Geschichte des deutschen Schulaufsatzes

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Transcript Geschichte des deutschen Schulaufsatzes

Zusammenfassendes Referat
Otto Ludwig
„Der Schulaufsatz
Seine Geschichte in Deutschland“
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Vorgeschichte: rhetorische Übungen der Griechen und Römer
Bis 1770: Übermachtstellung der Rhetorik
 Wandel der Lateinschule
 Politische Beredsamkeit (1680-1720)
 Gelehrte Beredsamkeit (1720-1770)
1770-1805: Schriftliche Aufsätze
1780-1850: Auf dem Weg zu einer deutschen Stilistik
1850-1918: „Entrhethorisierung“ der Aufsätze
Anfang des 20. Jhd.: Der freie Aufsatz
1918-1933: Der deutschkundliche Aufsatz
1933-1945: Der Aufsatz als Ausdruck von Haltung
Ab 1945: Der sprachgestaltende Aufsatz

Rhetorikunterricht :
Wie redet man wirkungsvoll?

Schreiben : Sekundärfunktion
 Zweck : auf den Menschen einwirken
 Bis
Ende des 17. Jhd. : Lateinschule
 Erst
ab 1680:
Entwicklung einer deutschen Oratorie
aus der lateinischen Rhetorik
 Oratorische
Übungsformen
• Schulreden
• Briefform
• Gedichte
 Themen
• Religiöse Themen
• Geschichtliche Themen
• Allgemeine Themen, die sich mit menschlichen
Fragen beschäftigen
 Von
der politischen zur gelehrten Rede
• Philosophische Oratorie
 Vom
Überreden zum Überzeugen
 Vom
Mündlichen zum Schriftlichen


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



Ausgangspunkt: aufstrebendes Bürgertum Forderung
nach einer Bürgerschule
Denken steht an oberster Stelle
Form: natürliche Ordnung
Inhalt: Gedanken der Schüler
Logik / Erkenntnislehre ersetzt die Rhetorik
Themen: müssen im Erfahrungsbereich der Kinder
liegen
Kein Stilistikunterricht
Aufsatzübungen: Ausarbeitungen im Anschluss an
Unterricht oder Lektüre, freie Ausarbeitungen, Briefe





Veränderung der Auffassung von Sprache / Unterricht
Die klassischen fünf Teile der klassischen Rhetorik
werden auf zwei dezimiert: Inhalt und Form
Operationen: inventio, Meditation, Disposition
Inhalte: allgemeine menschliche und geschichtliche
Themen und Themen aus antiken Schriften
Stilarten: Geschäftsstil, Briefstil, historischer Stil,
dogmatischer Stil
 Aufsatzformen:
 Erzählung
 Lehrerzählung
 Schönerzählung
 Geschäftserzählung
 Beschreibung
 Schilderung
 Betrachtung
 Abhandlung
 Subjektivität
der Aufsätze
 Intellektualisierung
 Literarische
 Aufsätze
der Aufsätze
Aufsatz
im Kaiserreich

Subjektivität
• Ausgangspunkt: Jeder Mensch hat eine eigene Art zu schreiben.
(Karl Philipp Moritz)
 deshalb: Stil kann man nicht lehren.
• Gefühle des Schreibers rücken in den Vordergrund
Objektive Aufsatzform
Erzählung
Subjektive Aufsatzform
-
Beschreibung
Schilderung
Abhandlung
Betrachtung
 Formen bleiben unverändert mit Eliminierung der oratorischrhetorischen Ausrichtung
• Themen: philosophische Themen ( allgemeine moralische
Themen)

Intellektualisierung des Aufsatzes:
• Verstand
• Aufsatz: Ergebnis geistiger Prozesse
• Analytischer Aufsatzunterricht
 Meditation
 Dialektische Übungen
• Stil: logischer Stil
 Bestimmtheit
 Klarheit

Literarischer Aufsatz
• Vorläufer: Behandlung von Klassikern im Fremdsprachenunterricht
• Elementarschule: „Jacocotsche“ Methode
• Mittel-/Oberstufe: Lektüre als Fundament
• Duales Modell:
• Problem: Vehikel der Gesinnungsbildung
• Formen
 Charakteristik
 Übungsformen (Inhaltsangabe…)
 Dialektische Übungsformen, die zur Auseinandersetzung
beitragen
• Stil:
 Bildet sich allein durch die Lektüre
 Orientiert sich an den Klassikern
 blumig
 Aufsätze
im Kaiserreich
• Aufsatzunterricht zur Gesinnungsbildung
• Form: klassischer Reproduktionsaufsatz
• Themen die der Gesinnungsbildung dienen
Instrument der politischen Sozialisation
Propagandamittel
 Das
Kind rückt in den Mittelpunkt der
Erziehung
 Ausgangspunkt: reformpädagogische
Bewegungen:
• Kunsterziehungsbewegung
• Persönlichkeitspädagogik
• Arbeitsschulgedanke
 Kunsterziehungsbewegung:
• Konzentriert sich auf das Erleben der Kinder
• „Das Kind als Künstler.“
• Schreiben: Entfaltung ästhetischer,
künstlerischer Kräfte
 Persönlichkeitspädagogik
• Ziel: Persönlichkeitsbildung
• Mittel: Aufsatz
• Wie kann diese Persönlichkeitsbildung
erwirkt werden?
 Arbeitsschulgedanke:
• Freie geistige Tätigkeit des Kindes anregen
• Planvolles, diszipliniertes Arbeiten
• Themen: freie Themenwahl des
Persönlichkeitspädagogik wird aufgehoben
• Frage nach Arbeitsformen Handlungspläne
 Arbeitsschulgedanke freier Aufsatz
 Ausgangspunkt: Wandel
des
Deutschunterrichts  Deutschkunde
 Aufsatz
 30
verliert zunächst an Bedeutung
er : Aufwertung des Aufsatzes

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


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
Schule im Dienst der Vermittlung der NS-Ideologie
Sprache als Grundlage der Charakterbildung
„Planwirtschaft“
Ausgrenzung der Stilübungen
Formen: definiert durch Haltung, die zum Ausdruck
kommt
Themen: beschäftigen sich mit nationalsozialistischen
Lebensfragen, deutsche Landeskunde, Literatur
Stil:
•
•
•
•
„völkischer Stil“
Vorbild: Hitlers Reden: knapp, herb, klar, wortkarg
Ohne Ausschmückungen
Beeinflusst durch vorgegebene Form und der verbundenen Haltung

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




Bildung statt Erziehung!
Ziel: verantwortungsvolle Persönlichkeit
Durchsetzung ab 1956
Will Gestaltungswillen des Schülers „wachrütteln“
Ziel: Darstellung einer Sache und deren sprachliche Gestaltung
Methode: Einübung sprachlicher Formen ( Satz, Wort, Text), mit
denen Darstellung/Gestaltung einer Sache gelingt
Formen:
subjektbezogen
objektbezogen
Geschehnisse
Erzählungen
Berichte
Sachverhalte
Schilderungen
Beschreibungen
Gedanken
Betrachtungen
Abhandlungen
(Erörterungen)
(aus: Ludwig, Otto: Der Schulaufsatz Seine Geschichte in Deutschland S. 440)
Kritik:
• Sprachgestaltender Aufsatz = Reproduktionsaufsatz
Schüler sollen sprachliche Formen einüben bzw.
reproduzieren
Schüler gebunden
In der Anwendung auf den Stoff : frei