Folie 1 - Daniel von Wachter

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Transcript Folie 1 - Daniel von Wachter

Das Universalienproblem,
Quantenmechanik und andere
ontologische Herausforderungen
Daniel von Wachter
Ontologie

Handelt von den allgemeinsten Zügen der Wirklichkeit
• Z.B. Was sind Eigenschaften? Was sind Dinge? Was ist das
Sein eines Dinges? Was ist Veränderung? Bleibt ein Ding durch
die Zeit hindurch dasselbe?
• Parmenides (515-450 v.Chr.), Platon, Aristoteles
• Avicenna, Averroes,J. Duns Scotus, Thomas von Aquin,
Ockham, Francisco Suárez
• Rudolphus Goclenius (1547-1628), G.W. Leibniz (1646-1716),
Christian v. Wolff (1679-1754)
• Bernhard Bolzano (1781-1848), Rudolf Hermann Lotze (18171881), Franz v. Brentano (1838-1917), E. Husserl (18591938), Roman Ingarden (1893-1970), Nicolai Hartmann
(1882-1950), Günther Jacobi (1925), Oskar Fechner (-1950).
• HEUTE (wiederbelebt durch Armstrong 1978, Strawson 1959,
Gustav Bergmann 1906-1987).
• Andere Art von Ontologie: W.O.V. Quine.
• Angewandte Ontologie, ontologische Ingenieurie,
http://ifomis.de
Ontologie, cont.


Name „Ontologie“ eingeführt von
dem protestantischen Scholastiker
Rudolphus Goclenius (Göckel), 1613
(s. HWDP „Ontologie“)
„Metaphysik“ (i.S von O?) von
Aristoteles (meta ta jusika;
philosophia prima)
J. Micraelius & Wolff:
Die Teile der Metaphysik

Metaphysica
generalis sive
ontologia
(ontologia)
(to on h on)

Metaphysica
specialis:
• theologia rationalis
• cosmologia
rationalis
• psychologia
rationalis
Ablehnung von Metaphysik

Kant: Ist Metaphysik möglich?
• (synthetisch a priori; kopernikanische Wende;
kein Wissen vom „Ding an sich“; Kants
Gewißheitsanspruch)

Logischer Positivismus (Empirismus)
• Verifikationsprinzip
• Metaphysische Aussagen sind sinnlos
• Linguistic turn

In D noch einflußreich
• international nicht mehr (aber es gibt noch
Nachwirkungen des Linguistic turn)
„Ontologie und Metaphysik“ heute
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
„O“ und „M“ manchmal gleich
verwendet
Aber gewöhnlich O. Teil der M.
Etwas anders bei R. Ingarden
Themen der Metaphysik heute
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Ontologie i.e.S. (Eigenschaften, Dinge, Ereignisse,
Sachverhalte, etc.)
Existenz, Identität
Raum, Zeit
Diachrone Identität
Verursachung
Naturgesetze
Freier Wille
Modalität
Supervenienz
Realismus/Antirealismus
Mathematische Gegenstände
Religionsphilosophie (Phil. Theologie) und Phil.d.Geistes
meist eigene Disziplinen
Das Universalienproblem
(27.4.04)
Daniel von Wachter
http://daniel.von-wachter.de
[email protected]

Heute Abend, 20h, Treffen beim
Atzinger, Schellingstraße.
Sechs Themen der Ontologie:
1. Sein, Existenz
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
Wissenschaft vom Seienden als Seiendem
Parmenides, gegen das Nichtsein: Es gibt nichts
Werdendes.
Erklärung für das, was allem Seienden
gemeinsam ist, Existenz
Ist Existenz eine Entität? (Pro: Thomas, Meinong,
Bergmann)
Gibt es Grade des Seins?
Gibt es versch. Existenzweisen?
Kategorien
Meinen Philosophen mit „existiert“ dasselbe wie
andere?
Sechs Themen der Ontologie:
2. Komplexität

Problem der Einheit: Komplexe weisen
sowohl Einheit als auch Vielheit auf.
• Aristoteles‘ Zurückführung der Vielfalst des
Dings auf sein einfaches Wesen (Das Einfache
enthält die Vielfalt in sich potentiell)
• Verbindung zwischen einem Ding und seinen
Eigenschaften
• Bei vielen Autoren gibt es keine Komplexe
• Sachverhalte (Meinong)
Sechs Themen der Ontologie:
3. Numerische Verschiedenheit u. Gleichheit

Problem der Individuation
• Wie ist numerische Verschiedenheit
ontologisch zu begründen?
• qualitative vs nicht-qualitative Ind.
• Leibniz Prinzip (contra Max Black)
(indisc of id; id of indisc) (Armstrong
1989, 3)
• Was wird heute verstanden unter
„individuate“?
Sechs Themen der Ontologie:
4. Relationen

Relationen


Sechs Themen der Ontologie:
5. Fortdauer über Zeit und Veränderung
hinweg
Identität über die Zeit hinweg?
Id-Kriterien vs Id-Bedingungen?

Sechs Themen der Ontologie:
6. Qualitative Gleichheit und
Verschiendenheit
Universalienproblem
Kant



„Nur zwei Dinge muß ich, im Fall, daß die Ausfoderung
angenomen wird, verbitten: erstlich, das Spielwerk von
Wahrscheinlichkeit und Mutmaßung, welches der
Metaphysik ebenso schlecht ansteht, als der Geometrie,
zweitens die Entscheidung vermittelst der Wünschelrute des
so genannten gesunden Menschenverstandes, die nicht
jedermann schlägt, sondern sich nach persönlichen
Eigenschaften richtet.
Denn was das erstere anlangt, so kann wohl nichts
Ungereimteres gefunden werden, als in einer Metaphysik,
einer Philosohie aus reiner Vernunft, seine Urteile auf
Wahrscheinlichkeit und Mutmaßung gründen zu wollen.
Alles, was a priori erkannt werden soll, wird eben dadurch
vor apodiktisch gewiß ausgegeben, und muß also auch so
bewiesen werden.“
Vgl. Deutsche und Angelsachsen i.d. Philosophie u.v.m.
Das Universalienproblem
(Armstrong 1989, Kap. 1)
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
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

Type – token
Ähnlichkeit zwischen Dingen
Ähnlichkeit in Hinsichten
Zwei Dinge mit derselben Eigenschaft?
Bishop Joseph Butler (Oriel College, Oxford):
Zwei Sinne von „dasselbe“.
• Armstrong (5): „Perhaps we will want to say that the
two tokens have something that is strictly identical. But
perhaps the identity involved is a loose and popular one.
Perhaps the two tokens are said to be the same
because, although strictly nonidentical, strictly different,
nevertheless they are different parts of some wider unity
that includes them both.“ Was?
Realismus vs. Nominalismus



Universalien (nicht wie „Geranien“ zu
deklinieren)
Vgl. Platon vs. Aristoteles
Universalienstreit des MA: „They
wrangle with one another till they
are pale, till they take to abuse and
spitting, and sometimes even to
fisticuffs.“ (Erasmus)
Nominalismus


Klassennominalismus
Prädikatennominalismus
• Token oder type von Prädikaten?
• Und wenn es keine Menschen gäbe...?



Begriffsnominalismus
Einwand gegen KN: Gibt es einen Typ pro
Klasse?
What distinguishes the classes of tokens
that mark off a type from those classes
that do no? (13)
6 Lösungen (S. 18)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Primitive natural classes
Resemblance Nominalism
Universals
Natural classes of tropes
Resemblance classes of tropes
Tropes plus universals (vgl. das
ontologische Quadrat)
Die linguistische Wende und das
Universalienproblem

Gustav Bergmann (1953, 155):
• „Given the linguistic turn it
[nominalism] becomes the assertion
that the ideal language contains no
undefined descriptive signs except
proper names.“
4. Mai: Armstrongs
Universalienrealismus
Daniel von Wachter
http://daniel.von-wachter.de
Prälim: Ontologie und Semantik

The Linguistic Turn.
• Philosophieren durch Sprache.
• Analytizität
• Ideal language – analysis of usage
Ontologie und Semantik
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Gustav Bergmann (1906-1987)
„The relation between language and philosophy is closer
than, as well as essentially different from, that between
language and any other discipline.“
Rekonstruktionismus
„Philosopical discourse is peculiar in that it is ordinary or
commonsensical discourse about an ideal language.“
„An ideal language must permit, by means of ordinary
discourse about it, the solution of all philosophical
problems.“
„Given the linguistic turn, nominalism becomes the
assertion that the ideal language contains no undefined
descriptive signes except proper names.“
“The idea of this approach is that the categorial features of
the world relfect themselves in the structural properties of
the ideal language.“
Ontologie und Semantik

Quine: Ontological commitment (‚On What
There Is‘)
• „To be is to be the value of a variable“
• Für die Ontologie ist „charakteristisch: wenn
man eine Aussage zu diesem Gebiet überhaupt
als wahr ansieht, muß man sie als
trivialerweise wahr ansehen. Jemandes
Ontologie liegt seinem Begriffsschema, nach
dem er all seine Erfahrungen interpretiert,
zugrunde.“

Wie findet man in der Philosophie heraus,
ob bestimmte Sachen existieren?
• Bsp. mögliche Welten
Ontologie und Semantik

Deskriptive versus revisionäre Metaphysik (Strawson 1959)
• Descriptive metaphysics is content to describe the actual
structure of our thought about the world, revisionary
metaphysics is concerned to produce a better structure. ...
Perhaps no actual metaphysician has ever been, both in
intention and effect, wholly the one thing or the other. ... This
book is, in part, and in a modest way, an essay in descriptive
metaphysics. Only in a modest way – for though some of the
themes discussed are sufficiently general, the discussion is
undertaken from a certain limited viewpoint and is by no
means comprehensive. (p. 9, 11)



truth conditions – truthmakers
Struktur der Wirklichkeit wie sie ist unabhängig davon, ob
und wie jemand sie beschreibt?
Kann man etwas von der Struktur der Welt durch die
Untersuchung der Struktur unserer Sprache erkennen?
Nichtlinguistische Ontologie


Metaphysics is the thoroughly empirical science.
Every item of experience must be evidence for or
against any hypothesis of speculative cosmology,
and every experienced object must be an
exemplar and test case for the categories of
analytic ontology. (Williams 1953, 3)
Armstrong geht in eine ähnliche Richtung, wenn
er von „ontologischer Erklärungskraft“ spricht:
• [T]he theory that explains the phenomena by means of
the least number of entities and principles (in particular,
by the least number of sorts of entities and principles) is
to be preferred. (Armstrong 1989, 19f.)
Armstrong against the argument
from meaning


Argument from meaning: „This second argument moves
from the existence of meaningful general words to the
existence of universals which are the meanings of those
words.Universals are postulated as the second term of the
meaning relation.“ (1978a, xiv)
„I regard this second line of argument as completely
unsound. furthermore, I believe that the identification of
universals with meanings (connotations, intensions), which
this argument presupposes, has been a disaster for the
theory of universals. A thoroughgoing separation of the
theory of universals from the theory of the semantics of
general terms is in fact required. Only if we first develop a
satisfactory theory of universals can we expect to develop
fruitfully the further topic of the semantics of generl terms.
Philosophers have all too often tried to proceed in the
opposite way.“ (Armstrong 1978a, xiv)
11. Mai: Universalien
oder Momente
Daniel von Wachter
http://daniel.von-wachter.de
Was sind Universalien?
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Armstrong: Eigenschaften sind
Universalien
Angenommen F ist ein Universale
(z.B. 4 kg), und dieser Stuhl a ist F,
und dieser Stein b ist F, dann gilt
Das F-Sein von a ist numerisch
identisch mit dem F-Sein von b
Instantiierung
Transzendente versus immanente
Universalien



ante res, in rebus
„abstrakt“, „ideal“
„repeatables“
Was sind Momente?

Individuelle Eigenschaften, abstract
particulars, tropes, property
instances
Argumente für Universalien
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
Dinge sind kausal komplex
Rückführung von Ähnlichkeit auf
Identität
„Argument from meaning“ (bad!)
Naturgesetze
Ähnlichkeit


Wie ist Ähnlichkeit zwischen Dingen
mit Universalien zu analysieren?
Wie ist Ähnlichkeit zwischen
Eigenschaften zu analysieren?
Das Prinzip der Instantiierung
Sachverhalte




Eingeführt von Alexius v. Meinong (cf. Tegtmeier)
Das F-Sein von a
Es könnte sein, daß a und F existieren, aber a
nicht F ist. Dazu, daß a F ist, gehört mehr als a
und F.
Das Wahrmacherprinzip (88)
• Für jede (kontingente) wahre Aussage gibt es etwas in
der Welt, das sie wahr macht.
• Verschiedene wahre Aussagen können denselben
Wahrmacher haben.

Ist F Bestandteil oder Teil des Sachverhaltes?
Aposteriorischer Realismus

Entspricht jedem Prädikat ein
Universale?
Substrat

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

Substrate oder Bündel?
Das Prinzip der Instantiierung
Das Prinzip der baren Substrate
Dünne und dicke Substrate
Was sind Substrate?
• Raum-Zeit-Stellen?
Ausblick: Substanzontologie


Sind Substrate nackt, qualitativ unbestimmt?
Substanzontologie (Aristoteles (Kat), Ingarden):
• Es gibt Eigenschaftsuniversalien und Artuniversalien
• Individuelle Eigenschaften sind Exemplare von
Eigenschaftsuniversalien
• Eigenschaftsträger sind Exemplare von Artuniversalien
• ...
• Roman Ingarden: Der Streit um die Existenz der Welt
II/1; vgl. Wachter: Dinge und Eigenschaften, Kap. 2.
Momentenbündeltheorie
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
Keith Campbell: Abstract Particulars (1990)
Donald Williams: „The Alphabet of Being“
Eigenschaften sind individuell
(Momente)
Primitive Ähnlichkeit zwischen
Eigenschaften
Einwände gegen Universalien
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Was sind die Substrate?
Einteilung der Welt in Substrate
Ähnlichkeit zwischen Eigenschaften