschäftigt und wie sie sich freuen, zeigen
zwei ganz unterschiedliche Beispiele.
Frederik Gerken lebt in der „Jugendwohngruppe“ des Kinder- und Jugendbereichs
des Vinzenz-Heims. Hier leben Mädchen
und Jungen, die sich auf ein möglichst
eigenständiges Leben vorbereiten möchten und können. Der 19-jährige Gerken ist
Gründungsmitglied dieser Gruppe, die nun
seit drei Jahren besteht. Seit 2009 lebt er
schon im Vinzenz-Heim. „So langsam reicht
es mir dann auch hier in der Wohngruppe“,
beschreibt er seine durchaus hin- und hergerissenen Gefühle zur aktuellen Situation.
„Ich mag hier schon alle, aber jetzt möchte
ich ausziehen! Einfach mein eigenes Leben
leben.“ Das bedeute dann für ihn, mehr
Freizeit zu haben, mehr Freunde einladen
zu können und auch mal lauter Musik zu
hören. Aber um das so genießen zu können, bedürfe es eines Berufs und eines
Arbeitsplatzes, erklärt Gerken.
Nicht zuletzt deshalb hat er hart gebüffelt
und den Hauptschulabschluss gemacht.
Dies war eine riesige Belastung für ihn.
Denn in der Wohngruppe geht es oft hoch
her und dann ist es schwer, sich zu konzentrieren. „Jetzt möchte ich Garten- und
Landschaftsbauer werden.“ Ein wenig Sorgen bereitet Gerken das „ganze Zeug mit
dem Geld, und dass es auch reicht“, wie
er sagt. Denn seinen Wunsch, eine zentral
gelegene, 45 Quadratmeter große Wohnung mit Küche, einem Sofa und einem
Sessel möchte er sicher finanziert wissen.
Ambulant Betreutes Wohnen erscheint ihm
daher ideal. Denn so ist regelmäßig ein
Berater in Form des Begleiters des Ambulant Betreuten Wohnens zur Stelle, der ihm
bei Fragen, Unsicherheiten oder auch mal
nur so zur Seite stehen kann. „Ich bin wirklich stolz auf mich! Ich bin viel ausgeglichener und kann mich besser konzentrieren!“,
sagt Gerken abschließend lächelnd.
Und dann ist da Ingrid Schmitz. Sie lebt
derzeit im Aegidius-Fog-Haus des Vinzenz-Heims und beschreibt sich als „eine
Art Urgestein“ des Vinzenz-Heims. Seit 25
Fotos: Tom Kästner
Frederik Gerken und Ingrid Schmitz freuen sich aufs Ambulant Betreute Wohnen.
Barrierefrei wohnen im Appartementhaus.
Jahren keimt der Wunsch nach selbstständigem Wohnen in der 60-jährigen Frau,
sodass sie sich trotz Krankheit und Rollstuhl
auf das Abenteuer „Ambulant Betreutes
Wohnen“ einlässt. „Da kann ich leben, wie
ich als Mensch gestrickt bin. Es kann doch
nicht sein, dass mich meine Behinderung
daran hindert!“
Der Einzug ins Appartementhaus ist fest
verabredet. Je näher die Fertigstellung des
Neubaus rückt, desto konkreter werden
die Planungen für ihre Hilfen: „Ein Teil meiner Betreuer werden auch Assistenten bei
mir sein. Meine BeWo-Begleiterin kenne
ich auch schon. Das ist die Beate.“ Das
alles bietet die notwendige Sicherheit, die
Schmitz auch zu dieser Aussage bringt:
„Und deshalb und wegen des Pflegedienstes, den ich ja hier auch schon kennengelernt habe, mache ich mir echt keine Sorgen. Ich lasse das einfach auf mich zurollen.
Im Gegenteil: Ich bin stolz, mit 60 Jahren
noch so einen Schritt zu wagen!“
Das Vinzenz-Heim wünscht beiden viel
Erfolg beim Start ins Ambulant Betreute
Wohnen.
Tom Kästner
2 Vinzenz-Blick
„Leben wie ich will“
Neue Broschüre über „Wohnen für Erwachsene“
Die Broschüre „Leben wie ich will – Wohnen
für Erwachsene im Vinzenz-Heim“ ist jüngst
erschienen. In kompakter Form erhalten Sie
in dem DIN-A5-Heft einen guten Überblick
über die Wohnangebote für erwachsene
Menschen mit Behinderung im VinzenzHeim.
Wir stellen Ihnen dort die verschiedenen
Häuser am Hauptsitz des Vinzenz-Heims
in Aachen-Burtscheid und die dezentralen Standorte in der Städteregion vor.
Außerdem erfahren Sie Wissenswertes zu
den Themen Wohnen als Gast, Ambulant
Betreutes Wohnen und Urlaub.
Interessiert? Dann holen Sie sich die neue
Broschüre im Vinzenz-Heim ab. Oder wir
schicken Sie Ihnen zu. Kontakt: 0241
6004-0 oder [email protected]. Sie
können sie sich auch aus dem Internet herunterladen: www.vinzenz-heim.de.
xen
Kompakter Überblick: In der neuen Broschüre findet sich alles Wissenswerte zum Thema
„Wohnen für Erwachsene“.
Editorial
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
am 14. August haben die Bewohnerinnen
und Bewohner sowie die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter mit einer heiligen Messe und
anschließendem Zusammensein den 108.
Geburtstag des Vinzenz-Heims Aachen
gefeiert. In dieser langen Zeit hat das Vinzenz-Heim Aachen viele Veränderungen
und Entwicklungen erlebt, um zeitgemäße
Wohn-, Betreuungs- und Schulangebote
für unsere Leistungsnehmer sicherzustellen. Auch unsere Mitarbeiterschaft hat hiervon profitiert, Arbeitsplätze wurden stetig
weiterentwickelt, gesichert bzw. ausgebaut.
Vorteile sind ebenfalls für die Stadtteilbereiche der jeweiligen Standorte entstanden.
Mit dieser Ausgabe des Vinzenz-Blicks hat
der Herbst bereits Einzug gehalten, und
wir blicken auf eine Vielzahl weiterer Veränderungen im Jahre 2013 zurück: Bau
der Appartementanlage für das Ambulant
Betreute Wohnen, Inklusionsprojekt „WIR
ALLE“ für den Sozialraum Burtscheid, Per-
sonaleinsatz- und Dienstplanung, Ausbau
der familienunterstützenden Dienstleistungen für Kinder, Weiterarbeit im Qualitätsmanagement nach erfolgreicher Zertifizierung
im Dezember 2012. Folgende Schwerpunkthemen werden uns für die restliche
Zeit des Jahres beschäftigen: Fertigstellung und Bezug der o.g. Appartementanlage, Weichenstellungen für das Casemanagement, das eine bewohnerorientierte
individuelle Leistungsplanung noch besser
sicherstellt. Nähere Informationen hierzu
erhalten Sie unter www.jg-gruppe.de.
Bereits jetzt laufen die wirtschaftlichen und
inhaltlichen Planungen für das Jahr 2014.
Hierbei werden wir unter Berücksichtigung
der Wirtschaftlichkeit die inhaltlichen Leistungsangebote weiterentwickeln, so zum
Beispiel neue Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit hohem
Integrationsbedarf oder die Rezertifizierung
im Qualitätsmanagement.
Die Einrichtungsleitung bedankt sich bei
allen, die dazu beigetragen haben, die Ein-
richtung in der 108-jährigen Zeitspanne zu
begleiten.
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe und
eine schöne Herbstzeit.
Dr. Herbert Hammans
Pastor
Gudrun Jörißen
Einrichtungsleitung
Heinz-Josef Scheuvens
Einrichtungsleitung
Vinzenz-Blick 3
Selbstbestimmt bis zum Lebensende
Foto: © Fotolia
Verständliche Patientenverfügung
Tod und Sterben ist für alle Menschen elementar. In der Außenwohngruppe (AWG)
Kruppstraße beschäftigen sich die Bewohnerinnen und Bewohner damit regelmäßig,
wenn sie eine Patientenverfügung ausfüllen
oder überarbeiten. Die Patientenverfügung
ist in einfacher Sprache geschrieben und
bebildert. Sie heißt: „Zukunftsplanung zum
Lebensende: Was ich will!"
Herausgeber ist der Förderverein für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. Sie
kann unter www.foerderverein-bonn-beuel.
de bestellt werden.
Die Patientenverfügung wird von den
Leistungsnehmern
und den gesetzlichen
Betreuern
unterschrieben. Jährlich
bis zweijährlich werden die Dokumente
auf Aktualität hin
überarbeitet. Es ist
natürlich auch möglich, zwischendurch
etwas zu ändern.
Die Bewohner füllen gemeinsam mit einem
Betreuer ihrer Wahl (Mitarbeiter der Wohngruppe, ein Elternteil, gesetzliche Betreuer)
die Patientenverfügung aus. Dabei entstehen immer wieder gute und wichtige
Gespräche zum Thema Krankheit, Sterben
und Tod.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass
Ärzte in kritischen Krankheitssituationen
nach der Patientenverfügung fragen und
sich sehr an den Wünschen und Vorstellungen unserer Leistungsnehmer, die dort
dokumentiert sind, orientieren.
Die meisten Bewohner sind beim Ausfüllen
zum ersten Mal gefragt worden, wie sie sich
selbst ihr Lebensende vorstellen und was
sie sich in dieser Zeit von ihren Mitbewohnern, Betreuern und Eltern wünschen. Die
Patientenverfügung gibt auch die Möglichkeit, seine eigene Beerdigung zu planen.
Wir meinen, dass die Patientenverfügung in
einfacher Sprache eine wichtige Möglichkeit ist, bis zum Ende des Lebens selbstbestimmt unterwegs zu sein.
Ulla Heister für Mitarbeiter und Bewohner
der AWG Kruppstraße
Was ist eine Patientenverfügung?
Artikel in einfacher Sprache
Im Leben kann es eine Zeit geben, in der Du
sehr krank wirst.
Dafür gibt es ein Heft, in dem Du das aufschreiben kannst.
Vielleicht so krank, dass Du stirbst.
Das ist auch in einfacher Sprache und mit
vielen Bildern.
Das heißt „sterbenskrank“.
Das kannst Du im Computer bestellen.
Wenn es Dir gut geht, ist es schwer, darüber nachzudenken.
Es ist wichtig, dass Du bestimmst was du
willst!
Es ist wichtig, dass Du bestimmst was mit
Dir passieren soll!
Was soll bei den Krankheiten gemacht werden?
Was bedeutet es für mich, „tot“ zu sein?
Da gibt es eine Internetseite:
www.foerderverein-bonn-beuel.de
Die Betreuer oder Eltern können dabei helfen.
Es kostet 4 Euro
Du entscheidest in Deinem Leben!
Stimmen
Was bedeutet es für
mich, tot zu sein?
Aussagen von den Bewohnern und
Bewohnerinnen der AWG-Kruppstraße:
Wenn ich ganz langsam einschlafe, ist
es eigentlich normal. Dann fährt man
in den Himmel rauf, die Seele ist dann
da oben!
Weiß nicht genau. Nach Nahtoderfahrungen wird von einem hellen Tunnel
erzählt. Andere sagen, danach kommt
nichts mehr.
Werde ich in den Himmel gezogen?
Der liebe Gott schickt einen dann
hoch. Ich sehe alle, die da oben sind
von früher.
Ich kann gucken, wie Ihr die Arbeit
macht. Ihr mich nicht mehr! Ich werde
schon ein Engel sein.
Ich glaube, dass dann gar nichts
mehr ist. Vielleicht bin ich ein anderer
Mensch, ohne Krankheit. Vielleicht
doch im Himmel? Ich weiß nicht, ob
das wahr ist.
Die Seele kommt in den Himmel. Ich
sehe meine Eltern wieder. Ich bin
gesund und ich kann vom Himmel auf
die Erde gucken. Ich sehe dann die
Leute, die ich mag. Vielleicht sehe ich
Gott, meine Mama und Engel?
4 Vinzenz-Blick
Typisch Mädchen - typisch Junge?
Mädchen und Jungen des Kinder- und Jugendbereiches treffen sich –
getrennt voneinander
Kirsten, Taraneh, Vanessa, Nicole, Melanie und Carolin sind Teilnehmerinnen der
Mädchengruppe, bei der – wie der Name
schon verrät – mädchenbezogene Themen
im Fokus stehen. „Letztens haben wir einen
Beauty-Tag veranstaltet. Mit Gesichtsmaske, Nägel lackieren und ruhiger Musik“,
erzählt mir Vanessa. „Und im Kino waren
wir auch“, weiß Taraneh zu ergänzen. „Es
geht darum, mal etwas anderes zu machen,
abseits vom normalen Gruppenalltag“,
erklärt mir eine der beiden Mitarbeiterinnen, die die Gruppe regelmäßig begleiten.
„Zudem sollen die Mädchen lernen, Dinge
selber zu organisieren.“
Am Ende eines jeden Treffens werden die
Wünsche der Mädchen für das nächste
Mal gesammelt. Gemeinsam wird überlegt,
welche Ideen realisierbar sind; ob beispielsweise alle noch ausreichend Taschengeld
haben. „Wenn wir was kochen wollen,
gehen wir vorher zusammen einkaufen",
erklärt mir Melanie. „Und dann essen wir
zusammen!“
Auf meine Frage, was ihr besonders bei der
Mädchengruppe gefällt, erwidert Taraneh:
„Wir sind nur Mädchen – mal keine Jungs.“
Vanessa schließt sich dem an: „Ich finde
es gut, dass alle Mädchen mit entscheiden
können, was gemacht wird.“ Augenzwinkernd erklärt mir die Mitarbeiterin, dass es
die Mädchen bevorzugt in die Stadt zum
Shoppen zieht: Geschenke, Kosmetikartikel
und Klamotten...
Stephan, Dennis, Can, Fritz, Florian und
Daniel hingegen sind dabei, wenn die Jungengruppe sich mit ihren zwei Betreuern
trifft. Auch diese überlegen gemeinsam,
was unternommen werden soll. Die Hauptanlaufstellen der Jungengruppe sind Elektronikgeschäfte und die Stadtbücherei, wo
sie sich CDs ausleihen. Herrlich stöbern
lässt es sich anscheinend aber auch in der
einer großen Aachener Buchhandlung. Und
in diversen Supermärkten gibt es Sammelkarten, die stark gefragt sind und später zum Tauschen untereinander einladen.
Dennis erklärt mir: „Ich finde gut, dass wir
viel zusammen machen, dass wir einkaufen
gehen und Burger essen. Ich habe mir eine
neue CD geholt und neues Duschgel.“ Körperpflege steht also auch bei den Jungen
hoch im Kurs.
Auch die Jungen sollen lernen, Dinge
gemeinsam zu organisieren und sich zu
ergänzen. So wird beispielsweise bereits
Fotos: Karin Hilgers
Mal unter sich sein – gern in der Jungen- oder Mädchengruppe
des Vinzenz-Heims.
bei der Ankunft mit dem Bus in der Stadt
auf der gegenüberliegenden Straßenseite
nachgeschaut, wann welche Buslinien
zurück zum Vinzenz-Heim fahren. Die Jungen sollen auch Ausschau nach niedrigen
Bordsteinen halten, damit auch die Rollifahrer unter ihnen leichter die Straßenseite
wechseln können. Ein Mitarbeiter erläutert:
„Es geht auch darum, sich gegenseitig zu
helfen, nach dem anderen zu gucken, sich
zu kümmern, zum Beispiel abwechselnd
den Rollstuhl des Mitbewohners zu schieben.“
Auf die Frage, ob er an der Jungengruppe
etwas verändern würde, schüttelt Daniel
den Kopf. „Ich finde, die Jungengruppe ist
sehr sinnvoll. Man lernt mit Geld umzugehen und welche Buslinie genommen werden muss. Und ich kann mit entscheiden.“
Bald geht’s gemeinsam zum Bowling. Und
ein Männerabend am Grill ist auch schon
geplant.
Karin Hilger
Vinzenz-Blick 5
VINZENZKIDS
Labyrinth: Finde den Garten der Sinn
e
Idee: Karin Hilgers
6 Vinzenz-Blick
„Mein grüner Fensterblick“
Fotos: Nora Habbel
42 Männer und Frauen wohnen im Aegidius-Fog-Haus.
Mit dem neuen Leiter kam auch eine neue Struktur.
Selbstbestimmt: Martin Pohlen ist Herr
über sein eigenes Reich.
„Jetzt habe ich mein eigenes Zimmer“, freut
sich Martin Pohlen. Er ist einer der erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohner des
Aegidius-Fog-Hauses, der aus dem JulieBilliart-Haus des Fachbereichs Kinder- und
Jugendliche hierher gezogen ist. Andere
haben vorher bei ihren Familien gewohnt.
42 Frauen und Männer, überwiegend mit
deutlichen körperlichen und/oder geistigen
Behinderungen, leben im Erwachsenenbereich des mehrstöckigen Gebäudes am
Hauptsitz des Vinzenz-Heims in AachenBurtscheid, direkt an der Karl-Marx-Allee.
In den Wohngruppen gibt es ausschließlich Einzelzimmer und, als Besonderheit im
Vinzenz-Heim, ist jedes mit einem eigenen
Pflegebad ausgestattet.
Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sind in Werkstätten für Behinderte
tätig. Nach Feierabend wird die „Kaffee-
runde“ eingeläutet und gemeinsam der
Tag besprochen. Auch beim gemeinsamen Abendessen wird viel gesprochen und
gelacht. Kennzeichen der Gruppen: eine
ruhige Atmosphäre.
In der Wohngruppe E4 leben überwiegend
ältere Frauen und Männer zusammen, welche nicht mehr arbeiten. „Dadurch haben
wir für den einzelnen Menschen hier viel
mehr Zeit“, meint Andrea Kirch, Gruppenkoordinatorin auf E4. Zu tun haben die
Seniorinnen und Senioren trotzdem einiges,
wenn sie möchten – dafür sorgt Maria Hansen mit tagesstrukturierenden Angeboten.
An drei Vormittagen in der Woche stellt
sie verschiedene Aktionen auf die Beine:
Gemeinsames Frühstücken und Kochen,
Ausflüge in Parks oder in die Bücherei.
Gerade für die Menschen auf E4 ist aber
das eigene Zimmer ein Ort der privaten
„Wo Liebe sich freut, da ist Fest“
Ich gehe am Sonntag, 7. Juli, durch den
Garten des Vinzenz-Heims. Der Sonntag
macht seinem Namen Ehre. Die Sonne
scheint den ganzen Tag. So kann sich an
vielen Stellen auf dem Gelände das jährliche Sommerfest entfalten. Ich meine, mehr
Gäste als in früheren Jahren zu sehen,
Familien von Bewohnern und Mitarbeitern,
früher bei uns Tätige, Nachbarn, Burtscheider.
Viele genießen das Gewimmel und die
kräftige Musik. Die Bewohnerinnen und
Bewohner des Vinzenz-Heims feiern gerne:
Geburtstage, Verabschiedung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Warum feiern wir denn ein Fest? Ist es dasselbe, wie „sich einen guten Tag machen“?
Wohl kaum! Einen guten Tag kann ich mir
auch allein machen. Zum Feiern gehören
mehrere. Sie haben etwas Gutes wahrgenommen, das sie alle angeht. Sie freuen
sich darüber. „Fest ist Freude und sonst
nichts“ hat ein christlicher Grieche früher
Zeit gesagt. Wenn ich an diesem Sonntag
durch das Haus und den Garten gehe und
das vielfältige Treiben wahrnehme, dann
kann ich sagen: Es ist gut, dass es das
Vinzenz-Heim gibt.
Ein guter Zug an einem solchen Fest
ist auch, dass viele zu seinem Gelingen
zusammenwirken. Nicht nur die Wohngruppen sind an ihm beteiligt. Alle Bereiche des
Hauses tragen erheblich dazu bei, dass
es zustande kommt. Zu einem guten Fest
Foto: Karin Hilger
Innehalten...
gehört, dass es Dank hervorbringt. Darum
haben wir an diesem Sonntag das Sommerfest mit einem Gottesdienst begonnen,
in dem wir gesungen haben: „Du hast uns
deine Welt geschenkt. Herr, wir danken dir.“
Dabei schauen wir über diesen Sonntag
hinaus. Denn uns ist ein Fest versprochen, das alle Maße sprengt: Das himmlische Hochzeitsmahl, bei dem alle Tränen
getrocknet werden. Und umgekehrt: Was
den Menschen ganz erfüllt, das kann nicht
besser geschildert werden als in einem
Hochzeitsmahl, also in einem Fest. Der
schon genannte christliche Grieche aus früher Zeit kann sagen: „Wo Liebe sich freut,
da ist Fest.“
Herbert Hammans
Foto: Nora Habbel
Vinzenz-Blick 7
Online sein: Therese Willemberg (rechts) und Praktikantin Cornelia Schwab wissen die
virtuelle Welt zu schätzen.
Zeit für Fernsehen, Handarbeiten oder
Puzzeln. Jedes Zimmer sieht anders aus,
je nach Geschmack und Vorlieben: „Mein
Zimmer habe ich mir schön gemacht“,
meint Helga Knie und zeigt stolz die schöne
Holzwanduhr ihres Großvaters.
Ein besonderes Jubiläum feierte in diesem
Jahr Therese Willemberg, die am 7. Juli
2013 bereits 31 Jahre hier wohnte. „Meinen grünen Fensterblick direkt ins Gillesbachtal möchte ich nicht missen“, sagt sie.
Genauso oft schaut sie allerdings auf ihren
Bildschirm. „Über den Computer halte ich
mit E-Mails viel Kontakt.“
Viele Leistungsnehmer wohnen wie Willemberg schon lange im Aegidius-Fog-Haus.
Im Gegensatz dazu hat sich die Struktur immer mal wieder geändert. Seit Mai
2013 sind alle vier Wohngruppen zu einer
gemeinsamen Abteilung „Aegidius-FogHaus“ zusammengefasst worden. „Die
Zusammenlegung hat die Kommunikation
und die Vernetzung untereinander verbessert“, meint Gruppenkoordinatorin Klaudia
Karls. „Man kann jetzt viel leichter Hilfe erbitten." Zeitgleich mit der Neustrukturierung
nahm auch der neue Abteilungsleiter Guido
Rütten (siehe Kasten) seinen Dienst auf. Für
ihn war bereits der erste Eindruck positiv:
„Ein richtiges Zuhause." Beeindruckt ist er
auch von den größeren Aktivitäten dieses
Jahres: Besinnungstage, ein Fest im Garten der Sinne und der Grillnachmittag der
Wohngruppen E1 und E2. Rütten freut sich
auf die Zusammenarbeit mit den 44 Mitarbeitenden des Hauses, auch wenn er die
Arbeit auf der Gruppe ein wenig vermisst:
„Mir war es aber wichtig, verstärkt konzeptionell zu arbeiten."
Nora Habbel
Abteilungsleiter
Aegidius-Fog-Haus
Guido Rütten ist neuer Abteilungsleiter des Aegidius-Fog-Hauses. Er freut
sich, am Hauptsitz arbeiten zu können, denn „hier trifft man jederzeit sehr
unterschiedliche Menschen":
Nach Beendigung meiner Ausbildung
zum Heilerziehungspfleger absolvierte
ich einen betriebswirtschaftlichen Fernstudiengang mit dem Schwerpunkt
Gesundheits- und Sozialmanagement.
Nach knapp elfjähriger Tätigkeit in verschiedenen Wohnbetreuungsfeldern
eines anderen Anbieters des Sozialwesens wechselte ich zum 1. Mai ins
Vinzenz- Heim Aachen.
Als zuständiger Abteilungsleiter des
Aegidius-Fog-Hauses freue ich mich,
die bevorstehenden Herausforderungen anzugehen. Im Vordergrund steht
für mich zunächst, die Leistungsnehmer, Mitarbeiter und Strukturen des
Vinzenz-Heimes kennenzulernen und
meinen Beitrag für alle Beteiligten zu
leisten.
Ich schätze bereits jetzt den offenen
Dialog zwischen den im Vinzenz-Heim
anzutreffenden Menschen und blicke
positiv auf viele weitere Kontakte, Projekte und Aufgaben.
Jedes Zimmer anders: Helga Knie hat sich
ganz persönlich eingerichtet.
8 Vinzenz-Blick
Pasta delikat mal vier
Wettkochen um den goldenen Kochlöffel beim „IBK3-Dinner auf Rollen“
Interview
Mit Praktikantin
Kim Hoffmann
Foto: IBK 3
Wie kamst Du auf dieses Projekt?
Gewonnen haben alle: Das "Dinner auf Rollen" trainierte nicht nur die Kochkünste.
Kim Hoffmann, Praktikantin auf der Internatsgruppe des Berufskollegs IBK3, stellte
uns Schülern eine außergewöhnliche Idee
vor. Ihr geplantes Projekt hieß „Das perfekte
IBK3-Dinner auf Rollen“. Also um die Wette
kochen. Wir sollten gegeneinander in Gruppen antreten und unsere selbst gekochten
Gerichte bewerten.
Vorm Kochen kam das Lernen: Zuerst
haben wir uns theoretisch mit den Kochregeln, der praktischen Umsetzung und
dem richtigen Verhalten in Notfallsituationen beschäftigt. Dann wurde geschnippelt,
gebrutzelt, gerührt und abgeschmeckt –
gekocht eben.
Zu Beginn wurden für jede Woche zwei
Gruppen für den Kochwettbewerb ausgelost. Nach jedem Essen wurde der Abend
anonym mit Punkten bewertet. Dieses
Projekt verlief vier Wochen verteilt auf mittwochs und donnerstags.
Team 1
Vorspeise:
Tomate & Mozzarella mit Öl
und Basilikum; Hauptgeric
ht:
Schmetterlingsnudeln mit
Schinken-Erbsen-Sahnesoß
e
Ziel des Projektes war es natürlich vor
allem, ein leckeres Essen zuzubereiten.
Aber auch Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Zeitmanagement und Zusammenhalt
im Team sollten gefördert werden. Eine weitere Herausforderung war es für viele, mit
Menschen im Team zusammenzuarbeiten,
zu denen man bisher nur wenig Kontakt
hatte. Das forderte die Einstellungsfähigkeit
auf andere Menschen.
Die größte Herausforderung: Wir hatten nur
30 Euro pro Abend zur Verfügung. Wir durften auch keine Lebensmittel von zu Hause
mitbringen – außer Kräutern und Gewürzen.
Das beste Team errang am letzten Abend
den goldenen Kochlöffel. Gewonnen haben
alle.
Martin Marx, Susanne Schippers,
Ilja Averbukh
Team 2
Hauptgericht:
Bandnudeln mit KrabbenSahnesoße; Nachspeise:
Himbeer-Sahne-Baiser
Hier die jeweiligen Gerichte. Welches Gericht hätte bei DIR gewonnen?
„Ich habe schon vorher gerne mit
Kindern, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen gekocht. Ich bemerkte,
dass auch auf der IBK3-Gruppe ein
großes Interesse am Kochen bestand
und ich Euch etwas Lebenspraktisches für Euer späteres Leben weitergeben wollte.“
Gab es im Projekt Situationen, die
Du als nicht so gut empfunden
hast?
„Nein, ich war sehr positiv überrascht
und habe mich gefreut, lachende
Gesichter zu sehen.“
Wie bewertest Du die Zusammenarbeit der einzelnen Teams?
„Mir hat es gut gefallen zu sehen, wie
selbstverständlich sich die einzelnen
Teams auf neue Situationen eingestellt
haben. Auch die Hilfsbereitschaft in
der Gruppe sowie auch gegenüber
den anderen Teams war sehr schön.“
Team 3:
Hauptgericht:
Spaghetti mit Lachs-Käsesoße; Nachspeise: Schokocrêpes mit Vanilleeis
Team 4:
Vorspeise:
Tomatensuppe mit Crème
Fraîche; Hauptgericht:
Spaghetti mit BologneseSoße und Parmesankäse
Vinzenz-Blick 9
„Einer für alle, alle für einen!“
Inklusive ViTa-Ferienspiele versammeln Piraten und Prinzessinnen
wieder befreit und alle feierten ein
großes Fest.
Am Mittwoch unternahmen die
Kinder mit Musiktherapeutin
Ariane Puhr eine musikalische
Reise durch die Welt mit verschiedenen Instrumenten und
schönen Liedern.
Foto: Gabi Heyn
Für die pflegerische und pädagogische
Unterstützung der Kinder mit Behinderung standen Betreuungskräfte von ViTa,
dem Familien unterstützenden Dienst des
Vinzenz-Heims, zur Verfügung. Sie unterstützten die Piraten und Prinzessinnen aber
auch tatkräftig bei den Proben.
Schwertkämpfe und Kreistänze: Bei den inklusiven Ferienspielen war für jeden etwas dabei.
„Wir singen, tanzen und trommeln um die
Welt“ – das war das Motto der diesjährigen
inklusiven ViTa-Ferienspiele. Neun Kinder
mit und ohne Behinderung im Alter von fünf
bis 13 Jahren kamen vom 22. bis 26. Juli
ins Vinzenz-Heim.
Bei wunderschönem Wetter wurde unter
Leitung der Tanztherapeutin Inge Forbig
ein kleines Theaterstück unter dem Motto
„Wilde Piraten, eine schöne Königin und
liebreizende Prinzessinnen“ im Garten der
Sinne und im Grillgarten einstudiert.
Piraten mit Schwertern entführten die Töchter der schönen Königin, die von der sechsjährigen Leonie gespielt wurde. Leonie hat
schwere Behinderungen. Nach spannenden Kämpfen wurden die Prinzessinnen
Die Ferienspiele endeten mit einer tollen
Aufführung auf der Bühne der Cafeteria mit
Flamenco-Tanz der Mädchen und Breakdance der Jungen: Der Applaus der begeisterten Eltern, Großeltern und Freunde war
ihnen gewiss.
Die Idee der Inklusion ist während dieser
Ferienspiele vollständig gelebt und lautstark
geschmettert worden: „Einer für alle, alle für
einen!“
Gabi Heyn
Auf Sendung
Internatsschüler beim Belgischen Rundfunk
Foto: IBK 2
Der Belgische Rundfunk (BRF) ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit Sitz in Eupen. Da
wollten wir – Bewohner der Internatsgruppe
IBK 2 – hin. Im BRF-Funkhaus wurden wir
von einem Mitarbeiter, der für die Werbung
verantwortlich war, sehr nett begrüßt und
empfangen.
Plötzlich mussten wir alle ganz still sein,
da er live eine Staumeldung durchgeben
musste. Nachdem wir das 100,5-Studio
verließen, besichtigten wir die Räumlichkeiten vom BRF-Fernsehen. Zu Abschluss gab
es auch noch tolle Geschenke. Bevor wir
zurückfuhren, haben wir uns natürlich noch
belgische Fritten schmecken lassen.
Ein schöner Ausflug!
Zuerst durften wir uns ein Studio anschauen,
in dem Gesprächsrunden stattfinden und
gesendet werden. Anschließend besuchten
wir ein Studio von „100,5 – das Hitradio“,
das sich auch im BRF-Funkhaus befindet.
Dort trafen wir auf einen sehr netten Radiomoderator, der unsere Fragen beantwortete
und uns einiges erklärte.
Lena und Verena (IBK 2)
Stille für die Staumeldung: Schüler des
Internats erlebten live, wie Radio gemacht
wird.
10 Vinzenz-Blick
72 Stunden – „…uns schickt der Himmel“
Jugend des Vinzenz-Heims engagiert sich bei Sozialaktion des BDKJ
Die 72-Stunden-Aktion ist die größte Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Alle zwei Jahre
kommen junge Menschen zusammen, um
sich für das „Gute“ einzusetzen. Dieses Mal
vom 13. bis 16. Juni unter dem Motto „Uns
schickt der Himmel“.
Die „Jugend“ des Vinzenz-Heims war auch
in diesem Jahr wieder dabei. Es wurde
gestrichen, gesungen und ein Spendencafé
eröffnet.
Spenden-Café im Park
Gemeinsam mit dem Jugendhilfeprojekt
„Courage“ eröffneten Schüler des Internats des Berufskollegs das „Café Sonnenstrahl“ im Ferberpark in Aachen-Burtscheid.
Gegen eine freiwillige Spende gab es dort
selbstgebackenen Kuchen und Getränke
sowie eine organisierte Kinderbetreuung mit
Spielen und einer Schminkecke. Von dem
Erlös soll im Ferberpark ein neuer Baum
gepflanzt werden.
Vinzenz-Blick 11
Mit Pinsel und Farbe
zu Leines & Co.
20 Bewohner und Mitarbeiter der Abteilung
1 des Kinder- und Jugendbereiches machten sich auf zur „Hazienda Arche Noah“, um
Leines und seine Rockerfreunde zu unterstützen. So wurde einen Nachmittag lang
eifrig der Rollstuhlparcours des Abenteuerspielplatzes gestrichen und auf Vordermann
gebracht.
Liedertexte und Waffelrezepte im Gitarrenkoffer
Mit Gitarre, Liedtexten und einem leckeren
Waffelrezept machten sich 15 Bewohner
und Mitarbeiter der Abteilung 2 und 3 auf
den Weg ins Altenzentrum Papst-Johannes-Stift. Hier wurde gemeinsam gesungen
und musiziert. Im Anschluss ließen sich Alte
und Junge bei Kaffee und Saft die selbstgebackenen Waffeln schmecken.
Beate Brehm, Karin Hilger
Fotos: Vinzenz-Heim
12 Vinzenz-Blick
Die neue MAV stellt sich vor
Mitarbeitervertretung wurde für vier Jahre gewählt
In den ersten Wochen unserer neuen Amtszeit war der Schwerpunkt unserer Arbeit
die Verteilung einzelner Arbeitsfelder: Wer
schreibt wann Protokoll? Wer vertritt uns
bei der DiAg oder MAV-AG? Wer sitzt im
Arbeitssicherheitsausschuss oder QM-Lenkungsausschuss usw., usw. Neben diesen
Planungen entschieden wir auch neu über
unsere Freistellungsstunden. Darüber werden wir in einer Mitarbeiterversammlung
informieren.
Foto: Nora Habel
Im April dieses Jahres wurde unsere Mitarbeitervertretung neu gewählt. Auf diesem
Weg danken wir Euch allen für Eure Beteiligung und Eure Stimme! Die Ergebnisse
der Wahl können sich alle Mitarbeitenden
in unserer internen „MAV öffentlich Seite“
ansehen. (Wobei uns natürlich die „Frauenquote“ erstaunt hat und zum Nachdenken
anregt!) Nun wollten wir uns auch bildlich
darstellen und haben uns deshalb zum Foto
versammelt.
v. l. n. r.: Ruth Chauvistré (KJ1), Wilfried Schäfer (BeWo), Markus Harbeke (LvMH), Volker
Salge (HSoH), Heinrich Lentfort (AWG), Marek Wojton (Technik), Regine Wolters (ÄFH),
Lars Schilling (LvMH), Tom Kästner (LvMH), Markus Bergmann (HSoH), Lambert Esser
(AWG)
uns im laufenden Betrieb erinnern, den
neuen Kollegen die Möglichkeit zu geben,
Ganz wichtig war auch, dass wir versucht
haben, den drei neuen MAV-Mitgliedern
einen guten Einstieg in die MAV-Arbeit zu
ermöglichen. Immer wieder mussten wir
Tach auch!
die vielseitige MAV-Tätigkeit in Ruhe kennenzulernen. Dazu waren auch die speziellen Fortbildungen hilfreich, an denen die
Drei teilgenommen haben. So gehen wir mit
und der Rat des Arztes wird zum ärztlichen
Rat!
Bei der Suche nach einem Fachartikel stieß
ich wieder einmal darauf: Die Sache mit
männlich und weiblich!
Um dem ganzen aus dem Weg zu gehen
hat die Uni Leipzig, die altehrwürdige „Alma
Mater Lipsiensis“, im Rahmen der Gleichstellung zwischen Mann und Frau nach
langjährigen Studien entschieden, ab sofort
die weibliche Form zu benutzen. So ist da
nur noch von „Professorinnen“, „Wissenschaftlerinnen“ und „Doktorantinnen“ die
Rede, egal, welchem Geschlecht sie angehören.
Anstatt Kolleg(inn)en schreibt und sagt man
besser Belegschaft, anstatt MitarbeiterInnen Mitarbeitende und Pfleger-innen werden jetzt zu Pflegenden. Sogar das Rednerpult hat ausgedient, nun sagt man Redepult
Ruth Chauvistré
zum persönlichen Budget mit Experten
Ich bin’s, Eure Josefine!
Seit Jahrhunderten und immer wieder wird
über die richtige Anrede diskutiert. Überall
begegnen uns selbstkreierte Fantasieworte
wie z. B. Kolleg(inn)en, MitarbeiterInnen
oder Pfleger-innen. Der Text wird dadurch
immer unlesbarer und ich kann Euch sagen:
alle diese Worte sind falsch geschrieben!
vollem Elan in die nächsten vier Jahre MAVTätigkeit und werden natürlich versuchen,
weiterhin unser Bestes für alle Mitarbeitenden des Vinzenz-Heims zu geben.
Diese Vorgehensweise sorgte für großen
Wirbel und schaffte es sogar in die Tagesschau um 20.00 Uhr! Aber nicht genug: Nun
melden sich das Karlsruher Institut für Technologie und die Medizinischen Hochschule
Hannover in Online-Portalen von Spiegel
oder FAZ, dass sie – aber bitte schön –
schon länger so verfahren und diese Idee
zuerst hatten!
Und nun frage ich allen Ernstes: Haben
die Studierten denn nichts Besseres zu
tun????
Eure(r) Josef(ine)
Vinzenz-Blick 13
Nach dem Audit ist vor dem Audit
Vinzenz-Heim arbeitet kontinuierlich weiter am Qualitätsmanagementsystem
Ein blaues Q, ein Stern – die Mitarbeitenden, aber auch die Leistungsnehmer waren
sehr stolz, als zum Ende des Jahres 2012
die eQuass-Zertifizierung des VinzenzHeims unter Dach und Fach war. Die Qualitätsmanagementbeauftragte, Christiane
Gülpen, sieht die Zertifizierung ebenfalls als
wichtigen Schritt: „Es ist gut für das fachliche Selbstbewusstsein.“
Ohnehin unterliegt das Vinzenz-Heim
gesetzlichen Vorgaben. Selbstbestimmung
der Leistungsnehmer ist zum Beispiel auch
im Wohn- und Teilhabegesetz verankert.
„Das allein hätte unsere Sinne aber nicht
so stark für die Selbst- und Mitbestimmung
geschärft“, ist Gülpen überzeugt. Besonders die Leistungsnehmer seien durch das
Zertifizierungsaudit selbstbewusster geworden. „Die eigenen Rechte zu kennen und
auch wahrzunehmen, ist eine große Herausforderung, die viele inzwischen mit Bravour meistern.“
Doch das Zertifikat ist nicht der innere
Antrieb, der das Vinzenz-Heim voranbringt.
„Aus innerer Überzeugung wollen wir uns
weiterentwickeln. Bewegung ist zwingend
nötig, um den steigenden Anforderungen
bei weniger Geld gerecht zu werden.“ Dabei
gehe es nicht allein um Qualitätssicherung,
sondern um Organisationsentwicklung.
Besonders die internen Audits bringen das
Vinzenz-Heim stetig voran. „Sie zeigen den
Mitarbeitenden auf kollegialer Ebene, dass
das Qualitätsmanagement-System bei aller
Anstrengung eine Hilfe für den Arbeitsalltag
ist“, sagt Gülpen. Auch die internen Auditoren treffen bei ihrer Arbeit auf viel Lernbereitschaft. „Die Beschäftigung mit der
Prozesslandschaft zur Vorbereitung auf das
Foto: Georg Schulte
Doch nach dem Audit ist vor dem Audit –
bereits zwei Jahre nach der Zertifizierung
folgt die Rezertifizierung. Gülpen sieht das
Vinzenz-Heim auf einem guten Weg: „Durch
das Hinarbeiten auf die Zertifizierung sind
wir zur lernenden Organisation geworden.
Wir kommen miteinander ins Gespräch, wir
trauen uns, gemeinsam unsere Leistung zu
überprüfen, mögliche Grenzen von Leistung
zu definieren und auch Fehler zuzugeben.“
Die Bewohnerinnen und Bewohner waren über die Zertifizierung genauso stolz wie die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Audit gibt vielen einen positiven Kick“, hat
Barbara Vennebörger erfahren. „Die Auditierten sind immer sehr offen für Kritik.“ In
diesem Jahr stehen 14 interne Audits auf
dem Programm, davon zwei Leitungsaudits
und vier abteilungsübergreifende. Auch die
internen Auditoren bilden sich auf Fortbildungen weiter.
Zum nächsten Entwicklungsschritt gehört
die Überarbeitung der „Ziele und Wege des
Vinzenz-Heims“. Bei der Überprüfung und
Ergänzung des Leitbilds werden Mitarbeitende wie Leistungsnehmer eingebunden.
„Das passiert nicht auf Leitungsebene. Es
geht darum, ein gemeinsames Selbstverständnis zu entwickeln und dies mit Empathie und Leben zu füllen“, erklärt Gülpen.
Flexibilität herzustellen. Dann bleibt das
System ein Gewinn“, bemerkt Gülpen.
Rauke Bornefeld
Und natürlich werden neue Prozesse entstehen und bestehende weiterentwickelt.
Aber: „Unser QM-System darf kein Korsett sein. Es geht auch immer darum, ein
Gleichgewicht zwischen Stabilität und
14 Vinzenz-Blick
Begleiter und Mittler
Freiwilligenmanagement braucht Perspektivwechsel
Es macht einen Unterschied, ob wir Ehrenamtlichen mit klaren Wünschen, Erwartungen und Angeboten für ihr Ehrenamt
begegnen – oder ob wir nach dem Motto
handeln: „Kommen Sie mal – wir können
jeden gebrauchen.“
Es macht einen Unterschied, ob wir freiwillig engagierte Bürger als Unterstützer
für bestimmte Aufgaben betrachten – oder
nur als Kompensation für fehlende öffentliche Mittel!
Es macht einen Unterschied, freiwillig
Engagierte als wichtige Impulsgeber und
Korrektiv von außen zu schätzen – oder ob
wir sie nur als billige Arbeitskräfte oder gar
Eindringlinge betrachten.
Es macht einen Unterschied, ob wir Freiwillige als „Botschafter des normalen Alltags“ und als Bereicherung und sinnvolle
Abwechslung für Leistungsnehmer erleben – oder wir sie primär als Störung im
Betriebsablauf wahrnehmen!
Betreuung direkt vor Ort: Die ersten Ehrenamtslotsen haben in den Außenhäusern
des Vinzenz-Heims ihre Tätigkeit aufgenommen.
Diese sind untereinander vernetzt und verstehen sich als Begleiter und Mittler, die
aktiv zur Sensibilisierung der Kommunikation und des Verständnisses zwischen
ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden beitragen. Dies soll mittelfristig die Zufriedenheit und Motivation beider
Gruppen verbessern und die Zusammenarbeit nochmals auf professionellere Basis
stellen.
Nach Auswertung der ersten Erfahrungen
wird das Konzept der Ehrenamtslotsen
in den kommenden Monaten in weiteren
Bereichen der Einrichtung umgesetzt.
Achim Steinbusch
Das Vinzenz-Heim baut auf Ehrenamt, denn
bürgerschaftliches Engagement wird in Zeiten abnehmender öffentlicher Mittel immer
wertvoller. Gleichzeitig verändert sich die
Bereitschaft von Freiwilligen. Fakt ist, wir
haben keinen Mangel an Menschen, die
sich für andere engagieren wollen, sondern
wir haben einen Mangel an Bereitschaft und
Kreativität, die Rahmenbedingungen so zu
gestalten und zu leben, dass Menschen
sich mit ihren Talenten und Motivationen
einbringen können.
Wie lässt sich also professionelles und zeitgemäßes Freiwilligenmanagement entwickeln und im Alltag umsetzen? Diese Frage
stellten sich fünf Diözesancaritasverbände
in Nordrhein-Westfalen im Projekt „win-win
für Alle!“ Das Vinzenz-Heim hat früh entschieden, dabei zu sein. Das Projekt wurde
mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds
(ESF) und des Bundesministeriums für
Arbeit und Soziales gefördert.
Was hat sich verändert?
Der erste entscheidende Schritt lautete:
Perspektivenwechsel. Denn bei all den
unterschiedlichen Gegebenheiten ist es
wichtig, den Blick auf die Menschen zu
richten, die sich engagieren, und auf die,
die sich engagieren möchten. Auf ihre Motivationen und Rahmenbedingungen kommt
es viel stärker an, als bisher verstanden und
umgesetzt wurde.
Der Fokus im Vinzenz-Heim liegt auf der
Verbesserung der Beziehungsgestaltung
und Betreuung der zurzeit knapp 100 freiwillig Tätigen. Sie finden nun neben der im
Fachbereich Personal angesiedelten hauptamtlichen Stelle der Ehrenamtskoordinatorin erste Strukturen für eine optimierte
Interessierte Mitarbeitende an der Arbeit
der Ehrenamtslotsen können sich
informieren: Ehrenamtskoordinatorin
Hedwig Höfert, Tel. 6004-265,
[email protected].
Wollen Sie sich im Vinzenz-Heim
ehrenamtlich engagieren?
Informationen und Beratung:
Hedwig Höfert, Ehrenamtskoordin
atorin
Vinzenz-Heim Aachen
Tel. 0241 6004-265
[email protected]
www.vinzenz-heim.de
Vinzenz-Blick 15
Wissen, was man tut
Kurz notiert
Projektgruppe erarbeitet „Pädagogische Standards“
Die Betreuerinnen und Betreuer in den
Wohngruppen müssen eine ganze Menge
wissen und tun. Zum Beispiel:
• Als Bezugsbetreuer die Bewohner unterstützen
• Die Selbstständigkeit und die Eigenständigkeit der Bewohner fördern
• Eine Förderplanung oder eine Hilfeplanung mit und für die Bewohner erstellen
• Freizeitangebote planen und organisieren
• Die Rechte der Bewohner kennen und
achten
• Mit gesetzlichen Betreuern, mit Eltern
und mit vielen anderen Personen sprechen
Dies und noch vieles mehr sind die Aufträge
der Menschen, die im Vinzenz-Heim mit
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
arbeiten. Die meisten haben dafür eine pädagogische Ausbildung (Erzieherin, Heilerziehungspfleger oder Sozialpädagoge), einige
haben eine pflegerische Ausbildung
(Krankenschwester oder Altenpfleger),
und auch viele Helferkräfte unterstützen
diese Tätigkeiten.
Eine fünfköpfige Projektgruppe arbeitet
seit vergangenem November daran, die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei
zu unterstützen, ihre pädagogische
Arbeit noch besser zu tun. Dafür wurden wichtige Themen ausgewählt und
genauer beschrieben.
So wie alle Pflegefachkräfte durch
„Pflege-Standards“ genau wissen, was
sie in der Pflege zu tun haben, werden
auch die pädagogisch tätigen Mitarbeitenden bald noch genauer wissen,
was sie tun sollen. Das nennen wir
dann „Pädagogische Standards“. Die
Bewohnerinnen und Bewohner können
sich dann darauf besser einstellen und
verlassen.
Horst Thelen
Pädagogische Standards helfen den Mitarbeitern und machen ihre Arbeit für Bewohner
verlässlicher.
Anfeuern erhöht die
Motivation
Im Oktober 2012 vertraten zwölf
wackere Mitarbeitende des VinzenzHeims unsere Einrichtung bei der
Premiere des Aachener Firmenlaufes.
Dabei standen nicht die Leistung, sondern vor allem das gemeinschaftliche
Sporterlebnis und die gegenseitige
Motivation im Vordergrund.
Wir freuen uns, dass bei der diesjährigen Neuauflage am 2. Oktober rund
um den Hangeweiher 21 Mitarbeitende die Farben unserer Einrichtung
vertreten werden. Noch leichter läuft
es sich natürlich, wenn vom Wegesrand aus reichlich angefeuert wird. Wir
freuen uns auf stimmgewaltige und
für unsere Läufer sicherlich hilfreiche
Unterstützer. Für „Handwerkszeug“
wie Trommeln und Fähnchen wird
gesorgt sein.
Nora Habbel
Kurz notiert
Foto: Pedro Citoler
Ergebnisse vorstellen
Am Montag, 16. Oktober, um 19 Uhr
wird die Projektgruppe „Pädagogische
Standards“ in der Cafeteria im Vinzenz-Heim den Bewohner-Beiräten
und anderen interessierten Bewohnerinnen und Bewohnern das bisherige
Konzept vorstellen. Wir möchten miteinander ins Gespräch kommen und
gemeinsam überprüfen, ob die bisherigen Ideen auch im Sinne der Bewohner sind.
Nachrichten aus dem Vinzenz-Heim Aachen | 2-2013
Termine 2013/14
Mittwoch, 2. Oktober
2. Aachener Firmenlauf
Rund um den Hangeweiher
Donnerstag, 3. Oktober
Oktoberfest
Heinrich-Sommer-Haus, Aachen-Brand
Samstag, 5. Oktober
Oktoberfest
Wilhelm-Rombach-Haus, Herzogenrath
Donnerstag, 10. Oktober
Feier der Bewohnerjubiläen
Café Life
Sonntag, 13. Oktober
Mitarbeiter
Freitag, 13. Dezember
Einweihung und Einsegnung der neuen
Appartementanlage
Kalverbenden
Mittwoch, 18. Dezember
Vorweihnachtsmesse
Kapelle im Vinzenz-Heim
Ausbildungsabschluss 2013:
Dominik Lennartz, Koch
Kita-Matila Nzila, Hauswirtschaftshelferin
Wir wünschen ihnen einen erfolgreichen
Start ins Berufsleben.
Nachruf:
In den vergangenen Monaten verstarben
Sigrid Welschhoff, Krankenschwester
Simone Kowalski, Pflegehelferin
Dienstag, 14. Januar
Neujahrsempfang
Cafeteria im Vinzenz-Heim
Mittwoch, 19. März
Josefstag
Kapelle und Cafeteria im Vinzenz-Heim
Wir gedenken der verstorbenen Mitarbeiterinnen im Gebet.
Gute Laune im Garten
Ferienimpressionen – Auf Tour mit dem
Vinzenz-Heim
Garten der Sinne und Gartencafé
Beginn: 14.30 Uhr
Donnerstag, 31. Oktober
Halloween
Helena-Stollenwerk-Haus, Simmerath
wohner.
e Teilhabe unserer Be
gesellschaftlich
Ihre Spende fördert die
rung:
r mit und ohne Behinde
Begegnungen für Kinde
re erleben.
Spielen, Natur und Tie
gegnungen)
Be
(Kennwort: Inklusive
Dienstag, 5. November
St. Martin mit Laternenumzug
Vinzenz-Heim Aachen, Beginn: 18 Uhr
Mittwoch, 6. November
Ehrenamtsabend
Kapelle und Cafeteria im Vinzenz-Heim
tes Kinder(T)Räume zur
Umsetzung des Projek
g der Freifläche zwischen
kindgerechten Gestaltun
Appartementanlage.
Julie-Billiart-Haus und
e)
(Kennwort: Kinderträum
Samstag, 23. November
Adventsbasar
Helena-Stollenwerk-Haus, Simmerath
Impressum
ank
Spendenkonto: Pax-B
03 8940 17
N: DE83 3706 0193 10
IBA
X
PA
D1
DE
NO
BIC: GE
Herausgeber:
Josefs-Gesellschaft gGmbH –
Vinzenz-Heim Aachen
Redaktion:
Heinz-Josef Scheuvens (V.i.S.d.P.), Markus
Bergmann, Rauke Bornefeld (Leitung), Ruth
Chauvistré, Nifa Görtz, Nora Habbel, Karin
Hilger, Tom Kästner, Daniela Schwartz
Layout: phasezwei, Aachen
Druck: Josefsheim Bigge
Das Vinzenz-Heim Aachen ist eine Einrichtung
der Hilfe für Menschen mit Behinderung in Trägerschaft der Josefs-Gesellschaft gGmbH Köln.
Sie ist an zehn Standorten der StädteRegion
­Aachen aktiv und bietet u. a. an:
Wohnen für Kinder und J­ ugendliche
Wohnangebote für Erwachsene: Stationäre
Wohnangebote – Außenwohngruppen im Stadtbereich – Ambulant Betreutes Wohnen
Vinzenz-von-Paul-Berufskolleg
Internat des Berufskollegs
ViTa – Familien unterstützender Dienst
Koordinierungs-, Kontakt- und
Beratungsstelle (KoKoBe)
Josefs-Gesellschaft gGmbH –
Vinzenz-Heim Aachen
Kalverbenden 91, 52066 Aachen
Telefon 0241/6004-116/117
[email protected]
www.vinzenz-heim.de