DIC/DIL - Bach, Langheid & Dallmayr

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Herausforderungen bei Internationalen
Versicherungsprogrammen
15. EUROFORUM Jahrestagung Haftpflicht
RAe Joachim Krane / Dr. Theo Langheid | Hamburg | 17.01.2013
BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft
Hamburg | 17.01.2013 | RAe Joachim Krane / Dr. Theo Langheid
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Agenda
□ Strukturen und Gestaltungsformen
□ Aufsichtsrechtliche und
versicherungsvertragliche Fragestellungen
□ Praxisprobleme bei der Schadenregulierung
□ Die Rolle des „globalen“ Maklers
□ Bindungswirkung des ausländischen
Haftungsurteils
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□ Strukturen und Gestaltungsformen
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Vielfältige Gestaltungsformen
Staaten,
die DIC/DIL
erlauben
EU:
FoS
DIC/DIL
VerbotsStaaten:
FinC
EU:
Einheitliche
Programm
Deckung
Ground-Up
Master
Police
DEU
LoPo
FRA
LoPo
ITA
VN
LoPo LoPo LoPo LoPo LoPo will
HKG AUS USA CH China keine
LoPo
FoS
„Nonadmitted“
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„Non-admitted“ Länder Problematik
DIC/DIL
obwohl dort Excess
Deckung nicht
explizit erlaubt
VerbotsStaaten:
Financial Interest
Cover
Master
Police
DEU
LoPo
RUS
LoPo
CH
LoPo
China
„Non-admitted“ Drittstaaten
> 140 Länder
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□ Aufsichtsrechtliche und versicherungsvertragliche
Fragestellungen
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Aufsichtsrechtliche und versicherungsvertragliche Fragestellungen
□
Grundlegende Probleme bei „non admitted“ Ländern
□
□
□
□
Belegenheit des Risikos
□ Beteiligungsschaden der Mutter im Inland
□ Schadensersatzpflicht der Tochter im Ausland
Lokale Versicherungsverbote ./. Globales Versicherungsinteresse
internationaler Konzerne
Auffangtatbestände durch DIC/DIL oder FinC
Schadensdefinitionen
□ bei DIC/DIL?
- Differenzen bei Bedingungen/VersSummen
□ bei FinC?
- Simulierter Fremdschaden als Bilanz -Eigenschaden
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Aufsichtsrechtliche und versicherungsvertragliche Fragestellungen
□
Definition des FinC-Schadens
□
Eigenschaden der Mutter
□
als Minderung des Beteiligungswerts an der Tochter
□
Problem: Berechnung
□
□
□
Beteiligungswertverlust nicht definiert
Simulierter Fremdschaden der Tochter als Bilanzschaden der
Mutter
Ungefilterte Anknüpfung an lokalen Sach/Haftpflichtschaden
□
Auch wenn kein „simulierter“ Eigenschaden
□
Muss „vor Ort“ ermittelt/reguliert werden
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Aufsichtsrechtliche und versicherungsvertragliche Fragestellungen
□
Regulierung des Tochterschadens
Bei einem Schaden der Muttergesellschaft: Wie soll der Schaden der
ausländischen Tochter behandelt werden?
□
□
Problem der Identität
□
Interessieren bei inländisch definiertem Bilanzschaden
□
noch Haftungsfragen nach ausländischem Recht?
Problem der Mitwirkung
□
Ausgestaltung des Informationsflusses
□
Auskünfte? Im ausländischen Haftungsverfahren? In der ausländischen
Schadenregulierung? Warum? Wie?
□
Obliegenheiten? Welche?
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□ Praxisprobleme bei der Schadensregulierung
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Probleme beim Haftpflichtschaden:
Tochter in Frankreich
EU:
FoS
DIC/DIL
Master
Police
DEU
Vereinbart:
D Recht
D Gerichtsstand
LoPo
FRA
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▫ EU/EWR Staaten: nach
Massgabe 3. RL-Generation gilt
Herkunftslandprinzip („single
passport“). Geschäftserlaubnis
der Aufsichtsbehörde eines
EU/EWR-Sitzstaates gilt für das
gesamte Gebiet; umfasst
Niederlassungs- und
Dienstleistungsfreiheit
▫ EuGH (VersR 05, 1261):
mitversicherte Unternehmenstochter nur bei ausdrücklicher
Zustimmung an Gerichtsstandsklausel gebunden
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Probleme bei der D&O Schadenregulierung:
Tochter in Frankreich
EU:
FoS
DIC/DIL
D&O
Master
Police
DEU
Vereinbart:
D Recht
D Gerichtsstand
D&O
LoPo
FRA
„Claims Made“
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▫ D&O Master DIC/DIL - Teil: 5jährige Rückwärtsdeckung für
unbekannte Schäden
(„retroactive date“)
▫ Zwingendes französiches Recht
(Art. 80 Loi de Sécurité
Financière):
unbegrenzte Rückwärtsdeckung
▫ Innenhaftungsfall:
drittgeschädigte Tochter hat
nach französ.Recht einen
Direktanspruch gegen
Versicherer
▫ Wird lokales Gericht Art.80 LSF
nach französ. Kollisionsrecht
Wirkung verleihen?
▫ Zwingende Eingriffsnorm gem.
Art. 9 II Rom-I-VO?
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Probleme beim Haftpflichtschaden:
Tochter in den USA
Staaten,
die DIC/DIL
erlauben
Master
Police
DEU
Vereinbart:
D Recht
D Gerichtsstand
LoPo
USA
▫ Deckung grundsätzlich zulässig durch
„Excess & Surplus Lines Laws“ (aber
einzelstaatl. Ausnahmen)
▫ Aber: Regulierung aufsichtsrechtlich
relevant: „licenced adjuster“
Erfordernis
▫ „Permanent Establishment“ Rules
steuerrechtlich lokal beachten
▫ Teilweise lokale Nichtversicherbarkeit
bestimmter Risiken (z.B. punitive
damages)
▫ Kann ausländiche Tochter trotzdem
den DIC Deckungsanspruch in D
durchsetzen? (vgl. BGH, VersR 02, 1564;
92, 1281; EGBGB Art. 6, 40 III Nr. 1 u. 2)
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Probleme beim Haftpflichtschaden:
Tochter in Russland
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obwohl dort Excess
Deckung nicht
explizit erlaubt
Master
Police
DEU
Vereinbart:
D Recht
D Gerichtsstand
LoPo
RUS
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▫ In RUS aufsichtsrechtlich
unzulässig, strafbewehrt und
VersVertrag nach russischem
Recht nichtig
▫ Nach deutschem Privatrecht
wohl wirksam, da im Ergebnis §§
134, 138 BGB, Art. 9 Rom-I-VO
nicht vorliegen dürften;
durchaus strittig
▫ Aber: Schadenzahlung des Vers.
nach RUS könnte wie Gewinn zu
versteuern sein, da nach RUS
Recht nicht aufgrund eines
wirksamen VersVertrages
gezahlt wird
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Probleme bei der FInC Schadenregulierung:
Tochter in China
VerbotsStaaten:
Financial Interest
Cover
Master
Police
DEU
Vereinbart:
D Recht
D Gerichtsstand
LoPo
China
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▫ Tätigkeit eines „non-admitted“
Versicherers aufsichtsrechtlich
unzulässig und strafbewehrt;
Police nach CHI Recht nichtig
▫ Risikobelegenheit: FInC u.U.
aufsichtsrechtlicher Umgehungstatbestand?
▫ u.U. Versicherungssteuer für
lokales Risiko
▫ Wer steuert
Verteidigungsstrategie?
▫ Wer ermittelt vor Ort?
▫ Geldtransfer von Mutter- zur
Tochtergesellschaft als
Kapitaleinlage zu versteuern?
▫ Obliegenheiten (der
ausländischen Tochter) im
Versicherungsfall
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□ Die Rolle des „globalen“ Maklers
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Der „globale“ Makler
Faktisch
▫ Beschafft und/oder koordiniert
Risikoinformationen aus 50+
Ländern
▫ Ermittelt Möglichkeiten der
vertraglichen Gestaltung pro
Land
▫ Optimiert Versicherungsschutz
(-umfang) und
Prämiengestaltung für VN
▫ Unterstützt den VN bei
Schadenmeldung und abwicklung
Rechtlich
▫ Hat aufsichts- und steuerrechtliche
Konsequenzen eines Vertragsschlusses für VN zu berücksichtigen
(vgl. OLG Karlsruhe, VersR 96, 1001)
▫ Hat Risikosituation gründlich zu
analysieren und muss ggf. weitergehende Ermittlungen anstellen (vgl.
BGH VersR 85, 930)
▫ „…hat seinem Rat eine hinreichende
Zahl von auf dem Markt angebotenen
Versicherungsverträgen…zu Grunde
zu legen…(§ 60 I VVG)
▫ Hat im Schadenfall den VN
umfassend und sachkundig zu
beraten (vgl. BGH VersR 09, 1495,
1496)
▫ Hat während der gesamten Vertragslaufzeit für gebotene Anpassung und
Veränderung des Vers. Schutzes zu
achten (vgl. Prölss/Martin, § 59 Rz 50)
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Schadenersatzrisiko des Maklers
□
Haftung gem. § 63 VVG für mangelhafte Beratung oder
Dokumentation (bei Verletzung anderer Vertragspflichten aus § 280 I
BGB)
□
Bei Mittelstandsprogrammen, da Grossrisiken von Beratungspflicht
ausgenommen (§ 65 VVG)
□
Prozessuale Vermutung, dass eine nicht dokumentierte Beratung nicht
vorgenommen wurde (vgl. OLG Saarbrück., VersR 11, 1441, 1443)
□
VN muss die Pflichtverletzung beweisen, Makler muss substanziiert
bestreiten und beweisen, dass er diese nicht zu vertreten hat oder der
Kausalzusammenhang zum Schaden nicht gegeben ist (vgl. Reiff, Anm.
zu OLG Saarbrücken, VersR, 11, 1441, 1446f)
Schaden
□
Ereignis eingetreten: VN ist so zu stellen, als ob sie den erforderlichen
VersSchutz erhalten hätte („Quasideckung“)
□
Hätte VN den Vertrag so nicht geschlossen, können uU nutzlos
aufgewandte Prämien oder Mehrkosten für den Abschluss des
gewünschten Vertrages verlangt werden
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□ Bindungswirkung des ausländischen Haftungsurteils
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Bindungswirkung des ausländischen
Haftungsurteil
□
Bereits bisher notwendig:
Anerkennung ausländischer Haftungsurteile nach § 328 ZPO:
Gerichtsurteile wirken nur in den Staaten, dessen Gerichte sie
erlassen: Anerkennung im Inland erforderlich.
□
□
Anerkenntnisvoraussetzungen (kumulativ)
1.
Anerkennungsfähige Entscheidung
2.
Anerkennungszuständigkeit
3.
Ordnungsgemäße Zustellung / rechtliches Gehör
4.
Keine unvereinbaren Entscheidungen
5.
Ordre public
6.
Verbürgung der Gegenseitigkeit
Folgen einer Anerkennung für die Deckung
□
Bisher hat das ausländische Haftungsurteil Bindungswirkung wie ein
deutsches Urteil.
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Bindungswirkung des ausländischen
Haftungsurteil
□
Nach altem VVG
□
□
Trennungsprinzip und Bindungswirkung ständige
Rechtsprechung seit BGH VersR 1969, 413
VVG-Reform 2008: Neuformulierung des § 106 VVG
1Der
VR hat den VN innerhalb von zwei Wochen von dem Zeitpunkt an, zu
dem der Anspruch des Dritten mit bindender Wirkung für den VR durch
rechtskräftiges Urteil, Anerkenntnis oder Vergleich festgestellt worden ist,
vom Anspruch des Dritten freizustellen. …
□
□
Mögliche Konsequenz: Bisherige Bindungswirkung deutscher
Haftungsurteile seit 2008 zumindest fraglich!
Anerkenntnis des VR erforderlich oder Feststellungsurteil in
einem Bindungsprozess?
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Bindungswirkung des ausländischen
Haftungsurteil
□
Identität zwischen ausländischer Haftung und inländischer Deckung?
□
□
□
Brasilianische Tochter wird zur Zahlung einer
Haftpflichtentschädigung verurteilt
 Zweifel an der Verletzungshandlung
 und festgestellter Vorsatz
sind ohne Belang für die Frage eines bilanziellen Verlustes der
Mutter
Keine Voraussetzungsidentität!
Weder Inhalt noch Richtigkeit des ausländischen Haftungsurteils,
sondern nur seine bloße Existenz lösen den finanziellen Verlust
der deutschen VN aus
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Bindungswirkung des ausländischen
Haftungsurteil
□
Konsequenzen:
□
□
□
□
Möglicher Wegfall des bisherigen Bindungsprinzips für deutsche
Haftungsurteile
Gilt in jedem Fall für ausländische Haftungsurteile
Jedenfalls bei mangelnder Voraussetzungsidentität könnten
beide Parteien Haftungsfragen in deutschem Deckungsprozess
klären lassen.
ABER: Überprüfung von Haftungsfragen im Deckungsprozess
nur möglich, soweit für FinC überhaupt relevant.
Bilanzielle Interessen der deutschen VN stehen grundsätzlich in keinem
Bezug zu Haftungsfragen hinsichtlich der ausländischen Tochter.
 Entscheidend ist die Ausgestaltung des versicherten Risikos!!
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