Ideenmarkt zur Weiterentwicklung der Lern- und Prüfungskultur

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Transcript Ideenmarkt zur Weiterentwicklung der Lern- und Prüfungskultur

Förderliche
Leistungsbewertung
Thomas Stern, IUS-IFF Wien, IMST
Innsbruck, April 2010
A. Dilemma der Leistungsbewertung
Wie stellt man, ohne das Lernen zu behindern,
fest, was jemand kann?
 Forschungsergebnisse
 Funktionen der Leistungsbewertung
 Dilemma n Spannungsfelder
Welche Leistungen zählen?
„Neues Lernen“ – alte Prüfungsformen
(www.qis.at)
Leistungsbewertung kann kontraproduktiv
sein und das Lernen behindern
• Wofür gibt es Prüfungen und Noten? (Perrin 1991)
Schülerbefragung an Genfer Elementarschulen:
- Gute Schüler/innen: Lehrer/innen und Eltern brauchen Zeugnisse.
- Schwache Schüler/innen: Schlechte Noten machen Druck, mehr
zu lernen, aber auch Angst zu versagen.
" Entscheidung im Kanton Genf: Weniger summative Tests, mehr
formative Bewertungen
• Welches Verhalten rufen Prüfungen hervor? (Broadfoot et.al. 1990)
- Erraten, was die Prüfer/innen hören wollen,
- Vergleich mit anderen Prüflingen,
- Lernen für den Prüfungserfolg (statt für besseres Verständnis)
Forschungen zeigen: Lernqualität hängt
stark von der Bewertungspraxis ab
• Prüfungen (summative Bewertungen) haben
schwerwiegende Rückwirkungen auf das Lernen, u.a.
„learning and teaching to the test“, geringere intrinsische
Lernmotivation, minimalistische Lernstrategien,
Prüfungsangst, kleineres Selbstwertgefühl v.a. bei
lernschwachen S/S (Harlan/Deakin Crick 2002)
• Lerndiagnose (formative Bewertung) und
kontinuierliches Feedback führen zu Lernerfolgen - auch
bei lernschwachen Schüler/innen (Black/Wiliam 1998)
• Partner- und Selbstbewertung wirkt sich positiv auf
Lernbereitschaft und -effektivität aus (Black/Wiliam 1998)
Drei Ebenen der Lernerfolgsmessung
• Leistungsfeststellung (Test)
liefert Informationen über den Wissens- und Kenntnisstand
Aufgaben + Kriterien
• Bewertung
evaluiert das Testergebnis
(„Durchschnittliche Leistung“ oder „16 von max. 24 Punkten“ oder „3“)
• Beurteilung
zieht Konsequenzen aus der Bewertung
Erfolg/Misserfolg  Lob/Tadel, Belohnung/Bestrafung,
(Nicht-)Berechtigung bzw. (Dis-)Qualifikation
Drei Bezugsnormen der Leistungsbewertung
• Sozial- oder Kollektivnorm (gruppenorientiert)
Vergleich mit der Durchschnittsleistung einer Bezugsgruppe
(Normalverteilung? Nachteil: wiederholter Misserfolg für schwache S/S)
• Sachnorm (kriterienorientiert)
Vergleich mit den Lernzielen (absoluter Maßstab)
(Misserfolge für viele bei zu schwierigen Aufgaben;
Erfolgserlebnisse für alle bei gestuften Aufgaben)
• Individualnorm (personenbezogen)
Vergleich mit einer früheren Leistung derselben Person
(Dokumentation persönlicher Lernfortschritte)
Funktionen von Leistungsbewertung
(Kleber 1992, Häußler u.a. 1996)
• Rückmeldungen für Schüler/innen
Lernziele erreicht?
• Rückmeldungen für die Lehrperson
Unterrichtsqualität? Förderungsbedarf?
• Lernsituation / Sozialisation
Lernen aus Fehlern? Gelegenheit zur Bewährung?
• Selektion
Berechtigungen, Chancen für Karriere und sozialen Aufstieg
• Disziplinierung
„Leistungsdruck“
Dilemma der Leistungsbewertung
(Ingenkamp 1997)
Zwei konträre Aufgaben: Erteilung von Qualifikationen
und/oder Verbesserung des Lernens.
„ ... verhängnisvoll ... , dass die Erteilung von Qualifikationen und
Berechtigungen überwiegend der Schule übertragen wurde und dort
alle anderen diagnostischen Aufgaben überlagert hat.“
Gibt es Auswege aus diesem Dilemma??
• „Trennung von Lern- und Leistungssituationen“ (Externalisierung?)
• Weniger summative, mehr formative Bewertungen
Assessment Standards NCTM 1995:
„Leistungsbewertung sollte das Lernen unterstützen und
Lehrer/innen wie Schüler/innen brauchbare Informationen liefern“
Formative und summative Bewertungen
Lern- und Leistungsdiagnosen
SUMMATIVE BEWERTUNG
LEISTUNGSDIAGNOSE
Am Ende der Lernphase
Ergebnisorientiert
Endgültig
Neutral
Fehler unerwünscht
Z.B. verbunden mit Berechtigung
Fehldiagnose ("False alarm"):
Negative Beurteilung trotz guter
Kenntnisse: Lebenschancen
werden verbaut.
FORMATIVE BEWERTUNG
LERNDIAGNOSE
Während der Lernphase
Prozessorientiert
Möglichkeiten zum Nachbessern
Anerkennend, anspornend
Fehler willkommen
Z.B. verbunden mit Förderangebot
Fehldiagnose ("Missing“):
Leistungsschwäche bleibt
unerkannt: Lernförderung
unterbleibt.
Drei „klassische“ Gütekriterien
für die Leistungsbewertung
• Objektivität
Unabhängigkeit von der bewertenden Person
• Verlässlichkeit
Präzision, Trennschärfe, minimaler Messfehler
• Validität
Gemessen wird das, was gemessen werden soll
B. Förderliche Prüfungskultur
Wie kann Leistungsbewertung das Lernen unterstützen?
 B1. Innovative Ansätze bei der Leistungsfeststellung
 B2. Einbeziehung von Elementen der Selbsteinschätzung
 B1. Innovative Ansätze bei der Leistungsbewertung
B1. Beispiele für innovative Ansätze
bei der Leistungsfeststellung
• Blitzfeedback mit ABCD-Kärtchen (Multiple-Choice-Frage)
• „Minute paper“ / Blitzumfrage / „Exit pass“
• Tests mit versch. Aufgabentypen (z.B. MC, freie Antworten,
Begriffszuordnungen, Zeichnungen, „umgekehrte Fragen“ ... )
• Aufsatz oder Referat (mit persönlicher Stellungnahme)
• Zweiphasenarbeit (Möglichkeit zur Überarbeitung)
• Protokolle (Beobachtungsnotizen, Fotos, Ausschnitte, Zusatzinfos ... )
• Themenmappe / Dossier (zu einem selbst gewählten Spezialgebiet)
• Begriffsnetz (Concept Map)
• „Performance Task“ (Experimentier-, Problemlöseaufgabe)
• Partnerarbeit, Gruppenpräsentation
• Bearbeiten und Kommentieren von PISA-, Standards-Aufgaben
Blitzfeedback mit ABCD-Kärtchen
(Wiliam, 2006)
MC-„Verständnisfrage“
(hinge question)
Was können wir tun, um die
OZONSCHICHT zu erhalten?
A. Die Kohlendioxidausstoß von
Verkehr und Industrie senken.
B. Die Abholzung der Regenwälder
einstellen.
©Wiliam
C. Fahrverbot für Autos an Tagen
mit hohen Ozonwerten
D. Sorgfältige Entsorgung von Kühlschränken und Airconditionern
Minute paper / Blitzfeedback / “Exit Pass“
(Angelo, T.A. & Cross, K.P. (1993): Classroom Assessment Techniques)
• Schüler/innen schreiben am Ende der Stunde auf Kärtchen:
(a) „Was war das Wichtigste, was
ich heute gelernt habe?“
(b) „Welche Fragen sind für mich
offen geblieben?“
• Die Lehrperson wertet die Antworten bis zur nächsten
Stunde aus, gibt Schüler/innen Feedback, greift Anregungen
auf.
• Vorteile: Feedback auch für die Lehrperson;
Meinungsspektrum der ganzen Klasse;
Informationen für die weitere Unterrichtsplanung.
Begriffsnetz 1 („concept map“)
(Häußler u.a. 1996)
Notiere die Begriffe: Atome, elektrischer Strom, Elektronen, Metall,
Plastik, statische Elektrizität. Stelle möglichst viele Verbindungen
zwischen ihnen her, markiere sie mit einem Pfeil und beschreibe in
wenigen Worten, welchen Zusammenhang du erkennst.
Aufgabenlösung durch einen Schüler der 8. Schulstufe.
Begriffsnetz 2 („concept map“)
(Häußler u.a. 1996)
Aufgabenlösung durch eine Schülerin derselben Klasse.
 Rückschlüsse aus den verwendeten Begriffen auf Präkonzepte und aus der
Zahl der Verbindungslinien auf das Verständnis von Zusammenhängen.
Experimentieraufgabe („Performance Task“)
(TIMSS II 1998 Natwiss)
MAGNETEN
Du hast: 6 Stahlkugeln, 10 Büroklammern
oder Haarnadeln, 6 Beilagscheiben, 2 Eisenstifte, 2 Magneten A & B, ein 30cm-Lineal.
Deine Aufgabe: Benütze diese Dinge, um
herauszufinden, welcher der beiden
Magneten A oder B stärker ist!
1. Experimentiere, dann vervollständige
diesen Satz: Ich habe heraus gefunden,
dass der Magnet ..... stärker ist.
2. Beschreibe alle Schritte, wie du darauf
gekommen bist, welcher Magnet stärker ist.
Zeichne Skizzen und Diagramme als Teil
deiner Antwort, wenn dir das beim Erklären
hilft.
B2. Beispiele für die Einbeziehung von Elementen der Selbst- und Partnereinschätzung
• Lernzielreflexion (Auswahl von individuellen Interessensschwerpunkten, Selbstverpflichtung zu eigenverantwortlichem Lernen)
• Lernfortschrittsreflexion (anhand von Schlüsselbegriffen)
• Lernjournal (inkl. Zusammenfassung & Reflexion)
• Kraftfeldanalyse: Reflexion über Motivationsfaktoren
• Wochenrückblick (z.B. für Freiarbeit, Projektwochen, …)
• Portfolio (inkl. Inhaltsverzeichnis und Kommentar)
• „Lernkontrakt“ (Eigenleistungen nach Vereinbarung 
Verpflichtung zu selbstständigem Lernen)
• “Two Stars and a Wish“ (Partnerfeedback)
Lernzielreflexion
Was möchte ich in Physik lernen? Was interessiert mich am meisten?
Meine persönliche Reihung für die 6. Schulstufe:
Mehr Wissen
über Schall &
Ultraschall
Mehr Wissen
über Wärme &
Strahlung
Mehr Wissen über
Forscher/innen und
Entdeckungen
Experimentieren
(Beobachten / Beschreiben / Begründen)
Mehr Wissen
über Energie &
Maschinen
Verständnis für
Vorgänge in
Natur & Technik
Heftführung
(Inhaltsverzeichnis,
Bilder, Protokolle)
Teamarbeit & Präsentation (Plakat, Referat,
Versuchsvorführung)
Mehr Wissen
über Fliegen &
Schwimmen
Umweltbewusstsein &
Technikfolgen
Lerntechnik (Textzusammenfassung,
Lernkartei, Mindmap)
Informationen über ein
Spezialthema sammeln,
nämlich: …..
Bei meinen beiden erstgereihten Lernzielen möchte ich
am Ende des Schuljahres mehr können als jetzt!
Lernfortschrittsreflexion
„Vorher-Nachher“-Vergleich
(Stern 2001, www.qis.at)
VORHER: Markiere mit einem blauen Kreuz x, wie viel du schon weißt!
Begriffe zum Thema SCHALL
Ich kenne mich aus
gut
teilweise schlecht
Luftwellen: Echo & Schallgeschwindigkeit
Überschall-Knall
Töne & Geräusche, Musik & Lärm
Musikinstrumente: Saiten & Membrane
Tonhöhe (Hertz) & Lautstärke (Dezibel)
Lärmschutz
Ultraschall (in Tierreich & Medizin)
NACHHER: Markiere mit einem roten Kreis o, wie gut du dich jetzt auskennst. Wie
viele Verbesserungssprünge hast du gemacht? Wo hast du nichts dazu gelernt ?
Lernjournal
(Stern, 2001)
Nach jeder Lerneinheit eine Seite für deine persönlichen Gedanken!
Datum:
Thema:
Interessant
Dazugelernt
war für mich: habe ich:
Überflüssig
fand ich:
Wofür wir uns mehr
Zeit nehmen sollten:
Wie war‘s?
++/+/-/-Das Lernjournal gehört dir.
- Deine Lehrerin darf es ohne deine Erlaubnis nicht einsehen.
- Wenn du willst und danach gefragt wirst, kannst du am Ende der Stunde daraus vorlesen.
- Am Semesterende wirst du es brauchen, um zusammenzufassen, welche Stunden für
dich die besten waren, und was du Neues gelernt hast.
Wochenrückblick
(www.qis.at)
Diese Woche hatte ich mir
vorgenommen, zu lernen ...
Ich habe gelernt ...
Am meisten hat mir gefallen ...
Ich hätte gerne ...
Als nächstes werde ich ...
Ähnlich (inhaltlich identisch) Schratz/Iby/Radnitzky 2000: 134
Ich brauche jetzt ...
Eigene Fragen erfinden
• Stelle am Ende eines Kapitels zwei wirklich gute „Warum“Fragen und schreibe sie in dein Heft:
- Eine Frage, die du jetzt beantworten kannst,
- und eine, über die du gerne mehr wüsstest.
Wir werden in einer Klassenstunde die interessantesten Fragen
heraussuchen und über sie diskutieren!
• Stelle zu dem Thema zwei gute Fragen mit einem Lösungswort.
Aus diesen Fragen können wir dann gemeinsam ein
Kreuzworträtsel bauen!
Portfolio (z.B. Mathematik, 10. Schulstufe)
(Fertl 2004)
• Je ein geometrisches, trigonometrisches, mathematikgeschichtliches
und fächerübergreifendes Thema ist auszuwählen und zu bearbeiten.
• Das Portfolio enthält:
- Originell gestaltetes Deckblatt und Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Begründung der Themenwahl
- Vier Themenausarbeitungen (mit Quellenangaben)
- Prozessdokumentation (Entwürfe mit Datumsangaben)
- Zusammenfassender Kommentar und Feedback der Lehrerin.
• Vereinbarung über die Einbeziehung des Portfolios in die
Leistungsbewertung. Bewertung der Qualität der Ausführung (z.B.:
Verständnis, Kreativität, Eigenständigkeit) und der Rolle für die
Gesamtnote (z.B. 30%) im Vergleich zu anderen Leistungen.
B3. Beispiele für innovative Ansätze
bei der Leistungsbewertung
• Verbale Bewertung
• Lernfortschrittsberich, Entwicklungsbericht („records of achievement“)
• Pensenbuch, Lernzielorientierte Bewertung („L.O.B.“)
• „Schülersprechtag“ (Sammeln, Zusammenfassen, Kommentieren von
Lehrerrückmeldungen durch die Schüler/innen)
• Kommentierte direkte Leistungsvorlage
• Selbsteinschätzungs-„Mandala“ / Persönliches Lernprofil
• „Notenvertrag“, „Leistungsblatt“
L.O.B. - Lernzielorientierte Beurteilung
(http://www.modellschule.at)
(Selbsteinschätzungs-)„Mandala“
(oder „Kompetenzen-Zielscheibe“) (HS)
Motorischsensorische
KreativFähigkeiten
gestalterische
(Sport,
GesundGesellschaftlich- Fähigkeiten
heit)
humanistische
Fähigkeiten (u.a.
Kritikfähogkeit)
FACHLICHES
KÖNNEN
Hefte geMETHODISCHES
stalten,
Wichtiges
KÖNNEN
Texte
in einem
struktuText erIm Gedächtnis
rieren
kennen,
behalten,
Zuexzersammenhänge
pieren
herstellen
Naturwissenschaftliche
& mathematische
Fähigkeiten
Recherchieren,
Protokollieren
Rechentechniken
anwenden, mit
Tabellen & Diagrammen arbeiten
Sprachlich-kulturelle
Fähigkeiten (Ausdruck,
Kommunikation)
Teamfähigkeit
(Rücksicht, Geduld,
Hilfsbereitschaft,
Initiative)
Übernahme
von Verantwortung
SOZIALES
VERHALTEN
Wissen um eigene Stärken
& Umgang mit Kritik
Arbeitsplatzgestaltung
& Zeiteinteilung
Pünktlichkeit,
Verlässlichkeit
Konzentration
& Ausdauer
Fairness,
Ruhe &
Einhalten Freundlicher
Gelassenvon
heit
Regeln Umgangston
Fröhlichkeit
& Offenheit
SELBSTBEWUSSTSEIN & ARBEITSEINSTELLUNGEN
„Schülersprechtag“
• Terminvereinbarungen mit Lehrer/innen des Klassenteams.
• Lehrerbefragungen: Anerkennendes & Kritik & Ratschläge.
• Zuhören. Mitschreiben.
• Zusammenfassung: „Bewertungen meiner Lehrer/innen“
(1) Wie werden meine bisherigen Leistungen eingeschätzt?
(Meine Stärken und meine Schwächen)
(2) Wie wird mein bisheriges Lernverhalten gesehen?
(3) Welche Tipps bekomme ich?
(4) Meine Meinung dazu.
(5) Meine Vorsätze, wie ich mich verbessern will.
• Abgabe an das Lehrerteam: Schriftliche Stellungnahme (g Portfolio)
Beispiel für einen „Notenvertrag“
Abmachungen für die Leistungsbewertung im Fach ………
(Gültig erst dann, wenn Schüler/in und Lehrer/in einverstanden sind und unterschrieben haben.)
1. Vier Mindestanforderungen sind ausreichend für die Note „Genügend“:
(a) Heftführung (Mitschriften, Arbeitsblätter, Hausübungen vollständig);
(b) Mitarbeit (produktive Beteiligung an Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit);
(c) Tests positiv oder gründlich ausgebessert;
(d) Lernfortschritte bei mindestens einem selbst gewählten Lernziel: ……………………….
2. Leistungen, um eine bessere Note zu erreichen:
 „Befriedigend“: Arbeitsbucheintragungen; Fragenausarbeitung; Stundenwiederholung.
 „Gut“: zusätzlich Referat, Protokoll einer Schulexkursion.
 „Sehr gut“: zusätzlich: exzellente Qualität aller Leistungen, Mitgestaltung einer Stunde.
3. In der Mappe werden Pflichtaufgaben und selbst gewählte Zusatzaufgaben eingetragen.
Dem Lehrer oder der Lehrerin muss die Selbsteinschätzung bzw. die angestrebte Note
mitgeteilt werden, mit Begründung und Belegen, er braucht diese nur zu bestätigen. Falls
er/sie anders bewertet, findet eine mündliche Prüfung statt, auf Wunsch mit Beisitzer/in.
Einverstanden.
Datum:
Unterschriften: Schüler/in:
Lehrer/in:
„Leistungsblatt“ (z.B. Mathematik, 6.Schulstufe)
(Aistleitner-Kunze-Stern, Lernende Schule 4/2004, 46-47)
In diese Tabelle kannst du selbst eintragen, was du im Mathematikunterricht geschafft hast:
Klassenarbeiten/Tests, Schul- und Hausübungen und Mitarbeit. Für eine positive
Bewertung (4) im Semesterzeugnis genügen die Leistungen in der ersten Tabelle.
Bis 30.3.
Schriftliche Arbeiten, Heftführung, Arbeitshaltung
Mappe/Hefte in Ordnung. Arbeitsgeräte immer mitgebracht.
Arbeitsaufträge und Hausübungen zeitgerecht ausgeführt.
Rechnen, Konstruieren - Mathematik verstehen
Schul- und Hausübungen ergänzt und Fehler ausgebessert.
(Bei Verständnisproblemen nachgefragt.)
Alle Klassenarbeiten/Tests gemacht und verbessert.
Mitarbeit, Eigenverantwortlichkeit, Teamfähigkeit
1 Stundenwiederholung (vorher vereinbart).
1 selbstständige Ausarbeitung (mit Lehrbuch oder Computer).
1 Gruppenarbeit (Plakat, Präsentation, ... ).
Bis 25.5.
Bis 9.6
Lehrerkommentar
Trage in die zweite Tabelle ein, was du darüber hinaus geleistet hast. Du entscheidest selbst,
welche Leistungsstufe du dir zutraust, und wie viel du bereit bist, dafür zu tun!
Datum
ART DER LEISTUNG
1
3 ausgewählte (gute!) mathematische Rätsel samt Lösung
2
6 freiwillig ausgeführte Zusatzaufgaben aus dem Lehrbuch
3
3 Zeitungsausschnitte mit mathematischen Tabellen, Diagrammen
oder Rechnungen samt meinen Kommentaren dazu
4
1 Protokoll einer Messreihe (z.B. Tageshöchsttemperaturen,
Preisvergleich, … ) samt mathematischer Darstellung
Lehrerkommentar
Stufe
3
1 andere selbstständige Leistung (statt 1,2,3 oder 4) nämlich ....
5
Noch 3 ausgewählte mathematische Rätsel samt Lösung
6
1 Aufsatz über 1 interessantes mathematisches Thema, nämlich ....
7
1 Formelherleitung (z.B. Flächeninhalt) mit Beweisschritten
2
Eine andere selbstständige Leistung (statt 5,6 oder 7)
8
Selbstständige Sonderleistung, z.B. Präsentation/Referat über 1
mathematisches Thema oder 1 Mathematiker/innenbiographie
1
Lasse deine/n Lehrer/in zu allen drei Terminen dein Leistungsblatt samt Unterlagen sehen. Lasse ihn wissen,
welche Leistungsstufe du anstrebst, damit er sich überlegen kann, wie er dich dabei am besten unterstützt!
C. Qualitätskriterien für die
Leistungsbewertung
Was macht eine gute Leistungsbewertung aus?
 Gibt es Kriterien und Standards, die eine gute
Leistungsbewertung erfüllen muss?
Folgenreiche Fehldiagnosen
• PISA-2000-Deutschland: Anteil der 15-Jährigen mit
schwachen oder sehr schwachen Lesefähigkeiten
23% (!!) (Finnland: 7%)
Zusatzstudie MPI-Berlin (Baumert 2001): Befragung
der Lehrer/innen dieser Schüler/innen: 90% der
Leseschwächen blieben unerkannt
• KESS4-Studie Hamburg (Bos & Pietsch 2004):
Untersuchung an Grundschulen der „Kompetenzen
und Einstellungen von Schüler/innen –
Jahrgangsstufe 4“ mit Leistungstests und
Kontextfragebögen und Vergleich mit Lehrerurteilen.
Ergebnis: Schullaufbahnempfehlung Gymnasium für
ein Kind aus oberen Schichten 3-mal so groß wie für
ein Kind aus einer Arbeiterfamilie bei gleichen
kognitiven Grundfähigkeiten.
Mathematik-Kompetenz und Schulnoten
(Haider & Schreiner 2006)
PISA-2003-MathematikKompetenz und Noten
nach Leistungsgruppen in
8. Schulstufe
1: AHS oder HS 1. LG mit „Sehr Gut“
2: AHS oder HS 1. LG mit „Gut“
3: AHS oder HS 1. LG mit „Befriedigend“
oder HS 2. LG mit „Sehr Gut“
4: AHS oder HS 1. LG mit „Genügend“ oder
HS 2. LG mit „Gut“
5: AHS oder HS 1. LG mit „Nicht Genügend“
oder HS 2. LG mit „Befriedigend“ oder HS 3.
LG mit „Sehr Gut“
6: HS 2. LG mit „Genügend“ oder HS 3. LG
mit „Gut“
7: HS 2. LG mit „Nicht Genügend“ oder HS 3.
LG mit „Befriedigend“, „Genügend“ oder
„Nicht Genügend“
Was ist eine faire Leistungsbewertung?
(NCTM 1995, NSES 1996)
Faire Leistungsbewertung
• macht deutlich, was
wichtig ist
• fördert das Lernen
• trägt zur Chancengerechtigkeit bei
ist schlüssig
• ist ein offener Prozess
• ist kohärent (auf langfristige Bildungsziele
abgestimmt)
„Measure what you
value rather than
value what you can
easily measure“
"Haben Sie auch mal daran gedacht, dass dieses Zeugnis
ein denkbar schlechtes Licht auf Ihre pädagogische
Qualifikation wirft?"
(Uli Stein, 1999)
Literaturhinweise
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Black, P.J. & Wiliam, D. (1998): Inside the Blackbox - Raising standards through class-room
assessment. King’s College: London. http://www.pdkintl.org/kappan/kbla9810.htm
Ingenkamp, H. (1997): Lehrbuch der Pädagogischen Diagnostik, Beltz: Weinheim-Basel
NCTM (1995): „Assessment Standards for School Mathematics“. National Council of Teachers
of Mathematics: Reston, VA, USA.
NSES (1996): „National Standards for Educational Science“
http://books.nap.edu/html/nses
Sirotnik K.A., Kimball K. (1999): „Standards for Standards-Based Accountability Systems“, in
fdk Nov. 99, p 209. http://www.pdkintl.org/kappan/ksir9911.htm
Kleber E.W. (1992): Diagnostik in pädagogischen Handlungsfeldern. Juventa: WeinheimMünchen
Häußler P. u.a. (1998): Naturwissenschaftsdidaktische Forschung: Perspektiven für die
Unterrichtspraxis, IPN: Kiel
Harlen, W. & Deakin Crick, R. (2003): Testing and motivation for learning. In: Assessment in
Education, 10 (2) 169-208.
Stern, T. (2004): Neue Wege zu einer förderlichen Leistungsbewertung. In: Lernende Schule
4/2004: Mathe ist mehr. Friedrich: Seelze, 16-21
Stern, T. (2001): (a) Was hältst du davon? Selbsteinschätzung von Lernerfolgen.
(b) Beurteilungsmaßstäbe aushandeln? Erfahrungen mit einem Notenvertrag.
Beide Artikel in: Friedrichs Jahresheft 2001 Qualität entwickeln: Evaluieren.
Friedrich-Klett: Seelze, 2001,10-14, 40-43
Bloom's Lernzieltaxonomie rev.
(Anderson & Krathwohl 2001: A Taxonomy for Learning, Teaching & Assessing:
A Revision of Bloom's Taxonomy of Educational Objectives. NY: Longman)
Komplexität von Lernleistungen,
Gestufte Lernzielansprüche,
(keine Intelligenzniveaus!)
KREATIVITÄT
EVALUATION
ANALYSE
ANWENDUNG
VERSTÄNDNIS
MERKWISSEN