Kapitel 6: Die theoretischen Grundlagen der Stabilisierungspolitik

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Transcript Kapitel 6: Die theoretischen Grundlagen der Stabilisierungspolitik

Gliederung:
01. Einführung
02. Das Ziel der Vollbeschäftigung
03. Das Ziel der Geldwertstabilität
04. Das Ziel eines angemessenen wirtschaftlichen Wachstums
05. Die theoretischen Grundlagen der Beschäftigungspolitik
06. Die theoretischen Grundlagen der Stabilisierungspolitik
07. Die theoretischen Grundlagen der Wachstumspolitik
08. Die geld- und außenwirtschaftspolitischen Mittel
09. Die finanzpolitischen Mittel
10. Die einkommenspolitischen Mittel
11. Institutionelle Maßnahmen
12. Die Träger der Konjunktur- und Wachstumspolitik
Kapitel VI:
Die theoretischen Grundlagen
der Stabilisierungspolitik
Gliederung:
01. Die drei wichtigsten alternativen Konzeptionen
02. Die Grundaussage der Quantitätstheorie
03. Politische Schlussfolgerungen
04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
06. Politische Schlussfolgerungen
07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
08. Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie
09. Politische Schlussfolgerungen
10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Gliederung:
01. Die drei wichtigsten alternativen Konzeptionen
02. Die Grundaussage der Quantitätstheorie
03. Politische Schlussfolgerungen
04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
06. Politische Schlussfolgerungen
07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
08. Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie
09. Politische Schlussfolgerungen
10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 1: Welches sind die wichtigsten Ursachen der
Inflation ?
Drei alternative Konzeptionen werden vertreten:
 Die Quantitätstheorie:
 Inflation wird vorwiegend durch Geldmengenwachstum verursacht, dem keine Steigerung der Produktion
entspricht.
 Die nachfrageorientierte Inflationstheorie:
 Nachfrageüberhänge verursachen Inflation.
 Die angebotsorientierte Theorie:
 Stückkostensteigerungen verursachen Inflation.
Fazit: (1)
Inflation
wird von der Quantitätstheorie vorwiegend mit Geldmengenveränderungen,
von der keynesianischen Theorie mit Nachfrageüberhängen,
von der angebotsorientierten Inflationstheorie mit Kostensteigerungen erklärt.
Gliederung:
01. Die drei wichtigsten alternativen Konzeptionen
02. Die Grundaussage der Quantitätstheorie
03. Politische Schlussfolgerungen
04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
06. Politische Schlussfolgerungen
07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
08. Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie
09. Politische Schlussfolgerungen
10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 2: Welches sind die Grundaussagen der Quantitätstheorie? (1)
Inflation wird durch Geldmengenvermehrungen ausgelöst.
Ausgangspunkt ist die Fisher’sche Verkehrsgleichung:
 Das Produkt aus Geldmenge (G) und Umlaufsgeschwindigkeit (U) ist gleich dem Preisniveau (P) multipliziert mit
dem Handelsvolumen (H).
 GxU=PxH
Zunächst weist diese Gleichung nur auf einen tautologischen
Zusammenhang hin.
Frage 2: Welches sind die Grundaussagen der Quantitätstheorie? (2)
Aber zwei Teilhypothesen lassen sich formulieren:
Erste Teilhypothese:
 Wenn die Geldmenge steigt, steigt auch das Preisniveau,
da unterstellt wird, dass kurzfristig sowohl die Umlaufsgeschwindigkeit als auch das Handelsvolumen von dieser
Geldmengenzunahme unberührt bleiben.
 G   P  , da U und H als konstant gelten.
 Zweite Teilhypothese:
 Ein Anstieg der Güternachfrage allein führt nicht zu
Preissteigerungen, es kann ja z. B. auch zu Mengensteigerungen oder Steigerungen in der Umlaufsgeschwindigkeit kommen.
Fazit: (2a)
Die
Quantitätstheorie führt Inflation stets auf Geldvermehrung
zurück, die nicht von einem Zuwachs an Gütern begleitet wird.
In einer ersten Teilhypothese kommt die Quantitätstheorie zu
dem Ergebnis, dass sich ein Zuwachs in der Geldmenge vorwiegend in Steigerungen des Güterpreisniveaus niederschlägt,
weil die Umlaufsgeschwindigkeit kurzfristig konstant ist und insbesondere nicht durch Geldmengenzuwachs verändert wird
und weil darüber hinaus eine Vermehrung der Geldmenge den
Umfang der Güterproduktion realiter unberührt lässt.
Fazit: (2b)
In
einer zweiten Teilhypothese kommt die Quantitätstheorie zu
dem Ergebnis, dass Veränderungen in der Nachfrage allein ohne
entsprechende Geldmengenausweitung nicht zu Güterpreissteigerungen führen.
Es wird allerdings die Gefahr gesehen, dass Veränderungen in
den realen Größen eine Ausweitung in der Geldmenge erzwingen
und auf diese indirekte Weise das Güterpreisniveau beeinflussen
können.
Gliederung:
01. Die drei wichtigsten alternativen Konzeptionen
02. Die Grundaussage der Quantitätstheorie
03. Politische Schlussfolgerungen
04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
06. Politische Schlussfolgerungen
07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
08. Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie
09. Politische Schlussfolgerungen
10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 3: Welche Schlussfolgerungen wurden aus der
Quantitätstheorie gezogen ?
In erster Linie bedarf es institutioneller Vorkehrungen, um
die Unabhängigkeit der Notenbank sicherzustellen:
 Es wird eine Freigabe der Wechselkurse gefordert, da bei
Devisenmarktinterventionen jeweils die Geldmenge verändert wird.
 Es ist eine Kontrolle der Giralgeldschöpfung - z. B. durch
eine 100%ige Mindestreserve - notwendig (M. Friedman).
 Die Geldmengenexpansion ist am langfristigen Wachstum auszurichten.
 Auf eine antizyklische Politik sollte verzichtet werden.
 Auch direkte Eingriffe in die Güter- und Arbeitsmärkte
sind zu unterlassen.
Fazit: (3a)
Aus diesen theoretischen Ergebnissen werden folgende politische
Schlussfolgerungen abgeleitet:
Die Unabhängigkeit der Notenbank muss institutionell abgesichert werden durch Freigabe der Wechselkurse sowie durch
eine 100% Reserveverpflichtung der Geschäftsbanken, die auf
diese Weise auf passive Bankgeschäfte beschränkt bleiben und
kein Giralgeld schöpfen können.
Geldwertstabilität kann nur dadurch realisiert werden, dass die
Notenbank die Geldmengenausweitung an den langfristig erwarteten Inlandsproduktzuwachs koppelt,
korrigiert durch den Umstand, dass mit wachsendem Inlandsprodukt auch die Nachfrage nach Kasse überproportional ansteigt (Luxusgeldhypothese).
Fazit: (3b)
Auf
diese Weise erklärt sich die von Friedman entwickelte 5%
Regel.
Friedman ging davon aus, dass das reale Inlandsprodukt langfristig um etwa 3% steigt.
Gleichzeitig ging er von der Luxusgeldhypothese aus, wonach die
Liquiditätspräferenz mit wachsendem Wohlstand um circa 2%
ansteigt.
Je reicher man ist, desto mehr kann man sich den „Luxus“
leisten, Geld in Kasse zu halten und damit auf einen möglichen
Zinsertrag zu verzichten.
Fazit: (3c)
Die
Notenbank soll sich jedem Versuch, die Konjunkturlage
kurzfristig durch antizyklische Politik zu beeinflussen, enthalten,
da aufgrund langer Verzögerungsperioden keine effiziente Konjunkturbeeinflussung möglich ist.
Das Ziel der Geldwertstabilität benötigt keine politische Regulierung der Arbeitsmärkte.
Ein Lohnstop ist nicht notwendig, da sich bei Wahrung der geldpolitischen Vorgaben eine expansive Lohnpolitik nicht inflationär auswirken würde, sondern zu einer Erhöhung der Arbeitslosigkeit führen müsste.
Eine Regulierung des Arbeitsmarktes wäre auch nicht ausreichend, da bei einer expansiven Geldpolitik die Güterpreise auch
dann steigen würden, wenn die Lohnsteigerungen dem Produktivitätszuwachs entsprechen würden.
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Frage 4: Welche Kritik wurde an der Quantitätstheorie
geübt ?
Kritik wurde vor allem von Keynes erhoben.
Die Umlaufsgeschwindigkeit sei nicht konstant:
 Es ist zwischen dem Transaktions- und dem Spekulationsmotiv zu unterscheiden.
 Transaktionsmotiv: Die Nachfrage nach Kasse ist von
der Einkommenshöhe abhängig;
sie steigt mit wachsenden Einkommen.
 Das Spekulationsmotiv ist von der Zinshöhe abhängig;
bei geringen Zinsen wird mit einer baldigen Zinssteigerung gerechnet und deshalb Geld vorübergehend in Kasse gehalten.
Eine Geldmengenexpansion führt zu Produktionsausweitung
Der Wirkungszusammenhang bleibt allerdings bei der älteren Quantitätstheorie in der Tat unklar.
Fazit: (4)
Keynes kritisierte die Quantitätstheorie, da seiner Meinung nach
die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes kurzfristig beeinflusst
werden kann.
Erklärt wird dieser Einfluss durch das Spekulationsmotiv.
Keynes geht weiterhin davon aus, dass Geldmengenvermehrungen bei Unterbeschäftigung zu einem Anstieg der Güterproduktion führen können und insoweit keine Güterpreissteigerungen
nach sich ziehen.
Die ältere Quantitätstheorie wurde weiterhin deshalb kritisiert,
dass sie nicht klar stelle, auf welchem Wege Geldmengenzuwächse das Güterpreisniveau beeinflussen.
Diese Kritik gilt nicht mehr für die Neoquantitätstheorie, die ex
pressis verbis den Inflationsprozess analysiert.
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04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
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07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
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10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 5: Welches sind die Grundaussagen der nachfrageorientierten Inflationstheorie?
Ausgangspunkt ist eine Überbeschäftigungssituation.
Die Marktkräfte sind nicht in der Lage, Nachfrageüberhänge durch Preissenkungen abzubauen.
Es muss allerdings eine der folgenden Annahmen unterstellt
werden:
 vollkommen elastisches Geldangebot oder
 vollkommen elastische Liquiditätspräferenz
 oder vollkommen unelastische Investitionsnachfrage.
Es findet also kein Abbau der Nachfrageüberhänge durch
Marktprozesse statt!
Nachfragezuwächse wirken sich wegen Vollauslastung nur
auf die Preise, nicht auf die Gütermengen aus.
Fazit: (5)
Die
nachfrageorientierte Inflationstheorie entstand durch Ausweitung der keynesianischen Beschäftigungstheorie auf den Tatbestand der Inflation.
Hierbei kommt die keynesianische Inflationstheorie zu der Aussage, dass der Umfang der Inflation in erster Linie vom Ausmaß
des Nachfrageüberhanges auf den Gütermärkten bestimmt werde.
Diese Ergebnisse werden durch eine spiegelbildliche Übertragung der keynesianischen Instrumente (Konsum- und Investitionsfunktion in Abhängigkeit vom realen Inlandsprodukt) auf
den Tatbestand der Überbeschäftigung erzielt.
Ähnlich wie im Rahmen der Beschäftigungstheorie kommt die
nachfrageorientierte Inflationstheorie zu der politischen Schlussfolgerung, dass der Markt von sich aus nicht in der Lage ist,
Nachfrageüberhänge abzubauen.
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10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 6: Welche politischen Schlussfolgerungen wurden
aus der nachfrageorientierten Inflationstheorie
gezogen ?
Der Nachfragezuwachs ist auf die potentielle Angebotssteigerung zu begrenzen.
Es gilt folgende Beziehung:
 Die Preissteigerungsrate (dP/P) entspricht der Differenz
zwischen Nachfragesteigerung (dN/N) und Angebotssteigerung (dA/A).
 Dies bedeutet, dass genau dann keine Inflationsgefahr besteht, wenn Angebot und Nachfrage übereinstimmen.
 Es gilt:
dP/P = O wenn dN/N = dA/A
Der Stabilitätserfolg hängt allerdings nicht von der Art der
Nachfragebegrenzung (C, I, G-T, EX – IM) ab.
Fazit: (6)
Keynesianische Stabilitätspolitik besteht in einer Begrenzung der
Nachfrage auf das potentielle Angebot.
Welcher Nachfragestrom begrenzt wird, ist zunächst für den
stabilitätspolitischen Erfolg von geringerer Bedeutung.
Allerdings muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen
werden, dass die politische Realisierbarkeit der Maßnahmen, die
multiplikative Wirkung und etwaige negative Sekundärwirkungen auf andere Ziele unterschiedlich ausfallen können je nach Art
der Nachfrage, die begrenzt wird.
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Frage 7: Welche Kritik wurde an der nachfrageorientierten Inflationstheorie geübt ?
Allgemein wird akzeptiert, dass Nachfrageüberhänge Preissteigerungen verursachen.
Die Forderung nach Abbau von Nachfrageüberhängen ist somit unbestritten.
Es bestehen aber Zweifel, ob Preissteigerungen nur aufgrund
von Nachfrageüberhängen entstehen.
Stagflationserscheinungen bestätigen diese Zweifel:
 Es finden Preissteigerungen statt
 sowohl im Aufschwung,
 als auch im Abschwung.
Das Verhalten der Gewerkschaften könnte ebenfalls einen
Stabilitätserfolg verhindern, wenn eine expansive Lohnpolitik durchgesetzt wird.
Fazit: (7a)
Unbestritten ist, dass
Nachfrageüberhänge zu Preissteigerungen
führen.
Spätestens seit Auftreten von Stagflationserscheinungen muss
jedoch zumindest eingeräumt werden, dass es auch noch andere
Bestimmungsgründe für Inflation gibt.
In Zeiten der Stagflation stieg das Preisniveau gerade dann, als
Nachfrageüberhänge abgebaut wurden.
Die keynesianische Strategie der Inflationsbekämpfung wurde
auch deshalb fragwürdig, da sie nur dann erfolgreich wäre, wenn
die Gewerkschaften eine Reduzierung der Nettoeinkommen aufgrund von Konjunkturzuschlägen zur Einkommenssteuer nicht
damit beantworten würden, dass sie einen Kaufkraftausgleich
fordern.
Fazit: (7b)
Der
Staat versuchte mit der Einführung eines Konjunkturzuschlages zur Einkommenssteuer die Nachfrage und damit die Inflationsrate zu reduzieren.
Wenn die Gewerkschaften nun einen Kaufkraftausgleich verlangen und höhere Löhne durchsetzen, steigt die Konsumnachfrage
und der Rückgang im Konsum aufgrund höherer Einkommensteuern wird gerade kompensiert durch die Konsumnachfragezuwächse aufgrund höherer Löhne.
Sind die Gewerkschaften darin erfolgreich, ist es dem Staat nicht
gelungen, mit fiskalpolitischen Maßnahmen die private Nachfrage zu drosseln.
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02. Die Grundaussage der Quantitätstheorie
03. Politische Schlussfolgerungen
04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
06. Politische Schlussfolgerungen
07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
08. Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie
09. Politische Schlussfolgerungen
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Frage 8: Welches sind die Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie (Weintraub)?
Kostensteigerungen sind die wichtigste Ursache für Inflation.
Ausgangspunkt ist die Preiskalkulation einer Unternehmung
 p = K + g * K = K * ( 1 + g)
 p: Preis eines Einzelgutes
 K : Stückkosten
 g : prozentualer Gewinnaufschlag.
Es erfolgt eine Übertragung auf die gesamte Volkswirtschaft:
 Nicht nur der Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Stückkosten, sondern auch Strukturverschiebungen können
Preissteigerungen auslösen.
 Beispielsweise würde dann, wenn die Stückkosten in allen
Branchen konstant blieben, der Anteil der Branche mit
den höheren Stückkosten jedoch zunehmen würde, das
Preisniveau steigen.
Fazit: (8)
Die
angebotstheoretische Inflationstheorie führt Güterpreissteigerungen vorwiegend auf den Anstieg der Stückkosten zurück.
Sie geht von der Annahme aus, dass die einzelnen Unternehmer
die Preise dadurch festlegen, dass sie auf die Stückkosten einen
kurzfristig konstanten, branchenüblichen Gewinnzuschlag aufschlagen.
Die angebotsorientierte Inflationstheorie überträgt diesen mikroökonomischen Zusammenhang auf das Güterpreisniveau,
wobei sich allerdings die gesamtwirtschaftliche Formel dadurch
von der mikroökonomischen Theorie unterscheidet, dass auch
Strukturverschiebungen zu Branchen mit überdurchschnittlich
hohen Stückkosten oder Gewinnzuschlägen allgemeine Preissteigerungen auslösen können.
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04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
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07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
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09. Politische Schlussfolgerungen
10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 9: Welche Schlussfolgerungen wurden aus der angebotsorientierten Inflationstheorie gezogen ? (1)
Es wird eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik gefordert.
 Das Preisniveau bleibt nur konstant, wenn die Stückkosten ebenfalls konstant bleiben.
Es gilt:
L/X = (l*A)/X = l*A/X = l/
L: Lohnsumme
X: Produktmenge
l: Lohnsatz
A: Arbeitsstundenzahl
 : Produktivität
K: Gesamtkosten
P: Preisniveau
Wenn dl/l = d/, dann K/x und P konstant
Frage 9: Welche Schlussfolgerungen wurden aus der angebotsorientierten Inflationstheorie gezogen ? (2)
Ähnliche Schlussfolgerungen lassen sich auch bei einer nachfrageorientierten Inflationstheorie ziehen:
 Wenn d N = d X, dann gilt: P = const.
 Für c = const. und a = const. gilt:
 N = c * l * a d N = d l
 X = * a d X = d 
 X = Güterangebot
 N = Güternachfrage
 a = Arbeitsstundenzahl
 l = Lohnsatz
 c = Konsumquote
  falls dl = d gilt : Preisniveau = const.!
Frage 9: Welche Schlussfolgerungen wurden aus der angebotsorientierten Inflationstheorie gezogen ? (3)
Der wichtigste Unterschied zwischen angebots- und nachfrageorientierter Inflationstheorie besteht im Folgenden:
Investivlöhne wirken nur bei angebotstheoretischer Betrachtung inflationär.
Bei angebotstheoretischer Betrachtung gilt:
 Der Investivlohnzuwachs erhöht die Stückkosten, es tritt
also eine inflationäre Wirkung ein.
 Bei nachfragetheoretischer Betrachtung gilt hingegen:
Ein Investivlohnzuwachs beeinflusst die Nachfrage nicht,
m. a. W.: es findet keine inflationäre Wirkung statt.
Fazit: (9a)
Wenn
die Steigerungen in den Stückkosten die wichtigsten Bestimmungsgründe für Inflation darstellen, kommt es im Rahmen
der Stabilitätspolitik darauf an, Regeln zu entwickeln, aufgrund
derer Stückkostensteigerungen möglichst vermieden werden.
Dies bedeutet z. B. für die Lohnkosten, dass in den Tarifverhandlungen Lohnsatzsteigerungen nur in dem Maße beschlossen
werden sollten, in dem die Arbeitsproduktivität angestiegen ist.
Gerade in dieser letzten Frage scheinen auf den ersten Blick
nachfrage- und angebotsorientierte Inflationstheorien zu den gleichen politischen Schlussfolgerungen zu gelangen.
Fazit: (9b)
Auch im Rahmen der keynesianischen Inflationstheorie wird die
Meinung vertreten, dass eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik den Nachfrageüberhang unbeeinflusst lässt und deshalb stabilitätspolitisch unbedenklich ist.
Unterschiede ergeben sich allerdings zwischen beiden Inflationstheorien in der Frage, wie sich Investivlöhne auf die Geldwertstabilität auswirken.
Da annahmegemäß Investivlöhne die Konsumnachfrage nicht
beeinflussen, geht von ihnen nach Meinung der Keynesianer auch
kein negativer Einfluss auf das Güterpreisniveau aus,
während für die Angebotstheoretiker auch die Investivlöhne
Kosten darstellen und deshalb auf das Güterpreisniveau Einfluss
nehmen.
Gliederung:
01. Die drei wichtigsten alternativen Konzeptionen
02. Die Grundaussage der Quantitätstheorie
03. Politische Schlussfolgerungen
04. Die Kritik an der Quantitätstheorie
05. Die Grundaussage der nachfrageorientierten Inflationstheorie
06. Politische Schlussfolgerungen
07. Die Kritik an der nachfrageorientierten Inflationstheorie
08. Grundaussagen der angebotsorientierten Inflationstheorie
09. Politische Schlussfolgerungen
10. Die Kritik an der angebotsorientierten Inflationstheorie
Frage 10: Welche Kritik wurde an der angebotsorientierten Inflationstheorie geübt ? (1)
Es liegt hier keine befriedigende Theorie über das Gewicht
der Angebots- und Nachfragefaktoren vor:
 Das Gewicht dieser Faktoren ist vor allem von der Konjunkturlage abhängig,
 So erhöhen Nachfragesteigerungen die Preise in der
Hochkonjunktur.
 Die Rolle der Fixkosten:
 Bei Stagflation führt ein Rückgang der Nachfrage
wegen hoher Fixkosten zu Preissteigerungen.
 Man kann den Unterschied zwischen beiden Inflationstheorien auch darin sehen, dass die Angebotstheorie statisch, die Nachfragetheorie hingegen dynamisch argumentiert:
Frage 10: Welche Kritik wurde an der angebotsorientierten Inflationstheorie geübt ? (2)
Bei einer statischen Betrachtung wird nur danach gefragt,
welche Datenänderungen letztendlich zu Preisvariationen
führen. Wie dieser Prozess einer Preisvariation abläuft,
bleibt unbeantwortet.
Eine Datenänderung verschiebt z. B. die Angebots-(Kosten)Kurve nach links-oben und bewirkt eine Preiserhöhung im
Gleichgewicht.
Im dynamischen Modell löst die Erhöhung der Kostenkurve
bei zunächst gleichen Preisen einen Nachfrageüberhang aus.
Dieser Nachfrageüberhang führt selbst wiederum zu Preissteigerungen.
Diese Preissteigerungen verursachen schließlich den Abbau
des Nachfrageüberhangs.
Angebotstheoretischer Aspekt
p
p1
K  p langfristig
p0
Statisches Modell
GG1
GG0
X
Nachfragetheoretischer Aspekt
p
p1
K  N > A  p
p0
N>A
Dynamisches Modell
GG1
GG0
X
Fazit: (10)
Unbestritten
ist wiederum, dass Kostenfaktoren den Inflationsgrad beeinflussen können,
strittig bleibt jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen Preissteigerungen auf Nachfrageüberhänge bzw. auf Kostensteigerungen zurückgeführt werden können.
Anhand eines einfachen Marktmodelles wurde gezeigt, dass beide
Inflationstheorien weniger alternative, sich ausschließende Hypothesen formulieren,
als vielmehr unterschiedliche Fragen beantworten.
So kann die angebotstheoretische Inflationstheorie als ein statisches Modell angesehen werden, das die langfristige Entwicklung erklärt,
 während die nachfragetheoretische Inflationstheorie den dynamischen Prozess der Preissteigerung analysiert.
Fragen zu Kapitel 6: (1)
01. Welche drei alternativen Theorien versuchen die Entstehung von
Inflation zu erklären?
02. Was besagt die Fisher‘sche Verkehrsgleichung?
03. Welche beiden Teilhypothesen lassen sich innerhalb der Quantitätstheorie unterscheiden?
04. Warum kann nach Auffassung der Quantitätstheoretiker eine
rationale Konjunkturpolitik nur bei Freigabe der Wechselkurse
betrieben werden?
05. Warum gefährdet eine freie Giralgeldschöpfung der Banken die
Geldwertstabilität?
06. Mit welchen Argumenten kritisiert Keynes die Quantitätstheorie?
07. Warum ist Keynes der Meinung, dass eine Zunahme der Geldmenge zu einer Veränderung der Umlaufsgeschwindigkeit führen kann?
Fragen zu Kapitel 6: (2)
08. Inwiefern handelt es sich bei der nachfrageorientierten Inflationstheorie um eine keynesianische Theorie?
09. Inwiefern kann die keynesianische Inflationstheorie Preissteigerungen bei Stagflation nicht erklären?
10. Inwiefern kann auch das Verhalten der Gewerkschaften den
Erfolg einer keynesianischen Stabilitätspolitik verhindern?
11. Können im Rahmen der angebotsorientierten Inflationstheorie
die Güterpreise auch bei konstanten Kosten in jeder einzelnen
Branche ansteigen?
12. Welche unterschiedlichen Schlussfolgerungen ziehen die nachfrage- und die angebotsorientierte Inflationstheorie im Hinblick
auf die Auswirkungen von Investivlöhnen auf die Inflation?
Antworten zu Kapitel 6: (1)
01. Eine Inflation kann durch die Quantitätstheorie, durch die nach
frageorientierte sowie durch die angebotsorientierte Theorie erklärt werden.
02. Die Fisher‘sche Verkehrsgleichung stellt eine tautologische Beziehung zwischen dem Produkt aus Geldmenge und Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes und dem Produkt aus Preisniveau und
Handelsvolumen her.
03. Die erste Teilhypothese der Quantitätstheorie besagt, dass Geldmengensteigerungen zu Preissteigerungen führen. Entsprechend
der zweiten Teilhypothese reichen Nachfragesteigerungen nicht
aus, Inflationsprozesse zu erklären.
04. In einem System fester Wechselkurse ist die Notenbank gezwungen, bei Devisenbilanzungleichgewichten auf dem Devisenmarkt
zu intervenieren. Diese Intervention beeinflusst die Geldmenge
und damit auch das inländische Preisniveau.
Antworten zu Kapitel 6: (2)
05. Nach Auffassung der Quantitätstheoretiker gefährdet eine unkontrollierte Giralgeldschöpfung die Geldwertstabilität, da eine
Inflation nur verhindert werden kann, wenn die Notenbank die
gesamte Geldmenge, also auch die Giralgeldmenge kontrollieren
kann.
06. Keynes kritisiert die Quantitätstheorie, weil weder die Umlaufsgeschwindigkeit noch das Handelsvolumen bei Veränderungen
der Geldmenge unberührt bleiben.
07. Nach der Liquiditätstheorie von Keynes hängt die Nachfrage
nach Kasse vom Zinssatz ab. Dieser wird jedoch bei einer Geldvermehrung ceteris paribus gesenkt. Diese Zinssenkung führt zu
einer Zunahme der Nachfrage nach Geld, was selbst wiederum
die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes verringert.
08. Keynes führte die gesamtwirtschaftlichen Variablen stets auf
Veränderungen in der Nachfrage zurück, dies gilt nicht nur für
die Beschäftigung, sondern auch für das Preisniveau.
Antworten zu Kapitel 6: (3)
09. Entsprechend der keynesianischen Inflationstheorie sind nur
dann Preissteigerungen zu erwarten, wenn Nachfrageüberhänge
bestehen. In Zeiten der Stagflation steigen jedoch die Preise gerade auch dann, wenn die Nachfrage zurückgeht!
10. Wir wollen unterstellen, dass der Staat durch Steuererhöhungen
überschüssige Nachfrage abschöpft. Diese kontraktive Politik ist
erfolglos, wenn es den Gewerkschaften gelingt, die steuerbedingte Reduzierung der Nettoeinkommen dadurch wiederum zu
kompensieren, dass die Bruttolöhne im Ausmaß der Steuerzuwächse erhöht werden.
11. Wenn eine Verschiebung der Produktion hin zu den Branchen
mit überdurchschnittlichen Stückkosten stattfindet, steigen die
gesamtwirtschaftlichen Stückkosten und mit ihnen das Güterpreisniveau auch dann an, wenn in jeder Branche die Stückkosten konstant bleiben.
Antworten zu Kapitel 6: (4)
12. Da bei der Einführung von Investivlöhnen die Konsumnachfrage unverändert bleibt, wirken Investivlöhne im Rahmen einer
nachfrageorientierten Inflationstheorie auch nicht preissteigernd. Im Rahmen der angebotsorientierten Theorie hingegen
stellen auch die Investivlöhne Kosten dar und wirken deshalb
preissteigernd.
Ende