Institut für Sportgeschichte

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Institut für Sportgeschichte
Institute of Sport History
VL: Gesellschaft – Sport – Schulsport
WS 2013/14
Institut für Sportgeschichte
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Schulsport im Nationalsozialismus
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• Historische Situation
• Allgemeine Entwicklung des Sports
• Olympische Spiele 1936 in Berlin
• Sport in der Schule
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Historische Situation
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• NSDAP gewinnt Reichstagswahlen 1932 und 1933
• 30. Januar 1933:
Adolf Hitler wird Reichskanzler
• 27./28. Februar 1933:
Reichstagsbrand 
Reichsermächtigungsgesetz
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Historische Situation
05. März 1933: „Tag von Potsdam“
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1935: Nürnberger Gesetze als offener Ausdruck der Rassenlehre
1938: Novemberpogrome gegen Juden
1939: Beginn des Zweiten Weltkrieges
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Allgemeine Entwicklung des Sports
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• NSDAP: „völkischer Sport“
• „Gute Sportler sind gute Soldaten“
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• Meinungsumschwung bzgl. des internationalen Sports nach Machtübernahme
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• Reichssportführer Hans von Tschammer
und Osten: „notwendige Einigkeit“
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Allgemeine Entwicklung des Sports
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• „Vorauseilender Gehorsam“: Große Sportverbände
(DT, DFB) geloben Treue zum „Führer“
• Umstellung der demokratischen Organisationsstruktur
auf das Führerprinzip
• Jüdische und marxistische Sportler werden
ausgegrenzt
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
• 1930: Olympischer Kongress in Berlin
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• 26.04.1931: Bei der IOC-Session in
Barcelona werden die OS 1936 an
Berlin vergeben
• 24.01.1933: Theodor Lewald bildet
Organisationskomitee (OK)
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
• 1935: „Nürnberger Rassengesetze“
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• Die Fälle Helene Mayer, Rudi Ball
und Gretel Bergmann
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• US-Boykottdrohungen werden von
Avery Brundage entschärft
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
• 01.-16. August 1936
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• Aufwändige und perfekt
organisierte Zeremonien,
u.a. Fackelstaffellauf
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• Propaganda durch makellose
Inszenierung und mediale
Verbreitung
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
Während der Spiele entfloh niemand dem
Eindruck, dass die „neuen” Deutschen hart
arbeiteten, sich im Sport anstrengten, friedlich
lebten und die Situation so bleiben würde.
(Mandell 1971, S. 139)
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
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• OK und freiwillige Helfer sorgen aus eigenem Antrieb für
„Wohlfühlatmosphäre“
• Deutsches Team herausragend
• Trotz Novemberpogromen 1938 und Einmarsch in Prag im
März 1939: IOC vergibt die OWS 1940 im Sommer 1939 –
erneut – an Garmisch-Partenkirchen
• Internationales Olympisches Institut agiert durch Carl Diem
von Berlin aus
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Olympische Spiele 1936 in Berlin
•
•
Jesse Owens ist der gefeierte Athlet der Spiele
Leni Riefenstahl dreht die opulenten Dokumentationsfilme
„Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“
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Sport in der Schule
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Sport in der Schule
„Volksgemeinschaft, Wehrhaftigkeit, Rassenbewußtsein und Führertum sind die Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung und damit auch die Grundlagen der nationalsozialistischen
Erziehung überhaupt und speziell der Leibeserziehung. Bewegung,
Turnen, Spiel und Sport werden als der Bereich angesehen, in dem
Jugendliche am leichtesten zu erziehen wären; deshalb komme der
Leibeserziehung im Rahmen der nationalsozialistischen Gesamt-
erziehung eine besondere und entscheidende Bedeutung zu.“
(Richtlinien für die Leibeserziehung in Jungenschulen, zit. nach Krüger 1993, S. 141)
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Sport in der Schule
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• Sportlehrerausbildung: Weltanschauung statt Wissenschaft,
„politische Leibeserziehung“
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• Turnlehrer „steigen auf“ zu Leibeserziehern, ihre
wissenschaftliche Ausbildung ist verpönt
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• Statt Theorie geht es in erster Linie um praktisches Können
und ideologische Überzeugung
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• Zu vermittelnde Eigenschaften: Gesundheit, Kraft, harter
Charakter, Gemeinschaftssinn, Vaterlandsliebe
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Sport in der Schule
„Das Ziel dieser nationalsozialistischen Leibeserziehung bestand
nicht in der Rehabilitierung der körperlichen gegenüber der
geistigen Erziehung; vielmehr sollten sportlich gestählte Körper als
widerstandsfähiges „Material“ für den Krieg geformt werden.“
(Krüger 1993, 142)
„Es gab im Grunde keine Sportstunde, die, von Gesten abgesehen,
anders verlaufen wäre als vorher oder nachher.“
(Diem 1971)
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Sport in der Schule
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• 1935: 3 Stunden pro Woche
• 1937: 5 Stunden pro Woche
• Kommandosprache der SA
• Boxen, kämpferische Mannschaftsspiele
• Geländesportliche Übungen,
wehrsportliche Lagerausbildung
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Sport in der Schule
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Sport in der Schule
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• Zentralismus in Turn- und Sportlehrerausbildung
• Generelle Sportpflicht an Universitäten
• Zwei-, später dreisemestrige Grundausbildung
• Bedingung, um Studium fortzusetzen
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Sport in der Schule
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• Turnlehrerausbildung
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• Turnphilologen an Hochschulinstituten für
Leibesübungen (ab 1929)
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• Prüfungslehrgänge an den „Führerschulen“
in Neustrelitz und Marburg
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• Ideologische und wehrsportlich-praktische
Schulung
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Sport in der Schule
„Die Erziehung muss Gelegenheit zum Handeln geben, und das geht
am besten in der Leibeserziehung…
Auf der Hochschule soll der Student nicht bloß Leibesübungen
betreiben, sondern auch eine Leistung erreichen. Daher ist am Ende
des vierten Semesters eine Prüfung vorgesehen. Da muß der Student
nachweisen, daß er einen aus dem Wasser holen kann und einem
anderen in die Fresse hauen kann. Das ist allgemeine Bildung …
Das Führertum bildet sich in der Leibeserziehung heraus. Im Sitzen
ist noch keiner Führer geworden.“
(Carl Krümmel 1938)
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Sport in der Schule
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• DHfL  Reichsakademie für Leibesübungen; führt nun
nur noch Lehrgänge durch
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• Ausbildungsdauer schrumpft ebenso wie die
Anforderungen an die künftigen Lehrer
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• Ergebnis: Bis Mitte 1938 kamen 10.000 Übungsleiter,
aber nur 700 Lehrer an die Akademie
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• Carl Krümmel ab 1937 Direktor
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Adolf-Hitler-Schulen (AHS)
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• Der NSDAP angegliedert
• Gründung: 17. Januar 1937
• Neue Schulen (insg. 12)
• Aufnahmeverfahren =
„Führerauslese“ (12- bis 18-Jährige)
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Adolf-Hitler-Schulen (AHS)
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• sechsklassige Schulen für 12- bis 18-jährige Jungen
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• gegründet von Robert Ley (Reichsleiter NSDAP) und
Baldur von Schirach (Reichsjugendführer)
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• Ziel: Führernachwuchs für die NSDAP ausbilden 
Weitere Schulung auf Ordensburgen
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• „NSDAP und Hitlerjugend haben damit einen neuen gewaltigen
Auftrag erhalten, der weit über diese Zeit hinaus in die ferne
Zukunft reicht.“ (Schirach & Ley 1937)
• 1939: Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es zehn AHS 
Schulabgänger mussten sofort Soldaten werden
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Nationalpolitische Erziehungsanstalten (Napola)
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• Dem Reichsministerium für
Erziehung angegliedert
• Internatsoberschulen
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• Umwandlung von bestehenden
Internaten (insg. 35)
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• Erst Sichtung, dann Aufnahmetest
(10- bis 18-Jährige)
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Nationalpolitische Erziehungsanstalten (Napola)
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• „Rassische Eignung“ der Anwärter ausschlaggebend,
nicht intellektuelle Fähigkeiten
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• Ergänzung des Lehrplans um Ausbildung in Geländesport,
Reiten sowie Auto- und Motorradfahren
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• Besondere Möglichkeiten für die fliegerische und
seemännische Ausbildung
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• Schulzeitdauer vom 10. bis zum 18. Lebensjahr
• Schulgeld wurde an das Einkommen des Vaters angepasst
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Sport in der Schule
Nationalpolitische Erziehungsanstalten (Napola)
Die ersten Abgangsjahrgänge der
Schüler der Napola meldeten sich
vornehmlich zur Wehrmacht, die
späteren Jahrgänge hauptsächlich
zur Waffen-SS; 1944 waren das
53,9% der Schüler
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Fazit
„Nach dem erfolgversprechenden Ansatz in der
Stabilisierungsphase der Weimarer Republik hat die
Sportlehrerausbildung im Dritten Reich eine
Scheinkonjunktur erfahren. Sie ist zwar zu einer
Schnellproduktion angewachsen, aber qualitativ
reduziert, weltanschaulich indoktriniert und politisch
instrumentalisiert worden.“
(Bernett 1979, S. 42)
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Literatur
• Bernett, H. (1971). Sportpolitik im Dritten Reich. Schorndorf: Hofmann.
• Bernett, H. (1981). Der Deutsche Sport im Jahre 1933. Stadion, 7, 225-283.
• Bernett, H. (1979). Wissenschaft und Weltanschauung. Sportlehrerausbildung im Dritten Reich. In: A. Krüger & D. Niedlich (Hrsg.), Ursachen der
Schulsport-Misere in Deutschland (S. 32-44). London: Arena Publications.
• Bernett, H. & Teichler, H.J. (1999). Olympia unter dem Hakenkreuz. In: M.
Lämmer (Hrsg.), Deutschland in der Olympischen Bewegung. Eine
Zwischenbilanz (S.127-171). Frankfurt/Main: o.V.
• Teichler, H.J. (2010). Der deutsche Sport in der NS-Zeit. In M. Krüger & H.
Langenfeld (Hrsg.), Handbuch Sportgeschichte (S. 210-218). Schorndorf:
Hofmann.
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Fragenbeispiel 1
Welche der folgenden Aussagen trifft nicht zu?
a) Die Adolf-Hitler-Schulen waren der NSDAP angegliedert und
fungierten als Kaderschmiede.
b) Unter den Nationalsozialisten wurden die Sportstunden in den
Schulen erhöht.
c) Die „Napola“ setzten auf Koedukation, wofür eigens neue
Erziehungsanstalten gebaut wurden.
d) In der Sportlehrerausbildung wurde besonderer Wert auf die
ideologische Schulung gelegt, allerdings verkürzte sich im
Laufe der 1930er Jahre die Ausbildungszeit.
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!