Sucht - Kreuzbund

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Transcript Sucht - Kreuzbund

Kreuzbund – Quo vadis?
Dipl. Soz. R. Schlingmeyer
Akademie für Gesundheitsberufe Rheine
Was ist dran?
Pressestimmen
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„Selbsthilfegruppen plagen Nachwuchssorgen“
„Überalterte Selbsthilfe steht vor dem Aus“
„Der Gesprächsselbsthilfe gehen die Teilnehmer/innen verloren“
„Das Internet macht die Selbsthilfe überflüssig“
„Junge Mitglieder verzweifelt gesucht“
Frage: Welchen Gedanken haben Sie, wenn Sie diese
Schlagzeilen lesen?
Ist das richtig?
(Chat-Zitat)
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Das Jüngere suchtkranke und suchtgefährdete Menschen nur selten
den Weg in bestehende Selbsthilfegruppen finden liegt
möglicherweise daran, dass bei den Jüngeren der Eindruck
vorherrscht..........
Dort würden „nur alte Leute pausenlos über ihre Probleme reden“.
Die älteren und etablierten Mitglieder von Selbsthilfegruppen
wiederum haben Vorbehalte gegen eine Teilnahme von „jungen
Wilden“
Aktuelles Sucht und Suchtformen
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Circa 90 % der Weltbevölkerung sind auf die eine oder andere Art süchtig.
Klassische Suchtformen:
 Illegale Drogen: Heroin, LSD, Kokain und Marihuana
 Legale Drogen: Koffein, Zigaretten, Alkohol oder ärztlich verschriebene
Tabletten
Klassische Suchtformen:
 psychische Störungen wie Esssüchte
 Arbeitssucht
 Mediensucht (Fernseh-, Computer- und Internetsucht)
 Kaufsucht
 Pornografie- und Sexsucht
 Spielsucht
Jugendliche und junge Erwachsene:
Zahlen, Daten, Fakten
Entwicklungen von 2001 - 2012
Tabakkonsum
Rückgang von 27,5% auf 12%
Alkohohlkonsum
Rückgang von 17,9% auf 13,6%
Cannabiskonsum
Rückgang von 9,2% auf 4,6%
Rauschtrinken (18-29 J)
Frauen: 11%, Männer 31%
Glücks- und Automatenspiel
Anstieg von 5,8% auf 23,5%
Synthetische Drogen (NPS)
Unter 1%, ca. 200 000 Menschen
Mediensucht
1,4 Millionen problematisch
Das Sucht-Dreieck
Gemeinsamkeiten
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"Wenn man wirklich Leute sieht, die eine Mediensucht haben, dann
erfüllen die ganz ähnliche Kriterien und Symptome wie Personen,
die eine andere klassische Suchterkrankung haben: Wir haben da
so etwas wie Entzugserscheinungen, die auftreten, wenn das
Verhalten nicht ausgeführt werden kann. Wir haben so etwas wie
den Kontrollverlust, also die Unmöglichkeit, das Verhalten zu
steuern. Der Alkoholabhängige kann irgendwann auch nicht mehr
sagen: Heute trinke ich nur einen Schluck Wodka. Und genauso
wenig kann der Internetsüchtige sagen: Okay, heute surfe ich nur
eine halbe Stunde und dann höre ich auf und mache meinen
anderen Kram."
Probleme
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Wer eine Pille schmeißt, um "draufzukommen" und Stunden später
kifft, um wieder "runterzukommen", der begibt sich in einen
Teufelskreis. Die Folgewirkungen eines Rausches werden durch
den nächsten Rausch kompensiert. Psyche und Körper werden
stark belastet, der Übergang in einen drogenfreien Alltag stark
erschwert.
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Auswirkungen synthetischer Drogen:
Zunahme der Konzentrationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft
Ermüdungsschwelle des Körpers wird angehoben
Rededrang, Selbstwertgefühl und Spontaneität erhöht
Mangelnde Kritikfähigkeit, erhöhte Risikobereitschaft
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FORSA- Selbsthilfegruppen-Studie (2010)
Repräsentative Untersuchung im Auftrag der DAK 2010 (1000 Teilnehmer)
Ergebnisse
Statement
Zustimmung
Selbsthilfegruppen sind wichtig als Ergänzung zur
ärztlichen Behandlung.
ca. 90%
Selbsthilfegruppen sind wichtig für den persönlichen
Austausch bei chronischen Krankheiten.
ca. 65%
Selbsthilfegruppen sind wichtig für den persönlichen
Austausch bei Beziehungsproblemen.
ca. 58%
Selbsthilfegruppen sind wichtiger als Ärzte und
Psychologen.
ca. 56%
Wie werden Informationen zur Selbsthilfe bezogen?
FORSA- Selbsthilfegruppen-Studie (2010)
Repräsentative Untersuchung im Auftrag der DAK 2010 (1000 Teilnehmer)
Ergebnisse
Statement
Anteil
Medien
ca. 63%
Freunde, Bekannte.
ca. 45%
Ärzte
ca.22%
Krankenkasse
ca. 15%
Über 27% der Befragten gaben an nicht genau zu
wissen „was die Selbsthilfe eigentlich genau macht“
Suchtbehandlung
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Der Anteil der Drogenpatienten, die wegen ihres Cannabiskonsums
ambulant behandelt werden, liegt seit einigen Jahren bei etwa
einem Drittel (2013: 34.7 %).
Bei denjenigen, die das erste Mal in Suchtbehandlung sind, liegt der
Anteil der Cannabisfälle bei 56,6 %.
Problem Alterung
Demographischer Wandel
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Von heute rund 81 Millionen Menschen werden im Jahr 2050 nur
noch 64 Millionen Menschen in Deutschland leben
Über 40% werden über 60 Jahre alt sein.
Zukunft „Alten-Selbsthilfegruppen“ ?
oder
„Generationen übergreifende Vernetzung“!
Probleme des Generationenwechsels
in der Selbsthilfe
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Vielen Selbsthilfegruppen (und -organisationen) kommt nach langen
Jahren erfolgreichen Arbeitens langsam der aktive und
verantwortungsbereite Nachwuchs abhanden.
Gruppenleiter / Vorstände (oft auch Gründergeneration) merken,
dass es nicht ewig so weitergeht.
Zunehmende Bedeutung des Internets als Kommunikationsmittel.
Virtuelle Formen des Austausches werden oft bevorzugt.
Virtuelle Selbsthilfe
Vorteile:
 Anonymität
 Niederschwellig
 Jederzeit Zugang
 Informationen über reale SHG
 Einzelkontakte sind telefonisch
oder über email möglich
Nachteile
 Länger auf erhoffte Antworten
warten
 Weniger Gemeinschaftsgefühl
 Weniger persönliche
Hemmschwellen
 Gefühle können nur über
Worte ausgedrückt werden
Ist das richtig?
(Chat-Zitat)
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Es gibt viele Möglichkeiten, für eure Gruppe zu werben: Im Internet,
in der örtlichen Zeitung, in der Arztpraxis oder beim Selbsthilfetag.
Wenn ihr euch bei der örtlichen Selbsthilfekontaktstelle trefft, dann
können euch die Mitarbeiter dort unterstützen, zum Beispiel beim
Erstellen eines Flyers. Wenn ihr gezielt junge Leute ansprechen
wollt, dann könnt ihr den zum Beispiel an der Uni oder in
Szenelokalen auslegen. Hier ist eure Kreativität gefragt.
Mitgliedergewinnung
Grundsatz: Da ansetzen, wo die Menschen direkt zu erreichen sind
Wo?
Facharztpraxen
Krankenhäusern
Reha-Einrichtungen.
Wichtig: Zu den Beschäftigten in diesen Einrichtungen müssen
Selbsthilfe- gruppe eine persönliche Beziehung aufbauen und pflegen
Direkte Ansprache ist wesentlich wirkungsvoller als jedes
Informationsmaterial.
Öffentlichkeitsarbeit
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Im Mittelpunkt müssen die Bedeutung und der Nutzen der
Selbsthilfe stehen.
Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung
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Öffentlichkeitswerbung allgemein
Informationsveranstaltungen
(Bund, Land, Region)
Medienarbeit/-kontakte
Präsentation eigener
Fachkompetenz Messe- und
Informationsstand
Internetauftritt
Professionelle Personen/
Institutionen als Multiplikatoren
gewinnen
Veranstaltungen mit Ärzten für
allgemeine Öffentlichkeit
Kooperation mit Krankenkasse –
Leistungsfinanzierung/ Zuschüsse
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Zeitschriften für Mitgliederwerbung
nutzen
Angehörigenunterstützung
Mitgliederbefragung zum Nutzen
der Selbsthilfeorganisationen
Angebote / Veranstaltungen für
Jugendliche + Nachwuchs
NachwuchsleiterInnen schulen
Bezahlte Dienstleistungsangebote
(Ärzte, Rechtsanwälte,
Psychologen)
Kooperation von Hauptamtlichen
und Ehrenamtlichen
Beitragsgestaltung Spenden,
Fundraising und Sponsoring
Kleine Werbetipps
Broschüre:
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Liegt der Broschüre ein Mitgliedschaftsantrag bei?
Falls ja, ist er so in die Broschüre integriert, dass er leicht
herausgenommen und ausgefüllt werden kann?
Wird ein Umschlag oder eine Briefmarke benötigt, oder kann der
Antrag ohne Verzögerung abgeschickt oder gefaxt werden?
Ist das Antragsformular vielleicht nur beigelegt, so dass es schnell
verloren gehen kann, oder gleich als „überflüssiger Ballast“
fortgeworfen wird?
Hindernisse wie zu lange Kündigungsfristen, Vereinbarungen wie
„Kündigung nur vier Wochen zum Jahresende, sonst automatische
Verlängerung der Mitgliedschaft.“ vermeiden
Noch mehr kleine Werbetipps
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Kann das potenzielle Mitglied unbürokratisch und schnell
nachfragen?
Ist eine Ansprechperson angegeben? Ist die telefonische
Erreichbarkeit sichergestellt?
Gibt es einen Anrufbeantworter und die Möglichkeit zurückgerufen
zu werden?
Werden E-Mails rasch bearbeitet?
Findet sich ein personenzentrierter Aufbau, der individuelle Fotos
der Akteure zeigt? Interessierte nehmen leichter zu Personen
Kontakt auf, die ihnen nicht ganz fremd er scheinen
Machen Referenten Fachkongressen auf den Stand der Selbsthilfe
aufmerksam?
Und schon wieder!
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Befinden sich Hinweisschilder und/oder Informationsschildern an
Arztpraxen und Apotheken?
Gibt es telefonische- und/oder online- Beratung?
Wird die Politik gezielt angesprochen?
Existiert eine flexible Beitragsgestaltung?
Betriebliche Suchthilfe
Symptome betrieblichen Suchtverhaltens
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Häufiges Nichterscheinen am Arbeitsplatz
Überziehung von Pausen
Häufige Kurzerkrankungen, Kurzurlaube und Gleitzeitnahme ohne
Voranmeldung
Wiederholte und unglaubwürdige Erklärungen und
Entschuldigungen durch Dritte (Ehepartner o.a.)
Hohe Fehlerquote, Qualitätsmängel, Nichteinhaltung von Terminen
Mangelnder Arbeitseinsatz
Mühe, Details von Anweisungen oder Arbeitsaufträgen zu behalten
und auszuführen
Starke, oft unerklärliche Schwankungen des Arbeitsverhaltens
Alkoholauffälligkeiten (Alkoholfahne etc.) in Betrieben mit
Alkoholverbot
Ein Zitat
„Der Alkoholiker hört erst dann auf zu trinken, wenn die
Not aufgrund des Trinkens größer wird als die Qual des
Nichttrinkens, während die Umgebung erst eingreift, wenn
die Probleme mit dem Abhängigen schlimmer werden als
die Angst vor dem Gespräch.“
(Autor unbekannt)
„Gute“ Gründe kein Gespräch zu führen
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„Mit Fahne leistet er mehr als manch anderer ...“
„Wenn er nüchtern ist, ist er in Ordnung ...”
„Ich kenne seine Familie und will ihm die möglichen Konsequenzen
ersparen...”
„Da nützt nur noch Kündigung ...”
„Vielleicht ändert sich die Situation von allein ...”
Copingstrategien zur Stressbewältigung
Instrumentell/Problemorientiert:
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Kompensation: ablenkende Wunscherfüllung, z.B. sich etwas Gutes tun.
Zuwendung: Suche nach einem verständnisvollem Gesprächspartner.
Rückzug (soziale Isolierung).
Wut ausleben, Aggression.
Altruismus (uneigennützige Hilfe für andere).
Informationssammelung.
Emotionsregulierend:
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Grübeln.
Vermeiden (Problem aus dem Weg gehen).
Fatalismus.
Selbstbeschuldigung.
Dissimilieren (Bedeutung der Stressoren herunterspielen).
Vertagung..
Veränderungsprozesse
Transtheoretisches Modell (TTM)
(Prochaska & DiClemente)
Absichtslosigkeit
Absichtsbildung
Vorbereitung
Handlung
Stabilisierung
• Umsetzung der
geplanten Veränderung
• Erste Erfolgserlebnisse
• Erste Euphorie
verfliegt
• Rückfallrisiko
• Ziel: point of no
return
Kennzeichen
• Risikoverhalten
• Informationsdefizit
• Beschwerdefreiheit
• Falsche
Überzeugungen
• Beginnende
Problemeinsicht
• Wahrnehmung von
Eigenverantwortung
• Fehlende Strategie
• Entscheidung
treffen
• Ziel definieren
• Aktionsplan
erstellen
Interventionen
• Information geben
• Bewusstsein
schaffen
• Lebensstilanalyse
• Hinterfragen von
Überzeugungen
• Langfristige Vorteile
herausarbeiten
• Kurzfristige Nachteile
gegenüber stellen
• Ambivalenzen auflösen
• Selbstverpflichtung
• Mögliche Barrieren
ansprechen
• Aufbau einer
Motivationsstrategie
• Überschaubarer
Zeitraum
• Erfolgserlebnisse
dokumentieren/bewusst
machen
• Erste positive Effekte
genießen
• Anerkennung vermitteln
• Rückfälle bewältigen
• Neue Ziele setzen
• Mindestens 6 Monate
Durchführungszeit
Feedback geben
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Beschreibend, im Gegensatz zu bewertend:
Klar und genau formuliert: Das Feedback soll nachvollziehbar
sein.
Kritik konkret (digital statt analog) statt Gegensatz zu allgemein
geben.
Beziehen Sie sich auf Beobachtungen im Gegensatz zu
Vermutungen, Phantasien oder Interpretationen.
Sprechen Sie veränderbare Verhaltensweisen an und nicht
Unzulänglichkeiten, auf die der Betreffende relativ wenig oder gar
keinen Einfluss nehmen kann.
Zur rechten Zeit oder möglichst bald: Kein Gang durchs “Museum”!
Reflektion eigener Sinn- und Wertbezüge
Motivation zur Mitarbeit
Motivation braucht eine positive Zielformulierung!
Wichtige Effekte von Zielen im
Motivationsprozess
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Positiv formulierte Ziele ziehen magisch an
Ziele arbeiten im Unterbewusstsein
Ziele verändern die Wahrnehmung
Ziele fördern Kreativität
Ziele geben dem Handeln einen Sinn
Ziele bündeln Energie und Aufmerksamkeit
Ziele helfen Entscheidungen zu treffen
Werteanalyse:
Das Jahori Fenster