307 I 1 BGB - Webseiten der Juristischen Fakultät

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Universität Augsburg
- Juristische Fakultät -
Vorlesung “Einführung in das Bank-,
Kapitalmarkt- und Kreditsicherungsrecht“
Wintersemester 2010 / 11
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. (London)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
1
Sicherungsvertrag 1
• Rechtsnatur des Sicherungsvertrags (-abrede):
 verkehrstypischer Vertrag, § 311 I BGB
 Grundgeschäft (causa) des abstrakten Sicherungsgeschäfts
 z.B. bei Sicherungsabtretung, Sicherungsübereignung, Pfandrecht,
Hypothek, Grundschuld, Sicherungsgrundschuld
 nicht bei einfachem Eigentumsvorbehalt
 Sicherungsvertrag kann
 fiduziarischer Natur (so nach h.L. bei Sicherungsübereignung,
Sicherungsabtretung, Sicherungsgrundschuld Sicherungstreuhand) oder
 nicht fiduziarischer Natur sein (so bei Pfandrecht, Hypothek,
und Nießbrauch sicherungshalber)
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Einführung 2010 / 11
2
Sicherungsvertrag 2
• Inhalt des Sicherungsvertrags
 Einigung
 wesentliche Vertragsbestandteile (essentialia negotii)
– Parteien
– Verpflichtung des Sicherungsgebers zur Einräumung des
Rechts bzw. bloße Rechtsgrundabrede
– teilweise Verpflichtung Sicherungsnehmer zur
Rückübertragung (schuldrechtlicher
Verschaffungsanspruch), unter „aufschiebender Bedingung,
§ 158 I BGB“ des endgültigen Wegfalls des Sicherungsfalls
» ausdrücklich oder konkludent
» es sei denn Sicherungsübertragung ist auflösend
bedingt (§ 158 II BGB)
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3
Sicherungsvertrag 3
– teilweise schuldrechtliche Zweckbindung bei nicht
akzessorischen Sicherungsrechten: Sicherung der zu
sichernden Forderung(en) (Bestimmbarkeit)
 zusätzliche Vertragsbestandteile (naturalia und accidentalia
negotii)
– Berechtigung Sicherungsgeber bei Sicherungsübereignung,
Sache weiter zu behalten und zu nutzen
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4
Sicherungsvertrag 4
– Verpflichtung Sicherungsgeber bei Sicherungsübereignung,
Sache für Sicherungseigentümer zu erhalten und ihm zur
Verwertung herauszugeben
– Verwertungsvereinbarungen
» Herausgabeanspruch des Sicherungsnehmers aus
Sicherungsvertrag bei Verwertungsreife = Fälligkeit der
gesicherten Forderung
» Verpflichtung zur Verwertung nur bei Verwertungsreife
= Fälligkeit der gesicherten Forderung
» Verpflichtung Sicherungsnehmer, Sicherungsgut
ordnungsgemäß zu verwerten
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5
Herausgabeanspruch, § 985 BGB 1
• Entstehung
 Anwendbarkeit (§§ 861, 862, 1007 BGB; Aussonderung, § 47 InsO)
 (bewegliche oder unbewegliche) Sache, § 90 BGB
 Eigentum des Anspruchstellers
 ursprünglich
 rechtsgeschäftlicher Eigentumserwerb
 (unmittelbarer oder mittelbarer) Besitz des Anspruchsgegners
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Herausgabeanspruch, § 985 BGB 2
 rechtshindernde Einwendungen: Besitzrecht, § 986 BGB
 Problem – Rechtsnatur
– Rspr., h.L.: trotz missverständlichen Wortlauts („kann
verweigern“) von Amts wegen zu berücksichtigende
Einwendung; arg.: §§ 1004 II und 1007 III BGB
– a.A.: Einrede; arg.: Wortlaut § 986 BGB
 eigenes Besitzrecht, § 986 I 1 Fall 1 BGB
 abgeleitetes Besitzrecht (Besitzrechtskette), § 986 I 1 Fall 2
– bei befugter Besitzüberlassung durch mittelbaren an
unmittelbaren Besitzer: Besitzrecht des mittelbaren Besitzers
 obligatorisches Besitzrecht gegenüber dem Voreigentümer,
§ 986 II
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Herausgabeanspruch, § 985 BGB 3
• Erlöschen: rechtsvernichtende Einwendungen
• Durchsetzbarkeit - rechtshemmende Einwendungen
 z.B. Verjährung
 bei beweglichen Sachen: Verjährung nach 30 Jahren, §§ 214 I,
197 I Nr. 1 BGB
 bei unbeweglichen Sachen: Ansprüche aus eingetragenen
Rechten unterliegen nicht der Verjährung, § 902 BGB
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8
Herausgabeanspruch, § 985 BGB 4
• Rechtsfolgen
 ggü. unmittelbarem Besitzer: Herausgabe des unmittelbaren Besitzes
an Eigentümer
 ggü. mittelbarem Besitzer:
 grds. Herausgabe des unmittelbaren Besitzes an Eigentümer
(Medicus BR Rn. 448)
wahlweise (Palandt/Bassenge § 985 Rn. 9)
 Abtretung des Herausgabeanspruchs an Eigentümer gegen den
unmittelbaren Besitzer, §§ 870, 398 S. 1 BGB
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Herausgabeanspruch, § 985 BGB 5
 ausnahmsweise bei unbefugter Besitzüberlassung durch
mittelbaren an unmittelbaren Besitzer
– Herausgabe an den mittelbaren Besitzer gemäß § 986 I 2
Fall 1 oder
– Herausgabe an Eigentümer gemäß § 986 I 2 Fall 2
» wenn mittelbarer Besitzer Besitz nicht übernehmen kann
oder will
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Herausgabeanspruch, § 985 BGB bei Sicherungsübereignung
1
• Entstehung
 Eigentum des Sicherungsnehmers
 Erwerb
– keine rechtshindernde Einwendungen gegenüber
Eigentumserwerb: Sittenwidrigkeit, § 138 I BGB
 kein Verlust
– rechtsvernichtende Einwendungen: Anfechtung, § 142 I BGB
 Besitz des Anspruchsgegners
 rechtshindernde Einwendungen: Besitzrecht, § 986 BGB
 eigenes Besitzrecht, § 986 I 1 Fall 1 BGB: Sicherungsvertrag
(oder anderes Besitzmittlungsverhältnis)
 Erlöschen Besitzrecht mit Verwertungsreife = Fälligkeit gesicherte
Forderung, § 1228 II 1 BGB analog (Palandt/Bassenge § 930
Rn. 29; H.-J. Weber, KrS, § 8 V 1)
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11
Herausgabeanspruch, § 985 BGB bei Sicherungsübereignung
2
 Exkurs: bei Verwertung Sicherungseigentum ohne
Verwertungsreife Schadensersatzanspruch Sicherungsgeber, §§ 280
I, 281 BGB (H.-J. Weber, KrS, § 8 V 1)
• rechtshemmende Einwendungen
 Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim
redditurus est“) bei Gegenanspruch (Pflicht zur alsbaldigen
Rückgewähr)
 Rückübertragungsanspruch bzgl. Sicherungseigentum,
ausdrücklich bzw. konkludent aus Sicherungsvertrag
 Anspruch steht unter der „aufschiebenden Bedingung, § 158 I
BGB“ des endgültigen Wegfalls des Sicherungsfalls (u.a. auch
bei endgültiger Undurchsetzbarkeit der zugrunde liegenden
Forderung)
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Erweiterte und verlängerte Sicherungsübereignung
erweiterte
Sicherungsübereignung
verlängerte
Sicherungsübereignung
gesicherte
Forderung
Sicherungsgegenstand
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Erweiterte Sicherungsübereignung
(bzgl. gesicherter Forderung)
K
Darlehen, § 488
§ 433 / § 488 (weitere gesicherte Forderung)
Sicherungsvertrag, § 311 I
§§ 929, 930 (ggfs. § 158 II)
Bank (z.B.)
(Anwartschaftsrecht, §§ 929, 930 analog)
§ 433
§ 929
V
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• Definition: eine erweiterte Sicherungsübereignung ist
eine, die sich auf mehrere gesicherte Forderungen
bezieht (Sicherungsvertrag!)
• beachte Anwartschaftsrecht des
Sicherungsübereignenden bei auflösend bedingter
Sicherungsübereignung, § 158 II BGB
• in Praxis in der Regel nicht der Fall
14
Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 1
• Definition: eine verlängerte Sicherungsübereignung ist eine, die
 sich auch auf Forderungen aus Veräußerung Sicherungsgut bezieht
und/oder
 Vorsorge hinsichtlich Verarbeitung Sicherungsgut trifft
• Bausteine einer verlängerten Sicherungsübereignung:
 Sicherungsübereignung des ursprünglichen Sicherungsgegenstands
 Sicherungseigentum kann erlöschen durch
– Weiterveräußerung Sicherungsgegenstand durch den
Sicherungsgeber (d.h. Verkauf und Übereignung), §§ 929 ff.
BGB
– Verarbeitung, § 950 I 1 BGB
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 2
 Schutz gegen Weiterveräußerung Sicherungsgegenstand
 Veräußerungsermächtigung, § 185 I BGB
– Sicherungsgegenstand darf vom Sicherungsgeber veräußert
werden
– Erwerber erwirbt Eigentum vom Nichteigentümer aber
Verfügungsbefugten
 Abtretung künftiger Forderungen aus Weiterveräußerung (z.B.
Kaufpreisanspruch, § 433 I Fall 1 BGB), § 398 S. 1 BGB
– beachte: mit Zahlung Erwerber an Sicherungsgeber erlischt
Schutz; keine Sicherheit am gezahlten Geld (nicht etwa
dingliche Surrogation)
– aber: § 816 II BGB (wirksame Leistungsannahme durch
einen NB; Sicherungsnehmer kann Geld vom
Sicherungsgeber nach § 816 II BGB herausverlangen)
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 3
 Einziehungsermächtigung des Sicherungsübereignenden
– Recht eines Dritten, Forderung im eigenen Namen
(obwohl keine Abtretung, § 398 BGB) gegen Schuldner
geltend zu machen
– Rechtsgrundlage: § 185 I BGB analog
» außerdem wird teilweise § 362 II BGB analog
herangezogen (regelt sogenannte
„Empfangsermächtigung“; Schuldner kann auch an
Nichtgläubiger leisten, wenn dieser ermächtigt wurde)
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 4
– Abtretender und Abtretungsempfänger können
Forderung wie Gläubiger geltend machen (anders als bei
Abtretung „Verdoppelung Gläubigerstellung“!)
– Schuldner geschützt durch § 407 I BGB
» solange er von Abtretung nichts weiß, kann er nach
§ 362 I BGB dennoch Erfüllung gegenüber Altgläubiger
herbeiführen
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 5
 Schutz gegen Verarbeitung
 Einverständnis mit Verarbeitung und Verarbeitungsklausel, § 950 I
1 BGB („Hersteller“)
– Bank erwirbt Eigentum an der verarbeiteten beweglichen
Sache vom Lieferanten
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 6
– Problem: Abbedingbarkeit des § 950 I 1 durch
Verarbeitungsklausel
» Grundsatz: Rechtsfolge des § 950 I 1 (+)
» MM.: § 950 BGB ist zugunsten Bank/Lieferanten
abdingbar; dispositiver Charakter des § 950
arg.: beschränkter Wertungsgehalt § 950 BGB, der nur
Interessenkonflikt zwischen Stoffeigentümer und
Verarbeiter lösen will; kein Interessenkonflikt zw.
Lieferant und Unternehmer bei Parteiabrede; § 950 I 1
BGB unanwendbar
Gegenargument: systematische Stellung § 950 BGB im
Rahmen der zwingenden Vorschriften §§ 946 ff. BGB
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 7
» h.L.: absolut zwingender Charakter des § 950 BGB;
Verarbeitungsklausel wird als antizipierte
Sicherungsübereignung nach §§ 929 S. 1, 930 BGB vom
Hersteller an Bank/Lieferanten ausgelegt
ggfs. Übereignung durch Darlehenszahlung auflösend
bedingt (allerdings in Praxis seltene Lösung)
arg.: keine Fremdwirkung der Verarbeitung möglich
Gegenargument: Durchgangserwerb des Herstellers
(tatsächlich Verarbeitenden); somit u.a. Insolvenzrisiko;
außerdem in Verträgen so nicht geregelt und Auslegung
damit schwer zu begründen
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 8
» Rspr.: beschränkt dispositiver Charakter des § 950 BGB;
§ 950 BGB ist zwar nicht abdingbar, aber Bank/Lieferant
ist „Hersteller“ i.S. vom § 950 BGB
arg.: Rechtsfolge originären Eigentumserwerbs ist
zwingend; vertragliche Bestimmung des Herstellers ist
aber möglich
kein Durchgangserwerb des Verarbeitenden; somit kein
Insolvenzrisiko hinsichtlich des Verarbeitenden wie
bei Lösung nach h.L.; allerdings inkonsequente
Auffassung (zwingendes Recht ./.
Herstellervereinbarung)
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Verlängerte Sicherungsübereignung
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 10
1.
V
§ 433
2.
§ 929
K
3.
Darlehen, § 488 I
Sicherungsvertrag Übereignung, § 311 I
§§ 929, 930 (§ 158 II)
(Anwartschaftsrecht, §§ 929, 930 analog)
Veräußerungsermächtigung, § 185 I
Sicherungsvertrag Sicherungsabtretung, § 311 I
Voraus-(sicherungs-)abtretung, § 398
Einziehungsermächtigung, §§ 185 I, 362 II analog
Verarbeitungsklausel (§ 950 I 1)
Bank (z.B.)
§ 929 (ggfs.
§§ 158 I, 449 I)
Kaufvertrag,
§ 433 (ggfs.
§ 449 I, II)
X
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 1
anfängliche
Übersicherung,
§ 138 I BGB/
§ 307 I 1 BGB
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Knebelung,
§ 138 I BGB/
§ 307 I 1
BGB
Gläubigergefährdung,
§ 138 I BGB/
§ 307 I 1 BGB
24
Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 2
• Übersicherung = Missverhältnis zwischen realisierbaren Wert des
Sicherungsgegenstands und der gesicherten Forderung
• vor allem bei nicht (entstehungs- bzw. umfangs-)akzessorischen
dinglichen Sicherheiten
 Sicherungsübereignung, Sicherungsabtretung (beachte auch verlängerter
Eigentumsvorbehalt), sonstige Sicherungsübertragung
 Sicherungsgrundschuld
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 3
Übersicherung
anfängliche
Übersicherung
Nichtigkeit, § 138 I BGB
(Individualvertrag)/
§ 307 I 1 BGB (AGB)
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nachträgliche
Übersicherung
Freigabeanspruch, Sicherungsvertrag/gewohnheitsrechtlicher
(„gesetzlicher“) Freigabeanspruch
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 4
• anfängliche Übersicherung: Sicherungsgeschäft ist bei AGB unwirksam,
§ 307 I 1 BGB (vorrangig bei AGB!) bzw. bei Individualvertrag nichtig,
§ 138 I BGB
 unangemessene Benachteiligung (§ 307 I 1 BGB) / objektive
Sittenwidrigkeit (§ 138 I BGB)
 Übersicherung: wenn es zur Zeit seines Abschlusses nach Inhalt,
Zweck und Beweggrund mit den guten Sitten nicht vereinbar ist,
weil auffälliges Missverhältnis zwischen Wert Sicherheiten und
gesicherter Forderung besteht
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 5
 keine festen Deckungsgrenzen
 als Grenzbetrag wird mehr als 300% (d.h. x 3) des Betrages der
gesicherten Forderung bei Sicherungsabtretungen angenommen
 subjektive Sittenwidrigkeit (bei § 138 I BGB)
 h.M. (subjektive Theorie): Beteiligte kennen zumindest alle
sittenwidrigkeitsbegründenden Tatumstände oder haben sich
deren Kenntnis bewusst verschlossen oder entzogen
 M.M. (objektive Theorie): objektiver Sittenverstoß ausreichend,
es sei denn dass im konkreten Einzelfall die Sittenwidrigkeit gerade
(auch) auf der Verwirklichung eines subjektiven Tatbestandes
beruht, z.B. auf der mit einem Rechtsgeschäft verfolgten
sittenwidrigen Zielsetzung; bei SÜ nicht gegeben
 Rechtsfolgen:
 Nichtigkeit/Unwirksamkeit des schuldrechtlichen
Sicherungsvertrags
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 6
 Nichtigkeit/Unwirksamkeit der dinglichen
Sicherungsübereignung
– SiG bleibt Eigentümer Sicherungsgut
– SiN hat nicht § 771 I ZPO und im Insolvenzfall kein
Absonderungsrecht; Gläubiger des SiG können also in
Sicherungsgegenstand vollstrecken
• nachträgliche und nicht nur vorübergehende Übersicherung:
 Rechtsentwicklung
 BGHZ 109, 240; BGHZ 117, 374: Unwirksamkeit einer
Globalsicherheit nach § 9 I AGBG (jetzt § 307 I 1 BGB) bei
fehlendem Freigabeanspruch mit zahlenmäßig bestimmter
Deckungsgrenze
 BGHZ 137, 212 (Großer Senat für Zivilsachen): keine
Unwirksamkeit einer Globalsicherheit, sondern
ermessensunabhängiger Freigabeanspruch
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 7
 Rechtsgrundlage
 Regelung eines Freigabeanspruchs im Sicherungsvertrag oder
 Freigabeanspruch aufgrund ergänzender Vertragsauslegung,
§ 157 BGB (Entscheidung des Großen Senats für Zivilsachen);
Voraussetzungen für ergänzende Vertragsauslegung
– kein dispositives Recht vorhanden (+)
– Regelungslücke Vertrag (+)
– hypothetischer Parteiwille: Freigabeanspruch jedenfalls
aufgrund Treuhandnatur des Sicherungsvertrags
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 8
 Übersicherung
 durch Verminderung gesicherte Forderung oder Werterhöhung
Sicherungsgegenstand
– beachte: Zusammenrechnung mehrerer
Sicherungsgegenstände
 feste Deckungsgrenze: Grenze von 110% (d.h. x 1,1) des
Betrags des Sicherungsgegenstands
– Aufschlag von 10% berücksichtigt Verwertungskosten des
Insolvenzverwalters bei Veräußerung von Gegenständen mit
Absonderungsrecht (gemäß § 171 I 2 InsO: 4%
Feststellungskosten, gemäß § 171 II 1 InsO: 5%
Verwertungskosten)
– allerdings auf realisierbaren Wert bezogen, d.h.
realisierbarer, nicht abstrakter Marktpreis im Zeitpunkt der
Beurteilung des Freigabeanspruchs
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 9
 widerlegliche Vermutung, § 237 S. 1 BGB analog
– für materiellrechtliche Sicherheitsleistung nach § 237 S. 1
BGB Risikoabschlag von 1/3
– Waren: bei Sicherungsgeschäften Bewertungsabschlag von
50% auf Marktpreis Sicherungsgut im Ztpkt. Beurteilung
» abzuziehen sind EV oder Pfandrecht
– Forderungen: Bewertungsabschlag von 50% auf Nennwert
Forderung
– Vermutung widerlegt durch Nachweis realisierbaren Werts
– damit Freigabegrenze in der Regel bei 150% (d.h. x 1,5)
» BGH NJW 1998, 677: „Die Deckungsgrenze von 110%
wird sich also praktisch im allgemeinen nur auswirken,
wenn ein ins Gewicht fallendes Verwertungsrisiko nicht
besteht.“
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Einführung 2010 / 11
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 10
 Rechtsfolge:
 Freigabeanspruch
– Auswahl (Ermessen!), welche von mehreren Sicherheiten
freigegeben wird, trifft nach § 262 BGB und Rechtsgedanken
des § 1230 S. 1 BGB Sicherungsnehmer
(Prütting/Wegen/Weinreich/Nobbe, vor §§ 1204 ff. Rn. 56)
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Einführung 2010 / 11
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Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung 11
• Knebelung, § 138 I BGB / § 307 I 1 BGB
 objektive Sittenwidrigkeit: grob rücksichtlose Beschränkung der
Bewegungsfreiheit des Sicherungsgebers aus eigensüchtigen Gründen
 subjektive Sittenwidrigkeit: Schädigungsabsicht nicht erforderlich
• Gläubigergefährdung, § 138 I BGB / § 307 I 1 BGB
 objektive Sittenwidrigkeit: grob rücksichtslose Beschränkung der
Befriedigungsmöglichkeit sonstiger Gläubiger aus eigensüchtigen
Gründen
 subjektive Sittenwidrigkeit: vorsätzliche oder fahrlässige
Gläubigergefährdung
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Einführung 2010 / 11
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Wirtschaftliche Bedeutung des Eigentumsvorbehalts
• wichtiges Kreditsicherungsmittel der Warenkreditgeber
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Einfacher Eigentumsvorbehalt
V
Kaufvertrag, § 433; § 449 I, II
anfängliche Stundung, §§ 311 I, 499 I
kein Sicherungsvertrag, § 311 I
§§ 929, 158 I, 449 I
Anwartschaftsrecht, § 929 analog
K
• Definition: beim (einfachen) Eigentumsvorbehalt ist Übereignung Kaufsache
aufschiebend bedingt durch vollständige Kaufpreiszahlung (§ 449 I BGB)
• nur bei beweglichen Sachen
• vgl. § 925 II
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Einführung 2010 / 11
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Schuldrechtliche Seite des Eigentumsvorbehalts
• Kaufvertrag
 anfängliche Stundung des Kaufpreises, §§ 311 I, 499 I BGB
 in Abweichung von § 433 I 1 BGB keine Pflicht zur unbedingten
Übereignung
 vertragliches Rücktrittsrecht im Falle des Verzugs
 bei Verbraucherdarlehensvertrag zwischen Unternehmer als
Kreditgeber und Verbraucher (§ 13 BGB) finden §§ 491-498 BGB
(früher VerbrKrG) Anwendung
 Rücktritt nur unter den qualifizierten Voraussetzungen des § 498
BGB
– Rückstand mit zwei Teilzahlungen
– mindestens 10% bzw. 5% des Teilzahlungspreises
– Fristsetzung von zwei Wochen
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Besitzrechtliche Seite des Eigentumsvorbehalts
• Verkäufer wird mittelbarer Eigenbesitzer
• Käufer ist unmittelbarer Fremdbesitzer
• Besitzkonstitut (§ 868 BGB) ist der Kaufvertrag
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Einführung 2010 / 11
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Wirksame Einbeziehung des EV - 1
• oft EV in AGB
• allgemeine Prüfung der §§ 305-310 BGB (früher AGBG)
 Anwendungsbereich
 Einbeziehung
 Inhaltskontrolle: EV in der Regel unbedenklich
• einseitiger (vertragswidriger) EV bei Lieferung, oft auf Lieferschein
 muss rechtzeitig (nicht erst nach Übergabe) zur Kenntnis des Erwerbers
oder eines Vertreters gelangen
 bei Vermerk auf Lieferschein problematisch: Lagerpersonal hat oft
keine Empfangsvollmacht; dann unbedingte Übereignung
 wichtig: Abwehrklausel in Einkaufsbedingungen des Käufers steht einer
wirksamen Bedingung nicht entgegen
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Einführung 2010 / 11
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Wirksame Einbeziehung des EV - 2
• nachträgliche Vereinbarung eines EV (nach unbedingter Übereignung)
 Rückübereignung des um das AR verkürzten Eigentums
 auflösend bedingte Sicherungsübereignung
 Unterschied: einfacher EV gibt bei Insolvenz Aussonderungsrecht (§ 47
InsO), SiÜ nur Absonderungsrecht (§ 51 Nr. 1 InsO)
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Einführung 2010 / 11
40
Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Anwartschaftsrecht an
beweglichen Sachen vom Berechtigten
929 S. 1 analog
929 S. 2 analog
Bei EV nicht:
930 analog
931 analog
Übereignungsfähige bewegliche Sache
Einigung über Eigentumsübergang (145 ff.) + aufsch. Bed. (158 I)
Übergabe
Übergabeersatz:
bereits Besitz
erlangt
Undenkbar,
da Verkäufer =
mbr. Besitzer
(bei SÜ Übereignung nach
929 S. 2, 158 II)
Übergabeersatz:
Abtretung des
Herausgabeanspruchs
aus dem BMV,
398, 870
Einigsein bei Übergabe oder Übergabesurrogat, 929 S. 1 analog („einig sein“)
Zeitpunkt: Vollendung des AR-Erwerbs = Übergabe oder Surrogat (↔KP-Zahlung)
Berechtigung = Verfügender ist Inhaber des AR + Verfügungsmacht
Möglichkeit des Bedingungseintritts = bei 449 I: wirksamer Kaufvertrag, der nicht
erloschen ist (d.h. keine rh. oder rv. Einw.) (Palandt § 929 Rn. 38)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
Erstarken zum Vollrecht?
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Ersterwerb Anwartschaftsrecht des Vorbehaltskäufers (einfacher
Eigentumsvorbehalt) vom Berechtigten, §§ 929 S. 1, 158 I BGB – 1
• Verfügungsgegenstand: bewegliche Sache
• Einigung
 Parteien
 Verfügungsgegenstand: bewegliche Sache
 Vollrechts- (= Eigentums-)übertragung
 Einigung über Bestellung Anwartschaftsrecht als „wesensgleiches
Minus“ in Einigung Vollrechtserwerb enthalten
 nicht: gesicherte Forderung
 nicht: Akzessorietät
• rechtshindernde Einwendung: aufschiebende Bedingung der
vollständigen Kaufpreiszahlung, §§ 158 I, 449 I BGB
• Übergabe
• Einigsein
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
42
Ersterwerb Anwartschaftsrecht des Vorbehaltskäufers (einfacher
Eigentumsvorbehalt) vom Berechtigten, §§ 929 S. 1, 158 I BGB – 2
• Berechtigung
 Eigentum
 Verfügungsbefugnis
• Möglichkeit des Bedingungseintritts
 bei § 449 I (Palandt/Bassenge § 929 Rn. 38)
 Kaufvertrag
 keine rechtshindernden Einwendungen
 keine rechtsvernichtenden Einwendungen
• nicht: Bestand der gesicherten Forderung
 Eigentumsvorbehalt ist nicht akzessorisch zur gesicherten Forderung
 allerdings stellt aufschiebende Bedingung Form des
Akzessorietätsersatzes dar
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
43
Erwerb Anwartschaftsrecht des Vorbehaltskäufers (einfacher
Eigentumsvorbehalt) vom Berechtigten, §§ 929 S. 1, 158 I BGB – 3
• rechtshindernde Einwendungen gegenüber
Eigentumsvorbehaltsvereinbarung
• rechtshindernde Einwendungen gegenüber gesicherter Forderung
 im Rahmen der Prüfung „Bedingungseintritt“
• [späteres Erstarken zum Vollrecht?]
• Rechtsfolgen
 vor Bedingungseintritt:
 Erwerb Anwartschaftsrecht des Vorbehaltskäufers, § 929 S. 1 BGB
analog
 Prüfung: subsidiär zum Vollrechtserwerb
 mit Bedingungseintritt:
 automatisch Eigentumserwerb des Vorbehaltskäufers
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Einführung 2010 / 11
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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Anwartschaftsrecht an
beweglichen Sachen vom Nichtberechtigten
wenn Eigentum (-) (Bsp: Nichtberechtigter V übereignet unter EV an K), ist
unter “Berechtigung” zusätzlich zu prüfen
• analoge Anwendung Gutgläubigensvorschriften §§ 932 ff. auf AR
 A.A.: §§ 929 ff. direkt
• Verkehrsgeschäft
• Rechtsschein
 Besitz, § 932 I 1, 2 analog oder
 Abtretung des Herausgabeanspruchs, § 934 Fall 1 analog
 Besitzverschaffung von Drittem des § 934 Fall 2 analog
• keine Bösgläubigkeit, § 932 II analog
 Zeitpunkt Erwerb des AR = Übergabe (oder Surrogat i.S.v. § 931)
• kein Abhandenkommen, § 935 I analog
 unfreiwilliger Besitzverlust beim Berechtigten = Eigentümer
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Einführung 2010 / 11
45
Erweiterter Eigentumsvorbehalt
(bzgl. gesicherter Forderung)
V
Kaufvertrag, § 433; § 449 I, II
anfängliche Stundung, §§ 271 II, 499 I
§ 433 / § 488 (weitere gesicherte Forderung)
K
§§ 929, 158 I, 449 I
Anwartschaftsrecht, § 929 analog
• Definition: erweiterter Eigentumsvorbehalt ist einer, der sich nicht nur
auf Kaufpreisforderung, sondern auf mehrere gesicherte Forderungen
bezieht
Bedingungseintritt nur, wenn sämtliche Forderungen erfüllt
worden sind
beachte: sogenannter Konzernvorbehalt gem. § 449 III BGB
dinglich nichtig
- Definition des „verbundenen Unternehmens“ für das Aktienrecht
in § 15 AktG
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Einführung 2010 / 11
46
Verlängerter Eigentumsvorbehalt
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 1
• Definition: verlängerter Eigentumsvorbehalt ist einer, der sich auch
 auf Forderungen aus Veräußerung Sicherungsgut bezieht
und/oder
 Vorsorge hinsichtlich Verarbeitung Sicherungsgut trifft
• rechtshindernde Einwendung: aufschiebende Bedingung für
Eigentumsübergang ist vollständige Kaufpreiszahlung, §§ 158 I, 449 I BGB
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Einführung 2010 / 11
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Verlängerter Eigentumsvorbehalt
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 2
• Einwilligung gem. § 185 I BGB in Weiterveräußerung
(Veräußerungsermächtigung) verbunden mit
 Vorausabtretungsklausel
 Vorausabtretung der künftigen Kaufpreisforderung aus der
Weiterveräußerung (§ 398 BGB analog)
– beachte: mit Zahlung Zweitkäufer an Erstkäufer erlischt Schutz
des Vorbehaltskäufers; keine Sicherheit am gezahlten Geld
(nicht etwa dingliche Surrogation)
– aber: § 816 II BGB (wirksame Leistungsannahme durch einen
NB)
 Einziehungsermächtigung des Vorbehaltskäufers, §§ 362 II, 185 I
BGB analog
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Einführung 2010 / 11
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Verlängerter Eigentumsvorbehalt
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 3
• Einverständnis mit Verarbeitung und Verarbeitungsklausel (§ 950 I 1
BGB)
 Stofflieferant wird Eigentümer der verarbeiteten beweglichen Sache
 Problem: Abbedingbarkeit des § 950 I durch Verarbeitungsklausel
– Rspr.: § 950 BGB ist zwar nicht abdingbar, aber der
Stofflieferant ist „Hersteller“ i.S. vom § 950 BGB
– MM.: § 950 BGB ist zugunsten des Stofflieferanten
abdingbar
– h.L.: Verarbeitungsklausel wird als antizipierte
Sicherungsübereignung nach §§ 929 S. 1, 930 BGB ausgelegt
» ggfs. Übereignung durch Kaufpreiszahlung auflösend
bedingt (allerdings in Praxis seltene Lösung)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
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Verlängerter Eigentumsvorbehalt
(bzgl. Sicherungsgegenstand) 4
V
Kaufvertrag, § 433; § 449 I, II
anfängliche Stundung, § 311 I
kein Sicherungsvertrag EV, § 311 I
Kaufvertrag, § 433 (ggfs. § 449 I, II)
K
§ 929 (ggfs. §§ 158 I, 449 I)
X
§§ 929, 158 I, 449 I
Anwartschaftsrecht, § 929 analog
Veräußerungsermächtigung, § 185 I
Sicherungsvertrag Sicherungsabtretung, § 311 I
Voraus-(sicherungs-)abtretung, § 398
Einziehungsermächtigung, §§ 362 II, 185 I analog
Verarbeitungsklausel (§ 950 I 1)
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Einführung 2010 / 11
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Grundpfandrechte
Grundpfandrechte
Hypothek,
§§ 1113 ff. BGB
Grundschuld,
§§ 1191 ff. BGB
Renten(grund-)schuld,
§§ 1199 ff. BGB
• akzessorisch
• nicht akzessorisch
• nicht akzessorisch
• einmalige Geldzahlung
• einmalige Geldleistung
• mehrmalige Geldleistung
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Einführung 2010 / 11
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Wirtschaftliche Bedeutung der Hypothek
• Hypothek wurde in der Praxis – entgegen der Intention des Gesetzgebers –
seit 1950 fast vollständig von der (Sicherungs-)Grundschuld verdrängt
• aufgrund Verweisung in § 1192 I BGB sind die gesetzlichen Vorschriften
über die Hypothek aber auch in der Praxis noch wichtig für die Grundschuld
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Einführung 2010 / 11
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Gesetzesaufbau Hypothekenrecht
145 ff., 398 ff., 873, 892, 894 usw.
Ersterwerb
Ersterwerb
1113-1117
Einreden
Ersterwerb
1137, 1169
Briefvorlage
1160 f.
Zweiterwerb
Zweiterwerb
1153-1155
Mangel Ford
Zweiterwerb
1138 Fall 1
Einw./Einreden, 1156 f.,
1160 f., 1169
einredefreier
Zweiterwerb
1157 S. 2,
1138 Fall 2
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Einführung 2010 / 11
Umfang
Haftungsverband
1118-1130
Rechte
VerwertungsR
1147
Löschungsanspruch
1179a
EigentümerHyp/
GS
1163, 1177
Sonderformen
Gesamthyp.
1132, 11721175
Sicherungshypothek
1184-87
Höchstbetragshypothek 1190
(ist Sicherungshypothek)
53
Hypothek
1.
persönlicher
Schuldner =
meist Eigentümer
Darlehen, § 488
Sicherungsvertrag, § 311 I
§§ 873, 1113
2. persönlicher
Schuldner
z.B.
Auftrag, § 662
GeBes., § 675
Gesell., § 705
GoA, § 677
Darlehen, § 488
Gläubiger/Hypothekar Bank (z.B.)
Gläubiger/Hypothekar Bank (z.B.)
§§ 873, 1113
Sicherungsvertrag, § 311 I
Hypotheken„schuldner“/
meist Eigentümer
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Einführung 2010 / 11
54
Rechte des Hypothekengläubigers
vertraglicher Anspruch
(gesicherte Forderung):
Zahlungsanspruch gegen
den Schuldner
aus der gesicherten
(„persönlichen“)
Forderung (z.B. § 488
I 2 Fall 2 )
kein gutgläubiger (Zweit-)
Erwerb nach § 1138 Fall 1!
dingliches Recht:
dingliches Verwertungsrecht
Hypothek, § 1147
kein Zahlungsanspruch
gegen den Eigentümer
aus der Hypothek
aber Abwendung der ZV
durch Zahlung (§ 1142)
Erkenntnisverfahren: Vollstreckungstitel in
Form eines Urteils
Vollstreckungsunterwerfungserklärung
(§ 794 I Nr. 5 ZPO)
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Einführung 2010 / 11
55
Akzessorietät der Hypothek 1
• Entstehungsakzessorietät: §§ 873, 1113 I, 1115 BGB
 bewirkt bei künftiger oder (aufschiebend) bedingter Forderung
Entstehung Eigentümergrundschuld, § 1113 II mit §§ 1163 I 1, 1177
I BGB
 somit ist Entstehung der zu sichernden Forderung nicht etwa
Voraussetzung, dass überhaupt Grundpfandrecht entsteht
 in der Entstehung akzessorisch ist also nicht das
Grundpfandrecht als solches, sondern nur die Fremdhypothek
des Gläubigers
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Einführung 2010 / 11
56
Akzessorietät der Hypothek 2
 bei künftiger oder (aufschiebend) bedingter Forderung entsteht
zunächst Eigentümergrundschuld gemäß §§ 1113 II, 1163 I 1,
1177 I 1 BGB, die sich unter Beibehaltung ihres Ranges mit
Entstehung Forderung in Fremdhypothek wandelt
 Grund für Eigentümergrundschuld: Prinzip des gleitenden
Rangs (§ 879 I, II BGB); Hypothek soll mit Rang der Eintragung
entstehen
– beachte aber Löschungsanspruch § 1179a I 1 BGB
• Umfangsakzessorietät: §§ 1113 I, 1118, 1115 BGB
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Einführung 2010 / 11
57
Akzessorietät der Hypothek 3
• Zuständigkeit bei Abtretung und Legalzession:
 §§ 401 I, 1153 BGB; § 398 mit der Folge §§ 1154, 1155 BGB
 Ausnahmen § 1159 BGB und §§ 1138, 892, 1185 II BGB
• Durchsetzung (Einwendungen gegen gesicherte Forderung): §§ 1137,
768, 770 BGB
• Erlöschen: aber §§ 1163 I 2, 1177 I 1 BGB (Eigentümergrundschuld);
beachte aber Löschungsanspruch § 1179a I 1 BGB
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Einführung 2010 / 11
58
Eigentümergrundschuld, § 1177 I und Eigentümerhypothek,
§ 1177 II - 1
• Rechtsnatur: selbständiges beschränktes dingliches Recht an eigener Sache
(Baur/Stürner18, § 36 Rn. 124)
• Sinn und Zweck:
 Rangwahrung: Grundstückseigentümer gegenüber nachrangigen
Gläubigern schutzwürdig; Erhalt der Rangstelle zugunsten des Eigentümers
(MüKo/Eickmann, § 1177 Rn. 2)
 aber seit 1.1.1978 gesetzlicher Löschungsanspruch zugunsten nachrangiger
Gläubiger, § 1179a I 1 (Prinzip der gleitenden Rangfolge)
 Hintergrund: Eintragung von Löschungsvormerkungen (Sicherung
eines Anspruchs auf Löschung [richtig: Aufhebung, § 875 I] eines
vorrangigen Rechts (Baur/Stürner18, § 46 IV Rn. 34)
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Einführung 2010 / 11
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Eigentümergrundschuld, § 1177 I und Eigentümerhypothek,
§ 1177 II - 2
• Eigentümergrundschuld
 §§ 1163 I 1 (Nichtentstehung Ford.), 2 (Erlöschen Ford.), 1177 I 1
 §§ 1168 (Verzicht auf Hypothek), 1177 I 1
 § 1163 II (Nichtübergabe Hypothekenbrief bzw. kein Übergabeersatz):
vor Briefübergabe
 Eigentümergrundschuld, § 1163 II, 1177 I 1 BGB (wenn keine
Forderung) oder
 Eigentümerhypothek, §§ 1163 II, 1177 II BGB (wenn Forderung)
• Eigentümerhypothek
 beachte Eigentümerhypothek nach §§ 1153 I (= §§ 412, 401 I), 1177 II
(Übertragung Forderung auf Eigentümer) bzw. § 1143 I 1, 1177 II
(gesetzlicher Forderungsübergang)
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Einführung 2010 / 11
60
Eigentümergrundschuld, § 1177 I und Eigentümerhypothek,
§ 1177 II - 3
§ 1177 I 1
§ 1177 II
• Hypothek vereinigt
sich mit Eigentum
in einer Person
• Eigentümer steht nicht
auch Forderung zu
(z.B. noch keine
Auszahlung
Darlehensforderung)
• Eigentümer erwirbt
Hypothek
• Eigentümer steht
auch Forderung zu
EGS
EHyp
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Einführung 2010 / 11
61
Hypothek
• unterscheide:
 Briefhypothek, § 1116 I BGB
 Übertragung außerhalb des Grundbuchs möglich, § 1154 I BGB
 Buchhypothek, § 1116 II, III BGB
 keine Übertragung außerhalb des Grundbuchs
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Einführung 2010 / 11
62
Prüfungsprogramm Erwerb einer Hypothek / Grundschuld
Erwerbsfall
Zweiterwerb
Ersterwerb
Briefhyp./GS
Ber.
Briefhyp./GS
Buchhyp./GS
NB
Ber.
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Einführung 2010 / 11
NB
Ber.
NB
Buchhyp./GS
Ber.
NB
Nur Hyp.: Dingl. Nur Hyp.:Nur Hyp.: Dingl. Nur Hyp.:
Ford.
Recht Doppel- Ford.
Recht Doppelmangel
mangel 63
Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek, §§ 873 I
HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116 BGB - 1
• Entstehungsvoraussetzungen
 Einigung, §§ 873, 1113, 1115 BGB
 Parteien
 Verfügungsgegenstand: Grundstück
 Begründung eines dinglichen Verwertungsrechts am Grundstück
 zu sichernde Forderung (insbesondere Gläubiger, Geldbetrag,
Zinssatz, Geldbetrag von Nebenleistungen)
– Bestimmbarkeit
– beachte Höchstbetragshypothek, § 1190 BGB
 Akzessorietät
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Einführung 2010 / 11
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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek, §§ 873 I
HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116 BGB - 2
 rechtshindernde Einwendung: Formnichtigkeit, § 125 S. 1 BGB
 grds. kein Formerfordernis
 beachte in Praxis aber Vollstreckungsunterwerfungserklärung
nach § 794 I Nr. 5 ZPO sowie § 873 II Fall 1 BGB
 Eintragung (der Hypothek) im Grundbuch, §§ 873, 1115 BGB
 Bezugnahme auf Eintragungsbewilligung (§ 874 BGB) durch
§ 1115 BGB beschränkt
 Hypothek nichtig, wenn Angabe nach § 1115 BGB fehlt
(Palandt/Bassenge § 1115 Rn. 1)
 Einigsein, § 873 II BGB
 bis Eintragung ist Einigung grds. widerruflich, soweit nicht einer
der vier Fälle des § 873 II BGB vorliegt
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Einführung 2010 / 11
65
Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek, §§ 873 I
HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116 BGB - 3
 Berechtigung
 Eigentum
 Verfügungsmacht (beachte § 878 BGB)
 Ausschluss des Hypothekenbriefs, § 1116 II BGB
 Einigung über den Ausschluss der Erteilung des
Hypothekenbriefs, § 1116 II 3 HS 1 BGB
 Eintragung des Ausschlusses der Brieferteilung im Grundbuch,
§ 1116 II 3 HS 1 BGB
 Einigsein / Fortbestand der Berechtigung
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Einführung 2010 / 11
66
Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek, §§ 873 I
HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116 BGB - 4
 Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung, § 1113 I BGB
 künftige und aufschiebend bedingte Forderung, § 1113 II BGB
– vorläufige Eigentümergrundschuld gemäß §§ 1113 II,
1163 I 1, 1177 I 1 (MüKo5/Eickmann, § 1113 Rn. 52)
• rechtshindernde Einwendungen gegen Hypothek
• rechtshindernde Einwendungen gegen gesicherte Forderung
 Eigentümergrundschuld gemäß §§ 1113 II, 1163 I 1, 1177 I
1
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
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Zitierweise beim rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer
Buchhypothek vom Berechtigten
• Vorschlag: §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116 BGB
 § 873 BGB ist Grundtatbestand Entstehung Immobiliarrechte
 Zitat kann auf § 873 I BGB beschränkt werden
 § 1113 BGB bestimmt Inhalt Hypothek
 § 1115 BGB bestimmt Inhalt Eintragung
 § 1116 BGB bestimmt Entstehungserfordernis Buchhypothek
 keine ausdrückliche Vorschrift für Berechtigung
(Eigentum/Verfügungsbefugnis)
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.
Einführung 2010 / 11
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