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Perspektiven eines solidarischen
Gesundheitssystems
Manfred Baberg
Roland Heuwinkel
Konferenz gerecht – global – gesund, Forum IV, Umverteilung, Berlin, 17./18.09.2010
Erhalt und Verbesserung der öffentlichen
Daseinsvorsorge
Gesundheitliche Primärprävention durch
gleichere Einkommensverteilung: der
Ansatz von Wilkinson und Picket
Manfred Baberg
Gliederung
1.
Einkommensungleichheit, Gesundheit und
Lebenserwartung
2.
Einkommensungleichheit und sozialer Status
3.
Die besondere Situation „armer“ Länder
4.
Möglichkeiten zur Verringerung
von Einkommensungleichheit
5.
Stiftung für Gleichheit in GB „Equality Trust“
1. Einkommensungleicheit,
Gesundheit und Lebenserwartung
Die englisch-amerikanischen Sozialepidemiologen Richard
Wilkinson und Kate Pickett haben in zahlreichen Studien
nachgewiesen, dass große Einkommensunterschiede zu
einem gravierendem Anstieg von gesundheitlichen und
sozialen Problemen führen, die zwei- bis zehnfach höher sein
können als in Gesellschaften, Regionen oder Kommunen mit
geringeren Einkommensunterschieden. Zu diesen Problemen
zählen:
• Schlechtere Gesundheit und geringere Lebenserwartung
• Psychische Erkrankungen und Drogenkonsum
• Fettleibigkeit
• Ungleichheiten im Bildungsbereich und schlechtere
schulische Leistungen
• Frühe Mutterschaft bei Mädchen
• Mehr Gewalt und höhere Raten an Tötungsdelikten
• Höherer Anteil an Gefängnisinsassen.
Ungleichheit der Einkommensverteilung
in den „reichen“ Ländern
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Gesundheitliche und soziale Probleme
sind größer in ungleichen Gesellschaften
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Die Häufigkeit psychischer Erkrankungen
ist größer in ungleicheren reichen Ländern
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Die Lebenserwartung ist höher in
Ländern mit mehr Einkommensgleichheit
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2. Einkommensungleichheit
und sozialer Status
Von diesen Problemen sind nicht nur die ärmeren
Bevölkerungsschichten betroffen, weil
Einkommensunterschiede meist nicht direkt, sondern
über die damit verbundenen Unterschiede im sozialen
Status (mehr Dominanz, Unterwerfung, Konkurrenz
und Verlust an sozialen Kontakten) als Stressfaktoren
auf Psyche und Gesundheit der Betroffenen wirken.
Hiervon sind auch die Reichen betroffen.
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3. Die besondere Situation
„armer“ Länder
In „armen“ Ländern wirkt hohe
Einkommensungleichheit unmittelbar materiell:
•
•
•
•
Hunger
Kein Zugang zu sauberem Wasser
Keine Kanalisation
Mangelnde medizinische Versorgung
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4. Möglichkeiten zur Verringerung
von Einkommensungleichheit
Größere Einkommensgleichheit lässt sich prinzipiell
auf zwei Wegen erreichen, die sich nicht gegenseitig
ausschließen:
• Umverteilung durch höhere Besteuerung
hoher Einkommen
• Aufbau einer solidarischen Ökonomie
(Wirtschaftsdemokratie), die große
Einkommensunterschiede gar nicht erst
aufkommen lässt.
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5. Stiftung für Gleichheit in GB
„Equality Trust“
Stiftungsziel: Aufklärung über die Folgen von hoher
Einkommensungleichheit
Aktivitäten der Stiftung:
• Öffentlichkeitsarbeit, Vorträge
• Bildung lokaler Gruppen
• Selbstverpflichtungserklärungen von Abgeordneten
• Fairnesstest für Steuern und öffentliche Ausgaben
• Aktivitäten in Betrieben zur Angleichung der Löhne
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Beispiel „Fairnesstest“
• Fairness: keine Maßnahme, die Ungleichheiten
vergrößert
• Aufforderung an die Regierung, den Haushalt
einem Fairnesstest zu unterziehen
• Eigene Bewertung des britischen
Sparhaushaltes
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Literatur
• Wilkinson, Richard: Kranke Gesellschaften:
soziales Gleichgewicht und Gesundheit. Berlin,
2001
• Wilkinson, Richard und Kate Pickett: Gleichheit
ist Glück. Warum gerechtere Gesellschaften für
alle besser sind. Berlin, 2010
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Die solidarische
Bürgerversicherung als ein
gerechtes Finanzierungsmodell
für die Gesundheitsversorgung
Roland Heuwinkel
Agenda
Erfolgsmodell 120 Jahre solidarische Krankenversicherung
Wie solidarisch ist die gesetzliche Krankenversicherung?
Welche Probleme ergeben sich daraus?
Lösung: Solidarische Bürgerversicherung
Unsere Forderungen
Erfolgsmodell seit 120 Jahren
Die Grundprinzipien der gesetzl. Krankenversicherung seit 1883:
Prinzip der Solidarität
- Risiken von allen Versicherten gemeinsam getragen,
unabhängig von Höhe des Beitrags
- solidarischer Ausgleich zwischen Gesunden und Kranken,
schlecht und gut verdienenden Arbeitnehmern
Prinzip der Beitragsfinanzierung
- überwiegend aus Beiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber
- auf Basis des jeweiligen Bruttoeinkommens
Prinzip der Versicherungspflicht
- in Deutschland ca. 90 % der Bevölkerung in der GKV versichert
- GKV-System als Kernstück der sozialen Sicherung ist weitgehend
akzeptiert
Entsolidarisierung der Arbeitgeber
+ Zuzahlungen auf ArzneiHeil- und Hilfsmittel 10%
+ Praxisgebühr 10 EUR / Q.
0,00 EUR
+ Zusatzbeitrag 2%
(bis 75 EUR mtl.)
+ Arbeitnehmer-Zuschlag
0,9%
Arbeitgeber-Beitrag 7,3%
Arbeitnehmer-Beitrag 7,3%
Die Last wird schon heute
zum Großteil von den Arbeitnehmern getragen!!
Welche Probleme ergeben sich daraus?
Die Einnahmen sinken, weil nur noch 65% der Einkommen
aus Arbeitseinkommen stammen
• Folge 1: Beiträge steigen weil immer weniger Menschen
für immer höhere Ausgaben aufkommen müssen
• Folge 2: Leistungskatalog wird reduziert
• Folge 3: Zuzahlungen der Versicherten nehmen zu
• Folge 4: neue Therapien stehen nur noch
Privatpatienten zur Verfügung
• Folge 5: sozialer Sprengstoff durch Drei-Klassen-Medizin
Lösung: Die solidarische Bürgerversicherung
• Alle Bürger zahlen ein – auch Beamte, Selbstständige
und Abgeordnete
• Alle Einkommensarten zählen:
• Zinsen und Tantiemen aus Kapitalvermögen
• Mieten aus Immobilienvermögen
• Gewinne aus Unternehmen
• Einkommen aus unselbstständiger Arbeit
• Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen paritätisch
zu gleichen Teilen
• Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze
• Demokratische Patientenbeteiligung
im zukünftigen Gesundheitswesen
Unsere Forderungen:
Stärkung des Solidarsystems durch Pflichtversicherung
für alle Bürger
 Gerechte Beitragsermittlung auf Basis aller
Einkommensarten
 Weiterführung des Sachleistungsprinzips
 Stopp der marktwirtschaftlichen Ausrichtung und
Privatisierung für ein System der öffentlichen Daseinsvorsorge
 demokratische Beteiligung und Kontrolle durch die
Versicherten für Transparenz und gelebte Demokratie in der
Selbstverwaltung