Transcript Ettore Majorana

Das spurlose Verschwinden eines
Kernphysikers:
Ettore Majorana
geb. 1906 in Catania
verschwunden 26.03.1938
Amand FÄSSLER , TÜBINGEN
Ettore Majorana
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Amand Fäßler: Ettore Majorana
Vater, zwei Schwestern
und Ettore Majorana
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Amand Fäßler: Ettore Majorana
Ettore Majorana 5. 8. 1906 – 26. 3. 1938
Mathematisches Wunderkind aus Catania
Bei Besuchen
saß er drei bis vier Jahre alt unterm Tisch und
multiplizierte zwei deistellige Zahlen miteinander
oder zog die Quadratwurzel.
1923 – 1928
studiert Ingenieurswissenschaften in Rom.
1929
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promoviert bei Enrico Fermi in Rom in
Theoretischer Physik:
„Quantentheorie des radioaktiven Atomkerns“.
Amand Fäßler: Ettore Majorana
Ettore Majorana
Enrico Fermi
Berechnen oft um die Wette
Resultate neuer Theorien:
Majorana im Kopf mit dem
Rücken zu Fermi. Fermi mit
Rechenschieber und Papier.
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Amand Fäßler: Ettore Majorana
Ettore Majorana
1928 – 1938
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Wissenschaftliche Werke:
Beiträge zur Quantenmechanik und Kernphysik
1932
Nach der Entdeckung des Neutrons zeigt er, dass die
Atomkerne aus Protonen und Neutronen aufgebaut sind. Weigert sich auf
der Pariskonferenz im Sommmer 1932 dies vorzutragen oder die Idee zu
veröffentlichen. Heisenberg publiziert als ersten den Aufbau der Atomkerne
richtig.
1933
Aufenthalt bei Heisenberg in Leipzig 20. Jan. – August 1933
Brief an Mutter: “Züge von Nazionalsozialisten ziehen haeufig durch die Hauptund Nebenstrassen… Die Verfolgung der Juden erfüllt die meisten Arier mit
Freuden. Die Zahl derer, die durch die Vertreibung der Juden einen …Posten
finden, ist außerordentlich hoch.“
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Ettore Majorana
Werner Heisenberg
in Leipzig
32 Jahre alt
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Ettore Majorana zieht sich zurück
1933
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Zeitschrift für Physik
„Über die Kerntheorie“ (NukleonNukleon- Kraft)
Amand Fäßler: Ettore Majorana
Ettore Majorana in Leipzig
1933
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Zeitschrift für Physik
„Über die Kerntheorie“
(Nukleon-Nukleon- Kraft)
Amand Fäßler: Ettore Majorana
Ettore Majorana
1. Seite seines Artikels in
‚Zeitschrift für Physik 82‘
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Amand Fäßler: Ettore Majorana
Ettore Majorana zurückgezogen in Rom
1933 – 1937 Majorana schliesst sich in
seiner Wohnung in Rom
ein. Vorhänge zugezogen.
Die Physikkollegen schicken
ihm manchmal den Frisör.
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Überraschende Bewerbung
Ettore Majorana‘s für einen Lehrstuhl
Berufung nach Neapel:
1937
3 theoretische Physiklehrstühle
ausgeschrieben
Liste: 1. Gian Carlo Wick (Palermo -> Turino +1992)
2. Giulio Racah (Pisa -> Israel)
3. Giovanni Gentile junior (Cagliari/Sardinien)
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Überraschende Bewerbung
von Ettore Majorana
1937
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Nuovo Cimento
„La Theoria simmetrica
dell‘electrone e del positrone“
Materie und Antimaterie;
Majorana Neutrinos
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Ettore Majorana
Überraschende Bewerbung von Ettore Majorana:
„Chiara fama“
(wegen des unzweifelhaften guten Rufes)
→ Neapel
„La Teorica simmetrica dell‘ electrone e del positrone“
Positron = Antiteilchen des Elektrons
Majorana Neutrinos
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Ettore Majorana
Oktober 1937 -> Neapel
Vorlesungsskriptum 25.1.XVI
25. Januar 1938 in Neapel (von
Aldo Covello)
26. März 1938 spurlos
verschwunden
Schiff:
Neapel → Palermo → Neapel ??
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Brief an den Institutsdirektor am 25.
März 1938 in Neapel aufgegeben:
Lieber Carelli, ich habe einen Entschluß gefaßt, der nunmehr
unvermeidlich war. In ihm steckt nicht das kleinste Körnchen
Egoismus, doch bin ich mir der Unannehmlichkeiten bewußt, die
mein plötzliches Verschwinden Dir und den Studenten
verursachen wird. Auch das bitte ich Dich, mir zu verzeihen,
vor allem aber, daß ich das Vertrauen, Deine aufrichtige
Freundschaft und die Sympathie, die Du mir in diesen
Monaten entgegengebracht hast, enttäusche.
Ich bitte Dich, mich auch bei jenen in Erinnerung zu bringen, die
ich in Deinem Institut kennen und schätzen gelernt habe,
besonders bei Sciutti. Auch sie werde ich in lieber Erinnerung
behalten, wenigstens bis elf Uhr dieses Abends und
möglicherweise auch späterhin.
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Aus dem Abschiedsbrief an die Familie vom
25. April 1938 im Hotel in Neapel
hinterlassen.
Ich habe nur einen Wunsch, daß Ihr Euch
nicht schwarz kleidet. Wenn Ihr Euch dem
Brauch beugen wollt, tragt ruhig, aber nicht
länger als drei Tage, irgendein Zeichen der
Trauer.
Später erinnert Euch in Euren Herzen an mich,
wenn Ihr könnt, und verzeiht mir.
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Das spurlose Verschwinden
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Ettore Majorana hebt alle fünf
Monatsgehälter (Oktober - Februar), die er
bisher in Neapel erhalten hat, von der Bank
ab. Das Geld wird nie gefunden. Er nimmt
seinen Paß mit.
Am 25. März 1938 um 22.30 h verlässt er mit
dem Postschiff Neapel nach Palermo in
einer Dreierschlafkabine.
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Brief von Palermo auf Briefpapier vom Hotel
„Sole“ an den Institutsdirector Carelli
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Brief vom 26. März 1938 auf Briefbogen
vom Hotel „Sole“ in Palermo
Lieber Carelli, hoffentlich hast Du das Telegramm und
meinen Brief zur gleichen Zeit erhalten. Das Meer
hat mich abgewiesen, und ich werde morgen ins Hotel
Bologna zurückkehren.
Vielleicht reise ich zusammen mit diesem Brief.
Ich habe jedoch die Absicht, auf den Unterricht zu
verzichten. Halte mich nicht für ein Mädchen aus
einem Stück von Ibsen, der Fall ist anders. Für
alle Einzelheiten stehe ich Dir zur Verfügung.
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Rückehr von Palermo nach Neapel?
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Rückfahrtticket wurde bei der Schifffahrtsgesellschaft
abgegeben ( von Ettore Majorana ?).
Kabinenmitfahrer, Prof. Strazzieri, behauptet zwei
Kabinengenossen: Majorana (?) und Carlo Price ein Engländer
(ungeschliffen und sprach sizilianisch) noch am 27. März um 5
Uhr morgens ihn im Bett auf dem Schiff gesehen zu haben.
Brief an Bruder von Ettore Majorana: „Wenn der dritte Mann
Ihr Bruder war, hat er sich bis zur Ankunft in Neapel nicht
umgebracht.“
Eine Bekannte behauptet ihn am 27. März vormittags im blauen
Mantel in Neapel gesehen zu haben.
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Nachforschungen der Polizei
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16. April 1938 Brief von Giovanni Gentile, Professor der
Philosophie, ehemaliger Kultusminister und königlicher
Senator (Senato del Regno) an den Polizeipräsidenten
Bocchini in Rom den Bruder von Ettore Majorana zu
empfangen (18. April 1938)
Heute findet man drei konsekutive Bemerkungen quer über
dem Aktendeckel des Vorgangs im Polizeipräsidiums in Rom:
Violett: Dringend berichten
Grün: Den Polizeibehörden mitteilen, dass Seine Exzellenz
die Intensivierung der Nachforschungen wünscht.
Blau: „Atti“ ( zu den Akten = erledigt) am 23. April 1938.
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Mussolini und der Fall Ettore Majorana
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Mussolini befasste sich auf Bitten der Mutter
und von Enrico Fermi mit dem Fall und
verlangte die Akten.
Notiz von Mussolini auf dem
Aktendeckel:“Ich will, dass er gefunden wird“
Darunter Aktennotiz des Polizeipräsidenten:
„Die Toten findet man, es sind die Lebenden,
die verschwinden können.“
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Gerüchte machen die Runde:
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Bettler in Marsalla, der Schülern bei
Mathematikaufgaben hilft.
Prior eines Klosters bei Neapel erzählt, dass
ein Mann, der wie Majorana aussah, sich vor
dem 26. März 1938 erkundigt hat, ob er in
sein Kloster eintreten kann.(Majorana sieht,
dass seine Arbeiten zu Atombombe führen.)
Jemand sieht seine Eintragung im
Meldebuch in einem Hotel in Buenos Aires.
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Im Kloster San Giovanni degli
Erimiti in Palermo ?
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Leonardo Sciascia in „Das Verschwinden des Ettore
Majorana“ (Itallienischer Bestseller mehr al 600 000
verkaufte Exemplare.):
Am Ende seines Buches geht mit einem der
Kartäusermönche auf den Friedhof des Klosters San
Giovanni degli Erimiti in Palermo mit 30 Erdhügel und
Kreuzen ohne Namen. Ein berühmter
Wissenschaftler habe im Kloster gelebt und sei
hier beerdigt.
Der Mönch: „Ho dato risposta a tutti i vostri quesiti ?“.
Sciascia sagt: „Si“.
ENDE
Amand Fäßler: Ettore Majorana