EOS Poster Lux (02 04 14)

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Kinderchirurgie Erlangen
Leiter: Prof. Dr. med. R.T. Carbon
Enterale Oberflächen-Stimulation (EOS) bei chronischer Obstipation im Kindesalter.
Ein vielversprechender, neuer Therapieansatz.
M. Besendörfer, K.E. Matzel*, R.T. Carbon, P. Lux
`Sektion Koloproktologie, Chirurgische Klink der Universität Erlangen
Hintergrund:
Chronische Obstipation ist die häufigste proktologische Erkrankung im Kindesalter. Die Erkrankung führt zu einem
deutlichen Verlust von Lebensqualität (Entwicklungsverzögerung, schulische Leistungen, soziale Integration) und daraus
resultierenden Langzeitfolgen. Nach Abklärung organischer Ursachen mittels Kolonkontrasteinlauf, Manometrie und
Saugbiopsie (Erlanger Algorithmus) basiert die derzeitige Behandlung auf der Gabe von oralen Abführmitteln (z.B.
Movicol®) und lokalen Abführmaßnahmen zur Stuhlrhythmisierung in Verbindung mit psychologischer Betreuung. Der
Behandlungserfolg ist limitiert. Aufgrund unserer Erfahrung in der Behandlung von Erwachsenen mittels
Sakralnervstimulation (SNS) entwickelten wir die Behandlungstechnik der enteralen Oberflächen-Stimulation (EOS).
Analog zur SNS wird ein steigernder Einfluss auf die propulsive Peristaltik vermutet mit Verbesserung der
Obstipationssymptomatik.
Methoden:
Mittels aufklebbarer Oberflächenelektroden im Bereich des Sakrums und des Abdomens und eines externen Schrittmachers
(Medtronic®) wird ein elektrisches Feld in anterior-posteriorer Ausrichtung aufgebaut. Da beim Kind von einer neuronalen
Konditionierung auszugehen ist, stimulieren wir die Kinder für 4 Wochen und beginnen dann mit einem Auslassversuch.
Die Optimierung der Elektrodenpositionierung und individuelle Anpassung der Stimulationsstärke führen die Eltern nach
initialer ausführlicher Anleitung im Verlauf der Stimulation selbständig durch. Die Ergebnismessung erfolgt als
Stuhltagebuch-Dokumentation durch die Eltern.
Ergebnisse:
Bei den seit Anfang 2013 mit enteraler Oberflächen-Stimulation behandelten Patienten (n=6, Alter 2-17 Jahre) zeigte sich
ein nahezu komplettes Verschwinden der Obstipationssymptomatik mit deutlicher Steigerung der altersspezifischen
Lebensqualität, Verbesserung der schulischen Leistungen und der Vigilanz. Hierbei handelte es sich um einen
Behandlungsversuch bei sehr heterogenem Patientengut. Ein M. Hirschsprung lag jedoch in keinem Fall vor. Bei einem
Patienten traten 10 Wochen nach Therapieende erneut Beschwerden auf. Bei zwei Kindern konnte im weiteren Verlauf bei
gleichbleibendem Therapierfolg auch auf intermittierende Stimulation (mehrmals wöchentlich) umgestellt werden. Als
Nebenwirkungen konnten bisher vereinzelt leichte Muskelschmerzen im Bereich der Oberflächenelektroden und vermehrtes
Wasserlassen beobachtet werden.
Schlussfolgerung:
Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die enterale Oberflächen-Stimulation (EOS) eine vielversprechende, neue
Therapieoption im Behandlungsspektrum bei chronischer Obstipation im Kindesalter darstellt. Der minimale Aufwand,
gute Akzeptanz und geringes Risiko für das Kind sind Vorteile des Verfahrens. Für die Zukunft sind prospektive Studien
zur Standardisierung der Applikation und Erweiterung des Indikationsspektrums geplant.
Kontakt:
Universitätsklinikum Erlangen, Kinderchirurgische Abteilung, Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen
Dr. med. Philipp Lux, [email protected]