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„Lehrerpersönlichkeit und Klassenführung als zwei Seiten
derselben Medaille
„Erfolgreiches Unterrichten“
Prof. Dr. Dipl.-Psych.
Ludwig Haag
Lehrstuhl für Schulpädagogik
„Ich setze es als bekannt voraus,
daß der Grund von den Fehlern der
Zöglinge wirklich oft in den
Erziehern liege.“
(Salzmann: Ameisenbüchlein,
1806)
„Konfuzius im Management:
Werte und Weisheit im 21. Jahrhundert“
„Laotse für Manager:
Meisterschaft durch Gelassenheit“
Jesus, der gute Hirte
Psalm 23
„Der Herr ist mein Hirte; / nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt
mich zum Ruheplatz am Wasser.“
Fresko in der Calixtus-Katakombem
“Benedikt für Manager:
Die geistigen Grundlagen des Führens”
„Machiavellis ‚Der Fürst‘:
52 brilliante Ideen für Ihr Business“
„Immanuel Kant über Pädagogik:
Zur anthropologischen Notwendigkeit
von Führung in der Erziehung“
„Nietzsche für Manager:
Mit Mut zum Erfolg“
„Die wichtigsten Philosophen für Manager:
Ausgewählt und kommentiert von Andreas Drosdek“
„Managen mit emotionaler Kompetenz - Handelsblatt:
Die vier zentralen Skills für Ihren Führungsalltag“
„Arbeiten Sie an sich!
Halten Sie durch!
Verlieren Sie den Glauben an sich nicht!
Akzeptieren Sie Ihre Grenzen!
Geben Sie Ihre Ansprüche nicht auf!“
An anderer Stelle wird als Tipp zum Einsatz der Stimme gegeben:
“Besprechen Sie regelmäßig Ihren Anrufbeantworter neu, und hören Sie Ihre
Aufzeichnung ab – so bekommen Sie ein besseres Gefühl für Ihre Stimme!“
(Cowley 2010, S. 82).
Notwendigkeit von Klassenführung
Vorläufer – notwendige Aspekte von Klassenführung
Was bedeutet Klassenführung? = Take-Home-Message
Historische Vertreter von Lehrerpersönlichkeit
Bedeutung von Lehrerpersönlichkeit
Lehrerpersönlichkeit: Was ist das?
Schlussgedanke
Notwendigkeit von Klassenführung
Ethymologie: „Management“
„mansionem agere“: „das Haus (für den Eigentümer) bestellen“
= Leadership
„manus agere“:
= Klassenführung
„an der Hand führen“
John P. Kotter (1982):
Zwei archetypische Führungsfiguren:
Manager: eher Verwalter
Leader: eher Visionär
Management stehe eher für
Leadership bedeute, die Geführten mit
das perfekte Organisieren der
Visionen zu inspirieren und zu motivieren.
Abläufe, planen und kontrollieren.
Doyle. W. (1986). Classroom organization and management.
In M. C. Wittrock (Ed.), Handbook of research on teaching (3rd ed.).
New York: Macmillan.
Unterricht ist geprägt durch:
- Multidimensionality
- Immediacy
- Unpredictability
- History
- Simultanity
- Publiceness
Doyle (1986) analysiert Unterricht als äußerst komplexes Geschehen und beschreibt dieses
mit Hilfe von sechs Dimensionen. Unterricht in der Klasse sei geprägt durch:
 Multidimensionality – große Anzahl an Ereignissen, deren Vernetzung und multiple
Konsequenzen
 Immediacy – Ereignisse geschehen schnell, folgen schnell aufeinander
 Unpredictability – Ereignisse nehmen unerwartete unvorhersehbare Wendungen,
werden gemeinsam produziert und sind daher kaum antizipierbar
 History – frühere Erfahrungen in der Klasse formen nachfolgende Ereignisse
 Simultanity – verschiedene Ereignisse geschehen zeitgleich
 Publicness – Klassenräume sind öffentliche Plätze, und Ereignisse werden häufig von
einem Großteil der Schüler miterlebt.
Hattie: “Visible learning” (2009)
“Lernen sichtbar machen” (2013)
• Classroom Management
d = .52
• Lehrer-Schüler-Beziehung
d = .72
• Unterrichtsqualität
d = .77
Angebots-Nutzungs-Modell (Helmke, 2003)
Lehrerpersönlichkeit
Qualität des Unterrichts
Lernförderlichs Klima, Motivierung, Aktivierung,
Methodenvielfalt Passung
ProfessionsWissen
Kompetenzen
Klassenführung
Pädagogische
Orientierungen
Regeln
Zeitnutzung
Umgang mit Störungen
Klassenkontext
Klassenklima, Klassenzusammensetzung
Aktive
Lernzeit
Merkmalskataloge guten Unterrichts
Lipowsky 2007
Meyer 2004
Helmke 2006
- allgemeindidaktische
Merkmale
- effektive
Klassenführung
- klare Strukturierung
- kooperatives Lernen
- Übungen und
Wiederholungen
- Hausaufgaben
- Klassenklima
- fachdidaktische
Merkmale
- kognitive Aktivierung
- Fokussierung und
inhaltliche Kohärenz
-Rückmeldungen
- klare Strukturierung
- hoher Anteil echter
Lernzeit
- lernförderliches Klima
- inhaltliche Klarheit
- sinnstiftendes
Kommunizieren
- Methodenvielfalt
- individuelles Fördern
- intelligentes Üben
- transparente
Leistungserwartungen
- vorbereitete
Umgebung
- effiziente
Klassenführung und
Zeitnutzung
- lernförderliches Klima
- vielfältige Motivierung
- Strukturiertheit und
Klarheit
- Wirkungs- und
Kompetenzorientierung
- Schülerorientierung und
Unterstützung
- Förderung aktiven,
selbstständigen Lernens
- Angemessene Variation
von Methoden und
Sozialformen
- Konsolidierung,
Sicherung, Intelligentes Üben
Üben
- Passung an Schüler(gruppe)
Vorläufer – notwendige Aspekte von Klassenführung
1. Erziehender Unterricht
Johann Friedrich Herbart (1776-1841)
“Und ich gestehe gleich hier, keinen Begriff zu
haben von Erziehung ohne Unterricht; so wie
ich rückwärts, in dieser Schrift wenigstens,
keinen Unterricht anerkenne, der nicht erzieht”
(1806).
2. Reformpädagogische Ansätze
z. B.
John Dewey (1859-1952)
„intellectual leader“
3. Klassenführung im Kontext der Erziehungsstilforschung
Tausch & Tausch, 1970
4. Sozialpsychologische Aspekte:
Lehrererwartungen
Lehrererwartung
Lehrerverhalten
Schülerverhalten
5. Ökologischer Ansatz
1. Allgegenwärtigkeit und Überlappung
2. Reibungslosigkeit und Schwung
3. Aufrechterhaltung des Gruppen-Fokus:
Gruppenmobilisierung, Rechenschaftsprinzip und Beschäftigungsradius
4. Programmierte Überdrussvermeidung:
Valenz und intellektuelle Herausforderung
Abwechslung und Herausforderung bei der
Stillarbeit
Evertson & Emmer
1. Klassenraum vorbereiten
2. Regeln planen und Verfahrensweisen klar festlegen
3. Konsequenzen festlegen
4. Unterbindung von unangemessenem Verhalten
5. Regeln und Prozeduren unterrichten
6. Gemeinschaftsfördernde Aktivitäten
7. Strategien für evtl. Probleme
8. Überwachen des Schülerverhaltens
9. Vorbereiten des Unterrichts
10. Verantwortlichkeit des Schülers
11. Unterrichtliche Klarheit
6. Klassenführung in einer „neuen Lernkultur“
Die Lernenden sollen eine aktivere Rolle übernehmen.
Unterrichten ist eher zu sehen im Sinne von
- Unterstützen,
- Anregen,
- Bereitstellen günstiger Lernsituationen,
- Beraten
Was bedeutet Klassenführung?
Take-Home-Message
Kommunikation
Organisation
Regulation
Kommunikation: Lehrer müssen didaktisch anleiten und zum Lernen verpflichten.
Organisation:
Lehrer müssen Lernumgebungen vorstrukturieren.
Regulation:
Lehrende müssen Lerndisziplin garantieren.
(Haag & Streber, 2012) :
Kommunikation
1. „Erlernen“: Kommunikation als Basiskompetenz für Lehrkräfte:
z. B.: Konstanzer Trainings Modell
2. bewusster Umgang mit eigenen Emotionen als notwendige
Basis für gelingende kommunikative Prozesse im Unterricht
3. Aushalten Können
insbesondere Belastungen im Schulalltag und
widersprüchliche Handlungserwartungen (Antinomien)
Aufbau einer gewissen Distanz zu den SchülerInnen
4. Feedback über Unterricht
Organisation
didaktische Entscheidungen, z.B. lernförderliche Lernumgebung
d.h. Unterricht als Mischung aus instruktionalen und
konstruktionalen Elementen
Regulation
1. effektives Aufstellen und auch Einhaltung von Regeln,
Ritualen und Prinzipien im Unterricht
2. sinnvolles „Bestrafen“
3. die Autonomie der SchülerInnen unterstützende Maßnahmen
(z.B. Aufbau selbstregulierten Lernens)
Persönlichkeitsentwicklung
Historische Vertreter von Lehrerpersönlichkeit
Griechische Wurzeln
Sokrates:
Sophisten:
Erziehen als persönliche
Berufung
Lehren ist Beruf
Protagoras
Gorgias
Hippias
Erziehender Unterricht
Johann Friedrich Herbart (17761841)
“Und ich gestehe gleich hier, keinen
Begriff zu haben von Erziehung ohne
Unterricht; so wie ich rückwärts, in
dieser Schrift wenigstens, keinen
Unterricht anerkenne, der nicht erzieht”
(1806).
John Dewey (1859-1952)
“Das Leben in der Demokratie erfordert
Menschen, die ihre sozialen Fähigkeiten
vielseitig entwickelt haben und dies auch
künftig weiter tun.
Erziehung muss deshalb vorrangig dazu
beitragen, ‘die soziale Seite des menschlichen
Verhaltens’ zu entfalten.”
• Erziehung als Auftrag des Unterrichts
(durch Demokratie zu Demokratie)
• Projektmethode als ein möglicher Ansatz
erziehenden Unterrichts
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Kerschensteiner (1854-1932)
(„Die Seele des Erziehers und das Problem der
Lehrerbildung“, 1921)
„Ein Lehrer, der eine volle Persönlichkeit
geworden ist, ist das wertvollste Bildungsgut,
das die größte Wirkung auf die Schüler
auszuüben vermag.“
“
Bedeutung von Lehrerpersönlichkeit
Lehrerbefragung: „Worauf kommt es im Lehrerberuf an?“
1. Gutes Verhältnis zu Schülern
2. Persönliche Atmosphäre im Unterricht
3. Geschickte Unterrichtsgestaltung
4. Engagement für den einzelnen Schüler
5. Selbstreflexion bei unerwünschtem Schülerverhalten
6. Informiertheit über persönliche Probleme
Schülerbefragung: „Worauf kommt es im Lehrerberuf an?“
1
Paidotrope Einstellung
2
Fachkompetenz
3
Kompetente Unterrichtsgestaltung
4
Objektive Benotung
5
Fähigkeit zu motivieren
Lehrerpersönlichkeit: Was ist das?
Begriff der Persönlichkeit in der Psychologie:
Persönlichkeit ist ein Ensemble relativ stabiler
Dispositionen, die für das Handeln, den Erfolg
und das Befinden im Lehrerberuf bedeutsam sind.
- Hoher Einfluss genetischer Faktoren
- Tendenz sich in einer „passenden“ Umwelt
aufzuhalten: d. h. Festigung vorhandener
Persönlichkeitsstrukturen
„Big Five“
FAKTOR
FACETTEN
Neurotizismus/Belast- Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, Soziale
Befangenheit, Impulsivität, Verletzlichkeit
barkeit
Extraversion
Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit,
Aktivität, Erlebnishunger, Frohsinn
Offenheit für
Erfahrungen
Offenheit für Fantasie, für Ästhetik, für Gefühle, für
Handlungen, für Ideen, des Normen- und
Wertesystems
Vertrauen, Freimütigkeit, Altruismus,
Entgegenkommen, Bescheidenheit, Gutherzigkeit
Verträglichkeit
Gewissenhaftigkeit
Kompetenz, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein,
Leistungsstreben, Selbstdisziplin, Besonnenheit
INTERESSENRICHTUNG BEVORZUGTE TÄTIGKEITEN
Praktisch-technische
Tätigkeiten, die Kraft, Koordination und Handgeschicklichkeit
Orientierung
erfordern und zu sichtbaren Ergebnissen führen, z.B. zu
technischen, handwerklichen oder landwirtschaftlichen Produkten
Intellektuell-forschende
Orientierung
Künstlerisch-sprachliche
Orientierung
Auseinandersetzung mit physischen, biologischen oder kulturellen
Phänomenen mit Hilfe systematischer Beobachtung und
Forschung
Offene, unstrukturierte Aktivitäten, die eine künstlerische
Selbstdarstellung oder die Schaffung kreativer Produkte
sprachlicher, bildnerischer oder musikalischer Art ermöglichen
Soziale Orientierung
Tätigkeiten, bei denen man sich mit anderen in Form von
Unterrichten, Lehren, Ausbilden, Versorgen oder Pflegen
befassen kann
Unternehmerische
Orientierung
Aktivitäten, die andere Personen beeinflussen, sie zu etwas
bringen, sie führen und auch manipulieren
Konventionelle
Orientierung
Strukturiertes und regelhaftes Umgehen mit Daten, z.B.
Aufzeichnungen führen, Dokumentationen anlegen, mit
Büromaschinen arbeiten, also ordnend-verwaltende Tätigkeiten
ausführen
Wichtig:
Recht unterschiedliche Personen können eine ähnlich
wirkungsvolle, dabei jedoch ausgeprägte individuelle Art der
Klassenführung realisieren. So wenden extravertierte Lehrer(innen)
verstärkt kommunikative Strategien der Klassenführung an (z.B.
Konflikte direkt ansprechen, das offene Gespräch mit den Schülern
suchen), während introvertierte eher auf die Selbststeuerung und
Schülermitbeteiligung setzen und die Sache in den Mittelpunkt
stellen (z.B. Materialien übersichtlich bereitstellen).
Gut belegt ist der Expertenansatz:
„Der Lehrer als Experte“
- Inhaltswissen
- Curriculares Wissen
- Philosophie des Schulfachs
- Pädagogisches Wissen
- Fachspezifisch-pädagogisches Wissen
Fazit:
Lehrersein ist nicht angeboren,
Lehrersein bedeutet hohe Professionalität in der Ausbildung
- Fachwissen
- Fachdidaktik
- Pädagogisches Wissen
„Siehst du einen Schüler der sein Thema so schwer
bewältigt wie Stahl, so kommt dieses wahrscheinlich daher,
das ihn sein Lehrer nicht freundlich, klar und richtig unterweist.“
Der Talmud
Fazit:
Lehrersein ist nicht angeboren,
Lehrersein bedeutet hohe Professionalität in der Ausbildung
- Fachwissen
- Fachdidaktik
- Pädagogisches Wissen
- plus: Wissen um die eigene Persönlichkeit
Schlussgedanke
Lehrkräfte haben nach Sigmund Freud
einen ‚unmöglichen Beruf’,
weil sie sich ihres ungenügenden
Erfolges sicher sein können.
Hans Aebli (1983):
“Wo eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer
am Werk ist, wird die Welt ein bisschen besser.“
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Ludwig Haag
Lehrstuhl für Schulpädagogik
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