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Beziehungsabhängigkeit und Schulden
Vortrag zur 15. Bayerischen Jahrestagung Schuldnerberatung der LAG der
öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege in Bayern in Augsburg
am 04. November 2014
- Prof. Dr. Susanne Schlabs -
Gliederung
 Kurzvorstellung meiner Person
 Beispiele aus der Praxis
 Zahlen und Fakten
 Formen der Abhängigkeiten in Beziehungen
 Handlungsmöglichkeiten
 Resümee
Ziel: Aufklärung über die Thematik und Aufzeigen
von Handlungsmöglichkeiten
Beispiele aus der Praxis
Beispiel 1:
 Ein Mann, Mitte 40, erwerbstätig, seit kurzem
geschieden, die 2 Kinder leben bei der
geschiedenen Frau.
 Er ist vollkommen überfordert mit der Bewältigung
des Alltags und die finanziellen Angelegenheiten
(bisher Sache seiner Ehefrau) überblickt er
überhaupt nicht. Er weiß weder, ob er wirklich
Schulden hat und wenn ja, in welcher Höhe.
Beispiele aus der Praxis
Beispiel 2:
 Eine Frau, Mitte 40, erwerbslos, in Trennung
lebend, die 3 Kinder leben bei ihr,
Unterhaltszahlungen erhält sie nicht.
 Sie kommt nach einem Frauenhausaufenthalt in
die Beratungsstelle.
 Sie wirkt recht abgeklärt und unaufgeregt, obwohl
ihre soziale wie auch finanzielle Situation völlig im
Unklaren liegt.
Zahlen und Fakten
 Zurzeit leben 80,8 Mio. Menschen in Deutschland, es gibt 39,9
Mio. Haushalte
 2013 gab es 373.600 Eheschließungen und 169.833 Scheidungen
 2010 gab es 18% alleinerziehende Elternteile, i.d.R. Mütter
(Kinder unter 18 J.)
 Frauen mit Kindern unter 18 J. sind zu 44% in Teilzeit und nur
21% in Vollzeit, ca. 25% gehen keiner Erwerbstätigkeit nach
 Männer mit Kindern unter 18 J. dahingegen sind nur zu 5% in
Teilzeit, der überwiegende „Rest“ arbeitet Vollzeit
 Hoher Bildungsabschluss  egalitäres Familienmodell
 Niedriger Bildungsabschluss  traditionelles Familienmodell
Zahlen und Fakten
 Durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst eines
vollzeitbeschäftigten Mannes beträgt aktuell 3.449 Euro vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen knapp 18%
weniger
 Die offizielle Lohndifferenz liegt bei 22%, Tendenz
steigend mit Alter und Qualifikation; Equal Pay Day am
21. März 2014
 2013 lag das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen
der Ratsuchenden von Schuldnerberatungsstellen bei
1.154 Euro
 75% der Ratsuchenden gelten als einkommensarm
Zahlen und Fakten
 2013 rund 3,3 Mio. von Überschuldung betroffene
Haushalte
 Hauptgründe: Arbeitslosigkeit (28,9 Prozent), Scheidung
oder Trennung (10,4 Prozent), gescheiterte
Selbstständigkeit (10,0 Prozent), "falsches"
Konsumverhalten (7,6 Prozent) und Krankheit (8,0
Prozent)
 "Einkommensarmut" (6,8 Prozent) hat sich als weiterer
Überschuldungsauslöser herauskristallisiert (prekäre
Arbeitsverhältnisse, Langzeitarbeitslosigkeit, ALG-IIAufstocker)
Zahlen und Fakten
 Besonders alleinerziehende Eltern (zu 90% Mütter) und
Familien mit mehr als 2 Kindern sind betroffen
(mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie)
 Von den 608.000 alleinerziehenden ALG-II-Empfängern
waren 94% Frauen
 Schuldensituationen werden von 57% der Ratsuchenden
einer SB ohne Partner/Partnerin gemeistert
Zahlen und Fakten
 Fast die Hälfte aller Frauen und Kinder erhalten mangels
Zahlungsfähigkeit oder -willigkeit unzureichende
Unterhaltszahlungen
 Alleinlebende Männer haben im Durchschnitt 8000 Euro
Unterhaltsschulden, Männer in (neuen) Partnerschaften
sogar durchschnittlich 9000 Euro
 das Pro-Kopf-Einkommen der Frauen sinkt um ca. 44%,
bei Haushalten mit Kindern um 37%
 Das Pro-Kopf-Einkommen der Männer verringert sich nur
um 7%
Formen der Abhängigkeiten in
Beziehungen
Physisch
Strukturell
Sozial (psychisch)
Emotional (psychisch)
Ökonomisch
Schicksalhaft/ ereignisgeprägt
Formen der Abhängigkeiten in
Beziehungen
Abhängigkeitsform
Bedingungsfaktoren
physisch
bei Pflegebedürftigkeit, körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung
oder Beeinträchtigung, Krankheit
strukturell
Geschlechterhierarchie
in
der
Gesellschaft
ist
existent,
geschlechtsspezifische
Sozialisation,
traditionelle
Rollenund
Aufgabenverteilung, Akzeptanz bzw. Erwartung männlicher Dominanz
(Vertretung nach Außen) und daraus resultierend soziale Kontrolle und
Abhängigkeit (bis hin zur sozialen Isolation)
sozial (psychisch)
es fokussiert sich alles nur auf den Partner/ die Partnerin als Person des
sozialen Austauschs/der sozialen Bestätigung und Anerkennung, kein
eigener Freundeskreis oder nur Freunde des Partners/der Partnerin sind
vorhanden, erlernte Hilflosigkeit
emotional (psychisch)
extreme Verbundenheit, Partner/Partnerin als einzige Bezugsperson,
Bindung aufgrund der Kinder (Macht der Mütter), Liebesentzug
(Deprivation), sexuelle Hörigkeit
ökonomisch
finanzielle Ungleichheit, ungleiche Ressourcen, mangelnder Status,
mangelnde Teilhabe
schicksalhaft/
ereignisgeprägt
prekäre
Lebenslagen
(Arbeitslosigkeit,
Armut),
Überschuldung
(Bürgschaften, Verträge), Schwangerschaft (moralische Verpflichtung),
persönliche Krisen, Tod eines nahen Angehörigen, unheilbare Krankheiten
Handlungsmöglichkeiten
 In der Öffentlichkeit ist eine Nivellierung der
Geschlechterunterschiede zu beobachten – flexibilisierte
Arbeitsgesellschaft ohne starre oder rigide
Geschlechterrollen
 Verdeckt wirken die traditionellen Muster weiter  in
therapeutischen und beratenden sozialen Diensten deutlich
wahrnehmbar
 Menschen in prekären Lebenslagen greifen auf das zurück,
was ihnen noch Orientierung gibt  tradierte Rolle gibt
Orientierungs- und Verhaltenssicherheit
Handlungsmöglichkeiten
 Soziale Milieus der Mittelschicht sind in ihrem
Alltagshandeln eher gleichberechtigt orientiert  aber in
Konflikt- und Krisensituationen können tradierte Muster
völlig unvorhergesehen aufbrechen
 Männer sind in ihrem Verhalten externalisiert  Projektion
der Hilflosigkeit auf Schwächere, nach außen gerichtete
Gewalt
 Frauen haben nach innen gerichteten Bewältigungsmodus
 Selbstgefährdung oder Autoaggression,
Schuldübernahme
Handlungsmöglichkeiten
Für die Soziale Arbeit bedeutet das:
1. Zu verstehen und zu akzeptieren, dass traditionelle
Geschlechterorientierung eine eigene
Bewältigungsqualität und Plausibilität für die Betroffenen
haben kann
2. Funktionale Äquivalente zu schaffen, die es den
Betroffenen ermöglichen, sich wohl zu fühlen und sozial
zu orientieren, ohne auf sozial- und selbstdestruktive
Formen männlichen Dominanz- und weiblichen
Rückzugsverhaltens zurückzugreifen
Resümee
 Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit erforderlich, die
bestehende gesellschaftliche Ungleichheiten aufgreift
 Gendersensible Beratungstätigkeit und Hilfekonzepte
 Reflexion der eigenen Sozialisation und des erlernten
Rollenverhaltens
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!!!