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Politisches System Schweiz Politisches System Schweiz Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Föderalismus Prof. Dr. Andreas Ladner IDHEAP Lausanne Frühjahrssemester 2012 Andreas Ladner 1 Politisches System Schweiz Bedeutung Glieder eines Gesamtstaates haben bedeutende rechtliche und politische Autonomie und bedeutsamen Einfluss auf die Entscheidungen des Gesamtstaates Andreas Ladner 2 Politisches System Schweiz Andreas Ladner 3 Politisches System Schweiz Andreas Ladner 4 Politisches System Schweiz Andreas Ladner 5 Politisches System Schweiz Das Ende des Föderalismus? Andreas Ladner 6 Politisches System Schweiz Andreas Ladner 7 Politisches System Schweiz Mörgeli: Keine EU-Schilder SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli reichte bereits eine Motion ein, mit der er den Bundesrat beauftragen will, auf den Nummernschildern das Schweizer Wappen und die Kantonswappen zu belassen. Ein Verzicht würde für den Zürcher Nationalrat eine Angleichung an EU-Verhältnisse bedeuten. Mit der EU hat dies jedoch nichts zu tun: Auch bei einem allfälligen EU-Beitritt könnte die Schweiz Autoschilder mit Kantonswappen verwenden. Es gibt diesbezüglich keine Vorschriften in der EU. Andreas Ladner 8 Politisches System Schweiz Aktuellere (politische) Fragen • Pittbullverbot • Kooperative Steuerung des Hochschulsystems, Bildungswesen • Spitzenmedizin • Kinderzulagen • Steuerwettbewerb Andreas Ladner 9 Politisches System Schweiz Föderalismus = • „Kantönligeist“; 26 Bildungssysteme, Baugesetze usw. • Gratwanderung zwischen grösstmöglicher Autonomie der Gliedstaaten und zentraler Steuerung unter den Aspekten der Wirtschaftlichkeit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Andreas Ladner 10 Politisches System Schweiz Föderalismus „Der Föderalismus ist - zusammen mit der direkten Demokratie - eine der tragenden Säulen des schweizerischen Bundesstaates. Er kann als eine Form der Dezentralisierung des Staates gesehen werden, die in erster Linie dazu dient, die Vielfalt in der Einheit zu erhalten und den Staat dem Bürger anzunähern. Er ist dauernd in Bewegung und steht heute vor neuen Herausforderungen wie beispielsweise dem neuen Finanzausgleich, der Europäischen Integration oder der wachsenden Bedeutung von Städten und Agglomerationen.“ Andreas Ladner 11 Politisches System Schweiz CH: Anti-etatistische Prägung • Bürgerliche bemühen den Föderalismus, wenn es darum geht, den Sozialstaat abzuwenden oder gegen die Bevormundung der Kantone anzukämpfen. • Die politische Linke bemüht ihn z.B. im Kampf gegen den Polizeistaat. Linder 1999: 136 Andreas Ladner 12 Politisches System Schweiz Fédération ≠ confédération • D’un point de vue juridique, une confédération d’États repose sur un traité international, alors qu’une fédération repose sur une constitution. • La confédération suisse n’est pas une confédération. Andreas Ladner 13 Politisches System Schweiz Die Bedeutung der verschiedenen Ebenen in der Schweiz 100% 90% 20.5 26.9 30.6 80% 70% 60% 30.4 59.6 8.0 10.9 50% 1.3 40% 65.1 30% 20% 58.5 49.1 39.2 10% 0% CH NO Commune DK Canton NL Confédération Source: Size and Local Democracy: Pourcentages de réponses „grande influence“ Andreas Ladner | 14 Politisches System Schweiz www.federalism.ch / www.forumfed.org Andreas Ladner | 15 Politisches System Schweiz Links: • Int. Föderalismusforum: http://www.forumfed.org/default.asp?lang= en • Bundesamt für Justiz: http://www.ofj.admin.ch/themen/foederalis mus/intro-d.htm • Föderalismusinstitut Uni Fribourg: http://www.federalism.ch/ Andreas Ladner 16 Politisches System Schweiz 1. Föderalismus: Theoretische Vorstellung und ein internationaler Vergleich Andreas Ladner 17 Politisches System Schweiz Föderalismustheorien alt Die traditionellen Föderalismustheorien der Aufklärung und des 19. Jh. gehen von der Existenz ursprünglich unabhängiger Regionen mit unterschiedlichen kulturellen, ökonomischen und ethnischen Ausprägungen aus und stellen primär die Integration heterogener Gesellschaften durch eine föderative Ordnung in den Mittelpunkt. Andreas Ladner 18 Politisches System Schweiz Föderalismustheorien neu Die neueren Theorien setzen den demokratischen Gesamtstaat schon voraus und rücken die Machtaufgliederung durch vertikale Gewaltenteilung mittels föderalistischer Institutionen und den Minoritätenschutz mittels möglichst weitgehender territorialer Eigenständigkeit ins Zentrum. Andreas Ladner 19 Politisches System Schweiz The Federalist Papers 85 Essays geschrieben in den Jahren 1787/88 mit dem Ziel, Unterstützung für die US-Verfassung zu gewinnen. Andreas Ladner 20 Politisches System Schweiz No. 51 In a single republic, all the power surrendered by the people is submitted to the administration of a single government; and the usurpations are guarded against by a division of the government into distinct and separate departments. In the compound republic of America, the power surrendered by the people is first divided between two distinct governments, and then the portion allotted to each subdivided among distinct and separate departments. Hence a double security arises to the rights of the people. The different governments will control each other, at the same time that each will be controlled by itself. Andreas Ladner 21 Politisches System Schweiz Wichtigste Funktionen: • Verstärkte Machtkontrolle in demokratischen Regierungssystemen • Erhöhte Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung • Erleichterte Durchsetzungschancen dezentral organisierter Interessen • Entlastung zentraler Entscheidungsinstanzen • Verstärkter Schutz von Minderheiten • Erleichterung von Experimenten und Sonderlösungen im lokalen Raum Andreas Ladner 22 Politisches System Schweiz Unterschiedliche Schwerpunktsetzungen je nach Disziplin Staatsrechtlich: Politische Systeme sind dann föderalistisch organisiert, wenn die entscheidenden Elemente des Staates (Legislative, Exekutive, Judikative) sowohl im Gesamtstaat wie auch in den Gliedstaaten vorhanden sind, ihre Existenz verfassungsrechtlich geschützt ist und durch Eingriffe der anderen Ebene nicht beseitigt werden können. Andreas Ladner 23 Politisches System Schweiz Sozialphilosophisch: Der Föderalismus ist ein dem Subsidiaritätsprinzip und der Genossenschaftsidee verwandtes gesellschaftliches Organisationsmodell, das auf weitgehende Autonomie kleiner Gruppen und dezentraler Einheiten beruht. Andreas Ladner 24 Politisches System Schweiz Ökonomischer Föderalismus: Hier steht die optimale Allokation von aufgabenspezifischen Entscheidungskompetenzen auf die verschiedenen Staatsebenen im Vordergrund. Ausgangspunkt bilden das Dezentralisierungstheorem und die fiskalische Äquivalenz. Andreas Ladner 25 Politisches System Schweiz Vorteile der Dezentralisierung aus ökonomischer Sicht • Über die Bereitstellung eines öffentlichen Gutes wird in den Teilgebieten entschieden -> Präferenzen der Stimmbürgerschaft werden besser berücksichtigt • Das Prinzip der fiskalischen Äquivalenz kann besser berücksichtigt werden • Die Gebietskörperschaften stehen in einem Wettbewerb, produzieren billiger und sind innovativer • Planungs- und Entscheidungskosten sind geringer, da die Präferenzen der Stimmbürgerschaft besser bekannt sind Andreas Ladner 26 Politisches System Schweiz Vorteile der Zentralisierung aus ökonomischer Sicht • Gewisse Leistungen können wegen Unteilbarkeiten nicht unter einer kritischen Grösse erbracht werden. • Nutzenstreuungen sind geringer. Bei grösseren Gebietskörperschaften streut der Nutzen weniger über das Territorium hinaus (weniger Spill overs). • Koordinationszwang: wenige und grössere Gebietseinheiten weisen geringere Entscheidungskosten aus. • Sinkende Durchschnittskosten: Leistungen können für das Gesamtgebiet günstiger erstellt werden (Economies of scales). Andreas Ladner 27 Politisches System Schweiz Politikwissenschaftliche Perspektive: Beurteilung der Leistungsfähigkeit des Föderalismus sowohl unter dem Aspekt der Willensbildung und der Legitimation, wie auch unter dem Aspekt der Effizienz und der Effektivität. Welche Sichtweise findet sich in unserer Verfassung? Andreas Ladner 28 Politisches System Schweiz Föderalistische Staaten Andreas Ladner 29 Politisches System Schweiz Ca. 25 Staaten Belgien, 3 Regionen, 3 Gemeinschaften, Verfassung von 1994 Kanada, 10 Provinzen, 3 Territorien, Verfassung von 1867/1982 Bosnien und Herzegowina, 2 Entitäten Vereinigte Staaten von Amerika, 50 (innerhalb der bosniakisch-kroatischen Bundesstaaten, 1 Bundesdistrikt, Entität "Föderation Bosnien und Verfassung von 1787 Herzegowina" 10 Kantone) Deutschland, 16 Länder, Grundgesetz von 1949 Österreich, 9 Bundesländer, Verfassung Mexiko, 31 Bundesstaaten, 1 von 1929. Territorium, Verfassung von 1917 Schweiz, 26 Kantone (bis 2000: 20 Kantone und 6 Halbkantone), Verfassung von 1848 (Totalrevisionen von 1874 und 1999) Spanien, 17 autonome Gemeinschaften, Saint Kitts and Nevis zwei Autonome Städte (Ceuta, Melilla) Serbien Montenegro Venezuela, 23 Bundesstaaten, 1 Bundesdistrikt, Verfassung von 1999 Russland, 21 Teilrepubliken, 6 Regionen, 49 Gebiete, 2 Städte föderaler Bedeutung, 1 autonomes Gebiet, 10 autonome Bezirke und 7 Föderationsbezirke, Verfassung von 1993 Argentinien, 23 Provinzen, 1 Bundesdistrikt, Verfassung von 1994 Brasilien, 26 Bundesstaaten, 1 Bundesdistrikt, Verfassung von 1988 Australien, 6 Bundesstaaten, 2 Territorien, 3 Außengebiete, Verfassung Andreas Ladner Äthiopien, 9 Bundesstaaten, 2 eigenständige Städte, Verfassung von 1995 Komoren, 3 Territorien, Verfassung von 2001 Nigeria, 36 Bundesstaaten, 1 Territorium, Verfassung von 1979 Südafrika, 9 Provinzen, Verfassung von 1996 Indien, 28 Staaten, 7 Territorien, Verfassung von 1950 Pakistan, 4 Provinzen, 2 Territorien, Verfassung von 1973 Irak, 3 Bundesstaaten, Verfassung von 2005 Vereinigte Arabische Emirate, 7 Emirate, 30 Politisches System Schweiz Saint Kitts and Nevis Andreas Ladner 31 Politisches System Schweiz India Andreas Ladner 32 La Belgique Andreas Ladner Politisches System Schweiz 33 33 Politisches System Schweiz Kanada Andreas Ladner 34 Politisches System Schweiz Importance of Federalism • 40 per cent of the world’s population • almost all democracies with large areas and/or populations are federal • democratization brings along federalism (Argentina, Brazil, Mexico) • with Belgium, Ethiopia and Spain formerly unitary countries become federalist • federalism has been adopted in post-conflict democracies (Bosnia, Democratic republic of Congo, Iraq, Sudan, South Africa) • the EU has a number of federal characteristics Anderson (2008:1ff) Andreas Ladner 35 Politisches System Schweiz Common characteristics • • • • • • At least two orders of government, one for the whole country and one for the regions with different elections A written constitution with some parts which cannot be amended by the federal government alone A constitution that formally allocates legislative and fiscal powers to the two orders of government ensuring some genuine autonomy for each order Usually some special arrangements in the upper houses for the representation of the constituents units giving to smaller units greater weight than they would merit An umpire procedure to rule on constitutional disputes between governments A set of processes and institutions for facilitating or conducting relations between governments Anderson (2008:3ff.) Andreas Ladner 36 Politisches System Schweiz Names of the Constituent Units • • • • • • • Andreas Ladner States: Australia, Brazil, Ethiopia, India, Malaysia, Mexico, Nigeria, US Provices: Argentina, Canada, Pakistan, South Africa Länder: Austria, Germany Cantons: Switzerland Regions, communities: Belgium Autonomous communities: Spain Regions, republics, autonomous areas, territories, cities: Russia 37 Politisches System Schweiz Zentrale Unterscheidungsmerkmale A. Gebietseinteilung, bevölkerungsmässige und wirtschaftliche Disparitäten B. Aufgabenteilung C. Einnahmen- und Ausgabenaufteilung D. Steuerhoheit und Steuersysteme, materielle und formelle Harmonisierung E. Regelung der Mitwirkung der Gliedstaaten an der Willensbildung auf Bundesebene F. Finanzielle Disparitäten zwischen den Gliedstaaten und Ausgleichsinstrumente G. Geplante Reformbestrebungen Stalder 1999: 3 Andreas Ladner 38 Politisches System Schweiz The Constituent Units • From 2 (St. Kitts and Nevis, Bosnia-Herzegowina) to 50 (USA) or 86 (Russia) • The largest unit may be bigger than many countries (Uttar Pradesh in India: 160 million people, California: 34 million) • Some units may be very tiny: Nevis has only 12,000 people, AI has 15,000. • In some countries one or two units encompass the majority of the population (St. Kitts 75 %, Flanders 58 %, Punjab in Pakistan 56 %) • In other countries the largest unit constitute a small part of the population (California 12 %, Moscow 7 %, Zurich 17.3 %) Anderson (2008:14ff.) Andreas Ladner 39 Politisches System Schweiz Weitere Begriffe • Symmetrischer Föderalismus – Die föderalen Einheiten (Kantone) haben im Prinzip dieselben Aufgaben, Kompetenzen und Ressourcen • Asymmetrischer Föderalismus – Die föderalen Einheiten sind nicht zuletzt auch betreffend ihrer Autonomie unterschiedlich (Kanada: Québec, Provinzen und Territories; Washington DC) Andreas Ladner 40 Politisches System Schweiz Kongruenter und inkongruenter Föderalismus • Kongruent: Die föderalistischen Einheiten sind ethnisch und kulturell das genaue Abbild des Staates. • Inkongruent: Die föderalistischen Einheiten unterscheiden sich stark voneinander. Für sich selbst sind sie jedoch homogener als der Gesamtstaat. Andreas Ladner 41 Politisches System Schweiz Examples • Argentina, Austria, Australia, Brazil, Germany, Mexico, the United States have a clearly dominant language and relatively low levels of religious or ethnic diversity • In Switzerland, India, Canada, Ethiopia, Spain, Belgium or Russia the diversity is reflected in the composition of the constituent units. Anderson (2008:17f.) Andreas Ladner 42 Politisches System Schweiz Who Does What and How? Basically two different approaches: • Dualist Models: Different jurisdictions are assigned to each order of government, which then delivers and administers its own programs (Canada, Brazil, US). • Integrated Models: Many shared competences and the constituentunit governments often administer centrally legislated programs or laws (Germany, Austria, South Africa, Spain). • India and Switzerland have strong features of both. Australia is dualist in administrative arrangements, but has many areas of concurrency. Anderson (2008:21 ff.) Andreas Ladner 43 Politisches System Schweiz Aufgabenerbringung • Kooperativer Föderalismus – Verschiedene Ebenen arbeiten zusammen, um gewisse Aufgaben zu erfüllen • Dualer Föderalismus – Klare Kompetenzabgrenzung zwischen den beiden/verschiedenen Ebenen (Zweipolare Verfassungsordnung) Andreas Ladner 44 Politisches System Schweiz Kompetenzstruktur Kompetenzstruktur Schweiz Kanada USA Deutschland Österreich dualistisch, zum Teil integriert, Übergewicht des Bundes im Sozialstaatsbereich, Bundeskompetenzen können nur durch Zustimmung von Volk und Ständen geschaffen werden, Kompetenzvermutung zu Gunsten der Kantone dualistisch, differenziert nach Politikfeldern, konkurrenzierende Zuständigkeiten bei unterschiedlicher Ableitung in so gut wie allen innenpolitischen Bereichen dualistisch mit starker Stellung des Präsidenten, Differenzierung nach Politikfeldern, Übergewicht des Bundes, allerdings parallele Steuer- und Finanzverfassungen, Residualkompetenz bei den Einzelstaaten integriert, funktionale Differenzierung nach Kompetenzarten, Administration bei den Ländern, Gesetzgebung (Ausnahme Kultur, Bildung, Polizei und innere Sicherheit) weitgehend beim Bund (auch Steuergesetzgebung) integriert, teilweise funktionale Differenzierung nach Kompetenzarten, kaum ausschliessliche Gesetzgebungskompe tenz der Länder, starkes Übergewicht des Bundes Nach Stalder 1999 Andreas Ladner 45 Politisches System Schweiz Patterns of distribution of power in different policy area • • • • • • • • Defence: always federal sometimes constituent units (CU) Treaty ratification: almost always federal, sometimes CU Major physical infrastructure: usually federal, sometimes concurrent, joint or shared or CU Primary and secondary school: usually CU, occasionally concurrent, rarely federal Post secondary education and research: no clear pattern Pensions: either concurrent, joint, shared or federal Health care: usually CU, sometimes concurrent, joint or shared Police: usually shared, occasionally concurrent or joint, rarely federal or CU joint = to orders make decisions toghether; concurrent = both make laws in defined areas; shared = different legal powers, decisions are made independently Andreas Ladner 46 Politisches System Schweiz Residual Power • In bottom-up federations residual power is in the hands of the constituent units • In federations that emerged from previously unitary regimes, residual power is in the hands of the federal state Andreas Ladner 47 Politisches System Schweiz Verhältnis zwischen den föderalen Einheiten • Konkurrenzieller Föderalismus – Die föderalen Einheiten stehen zueinander in Konkurrenz zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger (exit) • Solidarischer Föderalismus – Ausgleich der Bedingungen unter den verschiedenen föderalen Einheiten mit Finanzausgleich, Zusammenarbeit usw. Andreas Ladner 48 Politisches System Schweiz Competition • Many economist argue that a federation should minimize the extent to which constituent units use tax competition to influence companies and individuals to locate in a particular area (limited control over mobile taxpayers). Danger: downward spiral of tax rates, loss of revenues, focus on other taxes. • Some economist favour fairly extensive tax competition because they believe it can promote better services (Anderson 2008: 31). Andreas Ladner 49 Politisches System Schweiz Different revenue and spending arrangements • In some countries, the central government dominates the levying and collection of revenues as well as the delivery of programs. • In other countries, the constituent units play a more important role in the collection of revenues and their expenditures are larger. Andreas Ladner 50 Politisches System Schweiz Revenues: Central-government revenues relative to total government revenues around 45 % 54 % between 60 and 75 % over 80 % Andreas Ladner Canada, Switzerland United States Austria, Australia, Belgium, Brazil, India, Germany, Spain Argentina, Malaysia, Mexico, Nigeria, Russia, South Africa, Venezuela 51 Politisches System Schweiz Spending: Central-government direct spending relative to total government spending 30 to 40 % between 45 and 60 % over 75 % Andreas Ladner Switzerland, Canada, Belgium, Germany Argentina, Australia, Austria, Brazil, India, Mexico, Nigeria, Russia, Spain, South Africa, US Malysia, Venezuela 52 http://www.economics.uni-linz.ac.at/Schneider/Kompendiumf.PDF Politisches System Schweiz Andreas Ladner 53 Politisches System Schweiz Transfers to constituent units • In all countries central government raises more revenue than it spends for its own needs. • Some transfers are unconditional, others are conditional (and for example promote the achievement of national purposes or standards). Andreas Ladner 54 Politisches System Schweiz Central transfer relative to constituent-unit spending 13 to 26 % 23 to 30 % 44 % 46 % 68 % 73 % more than 83 % Andreas Ladner Canada, Switzerland, US Russia, Malysia Germany Australia, India Belgium Spain South Africa, Nigeria, Mexico 55 Politisches System Schweiz Tax systems • Income tax and value added tax • Which shares go to the different tiers? • Who decides on the tax rate? Andreas Ladner 56 Politisches System Schweiz Einkommenssteuer Schweiz Kanada USA Deutschland Österreich Einziehende Stelle Bund, Kantone, Gemeinden Bund, Provinzen Bund, Staaten Anteil Bund Anteil Gliedstaaten Anteil lokale Ebene 28.8 63.0 81.5 42.5 69.0 ca. 43 37.0 18.5 42.5 16.5 ca. 28 15.0 14.5 Steuerföderalis- Bund regelt Steuerföderalis- harmonisiert harmonisiert mus Steuerbasis und mus (Verteil(VerteilProgression, schlüssel) schlüssel) über die Höhe entscheiden Provinzen Einkommenssteuer (Lohnsteuer) Steuerverbund (Gemeinschaftssteuer) Bund Nach Stalder 1999, eigene Ergänzungen Andreas Ladner 57 Politisches System Schweiz Warenumsatzsteuer Schweiz Kanada USA Deutschland Österreich Wahrenumsatzsteuer Anteil Bund Anteil Gliedstaaten Anteil lokale Ebene Verteilung 100.0 46.2 50.0 69.5 100.0 48.0 18.7 Spezialsteuern Weitere Umsatzsteuern 2.0 11.8 53.8 Verteilschlüssel Verteilschlüssel Nach Stalder 1999, eigene Ergänzungen Andreas Ladner 58 Politisches System Schweiz Vertical Relations In federations the two houses the parliament • are constituted on different representative principles, with one chamber (usually the upper house) using a formula based on constituent units whereas the system for the lower house is closer to the representation by population • are elected or namend in different ways • can have quite similar or distinct powers Andreas Ladner 59 Politisches System Schweiz Bundesrat (Germany) • Probably the most distinct Upper House • Länder delegates are not elected but named by their governments and officially led by their ministerpresidents • Legislation that affects the Länder must be approved by the Bundesrat Andreas Ladner 60 Politisches System Schweiz Representation in the Upper House • Equal number of members from each full constituent units: Argentina, Australia, Brazil, Nigeria, Mexico, Russia, South Africa, Switzerland • Unequal number with weight given to population: Austria, Belgium, Canada, Ethiopia, Germany, India Andreas Ladner 61 Politisches System Schweiz Power of the Upper House • • • • • • • Andreas Ladner US: Senate has all power of the House of Representatives, but it alone approves key appointments, declarations of war and treaties. Argentina, Australia, Brazil, Switzerland: absolute veto power Germany: Veto over matters affecting Länder and suspensive veto over other matters India, Nigeria: veto of the Upper House can be overridden in a joint sitting of the two Houses Austria, Malaysia, Spain: Suspensive veto only Canada: extensive legal powers but only uses them to revise and delay Belgium: Veto on all matters that can affect the federal system. 62 Politisches System Schweiz Disparities between constituent units • The wealth of constituent units within federation differs greatly, affecting their ability to raise own-source revenue. • Most federations have provisions for dealing with these differences through transfers. • There is a great variety in the design and the underlying principles for these transfers. Andreas Ladner 63 Politisches System Schweiz Different redistribution systems • Usually there are transfers from central government to the constituent units. In Switzerland and Germany there also transfers from richer to poorer constituent units. • What is the aim of the equalization: minimal standards, same level, within a range, super-equalization? • The importance of unconditional transfers in equalization programs varies. • Conditional transfers can also include equalization considerations. • Central government spending (investments) in specific areas can also have a equalizing effect. Andreas Ladner 64 Politisches System Schweiz Föderalismus und Dezentralisation (Lijphart 1999) • Federal and decentralized: Australia, Canada, Germany, Switzerland, United States, Belgium • Federal and centralized: Venezuela, Austria, India • Semi-federal: Israel, Netherlands, Papua New Guinea, Spain, Belgium (before 1993) • Unitary and decentralized: Denmark, Finland, Japan, Norway, Sweden • Unitary and centralized: Bahamas, Barbados, Botwwana, Colombia, Costa Rica, Greece, Iceland, Ireland, Jamaica, Luxembourg, Malta, Mauritius, New Zealand, Portugal, United Kingdom, France, (Italy), Trinidad. Andreas Ladner 65 Politisches System Schweiz Federalist and unitary countries compared Andreas Ladner 66 Politisches System Schweiz Quelle D. Freiburghaus, MPA-Unterlagen Andreas Ladner 67 Politisches System Schweiz Und heute? Auf dem Weg vom kooperativen Föderalismus zu multi-level Governance! (Beispiel Tripartite Agglomerationskonferenz) Andreas Ladner 68 Politisches System Schweiz 2. Der Schweizer Föderalismus 2.1 Herausbildung Andreas Ladner 69 Politisches System Schweiz Vom Staatenbund zum Bundesstaat Mit der Bundesverfassung von 1848 wurde aus dem Staatenbund ein Bundesstaat. Es entsteht ein souveräner Staat, basierend auf einer Verfassung. Die Kantone sind nicht mehr Vertragspartner, sondern unterstehen einem gemeinsamen, übergeordneten Gesetz, der Verfassung. Die Verfassung räumt den Kantonen allerdings eine wichtige Rolle ein. Andreas Ladner 70 Politisches System Schweiz Und weiter: • Die Totalrevision von 1874 ändert nichts am Status der Kantone. • Und auch in der Folge wird wenig verändert, einzig die Aufgaben des Bundes werden kontinuierlich ausgebaut. Andreas Ladner 71 Politisches System Schweiz Vom Referendum zur Konkordanz • Zwischen 1874 und 1891 werden 2/3 der 19 Vorlagen abgelehnt. • Dabei handelte es sich vor allem Vorlagen, die unter den Begriffen Modernisierung, Zentralisierung und Säkularisierung zusammengefasst werden können. • Allerdings sind in dieser Zeit auch 140 Vorlagen durchgekommen, ohne dass sie dem Volk unterstellt wurden. Vgl. Kölz (2004: 633) Andreas Ladner 72 Politisches System Schweiz Obstruktionspolitik Non 12.05.1872 O 19.04.1874 O 23.05.1875 F 23.04.1876 F 09.07.1876 F 21.10.1877 F 30.07.1882 F 26.11.1882 F 06.12.1891 F Revision totale Revision totale Loi fédérale sur le droit de vote des citoyens suisses Loi fédérale sur l'émission et le rembourseme nt des billets de banque Loi fédérale sur la taxe d'exemption du service militaire Loi fédérale concernant les droits politiques des Suisses établis et en séjour, et la perte des droits politiques des citoyens suisses Loi fédérale concernant les mesures à prendre contre les épidémies offrant un danger général (No 24) Arrêté fédéral concernant l'exécution de l'article 27 de la constitution fédérale (No 25) Schulvogt Arrêté fédéral concernant l'achat du chemin de fer Central suisse (No 39) ZH BE LU UR SZ OW NW GL ZG FR SO BS BL SH AR AI SG GR AG TG TI VD VS NE GE 18.7 30.7 65.5 96.4 84.6 93.1 87.5 25.7 70.8 78.5 38.3 18.7 16.3 6.5 62.6 92.8 50.0 57.2 38.0 16.5 54.0 93.9 86.6 53.2 63.5 5.4 22.3 61.7 92.1 82.4 83.3 81.1 24.1 60.4 79.3 34.9 13.6 13.4 3.2 17.1 85.7 43.3 47.2 34.9 17.1 66.7 39.9 84.5 7.1 22.6 25.8 44.9 65.6 92.7 81.8 89.0 88.7 46.9 66.8 82.6 57.6 31.0 39.6 23.7 27.0 85.5 52.0 53.0 50.9 28.0 65.4 59.8 87.6 30.4 30.1 29.7 83.1 89.0 88.8 38.1 60.1 82.6 40.4 54.2 36.1 76.0 32.9 42.9 62.0 46.3 68.3 80.2 90.6 54.4 50.0 66.4 48.6 59.8 82.7 91.5 28.3 56.1 66.9 93.3 49.9 75.0 72.9 36.8 66.2 84.7 37.4 44.0 25.1 11.3 72.3 85.3 67.0 56.6 41.6 31.7 81.7 57.6 87.6 60.1 96.9 39.5 59.3 74.9 94.5 82.7 88.6 90.8 43.6 72.9 86.8 67.3 44.4 50.3 43.9 54.5 91.3 71.6 58.9 65.2 41.0 86.6 64.7 88.3 34.3 62.5 65.8 84.8 85.2 98.2 91.0 87.1 91.4 94.4 79.0 90.6 73.1 87.6 80.7 65.6 93.1 97.5 90.5 71.6 79.5 72.7 73.3 65.7 94.0 35.7 61.1 64.8 58.8 73.4 95.4 94.2 97.9 94.7 75.2 80.0 83.2 48.5 46.3 66.5 71.3 65.6 91.9 71.6 69.0 60.9 43.7 64.5 54.1 87.5 29.1 52.7 78.3 39.9 73.5 92.2 91.2 94.7 92.0 78.4 82.6 83.4 44.0 29.6 36.1 91.6 53.2 88.4 69.2 66.6 62.7 50.7 73.5 96.1 95.4 74.8 76.0 CH-Non 50.5 36.8 50.6 61.7 54.2 61.8 78.9 64.9 68.9 Andreas Ladner 73 Politisches System Schweiz Entwicklung der Bundesaufgaben • Die Verfassung von 1848 gestand dem Bund nur minimale Kompetenzen im Bereich des Geld-, Zoll- und Postwesens zu. • Mit der Totalrevision von 1874 wird der Bund zum Hauptgaranten der Grundrechte (politische Rechte, Niederlassungs-, Vereins- und Versammlungsfreiheit). Dazu kommt die Handels- und Gewerbefreiheit, welche eine wirtschaftliche Wettbewerbsordnung garantiert. • In den Bereich der nationalen Infrastrukturpolitik fällt im 19. Jahrhundert die Einrichtung der nationalen Hochschulen und die Übernahme der Bundesbahnen (1891). Andreas Ladner 74 Politisches System Schweiz Kompetenzverschiebungen zugunsten des Bundes • Sozialversicherung – Kranken- und Unfallversicherung (1890) – Alters- und Invalidenversicherung (1890) – Mutterschaftsversicherung (1945) – Arbeitslosenversicherung (1945/1947) • Raumordnung und Umweltschutz – Forstwesen (1897) – Gewässerschutz und Wassernutzung (1908/1953/1975) – Raumplanung (1969) – Umweltschutz (1971) Andreas Ladner 75 Politisches System Schweiz • Verkehrswesen – Bundesbahnen (1891) – Schifffahrt (1919) – Automobilverkehr (1921) – Nationalstrassenbau (1958) – Bau der Alpentransversale (1992) • Energiepolitik – Wasserkraft (1914) – Rohrleitungen (1961) – Atomkraft (1958) – Energiepolitik (1990) Andreas Ladner 76 Politisches System Schweiz • Wirtschaftspolitik – Banknotenausgabe (1891) – Errichtung Nationalbank (1905) – Wirtschaftsartikel, Konjunkturpolitik (1947, 1978) – Konsumentenschutz (1981) – Mieterschutz (1986) • Vereinheitlichung des Zivil- und Strafrechts (1898) • Abgaben – Stempelabgaben (1917) – Verrechnungssteuer (1958) – direkte Bundessteuer (1958) – Warenumsatzsteuer/Mehrwertsteuer (1958/1993) Andreas Ladner 77 Politisches System Schweiz 2.2 Grundprinzipien, Institutionen und Prozesse Andreas Ladner 78 Politisches System Schweiz Die Grundprinzipien des schweizerischen Föderalismus • Die Existenz der Kantone ist garantiert • Den Kantonen steht es frei, wie sie sich im Inneren organisieren • Die Kantone wählen ihre Organe selbständig • Die Kantone besitzen ausgedehnte Kompetenzen • Die Kantone verfügen über eigene finanzielle Ressourcen • Die Kantone unterliegen keiner politischen Kontrolle • Die Kantone beteiligen sich gleichberechtigt am Willensbildungsprozess auf Bundesebene Vgl. z.B. Vatter 2002: 82 ff. Andreas Ladner 79 Politisches System Schweiz Institutionen des schweizerischen Föderalismus • Vertikal: Mitwirkung der Kantone an den Entscheidungen des Bundes • Horizontal: Kooperation zwischen den Kantonen Neidhart 1975 Andreas Ladner 80 Politisches System Schweiz Horizontale Institutionen • Interkantonale Vereinbarungen (Konkordate) • Die kantonalen Direktoren- und Fachbeamtenkonferenzen • Konferenz der Kantonsregierungen • Regionale Regierungskonferenzen Andreas Ladner 81 Politisches System Schweiz Kantonsregierungen und die EU Andreas Ladner 82 Politisches System Schweiz Vertikale Institutionen: • Die Zweite Parlamentskammer (Ständerat) • Die Standesstimme für Verfassungsrevisionen (Ständemehr) • Die Standesinitiative • Das Kantonsreferendum • Die ausserordentliche Einberufung der Bundesversammlung • Die Kantone im vorparlamentarischen Entscheidungsprozess (-> Kantone) • Der Vollzug der Bundespolitik durch die Kantone (-> Kantone) Andreas Ladner 83 Politisches System Schweiz Ständerat Andreas Ladner 84 Politisches System Schweiz Ständerat: Sitzverteilung 1975-2011 1975 1979 1983 1987 1991 1995 1999 2003 2007 FDP CVP SP SVP LPS LdU Lega Grüne 15 17 5 5 1 1 - 11 18 9 5 3 - 14 18 6 5 3 - 14 19 5 4 3 1 - 18 16 3 4 3 1 1 17 16 5 5 2 1 - 18 15 6 7 - 14 15 9 8 - 2011 12 15 9 7 - 11 13 11 5 - 2 2 1 2 1 1 46 46 Grünliberale BDP Parteilos Total Andreas Ladner 44 * 46 46 46 46 46 46 46 85 Politisches System Schweiz Nationalrat Andreas Ladner 86 Politisches System Schweiz Nationalrat: Sitzverteilung 1919-2011 Andreas Ladner 87 Politisches System Schweiz Ständemehr vs. Volksmehr Datum Vorlage 14.1.1866 23.10.1910 13.03.1955 03.03.1957 15.11.1970 04.03.1973 02.03.1975 27.03.1983 12.06.1994 12.06.1994 Mass und Gewicht Volksinitiative für Proporzwahl Nationalrat Volksinitiative zum Schutz der Mieter und Konsumenten Zivilschutzartikel Finanzordnung des Bundes Bundeskompetenzen Bildung Konjunkturartikel Energieartikel Kulturföderungsartikel Erleichterte Einbürgerung für junge Ausländer Ja-% Volk Kantone gescheitert am 50.5 47.5 50.2 48.1 55.4 52.8 52.8 50.9 51 52.8 9,5:12,5 12,0:10,0 7,0:15,0 14,0:8,0 9,0:13,0 10,5:11,5 11,0:11,0 11,0:12,0 11,0:12,0 10,0:13,0 Ständemehr Volksmehr Ständemehr Volksmehr Ständemehr Ständemehr Ständemehr Ständemehr Ständemehr Ständemehr Beinahe Kollisionen 18.02.1979 18.02.1979 06.12.1992 03.03.2002 Andreas Ladner Atominitiative Stimmrechtsalter 18 EWR Uno-Beitritt (VI) Ergebnis 48.8 49.2 49.7 54.6 9,0:14,0 9,0:14,0 7,0:16,0 12,0:13,0 abgelehnt abgelehnt abgelehnt angenommen 88 Politisches System Schweiz Ständerat und Ständemehr: Die Gewichte haben sich verschoben: • 1 Appenzeller = 35 Zürcher • Kleinste theoretische Sperrminorität = 9 Prozent • Reale Sperrminorität = 20 – 25 Prozent Was gibt es für Reformmöglichkeiten und wo liegt das Problem? Andreas Ladner 89 Politisches System Schweiz NZZ, 19.3.2010 Standesinitiative Andreas Ladner 90 Politisches System Schweiz Kantonsreferendum Nach der Schlussabstimmung muss die Vorlage zunächst im Bundesblatt veröffentlicht werden. Damit wird die 100tägige Referendumsfrist ausgelöst (Art. 59 Bundesgesetz über die politischen Rechte [BPR]), innerhalb derer das Referendum von 50'000 Stimmberechtigten oder acht Kantonen (Art. 141 Abs. 1 der Bundesverfassung [BV]) ergriffen werden muss (Art. 59a BPR). Beim Kantonsreferendum haben auch die ehemaligen Halbkantone (OW, NW, BS, BL, AR und AI) jeweils eine ganze Stimme. Andreas Ladner 91 Politisches System Schweiz Grundsätzlich wird die Kantonsstimme durch Mehrheitsentscheid des Kantonsparlamentes abgegeben; doch darf das kantonale Recht etwas anderes vorsehen (Art. 67 BPRl). Andere Zuständigkeiten kennen nach unserem Wissen indessen derzeit allein noch folgende Kantone: a. In SG ist statt des Kantonsparlaments generell die Kantonsregierung zur Ergreifung de Kantonsreferendums zuständig (Art. 74 Abs. 3 Ziff. 2 der Kantonsverfassung). Dasselbe gilt in GR (Art. 6, 24 und 36 der Kantonsverfassung), soweit der Grosse Rat nicht versammelt ist, und im Kanton GL (Art. 92 und 93 der Kantonsverfassung) kann das Kantonsparlament diese Kompetenz der Kantonsregierung im Einzelfall delegieren. b. De jure kann (muss nicht) das Kantonsreferendum statt vom Kantonsparlament auch aus dem Volk lanciert werden im Kanton LU (§ 38 der Kantonsverfassung: 4'000 Unterschriften innert 40 Tagen [§ 136 Bst. c Luzerner Stimmrechtsgesetz]). Kommt dieses kantonale Volksbegehren auf Ergreifen des Kantonsreferendums zustande, so muss eine kantonale Volksabstimmung über die Kantonsstimme entscheiden. c. Etwas verbreiteter ist die Regelung, wonach das Kantonsparlament (oder eine qualifizierte Minderheit davon) seinen Entscheid, das Kantonsreferendum zu ergreifen, freiwillig der Volksabstimmung unterstellen kann (Plebiszitvorbehalt, so in UR, SO, GR, TG, VD, JU, je leicht modifiziert auch ZH und BS). Andreas Ladner 92 Politisches System Schweiz 16.09.2003 -- Tages-Anzeiger Online Kantonsreferendum steht Das Kantonsreferendum gegen das Steuerpaket des Bundes kommt zu Stande. Als achter Kanton ist Waadt am Dienstag mit deutlicher Mehrheit auf das Kantonsreferendum eingetreten. Zwar muss der Waadtländer Grosse Rat das Dekret am kommenden Dienstag noch in zweiter Lesung genehmigen. Mit 89 gegen 63 Stimmen bei 4 Enthaltungen fiel aber der Eintretensentscheid so deutlich, dass kaum mit einem Rückkommen auf das Referendum gerechnet werden muss. Damit dürfte erstmals in der Schweizer Geschichte das nötige Quorum von acht Kantonen erreicht werden, das für ein Kantonsreferendum nötig ist. Grünes Licht erteilt hatten bereits vorher die Kantone St. Gallen, Bern, Graubünden, Solothurn, Wallis, Basel-Stadt und Obwalden. Jene Kantone, die das Referendum beschlossen haben, müssen dies der Bundeskanzlei bis 9. Oktober mitteilen. Diese prüft, ob die Bedingungen für das Referendum formell erfüllt sind, bevor der Bundesrat einen Abstimmungstermin festsetzen wird. Andreas Ladner 93 Politisches System Schweiz 2.3 Andreas Ladner Aufgaben und Ausgaben 94 Politisches System Schweiz Aufgabenkatalog der Bundesverfassung (Art. 54 ff. BV) • • • • • • • • Beziehungen zum Ausland (Art. 54-56 BV) Sicherheit, Landesverteidigung, Zivilschutz (Art. 57-61 BV) Bildung, Forschung und Kultur (Art. 62-72 BV) Umwelt und Raumplanung (Art. 73-80 BV) Öffentliche Werke und Verkehr (Art. 81-88 BV) Energie und Kommunikation (Art. 89-93 BV) Wirtschaft (Art. 94-107 BV) Wohnen, Arbeit, soziale Sicherheit und Gesundheit (Art. 108120 BV) • Aufenthalt u. Niederlassung von Ausländerinnen u. Ausländern (Art. 121 BV) • Zivilrecht, Strafrecht, Messwesen (Art. 122-125 BV) Andreas Ladner 95 Politisches System Schweiz Aufgabenkatalog der Verfassung des Kantons Bern • • • • • • • • • • • Umwelt-, Landschafts- und Heimatschutz Raum- und Bauordnung Verkehr, Wasser, Energie und Abfälle Öffentliche Ordnung und Sicherheit Soziale Sicherheit Gesundheitswesen Bildung und Forschung Medien Sonntagsruhe, Kultur und Freizeit Wirtschaft Internationale Zusammenarbeit und Hilfe Andreas Ladner 96 Politisches System Schweiz Typische Gemeindeaufgaben • • • • • • • • • • • • • • Verleihung des Gemeindebürgerrechts Eigene Gemeindeorganisation (Bestellung der Gemeindebehörden und -beamte Einzug der kantonalen und kommunalen Steuern (Steuerhoheit) Öffentliche Sicherheit:, Ortspolizei im weitesten Sinne (Ordnung und Sicherheit, Verkehrs-, Feuer-, Gewerbe- und Baupolizei, Einwohnerkontrolle), Zivilschutz Schulwesen (Primarschule, Sekundarstufe I) Sozialwesen (Armenpflege, Fürsorge, Sozialversicherung) Durchführung Eidgenössischer und kantonaler Wahlen und Abstimmungen Raum-/Bauordnung, Kulturgüter, Ortsplanung Errichtung und Betrieb von Verkehrsmitteln Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungseinrichtungen Umweltschutz, Natur Integration von Ausländern und Ausländerinnen Wirtschaft und Arbeit Wohnen und Gesundheit, Kultur, Erholung und Sport Andreas Ladner 97 Politisches System Schweiz Ausgaben des Bundes 2006 (52 Mrd.) www.efv.admin.ch; Bundesfinanzen in Kürze, Rechnung 2006 Andreas Ladner 98 Politisches System Schweiz Ausgaben des Bundes 1960 (2.7 Mrd). Finanzausgaben; 16.8 Allgemeine Verwaltung; 5.5 Justiz und Polizei; 1.1 Beziehungen mit dem Ausland; 3.2 Landwirtschaft; 12.6 Landesverteidigung; 35.5 Umwelt und Raumordnung; 0.8 Verkehr; 6.1 Soziale Wohlfahrt; 13.7 Andreas Ladner Bildung und Forschung; 3.6 Gesundheit; 0.6 Kultur und Freizeit; 0.6 99 Politisches System Schweiz Einnahmen des Bundes (Voranschlag 2006: 52 Mrd.) Andreas Ladner 100 Politisches System Schweiz Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden 10 Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden1 nach Funktionen A 4.1 Funktionen 1990 1995 2000 2005 en % du total in 1000 Franken - en 1000 francs Finanzen und Steuern TOTAL 2005 in % des Totals 6'030'935 7'267'394 7'886'299.6 9'011'095.8 6.4 4'927'418 6'431'990 6'829'101.9 8'097'190.7 5.8 6'662'506 6'337'523 5'408'353.0 4'909'321.2 3.5 1'580'687 2'051'918 2'273'607.0 2'448'578.8 1.7 16'658'408 21'228'973 22'803'059.5 27'415'462.1 19.6 3'121'845 3'384'275 3'850'617.9 4'237'308.4 3.0 10'697'901 14'223'667 15'636'016.6 19'826'011.0 14.1 13'444'282 19'853'400 23'543'613.0 28'728'599.9 20.5 9'170'786 11'436'592 13'008'710.1 14'841'881.8 10.6 3'699'262 4'482'001 4'824'449.8 4'900'818.7 3.5 5'173'074 5'973'006 6'759'542.9 6'206'337.1 4.4 5'446'956 8'382'804 10'788'168.8 9'524'584.3 6.8 86'614'050 111'053'543 123'611'540.1 140'147'189.6 100.0 1 Nach Abzug der Doppelzählungen Andreas Ladner 101 Politisches System Schweiz Anteil Bundesausgaben an Gesamtausgaben 2003 Aufgabe Allgemeine Verwaltung Justiz und Polizei internat. Beziehungen Landesverteidigung Bildung und Forschung Kultur und Freizeit Gesundheit Soziale Wohlfahrt Verkehr Umwelt und Raumordnung Volkswirtschaft Finanzausgaben Ausgaben total Gesamtausgaben Ausgaben Bund Anteil Bund 9 241 000 7 906 000 2 365 000 5 042 000 26 602 000 4 066 000 18 514 000 26 493 000 14 251 000 5 117 000 6 367 000 10 019 000 1'949'000.00 767'000.00 2'365'000.00 4'699'000.00 4'305'000.00 528'000.00 212'000.00 13'382'000.00 8'184'000.00 704'000.00 4'567'000.00 9'622'000.00 21.1 9.7 100.0 93.2 16.2 13.0 1.1 50.5 57.4 13.8 71.7 96.0 135 983 000 51'284'000.00 37.7 Quelle: http://www.bfs.admin.ch/stat_ch/ber18/dufr18.htm Andreas Ladner 102 Politisches System Schweiz Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden 2004 Staatlicher Aufgabenbereich (Geordnet nach Stellenwert für Kantone, Gemeinden, Bund) Bund Kantone 2004 Gemeinden 2004 2004 Total Öffentliche Sicherheit Gesundheit Bildung 7.9% 1.4% 15.2% 66.3% 63.1% 52.0% 23.9% 37.8% 33.9% 100.0% 100.0% 100.0% Umwelt, Raumordnung Kultur und Freizeit 15.4% 14.9% 21.0% 31.0% 63.5% 54.2% 100.0% 100.0% Allgemeine Verwaltung 20.9% 37.2% 41.9% 100.0% 100.0% 92.5% 87.2% 69.3% 56.9% 52.1% 0.0% 3.5% -2.3% 21.2% 22.1% 27.3% 0.0% 4.0% 15.1% 9.6% 21.0% 20.5% 100.0% 100.0% 100.0% 100.0% 100.0% 100.0% 39.0% 33.7% 27.3% 100.0% Internationale Beziehungen Landesverteidigung Finanzen und Steuern Volkswirtschaft Verkehr Soziale Wohlfahrt Gesamtausgaben ohne Doppelzählungen Quelle: Öffentliche Finanzen der Schweiz Andreas Ladner 103 Politisches System Schweiz 2.4 Probleme und Reformen Andreas Ladner 104 Politisches System Schweiz Konkrete Probleme • Kleinheit und ungleiche Grösse -> Kantonsfusionen und Reform Ständemehr • Politikverflechtung (Kooperativer Föderalismus): Keine klare Trennung der Zuständigkeiten. Mehrer Ebenen sind für die Lösung derselben politischen Aufgabe zuständig (z.B. AHV) -> Aufgabenteilung, fiskalische Äquivalenz • Grosse Unterschiede zwischen den Kantonen -> Föderalismus als Politik des regionalen Ausgleich, Setzung von Minimalstandards, dezentrale Standortförderung, Förderungsprogramme, Finanzausgleich • Regionale Interessenpolitik erhöht die Wahlchance -> „Entkantonalisierung der Wahlen“ • Mehrheitsfindung verursacht hohe Nebenkosten (Log rolling und Packet-Lösungen) -> Konstruktives Referendum Andreas Ladner 105 Politisches System Schweiz Die aktuelle Föderalismusreform: Der Neue Finanzausgleich (NFA) http://www.efd.admin.ch/d/aktuell/geschaefte/nfa/ Andreas Ladner 106 Politisches System Schweiz 64.4% Ja und 35.6% Nein, annehmende Stände 18 5/2, ablehnende Stände 2 ½ (ZG, SZ und NW) Andreas Ladner 107