Religionspädagogik - Katholisch

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Transcript Religionspädagogik - Katholisch

Prof. Dr. Stephan Leimgruber (C 203)
Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU
[email protected]
Einführung in die Religionspädagogik
Wintersemester 2012/13
Inhaltliche Gliederung(1.-4.)
1. Was ist Religionspädagogik? Die tieferen Fragen der Religionspädagogik
– Anthropologische Wende - Kindertheologie
2. Kleinkindpädagogik - Religiöse Bildung im Kindergarten
3. Warum heute RU? Wie heute RU erteilen?
4. Vom guten Umgang mit Leib und Sexualität. Sexualpädagogik als
„Querschnittsaufgabe“
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
2
Literatur : 1 Buch ist Pflicht
 Angela Kaupp / Stephan Leimgruber / Monika Scheidler
(Hg.) Handbuch der Katechese für Studium und Praxis,
Freiburg 2011.
 Georg Hilger/Stephan Leimgruber/Hans-Georg Ziebertz,
Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung
und Beruf, München 62010.
 Christina Kalloch/Stephan Leimgruber/Ulrich Schwab,
Lehrbuch der Religionsdidaktik. Für Studium und Praxis in
ökumenischer Perspektive, Freiburg 2009; 22010.
 Monika Jakobs, Neue Wege der Katechese, dkv, München
Prof. Dr. Stephan
Leimgruber
2010.
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 Gottfried Bitter/R. Englert/G. Miller/K. E. Nipkow,
Neues Handbuch religionspädagogischer
Grundbegriffe, München 22006.
 Martina Blasberg-Kuhnke/Andreas Wittrahm, Altern in
Freiheit und Würde. Handbuch christlicher
Altenarbeit, München 2007.
 Stephan Leimgruber, Christliche Sexualpädagogik,
Emanzipatorische Neuorientierung, München 2011.
 Gottfried Adam/Rainer Lachmann (Hg.), Neues
Gemeindepädagogisches Kompendium, Göttingen
2008.
 Patrick Höring, Einführung in die Jugendpastoral,
Lahn 2001 (vergriffen)
1. Was ist Religionspädagogik?
1.1 Religionspädagogik befasst sich mit religiösen Lehr- und
Lernprozessen (Was heisst lernen?), mit religiöser Bildung
1.2 Religionspädagogik ist interdisziplinäre Verbunddisziplin
Stufentheorien
1.3 Die Forschungsmethoden der Religionspädagogik
1.4 Religionspädagogik hat verschiedene „Lernorte“ entlang der Biografie
1.5 Die anthropologische Wende der Theologie und Relpäd
1.6 Kindertheologie und Gespräche mit Jugendlichen
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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1. 1 Religionspädagogik und religiöses Lernen
 Religionspädagogik befasst sich mit religiösen Lernprozessen. Es geht um Theorie und Praxis
religiösen Lernens. Es geht um Theorie und Praxis religiöser Bildung.
 Themen sind die religiöse Bildung und Erziehung entlang des ganzen Lebenslaufes.
 Religionspädagogik ist nicht Anwendung der systematischen Theologie oder der Exegese auf die
Praxis, sondern eine interdisziplinäre Verbundwissenschaft, d.h. um religiös zu lernen, müssen die
Erkenntnisse der Humanwissenschaften (z.B. Entwicklungspsychologie) berücksichtigt und
eingearbeitet werden.
 Religionspädagogik ist eine Wissenschaft auf zwei Beinen: Religion und Pädagogik
Religions-
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
Pädagogik
Theologie (u)
Anthropologie
Religionswissenschaft
Entwicklungspsychologie
6
1.2 Religionspädagogik als Verbundwissenschaft
Theologie
Sozial-wissenschaften
Systematisch-thgeologische Fächer
Unter vielen anderen:
Biblische
Theologie
Religions-
Historische
Theologie
Praktische Theologie
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
pädagogik
Psychologie
Soziologie
Erziehungswissenschaften
Bildungstheorie
Boschki, Einf. In Relpäd. 2008 S. 14
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Katholisch-Theologische Fakultät
Entwicklungspsychologische
Stufentheorien
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
6 verschiedene Stufentheorien
1. Jean Piaget: Stufen der Erkenntnis
2. Jean Piaget: Stufen der moralischen Entwicklung
3. Lawrence Kohlberg (1927-1987): Stufen der moralischen Entwicklung
4. Fritz Oser (geb. 1937)/Paul Gmünder Stufen der religiösen Entwicklung
5. James Fowler (geb. 1940) Stufen des Glaubens
6. Erik Erikson: Psychosoziale Entwicklung, Stufen der Identität,
Lebensbewältigung durch Krisen
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Literatur zu den Stufentheorien
 Jean Piaget, Einführung in die genetische Erkenntnnislehre, FM 1970
 Fritz Oser/Paul Gmünder, Der Mensch. Stufen seiner religiösen
Entwicklung, Zürich 1984.
 Detlef Garz, Lawrence Kohlberg. Zur Einführung, Hamburg 1996.
 Bernhard Grom, Religionspädagogische Psychologie, Düsseldorf 5.Aufl.
2000.
 S.Leimgruber, Können Kinder interreligiös lernen? In: Matthias Bahr
u.a. (Hg.) Subjektwerdung und religiöses Lernen München 2005,156167.
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1. Jean Piaget: Stufen der Erkenntnis
a) senso-motorische Phase von der Geburt bis ins zweite Altersjahr,
b) eine symbolisch-repräsentative, kreative und phantasiebezogene Phase vom zweiten
bis dritten Altersjahr, ferner
c) eine konkret-operative Intelligenz mit anschaulichen Denken im Grundschulbereich
bis zwölf Jahre und dann eine
d) formal-operative Intelligenz mit abstrahierenden Denken ab etwa zwölf Jahren.
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2. Jean Piaget: Stufen der
Entwicklung
moralischen
a) die Phase eines heteronomen Gehorsamsmoral bis etwa sieben Jahre. Hier steht
der Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen und die Übernahme anderer
Einstellungen und Urteile im Vordergrund;
b) einen kooperativen Gerechtigkeitssinn in der Phase der Orientierung an
Gleichaltrigen von sieben bis vierzehn Jahren. Dabei führt das Zusammenleben
mit Gleichaltrigen zu Vergleichen und kollektiven Regeln. Die Selbstwerdung
und das Geltungsbedürfnis spielen eine Rolle und werden durch Anpassung an
Konventionen erreicht;
c) ab zwölftem bis vierzehntem Altersjahr wachsen die eigene Einsicht, das
persönliche Urteil und die Autonomie.
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3. Lawrence Kohlberg (1927-1987): Stufen der moralischen
Entwicklung
1. auf dem „vormoralischen Niveau“ orientierten sich die Kinder
a) an äußerer Kontrolle durch Lohn und Strafe. Sie möchten eine Strafe
vermeiden und einen Lohn für eine Tat bekommen. Es ist keine
Rebellion gegen Autoritäten feststellbar, sondern Unterordnung (Stufe
1).
b) Kinder orientieren sich an den eigenen Bedürfnissen oder an einer
wechselseitigen Vergeltung im Sinne, dass eine Hand die andere
wäscht (Stufe 2).
13
Lawrence Kohlberg
2. Moral auf der Basis konventioneller Rollenkonformität in Orientierung
an den Peers
Die Person handelt also nicht aufgrund eigener Überzeugung, sondern
a) weil die Bezugspersonen ihr dafür Lob spenden (Stufe 3)
b) weil die Pflicht erfüllt und Recht eingehalten wird (Stufe 4).
14
Lawrence Kohlberg
3. Auf der dritten Ebene bestimmen selbstakzeptierte gemeinsame Normen das
Handeln.
Das Handeln wird geleitet von selbst angeeigneten und verinnerlichten Prinzipien.
Dies geschieht auf Stufe 5 durch Orientierung an einer Sozialvertragsmoral, wo
im Konfliktfall Gesetzen gegenüber individuellen Bedürfnissen der Vorrang
gegeben wird.
Auf Stufe 6 orientiert sich der Mensch nach Kohlberg nur noch an
selbstakzeptierten und interiorisierten, allgemein gültigen ethischen Prinzipien
( 10 Gebote, Goldene Regel, Freiheit, Gleichheit, Menschenrechte).
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4. Fritz Oser (geb. 1937)/Paul
Gmünder Stufen der religiösen
Entwicklung
Stufe 1: Orientierung an absoluter
Heteronomie (deus ex machina)
Der Mensch ist dem Handeln Gottes als einer
letzten Macht ausgeliefert. Gott wird als
mächtig und undurchschaubar erfahren. Der
Mensch reagiert blind auf diese Macht, die
ihm als Strafe oder Belohnung erscheint.
Stufe 2: Orientierung an „do ut des“
Sicht der Beeinflussbarkeit Gottes durch
Riten, Gebete usw. (do ut des). Das
Verhältnis Gott-Mensch wird im Sinne eines
Tausches verstanden.
16
Oser/Gmünder
Stufe 3: Orientierung an Selbstbestimmung
Auf dieser Stufe fühlt sich der Mensch autonom, aber gleichsam von
Gott abgetrennt. Es ist eine Art Deismus. Gott wird als göttlicher
umfassender Horizont verstanden, aber sein Wirken erscheint mit der
menschlichen Freiheit als unvereinbar. Verantwortlich ist allein der
Mensch, nicht Gott, „denn wo wäre er, als in Ausschwitz das Gas
strömte?“ (A. Bucher).
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Stufe 4: Orientierung an Autonomie und
Heilsplan
Autonomie der Person durch Annahme
apriorischer Voraussetzungen aller
menschlichen Möglichkeiten durch Gott. Gott
ist die Bedingung der Möglichkeit dafür, dass
der Mensch seine Geschichte frei gestalten
kann. Der Mensch ist gleichsam „Gefäß“ oder
„Gleichnis“ Gottes
Oser/Gmünder
Stufe 5: Orientierung an Intersubjektivität
Hier handelt es sich um eine kommunikativ-religiöse Praxis, in der
Gott Voraussetzung und Sinngebung ist. Es ist die Stufe höchster
menschlicher Autonomie und Kommunikativität. Gott tritt in der
Kommunikation zwischen den Menschen in Erscheinung, die er auf
neue Zukunft hin befreien kann (z. B. durch Mutter Teresa oder in
der lateinamerikanischen Befreiungstheologie).
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Stufe 5 ist das Ziel der religiösen Entwicklung.
Sie bringt Freiheit von autoritären
Gottesbildern und Freiheit für den Nächsten.
Stufe 6, die höchstmögliche Denkstruktur, ist die
Stufe universaler Kommunikation und
Solidarität, theologisch formuliert: „Gott ist die
Liebe selber, in der wir lieben“. Da aus den
empirischen Untersuchungen keine Daten für
diese Stufen gefunden werden konnten, hat
sie nur postulatorischen Charakter.
5. James Fowler (geb. 1940) Stufen des
Glaubens
Stufen der Glaubensentwicklung nach James W. Fowler
Stufe 0: Primärer Glaube, Glaube als Urvertrauen: Grunderfahrung des
Aufgehobenseins, des elementaren Gebens und Nehmens in den ersten
Lebensmonaten.
Stufe 1: Intuitiv-projektiver Glaube, der stark von der Fantasie geprägt ist. (ca.
2–6 Jahre)
Stufe 2: Mythisch-wortgetreuer Glaube (»Buchstabenglaube«): Wirklichkeit wird
von Fantasie unterschieden, Mythen werden wörtlich genommen, nicht als
symbolische Sprache erkannt. Gott wird wie ein menschliches Wesen
aufgefasst. ( Kindheit im Grundschulalter und frühe Jugend)
21
Stufe 3: Synthetisch-konventioneller Glaube,
der eine noch wenig reflektierte Synthese von
Überzeugungen und Wertvorstellungen darstellt,
die den Einzelnen mit anderen verbindet.
Glaube ist also noch kein persönlich
angeeigneter Glaube, er ist vielmehr von
anderen übernommen und von anderen
abhängig. (ab Pubertät)
James Fowler
Stufe 4: Individuierend-reflektierender Glaube, der eigenständiges und kritisch-rationales Denken
voraussetzt, Symbole können erfasst und Glaubensaussagen entmythologisiert werden. Hier zeigt
sich ein klares Bewusstsein der eigenen Individualität und Autonomie. (von Jugend und frühem
Erwachsenenalter an)
Stufe 5: Verbindender Glaube, der die eigene Individualität in die umfassende Kommunikation
einbringt. Es wächst ein neues Verständnis für den Wahrheitsgehalt von Symbolen und
Mythen und Metaphern. (vom mittleren Lebensalter an)
Stufe 6: Universaler Glaube, bei dem individuelle Interessen in den Hintergrund treten, Selbsthingabe
aus Liebe und Selbsttranszendierung auf den Grund des Seins möglich werden.
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Identität durch Bewältigung von Lebenskrisen
(Erikson)
Säuglingsalter Urvertrauen vs. Misstrauen
Kleinkind Autonomie vs. Scham und Zweifel
Spielalter Initiative vs. Schuldgefühl
Schulalter Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl
Adoleszenz Identität vs. Identitätsdiffusion
Frühes Erwachsenenalter Intimität vs. Isolierung
Erwachsenenalter Generativität vs. Selbst-Absorption
Reifes Erwachsenenalter Integrität vs. Lebens-Ekel
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Zusammenfassung der 1.
Sitzung
1. Religionspädagogik ist keine
Anwendungswissenschaft, sondern eine
interdisziplinäre Verbundwissenschaft.
2. Sie ist eine theologische (exegetisch,
systematisch, historisch) und eine
pädagogische (entwiclungspsychologische)
Wissenschaft mit verschiedenen Methoden.
3. Sie ist auf die Unterrichtspraxis ausgerichtet,
wo Stunden geplant, durchgeführt und
evaluiert werden.
4. Sie nimmt Bezug auf die heutigen
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Nachbesinnung
Ergebnis aller theoretischer Entwürfe ist, dass sich der
Mensch entwickelt und nicht stehen bleibt.
Wie die Entwicklung genau aussieht, kann nur
annähernd postuliert werden. Man spricht von sog.
„Weichen Stufen“, weil sie alle nur mehr oder weniger
zutreffen.
Für die Schule und die Lehrpersonen entscheidend ist,
dass sie spüren, auf welchen Stufen ungefähr die
Kinder und Jugendlichen sind. Daraus folgt ein je
anderer Umgang mit den Schülerinnen und Schülern.
Zuerst aber versteht man die Schüler besser, wenn
man um ihre Entwicklung weiß.
Ziel der Schule wäre es, die Schüler in ihrer Entwicklung
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
26
1.3 Die religionspädagogischen Forschungsmethoden
Geschichtlichhermeneutisch
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
Empirischanalytisch
Ideologiekritisch
Praxisorientiert
(optimiert
Lernprozesse)
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1.4 Religionspädagogik an diversen
Lernorten des Glaubens
Frühpädagogik und elementare
religiöse Erziehung in
KITAs/KG
Religiöse Bildung in der
Schule
Religionsunterricht
Katechese in der Gemeinde
(Erstkommunion, Firmung)
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Bildung in der kirchlichen
Jugendarbeit
Religiöse Erwachsenenbildung
Seniorenarbeit/-bildung
Religiöse Bildung in der
Öffentlichkeit und in den
Medien
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1.5 Relpäd als Studium und
Universitätsdisziplin
Von der alten zur neuen Ordnung
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Aufbau des Studiums in Religionspädagogik
Vorlesungen (grüner Schein)
Prof. Leimgruber: Sekundarstufe I und II
o Fachdidaktik Religion I : Grundfragen und -geschichten der Religionsdidaktik;
Religionsunterricht europaweit; Mikrostrukturen im RU
o Fachdidaktik III: Didaktik der Weltreligionen im RU oder „Interreligiöses Lernen“
Dr. Johanna Dichtl : Fachdidaktik Religion für Grundschule
a) Basiswissen
b) Glaubensfragen
c) Kirchengeschichte
Dr. F. Herget: Didaktik Berufsschule I und II
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Verlaufsplan (1.5)
Seminare
Für alle Lehramtsstudierende:
1. Planungsseminar, z.B. Wie plane ich RU-Stunden/Sequenz? Lehrplan) Das gibt
einen „Didaktikschein“ (ECTS - Punkte)
2.
Thematisches inhaltliches Seminar (z.B. Thema Leid und Sterben im RU,
Umgang mit Sexualität, Gottesdienste in Schule und Religionsunterricht,
Ökologie, Gerechtigkeit und Frieden im RU, Unterrichtsstörungen) Das gibt
einen „Seminarschein“ (ECTS )
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Praktika und Prüfung(en)
 Blockpraktikum (4 Wochen)
 Dienstagspraktikum (dienstags ein Semester lang)
 mit Begleitseminar
 Prüfungen Staatsexamen (LPO I) Schriftlich und/oder mündlich
 (LPO II : Referendariat) Zwei Jahre Praxis mit Begleitung
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Literatur 1 Buch ist Pflicht









Georg Hilger/Stephan Leimgruber/Hans-Georg Ziebertz, Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium,
Ausbildung und Beruf, München 62010.
Christina Kalloch/Stephan Leimgruber/Ulrich Schwab, Lehrbuch der Religionsdidaktik. Für Studium und
Praxis in ökumenischer Perspektive, Freiburg 2009; 22010.
Monika Jakobs, Neue Wege der Katechese, dkv, München 2010.
Friedrich Schweizer, Religionspädagogik. Lehrbuch Praktische Theologie,1, Gütersloh
Hans Mendl, Religionsdidaktik kompakt, Für Studium Prüfung und Beruf, München 11
Gottfried Bitter/R. Englert/G. Miller/K. E. Nipkow, Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe,
München 22006.
Andreas Illa/Stephan Leimgruber, Von der Kirche verlassen. Neue Aspekte der Sexualpädagogik, Kevelaer
2010.
Angela Kaupp / Stephan Leimgruber / Monika Scheidler (Hg.) Handbuch der Katechese für Studium und
Praxis, Freiburg 2011.
Stephan Leimgruber, Christliche Sexualpädagogik, Emanzipatorische Neuorientierung München 2011.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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1.7 Die tieferen Fragen der Religionspädagogik
Worum geht es eigentlich im Fach Religionslehre?
Warum überhaupt Religion?
Fehlformen der Religion und der Religiosität
Religiöse Bildung als Ausbildung von Kompetenzen
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Worum geht es der
Religionspädagogik eigentlich?
 Es geht darum, junge Menschen zum Staunen zu führen.
 Sie werden eingeladen, sich Gedanken über den Sinn des Lebens zu machen, sich
Fragen zu stellen und das Ziel ihres Handelns zu bedenken.
 Religiöse Bildung intendiert kultiviertes, mündiges und verantwortliches
Leben vor Gott und den Menschen.
 Heute stellt sich auch die Frage, wie Menschen unterschiedlicher Konfession und
Religion einvernehmlich zusammen leben können.
 Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Priester und Ordensleute sollen
Hoffnungsträger in der Welt sein.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Warum überhaupt Religion ?




Wir stellen Religion als weltweites Phänomen fest.
Ist der Mensch „unheilbar religiös“?
Religion kann dem Menschen gut tun (Lebenshilfe).
Religion (im weiteren Sinn) und Glaube (engerer Sinn einer spezifischen Religion)
gibt Halt bei Erfahrungen der Enttäuschung, des Misserfolgs, der Fragmentarität
und Zwiespältigkeit des Lebens.
 Religion gibt Orientierung im Meinungspluralismus (in Heterogenität).
 Religion gibt dem Menschen die Zusage von Würde, Wert und Freiheit
(Gottebenbildlichkeit, Geschöpflichkeit)
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Überblick über die Religionen und Konfessionen
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37
Fehlformen der Religion und der Religiosität
 Fundamentalismus.
Gewaltanwendung mit Berufung auf
eine Religion und/Gott.
 Religion als Vertröstung auf das
Jenseits (Karl Marx)
 Religion als Opium des Hirns
(Gehirndoping)
 Skrupulantentum, Laxismus
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Erziehung durch Gewalt
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Religiöse Bildung als Ausbildung
von Kompetenzen
Wissen und Reflexion
 Erfahrungen verarbeiten
 Selbstbildung
 Nachdenken
 Sprechen lernen über Persönliches (mit
/ohne Tabus)
 Meditieren
 Emotionale Intelligenz ausbilden
 Stille aushalten

Prof. Dr. Stephan Leimgruber
 Sinnfragen stellen
 Gebetsformen kennen lernen
 Auseinandersetzung mit der Meinung
anderer
 Andere Meinungen gelten lassen
 Respektvoller Umgang einüben
 Soziales Zusammensein lernen
 Auseinandersetzung mit Ideologien und
Fremdinteressen
40
Fragen zu Kapitel 1
Was ist Religionspädagogik?
Welches sind die tieferen Fragen der
Religionspädagogik?
Welche Funktionen hat die Religion?
Was besagen die Stufentheorien?
Wie verläuft das Studium in
Religionspädagogik?
Nennen Sie Fehlformen der
Religionspädagogik
Nennen Sie Forschungsmethoden der
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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2. Kleinkindpädagogik
und Religiöse Bildung im
Kindergarten
2.0 Das ozeanische Ereignis einer Geburt
2.1 Religiöse Erziehung von Anfang an
2.2 Ausbildung humaner elementarer Fähigkeiten
2.3 Religiöse Erziehung durch Teilhabe am Glauben der Eltern und
Erziehungsverantwortlichen
2.4 Die Bedeutung des Erzählens und von Ritualen
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2.0 Das ozeanische Gefühl einer
Geburt(Gauguin)
Der Schmerz einer Geburt ist schon groß, aber die Freude
über das Kind überwiegt diesen Schmerz bei weitem.
Eltern erfahren tiefe Gefühle der Dankbarkeit. Sie geben
dem Kind einen Namen. Probleme der (religiösen)
Sonja Isabelle Stutz
Sept.12
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
44
Gianna Sophie Schimid
Aug 12
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
45
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
46
2.1 Religiöse Erziehung
von Anfang an (?)
Das neugeborene Kind braucht eine
Rundumversorgung und perturbiert den
Tagesablauf der Eltern. Es bewältigt täglich
grosse Lernprozesse in der kalten Welt: Saugen,
greifen, tasten, Augen öffnen, trinken, schreien,
bald sich fortbewegen.
Viele Eltern wissen nicht, wie Kinder religiös zu
erziehen sind. Viele denken, das Kind soll später
selbst entscheiden, wenn es dazu alt genug ist.
Was bedeutet religiöse Erziehung?
-Was ist Ihre Meinung in diesen Fragen?
2.2 Ausbildung elementarer
humaner Fähigkeiten
Kompetenzorientierte Bildung fördert und
entwickelt die Grundfähigkeiten des Kindes:









Sehen, wahrnehmen
Hören, horchen, Geschichten hören
Still sein, warten können
Sprechen und kommunizieren
Durst löschen, Hunger stillen
Greifen, ergreifen, tasten, entdecken
Staunen
Streiten, sich abgrenzen
Protestieren, Nein sagen
Unbedingt erwünscht
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
49
2.3 Religiöse Erziehung
durch Teilhabe
Glaube weitergeben geschieht :
 durch Erzählen der grossen Geschichten;
 durch Teilhabe am religiösen Tun der Eltern
(z.B. beim Beten)
 durch den Besuch heiliger Räume
 durch Glaubensgespräche
 durch bestimmtes Handeln bei
Grenzerfahrungen
 …
2.4 Die Bedeutung des
Erzählens und religiöser Rituale
Durch das Erzählen von Geschichten entsteht
Gemeinschaft und Orientierung.
Das Erzählen schafft Zugehörigkeit zu einer
Erzählgemeinschaft (z.B. Klasse).
Rituale:
 Hände falten, beten
 Sich verneigen, Knie beugen sind Gesten der
Ehrfurcht und der Verehrung
 Rituale können wiederholt werden
 Sie schaffen Geborgenheit
2.5.0 (Religiöses) Lernen im
Kindergarten
Neu ist für Kinder im Kindergarten das
soziale Lernen.
Kinder müssen sich einfügen in eine
Gemeinschaft.
Sie müssen lernen, Rücksicht zu nehmen.
Sie lernen kommunizieren, aufeinander
hören und sich einordnen.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
54
2.5.1 Bildungspläne und
Kulturelle Pluralität
Alle Bildungspläne der Länder in Deutschland sind
überarbeitet worden und haben den
gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung
getragen.
2.5.2 Förderung der Resilienz
Die Gesellschaft ist irreversibel „multi-kulti“ und religiös
plural.
Die Familienstrukturen sind vielfältig geworden, die
Biografien mit Wenden und Brüchen.
Die Medien sind unaufhaltsam im Vormarsch.
Kompetenzen der
Erzieherinnen
 Erzieherinnen geben den Kindern als vertraute und
zuverlässige Bezugspersonen emotionale Zuwendung, Schutz
und Geborgenheit.
 Sie sind aufmerksam für die Anliegen und Wünsche,
Bedürfnisse und Gefühle der Kinder und nehmen sie ernst.
 Sie haben die unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen
der Kinder im Blick und achten darauf, dass Kinder mit
Behinderungen am Alltag in der Gemeinschaft teilhaben
 Sie achten darauf, dass die verschiedenen Sprachen und
Dialekte der Kinder im Alltag zur Geltung kommen.
 Sie achten bei der Raumgestaltung und der Auswahl von
Materialien und Bücher darauf, dass die verschiedenen
Kulturen auf vielfältige Art repräsentiert sind.
 Sie sind sich ihrer Vorbildwirkung bewusst und entwickeln in
der Kita ein Klima, das von gegenseitigem Respekt und
Wertschätzung geprägt ist.
 Sie entwickeln Rituale und Strukturen, die das
Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder stärken und ihnen
Orientierung uns Sicherheit im Tagesablauf geben.




Aufgaben der Erzieherinnen
(menschliche Bildung und
religiöse Erziehung)
Sie schaffen Bedingungen für den Wechsel von
Anspannung und Erholung, von Ruhe und
Bewegung und fördern gesunde
Essgewohnheiten.
Sie unterstützen den Spaß und die Freude an
körperlicher Bewegung und fördern die
Herausbildung körperlicher Fähigkeiten und
Bewegungsfertigkeiten.
Sie schaffen durch einzelne herausgehobene
Aktionen die Voraussetzung für besondere
Gemeinschaftserlebnisse.
Sie beteiligen Kinder an der Planung und
Gestaltung des Zusammenlebens und schaffen
einen Rahmen, in dem Kinder ihre Wünsche
äußern sowie ihre Einfälle und Ideen einbringen
können.
Förderung resilienter
Verhaltensweisen
das Kind ermutigt, seine
Gefühle zu benennen und
auszudrücken.
dem Kind konstruktives
Feedback gibt (das Kind
konstruktiv lobt und kritisiert).
dem Kind keine vorgefertigten
Lösungen anbietet.
Das Kind bedingungslos
wertschätzt und akzeptiert.
Dem Kind Aufmerksam schenkt
Dem Kind Verantwortung
überträgt.
Das Kind ermutigt, positiv und
konstruktiv zu denken.
Dem Kind zu
Förderung von
Gefühlsregulation /
Impulskontrolle
Positiver
Selbsteinschätzung /
Selbstwertgefühl
Problemfähigkeit /
Verantwortungsüberna
hme
Selbstwertgefühl
Selbstvertrauen
Optimismus
Kontrollüberzeugung
2.5.3 Religiöse
Heterogenität – Hemmnis
oder Chance?
Christen
Röm.
Kath.
Orthodox
Evangelisch Reformiert
Islam
Sunniten
Schiiten
Aleviten
2.5 Religiöse Bildung im
Kindergarten
1 Die neuen Bildungspläne der Länder
2 Kulturelle Pluralität als Ausgangssituation
3 Religiöse Vielfalt – Hemmnis oder Chance
4 Der Situationsansatz
5 Die Aufgaben und Verantwortung der Erzieherinnen
6 Kooperation mit den Eltern
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
60
2.5.4 Der Situationsansatz






1.
2.
3.
4.
Brauchen Kinder weitere Anregungen, um mit der
beobachteten Situation kompetent umgehen zu
können?
Wie ist der Bezug der Situation zur Lebenswirklichkeit
der Kinder? Welche Bedeutung hat die Situation für die
Entwicklung der Kinder?
Kirchenjahr, Jahreszeit, Wochentag
Für wie viele Kinder ist die Situation von Bedeutung?
Welche Bedürfnisse, Interessen und Probleme von
Kindern sind (vermutlich) in der Situation enthalten?
Welche Bildungsinhalte können daraus abgeleitet
werden?
Erkunden: Die Situation wird ausgewählt und analysiert;
Entscheiden: Die Ziele werden festgelegt;
Handeln: Die Situation wird methodisch gestalte;
Nachdenken: Die Erfahrungen werden ausgewertet.
Quelle Bilder: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Das Berliner Bildungsprogramm für die Bildung, Erziehung und B etreuung von Kindern in Tageseinrichtungen bis zu ihrem Schuleintritt, Berlin 2004, S. 40, 52, 80, 114.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
62
2.5.6 Kooperation mit
den Eltern
Kurse, Elternabende,
Gesprächskreise
Entwicklungsgespräche
Schlüsselgespräche
Eltern im
Kindergartenalltag
ErziehungsPartnerschaft und
Elternbildung
Kurse, Elternabende,
Gesprächskreise
Entwicklungsgespräche
Handlungsfelder für Erziehungspartnerschaft und Elternbildung
Abb. Von Uta Stolz und Thomas Thiel
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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3. Warum und
wie heute Religionsunterricht?
3.1 Ist der RU in Deutschland am Scheideweg?
3.2 Die Fragen der Schüler/innen
3.3 Gründe aus schulpädagogischer Sicht
3.4 Wozu sollen Schüler/Schülerinnen religiös lernen?
3.5 Aufgaben der Religionslehrer/innen
3.6 Schwierigkeiten und Chancen
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3.1 Ist der RU in Deutschland am Scheideweg?
Aktuelle Probleme und Tendenzen
 Gegenwärtig ist der RU nicht hinterfragt
 Für alle Parteien ist er unabdingbar!
↔ Nicht so in den 1970er Jahren: Abmeldewelle und heftige Krise des RU
 Heute geht es um die Einführung des islamischen RU
 In D ist der RU im Grundgesetz verankert und für alle verpflichtend (bzw. das
Ersatzfach Ethik)
 Die Ausbildung und Stellung von Religionslehrern ist europa- und weltweit
einmalig
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
66
3.2 Die Fragen der Schüler/innen
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Partnerarbeit
Worin sehe ich die Aufgaben
des schulischen
Religionsunterrichts?
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Auszug aus dem Grundgesetz
Art. 7
 Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht
des Staates
 Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme
des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen
 Der Religionsunterricht ist an den öffentlichen Schulen mit Ausnahme
der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach
 Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der
Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der
Religionsgemeinschaft erteilt
 Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden,
Religionsunterricht zu erteilen
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69
Der RU als res mixta – Verbindung zwischen Kirche &
Staat beim RU
 Staat übernimmt Mitverantwortung für Erziehung und Bildung
 RU als ordentliches Lehrfach (Art. 7 Abs. 3 GG)
 Inhaltliche Verantwortung für die Ausgestaltung
dieses Lehrfaches liegt nicht beim Staat selbst,
sondern bei den Religionsgemeinschaften:
„Die Antworten auf die letzen Fragen des Menschen kann der religiös und weltanschaulich neutrale Staat nicht selbst
geben. Deshalb kooperiert er mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften, die für die Ziele und Inhalte des RU
verantwortlich sind. Der Staat hat jedoch für den Religionsunterricht
wie für jedes andere ordentliche Lehrfach die erforderlichen rechtlichen
und organisatorischen Rahmenbedingungen zu gewährleisten.“
(Sekretariat der DBK: Der RU vor neuen Herausforderungen, Bonn 2005, S. 7.)
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
70
3.3 Gründe aus schulpädagogischer Sicht




RU trägt zur humanen Schule bei (Schulpastoral)
Er partizipiert an der Gestaltung einer Schulkultur
RU lehrt Umgang mit fremden Kulturen (Integration)
Er ist offen für gesellschaftliche Schlüsselfragen (z.B. Fragen der Gewalt, Ökologie,
des Zusammenlebens)
 RU betont freiheitliche Bildung, sodass Menschen ihre Berufung in der
Gesellschaft finden (Charismen)
 RU macht sprachfähig und fördert Reflexion
 Das ist ein Beitrag zur schulischen Bildung und den dort anvisierten Kompetenzen
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
71
3.4 Wozu sollen Schüler/Schülerinnen religiös lernen?
 Aufzeigen der religiösen Dimension der Wirklichkeit (es gibt mehr als Sichtbares, Werte,
Verantwortung)
 Kampf gegen praktischen „bewusstlosen“ Atheismus, als existiere Gott gar nicht
 Zugänge eröffnen zu fremden und anderen Menschen
 Schüler soll Symbole anders sehen lernen
 Sie sollen eine Identität ausbilden:
 Identität: Frage wer bin ich? – Keine Sicherheit, sondern Fähigkeit, Lernerfahrungen zu
integrieren, Beziehung zu gestalten und einen Platz in der Welt zu finden
 Religiöse Identität ist die erzählte Biografie von Gott her
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
72
3.5 Aufgaben der Religionslehrer/innen





Dialogfähig sein  Schülerinnen und Schüler verstehen
Eigene Meinung vertreten, aber nicht aufdrängen
Mit anderen Antwortmöglichkeiten ins Gespräch kommen
Theologische Aussagen verstehbar machen
Sich mit kritischen Gesellschaftsfragen unter religiösen Aspekten in der
Schule auseinandersetzen (Brennpunkt Schule)
 Den Dienst des RU an der Schule als genuin diakonische Aufgabe der
Kirche verstehen und transparent machen
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
73
3.6 Schulpastoral




Im Zusammenhang mit der Ganztagsschule hohe Dringlichkeit
Dienst der Kirche an der guten Schule und an der Schulkultur
Schnittstelle zwischen Kirche und Schule
Diakonischer Ansatz: Absichtsfreie Angebote der Religionslehrer für Schülerinnen
und Schüler
 Beispiele: Morgenkreis, Nachtschicht, Schulgottesdienste, Beratung, Dritt-WeltGruppe, Eine-Welt-Kreis, Notfallseelsorge, Aufgabenhilfe für Kinder mit
Migrationshintergrund, Spielangebote, Mediationen
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
74
3.7
Gemeindekatechese
- Hilfe für die Menschen, dass ihr Leben
gelingt, indem auf Gottes Anspruch und
Zuspruch eingegangen wird.
- Nach der Erstverkündigung ist sie Vertiefung,
Vergewisserung und Entfaltung des Glaubens
in Diakonie, Liturgie und Martyria
- Lernprozess, der bewusst begonnen,
partnerschaftlich-dialogisch strukturiert und
zeitlich begrenzt ist, oft mit ehrenamtlichen
Leitern/innen in gemeindlicher Trägerschaft.
- Lernformen sind kommunikativ, kreativ,
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
75
Fragen zu Kapitel 3
 Welche Rolle spielt der Staat in der religiösen
Erziehung der Kinder und Jugendlichen?
 Welche Ziele verfolgt der schulische
Religionsunterricht?
4. Sexualpädagogik als
„Querschnittsaufgabe“
1. Rahmenbedingungen für Kinder und
Jugendliche
2. Fragen der Jugendlichen
3. Was ist Sexualität?
4. Biblische Vertiefung
5. Erziehungsaufgaben für Familie, Schule
und Jugendarbeit
6. Kompetenzorientierte Sexualpädagogik
7. Sexualität als Thema des RU
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Weitere Informationen
Vergleiche Aufsätze von Prof. Leimgruber auf der
Homepage „zum download“
Vgl. S.Leimgruber, Christliche Sexualpädagogik,
Kösel/München 2011.
Illa, Andreas/ Leimgruber, Stephan, Von der Kirche im
Stich geeassen,
Kevelaer 2010 (Topos Taschenbuch)
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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4.1 Rahmenbedingungen für
Kinder und Jugendliche
 Aufgeklärt von Eltern, Sexualkundeunterricht,
Mitschülern und Medien, Wissen ja,
Einordnung nein
 Erste Erfahrungen mit Freundschaft,
Zärtlichkeit und Liebe (BzGA 2010)
 Negative Vorstellungen über kirchliche
Einstellung zu Sexualität (Verbotsmoral)
 Medien zeigen banalisierte, unverbindliche
Sexualität
 Teilweise Kenntnisse pornografischer
Internetadressen
 Positive Einstellung der Jugendlichen zu
Freundschaft, Liebe, Treue, Wertschätzung,
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
gegenseitiger Achtung
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2. Fragen der Jugendlichen





Wie gelingt mein Leben?
Berufliche, sinnbringende Tätigkeit mit Auskommen
Wo stehe ich im Vergleich zu Gleichaltrigen und Gleichgesinnten?
Wie gewinne ich Freundschaften?
Was heisst gelingender Umgang mit Zärtlichkeit und Sexualität?
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
80
3. Was ist Sexualität?
Auguste Rodin: der Kuss
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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3. Was ist Sexualität?
Intime Form des Umgang der Geschlechter.
Dimension des Menschen von Anfang an bis ins hohe Alter.
Die Sexualität ist eine biopsychosoziale Grundgegebenheit des
Lebens, die Leib, Geist, Seele und das Umfeld des Menschen
betrifft. –
Sie beeinflusst Gefühle Stimmungen, aber auch Denken, Wollen
und Handeln.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Was ist Sexualität ?
Sexualität wird als Mann und Frau mit diverser
Intensität, Ausprägung und Häufigkeit gelebt.
Sexualität ist etwas Privates und Intimes und
hat Tabucharakter
Sexualität weist eine leibhafte eine geistige
Dimension auf und hat mit Genießen und
Verzichten zu tun
Sie ist auf Beziehung und Partnerschaft hin
angelegt.
Es gibt erfüllte und nicht erfüllte Sexualität.
Sexualität enthält Wachstumschancen und soll
nicht am Versagen gemessen werden.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Aspekte der Sexualität (Synode in Chur
1972)
Selbsterlebnis
Glückserfüllung
Partnerbezug und Liebesgemeinschaft
Wir-Bildung
Einheitserlebnis
Fruchtbarkeit Fortpflanzung
Familienbildung
Gemeinsame Kreativität und Fantasie
Spiel- und Festerlebnis
Lustgewinn und
Gemeinsame Befreiung durch freie Bejahung und Verzicht.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
84
Vierfache Sinnrichtung
Identitätsfindung
von
Mann und
Frau
Sprache der Liebe,
Kommunikation,
Freude, Lust,
Genuss
Begegnung
Pro
Kreation
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Vierfache Sinnrichtung
Heute wird eine vierfache Sinnrichtung menschlicher Sexualität unterschieden. Nicht jede ist in jeder
Entwicklungsphase im Vordergrund, aber letztlich gehören sie zur vollen Entfaltung der
Menschheit.
1. Sexualität ist auf Partner ausgerichtet, wie es bereits die Biologie zeigt. Sie ist Kommunikation,
Sprache der Liebe, Geben und Nehmen.
2. Im sexuellen Vollzug erfährt der Mensch Lust, Genuss, Freude. Das Hohelied der Liebe preist
diese Freude, Augustinus sieht sie als böse an.
3. Sexualität verhilft zur Identitätsfindung. Sie stärkt das Ich und beantwortet die Frage: Wer bin
ich? Sexualität und Leibhaftigkeit gehören zusammen. Damit sind drei eher individuelle und
partnerschaftliche Aspekte betont.
4. Zur vollen Entfaltung der Sexualität gehört die Fruchtbarkeit und die Nachkommenschaft im
Kind.(Sozialer Aspekt)
5. Transzendenz
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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4. Biblische Vertiefung
 Sexualität ist gute Gabe Gottes (Gen 1,31)
(gegen Leibfeindlichkeit und Sexualpessimismus)
 Mensch ist als Frau und als Mann geschaffen
 Der Leib ist Geschenk Gottes und „Tempel des Hl. Geistes“ (1 Kor 6,19 und Eph
2,21)
 Der Mensch ist mit Wille, Freiheit und Würde ausgestattet, die Respekt vor
Intimität und Würde des Nächsten fordern.
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
87
5. Erziehungsaufgaben für Familie, Schule und
Jugendarbeit




Hinführung zur Selbstannahme (Leib, Gestalt, Biografie, Geschichte)
Einübung der Achtung vor der Intimität und Würde des Anderen
Humanisierung der Sexualität als Beziehungswirklichkeit
Gradualität der Beziehung (Stufenleiter der Zärtlichkeit)
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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5. Erziehungsaufgaben für Familie, Schule und
Jugendarbeit




Dialogische Verantwortungsübernahme
Selbstverpflichtung für Erziehungsverantwortliche
Auseinandersetzung mit biblischen und kirchlichen Positionen
Lernziel „Liebe“ und „Verantwortlichkeit“
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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6. Kompetenzorientierte Sexualpädagogik
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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7. Sexualität als Thema des Religionsunterrichts
 Atmosphäre des Willkommenseins und des Vertrauens im Umgang mit der Klasse
 Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit der Lehrperson
 Sexualpädagogik in der GS als fächerübergreifende Aufgabe (mit Biologie,
Sachkunde und ev. mit Expertenteams)
 Phasenweise geschlechtsspezifisch und phasenweise koedukativ
 Vorwissen eruieren und Vorurteile thematisieren
 Medienbeiträge auf Rollenklischees und Outfit überprüfen
 Sachgemässe, verständliche, nicht vulgäre Sprache
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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7. Sexualität als Thema des Religionsunterrichts
Themen in der GS:
Freundschaft, typisch Junge – typisch Mädchen
Anlassbezogene Aufklärungsfragen (Zeugung, Schwangerschaft, Geburt), Stärken und
Schwächen
Wer bin ich eigentlich?
Körperliche Veränderungen / Hygiene
Reden über Gefühle des Verliebtseins
Biblische Freundschaftsgeschichten (David-Jonathan / Jesus und Sünderin / Kain und
Abel / Hohelied)
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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7. Sexualität als Thema des Religionsunterrichts
Themen in der Sek I.:
Persönlichkeitsentwicklung – Werte / Haltungen
Freundschaft, Partnerschaft, Ehe und Familie
Verschiedene Lebensformen und sexuelle Orientierungen
Der Mensch zur Freiheit berufen
Gefahren: Krankheiten, Prävention, Teenagerschwangerschaft, Gewalt
Indirekte Vorgehensweise über Fremdaussagen und Medienbeiträge
Biblische Inhalte: Menschenbild, Dekalog, Jesus – Paulus
Medien: Pornografie, Film über Freundschaft drehen
Gesellschaftliche Themen: Frauenhandel, Prostitution
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
93
Sexualpädagogik in der kirchlichen
Jugendarbeit
 KJA in Freizeit und Freiraum angesiedelt
 Sinnvolle Freizeitgestaltung mit Erlebnissen, Leistungen und Interaktionen
(Projektcharakter / dialogische Anlage)
 Selbstverpflichtung auf Verhaltenskodex
 Verantwortlichkeiten
 Umgang mit Nähe und Distanz
 Gruppenaufgaben und Lernarrangements („Schau mal die“ / Nähe und Distanz)
 Tage der Orientierung
 Biografiearbeit
 Interkulturelle und interreligiöse Jugendarbeit
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
94
Fragen zu Kapitel 4
 Welche Rolle spielt das Thema „Sexualität“ im
Lehrplan?
 Wo sehen Sie als künftige
Religionslehrerinnen bzw. –lehrer
Herausforderungen bezüglich des
Themenkomplexes „Sexualität“?
„Mit der Liebe“
Ausblick auf eine jugendsensible und menschengerechte / menschenfreundliche
Sexualpädagogik
Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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