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Altersarmut
Diakonisches Werk Württemberg
Martin Staiger
1
Demographischer Wandel
Demographische Herausforderung
Zeitbombe Demographie
2
Quelle: Statistisches Bundesamt
3
Quelle: Statistisches Bundesamt, für 2060 auf Basis der 12.
koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung (2009)
4
Altersquotient (Gruppe der ab 65 – Jährigen im
Verhältnis zur Gruppe der 20 –bis unter 65 – Jährigen)
70
65
60
55
50
45
40
35
30
Altersquotient
(Gruppe der ab
65jährigen im
Verhältnis zur
Gruppe der 20- bis
unter 65jährigen)
25
20
15
10
5
0
1950
´60
´70
´80
´90
2000
´10
´20
´30
´40
´50
´60
Quellen: Deutsche Rentenversicherung Bund; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Grafik: Martin Staiger, Diakonisches Werk Württemberg
5
Stuttgarter Zeitung, 21.11.2011, S.1
6
Altersaufbau der in Deutschland lebenden Bevölkerung
1950 – 2010 (in Fünf – Jahres – Schritten)
15,1
Mio
unter 20jährige
49,8
Mio
20- bis unter
65jährige
21,1
Mio
41,5
Mio
16,8
Mio
6,7
Mio
1950
´60
´70
´80
Quelle: Statistisches Bundesamt
´90
2000
ab 65jährige
´10
7
Altersaufbau der in Deutschland lebenden Bevölkerung
1950 – 2030 (in Fünf – Jahres – Schritten)
15,1
Mio
12,9
Mio
unter 20jährige
21,1
Mio
42,1
Mio
49,8
Mio
41,5
Mio
6,7
Mio
1950
22,3
Mio
16,8
Mio
´60
´70
´80
´90
Quelle: Statistisches Bundesamt
2000
´10
´20
20- bis unter
65jährige
ab 65jährige
´30
8
Altersaufbau der in Deutschland lebenden Bevölkerung
1950 – 2030 / Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
Reales BIP 1990
bis 2010 : + 33%
unter 20jährige
15,1
Mio
12,9
Mio
49,8
Mio
42,1
Mio
16,8
Mio
22,3
Mio
21,1
Mio
20- bis unter
65jährige
ab 65jährige
41,5
Mio
6,7
Mio
1950
´60
´70
´80
´90
Quelle: Statistisches Bundesamt
2000
´10
´20
´30
Entwicklung
des realen BIP
(Basis 1990)
9
Altersaufbau der in Deutschland lebenden Bevölkerung
1950 – 2030 / Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
Reales BIP 1990
bis 2010 : + 33%
unter 20jährige
20- bis unter 65jährige
15,1
Mio
12,9
Mio
21,1
Mio
49,8
Mio
42,1
Mio
16,8
Mio
22,3
Mio
41,5
Mio
6,7
Mio
1950
´60
´70
´80
´90
Quelle: Statistisches Bundesamt
2000
´10
´20
ab 65jährige
Entwicklung des BIPAnteils der gesetzl.
Rentenvers. (1990 alte
Bundesl.)
Entwicklung des realen
BIP (Basis 1990)
´30
10
0
16,8
Mio
Altersaufbau der in Deutschland lebenden Bevölkerung
1950 – 2030 / Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
2000
Quelle: Statistisches Bundesamt
´10
11
12
Die
Riesterrente
14
Entgeltumwandlung
1.000 €
900 €
800 €
700 €
600 €
500 €
400 €
300 €
200 €
100 €
0€
490,00
Zahlbetrag an die gesetzl.
Rentenversicherung
450,80
Zahlbetrag an die gesetzl.
Krankenversicherung
Zahlbetrag an die gesetzl.
Pflegeversicherung
Zahlbetrag an die gesetzl.
Arbeitslosenversicherung
Bruttolohn 2.500 €
2.500 €; davon 200 € für
Entgeltumwandlung
Ein Arbeitnehmer kann bis zu 4 Prozent seiner Entgeltansprüche (jedoch nicht mehr als
max. 2.640 €/ Jahr) steuer- und sozialabgabenfrei für seine betriebliche
Altersversorgung verwenden (§1a, Abs.1, Satz 1 Betriebsrentengesetz; vgl. §14 SGB IV).
15
Eine Senkung der Rentenversicherungsbeiträge ist möglich!
durch mehr private Vorsorge
= höhere Renditen als bei der gesetzlichen
Rente
= höherer Lebensstandard im Alter
= alle sind glücklich
16
Einige Rentenreformen der letzten Jahre I
- Förderung privater Altersvorsorge („Riester“Rente / Entgeltumwandlung)
- Einfügung zweier „Dämpfungsfaktoren“ in die
Rentenformel (Riester-Faktor /
Nachhaltigkeitsfaktor)
- Einführung der vollen Beitragspflicht für die
gesetzliche Pflegeversicherung
- Abschaffung der paritätischen Finanzierung der
gesetzl. Krankenversicherung (0,9% zusätzlicher
vom Rentner alleine zu tragender Beitrag)
17
Nettostandardrente (alte Bundesländer) und Teuerungsrate
150
Nettostandardrente
alte Bundesländer
zum 1.7. eines
Jahres (1990 = 100)
140
130
120
Teuerungsrate
(1990 = 100; für
1991 Wert für alte
Bundesländer)
110
100
1990 ´92 ´94 ´96 ´98 2000 ´02 ´04 ´06 ´08 ´10
Quellen: Deutsche Rentenversicherung Bund; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Grafik: Martin Staiger, Diakonisches Werk Württemberg
18
Definition „Standardrente“:
Altersrente nach 45
durchschnittlich bezahlten
Versicherungsjahren bis zum
Renteneintrittsalter
(Durchschnittseinkommen 2011:
2.522,-- € / Monat)
19
Einige Rentenreformen der letzten Jahre II
- Rentenkürzung von 0,3 Prozent pro
Monat bei vorzeitigem Rentenbezug
- Rente mit 67 (wird seit 2012 schrittweise
eingeführt)
- Abschaffung der Berufsunfähigkeitsrente,
Kürzung der Erwerbsminderungsrenten (2000)
- Kürzung / Abschaffung der
Rentenversicherungsbeiträge für
Langzeitarbeitslose in vier Schritten
20
Grafik: Paul M. Schröder, Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und
Jugendberufshilfe e.V.
Einige Rentenreformen der letzten Jahre
III
Kürzung / Abschaffung der rentensteigernden
Wirkung nicht betrieblicher Ausbildungszeiten
in drei Schritten
- Erhöhung der Rentenanwartschaften für
Kindererziehungszeiten auf drei Jahre pro Kind
- Kürzung der Höherbewertung der ersten
Berufsjahre, der Wehr- und Zivildienstzeiten
und des Zugangsfaktors für „große“ Witwenund Witwerrenten
-
22
Durchschnittliche Altersrenten für Neurentner/innen
(Rentenzugang im jeweiligen Jahr)
1.200 €
Nettostandardrente alte
Bundesländer
1.000 €
800 €
Nettostandardrente neue
Bundesländer
600 €
Durchschnittliche
Nettoaltersrente Männer
Rentenzugang
400 €
200 €
Durchschnittliche
Nettoaltersrente Frauen
Rentenzugang
0€
1995 ´97
´99
´01
´03
´05
´07
´09
Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund
Grafik: Martin Staiger, Diakonisches Werk Württemberg
24
Einige Reformen der Sozialhilfe / des
SGB XII
- mehrmalige Abkopplung der
Sozialhilferegelsätze von der Preissteigerung
- 1993: Einschränkung des Mehrbedarfes (20
Prozent vom Regelsatz) für Ältere von bis
dahin über 60jährige auf über 65jährige
- 1997: starke Einschränkung des Mehrbedarfes
für über 65jährige auf gehbehinderte Menschen
mit Schwerbehindertenausweis Merkzeichen G
- 2005: Einführung des SGB XII
- seit 2005: dauerhafte Abkopplung der
Regelsätze von der Preissteigerung
25
Betrag zum Lebensunterhalt für über 65 – Jährige nach BSHG (bis
2004) bzw. SGB XII (seit 2005) /Verbraucherpreisindex
500
Gesamtbetrag zum
Lebensunterhalt für über
65jährige in Euro nach
BSHG bzw. SGB XII
(1991- 2004 incl. 16%
vom Regelsatz für
einmalige Beihilfen; ohne
Kosten der Unterkunft
450
400
350
300
250
Entwicklung der
Preissteigerung (Basis
1991)
200
150
100
50
0
1991
´94
´97
2000
´03
´06
´09
´12
Grafik: Martin Staiger, Diakonisches Werk Württemberg
26
Einnahmeproblem I: Sinkende Lohnquote
1400
1320
1200
1231
1000
955
1013 1024
Arbeitnehmerentgelt in
Milliarden €
1187
1132 1142 1138
1071
800
690
600
400
576
362
411
442
436
445
575
644
467
Unternehmens und Vermögenseinkommen in
Milliarden €
200
0
1992 ´94
´96
´98 2000 ´02
´04
´06
´08
´10
Quelle: Statistisches Bundesamt, 01.09.2011, eigene Berechnungen
Grafik: Martin Staiger, Diakonisches Werk Württemberg
27
Einnahmeproblem II: Ermäßigung der
Sozialversicherungsbeiträge bei Mini – und Midijobs
700 €
Zahlbetrag an die gesetzl.
Rentenversicherung
600 €
500 €
313,60
274,26
400 €
240,00
300 €
Zahlbetrag an die gesetzl.
Krankenversicherung
Zahlbetrag an die gesetzl.
Pflegeversicherung
200 €
100 €
0€
Bruttolohn
1.600 €
3 Midijobs a
533,33 €
4 Minjobs a
400 €
Zahlbetrag an die gesetzl.
Arbeitslosenversicherung
28
Einnahmeproblem II: Ermäßigung der
Sozialversicherungsbeiträge bei Mini – und Midijobs
rund 7,38 Millionen Minijobs (Ende 2010)
Fehlbetrag in der gesetzl. Rentenversicherung: rund 1,38 Mrd. € / Jahr
rund 1,32 Millionen Midijobs
Fehlbetrag in der gesetzl. Rentenversicherung: rund 122 Mio. € / Jahr
___________________________________________________________
Fehlbetrag insgesamt:
rund 1,5 Mrd. € / Jahr
Annahmen: Durchschnittslohn Minijobs: 300 € / Monat; Durchschnittslohn Midijobs: 600
€ / Monat; Mischfälle (556.000) waren ein halbes Jahr im Midijobbereich beschäftigt.
29
Einnahmeproblem III: Entgeltumwandlung
1.000 €
900 €
800 €
700 €
600 €
500 €
400 €
300 €
200 €
100 €
0€
490,00
Zahlbetrag an die gesetzl.
Rentenversicherung
450,80
Zahlbetrag an die gesetzl.
Krankenversicherung
Zahlbetrag an die gesetzl.
Pflegeversicherung
Zahlbetrag an die gesetzl.
Arbeitslosenversicherung
Bruttolohn 2.500 €
2.500 €; davon 200 € für
Entgeltumwandlung
Ein Arbeitnehmer kann bis zu 4 Prozent seiner Entgeltansprüche (jedoch nicht mehr als
max. 2.640 €/ Jahr) steuer- und sozialabgabenfrei für seine betriebliche
Altersversorgung verwenden (§1a, Abs.1, Satz 1 Betriebsrentengesetz; vgl. §14 SGB IV).
30
Einnahmeproblem III: Entgeltumwandlung
Einnahmeausfall der Sozialversicherung
insgesamt (2007): ca. 3,3 Milliarden €.
Minus bei der gesetzlichen Rentenversicherung:
rund 1,7 Milliarden €
Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen
Entwicklung, Jahresgutachten 2007 / 08
31
Einnahmeproblem IV: Schrittweise Reduzierung /
Abschaffung der Rentenversicherungsbeiträge
für Langzeitarbeitslose
Minus in der gesetzlichen Rentenversicherung
im Jahr 2011 im Verhältnis zu 2005:
ca. 4,2 Milliarden € pro Jahr.
Quelle: Schreiben des parlamentarischen Staatssekretärs Gerd
Andres an MdB Katja Kipping vom 08.05.2006, S.5
32
Einnahmeproblem V: Nicht rentenversicherungspflichtige Einnahmen
z.B.:
- „Anstellung“ auf Honorarbasis
- Werkverträge
- Umwandlung von Arbeitsstellen in Praktika
- Sozialversicherungsfreie Auszahlung von
Lohnbestandteilen (z.B. Benzingutscheine)
Minus bei der gesetzlichen Rentenversicherung:
nicht bezifferbar, vermutlich jedoch erheblich
33
Notwendige Reformschritte I
Reformschritt
Jährliches Einnahmeplus
in der gesetzlichen
Rentenversicherung
Mindestlohn von 8,50 € pro Stunde
+ ca. 2,8 Mrd. €1
Volle Sozialversicherungsbeiträge für
Mini– / Midijobs
+ ca. 1,5 Mrd. €
Rentenversicherungsbeiträge auf
Beiträge zur Entgeltumwandlung
+ ca. 1,7 Mrd. €
Wiedereinführung der RV- Beiträge für
Langzeitarbeitslose
+ ca. 4,2 Mrd. €
(bei Rechtslage wie 2005)
Stärkung der Sozialversicherung:
+?
___________________________________________________________
Einnahmeplus (mindestens):
+ ca. 10,2 Mrd. €
Anmerkung 1: vgl. Prognos: Fiskalische Effekte eines gesetzlichen
Mindestlohns, Basel 2011, S. 18
34
Notwendige Reformschritte II
Reformschritt
Effekte
Abschaffung der
„Dämpfungsfaktoren“
Abnahme der Altersarmut,
Stärkung der
Binnennachfrage, Entlastung
von Bund, Ländern,
Kommunen / Landkreisen
Erhöhung der Rente für Zeiten
der Kindererziehung (mit dem
Schwerpunkt auf kinderreiche
Familien)
Höhere Renten für Eltern,
Stärkung der
Binnennachfrage, Entlastung
von Bund, Ländern,
Kommunen / Landkreisen
Erhöhung des Steueranteils an
der Finanzierung der Rente
(zurzeit rund 80 Mrd. € pro Jahr)
Steuererhöhungen /
effizientere Verfolgung von
Steuerhinterziehung
35
„Produktivität schlägt Alterung“.
Demografie-Experte Bosbach
sieht Bevölkerungsentwicklung
gelassen.“
Quelle: www.ihre-vorsorge.de, 14.01.2011
36
Altersaufbau der in Deutschland lebenden Bevölkerung
1950 – 2030 / Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
unter 20 - Jährige
Reales BIP 1990
bis 2010 : + 33%
20 - unter 65 Jährige
15,1
Mio
21,1
Mio
ab 65 - Jährige
41,5
Mio
6,7
Mio
1950
12,9
Mio
´60
´70
´80
´90
2000
49,8
Mio
42,1
Mio
16,8
Mio
22,3
Mio
´10
´20
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
´30
Entwicklung des realen
BIP (Basis 1990), ab 2012
Prognose (Annahme: 1
Prozent Wachstum pro
Jahr)
37
Notwendige Reformschritte III
Reformschritt
Effekte
Deutliche Erhöhung der
Regelsätze der
Grundsicherung im Alter und
bei Erwerbsminderung nach
SGB XII
Abmilderung der Altersarmut,
Stärkung der Binnennachfrage,
Mehrbelastung des Bundes (bis
Ende 2013 auch der Kommunen/
Landkreise)
Deutliche Erhöhung der
Vermögensfreibeträge der
Grundsicherung im Alter und
bei Erwerbsminderung nach
SGB XII
Erweiterung des Kreises der
Empfänger/innen von
Leistungen nach SGB XII,
Mehrbelastung des Bundes (bis
Ende 2013 auch der Kommunen/
Landkreise)
Entwicklung eines
Gesamtkonzeptes für die
sozialrechtliche Aufstockung
von Alterseinkünften
Erleichterung des Zugangs zu
aufstockenden Sozialleistungen;
Neuverteilung von Sozialkosten
zwischen Bund und Ländern
38
Rente plus Grundsicherung / Wohngeld 2012
Summe: 814 €
900 €
800 €
700 €
600 €
500 €
400 €
300 €
200 €
100 €
0€
794 €
794 €
Grundsicherung nach
SGB XII
54 €
194 €
760 €
Bruttorente
845,85 €
794 €
Wohngeld
0€
Bruttorente 0
€
Nettorente
600 €
Bruttorente
677,78 €
Alleinstehende Altersrentnerin, Kaltmiete 330 €, kalte Nebenkosten 50 €,
Kosten für Heizung und Warmwasser 40 €, Wohnort Stuttgart (Mietenstufe VI
der Wohngeldtabelle)
Grafik Martin Staiger
39
Rente plus Grundsicherung (Reformvorschlag)
Summe:
1.032 €
999 €
863 €
1.200 €
1.000 €
800 €
272 €
Grundsicherung neu
399 €
600 €
400 €
760 €
200 €
863 €
600 €
Nettorente
0€
Bruttorente
845,85 €
0€
Bruttorente Bruttorente 0
€
677,78 €
Alleinstehende Altersrentnerin, Kaltmiete 330 €, kalte Nebenkosten 50 €,
Kosten für Heizung und Warmwasser 40 €, Wohnort Stuttgart (Mietenstufe VI
der Wohngeldtabelle)
Grafik Martin Staiger
40
Was macht eine
solidarische und
gerechte Gesellschaft
aus?
41