Völkerrechtliche Stellungnahmen zum Konflikt um
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Transcript Völkerrechtliche Stellungnahmen zum Konflikt um
Territoriale Integrität und
nationale Selbstbestimmung:
Völkerrechtliche Stellungnahmen
zum Konflikt um Berg-Karabach
Von Anja Ibes
Go East Sommerschule in Georgien 2014
18. September 2014
Inhalt
1.
2.
3.
4.
Die Entwicklung des Berg-Karabach-Konflikts
Völkerrechtliche Stellungnahmen
Ergebnisse der juristischen Bewertung
Mögliche Konfliktlösungsansätze
1. Einleitung: Die Region Berg-Karabach
http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2013_S02_hlb_smk.pdf
http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2013_S02_hlb_smk.pdf
2. Die Entwicklung des Berg-Karabach-Konflikts
(1) Armenische Besiedlung
von Flucht und Verfolgung geprägt
(2) Unabhängigkeit 1918-1920
Unabhängigkeit ARM und AZ 1918
BK wird 1919 AZ zugestanden, erhält aber
Autonomiestatus
(3) Sowjetische Ära bis 1960er
5.7.1921 wir BK offiziell A.S.S.R. der SSR Aserbaidschan
(4) Erstarkendes Nationalbewusstsein in den 1980ern
Abnahme des armenischen Bevölkerungsanteils
Zuspitzung der Lage 1988/89
(5) Untergang der UdSSR und Ablösung von
Aserbaidschan
1.12.1991 Referendum BK‘s für eine Eingliederung in
ARM
26.12.1991 Formelle Auflösung der UdSSR
(6) Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien 19921994
Vertreibung quasi aller Aseris aus BK und ARM
(7) Waffenstillstand, De-Facto-Staat (?) und der bis
heute ungelöste Konflikt
De-Facto-Staat?
Diaspora
Minsker Gruppe der OSZE seit 1992
3. Völkerrechtliche Stellungnahmen
Zwei Möglichkeiten der Bewertung im Falle
Berg-Karabachs:
Das Prinzip der Territorialen Integrität
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker
I. Das Prinzip der Territorialen Integrität
= Staaten sind souverän
• schützt territorialen Bestand eines Staates
soll Stabilität der internationalen Ordnung
sichern und Scheitern junger Staaten
verhindern
Völkerrechtliche Begründung für die
Eingliederung in die Aserbaidschanische
Republik (Aserbaidschan, Türkei, internationale
Organisationen (UN, OSZE, Europarat))
II. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker
= Recht aller Völker, frei und ohne Einmischung von
außen über ihren politischen Status zu entscheiden
und ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Entwicklung zu gestalten
Kann auch die Errichtung eines unabhängigen
Staates bedeuten (äußeres
Selbstbestimmungsrecht, Sezessionsrecht)
Völkerrechtliche Begründung für die
Unabhängigkeit Berg-Karabachs (Berg-Karabach,
Armenien)
III. Außerdem: Uti-Possidetis-Iuris-Prinzip
= Im Fall von Veränderungen der Staatlichkeit,
Transformation oder Staatsteilung erhalten die
bislang gegebenen Staatsgrenzen bzw. die
ehemaligen internen Verwaltungsgrenzen den
Rang internationaler Grenzen
• AZ: Verfassung 30. August 1990
• AR/BK: Sowjetrecht bis 26.12.1991
bisher keine juristische Aufklärung
5. Ergebnis der juristischen Bewertung
• i.d.R. souveränitätsorientiert
• Unter bestimmten Bedingungen wird das
Selbstbestimmungsrecht zum Sezessionsrecht:
a) Demokratische Wege der Selbstbestimmung (Referendum)
b) Sezessionsrecht ethnischer Völker
c) Sezession aufgrund völkerrechtlicher Verbrechen,
strukturierter (politischer) Diskriminierung,
Menschenrechtsverletzungen
d) Sezession als Recht nach Annexion
e) De-Facto-Sezession
•
Konsequenz: Wenn Abspaltung rechtmäßig, dann keinen
(juristischen) Grund für Karabachs Nicht-Anerkennung
höchst brisant
6. Mögliche Konfliktlösungsansätze
• 2008 erstmals diplomatische Verhandlungen zw. ARM und AZ
• Aquila-Katalog (2009):
Rückgabe der besetzten aserbaidschanischen Rayons
Recht aller Flüchtlinge zur Rückkehr an ihre Wohnsitze
Die Klärung der Status-Frage durch Referendum in BK
Errichtung eines Korridors zwischen Armenien und Berg-Karabach
Einsatz internationaler Peace-Keeping-Forces
• Weiterhin wird gefordert:
– Einbeziehung Berg-Karabachs sowie der Zivilgesellschaft
– Einbeziehung der Zivilgesellschaft in den Konfliktlösungsprozess
(Vertrauensbildende Maßnahmen, Unterlassung nationalistischer
Hasspropaganda)
– Abschluss eines wechselseitigen Gewaltverzichtsabkommen und
Entmilitarisierung der „Pufferzone“
7. Fazit und Diskussion
• Dieser Konflikt betrifft die Grundfeste des modernen
Völkerrechts und spricht grundlegende Dilemmata an
• Grundlegendes Ziel muss (auch im völkerrechtlichen
Sinne) die Erlangung eines dauerhaften Friedens sein
• Aber derzeit eher Zuspitzung des Konflikts:
aserbaidschanischer Präsident Ilham Alijew am 8.
August 2014: "Wir werden unsere territoriale Integrität
wiederherstellen, entweder durch friedliche oder
durch militärische Mittel. Wir sind bereit für beide
Optionen."
“Volksdiplomatie”
• With the support of the British Embassies in
Armenia and Azerbaijan Region Research
Center (Armenia) and The Institute of Peace
and Democracy (Azerbaijan) are implementing
a project ''Enhancing Knowledge and
Understanding of 'The Other Side' by
Armenians and Azerbaijanis through
Alternative and First-Hand Information'' (April
2012-April 2014).
http://www.publicdialogues.info
Literatur
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Dehdashti, Rexane (2000): Internationale Organisationen als Vermittler in innerstaatlichen
Konflikten: Die OSZE und der Bergkarabach –Konflikt, Frankfurt a. M.: Campus Verlag.
Halbach, Uwe/ Smolnik, Franziska (2013): Der Streit um Berg-Karabach. Spezifische Merkmale und
die Konfliktparteien, SWP-Studie, S2, Berlin.
Krüger, Heiko (2009): Der Berg-Karabach-Konflikt. Eine juristische Analyse. Berlin/Heidelberg:
Springer Verlag.
Luchterhandt, Otto (2010): Berg-Karabachs Selbstbestimmungsrecht: Begründung und praktische
Folgerungen, in: Vahram Soghomonyan (Hrsg.): Lösungsansätze für Berg-Karabach/Arzach, BadenBaden, S. 11-78.
Mammedli, Ali (1993): Das Selbstbestimmungsrecht der Völker und das konstruierte KarabachProblem, in: Dichtung und Wahrheit um Karabach, Berlin.
Plate, Katja Christina (2011): Konflikt um Bergkarabach spitzt sich zu; Länderbericht des
Regionalprogramms Politischer Dialog Südkaukasus der Konrad Adenauer Stiftung e.V. vom 14.
März 2011, abgerufen am 8. August 2014 unter: http://www.kas.de/wf/doc/kas_22346-1522-130.pdf?110325064457
Rau, Johannes (2008): Der Berg-Karabach-Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan; Berlin:
Verlag Dr. Köster.
Soljan, Suren (1995): Entstehungsgeschichte und aktuelle Probleme des Karabach-Konflikts. In: Uwe
Halbach/Andreas Kappeler (Hg.): Krisenherd Kaukasus, Baden-Baden.
Zaslavsky, Victor (1993): Das russische Imperium unter Gorbatschow. Seine ethnische Struktur und
seine Zukunft, Berlin.