Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln
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Transcript Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln
Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln
– Vortrag für Pflegekräfte –
Herausgeber:
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Apothekerin Christine Klötzer
Abb.: abda.de
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Inhalt
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Einleitung
Chronopharmakologie
•
•
Interaktionen
Arzneimitteleinnahme und
Nahrung
•
Begriffsdefinitionen
Physiologische
Veränderungen
Interaktion Arzneimittel Nahrungsbestandteile
•
•
Nüchterneinnahme
Sonderfälle
(Bisphosphonate,
Levodopa)
Arzneimitteleinnahme
„vor“ oder„während“ der
Mahlzeit
Morgendliche / abendliche
Gabe
Beispiellisten
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Einnahmezeitpunkte
Einnahmezeitpunkte wichtig für
-
Arzneistoffstabilität
-
Verträglichkeit
-
erwünschte Wirkung
-
Vermeidung von Nebenwirkungen
-
körpereigene Systeme / chronopharmakologische
Aspekte
Abb.: Gerd Altmann / pixelio.de
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Chronopharmakologie
biologische Rhythmen der Funktionen aller
Lebewesen
„zirkadian“ = Tagesrhythmen:
am wichtigsten für die Pharmakotherapie
So gut wie alles unterliegt der „inneren Uhr“:
Körpertemperatur, Blutdruck, Herzfrequenz,
Organdurchblutung...
zirkadiane Rhythmen von Pharmakokinetik und
Pharmakodynamik der Arzneistoffe
Abb.: Gerd Altmann / pixelio.de; Siegfried Fries / pixelio.de
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Chronopharmakologie von
Glucocorticoiden
Glucocorticoide (z.B. Prednisolon)
-
Wirken antientzündlich, antiallergisch,
immunsuppressiv, übelkeitshemmend
-
stark schwankende Blutspiegel im Tagesverlauf
-
Weniger Nebenwirkungen durch
frühmorgendliche Gabe (6 – 9 Uhr)
- Wichtig: Ausschleichen nach länger
andauernder Therapie erforderlich!
- Unterschied systemische / lokale Gabe
Abb.: Rike / pixelio.de
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Interaktionen
gegenseitige Beeinflussung von
Arzneistoffen / Nahrungsmitteln /
Nahrungsergänzungsmitteln
Unterscheidung: pharmakokinetische und
pharmakodynamische Wechselwirkungen
Arzneimittelwirkung verstärkt oder
vermindert
Pharmakokinetische Interaktionen
mit Nahrungsbestandteilen häufig
vor / während / nach dem Essen?
Abb.: Gerd Altmann / pixelio.de: RainerSturm / pixelio.de
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Einnahmezeitpunkte
Definition des Einnahmezeitpunkts in
Abhängigkeit von der Mahlzeit:
- „nüchtern“: mind. 1 Stunde vor
(oder mind. 2 Stunden nach) der Mahlzeit
- „vor dem Essen“: 15-30 Minuten vor der Mahlzeit
- „zum Essen“: während / unmittelbar nach der
Mahlzeit
- „nach dem Essen“: 30 bis 60 min nach der
Mahlzeit
Abb.: S. Hofschlaeger / pixelio.de; abda.de
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Einfluss der Nahrung auf Medikamente
nahrungsbedingte Veränderungen der
- pH-Werte der Verdauungssäfte (v.a. Magen)
- Magen-/ Darmbewegung
- Passagezeit durch den Magen-/ Darmtrakt
- Freisetzungs-/ Lösungs-/
Resorptionsgeschwindigkeit
- Bioverfügbarkeit des Arzneistoffs
Abb.: sigrid rossmann / pixelio.de
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Schwächere Arzneimittelwirkung
Abschwächung der Arzneimittelwirkung
bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme durch
- verzögerte Magenentleerungszeit
geringere Anflutung und Resorption
- Komplex-/ Salzbildung mit
Nahrungsstoffen; geringere Löslichkeit
stark eingeschränkte Resorption
- Konkurrenz um aktive Transportsysteme im Darm
Verringerung des verfügbaren Arzneistoffs
Abb.: Thommy Weiss / pixelio.de
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Verstärkte Arzneimittelwirkung
Verstärkung der Arzneimittelwirkung bei
gleichzeitiger Nahrungsaufnahme durch
- längere Verweilzeit im Magen
- verbesserte Löslichkeit in fetthaltiger Nahrung
- gesteigerte Gallensäuresekretion durch Nahrung
- verlängerte Kontaktzeit mit resorbierender
Oberfläche im obersten Dünndarm
bessere Bioverfügbarkeit und Wirkung
Abb.: Thommy Weiss / pixelio.de
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Einfluss auf Arzneistoffabbau
Nahrungsbestandteile können Metabolisierung
von Arzneimitteln beeinflussen
- Veränderung von Enzymsystemen
- Hochregulierung der Enzymsysteme
stärkerer / schnellerer Abbau, verkürzte Wirkung
- Hemmung der Enzymsysteme
erhöhte Blutspiegel, verzögerte
Ausscheidung, verlängerte Wirkung
- Beispiele: Grapefruitsaft und Nifedipin,
tyraminhaltige Nahrung und Antidepressiva
Abb.: Dieter Schütz / pixelio.de;
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Nüchterneinnahme
mind. 1 Stunde vor (oder mind. 2 Stunden nach)
der Mahlzeit
Gründe für Nüchterneinnahme:
-
schlechte Bioverfügbarkeit in Verbindung mit Nahrung
(L-Thyroxin, Bisphosphonate, Eisenpräparate)
-
Wirkstoffstabilität (Omeprazol, Pantoprazol)
-
Schleimhautverträglichkeit (magensaftresistente
Schmerzmittel, ätherische Öle)
-
Wirkung im Darm erwünscht (Sulfasalazin)
•
Oft bei Magensaftresistenz, aber nicht immer!
Abb.: abda.de
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Sonderfall Bisphosphonate
Alendronsäure, Risedronsäure gegen
Osteoporose
sehr schlechte Bioverfügbarkeit
Komplexbildung mit Kalzium
schleimhautreizende Wirkung, v.a. Speiseröhre
Einnahme morgens nüchtern mit viel
Leitungswasser
Aufrechte Körperhaltung, mind. 30 min, bei
bettlägerigen Patienten Oberkörper aufrichten
Abb.: Dieter Schütz / pixelio.de; mirco1 / pixelio.de
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Sonderfall Levodopa
Dopaminersatz bei Morbus Parkinson
aktiver Transport von Levodopa mittels
Aminosäure-Transportsystem im Darm
Bioverfügbarkeit und Wirkung durch
eiweißhaltige Nahrung beeinträchtigt
Einnahme 30 min. vor oder 90 min. nach Mahlzeit
große Eiweißmengen vor Einnahme vermeiden
(Milchprodukte, Ei, Fleisch)
Einnahme mit etwas Gebäck verringert Übelkeit
Abb.: m. gade / pixelio.de
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Einnahme „vor“ der Mahlzeit
Mind. 15 - 30 min. vor der Mahlzeit
Sonderfall: unmittelbar zu Beginn der Mahlzeit
mögliche Gründe:
-
Wirkung soll bei Mahlzeitbeginn einsetzen
(schnell wirksame Insuline, Antidiabetika)
-
Arzneimittel soll Resorption im Darm verhindern oder
verzögern (Acarbose, Orlistat)
-
Anregung Magen-/ Darmbewegung durch
Arzneimittel (Metoclopramid, Domperidon)
Abb.: abda.de
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Einnahme „während“ der Mahlzeit
Einnahme während oder unmittelbar nach Mahlzeit
mögliche Gründe:
-
bessere Verträglichkeit bestimmter Arzneimittel (z.B.
Diclofenac-Disperstabletten, Ibuprofen, ASS, Amoxicillin)
-
bessere Löslichkeit / Resorption / Wirkung
(HCT, Metoprolol, Propranolol, Spironolacton, Carbamazepin)
-
Kopplung an Mahlzeit hat Erinnerungsfunktion
Abb.: Anna Reich / pixelio.de
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Morgendliche Arzneimitteleinnahme
Einnahme am frühen Morgen
mögliche Gründe:
-
(Stoffwechsel-) anregende, stimmungsaufhellende Wirkung
-
entwässernde Wirkung
-
Steigerung von Kognition / Aufmerksamkeit
-
Biorhythmus / Chronopharmakologie
Abb.: Gerd Altmann (Shape: mosh) / pixelio.de
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Abendliche Arzneimitteleinnahme
Einnahme nach der Abendmahlzeit / etwa 1 Std.
vor dem Zubettgehen
mögliche Gründe:
-
gesteigerter therapeutischer Effekt aufgrund stärkerer
nächtlicher Aktivität bestimmter Körperfunktionen;
Chronopharmakologie (z.B. Cholesterinsynthese)
-
starke Sedierung / beeinflusste Gangfähigkeit mit
Sturzgefahr
Effekte z.T. erwünscht
Abb.: günther gumhold / pixelio.de
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Beispiele für Nüchterneinnahme
immer nüchtern einzunehmen:
Viele magensaftresistente Arzneimittel
-
Schilddrüsenhormon L-Thyroxin
-
Protonenpumpenhemmer (PPI): Omeprazol, Pantoprazol,
Lansoprazol...
-
Bisphosphonate: Alendronat, Risedronat
-
Eisenpräparate (wenn nüchtern verträglich)
-
Furosemid
-
Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin)
Abb.: Rainer Sturm / pixelio.de
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Beispiele für „vor der Mahlzeit“
immer vor dem Essen einzunehmen:
-
MCP, Domperidon
-
Resorptionshemmer: Acarbose, Orlistat
-
Humaninsulin / schnell wirksame Insuline
-
Viele orale Antidiabetika: Glibenclamid, Glimepirid,
Repaglinid...
-
Levodopa
-
Roxithromyxin
Abb.: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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Beispiele: während der Mahlzeit
immer während / nach dem Essen einzunehmen:
-
Schmerzmittel: Ibuprofen, Diclofenac, ASS...
-
viele Antibiotika
-
Metoprolol, Bisoprolol, HCT / Triamteren, Xipamid,
Spironolacton, Digitoxin / β-Acetyldigoxin
-
Glucocorticoide (Prednisolon, Dexamethason)
-
Metformin
Abb.: Claudia Hautumm / pixelio.de
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Informationsquellen
Informationen zum richtigen Einnahmezeitpunkt:
- ärztl. Anweisung / Medikationsdatei des Patienten
- Packungsbeilage / Fachinformation
In der Apotheke
sind Ihre Fragen
herzlich willkommen!
Abb.: abda.de
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