Transcript Die Weber

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Der deutsche Naturalismus,
dargestellt an Gerhart
Hauptmanns Drama
"Die Weber"


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Gliederung
• Der Naturalismus

• Gerhart Hauptmann

• Die Weber


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Der Naturalismus


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Der Naturalismus
• Was war der Naturalismus?

• Situation in Europa zur Zeit des N.

• Der literarische Naturalismus


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Was war der Naturalismus?
• eine Kunst- und Literaturrichtung in Europa
zwischen 1880 und 1900
• wollte Wirklichkeit so exakt wie möglich
abbilden (keine Ausschmückungen etc.)
• Verhältnisse in allen gesellschaftlichen
Bereichen aufdecken


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Situation in Europa zur Zeit des
Naturalismus
• große Weiterentwicklungen sowie
Fortschritte in der Technik und den
Wissenschaften -> Industrielle Revolution
• durch die Industrielle Revolution
verschlechtert sich die Lage der
Menschen in Europa
• Kampf der Arbeiter um soziale sowie
politische Rechte verstärkte sich


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Situation in Europa zur Zeit des
Naturalismus
• Bismarck erlässt Sozialistengesetze
(1878)
-> Betätigung in sozialdemokratischen
Vereinen ist verboten
-> wird erst 1890 wieder aufgehoben


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Der literarische Naturalismus
• Schriftsteller greifen auch in diesen Kampf
ein
• Themen ihrer Werke sind bisher
tabuisierte Themen (Milieu der Fabriken,
Lebensumstände der sozial Schwachen)
• naturalistische Darstellungen nehmen
keine Rücksicht auf bisherige „Grenzen
des guten Geschmacks“ -> Lesepublikum
soll aufgerüttelt werden


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Der literarische Naturalismus
Herausstechende Merkmale der
Literatur
• Sekundenstil: Abbildung von „Sekunde zu Sekunde“,
jede Kleinigkeit wird registriert
• ausführliche Regieanweisungen
• Darstellung kleinster Bewegungen sowie des
Mienenspiels
• bisher tabuisierte Themen werden aufgegriffen
• detaillierte Milieuschilderung
• nicht mehr einzelne Helden, sondern ein Kollektiv im
Mittelpunkt (Die Weber)
• Umgangssprache, Dialekt, Grammatikfehler finden
Einzug in die Sprache


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Der literarische Naturalismus
• Bedeutende Vertreter des deutschen
Naturalismus waren Gerhart Hauptmann,
Arno Holz, Johannes Schlaf und Carl
Hauptmann
• Arno Holz fasste das Problem der
naturgetreuen Darstellung in eine
Formel:

Kunst = Natur - x


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Gerhart Hauptmann


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Gerhart Hauptmann (1862 – 1946)
• Biographie

• bekannte Werke


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Biographie
• 1862 in Obersalzbrunn in Schlesien als Sohn
eines Gasthofbesitzer geboren
• schwere Jugend, hatte Probleme in der
Schule
• wird Landwirtschaftslehrling, da da ihm dieser
Beruf zu schwer war, begann er, seine ersten
Gedichte und Dramen zu schreiben
• nach Geschichststudium in Jena beginnt er
eine Schiffsreise, welche ihn über Spanien,
Frankreich und Italien führte


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Biographie
• lässt sich als Bildhauer in Rom nieder,
aufgrund einer Typhuserkrankung muss er
später zurück
• erste naturalistische Dramen (1884)
• schließt sich dem Verein „Durch“ an, in dem
viele der Künstler Idealisten, Sozialisten und
auch Naturalisten waren
-> die Künstler wollten die Wirklichkeit in die
Kunst zurückbringen; Hauptmann wurde von
ihnen stark beeinflusst


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Bekannte Werke








Bahnwärter Thiel (1887) - Novelle
Vor Sonnenaufgang (1889) - Theaterstück
Die Weber (1892) - Theaterstück
Der Biberpelz (1893) - Komödie
Fuhrmann Henschel (1899) - Theaterstück
Rose Bernd (1903) - Theaterstück
Die Ratten (1911) - Tragikomödie

Hauptmann schrieb noch viele weitere Werke.


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Bekannte Werke
Besonderheiten:
• genaue Beschreibung der Charaktere
• detaillierte Milieuschilderungen
Zentrale Motive:
• Unterdrückung und Auflehnung der
unteren Volksschichten
• Alkoholismus, Verführung und Kindesmord


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Die Weber


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Die Weber
• Einleitung
• Inhalt
• Historische Hintergründe
• Beispiele für naturalistischen Stil


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Einleitung
• eines der wichtigsten Stücke des
Naturalismus
• handelt über Armut, Aufschrei und Aufruhr
in der Zeit der Industrialisierung
• Originalfassung im schlesischen Dialekt:
„De Waber“
• beruht auf wahren Begebenheiten


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Inhalt: Erster Akt
• Die Weber sind im Haus des Fabrikanten
Dreißiger und wollen den (Hunger-)Lohn
für ihre Arbeit abholen
• sie sind arme, elende, von Not und Armut
geprägte Menschen
• betteln um Lohnerhöhung – wird nicht
gewährt
• ihnen wird Angst gemacht, dass andere
Weber ihren Job besser ausfüllen könnten


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Inhalt: Zweiter Akt
• Elend der Weber wird an der Familie
Baumert gezeigt
• ein heimgekehrter Soldat zeigt sich
geschockt von dem Leid der Weber und
stimmt das Weberlied an, welches die
Zuhörer zur Überzeugung bringt:
So kann es nicht weitergehen.


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Inhalt: Dritter Akt
• spielt in Welzels Gaststube
• junge Weber werden von Jäger Moritz und
Schmied Wittig angestachelt und singen
gemeinsam das Weberlied
• Gendarm Kutsche tritt ein und gebietet
Ruhe; die Situation eskaliert
• die Anwesenden fassen den Entschluss,
zu Dreißigers Haus zu ziehen und eine
Lohnerhöhung zu fordern


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Inhalt: Vierter Akt
• Weber stürmen das Haus Dreißigers und
zerstören alles, was sie auffinden können
• der Fabrikant kann jedoch fliehen
• es schließen sich immer mehr Weber den
Aufständischen an


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Inhalt: Fünfter Akt
• Auswirkungen des Aufstands wird anhand
der zerstrittenen Familie Hilse aufgezeigt
• in Langenbielau wartet das Militär
• Drama endet, als die Weber das Militär aus
der Stadt vertreiben (stimmt historisch nicht)
• Der alte Hilse, der schon immer gegen den
Aufstand war, stirbt als Unbeteiligter durch
einen Querschläger, während seine Frau und
seine Tochter auf der Straße mit den Webern
kämpfen.


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Historische Hintergründe
• 1793 Kleinere Aufstände schlesischer Weber
wegen zu geringer Löhne
• 1841 Aufstand und anschließender Sturm auf
eine Fabrik, in welcher sich mechanische
Webstühle befanden
• 1842 Zerstörung von 20 aus England
eingeschmuggelten mechanischen Webstühlen
• 1842 Vernichtung von mechanischen
Webstühlen im Rheinland


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Historische Hintergründe
• „So eben hat ein Haufen Weber aus Langenbielau
und der Umgegend in Peterswaldau die Gebäude
und Vorräte des Fabrikanten Zwanziger
niedergerissen und zerstört. Die Familie des
Zwanziger ist auf das Schloss des Grafen Stolberg
geflüchtet. Das angemessene Einschreiten der
Prediger Schneider und Knüttel hat vorläufig
weiteren Unfug gehemmt wozu Geldausteilung des
Fabrikanten Wagenknecht der sein Haus nur durch
diese bewahrt hat beigetragen haben mögen. Es ist
Militär aus Schweidnitz verlangt das jeden
Augenblick erwartet wird.“


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Historische Hintergründe
„ Das Blutgericht“ - Ein Weberlied
Hier im Ort ist ein Gericht,
Noch schlimmer als die Vehmen,
Wo man nicht erst ein Urtheil spricht
Das Leben schnell zu nehmen.
Hier wird der Mensch langsam gequält,
Hier ist die Folterkammer,
Hier werden Seufzer viel gezählt,
Als Zeugen von dem Jammer


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Historische Hintergründe
„ Das Blutgericht“ - Ein Weberlied
Die Herrn Zwanziger die Henker sind,
Die Dierig ihre Schergen,
Davon ein Jeder tapfer schindt,
Anstatt was zu verbergen
Ihr Schurken all, ihr Satansbrut,
Ihr höllischen Dämone,
Ihr fresst der Armen Hab und Gut,
Und Fluch wird euch zum Lohne.


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Historische Hintergründe
• Hauptmann reiste in das Gebiet der
schlesischen Weberaufstände von 1844
und sprach dort mit Augenzeugen


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Beispiele für naturalistischen Stil
• Beispiele für den Sekundenstil
1. Akt, zweiter Abschnitt:
Es ist ein schwüler Tag gegen Ende Mai. Die
Uhr zeigt Zwölf. Die meisten der harrenden
Webersleute gleichen Menschen, die vor die
Schranken des Gerichts gestellt sind, wo sie in
peinigender Gespanntheit eine Entscheidung
über Tod und Leben zu erwarten haben.


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Beispiele für naturalistischen Stil
• Beispiele für den Sekundenstil
2. Akt, zweiter Abschnitt:
Ein Teil der rechten Wand, mit Ofen und
Ofenbank, Bettstelle und mehreren grell
getuschten Heiligenbildern, steht auch noch im
Licht. – Auf der Ofenstange hängen Lumpen
zum trocknen, hinter dem Ofen ist altes,
wertloses Gerümpel angehäuft.


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Beispiele für naturalistischen Stil
• Beispiele in der Sprache
Erster Akt:
KASSIERER NEUMANN, Geld aufzählend.
Bleibt sechzehn Silbergroschen zwei Pfennig.
ERSTE WEBERFRAU, dreißigjährig, sehr
abgezehrt, streicht das Geld ein mit zitternden
Fingern. Sind Se bedankt.
NEUMANN, als die Frau stehen bleibt. Nu?
stimmt’s etwa wieder nich?


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Beispiele für naturalistischen Stil
• Beispiele für schlesischen Dialekt
Fünfter Akt:
LUISE, vom Waschfaß. Wo hätt mir ock Fettes
gegessen?!
DER ALTE HILSE. Hab’n mer kee Fett, eß
mirsch Brot trocken – hab’n mer kee Brot, eß
mer Kartoffeln – hab’n mer kee Kartoffeln ooch
nich, da eß mer trockne Kleie.


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Beispiele für naturalistischen Stil
• weitere Merkmale:
Dritter Akt:
WELZEL. Willkommen mitnander! Er gießt das
verlangte ein; die beiden ergreifen die Gläschen,
stoßen damit an, trinken davon und stellen sie
auf den Schenksims.
DER REISENDE. I, was denken Sie! Mit einem
schmachtenden Blick auf Anna. Hier will ich
sitzen, bis ich sterbe.


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Beispiele für naturalistischen Stil
• weiteres Merkmal:
Das Kollektiv „Die Weber“ steht im
Mittelpunkt


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Fazit
• Naturalisten verstanden sich nicht als eine
politische Bewegung mit bestimmten
Zielen
• Naturalismus war eher eine bürgerlichintellektuelle, oft literarische Bewegung
• Die Naturalisten protestieren zwar gegen
Missstände, aber:
- keine Lösungsansätze
- keine Hoffnung