Transcript Beziehung

Kommunikation in schwierigen
Situationen
Mögliche Einflussfaktoren auf Kommunikation:
Exkurs: Subjektivität der Wahrnehmung
Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun
in der Praxis
Klassische „Fallen“, oder die Tücken unserer
„Individualität“
Visuelle Wahrnehmung
30%
Höhere kortikale Areale:
Retina (Netzhaut)
7-10%
Thalamus
Zentrale Schaltstelle
90% der visuellen Wahrnehmung wird im Gehirn
„generiert“!
Nur 7-10% der
Gesamtinformation stammt
aus der „objektiven“ Umwelt!
Basale Areale
(Hirnstamm):
30%
visuelle Areale
30%
Warum gelerntes wichtig ist:
Bsp. Lesen – „aktivieren erlernter Schemas“
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Bedeutung i.d. Kommunikation:
Kierkegaard
„Wenn wir beabsichtigen einen Menschen zu einer
bestimmten Stelle hinzuführen, müssen wir uns
zunächst bemühen, ihn dort anzutreffen, wo er
sich befindet und dort anfangen.
Jeder, der dies nicht kann unterliegt einer
Selbsttäuschung, wenn er meint, anderen helfen
zu können.“
Bedeutung für die Kommunikation
• Wichtig ist die Wahrnehmung und
Wirklichkeit der Patienten/Klienten!
• Diese gilt es aufzugreifen und zu
verstehen, sodass ein Raum für mögliche
Problembewältigungen entstehen kann.
… wie kann uns das gelingen?
Kommunikationsquadrat
Sender
Empfänger
Beispiel
Bedeutung Sender/Empfänger
Sachinhalt:
Worüber informiert der
Sprecher?
Selbstkundgabe:
Was sagt der Sprecher
über sich?
Appell:
Nachricht
Wozu will der Sprecher
den Empfänger
bringen?
Beziehung:
Was sagt der Sprecher
über seine Beziehung
zum Empfänger?
Welches meiner Ohren springt zuerst an?
Welches Ohr hört zuerst?
Beispiele:
Pat.: „Ich würde ja gerne meine Tochter anrufen,
aber leider ist das Gesprächsguthaben meiner
Wertkarte leer, und ich kann ja hier nicht weg.“
Bsp.: Mitten unter einem Gespräch sagt die Pat.
plötzlich mit ernster Miene: „Wie lange glauben
Sie denn, dass ich noch zu leben habe?“
Welche Ebene ist wichtig?
Sachinhalt:
Worüber informiert der
Sprecher?
Selbstkundgabe:
Was sagt der Sprecher
über sich?
Appell:
Nachricht
Beziehung:
Paraphrasieren
Was sagt der Sprecher
über seine Beziehung
zum Empfänger?
Wozu will der Sprecher
den Empfänger
bringen?
Paraphrasieren
• Aufnehmendes Zuhören:
– Signalisieren aufnahmebereiter Zuwendung
– Ausreden lassen
• Mit eigenen Worten wiedergeben, was Sie verstanden
haben (keine Wertung!)
• Hilfreiche Satzanfänge
– „Wenn ich Sie richtig verstehe…“
– „Sie meinen, daß …“
– „Das heißt, Sie möchten …“
• Heben der Stimme am Satzende
Ziele und Vorteile
• Klärung, ob Sie das Gegenüber richtig verstanden haben
• Signalisieren von Interesse und Wunsch, den anderen
zu verstehen
• Pt kann dadurch schneller auf seine eigentlichen
Anliegen zu sprechen kommen
• Pt kann sich besser auf die Entwicklung seiner
Gedanken konzentrieren
Beispiel
Patientin: „Vor meiner Erkrankung hätte ich nie gedacht,
dass ich mich an einen solchen Zustand gewöhnen
kann. Aber irgendwie lebe ich plötzlich ganz gut mit all
diesen Einschränkungen. Ich glaube, ich erwarte
dadurch nicht mehr so viel vom Leben wie früher. Jetzt
bin ich schon zufrieden, wenn ich frei von Schmerzen bin
und mein Enkelkind lachen sehe.“
Pseudo-Zuhören
„Ja, da haben Sie absolut Recht. Wissen Sie, als ich
einmal schwer krank war, da ging es mir ähnlich wie
Ihnen. Also damals …“
Aufnehmendes Zuhören
(aufmerksam, interessiert): „Mhm …, ja …“
Paraphrasieren
Das heißt, Sie haben seit Ihrer Erkrankung Ihre
Maßstäbe verändert?“
„Wenn ich Sie richtig verstehe, bedeuten Ihnen
jetzt kleine Dinge mehr als früher?“
Weniger geeignete Antworten
„Laden Sie Ihre Familie doch ruhig öfter ein, damit
Sie Ihr Enkelkind lachen sehen!“
– Gut gemeinter Ratschlag, verhindert aber, das Thema
weiter zu vertiefen
– Mögliche Antwort: „Ja, das würde ich gerne, aber die
wohnen so weit weg“ (bleibt an der Oberfläche)
Weniger geeignete Antworten
„Das heißt, vor Ihrer Erkrankung haben Sie eher
wie ein Luftikus gelebt?“
– Enthält negative Wertung
– Bezieht sich auf Nebenaspekt (Zeit vor der
Erkrankung)
Weniger geeignete Antworten
„Das ist ja toll, dass Sie so zufrieden mit Ihrer
Situation sind.“
– Enthält Wertung (Pt könnte sich nur mit positiver
Stimmung akzeptiert fühlen)
– Das Thema wird nicht weiter geöffnet, sondern ist mit
diesem Gedanken vermutlich beendet
Weniger geeignete Antworten
„Das heißt, früher haben Sie nie geglaubt, trotz all
dieser Einschränkungen zufrieden sein zu
können, und jetzt erwarten Sie vielleicht nicht
mehr so viel und sind auch zufrieden, wenn
keine Schmerzen da sind und Sie Ihr Enkelkind
lachen sehen.“
– Zu lang – erschlägt Pt.
– Besser: ein Satz
„Kommunikationsfallen“
… oder die Tücken der
„Individualität“
Der Besserwisser
A: Es ist besser für Sie, liegen zu bleiben!
B: Ich möchte so gern raus auf die Terasse.
A: Ach was, das ist viel zu kalt!
Der Herr Professor
A: Ich bin in der letzten Zeit immer so unleidlich.
B. Klar, das ist sicher eine Depression, die sich da
anbahnt.
Der Beschwichtiger
A: Ich habe solche Angst, wenn mein Mann aus
dem Krankenhaus kommt!
B: Ach, lassen Sie, das wird sich alles von selbst
ergeben!
Der Schlaumeier
A: Mich belastet, daß ich für meine Kinder so
wenig Zeit habe.
B. Dann müssen Sie die Kinder einmal einladen!
Der Moralapostel
A: Ich habe kein Vertrauen mehr zu Ärzten.
B: Wie kann man nur so misstrauisch sein. Wie
soll man Ihnen denn da weiterhelfen?
Der Detektiv
A: Ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn
und seine Frau.
B: Stimmt etwas nicht in der Ehe?
Der Richter
A: Ich habe mich gegen eine Chemotherapie
entschieden.
B: Das ist falsch, es wäre Ihre letzte Chance!
Der Selbstbezogene
A: Es tut mir weh, wie sich meine Freunde
zurückziehen.
B: Damals, als meine Mutter starb, hatte ich einen
sehr guten Freund, der …
Der Streithahn
A: Ich bin mal wieder völlig fertig und mit den
Nerven am Ende.
B: Ja, aber Du hast doch allen Grund, zufrieden zu
sein!
Der Klugscheißer
A: Ich weiß gar nicht, wie ich ohne meinen Mann
zurechtkommen soll!
B: Den Seinen gibt‘s der Herr im Schlaf!
Fazit
• Nicht was ich gesagt – sondern was mein
Gegenüber verstanden hat ist entscheidend!
• Ratschläge sind Schläge und kommen aus meiner
Erlebenswelt!
• Eigene Erwartungen und Werthaltungen werden
immer mittransportiert
Fazit
• Kommunikation in schwierigen Situationen setzt
daher eine innere Haltung von bedingungsloser
Wertschätzung und Akzeptanz, Empathie und
Echtheit voraus!
• Wenn wir uns auf die eigenen Wahrnehmung ohne Rückversicherung - verlassen sind wir
verlassen
• Erfolgreiche Kommunikation heißt nicht die
Probleme anderer zu lösen, sondern einen Raum
zu schaffen, wo die Entwicklung eigener
Lösungen und Ressourcen ermöglicht wird.
Kommunikation in schwierigen
Situationen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!