Wie entsteht eine Sucht? Peter Allemann Chefarzt

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Transcript Wie entsteht eine Sucht? Peter Allemann Chefarzt

Alkohol die unterschätzte Substanz
Folgen des normalen und
übermässigen Alkoholkonsums
im (Vereins)Sport
Peter Allemann
Chefarzt Klinik südhang
Kirchlindach
[email protected]
"It has long been recognized that problems with alcohol relate
not to the use of a bad thing, but to the abuse of a good thing",
Abraham Lincoln
24.10.09
„cool and clean“
Alkohol gehört nun mal zum
Sport – oder nicht?
24.10.09
„cool and clean“




24.10.09
Trinksportvereine
Folgen des Alkohols (ob im Übermass oder Mass)
Definitionen: Missbrauch vs. Abhängigkeit
Folgen auf den Sport
„cool and clean“
Geschichte aus dem Leben
eines jungen Sportlers:
Apollo, dieses zuckersüsse Wasserglacé in der Raketenform, war für
Stefan H. einst die Rettung. In der einen Hand ein Bier, in der anderen
das Glacé- so ertrug er als 16-Jähriger das Dasein als Spieler in der 1.
Herrenmanschaft.
In seinem Hockeyklub war er in die erste Mannschaft aufgestiegen und
das bedeutete: Alkohol gehörte nach dem Training und nach den
Spielen dazu.
Auch wenn der Alkohol nicht schmeckte und das bittere Bier durch das
Eis versüsst werden musste: „Das hört sich doof an“, sagt Stefan H.
heute, zwölf Jahre später. „Aber da bestellst du kein Fanta, du spielst
ja schliesslich bei der Herrenmanschaft.“
24.10.09
„cool and clean“
Alkohol und Nikotinkonsum
13- bis 16-Jähriger
80,0%
70,0%
P rozent
60,0%
50,0%
40,0%
30,0%
20,0%
10,0%
0,0%
ja
A lk ohol
nein
ja
N ik otin
S portverein
54,3%
45,7%
29,8%
70,2%
N ic ht-S portverein
56,8%
43,2%
37,2%
62,8%
A lkohol: Chi² = .679; p = .410; Nikotin: Chi² = 6.813; p = .009; Phi = .073
24.10.09
nein
„cool and clean“
Welche Sportler trinken?
Falls ja, beträgt der Anteil der
Alkoholkonsumenten, die
> als 1 x pro Woche konsumieren ...
Fußball
Volleyball
Handball
Basketball
Hockey
Reiten
Tennis
Tischtennis
Schwimmen
Leichtathletik
Turnen
Tanzen
Judo/Karate
Alkoholrausch
> 5/ Jahr
Bier
Wein/Sekt
Spirituosen
Alk. Mixgetr.
n
in %
in %
in %
in %
in %
230
87
60
24
36
27
57
20
36
46
47
37
51
18.3
4.3
16.1
23.1
10.5
7.1
7.1
9.1
15.0
3.6
--3.7
---
7.8
4.3
12.9
7.7
----3.6
-------------
6.1
2.1
9.7
7.7
----7.1
9.1
5.0
------4.5
6.1
4.3
6.3
7.7
5.3
--7.1
18.2
----4.8
-----
10.2
2.2
13.3
8.3
5.3
--8.0
10.0
--------4.8
Locher, Beate (2000) Notwendigkeit und Möglichkeit suchtpräventiver Maßnahmen im Interventionsfeld des jugendlichen Vereinssports (Dissertation)
24.10.09
„cool and clean“
Einige Forschungsergebnisse:
Jugendlicher Alkoholkonsum (& Sport)
 Frühe Alkoholerfahrung (<13 jährig)
 Vermehrtes Rauschtrinken
 Jeder 4.Todesfall zwischen 15 und 29 Jahren steht im
Zusammenhang mit Alkohol
 Jugendliche in Mannschaftssportarten trinken früher
 Je länger beim Verein, desto höher der Konsum
 Aggressivere Werbemassnahmen (auch im Sport)
 Wirtschaftliche und soziale Instabilität haben Einfluss auf
Trinkmenge und Konsummuster
24.10.09
„cool and clean“
Ob im Übermass oder Mass,
ALKOHOL HAT FOLGEN
24.10.09
„cool and clean“
Im Mass konsumiert ….
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Alkohol verhindert Angina pectoris
Alkohol macht „Mut“
Alkohol hat gesunde Vitamine
Alkohol desinfiziert
Alkohol hilft verdauen
Alkohol ist gut gegen den Durst
Alkohol macht nicht dick
Alkohol beruhigt und hilft schlafen
Alkohol wärmt gut auf
24.10.09
„cool and clean“
Wer lebt länger?
24.10.09
„cool and clean“
Hinweise für übermässigen
Alkoholkonsum
KÖRPERLICHE PROBLEME
Fettleibigkeit
Diabetes
Herzkrankheiten
Erhöhter Blutdruck
(Epileptische) Anfälle
Hirnleistungsschwäche
Nervliche Störungen
Muskelschwäche
Sexualstörungen
Blutveränderungen
Verschiedene Tumoren
Unter- resp. Fehlernährung
Andere Drogen
Fettleber
Leberentzündung
Zirrhose
Magenentzündung
Bauchspeichelentzündung
24.10.09
PSYCHISCHE PROBLEME
Schlafstörungen
Depression
Angststörungen
Gedächtnisstörungen
Suizidversuche
Persönlichkeitsveränderungen
Halluzinationen
Hirnatrophie
Spielsucht
Delirium
Entzugserscheinungen
„cool and clean“
SOZIALE PROBLEME
Familiäre Probleme
Scheidung
Obdachlosigkeit
Probleme am
Arbeitsplatz
Schulden
Arbeitslosigkeit
Finanzielle Probleme
Strassenverkehr (FIAZ)
Kriminalität
Erste Anzeichen
 Häufiges Fehlen oder zu spät kommen
 Vermehrte Fehler und Konzentrationsschwierigkeiten
 Ständiges Kauen von Kaugummis, Nutzen von Parfums
(„Fahne“)
 Stärkeres Schwitzen, ev. Zittern
 Beobachtbare,
grosse Trinkmengen
(Gewöhnung)
 Auffälliges Verhalten
(Rückzug, Aufdrehen)
Psychiatrische Diagnose nach ICD-10:
Schädlicher Gebrauch (F 1x.1)
Wiederholter Substanzkonsum
mindestens ein Monat oder wiederholt
in den letzten 12 Monaten
körperliche oder psychische
Probleme
Abhängigkeitssyndrom (F 1x.2)
 3 Kriterien (während mindestens 1 Monat)
starkes Verlangen oder Zwang zum
Konsum
verminderte Kontrolle über den
Substanzgebrauch
negativen Konsequenzen in
zwischenmenschlichen Beziehungen.
körperliches Entzugssyndrom
Toleranzwirkung
Art der Schädigung klar bezeichnet
Fehlen der Kriterien für Abhängigkeit
Einengung auf den Substanzgebrauch
Verlust von sozialen, beruflichen oder
Freizeitaktivitäten
anhaltender Substanzgebrauch trotz
eindeutig schädlicher Folgen
24.10.09
„cool and clean“
Alkohol und Sport –
verträgt sich das?
24.10.09
„cool and clean“
JA ?
24.10.09
„cool and clean“
Gehirn und Sinnesorgane
 Bereits durch 1 Glas Bier verlängert sich die
Reaktionszeit, Koordination (Boxen, Stabhochsprung,
Judo etc.)
 Schmerzempfinden
 Schmerzgrenze schneller überschritten
 Risikobereitschaft  Sportverletzung
 Vorteil höchstens bei Präzisionssportarten (= Doping)
 Grundlegende Anpassung des Gehirns (Reifung,
moralisch-ethisch,gesellschaftliches Handeln)
 Viele „Verschaltungen“ der Neuronen gehen zugrunde,
neue bilden sich, andere sterben ab etc.
24.10.09
„cool and clean“
Wesensveränderungen
 Bagatellisieren, Verleugnen
 Verdrängen, Verheimlichen
 Gefühlsabstumpfung
 Hemmungsabbau
 Verminderte Gefühlskontrolle
24.10.09
„cool and clean“
Herz und Blutgefässe
 Alkoholkonsum erweitert die Blutgefässe 
Herz muss grössere Kraft aufwenden 
Muskeln werden dadurch unterversorgt 
Die Sprintgeschwindigkeit z.B. nimmt nach zwei
Gläsern Alkohol um 10% ab!!
 Alkohol erhöht Pulsschlag und Atmung. 
Verschlechterung der Kondition!!
24.10.09
„cool and clean“
Stoffwechsel
Alkoholabbau:
 Kohlenhydrate  Muskelkraft
 Magnesium  Muskelkrämpfe
 Flüssigkeit (Alkohol entwässert)
 Milchsäureabbau  Schmerzen

24.10.09
Bei intensiver sportlicher Betätigung und starkem
Schwitzen verhindert Alkohol das Regenerieren
des Wasserhaushalts und den Abbau von
Milchsäure, somit auch die Erholung des Körpers!
„cool and clean“
Körperfett
Alkohol  Testosteronproduktion 
- anaboler Effekt des Krafttrainings verpufft
- „Verweiblichung“ des Mannes:
- Fettansatz am Bauch
- Brustvergrösserung
- Hodenverkleinerung (Impotenz)
24.10.09
„cool and clean“
Neurologische Folgen
 Polyneuropathie (Vit. B6 & B12)
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

Sensibilitätsstörungen v.a. in den Beinen
Extremitätenschwäche
Schmerzen, Muskelkrämpfe, Taubheitsgefühl
Gangunsicherheiten
24.10.09
„cool and clean“
Alkoholprävention im Sport(verein)
 Die Kombination „Sport und Alkohol“ sollte nicht selbstverständlich werden
und Kindern und Jugendlichen nicht so vorgelebt werden
(Stichworte: Werbung, Bier- Champagnerdusche, Belohnungen durch Alkohol)
 Die Trainer sind durch ihr Vorbild und ihre Regeln ein wichtiger
Orientierungspunkt für die Jugendlichen
 Der Sportverein ist neben den Eltern und der Schule ein wichtiger Ort für die
Freizeit, für Kontakte und sportliche Fitness
 Gruppenrituale kritisch hinterfragen; Verhalten ansprechen!!
 Einzelne, die nicht trinken wollen, unterstützen!!!!
 www.sfa-ispa.ch
www.fairplay.ch
www.schlappis.ch/media/archive1/diverses/merkblatt_alkohol_und_sport.pdf
24.10.09
„cool and clean“
Lassen sie sich nicht täuschen…