Entwicklung der Wahrnehmung und Psychomotorik

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Transcript Entwicklung der Wahrnehmung und Psychomotorik

Entwicklung der
Wahrnehmung und
Psychomotorik
Oerter Kapitel 11
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1. Beschreibe die Unterschiede zwischen
Empirismus und Nativismus.
Empirismus:
jedes Wissen wird über Sinnesorgane
aufgenommen
 Wahrnehmung ist die einzige Quelle
unseren Wissens
 Wahrnehmungsdefizit = Wissensdefizit
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1. Beschreibe die Unterschiede zwischen
Empirismus und Nativismus.
Nativismus:
Voraussetzungen der Wahrnehmung und
menschlichen Verhaltens sind angeboren und
entstammen nicht der Erfahrung
 angeborene Wissenskategorien, die nicht
über die Wahrnehmung aufgenommen
werden müssen
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2. Warum konzentrieren sich Untersuchungen
zur Wahrnehmungsentwicklung auf die ersten
Lebensmonate?
- neue Methoden und experimentelle Verfahren
machen Forschung mit sehr kleinen Kindern
möglich
- mit wachsendem Alter:
Wahrnehmung  kognitive Prozesse
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3. Was ist der Unterschied zwischen
„Sinnesempfindung“ und
„Wahrnehmung“?
Sinnesempfindung (sensation):
elementarer Prozess der Reizaufnahme und
Reizregistrierung, z.B. das Sehen der Farbe
„orange“
Wahrnehmung (perception):
höherer Prozess der Organisation und
Interpretation der Reizinformation, z.B. das Sehen
einer „Orange“ als Objekt
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4. Was unterscheidet die „höheren“ von
den „niederen“ Sinnen?
- niedere Sinne: schmecken, riechen, Hautsinne
- höhere Sinne: hören, sehen
 größerer Interpretationsspielraum der
Reizinformation
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5. Wie kann man feststellen, ab wann
Kleinkinder Gerüche wahrnehmen
können? Ergebnisse?
Methode „Wattebausch“
- riechender Wattebausch
- Abwehr- oder Annäherungsreaktion?
Ergebnis: schon Neugeborene unterscheiden
zwischen Gerüchen
 präferieren Erdbeer-, Bananen-, Vanilleduft
 reagieren abstoßend auf faule Eier, Fischgeruch
 erkennen engste Kontaktperson am Geruch
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6. Wie sieht es mit dem Geschmackssinn
bei Neugeborenen aus?
- Unterscheidung zwischen den
Grundgeschmacksrichtungen schon kurz
nach der Geburt
- Präferenz für Süßes
 Schutzfunktion
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7. Wie zeigten DeCasper und Fifer,
dass schon Neugeborene hören
können?
• registrierten Saugfrequenz ohne akustische Reize von 12 Stunden
alten Neugeborenen (Ausgangsniveau)
• – zwei Bandaufnahmen: Geschichte Mutter / Fremde
 hohe Saugfrequenz: Stimme Mutter
 niedrige Saugfrequenz Stimme der Fremden
 andere Gruppe der Säuglinge umgekehrt
• – Ergebnis: Säuglinge lernten, Stimme der Mutter herbeizusaugen
• – Folgetag: Kontingenz wurde nun umgekehrt:
 80% änderten die Saugfrequenz
• schon Neugeborene können zwischen Reizen unterscheiden
• zeigt auch: Gedächtnis im Uterus in Funktion
• Existenz von Lernprozessen: rule reversal
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8. Erinnern sich Neugeborene an
akustische Erfahrungen aus dem
Mutterleib?
• Schwangere lasen in den letzten 6 Wochen der Schwangerschaft
jeden Tag einmal eine Geschichte laut vor
-
nach der Geburt: Registrierung des Saug-Ausgangsniveaus
bei Ausgangsniveau: unbekannte Geschichte aus dem Munde der
Mutter
- Belohnung von stärkerem / schwächerem Saugen durch bekannte
Geschichte aus dem Munde der Mutter
Ergebnis: Babies saugten die bekannte Geschichte „herbei“
- gilt auch für zweite Vergleichsgruppe, die die Geschichten aus dem
Munde einer Fremden hörten
Fazit: Babys lernten im Uterus etwas über die akustischen Merkmale
der Geschichte und erkannten sie wieder.
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9. Welches Experiment zur kategorialen
Lautwahrnehmung bei Säuglingen gibt
es?
Eimas et al.(1971)
- Säuglinge mit 1 - 2 Monaten
- Unterschied zwischen ba und pa nur in der
voice onset time (VOT)
- Säuglinge, die auf ba habituiert wurden,
dishabituierten auf pa stärker als auf ba, dessen
VOT denselben Abstand vom 1. ba aufwies, nur
in die umgekehrte Richtung (im Gegensatz zum
pa keine Überschreitung der kritischen
Schwelle, das 2. ba bleibt in der gleichen
Kategorie wie das erste)
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9. Welches Experiment zur kategorialen
Lautwahrnehmung bei Säuglingen gibt
es?
- man kann die VOT von ba beliebig
variieren, solange sie unter einer
bestimmten Schwelle bleibt,
dishabituieren die Säuglinge nicht
 die verschiedenen bas werden als
derselbe Laut erkannt
 angeborene Mechanismen für
kategoriale Wahrnehmung
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10. Was versteht man unter
„Rekalibrierung“?
- Information für die Lokalisation eines
akustischen Ereignisses: Zeitdifferenz, mit der
der Schall das linke und rechte Ohr erreicht
- Kopfwachstum = Differenzänderung
Rekalibrierung:
Bedeutung der Reizinformation wird an die
Körperveränderungen angepasst
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11. Wie kann man die Sehschärfe
von Neugeborenen untersuchen?
Präferenzmethode (Fantz)
- Kleinkinder betrachten konturenreiche
Muster länger als konturenarme
- immer feinere Streifen
- Absinken der Betrachtungszeit = keine
Wahrnehmung der Streifen mehr
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12. Was ist die visuelle Klippe (Gibson & Walk)?
Was kann man damit untersuchen?
- Untersuchung der Tiefenwahrnehmung (Distanz)
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12. Was ist die visuelle Klippe (Gibson &
Walk)? Was kann man damit untersuchen?
Kinder, die krabbeln können:
- bewegen sich nicht auf die „tiefe“ Seite
 nehmen den „Abgrund“ (Tiefe) wahr
Kinder die noch nicht krabbeln können:
- werden mit dem Gesicht über Glasplatte gehalten
- Herzfrequenz niedriger (!) über Abgrund (uninteressanter)
- Herzfrequenzunterschied kehrt sich um, sobald sie
krabbeln können
 erst durch Bewegungserfahrung entwickelt sich Angst
vor Abgründen
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13. Was sind „kinetische cues“, was
„binoculare cues“? Welche sind im
Säuglingsalter wichtiger? Warum?
kinetische cues (ab 1 Monat)
Information aufgrund von Bewegung
- Verarbeitung setzt wenig Sehschärfe voraus
binoculare cues (ab 3- 4 Monate)
Hinweisreize für beidäugiges Sehen
- Distanzinformation aufgrund physiologischer
Mechanismen (Querdisparation, Konvergenz)
- Mindestmaß an Sehschärfe für Verarbeitung erforderlich
statische cues (ab ca. 6 Monate)
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14. Was ist „looming“?
- experimentelle Technik zur Untersuchung
von Bewegungswahrnehmung
- bewegt sich ein Objekt schnell auf uns zu,
vergrößert sich sein Abbild auf unserer Netzhaut
- looming: Bild auf Leinwand wird schrittweise
vergrößert ≈ Annäherung
- ab 1 Monat:
 Abwehrverhalten als Reaktion auf „Annäherung“
 Nutzung kinetischer cues
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15. Welche Arten von Bildreizen
(statische cues) gibt es?
Bildreize = Informationen, die bei Betrachtung
zweidimensionaler Bilder Hinweise auf die dritte
Dimension geben
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15. Welche Arten von Bildreizen
(statische cues) gibt es?
1. Verdeckung
Grandrud & Yonas:
ab 7 Monaten greifen Kleinkinder nach der
unverdeckten Karte zu greifen (erscheint näher)
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15. Welche Arten von Bildreizen
(statische cues) gibt es?
2. Reiz der gewohnten Größe
Granrud et al. (1985)
– Spielphase mit einem Paar Holzfiguren (a oder b)
– Präsentation c: Säuglinge mit 7 Monaten griffen häufiger
nach dem Objekt, welches von der Form her dem
kleineren aus der Spielphase entsprach (erscheint
näher)
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16. Was ist das „Phänomen der subjektiven
Konturen“? Wie kann man damit prüfen, ob
Säuglinge Formen und Objekte wahrnehmen
können?
Phänomen der subjektiven Konturen: man sieht
Konturen, wo keine sind (Abb. 11.5 (a))
Habituationsphase: Abb. 11.5 (b)
Testphase: Abb. 11.5 (a) vs. Abb. 11.5 (c)
ab 7 Monate: Dishabituation auf (a), nicht aber auf (c)
 bei (a) werden Konturen werden gesehen
 Formwahrnehmung
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17. Was zeigt das Experiment mit
dem teilweise verdeckten Stab?
Kellman & Spelke (1983)
- 4 Monate alte Säuglinge
- Habituationsphase :
- Testphase:
- ein in der Mitte verdeckter Stab wird als
zusammenhängendes Objekt interpretiert, wenn sich die
sichtbaren Stücke synchron
bewegen
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18. Was ist Auge-Hand-Koordination?
= alle Leistungen, bei denen visuelle
Informationen für die Steuerung von Arm-,
Hand- oder Fingerbewegungen
herangezogen werden
= Sonderfall der intermodalen
Informationsverarbeitung
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19. Wie entwickelt sich die Auge- HandKoordination im Kleinkindalter?
- Neugeborene: rudimentäre Fähigkeit zur AugeHand- Koordination, allerdings kein präzises
Greifverhalten; keine systematische
Zielannäherung, kein Zupacken bei
Zielerreichung
- Arm- und Handbewegung bilden Synergie
(Entkopplung mit 2 Monaten)
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19. Wie entwickelt sich die Auge- HandKoordination im Kleinkindalter?
4 - 5 Monate: gezieltes Greifen nach Objekten
- visuell geführte Bewegungen
- Untersuchungen, bei denen im Dunkeln oder
nach bewegten Objekten gegriffen wird zeigen:
 Handbewegung ohne visuelle Führung
 vorprogrammierte und propriozeptive
Komponenten
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19. Wie entwickelt sich die Auge- HandKoordination im Kleinkindalter?
8 - 9 Monate:
- geschicktes Fangen
- antizipatorische Hand- und Fingerbewegungen
9 - 10 Monate:
- Koordination von Daumen und Zeigefinger
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20. Was versteht man unter einem Uförmigen Entwicklungsverlauf?
- nicht monotoner Entwicklungsverlauf
- keine kontinuierliche Leistungsverbesserung
- vorübergehende Leistungseinbuße in
bestimmtem Alter
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21. Was besagt die
Separabilitätshypothese (Shepp,
1978)?
-
separabler Reiz: kann in Komponenten zerlegt werden
integraler Reiz: einzelne Komponenten können nicht getrennt
voneinander wahrgenommen werden
Separabilitätshypothese:
- Kinder nehmen zunächst alle Reize als integrale Reize
wahr: ganzheitlich (holistisch)
- erst im Einschulungsalter Fähigkeit der analytischen
Reizwahrnehmung
- Entwicklungsverlauf: ganzheitliche  analytische Wahrnehmung
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22. Wie prüfte man das
experimentell?
restriktive Klassifikation:
Welche beiden passen am besten zusammen?
Erwachsene:
identisch auf einer Dimension
(Form)
Kleinkinder:
auf keiner Dimension
identisch, aber insgesamt am Ähnlichsten
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23. Was lässt sich zur Gültigkeit
dieser Hypothese sagen?
- jüngere Kinder sind in der Lage, komplexe Reize
in einzelne Dimensionen zu zerlegen (z.B.
Rhythmus, Klangfarbe, Lautstärke von
Melodien)
- frühere experimentelle Befunde für die
Separabilitätshypothese (restriktive
Klassifikation): nicht unbedingt auf die
Wahrnehmung, sondern auf kognitive Prozesse
(z.B. Entscheidungsstrategie bei der
Klassifikation) zurückzuführen
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