Transcript Folie 1

ICC
Interkulturelles Lernen
in bilingualen Einrichtungen
Ute Massler & Lydia Gerlich
Early Language and Intercultural Acquisition Studies
Multilateral Comenius Project funded by the European Commission
Überblick über Workshop
• Einstimmung in Thema
• ICC bei Kindern: Entwicklung, Beeinflussung, Risiken &
Chancen
• Analyse von Materialien / Aufgaben / Aktivitäten zum
interkulturellen Lernen
• verschiedene Ansätze: Tourismus Ansatz Approach / Anti-Bias
(Vorurteils)-Ansatz
• Kompetenzen der Lehrkräfte
• Rolle der Eltern / der Elternarbeit
* Dieser Workshop wurde im Rahmen der ELIAS-Abschlusskonferenz
am 19. Juni in Magdeburg gehalten.  www.ovgu.de/elias
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Introduction to ICC
© Early Language and Intercultural Acquisition Studies
Wie entwickeln Kinder
Stereotypen und Vorurteile?
Kinder lernen
• durch die Beobachtung von
Unterschieden und Ähnlichkeiten
zwischen Menschen
und
• indem sie sowohl die
ausgesprochenen als auch die nicht
ausgesprochenen Meinungen und
Urteile über diese Unterschiede
aufnehmen
(Derman-Sparks 1993)
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Entwicklung der Wahrnehmung
in Bezug auf das Fremde / Andere*
6 Monate Kleinkinder bemerken Unterschiede bei der Hautfarbe
2 Jahre
Kinder bemerken und fragen nach Unterschieden und
Ähnlichkeiten zwischen Menschen (Hautfarbe,
Behinderungen, etc. )
2 ½ bis 3 Kinder werden sich sozial vorherrschender negativer und
½ Jahre positiver Stereotypen, Gefühle und Ideen über Menschen
bewusst und beginnen, diese aufzunehmen
Kinder übernehmen diskriminierende Ausdrücke (Neger,
Zigeuner,…)
ab 7
Jahren
Kinder ordnen diskriminierende Sprache Gruppen von
Menschen oder Individuen und auch sich selbst zu
9 Jahre
Rassistische Einstellungen verfestigen sich tendenziell
(Aboud 1988)
(*Based on Derman-Sparks 1993)
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Risiken negativer
Diskrimination
Minoritätenkinder sind gefährdet:
•
ein geringeres / schlechteres Selbstwertgefühl zu entwickeln
•
generell weniger Erfolg in der Gesellschaft zu haben (Schule, Karriere,…)
Mehrheitskinder sind gefährdet:
•
eine Doppelmoral zu entwickeln (sie geben vor, kulturelle Unterschiede zu
akzeptieren, obwohl sie das Gegenteil empfinden)
•
ihre Identität auf einer falschen Annahme von Überlegenheit aufbauen
•
Ängste gegenüber Menschen entwickeln, die anders sind als sie selbst
•
spezifische Interaktionsfähigkeiten, die in Gesellschaft mit kultureller Vielfalt
notwendig sind, nicht zu entwickeln
(Adapted from Dennis, 1981; Derman-Sparks, 1989; Miel, 1976; Wagner 2001)
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Analyse von Materialien
und Aufgaben zur Förderung von ICC
• Bitte betrachten Sie die Material- und Aufgabensammlung
• Diskutieren Sie die Vor- und Nachteile dieser Materialien
und Aufgaben hinsichtlich der Entwicklung von ICC
• Ergänzen Sie Beispiele aus Ihrer eigenen Erfahrung
• Arbeiten Sie in kleinen Gruppen oder zu zweit
 Bitte diskutieren Sie abschließend Ihre Ansicht mit uns
 ZEIT: ca. 10 – 15 Minuten
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Tourismusansatz*
Trivialisierung:
• Wenn Aktivitäten ausschließlich rund um „Feste/Feiern“ oder
„Essen“ organisiert werden.
Wenn Eltern nur an Feiertagen und bei Kochaktivitäten beteiligt
werden.
Pseudovielfalt:
• Eine schwarze Puppe unter vielen weißen; eine Tafel mit „typischen
Ethno“-Bildern als einziges Anzeichen für Vielfalt im Raum; nur ein
Buch über eine kulturelle Gruppe.
Abtrennung kultureller Vielfalt vom Alltag im Kindergarten:
• Wenn Bücher über Minderheitenkinder nur zu besonderen
Gelegenheiten vorgelesen werden.
Wenn eine Kultur nur als didaktische Einheit oder als thematisches
Projekt abgehandelt wird.
* Based on Derman-Sparks 1993
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Tourismusansatz II
Stereotypisierung:
• Wenn die Bilder der indigenen Amerikaner („Indianer“) nur aus der
Vergangenheit stammen;
wenn Minderheitenangehörige immer als arm dargestellt werden;
wenn Menschen von Kulturen außerhalb des Landes nur in
„traditioneller“ Bekleidung („Trachten“) werden.
Mangelnde Repräsentanz von Minderheitengruppen innerhalb des
Landes, in dem sich der Kindergarten befindet:
• Wenn Bilder und Bücher über die Türkei benutzt werden.
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Contemporary approach
Voraussetzungen
•
Multilingualismus und Multikulturalismus als eine Lebensform
akzeptieren
•
Kulturelle Konflikte als eine Entwicklungschance sehen
•
Entstehung eines gesunden Selbstkonzepts und einer Gruppenidentität
fördern (bikulturell falls angemessen)
(adapted from Derman-Sparks 1989, Militzer et al. 2002, Schlösser
2004, Ulich et al. 2007, Wagner 2001)
Lernziele
•
Neugierde und Offenheit gegenüber anderen Sprachen und Kulturen
•
Auf Sprache und Kultur bezogenes Selbstbewusstsein
Fremdheitskompetenz
•
Wahrnehmung von Diskriminierungen entwickeln und Fähigkeit
dagegen zu handeln, fördern
•
Auf Ähnlichkeiten zwischen den Kulturen fokussieren, ohne die
Unterschiede oder die Probleme zu leugnen
(adaptiert von Derman-SparksIntroduction
1999; Ulich/Oberhuemer,
2003)
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Prinzipien (Anti-Bias approach)
• Verknüpfen der Aktivitäten über kulturelle Besonderheiten immer mit
den einzelnen Kindern und ihren Familien
• Unterscheiden, dass es zwar kulturelle Muster gibt, die gültig und
wirksam für alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe sind, und dass
dennoch jede einzelne Familie ihre spezifische Familienkultur lebt
• Verbinden von Aktivitäten über kulturelle Besonderheiten immer mit
dem konkreten Alltag
• Erkunden der kulturellen Vielfalt unter der Annahme, dass jeder
Mensch seine Kultur hat
(Derman-Sparks, 1989, Wagner 2001)
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Prinzipien II
• Dafür sorgen, dass kulturelle Vielfalt den Alltag in der
Kindertageseinrichtung durch wiederholte praktische und sinnliche
Erfahrungen, die das Interesse der Kinder berücksichtigen,
durchdringt
• In Gesprächen mit Kindern das verallgemeinernde „wir“ (oder
„man“) vermeiden
• Bei all den Unterschieden die Ähnlichkeiten der Menschen
herausfinden
• Mit der kulturellen Vielfalt unter den Kindern und ErzieherInnen
deiner Gruppe beginnen
• Dann das Bewusstsein der Kinder in Bezug auf kulturelle Vielfalt
erweitern, indem man Vielfalt von „außerhalb“ einführt
(Derman-Sparks 1989, Wagner 2001)
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Elternarbeit*
Ziele 
• Kognitive Vorteile der Bilingualität verdeutlichen
• Strategien vermitteln, um Familiensprache zu bewahren
• Überzeugen, dass kulturelle Werte und Normen der Familien anerkannt und
geschätzt werden
• Sicherstellen, dass Kinder mit der Familiensprache und –kultur emotional, kognitiv
und sprachlich verbunden bleiben
•
ODER / UND: Vermitteln der Chancen des frühen Erwerbs einer Zweit-/bzw.
Drittsprache
Voraussetzung dafür:
 Entwickeln einer Vielfalt von Formen der Zusammenarbeit, die sich an den
Bedürfnissen von den Eltern orientieren
(Adapted from NAEYC 1995, Derman-Sparks 1993)
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Elternarbeit II
• Verstärkte gegenseitige Information zwischen Erzieher/innen und
Eltern
• Herausfinden, welche Themen für die Eltern relevant sind
• Hausbesuche durchführen, um Einblick in die familiäre Situation der
Kinder zu gewinnen
• Informationen des Kindergartens (Einladungen, Ankündigungen,…)
in vorhandene Fremdsprache übersetzen (wenn nötig)
• Intensivieren der Begegnungen zwischen Eltern und Erzieher/innen
und zwischen verschiedenen Eltern:
=> nationenspezifische Müttertreffs,
=> Besuch von Kursen der Familienbildungsstätte,
=> Räume für Treffen der Eltern in der Kita zur Verfügung stellen
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Elternarbeit III
• Eltern stärker in die pädagogische Arbeit einbeziehen:
 z.B. Festvorbereitungen, aber auch zur Unterstützung der
Erstsprache und für die Vermittlung kultureller Aspekte
• Über die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Sprachkurse für
Mütter bzw. Väter anbieten
Mitarbeit von Erzieher/innen mit Migrationshintergrund von
besonderer Bedeutung
(Militzer 2005)
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ICC und die Arbeit der
ErzieherInnen*
•
Sich in einem praktischen Sinn seiner selbst, seiner eigenen Kultur bewusst
werden
(Auf welche Weise sind meine Überzeugungen, Ziele und mein Umgang mit
Kindern von meiner Kultur beeinflusst? Welche Fehlinformationen,
Klischees und Vorurteile habe ich gelernt?)
•
Sich ein fundiertes Wissen über kulturelle Unterschiede in Bezug auf
Kindererziehung sowie auf Lern- und Kommunikationsstile aneignen
(Wie kann man Zweisprachigkeit fördern, wie löst man kulturelle Konflikte
mit Familien und/ oder MitarbeiterInnen)
•
Vorurteile und Diskriminierung kritisch reflektieren; in den Methoden der
Kleinkindbetreuung und - erziehung und im allgemeinen
•
Sich die Fähigkeit aneignen, Gespräche über die Problematik von
Vorurteilen und Diskriminierungen auszulösen
* (Based on Gaine & van Keulen, 2000; Militzer 2005)
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ICC und die Arbeit der
ErzieherInnen II*
Die Mitarbeit von Erzieher/innen mit Migrationshintergrund:
• kann eine Bereicherung und Unterstützung bei den vielfältigen
Anforderungen bei der Entwicklung von ICC sein
Notwendige Voraussetzungen dafür:
• Klare Formulierung der Aufgabenstellung, vergleichbar mit der der
dt. Kolleg/in
• Verantwortung für Arbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund nicht
einseitig auf diese Erzieherin verlagern
• Offene Diskussionen im Team möglich sind, um gegenseitige
Erwartungen abzuklären und zu einem gemeinsamen Handeln zu
gelangen
(Based on Gaine & van Keulen 2000; Militzer 2005)
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Literatur
Aboud, F. (1988). Children and prejudice. London: Basil Blackwell.
Dennis, R. (1981). Socialization and racism: The White experience. In: B. Bowser, R.G. Hunt, (eds.), Impacts of racism
on White Americans. Beverly Hills: Sage, 71-85.
Derman-Sparks, L. & ABC Task Force (1989). Anti-bias curriculum: Tools for empowering young children. Washington,
DC: The National Association for the Education of Young Children.
Derman-Sparks, L. (1989). Kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten kennen lernen. Berlin: Projekt KINDERWELTEN.
www.kinderwelten.net/pdf/2_kulturelle_unterschiede.pdf (11.08.10)
Gaine, B., van Keulen, A. (2000). Wege zu einer vorurteilsbewussten Kleinkindpädagogik - Handbuch für
Auszubildende und Lehrkräfte. Berlin: Arbeitsmaterialien des Projekts Kinderwelten.
Miel, A. (1976). The short-changed children of suburbia. New York: Institute of Human Relations Press.
Militzer, R. (2005). Interkulturelle Praxis in Kindertageseinrichtungen. Ausgewählte Ergebnisse aus dem Projekt
"Interkulturelle Erziehung im Elementarbereich". www.spi.nrw.de/material/mil_inter.pdf (08.08.2010).
Militzer, R., Fuchs, R., Demandewitz, H., Houf, M. (2002). Der Vielfalt Raum geben, Interkulturelle Erziehung im
Tageseinrichtungen für Kinder. Sozialpädagogischen Institut NRW - Landesinstitut für Kinder, Jugend und
Familie.
NAEYC (National Association for the Education of Young Children) (1995). Responding to Linguistic and Cultural
Diversity - Recommendations for Effective Early Childhood Education.
http://www.naeyc.org/files/naeyc/file/positions/PSDIV98.PDF (08.08.2010).
Schlösser, E. (2004). Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell. Informationen und Methoden zur Kooperation mit
deutschen und zugewanderten Eltern in Kindergarten, Grundschule und Familienbildung. Münster: Ökotopia
Verlag.
Ulich, M., Oberhuemer, P. (2003). Interkulturelle Kompetenz und mehrsprachige Bildung. In: W.E. Fthenakis (eds.),
Elementarpädagogik nach PISA. Wie aus Kindertagesstätten Bildungseinrichtungen werden können. Freiburg:
Herder, 152-168.
Ulich, M., Oberhuemer, P., Soltendieck, M. (2007). Die Welt trifft sich im Kindergarten: Interkulturelle Arbeit und
Sprachförderung in Kindertagesstätten. Berlin: Cornelsen Scriptor.
Wagner, P. (2001). Kleine Kinder – Keine Vorurteile? http://kinderwelten.net/pdf/32_kleine_kinder_keine_vorurteile.pdf
(08.08.2010)
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Grant Agreement Number: 2008 – 3378 / 001 – 001
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