Gibt es "gerechte Kriege"? - RPI

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Gibt es „gerechte Kriege“?
Theorie und Praxis der Religionen bei Krieg
und Frieden
SoSe 2012
Eine Präsentation von
Leandra Kories
Inhaltsverzeichnis
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Die Lehre vom „gerechten Krieg“
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Historische Modelle von
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
Augustin (354-430)

Thomas von Aquin (1225-1274)

Luther (1483-1546)

Kant (1724-1804)

den Befreiungs- und Weltkriegen in den
Jahren 1813, 1914, 1939
„Gerechte Kriege“ heute?!
Die Lehre vom „gerechten
Krieg“

Die Lehre vom „gerechten Krieg“ =
die Lehre vom gerechtfertigten Krieg
→ zwei verschiedene
Interpretationsansätze:

Zum Krieg berechtigende Lehre

Den Krieg einschränkende Lehre
Frühchristlicher Pazifismus vs.
Augustins Lehre vom „gerechten
Krieg“

das Frühe Christentum verweigerte jede
Art von Gewalt und Krieg
→ Waffen tragen galt als Sünde
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Augustin stellte 4 Kriterien auf, die einen
Krieg rechtfertigten
alleiniges Ziel: partnerschaftlicher Frieden
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1. „gerechter Grund“ (causa iusta)
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2. „richtige Intention“ (recta intentio)
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3. „legitimierte Macht“ (legitima potestas)
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4. „harte Notwendigkeit“ (dira necessitas)

Viele Politiker beziehen sich noch heute
bewusst/unbewusst, direkt/indirekt auf
Augustins Lehre, jedoch mit dem falschen
Verständnis.
→ eigentlich eine christliche Ethik
Thomas von Aquin

In Anklang an Augustin entwickelte
Thomas 5 Kriterien:

1. autorisierte politische Gewalt
(auctoritas principis)

2. letztgültiger, schwerwiegender Grund

3. Wiederherstellung des Friedens

4. mit so wenig Gewalt wie möglich
auskommen (debitus modus)

5. nur Verteidigungskriege (bellum
defensivum)
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Entscheidend für Thomas:
→ Krieg ist und bleibt immer Sünde
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Bei versuchten Legitimationen heutiger
Kriege werden das Vergeltungs- und
Schutzargument aus Thomas Lehre
hervorgehoben.
→ unter Missachtung der damaligen
Verhältnisse
Luther
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„Kurzer, gerechter Krieg“ = „humaner“ als das
Fortdauern der damaligen chaotischen Zustände
Basis bilden die Kriterien von Augustin und
Thomas
+ Nur die übergeordnete darf gegen die
untergeordnete Obrigkeit Krieg führen!
→ umgekehrt weder Krieg noch Aufruhr
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+ passives Widerstandsrecht
Lehre Luthers fördert sowohl den Bellizismus als
auch den Pazifimus der letzten 500 Jahre
Kants Idee vom „Ewigen
Frieden“
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Kant geht es nicht um einen zeitlichen,
sondern um einen ewigen Frieden
Ewiger Friede = Kategorie der moralischen
Vernunft
9 Bedingungen eines ewigen Friedens

6 negative, bzw. Präliminarartikel

3 positive, bzw. Definitivartikel
Kants Vorstellungen von Vernunft haben
sich zwar nicht durchgesetzt, aber
vermutlich mögliche Kriege verhindert.
Befreiungs- und Weltkriege in den
Jahren 1813, 1914 und 1939
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Kriterien eines gerechten Krieges gerieten in
Vergessenheit
die Zerstörung eines, nicht der Frieden mit
einem anderen Nationalstaat wurde zum Ziel
erklärt
Kriegsbegeisterung durch Nationalgefühl und
dem patriotischen Wunsch nach nationaler
Identität
Abflachung zu Beginn des 2. Weltkriegs:
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Größere Sensibilität

Faschistische und rassistische
Begründung des Kriegs
„Gerechte Kriege“ heute?!
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1. Merkmal „neuer Kriege“:
Entstaatlichung der Gewalt
→ verstößt gegen auctoritas principis
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2. Merkmal „neuer Kriege“:
Kommerzialisierung der Gewalt
→ fehlende intentio recta
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3. Merkmal „neuer Kriege“:
Asymmetrisierung
Fazit
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Die Lehre vom „gerechten Krieg“ ist kein
Leitfaden zur Entscheidung für konkrete
Fälle, nur eine Unterstützung des
moralischen Denkens.
Aktuelle Interpretationen der Kriterien der
klassischen Lehre müssen heute neu
getroffen und neu begründet werden.
Quellen
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Reinhold Mokrosch: „Gerechter Krieg“? Welche
historischen Begründungen für Bellizismus oder
Pazifismus werden noch heute verwendet?, Osnabrück.
Daniel Messelken: „Kann es heute noch „gerechte
Kriege“ geben?“, in: Kann es heute noch „gerechte
Kriege“ geben?, hg. v. Christian Starck, Göttingen:
Wallstein Verlag 2008, S.20-66.