Die Geschichte und Entwicklung der Kybernetik The History and Development of Cybernetics Die Geschichte und Entwicklung der Kybernetik The History and Development of Cybernetics Präsentiert von The.

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Die Geschichte und
Entwicklung der
Kybernetik
The History and Development of Cybernetics
Die Geschichte und
Entwicklung der
Kybernetik
The History and Development of Cybernetics
Präsentiert von The George Washington University in Kooperation mit
The American Society for Cybernetics
Vor vielen Jahren . . .
waren die Dinge die verstanden werden mussten um erfolgreich durch das
Leben zu gehen relativ unkompliziert
Objekte und Prozesse, die wir
später als Systeme bezeichnen
werden, waren relativ einfach
Noch vor wenigen hundert Jahren
war es manchen Personen
möglich einen Großteil des
menschlichen Wissens zu
beherrschen.
Leonardo DaVinci
Leonardo Da Vinci war führend im
Bereich der Malerei . . .
. . . der Bildhauerei . .
. . . der Architektur . . .
. . . der Anatomie . . .
. . . des Waffenbaus, und . . .
. . der Flugzeugkonstruktion. Dies
ist seine Skizze für eine
Flugmaschine aus dem 16.
Jahrhundert . . .
. . . und für einen Fallschirm im
Falle des Absturzes der
Maschine.
Komplexität
t
Im Laufe der Zeit wurden die Systeme mit denen Menschen zu tun hatten . . .
. . . immer komplexer.
Alleine die Transportsysteme
wurden immer komplexer . . .
. . . und komplexer . . .
. . . und komplexer . . .
. . . und noch komplexer . . .
. . . ebenso wie Energiesysteme.
Einige Leute haben darauf hingewiesen, dass sich die Technologie . . .
. . . so rasch weiterentwickelt, . . .
. . . dass sie unsere Möglichkeiten sie zu kontrollieren übersteigt.
Three Mile Island
Eine Person alleine kann heute nicht mehr mit den Entwicklungen in allen
Disziplinen schritthalten, geschweige denn eine führende Position in vielen
Bereichen einnehmen, wie Leonardo Da Vinci das noch konnte.
Spezialisierung wurde notwendig. Wie aber schaffen wir es nun effektiv mit
einer sich technologisch hochentwickelten Gesellschaft umzugehen?
Gibt es für den modernen Menschen einen Weg mit der Komplexität
umzugehen, allgemeine Prinzipien zu formulieren, die für alle Systeme gelten,
und dadurch die Bedingungen zu schaffen um die Welt in der wir leben besser
regulieren zu können?
Kybernetik = Regelung von Systemen
Diese Frage war für eine handvoll Vordenker und Vordenkerinnen in den 1940er
Jahren von Interesse. Sie waren die Pioniere eines Feldes das als Kybernetik
bekannt wurde – die Wissenschaft der Regelung von Systemen.
Kybernetik ist eine
interdisziplinäre Wissenschaft die
sich mit allen Systemen, von
Molekülen . . .
. . . bis zu Galaxien beschäftigt.
Spezielle Aufmerksamkeit widmet sie
Maschinen, Tieren und Gesellschaften.
Der Begriff Kybernetik ist vom
griechischen Wort für Steuermann
abgeleitet, der als Kontrollsystem
für ein Schiff verstanden werden
kann.
Das Wort wurde 1948 von Norbert Wiener geprägt und als eine
Wissenschaft definiert. Er wurde 1894 geboren und lebte bis 1964. Als
Vater der Kybernetik wurde er weltweit bekannt.
Wiener war angewandter Mathematiker, Biologe und Elektrotechniker. Während des
zweiten Weltkriegs arbeitete er an Radar-gestützten Flugzeug-Abwehr-Waffen.
Er kombinierte ein
spezielles Radar mit
einer Kanone in einer
Weise, dass Geschoss
automatisch auf das
Ziel – ein Flugzeug –
zuflog. Nachdem die
Kanone abgefeuert
war, wurde mit dem
Radar die Abweichung
vom Ziel bestimmt und
die Flugbahn des
Geschosses derart
verändert, dass die
Abweichung immer
kleiner wurde und
schließlich das Ziel
erreicht wurde.
Das System imitierte menschliche Funktionen und führt sie effektiv aus.
Rückkopplung
Die Flugabwehrkanone demonstriert das kybernetische Prinzip der
Rückkopplung. Mittels der Rückkopplung wird Information über das Ergebnis
eines Prozesses genutzt um den Prozess zu verändern. Das Radar liefert
Informationen über die Änderung der Position des Flugzeuges, und diese
Information wird genutzt um das Zielen der Kanone korrigieren.
Ein bekannteres Beispiel für den Einsatz von Rückkopplung ist das Thermostat.
Die Raumtemperatur steigt auf 21°C
Wenn das Heizsystem so
eingestellt, dass es einen
Schwankungsbereich von 1°
zulässt, und das Thermostat
auf 20°C eingestellt ist, wird
die Raumtemperatur, durch
heizen, auf 21°C steigen . . .
Die Raumtemperatur steigt auf 21°C
Die Heizung schaltet sich aus
. . . bis der Temperatur sensor
im Thermostat die Heizung
ausschaltet.
Die Raumtemperatur steigt auf
21°C
Die Heizung schaltet sich aus
Die Heizung bleibt ausgeschaltet
bis die Temperatur im Raum auf
19°C gesunken ist, . . .
Die Raumtemperatur sinkt auf 19°C
Die Raumtemperatur steigt auf 21°C
. . . dadurch schaltet
der Sensor im
Thermostat die
Heizung wieder ein.
Die Heizung
schaltet sich ein
Die Heizung schaltet
sich aus
Die Raumtemperatur sinkt auf 19°C
Selbst-regulierende Systeme
Der Sensor ist Teil der Informations-Rückkopplung, durch die das System eine
Differenz zur gewünschten Temperatur von 20°C messen und die Abweichung
korrigieren kann. Wie bei der Flugzeug-Abwehr, handelt es sich auch hier um
ein System – bestehend aus Thermostat, Heizung und Raum – das sich selbst
durch Rückkopplung regulieren kann.
Der menschliche Körper ist eine
der reichsten Quellen für
Rückkopplungs-Beispiele die zur
Regulation des Systems führen.
So wird beispielsweise
Information an das Gehirn
geliefert wenn der Magen leer ist.
Wenn eine korrigierende Aktion stattfindet, hier durch essen, dann wird dem
Gehirn mitgeteilt, dass der Magen gefüllt wurde.
Nach ein paar Stunden startet der gesamte Prozess von neuem. Die
Rückkopplungsschleife arbeitet ein Leben lang.
Magen fühlt sich leer an
Zeit
Magen fühlt
sich voll an
Person
isst
Der menschliche Körper ist ein
Wunderwerk von sich selbst
regulierenden Systemen, sodass
Kybernetiker früh darauf
zurückgriffen und nach diesem
Vorbild selbstregulierende
Maschinen konstruierten. Eine
berühmt gewordene Maschine ist
der vom britischen
Wissenschaftler Ross Ashby in
den 1940er Jahren entwickelte
Homöostat.
So wie der menschliche Körper
seine Temperatur konstant hält,
so kann der Homöostat
elektrische Ströme konstant
halten, trotz Störungen von
Außen.
Homöostase
Der Homöostat, der Mensch und der Thermostat halten, alle halten ein
Gleichgewicht, eine Homöostase, durch verschiedenste FeedbackSchleifen aufrecht. Es spielt keine Rolle wie die Information weiter
gegeben wird – nur dass der Regler Informationen über Veränderungen
erhält ist wesentlich um das Verhalten anzupassen.
Ein weiterer Wissenschaftler,
Grey Walter, ging dem Konzept
der Imitation von
selbstregulierenden
Eigenschaften von Menschen und
Tieren nach.
Sein bevorzugtes Projekt war das Bauen von mechanischen
„Schildkröten“, die sich, wie die lebenden, frei bewegen und
einige Merkmale von unabhängigem Leben zeigen.
Walter ist hier zusammen mit
seiner Frau Vivian, ihrem Sohn
Timothy und der mechanischen
„Schildkröten“ Elsie abgebildet.
Elsie hat vieles mit Timothy
gemeinsam. So wie Timothy
Nahrung ausfindig macht, so
sucht auch Elsie nach Nahrung,
allerdings in Form von Licht, von
dem sie sich „ernährt“. Sie
transformiert es in elektrische
Energie, mit der sie ihre Akkus
auflädt. Danach macht sie ein
„Nickerchen“, so wie Timothy
nach dem essen, an einem
schattigen Ort.
Obwohl Elsie das Verhalten eines
Menschen nachahmt ist ihre
Anatomie völlig anders. So sieht
Elsie unter der Hülle aus.
Sie sieht im Inneren eher wie ein Transistorradio und . . .
. . . weniger wie das Innere eines
menschlichen Körpers. Aber als
Kybernetiker war Walter nicht an
einer Imitation der Form des
Menschen, sondern an der
Imitation menschlicher Funktionen
interessiert.
Kybernetik fragt nicht . . .
„Was ist dieses Ding?“
. . . Sondern. . .
„Was macht es?“
Grey Walter hat nicht, wie ein
Bildhauer, versucht die
physikalische Form eines
Menschen zu simulieren, sondern
funktionelle Abläufe.
In anderen Worten: er sah Menschen . . .
nicht als Objekte,
. . . Sondern als . . .
Prozesse
Seit Jahrhunderten
haben Menschen
versucht Maschinen zu
konstruieren die für
menschliche Aufgaben
nützlich sind, und zwar
nicht nur für solche
Aufgaben für die
normalerweise
Muskelkraft benötigt
wird.
Automaten, wie sie in den
bewegten Figuren von
Kuckucksuhren oder Musikboxen
zu sehen sind, waren bereits im
18. Jahrhundert populär, und über
Maschinen die denken können
wurde bereits lange vor der
Erfindung des Computers
spekuliert.
Macy Foundation Konferenzen
1946 - 1953
Von 1946 bis 1953 gab es eine Reihe von Konferenzen in denen Probleme
bezüglich Rückkopplungsschleifen und zirkulärer Kausalität von
selbstregulierenden Systemen diskutiert wurden.
Diese, von der Josiah Macy, Jr. Foundation unterstützten, Konferenzen waren
interdisziplinär und wurden von Ingenieuren, Mathematiker, Neurophysiologen und
anderen besucht.
Der Vorsitzende dieser Konferenzen, Warren McCulloch, berichtete, dass die
teilnehmenden Wissenschaftler große Probleme hatten einander zu verstehen, da
sie alle eine eigene, ihrer Wissenschaftsdisziplin entsprechende, Sprache hatten.
Es gab derart hitzige Debatten, dass die daran teilnehmende Margaret Mead
nicht einmal bemerkte sich einen Zahn gebrochen zu haben.
Die weiteren Treffen verliefen ruhiger, weil die Teilnehmenden eine gemeinsame
Sachkenntnis entwickelten.
Diese Konferenzen, zusammen
mit Norbert Wiener’s 1948
erschienenem Buch
„Cybernetics“, waren die Basis für
die Entwicklung der Kybernetik
wie wir sie heute kennen.
Hier ist ein Bild aus den 1950ern von vier bereits erwähnten, prominenten,
frühen Kybernetikern. Von links nach rechts: sind das: Ross Ashby, Erfinder des
Homöostats; Warren McCulloch, Organisator der Macy Foundation
Konferenzen; Grey Walter, Konstrukteur von Elsie; und Norbert Wiener, der den
Namen „Cybernetics“ vorschlug.
Neurophysiologie
+
Mathematik
+
Philosophie
Warren McCulloch war eine Schlüsselfigur für die Erweiterung der Kybernetik.
Als Psychiater kombinierte er sein Wissen über Neurophysiologie mit
Mathematik und Philosophie um ein sehr komplexes System zu verstehen, . . .
. . . das menschliche Nervensystem.
Er hielt es für möglich das Funktionieren des Nervensystems mit der präzisen
Sprache der Mathematik zu beschreiben.
Er entwickelte beispielsweise eine mathematische Gleichung die die Tatsache
beschreibt, dass wenn ein Eiswürfel für kurze Zeit die Haut berührt, die
paradoxe Wahrnehmung von Hitze entsteht.
Neurophysiologie
+
Mathematik
+
Philosophie
McCulloch nutzte nicht nur Mathematik und Neurophysiologie um das
Nervensystem zu verstehen, sondern auch die Philosophie – eine seltenen
Kombination. Wissenschaftler und Philosophen sind oft weit auseinander was
ihre Interessen betrifft – Wissenschaftler untersuchen reale, konkrete, . . .
. . . physikalische Dinge, wie
Pflanzen, . . .
. . . Tiere, . . .
. . . und Mineralien, während Philosophen, . . .
. . . abstrakte Dinge wie Ideen,
Gedanken, und Konzepte
untersuchen.
Epistomologie = Erkenntnislehre
McCulloch sah eine Verbindung zwischen der Naturwissenschaft
Neurophysiologie und dem Epistomologie genannten Zweig der Philosophie,
der Erkenntnislehre study of knowldge.
Während Wissen üblicherweise als unsichtbar und abstrakt angesehen wird, hat
McCulloch angemerkt, Wissen entstehe in einem Organ des Körpers mit
physischen Eigenschaften, dem Gehirn.
Physikalisch
Gehirn
Abstrakt
Geist
Wissen
In der Geist treffen Gehirn und Idee zusammen, es treffen physikalisches und
abstraktes und damit Wissenschaft und Philosophie aufeinander.
Physisch
Philosophisch
Experimentelle Epistemologie
McCulloch begründete eine neue Forschungsrichtung die auf der Schnittmenge
zwischen Physischem und Philosophischem basiert. Er nannte sie
„Experimentelle Epistemologie“, das Studium von Wissen mittels der
Neurophysiologie. Ziel war es herauszufinden wie die Aktivität des Netzwerkes
der Nerven durch Sinneswahrnehmungen und Ideen entstehen.
Kybernetik = Regulation von Systemen
Warum ist McCulloch’s Arbeit so wichtig für die Kybernetik? Erinnere dich:
Kybernetik ist die Wissenschaft der Regulation von Systemen.
Das menschliche Gehirn ist vielleicht der
bemerkenswerteste Regulator von allen.
Es reguliert den menschlichen Körper
ebenso wie viele andere Systeme in der
Umwelt. Eine Theorie darüber wie das
Gehirn operiert ist aber auch eine
Theorie darüber wie alles menschliche
Wissen generiert wird.
Während die Flugabwehrkanone und der Thermostat Apparate sind die von
Menschen zur Regulation bestimmter Systeme konstruiert wurden, ist der Geist
ein System das sich selbst konstruiert und reguliert. Wir werden über diese
Phänomen in ein paar Minuten mehr sagen.
Andere Konzepte in der Kybernetik
Nachdem wir auf einige Schlüsselfiguren, deren Interessen und
wissenschaftliche Beiträge eingegangen sind, werden wir uns nun einige
weitere Konzepte der Kybernetik näher ansehen.
Gesetz der erforderlichen Vielfalt
(Law of Requisite Variety)
Ein wichtiges Konzept ist das Gesetz der erforderlichen Vielfalt. Dieses Gesetz
besagt folgendes: Wenn ein System komplexer wird, muss auch die Kontrolle
des Systems komplexer werden, weil es mehr Funktionen gibt die zu regulieren
sind. Mit anderen Worten, je komplexer ein zu regulierendes System ist umso
komplexer muss die Regulation sein.
Gehen wir zurück zum Beispiel des
Thermostats
Wenn in einem Haus nur ein Ofen
vorhanden ist kann der
Thermostat simpel sein, da er nur
den Ofen reguliert.
Wenn es in dem Haus einen Ofen
und eine Klimaanlage gibt muss
der Thermostat komplexer sein –
die Schaltung wird aufwändiger –,
da Heizen und Kühlen, also zwei
Prozesse geregelt werden
müssen.
Das selbe Prinzip ist auch für
Organismen anwendbar.
Menschen besitzen das
komplizierteste Nervensystem
und Gehirn von allen Tieren. Das
erlaubt ihnen viele verschiedene
Aktivitäten und die Regulierung
eines komplexen Körpers.
Demgegenüber haben einige Tiere wie der Seestern, . . .
. . . die Seegurke, . . .
. . . und die Seeanemonen kein zentrales Gehirn, sondern nur ein simples
Netzwerk aus Nervenzellen, und das ist alles was nötig ist um die
Körperfunktionen dieser Meeresbewohner zu regulieren. Zusammengefasst: Je
komplexer ein Tier ist umso komplexer muss das entsprechende Gehirn sein.
Das Gesetz der erforderlichen Vielfalt ist nicht nur für Maschinen und Organismen
anwendbar, sondern auch für soziale Systeme. Um beispielsweise die Kriminalität zu
kontrollieren ist es nicht notwendig für jeden Bürger einen Polizisten bereitzustellen,
denn nicht jede Aktivität eines Bürgers muss reguliert werden . . .
. . . sondern nur illegale Aktivitäten. Es genügt im allgemeinen einen oder zwei
Polizisten pro tausend Bürger bereitzustellen um die illegalen Aktivitäten zu
kontrollieren.
In diesem Fall wird die
Übereinstimmung zwischen der
Varietät von Regulator und
System nicht durch die Erhöhung
der Komplexität des Regulators
sondern durch eine Reduktion der
Varietät des Systems erreicht.
Anstatt also mehr Polizisten
einzustellen entscheiden wir uns
dafür weniger Verhaltensweisen
zu regulieren.
Selbst-organisierende Systeme
Das selbst-organisierende System ist ein weiteres Konzept in der Kybernetik,
das wir täglich beobachten können. Das selbst-organisierende System ist ein
System das zunehmend organisierter wird wenn es sich einem
Gleichgewichtszustand nähert. Ross Ashby hat festgestellt, dass jedes System
dessen interne Prozesse oder Interaktionen sich nicht ändern, ein selbstorganisierendes System ist.
Zum Beispiel: Eine nicht organisierte Gruppe von Menschen die auf einen Bus warten . .
.
. . . bilden, zumindest in England, eine Schlange, weil sie aufgrund ihrer
vergangenen Erfahrungen wissen, dass Schlangen praktisch sind. Diese
Menschen bilden ein selbst-organisierendes System.
Auch eine Mischung aus Essig und Öl
ist ein selbst-organisierendes System.
Wie hier gezeigt, bildet sich beim
Schütteln ein homogenes Gemisch,
zumindest zeitweilig.
Wenn man dem Dressing erlaubt
seinen Gleichgewichtszustand
wieder herzustellen, so wird sich
die Struktur der Mischung
verändern und Essig und Öl
werden sich automatisch wieder
separieren. Wir können sagen,
die Mischung organisiert sich
selbst.
Das Konzept der Selbstorganisation
führt zu einer Konstruktionsregel. Um
ein Objekt zu verändern, gibt man
das Objekt in eine Umwelt in der die
Interaktionen zwischen Objekt und
Umwelt das Objekt in der
gewünschten Richtung modifizieren.
Drei Beispiele dazu . . .
Erstens: Um aus Erz Eisen zu
gewinnen geben wir das Eisenerz
in eine Hochofen genannte
Umgebung. Im Hochofen wird
Koks verbrannt um Wärme zu
erzeugen. Dabei wird das
Eisenoxyd in reines Eisen
umgewandelt.
Als zweites Beispiel dient die Ausbildung von Kindern in der Schule. Das Kind
wird in die Schule gesteckt.
Als Resultat der Interaktionen mit Lehrern und anderen Schülern lernt das Kind
in der Schule lesen und schreiben.
Das dritte Beispiel ist die
Regulation der Wirtschaft durch
eine Regierung. In den USA gibt
es eine Verfassung die drei
Bereiche der Regierung festlegt.
Durch den Beschluss von
Gesetzen schafft der Kongress
eine steuerrechtliche Umgebung
und Strafbestimmungen die durch
die Exekutive kontrolliert werden.
Die Anreize und Strafen, über die im Zweifels- oder Streitfall vom Gericht
entschieden wird, halten Geschäftsleute dazu an ihr Verhalten in die
gewünschte Richtung zu lenken.
Jedes Beispiel – der Hochofen . . .
. . . die Schule mit Lehrern und Schülern . . .
. . . und die Regierung die die
Wirtschaft reguliert – kann als
selbst-organisierendes System
verstanden werden. Jedes
System organisiert sich selbst
wenn es einem Gleichgewicht
zustrebt. In jedem Fall werden die
bekannten Interaktionsregeln
dazu verwendet ein gewünschtes
Resultat zu erhalten.
Die derzeitige Arbeit an zellulären Automaten, fraktaler Geometrie und
Komplexität kann als Erweiterung des Ansatzes der Selbstorganisation der
1960er verstanden werden.
Bisher haben wir besprochen wie die Kybernetik dazu dienen kann Maschinen
zu bauen und simple Regulationsprozesse zu verstehen. Aber die Kybernetik
kann auch genutzt werden um zu verstehen wie Wissen selbst generiert wird.
Dieses Verständnis kann eine solide
Basis sein für die Regulation von
großen Systemen, wie
wirtschaftliche Kooperationen,
Nationen, . . .
. . . und sogar die Welt als Ganzes.
Die Rolle des Beobachters
In den späten 1960er Jahren
haben Kybernetiker wie der
Österreicher Heinz von Foerster
in den USA . . .
. . . Humberto Maturana aus Chile, . . .
. . . Gordon Pask und, . . .
. . . Stafford Beer aus Großbritannien . . .
Kybernetik zweiter Ordnung
. . . damit begonnen kybernetische Prinzipien zu nutzen um die Rolle des
Beobachters zu verstehen. Das wurde „Kybernetik zweiter Ordnung“ genannt.
Während die Kybernetik erster
Ordnung auf die Kontrolle von
Systemen ausgerichtet ist, geht
es in der Kybernetik zweiter
Ordnung um autonome Systeme.
Wenn kybernetische Prinzipien auf
soziale Systeme angewandt
werden muss die Rolle der
Beobachterin des Systems
beachtet werden, die sich . . .
. . . bei der Untersuchung von sozialen Systemen dem System nicht entziehen
kann und nicht verhindern kann, dass sie einen Einfluss auf das System hat.
Klassischerweise unternimmt ein Wissenschaftler im Labor große
Anstrengungen um keinen ungewollten Einfluss seiner Aktivitäten auf das
Experiment zuzulassen. Wenn wir von mechanischen System, wie sie im Labor
vorkommen, zu sozialen Systemen gehen so stellen wir fest, dass es dort
unmöglich ist die Rolle des Beobachters zu ignorieren.
Die Anthropologin Margaret Mead beispielsweise konnte es bei ihren
Untersuchungen von fremden Kulturen nicht vermeiden einen Einfluss auf diese
Kulturen auszuüben.
Weil sie bei den Gesellschaften
lebte die sie untersuchte, war es
nicht ausgeschlossen, dass die
Bewohner sie auch ärgern oder
ihr imponieren wollten.
Die Präsenz Mead’s veränderte die Kultur und hatte damit einen Effekt auf das
was sie beobachtete.
Dieser „Beobachtereffekt“ machte es unmöglich für Mead herauszufinden wie
die Kultur in ihrer Abwesenheit aussah.
Selbst ein gewissenhafter
Reporter wird immer von seinem
Hintergrundwissen und seinen
Erfahrungen beeinflusst sein. Er
ist notwendigerweise subjektiv.
Ein einzelner Reporter wird
außerdem nicht in der Lage sein
alle Informationen zu umfassen
die nötig sind um einen
vollständigen und präzisen
Bericht über ein komplexes
Ereignis zu schreiben.
Aus diesem Grund ist es gut
wenn verschiedene Personen ein
komplexes Ereignis oder System
studieren. Nur mittels
Beschreibungen verschiedener
Beobachter kann eine Person
herausfinden inwieweit das
Berichtete eine Funktion des
Beobachter oder eine Funktion
der Ereignisse selbst ist.
Während die frühe Kybernetik
meistens dazu diente Systeme so
zu gestalten, dass sie ein
vordefiniertes Ziel erreichen, geht
es in der Kybernetik zweiter
Ordnung um Systeme die ihr Ziel
selbst definieren.
Sie fokusiert auf die Frage wie
Ziele konstruiert werden. Ein
interessantes Beispiel für ein
System dem zunächst Ziele
vorgegeben werden, und das sich
zu einem wandelt das seine
eigenen Ziele definiert ist der
Mensch. Wenn Kinder klein sind
setzen die Eltern Ziele fest. So
wünschen sich Eltern
normalerweise, dass ihre Kinder
gehen und sprechen lernen, und
dass sie gute Manieren lernen.
Wenn die Kinder dann älter werden lernen sie sich ihre eigenen Ziele zu setzen
und sie verfolgen diese dann auch, wie beispielsweise eine gute Schulbildung
oder eine respektable Karriere, . . .
. . . Heiratspläne . . .
. . . und Familienpläne.
Wir haben rückblickend gelernt, dass es in der Kybernetik zuerst um
Rückkopplung ging.
Der menschliche Körper ist eine
Fundgrube dafür wie
Rückkopplungsschleifen zur
Selbstregulation eingesetzt
werden. Wissenschaftler
interessierten sich für das
Studium dieser Prozesse . . .
. . . und simulierten menschliche
und tierische Aktivitäten, vom
Gehen bis zum Denken.
In der Kybernetik werden
Eigenschaften der
Selbstorganisation untersucht und
sie ging . . .
. . . von einer Betrachtung von
Maschinen . . .
. . . weiter zu großen sozialen Systemen.
Obwohl wir nicht mehr zurück
können in die Welt des Leonardo
Da Vinci, und der einzelne nicht
mehr alle Bereiche des Wissens
beherrschen kann, so können wir
doch Prinzipien finden die für alle
Systeme gelten.
Wie uns die Kybernetik außerdem lehrt ist Komplexität abhängig von der Beobachterin,
da die Beobachterin das System definiert das sie kontrollieren will.
Komplexität, wie auch Schönheit, liegt im Auge es Betrachters.
Die Geschichte und Entwicklung der
Kybernetik
Uebersetzt auf Deutsch von:
Manfred Drack
Produziert von:
Enrico Bermudez
Paul Williams
Oliver Umpleby
Geschrieben von:
Catherine Becker
Marcella Slabosky
Stuart Umpleby
© 2006 The George Washington University: [email protected]