Die neue griechische Inschrift Ëzânâs von Aksüm

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F R A N Z A L T H E I M - R U T H S T I E H L

Die neue griechische Inschrift Ëzânâs von Aksüm

Ein bekanntes Wort J . Wellhausens bezeichnet Chronologie als die Grammatik der Geschichte, 1 wobei er nicht hinzuzufügen vergaß, jene sei darum so unbeliebt wie diese. Solche Folgeerscheinung mochte sich in besonderem Maße einstellen, wenn chronologische Forschung daran ging, Vorstellungen zu zerstören, die sich innerhalb einer bestimmten Einrichtung oder seit geraumer Zeit weitgehender Zustimmimg erfreut hatte. Dies gilt von dem Zeitansatz, den man der frühesten christlichen Mission im heutigen Äthiopien und ineins damit dem ersten christlichen Herrscher des altäthiopischen Reiches Aksüm zugewiesen hat. F ü r die Kirche des heutigen Abessinien bildet der äthiopische Konstantin, als den m a n ' E z ä n ä zu betrachten pflegte, von jeher einen unabdingbaren Bestandteil ihres Selbstverständnisses, und so war es nur begreiflich, daß man — im Bestreben, den so Bezeichneten dem römischen Vorbild zeitlich tunlichst anzunähern —, ihn noch vor 350 angesetzt h a t . Auch die Wissenschaft h a t an solcher Ansetzung keinen Anstoß genommen, und erst den beiden Verfassern blieb es vorbehalten, die ,fable convenue' einer kritischen Nachprüfung zu unterziehen.

2 Unser Ergebnis, daß der erste christliche Herrscher Aksüms erst nach 451 anzusetzen sei, wäre demzufolge, falls es zuträfe, als geschicht liche Richtigstellung und zugleich als Beitrag zur Neugestaltung der äthiopischen Staatskirche nach dem Sturz der Monarchie von Bedeutung. Die bisher bekannten Inschriften 'Ezänäs hat E . L i t t m a n n in einer noch heute maßgebenden Ausgabe vereint.

3 Unter ihnen legt Nr. 11 seiner Sammlung 4 , in äthio pischer Sprache und ebensolcher Vokalschrift aufgezeichnet, vom Übertritt zum christlichen Glauben Zeugnis ab. Es ist von größter Bedeutung, daß dem bisher Be kannten ein Neufund zur Seite getreten ist. I m «Journal des Savants» (Paris) 1970, 260 ff. berichten F. Anfray, A. Caquot und P. Nautin über eine weitere, in Griechisch abgefaßte Inschrift 'Ezänäs. Anfray gibt, was sich über die Fundumstände ermitteln ließ, während der Text der Inschrift von Caquot behandelt wird, dem Nautin fürs Griechische zur H a n d ging. Der zweiseitig beschriftete Stein (seine Rückseite n i m m t eine bisher unveröffent lichte Inschrift 'Ezänäs in sabäischer Schrift ein) wurde im aksümischen Stadtteil

1 F. Altheim-R. Stiehl, Geschichte der Hunnen 5, Berlin 1962, 157. 2 Altheim-Stiehl a. O. 5, 157ff. ; eine Widerlegung der Auffassung A. Dihles, Um strittene Daten, Opladen 1965, 37f. ist in: Die Araber in der Alten Welt 4, Berlin 1967, 503ff. ; 5/2, Berlin 1969, 539ff. gegeben worden; zusätzlich: Christentum am Roten Meer 1, Berlin 1971, 412ff. 3 Deutsche Aksum-Expedition, hrsg. von der Generalverwaltung der königlichen Mu seen zu Berlin, Band IV, Berlin 1913. 4 Ebda. 32ff.

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472 F r a n z A l t h e i m - R u t h S t i e h l Enda Sem'ôn, in der Nachbarschaft des gleichnamigen Palastes, gefunden. Die Maße der Stele betragen 1,63 m in der Höhe, 0,605 m in der Breite ; die Buchstabenhöhe schwankt zwischen 2,1cm und 2,4 cm. Weitere Einzelheiten tun hier nichts zur Sache. Es sei begonnen mit der Lesung des Textes durch Caquot und Nautin :

'Εν τη πίστι τον θ[εον xaì] τη όυνάμί τον

[πα τρός

και νίον καί [ά]γί[ο]ν \π\νεΰματος,

τ[ω]

[σ]ώσαντί μοι το βασ[ίλ]ιον Tfj πίστι τον τω και πάντοταί μοι βοηθοϋντι εγώ [τών

κ]αί υί[οΰ]

άντον Ίησοΰ χριστού, τω βοηθήσαντί μο[ι\, Άζανάς βασιλεύς Άξωμιτων xaì Όμηρι τον ΡΕΕΙΔΑΝ και Σαβαειτών xaì

8

τον Σ[ΙΛ]ΕΗΛ και τον ΧΑΣΩ καί Βονγαειτών

[κ]αί

τω τον Τιαμώ ΒΙΣΙΑΛΗΝΕ, νίός τον Ε ΑΛΕ ΑΜΙΔΑ, δοϋλος χριστού, ευχαριστώ Κνρίφ

[θεώ]

μου καί ον δυναμαι είπϊν πλίρης

12

τάς ευχαριστίας αντοϋ, δτι ον δύναται το στό[μ\α μον καί ή διάνοια μον πάσας τάς ενχαριστίας άσπερ εποίησεν μετ' ê μον, δτι έπ[οί]ησεν έμοί ήσχνν καί δύναμιν

ιβ

καί έχαρίσ[α]τό μοι δ[ν\ομα μέγα δια τον ν'ιον [α]ύτον εις δν επ[ι\στενσα

[κα]ί

έποίησέν μαι ό \δ~\ήγόν πάσης της βασιλίας μον δια τψ πί στ[ι]ν τον χριστον τ[φ] θελήματι [αν]τον καί

20

δννάμι τον χριστού, δτι αυτός όδήγησέν μαι καί είς α[ύ]τόν πιστεύω καί αυτός lyε νετό μοι οδηγός. 'Εξήλθα πολεμησαι τούς ΝΩΒΑ, δτι κατέχραξαν κατ' αυτών 24 οι ΜΑΝΡΑΡΘΩ xaì Χ ΑΣ A xaì ΑΤΙΑΔΙΤΑ1 και ΒΑΡΕΩΤΑΙ λέγοντες δτι κατεπόνη σαν ημάς οι ΝΩΒΑ, βοηθήσατε ήμίν, δτι ε θληψαν ημάς άποκτένοντες. Καί άνέστην

28

εν τγί δννάμι τον θεού χριστού εις δν έπί στενσα καί όδήγησέν με. Και άνέστην

α πό

Άξώμεος έν μινί κατά Άξωμιτάς ΜΑΓΑ ΒΙΘΕ η' ημέρα σαμβάτω πίστι του θεού καί

32

έφθασα εις ΜΑΜΒΑΡΙΑΝ καί έκϊθεν έσιτάρχησα.

Die Inschrift ist nach 'Ezänäs Bekehrung gesetzt und tritt damit der bisher allein bekannten christlichen, Nr. 11 in Littmanns Sammlur.g, zur Seite. Sie unterscheidet sich indes von dieser nicht allein dadurch, daß sie in griechischer, nicht in äthiopischer Sprache und Schrift aufgezeichnet ist. Auch darin bringt sie Neues, daß in dem Text erstmals die göttliche Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist genannt wird (Zeile 1-2). Die neutestamentlichen Parallelen, die Caquot und Nautin anführen (S. 266), be sagen wenig für die dogmatische Stellung der Inschrift. Ihnen ist Entscheidendes, Unauthenticated Download Date | 3/24/16 9:39 AM

Inschrift 'Ezänäs von Aksûm

4 7 3 entgangen. Zeile I f f . werden

εν τ f j πίστι τοϋ &[εοϋ

gegenübergestellt

(εν) τη δννάμι τοϋ

[πα]τρός

και νιου και [ά]γί[ο]υ \π\νεΰματος.

Demzufolge zerlegt sich

&εός

als Einheit in drei

δυνάμεις,

will sagen: in Vater, Sohn und Heiliger Geist. Anders ausgedrückt: die göttliche Einheit in die Wirkungsweisen der aus ihr hervorgegangenen Dreiheit. Der Tatsache, daß der Sohn eine

δΰναμις

Gottes ist, entspricht, daß Zeile I6f. dieser durch den Sohn handelt :

διά τοϋ υιοϋ [α]ύτοϋ.

Wie sehr damit Grundsätzliches ausge sagt ist, geht daraus hervor, daß Gott im folgenden mit τ[ώ

σ]ώσαντί μοι τό βασ[ίλ]ιον

Zeile 2f.,

τω βοηϋήσαντί μο[ί\

Zeile

4

und

πάντοταί μοι βοη&οϋντι

Zeile 5 aufgenommen wird. Gott ist oberste, umfassende Wesenheit, und daraus folgt, daß nicht nur der Vater göttlicher Natur ist, sondern auch Sohn und Heiliger Geist. Der Sohn besitzt demnach nur e i n e Natur, die göttliche. Daß dies in der T a t gemeint und eine zweite, menschliche Natur ausgeschlossen ist, bestätigt eindeutig die Wendung

& τη δννάμι τον ϋεον χριστού

Zeile 28. Caquot u n d Nautin (S. 272) über setzen denn auch «le Dieu Christ». Dem entspricht die Äußerung im Himyaritenbuch :

l-märan yessu mSihä allähä

(9a 21 Moberg). Die Inschrift besitzt demnach aus gesprochen monophysitischen Charakter. Dazu stimmt, daß der Heilige Geist allein aus Gott hervorgegangen ist, dessen

δνναμις

er ist, nicht auch aus dem Sohn. Schwerlich ist Zufall, d a ß die Wendung, die vom Gott Christus spricht, in einem T e x t wiederkehrt, der sich ebenso eindeutig als monophysitischen Ursprungs aus weist. Gemeint ist ein Brief des von Longinos bekehrten Königs der Alodäer a n den der Nobaden, erhalten bei Iohannes von Ephesos. Hier wird von Christus als

msihä attähan

gesprochen (3, 337, 29 Brooks). Wenn somit der Messias als „unser G o t t " bezeichnet wird, entspricht dies genau dem, was mit

τον öeov χριστού

gemeint ist. Die monophysitische Prägung unserer Inschrift hat sich damit bestätigt.

5 Eine weitere Bestätigung ergibt sich aus dem, was in Zeile 10ff. gesagt wird. 'Ezänä. bezeichnet sich zwar als

δούλος χριστού

Zeile 10, aber sein Dank gilt

κνρίφ τφ [&εω\

Zeile lOf., weil dieser

Ιπ[οί\ησεν Ιμοι ήσχνν Zeile

15, weil er

έχαρίσ[α\τό μοι δ\ν\ομα μέγα

Zeile 16, weil er

εποίησέν μαι ό[δ]ηγάν πάσης της βασιλίας μον

Zeile 17f. und

αντός έγένετό μοι οδηγός

Zeile 21 f. Zwar wird bei dem zweiten und dritten Glied dieser jeweils m i t

δτι

beginnenden Sätze eingefügt, daß ' E z ä n ä das Ausgesagte wegen seines Glaubens a n den Sohn u n d Christus erlangt habe (Zeile 16f.; 17f.). Doch erneut wird von der

δύναμις τον χριστού

Zeile 20 gesprochen. Daß das dritte Glied m i t

αυτός

sich auf die vorangegangene Nennung Christi zurückbeziehe, wie Caquot und Nautin behaupten (S. 268), bleibt unerweislich. Es müßte in solchem Falle strenggenommen

οϋτος

u n d nicht

αντός

gesetzt werden. Hinzu kommt, daß der Parallelismus der drei mit

δτι

ein geleiteten Sätze erst dann volle Wirkung gewinnt, wenn auch der dritte sich auf G o t t als umfassende Wesenheit bezieht. Gòtt selbst, so verkündet 'iüzänä, war ihm Führer u n d Wegweiser. Nicht zu vergessen: Gott, wiederum als

αντός

bezeichnet, t r i t t auch in d e m Gegensatzpaar von τ[ώ]

άελήματι [αν]τοϋ

und

δννάμι τοϋ χριστού

Zeile 19f. ent gegen ; ebenso in

δια τοϋ νίοϋ [ά\ντοϋ

Zeile 16 f. Die Stellung, die Christus einnimmt, dient dem Hinweis, daß ' E z ä n ä der nach jenem genannten Religion angehört. ' E z ä n ä ist

δοϋλος χριστού

Zeile 10, und noch deutlicher ist

διά τοϋ νίοϋ [α]ύτοϋ εις δν ¿3ΐ[ί]στευσα

Zeile 16f., der Wendung

διά την πίστ[ι\ν τοϋ χριστοϋ

Zeile 18f. nicht zu vergessen. I n allem Übrigen spricht ein Herrscher,

5 Damit erledigen sich die Bemerkungen E. Hammerschmidts bei G. Gerster, Kirchen i m Fels, Stuttgart 1968, 42 f.

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der das Chalcedonense ablehnt. Er hat sich dem Bekenntnis angeschlossen, das Dioskoros, der Patriarch Alexandreias, vor dem versammelten Konzil aussprach: o«5 δει λέγειν μετά την Ινωσιν δυο φύσεις, αλλά μίαν σεσαοκωμένψ τον λόγου φνσινβ Oder in syrischer Formulierung: d-lä zädek l-mêmar baiar hdäyütä trên kyänin

1 .

'Ezänä hat von Anfang an der nicht-chalkedonischen Lehre angehangen. Ver mutungen derart, wie sie zuletzt geäußert wurden, 8 daß erst nachträglich dieses Be kenntnis übernommen wurde — sei es zu unbestimmter Zeit in Dioskoros' Nachfolge, sei es gar erst in islamischer Zeit — fallen ins Leere. Für die spätere Entwicklung der äthiopischen Orthodoxie sei daran erinnert, daß unter Claudius II. (1541—1559) im Gegensatz zur portugiesischen Jesuitenmission das monophysitische Bekenntnis besonders betont wurde. Im Glaubensbekenntnis dieses Kaisers 9 wird von dem einen Gott und dessen eingeborenem Sohn gesprochen, der seine δνναμις (kailü) sei.

10 Die Äußerung stimmt genau zu dem von 'Ezänä Formulierten. Kaum nötig zu sagen, daß ausdrücklich ausgeschlossen wird, der Heilige Geist könne aus dem Sohn hervorge gangen sein. Die Folgerungen, die sich ziehen lassen, sind nicht nur dogmengeschichtlicher, sondern auch chronologischer Art. Wenn 'Ezänä, wie sich gezeigt hat, als Monophysit spricht, so konnte er diese Inschrift frühestens 451 oder einige Jahre danach gesetzt haben. Diese Folgerung wurde bereits aus Nr. 11 Littmann gezogen und in der Aus einandersetzung mit E. Hammerschmidt erhärtet.

11 Damit hat sich die von uns vor geschlagene Spätdatierung 'Ezänäs erneut bestätigt. Einwände, die Caquot und Nautin erheben, 12 sind belanglos. Beide kennen allein unseren Aufsatz über 'Ezänäs Chronologie in dieser Zeitschrift 39 [1961], 234-248 und berufen sich auf A . Dihles angebliche Widerlegung in „Umstrittene Daten" (Opladen 1965) 51 ff. Sie wissen nichts von unserer Erwiderung in „Die Araber in der Alten W e l t " 4 (Berlin 1967), 503ff. und 5/2 (1969), 539ff., auf die hin sich Dihle nicht wieder hat vernehmen lassen. Auch die neuen Gründe, die in „Christentum am Roten Meer" 1 (Berlin 1971), 402ff. und 467f. vorgelegt wurden, sind von Caquot und Nautin nicht bemerkt worden. Den Brief Konstantios' I I . sollte niemand mehr zugunsten einer Bekehrung 'Ezänäs durch Frumentius anführen. Athanasios nennt zwar in seiner Apologie (31; PG. 25, 636f.) den letzteren επίσκοπος της Αύξούμεως, aber diese Kenn zeichnung steht in Athanasios' begleitendem Text, nicht im Brief des Kaisers selbst, was zeigt, daß der Patriarch aus eigner Machtvollkommenheit den Titel verliehen hat und es sich bestenfalls um einen Anspruch handelt. Gar nicht zu reden davon, daß Frumentius den hier genannten Α'ιζανάς nicht zum Christentum bekehrt hat und, wenn man den Wortlaut grammatisch richtig deutet, überhaupt noch nicht in Aksüm gewesen ist; seine Fahrt dorthin wird allenfalls als möglich behandelt (Christentum 1, 403f.). Vielmehr hat die von uns erstmals herangezogene Nachricht bei Iohannes

6

Acta cono, oecumen. I I 1 (1933), 117 Nr. 299 Schwartz; vgl. 112 Nr. 263 άνά&εμα τω

λεγοντι ή σνγλνσιν η άνάκρασιν ή τροπήν.

7 Barhebraeus, Hist. eccl. 1, 173 Zeile 17 f. Abbeloos-Lamy. 8 F. Heyer, Die Kirche Äthiopiens, Berlin 1971, 257. s» H . Ludolf, Commentarius, Frankfurt/M. 1691, 238. 10

C. F. A. Dillmann, Lexic. ling. Aethiop., Leipzig 1865 (Neudr. 1955), 608f.: hail =

δύναμις.

11 Altheim-Stiehl, Christentum am Roten Meer 1, 417f., 469f. « A. O. 269, 271 Anm. 10.

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I n s c h r i f t ' Ë z â n â s von A k s ü m

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von Nikiu bestätigt (82, 11 ff. Zotenberg), daß Frumentius nicht in Aksüm, sondern in der India ulterior Rufinus', will sagen: dem großen Indien missioniert hat (Christen tum 1,404). ο

Eine weitere Besonderheit der neugefundenen Inschrift ist, daß in ihr 'Ezänä als 'Ανανάς gegenüber 'ezänä in den äthiopischen Texten, Α'ιζανας in dem soeben ge nannten Brief Konstantios' II., Άειζανας in der Inschrift Nr. 4 Littmann und Η ZANA der Münzen begegnet. So zumindest nach Caquot und Nautin (a. 0 . 266f.), denen in des wiederum entscheidende Tatsachen entgangen sind, wenn sie in Άζανας das erste Vorkommen dieser Namensform erblicken. E. Littmann 14 hat sich zum Namen 'ezänä mehrfach geäußert. Er wird in sabäischer (Nr. 6, 1) und in äthiopischer Konsonantenschrift (Nr. 7 , 1 ) 'zn geschrieben. In Nr. 8 und 9 ist der Name nicht erhalten. Es bleiben die Inschriften in äthiopischem Vokal alphabet Nr. 10, 1 und 11, 1—2. Beide Male glaubte Littmann, 'ezänä ansetzen zu dürfen. Doch zu Nr. 10, 1 bemerkt er selbst vom ersten Zeichen (S.29), man möchte es am ehesten als ergänzen. Ein Blick auf die Lichtbildtafel IV bestätigt dies. Auch Nr. 11, 1—2 kann das erste Zeichen allein als gelesen werden. Wiederum erhärtet sich dies anhand des Lichtbildes, diesmal auf Tafel V. Wenn Littmann gegen den Augenschein bei 'ezänä verharrte, so bestimmten ihn die griechischen Umschriften, vor allem HZANA der Münzen.

15 In solchem Fall muß man sich stets die Frage vorlegen, ob man itazistisch zu lesen habe oder nicht. Liest man HZANA = 'ezänä, so stimmt es nicht zu Άειζανάς ; liest man hingegen *'izänä, so widerspricht es ohnedies dem angeblichen 'ezänä. Bei ' Αειζανάς kann es nach Ausweis sämtlicher Inschriften (auch unseres Neufundes), die von Aksüms Königen gesetzt wurden, allein die itazistische Lesung geben. Ein Kenner vom Range W. Dittenbergers hat denn auch bereits ausgesprochen, daß Άειζανάς als aizänäs gelesen werden müsse ; man sollte davon nicht abgehen. Littmann indessen suchte sich dem zu ent ziehen, indem er α als Wiedergabe des äthiopischen 'Ain auffaßte und dement sprechend Άειζανάς schrieb. Wenn dies zuträfe, käme man auf eine äthiopische Form 'izänä. Darum nochmals : es steht in den beiden zuvor genannten Fällen 'äzänä und nichts anderes da. Schon hier sei ein Schluß gezogen. Es hat sich ergeben, daß 'Ezänä nach Annahme des Christentums allein die Form 'äzänä, Άζανάς auf den Inschriften führt. Eine Gleichsetzung des christlichen Königs mit dem τύραννος Aksüms, der im Briefe Konstantios' II. ΑΙζανας heißt, ist schon aus sprachlichem Grand nicht möglich. Dieser Schluß wird sich sogleich anhand der Münzen 'Ezänäs bestätigen. Ein Weiteres wurde völlig übersehen. Es ist keineswegs so, daß allein HZANA auf den Münzen erscheint. Bisher hat man, soweit man sich Littmann anschloß, den Hinweis darauf unterlassen, daß daneben Α Ζ A N A begegnet. An anderer Stelle haben wir dies gezeigt; die in ,,Die Araber in der Alten Welt" 5/1 (Berlin 1968), 352f. (und Abb. 61) erwähnten Stücke befinden sich im Besitz der Verfasser. Die sprachliche Form des Namens ist dieselbe wie auf den Inschriften Nr. 10, 1 und 11, 1—2 sowie auf dem Neufund. Es sei betont, daß auch die Münzen, wie das auf ihnen angebrachte Kreuz zeigt, in christliche Zeit fallen, sie demnach den zuvor gezogenen Schluß be 13 Caquot-Nautin a. O. 272 bemerken richtig, daß R u f i n u s ' Erzählung aus E d e s i u s ' M u n d e s t a m m t . " A . O. 6, 29, 35. « A . O. 29, 35. SI Elio 58/11

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476 F R A N Z A L T H E I M - R U T H S T I E H L stätigen. Aber auch die Legende

HZANA

beweist keinesfalls, was man ihr auferlegt hat. Bekanntlich entspricht

Ίησοϋς

im Äthiopischen

iyasüs;

ein gleiches Gegenüber von

η, ë

auf der griechischen zu ä auf der äthiopischen Seite bieten :

'Ασκληπιός Παλαίμων, Palaimo, Paterno Nêbo Liberius, Αιβέριος Decius, Δέχιος salcaläbyös ; palämön ; näbäw; lïwâryôs, libäryös däsyös.

Dabei muß man sich gegenwärtig halten, daß im spätkaiserzeitlichen Griechischen

*liioerios, *dekios

unter dem Ton gesprochen wurden. Angesichts dieser Entsprechungen müssen Folgerungen gezogen werden. Der Name der südarabischen

Cesarti

bei Plinius (n. h. 6, 159) wurde von uns 1 6 mit äthiop.

gezän

gleichgesetzt. Eine ähnliche Form begegnet in der Adulitana I I :

Γάζη εϋνος

(Kosmas Indikopl. 74, 10 Winstedt) u n d im Scholion:

Γάζην λέγει τους Άξωμίτας, άχρι γ[άρ και] τοϋ νϋν Άγαζη αυτούς όνομάζονσι.

I m letzteren Fall ist der Name zweimal im Akkusativ gebraucht. Doch zumindest

Γάζψ,

was angesichts von

Άγαζη

schwerlich formal als griechischer Akkusativ aufgefaßt werden kann, ließe sich unter der Voraus setzung, daß

ä

und

η

sich entsprechen, hinsichtlich des Vokals der zweiten Silbe mit

Cesarvi, gezän

vergleichen. Aber auch die Schreibung des Königsnamens

HZANA

auf den Münzen, die L i t t m a n n veranlaßt hat, s t a t t des eindeutig überlieferten

'äzänä

der äthiopischen Inschriften

'ezänä

zu lesen, fände nunmehr ihre Erklärung. Es steht nichts im Wege, auch

HZANA

für eine Umschrift von

'äzänä

zu halten. Damit verengt sich die Frage dahin, wie man

'äzänä

mit

ΑΙζανάς

(in Konstan t e s ' I I . Brief) sowie itazistisch geschriebenem

Αείζανάς

zu vereinigen vermöchte. Anders ausgedrückt: es geht u m die Etymologie des Namens. Littmann (a. O. 6) erwog den Vergleich mit arab.

'aidän,

was formal einwandfrei ist, solange man allein

Αίζανάς, 'Αειζανάς

heranzieht ; anders ist es, wenn man

'äzänä

vergleicht. Für L i t t m a n n bildete auslautendes

auf äthiopischer Seite eine weitere Schwierigkeit. Den entscheidenden Einwand erbringt die B e d e u t u n g :

'aidän

ist

pravus natura, indole.

Zwar k o m m t der N a m e Aióávov Gen. auf griechischen Inschriften Syriens vor, wie L i t t m a n n be merkt, aber ein König, zumal ein solcher, der einen Gott als Vater nennt (Nr. 4, 5 f. ; 6, 2 f . ; 7, 3f. ; 8, 4f. ; 9, 4f. ; 10, 5f.), kann einen Namen solcher Bedeutung nicht ge tragen haben. D a s Nebeneinander von

'äzänä

und

'Αειζανας

(Nr. 4, 1), das zunächst einen Anstoß bedeutet haben mag u n d f ü r Littmann denn auch bedeutet hat, enthält in Wirklich keit die Lösung. F . Praetorius 1 7 und C. Brockelmann 1 8 verweisen darauf, d a ß das P a r t . Perf. P e ' a l (arab.

kätil,

hebr.

lcötel,

syr.

Jcätel)

als lebendige Bildung im Äthiopischen zwar verschwunden ist, sich aber in einigen isolierten Fällen erhalten h a t . Dazu gehören

wares

„ E r b e " ,

rate

„rechtschaffen",

sädek,

„gerecht",

dahin

„un versehrt",

wâhëd

„einzig",

lähei

„schön". Beispiele von Verba mediae geminatae sind nicht vorhanden. Die semitischen Sprachen haben sich in diesem Fall in zwei

16 Altheim-Stiehl, Die Araber in der Alten Welt 1, Berlin 1964, 120ff. " Aethiop. Gramm. (Neudr. N e w York 1955) 90 § 102. 18 C. Brockelmann, Grundr. der vergi. Gramm, der semit. Sprachen 1, Berlin Neudr. 1961, 342 § 126 b.

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I n s c h r i f t ' Ë z â n â s von A k s ü m

477 Richtungen entwickelt . Auf der einen Seite stehen

das

Hebräische und das Arabische. Sie geben die Entsprechung zur Bildung kätil,

also

bei arab. 'azza: *'äziz, woraus 'äzz wurde.' 9 Anders das Aramäische mit 'aiz, 'ä'ez, nach Analogie der Verba mediae w und y gebildet. Theoretisch standen beide Möglichkeiten fürs Äthiopische zur Verfügung. Eine Form *'äziz mußte dort zu *'äzez werden, woraus sich laut gesetzlich *'äzz und unter Beseitigung der Verdoppelung *'äz ergeben konnte.

20 Damit hätte sich 'äz in 'äzänä erklärt. Nimmt man jedoch eine dem Aramäischen ent sprechende Bildung an, so erhielte man zunächst *' aiz. Dieses hat sich in Άειζανας, zu sprechen *aizanas, erhalten. Daneben kennt

man

Αίζανάς aus dem hundert Jahre älteren Brief Konstantios' II., der zuvor erwähnt wurde. Der literarische Text ver bietet, itazistische Lesung vorzunehmen ; auch hier hat man *aizanäs zu lesen, ent sprechend dem itazistisch geschriebenen Άειζανάς. Es lagen demnach zwei Bildungsmöglichkeiten vor, die miteinander in Wettstreit hätten treten müssen. Da aber die Partizipien solcher Art im frühen Gë'ëz ausstarben, haben sie sich, gleich den genannten Fällen, nur noch in isolierter Form erhalten. Wichtig ist eine lautgeschichtliche Feststellung. Die Form Άειζανάς = *'aizanä8, um die Mitte des 4. Jahrhunderts belegt, spiegelt *'ä'iz. Sie zeigt damit, daß sich jm frühen Gë'ëz i noch nicht zu ë gewandelt hatte. Genug : *'äz in 'äzänä, *'aiz in Άειζανάς, Αίζανάς gehören als Partizipien zu 'azaza und bedeuten der „Starke, Mächtige". Den restlichen Bestandteil des Namens bildet das doppelte Abstraktformans -än und -ä, 21 die die Bedeutung „Stärke, Macht" ergeben. Bezeichnend ist, welche griechische Umschreibungen 'Üzänä benutzt hat. Άειζανάς begegnet ein einziges Mal, auf seiner frühesten Inschrift Nr. 4, 1. Die Wiedergabe als *aizanäs war überkommen, denn so hieß, wie schon gesagt, einer der beiden τύραννοι AksQms, an die Konstantios II. seinen Brief gerichtet hatte (Αίζανάς). 'Ezänä über nahm sie zunächst, ohne viel Überlegung ; er mußte jedoch bald dessen inne werden, daß es sich um eine veraltete Lautform handelte, die man zu seiner Zeit anders aus sprach. In seinen in Vokalschrift aufgezeichneten Inschriften schrieb denn auch der Herrscher 'äzänä, in der neugefundenen Άζανας. Auf die Münzen setzte man Η Ζ AN A und AZANA, was, wie sich gezeigt hatte, beidemal äthiopisches 'äzänä wiedergab. Zu 'Ezänäs Protokoll haben Caquot und Nautin alle bisher bekannten Angaben zusammengestellt und sie mit denen der neugefundenen Inschrift verglichen (S. 274). Einziger Unterschied ist beiden Autoren zufolge die Schreibung Σ[ιλ\εηλ statt sallan (Caquot schreibt salhen). Indes ist Σ[ιλ]εην zu lesen.

22 Entgegen der Behauptung Caquots und Nautins steht am Schluß des Namens kein Λ. Vielmehr erkennt man auf der Aufnahme den unteren Ansatz der rechten Hasta des N. Auch auf der Inschrift Nr. 4, 3 dürfte Σιλεη lediglich ein am rechten Rand verstümmeltes Σιλεη[ν sein. Zeile 10 bedeutet ευχαριστώ „Dank sagen", und dementsprechend muß ευχαριστίας Zeile 12 und 14 „Danksagungen" und nichts anderes meinen, wie denn dies allein die Bedeutung des Wortes auch sonst ist. Gleichwohl schlagen Caquot und Nautin eine Bedeutung «faveur» oder «grâce» vor und verweisen auf eine Parallelstelle in der Adulitana II. So übersetzen sie Zeile 11 f. όν δύναμαι είπΐν πλίρης τάς ευχαριστίας αύτοϋ als: «je ne puis dire pleinement Ses grâces» statt eines richtigen: „ich vermag nicht 19 C. Brockelmann, Arab. Gramm., Leipzig I 2 1948, 50f. 2 0 A. Dillmann, Gramm, der äthiop. Sprache, Neudruck 1959, 9 4 f . § 5 5 c . 2 1 Praetorius a. O. 100. 22 Entsprechend Nr. 4 Zeile 3 E n d e Littmann. »1· -

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vollständig aufzusagen die Danksagungen f ü r ihn (= die ihm gebühren)". Ebenso Zeile 13f.

πάσας τάς ευχαριστία; ασπεη ¿ποίησε )· με τ' t[uor

als: «toutes les grâces qu'il m ' a faites» s t a t t : „alle Danksagungen, die er von meiner Seite

(μετά

cum genet.) 2 3 bewirkt h a t " . D a ß in der Adulitana I I

öi' ην εχω ηοό: τύ>· μέγιστον &εόν μου "Αοην ενχαριστίαν

entsprechend zu übersetzen ist, wurde Christ. 1. 465 dargelegt. Zeile 24ff. werden

Μανγαο&ώ, Χασα,

die

Άτιαόιται

und

Βαοεώται

als diejenigen g e n a n n t , die c E z ä n ä u m Hilfe gegen die Nöbä angerufen haben. Ihnen entsprechen in der Inschrift 1 1 , 9 die Völker Mangürtö, Hasä und Bäryä, während die

Άτιαόιται

fehlen. Caquot u n d N a u t i n , teilweise auf Hinweisen J . Désanges' f u ß e n d , versuchen vergeblich, den Stammesnamen anzusetzen. Was sich anbietet, sind die A gialli 24 , wobei zu bedenken ist, d a ß auch die Namen der Hasä und Bäryä, wie L i t t m a n n ge zeigt h a t , 2 5 sich bis in jüngste Zeit gehalten haben. Schwierigkeit m a c h t indessen, d a ß der heutige Sitz der Atialli in Togo allzuweit vom Nöbä-Bereich w e g f ü h r t , u n d weiter, d a ß neben d e m stimmhaften Dental in

Άτιαόιται

die Liquida

l

im gegenwärtigen N a m e n a u f t r i t t . Die Lösung ergibt sich durch eine sprachliche Zusammenstellung, die der G ü t e 0 . Rösslers v e r d a n k t wird : D a s afrikanische W o r t f ü r „Auge" lautet in den küsitischen Sprachen: i m Somali

il,

i m Galla

ija

u n d im Agaw

yil.t.

Weiter im Ägyptischen

yr.t,

im K o p t i s c h e n

I6ip6

(tire).

Der starke Konsonant in diesem Wort war nach Ausweis des Ägyptisch Koptischen Läme<$. I n den Cäd-Dialekten hingegen t r i t t an dessen Stelle

d,

wie die folgende Zusammenstellung zeigt : a) P l a t e a u - S a h e l - G r u p p e : H a u s a

idö;

Sura

y it;

Maha

ido

tíegu

vde.

b) B i n - M a n d a r a - G r u p p e : Pidlimdi

yidi;

W a n d a l a

iie

(vgl. B a n t u

iée).

Auch im S t a m m e s n a m e n der

Άτιαόιται

und Atialli muß demzufolge die ursprüng liche F o r m m i t der Liquida l angesetzt werden, und der heute in Togo ansässige S t a m m h a t diesen Bestand gewahrt. Aber bevor er seinen gegenwärtigen Sitz einnahm, m u ß er im Cäd-Gebiet gewohnt haben, demnach unmittelbar a n der Westgrenze des Nöbä-Bereiches. D o r t hörten ihn ' E z ä n ä oder seine Gewährsmänner, m i t D e n t a l ge sprochen, aus dem M u n d der Umwohnenden als

*Atiad(d)i

o. ä. I n dieser L a u t f o r m f a n d der Name, v e r m e h r t um das griechische Stammbildungssuffix, in ' E z ä n ä s griechische I n s c h r i f t Eingang. Caquot u n d N a u t i n erörtern zum Schluß, worin sich ' E z ä n ä s neue I n s c h r i f t v o n der gleichfalls christlichen Nr. 11 unterscheide. Obwohl sich offenkundig beide I n schriften auf dasselbe Ereignis beziehen, erwägen sie, ob es sich n i c h t in der neuen I n s c h r i f t u m einen zweiten Zug gegen die Nöbä handle. Zur U n t e r s t ü t z u n g dieser V e r m u t u n g f ü h r e n beide Autoren an, d a ß die neue Inschrift «résolument chrétienne et trinitaire» sei, w ä h r e n d die ältere sich lediglich als «monothéiste» erweise (a. O. 271). 23 Caquot-Nautin a. O. 272 bemerken: «

εποίηαεν μετ' έμοϋ

pour μοι!» 24 U. Monneret de Villard, Storia della Nubia cristiana, Rom 1938, 179 Anm, 3. 25 Α. O. 37 zu Zeile 9. Unauthenticated Download Date | 3/24/16 9:39 AM

Inschrift 'Ezänäs von Aksüm 4 7 9

Seien wir uns einig, daß dieser Gegensatz, von bloßer Begrifflichkeit diktiert, im Rahmen des christlichen Dogmas sinnlos ist. Es kommt hinzu, daß es Caquot u n d Nautin entgangen ist, daß in beiden Inschriften ein Anhänger des monophysitischen Christentums spricht. Für Nr. 11 braucht das Christ. 1, 417—419 Erörterte nicht wiederholt zu werden. Für die neue Inschrift sei im Anschluß an zuvor Gesagtes an die von uns erstmals gelesene aus der Kathedrale von Faras erinnert, in der neben

π(ατέ)ρα τον κόσμου — &εός

die Dreiheit von

π]ατήο

(ohne Zusatz) und

ν(ίό)ς

einerseits, τό

πν(εϋ)μα τον άγιο

andererseits steht (Christ. 1,496f.). Auch diese ist zweifellos monophysitisch (Christ. 1, 502f. ; M. Krause daselbst 516—521).

Πατήρ τον κόσμου,

dem bloßen

πατήρ

wesensmäßig übergeordnet, entspricht weitgehend äthiopischem

ëgzi'abhër „dominus terrae, i. e. universi" 26 .

Was ein Vergleich festzustellen vermag, ist einmal, d a ß im Gegensatz zu Nr. 11 in unserer Inschrift das Christlich-Dogmatische einen größeren R a u m einnimmt, die Kriegshandlungen indes summarisch wiedergegeben sind. Die Erwähnung der Beute ist völlig weggelassen. Zweifellos ist beides von der stärkeren Betonung dee Christen t u m s nicht unabhängig. Dies läßt sich bei schärferem Zusehen erweisen. Caquot und Nautin deuten

έσιτάρχησα

Zeile

32

als «je me suis ravitaillé». Die Über setzung ist unrichtig, ganz abgesehen davon, d a ß dann das vorhergehende

έκΐΰεν

auf

Μαμβαρίαν,

also den Thron rückbezüglich, ohne erkennbaren Sinn bleibt. D a s V e r b u m

σιταρχεϊν

bedeutet " t o pay an a r m y " , zu ergänzen

στρατιώτας,

u n d nichts anderes. Die Ausplünderung der Besiegten durch den siegreichen 'Ezänä, die Nr. 11 so ausgiebig beschreibt, konnte nicht einfach tingeschehen gemacht werden. Aber ' E z â n à wollte sie anders gesehen wissen. Das Heer h a t t e zweifellos von dieser Beute u n d ü b e r h a u p t von Requisition gelebt (a.O. 1,

424).

Aber es sollte gezeigt werden, daß dem etwas Rechtmäßiges zugrunde lag : die unabweisbare Entschädigung jenes Heeres, das f ü r ' E z ä n ä den Sieg errungen h a t t e . D a r u m erfolgte die Ausführung vom Throne aus, dem Symbol der von Gott verliehenen Herrschaft ; an die Stelle geschehener Willkür t r a t der herrscherliche Vollzug. Die Verfasser haben gegen Caquots Behandlung der aramäischen Inschriften H a t r a s 2 7 und seine Lesung der äthiopischen Dipinti 2 8 erhebliche Beanstandungen vorbringen müssen. Dasselbe gilt von den alt-äthiopischen Inschriften, die Caquots Schüler Drewes erstmals mitgeteilt hat.

2 9 I m vorliegenden Fall verhält es sich nicht anders. Man bedauert, daß ein wichtiger N e u f u n d in dieser Bearbeitung vorgelegt werden konnte.

26 Dillmann, Lexic. 1192. 27 Altheim-Stiehl, D i e Araber in der Alten W e l t 2, Berlin 1965, 191ff.; 4 (1967), 252ff. 2 8 Altheim-Stiehl, Christentum a m R o t e n Meer 1 (1971), 474ff. 29 Altheim-Stiehl, Die Araber in der Alten W e l t 3, Berlin 1966, 32ff. ; 5/2 (1969), 353f.

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