(auch) vom Staat statt (nur) von der Bank?

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Transcript (auch) vom Staat statt (nur) von der Bank?

Wachstumsneutrale Geldschöpfung?
Geld (auch) vom Staat statt (nur) von der Bank?
© Prof. Dr. Johann Walter
2012
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Gliederung
1.
Wie kann Geld entstehen und wie entsteht es?
2.
Erster Reformvorschlag: staatliches „Infrastrukturgeld“
3.
Zweiter Reformvorschlag: staatliches „Sozialgeld“
4.
Zur Wachstumsneutralität der Geldschöpfung
1. Wie kann Geld entstehen?
Wie?
• (temporär) per Kredit: erhöht Schulden und Wachstumsdruck
• per Kaufvorgang: kein direkter Schuldeneffekt und Wachstumsdruck
Wofür?
• für produktive Zwecke: bewirkt Produktionszunahme
• für Konsumzwecke: kein direkter Produktionseffekt, Inflationsgefahr
• für Finanz- bzw. Vermögensanlagen: Gefahr von „Assetpreisinflation“
Von wem? (wer bekommt den Geldschöpfungsgewinn?)
• Banken
• Nicht-Banken, z.B. Staat (vgl. etwa die US-Verfassung)
Einlösbarkeit (beim Emittenten): vorgesehen?
Wie entsteht Geld?
Überwiegend als Kreditgeld - durch Banken “aus dem Nichts“, wenn sie
Kredite gewähren und dabei Gewinn erzielen. Probleme:
1.
in gleichem Maß entstehen Schulden
2.
Zinsbedingter (Schulden-)Wachstumsdruck (sonst Tilgungsprobleme)
3.
Bei unproduktiver Verwendung droht Inflation
4.
Kreditgeldschöpfung ist instabil & polarisierend
5.
Staat muss Steuern erheben oder Schulden machen, um Aufgaben
erfüllen zu können (=>Schuldenbremse realistisch?)
 Reformbedarf bei (Kredit-)Geldschöpfungsordnung, dazu 2 Ideen.
© Prof. Dr. Johann Walter
2012
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2. Reformvorschlag: staatliches „Infrastrukturgeld“
Staat kann – begrenzt – gesetzliches Zahlungsmittel
(zins- & schuldenfrei) schöpfen, indem er Infrastrukturgüter kauft.
 via Geldschöpfung kann der Staat Infrastruktur (z.B. Bildung/U3, Verkehrsnetze, Energiewende) ohne (zusätzl.) Schulden, Steuern oder Gebühren
(z.B. ohne PKW-Maut) schaffen/sichern - und so Marktversagen heilen
 “Erosion“ von Infrastruktur und Staatsfinanzen wird gestoppt
 zinsbedingte Polarisierung & Wachstumsdruck sinkt
Staatsversagen bei der Geldschöpfung per Ordnungsrahmen vermeidbar:
1. klare Obergrenzen für (stabile) staatliche Geldschöpfung
2. Geldschöpfung nur (inflationsfrei) für „produktive“ Infrastruktur erlaubt
3. effektive Kontrolle, z.B. durch ESZB
Konkreter Vorschlag zur Geldordnung/Geldverfassung in D
Bund sowie - anteilig nach Bevölkerung - Länder & Kommunen dürfen p.a.
insgesamt 40 Mrd. € schöpfen, aber nur für definierte Infrastruktur.
Davon sollen entfallen: 24% auf den Bund, 19% auf die Länder (davon z.B.
1,7 Mrd. auf NRW) & auf die Kommunen 56% (auf Köln z.B. 270 Mio.)
ESZB kontrolliert Einhaltung der Regeln und ahndet Überschreitung der
Obergrenzen & Fehlverwendung mit Kürzung der Geldschöpfungsquoten
 finanzielle Entlastung für den Staat (≈1,5% BIP + Zinsersparnisse)
 Bessere Infrastruktur
Für staatliches „Infrastrukturgeld“ wird keine Einlösung vorgesehen
(sonst sänke entsprechend der staatliche Geldschöpfungsgewinn)
Reformvorschlag prinzipiell auch auf europäische Ebene übertragbar!
Voraussetzung: stabile Verfassung, funktionierende Gewaltenteilung
3. Reformvorschlag: staatliches „Sozialgeld“
Staat kann – begrenzt – gesetzliches Zahlungsmittel
(zins- & schuldenfrei) schöpfen, indem er Sozialtransfers leistet.
 via Geldschöpfung kann der Staat z.B. die sozialen Sicherungssysteme
stabilisieren - und so Marktversagen heilen.
 Erosion der Staatsfinanzen im demographischen Wandel wird gestoppt
 zinsbedingte Polarisierung & Wachstumsdruck sinkt
Staatsversagen bei der Geldschöfpung per Ordnungsrahmen vermeidbar:
1. klare Obergrenzen für (stabile) staatliche Geldschöpfung
2. nur Geldschöpfung für definierte Sozialtransfers erlaubt
3. effektive Kontrolle, z.B. durch ESZB
Problem: möglicher Geldüberhang kann die Verbraucherpreise treiben.
Idee: kontrollierte Obergrenze, Kontrolle der Bankengeldschöpfung (s.u.)
Konkreter Vorschlag zur Geldordnung/Geldverfassung in D
Bund darf p.a.  40 Mrd. € schöpfen, aber nur zur Bezuschussung der GRV
(die er derzeit mit ca. 80 Mrd. € p.a. unterstützt)
ESZB kontrolliert Einhaltung dieser Regel und ahndet Überschreitung der
Obergrenze & Fehlverwendung mit Kürzung dieser Geldschöpfungsquote
 finanzielle Entlastung für den Staat (≈1,5% BIP + Zinsersparnisse)
 Milderung von Problemen des demographischen Übergangs
Für staatliches „Rentengeld“ wird keine Einlösung vorgesehen (s.o.)
Reformvorschlag prinzipiell auch auf europäische Ebene übertragbar!
Voraussetzung: stabile Verfassung, funktionierende Gewaltenteilung
4. Zur Wachtumsneutralität der Geldschöpfung
Geldschöpfung erhöht kaufkräftige Nachfrage, damit Wachstum bzw. Inflation.
Daher Wachstums- bzw. Inflationsgefahr, wenn Staatsgeldschöpfung
ergänzend zur Bankengeldschöpfung tritt. Wachstumsneutralität
erfordert Obergrenzen für Banken(kredit)geldschöpfung. Besser:
Staatsgeldschöpfung ersetzt Bankengeldschöpfung.
Ergänzende strukturlenkende Maßnahmen zur Geldverwendung
(damit Finanzsektor nicht schneller wächst als Realsektor):
• Finanztransaktionssteuer (FTS)
–
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holt Liquidität aus dem Finanzsektor via Staat in die Realwirtschaft zurück
dämpft überschießende Bankengeldschöpfung „in den Finanzsektor“
entlastet die öffentlichen Haushalte einnahmeseitig
Reduziert den Wachstumsdruck im zinsgesteuerten Finanzsektor
• (Stärkere) Besteuerung von Geldvermögen
© Prof. Dr. Johann Walter
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