- Männer in Kitas

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Transcript - Männer in Kitas

Müssen wir wieder
autoritärer erziehen?
Antworten auf eine ideologische
Kampagne gegen partnerschaftliche
Erziehung
Holger Brandes
Ev. Hochschule Dresden
Warum dieses Thema?
Winterhoff fordert, „dass die heute
gängigen Kindergarten- und
Grundschulkonzepte grundlegend
überprüft werden… Die meisten mir
bekannten Kindergärten handeln stringent
nach dem Partnerschaftskonzept. Sollte
sich diese Denkweise weiterhin
durchsetzen und zur ausschließlichen
Grundlage für die Kindererziehung
werden, ist die totale Überforderung
unserer Kinder unausweichlich. Diese
Kinder müssen zwangsläufig zu Prinzen,
Monstern und Tyrannen werden…“ (2008,
9. Aufl., 184f)
Argumentation Winterhoffs

Die Diagnose
 Das Bild vom Kind: Keine Persönlichkeit
 Partnerschaftlichkeit als Beziehungsstörung
 Fallbeispiele (hier: Claudia)
 Lernen = Training
 Die 68‘ sind Schuld
 Theoretische Versatzstücke: Absurdes
zwischen „Nervenzelle Mensch“ und
„Nervenzelle Gegenstand“
Winterhoffs Diagnose
„Das Sozialverhalten vieler Kinder ist hochproblematisch. Sie sind in
ihrer Umgebung wirklich kleine Tyrannen, sie treten Gleichaltrigen
gegenüber körperlich und verbal extrem aggressiv auf und sind nicht
ansatzweise in der Lage, sich in eine Gruppe zu integrieren“ (S. 39).
Weiter betont er, „dass diese Kinder nicht mehr ‚nur’
Einzelstörungen aufweisen, sondern überwiegend in
mehreren Bereichen gleichzeitig gestört sind“ (45)
und drückt ihnen das Etikett „erziehungsresistent“
auf (18).
Er beschwört die dramatische Situation einer
„ungeheuren Fehlentwicklung der kindlichen
Psyche in den letzten zwanzig Jahren“ (54).
Belege hierfür? Seine Praxiserfahrungen...
Fakten: Was sind „viele Kinder“?
Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) der Robert Koch
Stiftung (2007)
Unauffällig
Grenzwertig
Auffällig
Gesamtwert
(Emotionale
Probleme,
Hyperaktivität,
Verhaltensprobleme, Probleme
mit Gleichaltrigen
86,7% (3-6 J.)
82, 6% (7-10 J.)
83,4% (11-13 J.)
87,6% (14-17 J.)
8,0% (3-6 J.)
8,4 (7-10 J.)
8,1% (11-13 J.)
6,1% (14-17)
5,3%
9,0%
8,5%
6,3%
Prosoziales
Verhalten
(alle
Altersgruppen)
89,3%
7,0%
3,6%
(3-6 J.)
(7-10 J.)
(11-13 J.)
(14-17 J.)
Woher rühren die Symptome „vieler Kinder“
(Winterhoff)?
Schlicht: fehlende psychische Reife
„Worum es geht, ist zu verstehen, dass
sich die unterschiedlichen Symptome
scheinbar erziehungsresistenter Kinder
und Jugendlichen auf eine gemeinsame
Sache zurückführen lassen, nämlich
fehlende psychische Reife“ (18).
Die „fehlende psychische Reife“ wiederum
geht darauf zurück, dass übersehen
werde, dass Kinder noch keine „eigene
Persönlichkeit“ haben (28).
Haben Kinder keine eigene Persönlichkeit?
Grundpfeiler Winterhoffs
Argumentation: Eine steile These
Eine „eigene Persönlichkeit“ kann
ein Kind im Kindergartenalter
„noch gar nicht haben…, da die
Persönlichkeitsentwicklung erst
mit dem achten oder neunten
Lebensjahr einsetzt“ (28).
Belege????
Dagegen: Wissenschaftliche Erkenntnisse
„Persönlichkeit“ ist ein Begriff aus der differenziellen Psychologie; untersucht
individuelle Unterschiede in psychischen Merkmalen und überdauernden
Eigenschaften.
Temperamentsforschung: Bereits Säuglinge (!) zeigen deutliche
Persönlichkeitsunterschiede (Unterschiede im biologischen Rhythmus,
Stimmungslage, Ängstlichkeit, Umweltanpassung etc.). Ob diese
Persönlichkeitsmerkmale später zu Verhaltensproblemen führen, hängt von der
„Passung“ des Erziehungsverhaltens der Eltern und des Temperaments
(Persönlichkeit) des Kindes ab (Thomas & Chess 1977).
Entwicklungspsychologie: Entwicklung des „Selbst“
Erikson: Spätestens mit 3 Jahren (!) Entwicklungsstadium der IchAutonomie (Autonomie vs. Scham/Zweifel); Autonomiekonflikte
sind Bestandteil „normaler Entwicklung“.
Frühformen im Säuglingsalter, ab 1 ½ Jahre Entwicklung eines
verbalen, reflexiven Selbst (Stern, Keagan).
Unterschiedliche (überdauernde und persönlichkeitsprägende)
Bindungsmuster mit 1 ½ Jahren (!) ausgebildet
(Bowlby/Ainsworth)
Winterhoffs pädagogische
Haltung und das „Problem“
partnerschaftlicher Erziehung
• Ein Fallbeispiel
• Seine pädagogische Perspektive und Haltung
• Partnerschaftlichkeit als „Beziehungsstörung“
Fallbeispiel Claudia
Die fünfjährige Claudia wird morgens von ihrer Mutter in den Kindergarten gebracht und
mittags wieder abgeholt. Winterhoff schildert folgendes „Szenario“, als die Mutter eines
Mittags kommt:
„Ihr erster Weg führt zur Erzieherin, um sich zu erkundigen, ob sie rechtzeitig da sei. C. hat
sich nämlich bereits zweimal beim Kindergarten-Personal über zu spätes Abholen beschwert.
Doch die Erzieherin kann die Mutter beruhigen: C. befindet sich noch im Gruppenraum, aus
dieser Richtung droht also kein Ungemach.
Die Tür öffnet sich, C. kommt als eines der ersten Kinder aus dem Gruppenraum gestürzt und
entdeckt sofort zu ihrer erkennbaren Freude, dass ihre Mutter bereits eingetroffen ist. Sofort
entspinnt sich ein Spiel: C. läuft auf die Mutter zu und hält ihr den ausgestreckten Arm
entgegen, um ihr damit einen imaginären Muffin zu servieren, den sie nach stolzem Bekunden
extra für die Mama gebacken hat. Die Mutter geht auf das Spiel ein, bückt sich zu ihr nach
unter, bedankt sich für den schönen, leckeren Muffin und … beißt rein. Diese Handlung hat
dramatische Auswirkungen: C. ist einem Schock nahe… sie hatte ihrer Mutter das Gebäck
geben wollen, damit diese es daheim vertilgt. Die Reaktion des Kindes hat es in sich: C.
beginnt nicht nur zu weinen, sie wirft sich gleichzeitig auf den Boden und ruft immer wieder
laut, die Mutter habe doch den Muffin auf keinen Fall bereits jetzt anbeißen dürfen. Das Kind
ist etwa 15 Minuten lang nicht ansprechbar, übertönt Beschwichtigungsversuche mit lautem
Schluchzen und wehrt sich gegen körperliche Annäherungen durch Strampeln und Schlagen.
Dann hat die Mutter die rettende Idee: Sie kann C. glaubhaft machen, dass sie ja nur einmal
in das Gebäckstück gebissen habe… den Rest könne sie mit nach Hause nehmen und dort
essen.“ (S.40) Das Kind akzeptiert diesen Vorschlag. Als sie den Kindergarten verlassen, trägt
die Mutter Rucksack und Jacke des Kindes und den imaginären Muffin…
Winterhoffs Interpretation
„Der Fall zeigt, wie die Mutter sich von ihrer fünfjährigen
Tochter instrumentalisieren lässt. .. Das Problem besteht in
C.s Reaktion auf die unerwartete Handlungsweise ihrer
Mutter. Dass diese ungewollt das Spiel nicht im Sinne C.s
mitmacht, führt automatisch zu einem Frustrationserlebnis…
Bei einer normalen psychischen Entwicklung eines
fünfjährigen Kindes müsste C. in der Lage sein, trotz des
ersten spontanen Ärgers mit der Situation umzugehen und
zu erkennen, dass eine so extreme Reaktion, wie sie sie
zeigt, überzogen ist. Möglich wäre diese normale Reaktion
jedoch nur dann, wenn C. ihre Mutter als natürliche Autorität
wahrnehmen und anerkennen würde… C. müsste
normalerweise akzeptieren, dass nicht sie, sondern ihre
Mutter den Zeitpunkt festlegt, zu dem diese im Kindergarten
erscheint. Die Mutter jedoch gesteht C. zu, darüber zu
urteilen, wann der richtige Zeitpunkt fürs Abholen gekommen
sei“ (S.41f.)
Winterhoffs pädagogische Perspektive und
Erziehungshaltung
• Oberstes Prinzip: Anerkennung von Autorität und Hierarchie,
Grenzziehung und Regelsetzung im Vordergrund
• Erklären, Reden, Begreiflichmachen überfordert die kindliche
(Nicht-) Persönlichkeit (176f)
• Die kindliche Psyche wird eindimensional unter dem
Aspekt der Grenzsetzung und Anpassung an Autoritäten
gesehen; die Eigenständigkeit kindlichen Denkens und
Bindungsproblematiken werden ignoriert (Fallbeispiele)
„Kleine Kinder brauchen zunächst einmal ein erwachsenes
Gegenüber, das eine traditionelle, vertikale Denkweise beherzigt
und sich darüber im Klaren ist, dass bisweilen negativ besetzte
Begriffe wie Autorität und Hierarchie genau die Eckpunkte im
Verhalten gegenüber Kindern sind, die diesen die notwendige
Struktur und Orientierung geben, um sich in der Welt
zurechtzufinden“ (Winterhoff, 184)
Partnerschaftlichkeit als Beziehungsstörung
Winterhoff spricht von „drei grundsätzlichen
Beziehungsstörungen zwischen Erwachsenen und Kindern“:
Partnerschaftlichkeit, Projektion und Symbiose. (S.13)
Grundlage seiner Frontstellung gegen Partnerschaftlichkeit ist
das Argument von der fehlenden kindlichen Persönlichkeit –
deshalb bräuchten Kinder in erster Linie Grenzziehungen,
Lenkung und Orientierung. Deshalb müsse ihnen mit
eindeutiger Autorität begegnet werden und dies stehe im
Gegensatz zum Partnerschaftsgedanken gegenüber Kindern.
„Das Problem besteht darin, dass viele Eltern, aber auch Erzieher und
Lehrer, das Gefühl dafür verloren haben, den Kindern diese Begrenzung
zu vermitteln. Sie nehmen das Kind in seiner vermeintlichen
Persönlichkeit wahr und bestärken es eher noch in den angenommenen
Merkmalen. Damit wird jedoch eine altersgerechte Weiterentwicklung
des Kindes verhindert, er verbleibt in seiner frühkindlichen psychischen
Phase und wird immer Schwierigkeiten haben, sich im Alltag
zurechtzufinden, der ständig das Anerkennen von Grenzen fordert“ (29)
Erziehungsstile: Partnerschaftliche Erziehung
und ihre Alternativen
Autoritärer/autokratischer Erziehungsstil: Unhinterfragte
Autorität; stark kontrollierend, Belohnung und Bestrafung als
wichtigste Mittel
Demokratisch/partnerschaftlicher Erziehungsstil:
(reformpädagogische Tradition): Erziehungshandeln soll
transparent sein; Partizipation und Konsens als Zielperspektive;
das Kind wird als Gesprächspartner ernst genommen; Grenzen
werden gesetzt, aber begründet und besprochen; Feinfühligkeit
Permissiver Erziehungsstil/Laissez-faire (antipädagogische
Tradition): Wenig bis keine Kontrolle und Regelsetzungen;
weitgehende Aufgabe intentionalen Erziehungshandelns;
Erwachsener und Kind mit gleichen Rechten und Pflichten
(egalitär)
Vernachlässigende Erziehungsstile: Desinteresse
gegenüber dem Kind; geringe Bindung oder auch
Parentifizierung und Symbiose (Kind wird vereinnahmt)
Was ist bei Winterhoff „partnerschaftliche
Erziehung“?
• Partnerschaftliches Erziehungshandeln wird von
Winterhoff gleichgesetzt mit Verzicht auf
Regelsetzung und Grenzziehungen, mit Aufgabe
der Betreuungsfunktion des Erwachsenen und der
psychischer „Verschmelzung“ (Symbiose) mit dem
Kind.
• Winterhoff setzt gewollt oder ungewollt
partnerschaftliche Erziehung mit permissiven und
vernachlässigenden Erziehungsstilen (Laissez-faireStil) gleich, wenn er Eltern und Erzieher kritisiert,
„die die wünschenswerte Selbständigkeit ihrer
Kinder damit verwechseln, ihnen keinerlei Regeln
für ihr tägliches Verhalten zu geben“ (30) .
Grenzen setzen, ja – aber wie?
Beispiel: „Das geht dich nichts an!“
Winterhoff: Dies möge in Kinderohren „schier
unerträglich“ klingen, sei aber legitim und
notwendig.
„Eltern, die Kinder mit diesem und anderen Sätzen von
‚Erwachsenendingen’ fernzuhalten trachteten, taten in der
Regel intuitiv das Richtige. Sie bewahrten ihre Kinder vor
Themen, die diese emotional und psychisch überfordert hätten,
und sie zeigten sich gegenüber dem Nachwuchs abgegrenzt, so
dass dieser eine eindeutige Hierarchie erkennen konnte“ (87).
Autorität und Regeln: Piaget
Jean Piaget (1932/1954): Zwei Typen von Regeln und Autorität,
„die auf der einseitigen und die auf der gegenseitigen Achtung
beruhenden Regeln“ (411).
Für Piaget ist unstrittig, dass auch bei der „freiesten Erziehung“ das Kind
zur Befolgung von Gewohnheiten und Regeln anzuhalten ist, „deren
Begründung es nicht ohne weiteres erfassen kann“ (216).
Er sieht aber, dass „die meisten Eltern nur mittelmäßige Psychologen“
sind und „in der Praxis die zweifelhaftesten moralischen Erziehungsmethoden“ anwenden (216).
„Wie groß ist die Anzahl psychologischer Widersinnigkeiten, die man da
beobachten kann: die Bemühungen der Eltern, um das Kind bei einem
Fehler auf frischer Tat zu ertappen; die Vielfalt der Weisungen, die Lust
am Bestrafen, die Freude, von seiner Autorität Gebrauch zu machen und
jener Sadismus, den man so oft, sogar bei den brävsten Menschen
findet, die sich zum Prinzip gemacht haben, dass man ‚den Willen des
Kindes klein kriegen muß’ oder, dass man ‚das Kind empfinden lassen
muss, dass es einen höheren Willen als den seinen gibt‘“ (217f.).
Autorität und Regeln: Die 68‘er sind schuld?
Aus dem Selbstbericht der
Kommune 2:
„Wir haben versucht, auf die Lebensäußerungen der Kinder
nicht dauernd mit Verboten und Aggression zu reagieren,
auch wenn sie unseren eigenen bisherigen Vorstellungen
von Sauberkeit und Ordnung nicht entsprachen. Dabei
erlagen wir in der ersten Zeit häufig der Gefahr, die Abwehr
der Kinder gegen eine bestimmte Forderung von uns
manipulativ zu überwinden… Durch unsere gemeinsamen
Gespräche sind wir den Tendenzen, die kindlichen
Bedürfnisse manipulativ zu überspielen, bald auf die Spur
gekommen. Wo es uns unumgänglich erschien, haben wir
dann lieber klare Verbote ausgesprochen (und versucht,
sie zu begründen), als die Kinder mit Tricks davon
abzuhalten, bestimmte Dinge zu tun: Den Plattenspieler zu
bedienen, im Arbeitszimmer zu spielen…
Das chaotische Laissez-faire… führt zu einer völligen
Beziehungslosigkeit und Orientierungslosigkeit der Kinder.
Denn antiautoritär heißt nicht, die Kinder völlig sich selbst
überlassen, sondern verhindern, dass die Autoritätshörigkeit in der Charakterstruktur verankert wird“ (Berlin
1969)
Partnerschaftlichkeit = Respekt vor Kindern
Mit partnerschaftlicher Erziehung gemeint ist, wie Erikson es schon 1950
formulierte, dass das Kind Gelegenheit bekommt, „ein kleiner Partner in einer
großen Welt zu sein“. Und ein Partner zu sein, auch eine kleiner, beinhaltet
das Recht auf Respekt und angemessene Berücksichtigung seiner Meinung.
Partnerschaftliche Erziehung setzt Einfühlungsvermögen in die kindliche
Psyche voraus (Bindungsforschung).
UN-Kinderrechtskonvention, § 12:
„Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist,
sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu,
diese Meinung in allen das Kind berührenden
Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen
die Meinung des Kindes angemessen und
entsprechend seinem Alter und seiner Reife“.
Für diesen Zugang zu Kindern hat Winterhoff
kein Gespür oder Verständnis.
Winterhoffs Lernkonzept
Für Winderhoff bedeutet „Bildung der Psyche“
„ständiges Training ihrer Funktionen“ („möglichst
häufige Wiederholung bei der Einübung der
Grundfunktionen“, 77).
Das setze voraus, „dass Schüler nur reden, wenn
sie dran sind und vorher aufgezeigt haben“, dass
sie „zuhören“, „aufpassen“, „mitarbeiten“ (55).
Die „psychischen Voraussetzungen für
erfolgreiches Lernen“ müssen Winterhoff zufolge
„antrainiert werden, und zwar bei allen Kindern
gleich. Ein Kind kann nicht von sich aus ruhig
zuhören, sitzen bleiben, abwarten, nur reden,
wenn es aufgefordert wird. All dies muss gelernt
werden, trainiert, immer und immer wieder“(79).
Winterhoffs Vision realisiert im
Kindergarten…
Winterhoffs Lernvision entspricht völlig sich mit dem, was wir
in einem Bildungsplan für Kindergärten finden:
„Die Erzieherin fördert das Lernen in der Beschäftigung durch
die Ausbildung folgender Verhaltensgewohnheiten:
• Sich angesprochen fühlen, wenn die Erzieherin Aufgaben
und Forderungen an alle stellt;
• Zuhören und zusehen, wenn die Erzieherin etwas zeigt und
erklärt;
• Das Material erst dann benutzen, wenn die Erzieherin dazu
auffordert, und sorgsam damit umgehen;
• Still sein, anderen Kindern zuhören;
• Andere nicht stören, wenn man mit der Aufgabe bereits fertig
ist.“
Quelle: Programm für die Bildungs- und
Erziehungsarbeit im Kindergarten, Berlin DDR 1985
Heutige Kindergärten…
… sehen aus gutem Grund anders aus.
Aber Winterhoffs Bild von heutiger Praxis „partnerschaftlicher
Erziehung“ ist nur eine verzerrende Karikatur des Alltags in
Kindertageseinrichtungen.
Sie wissen es besser…
Worum geht es Winterhoff und weiß er es?
 Er gibt vor, es gehe ihm im Interesse der Kinder darum, deren
Bedürfnis nach Orientierung, Klarheit und Regelung zu seinem Recht zu
verhelfen. Dagegen wäre nichts einzuwenden und hierzu gibt es schon
viel (und entschieden bessere) Literatur.
 Tatsächlich richtet sich sein Plädoyer aber gegen die (völlig
missverstandene oder bewusst verfälschte) Partnerschaftlichkeit in der
Erziehung und wird zum Aufruf, zu einer autoritären (und in der
Konsequenz antidemokratischen) Erziehungsphilosophie zurückzukehren,
die nur das Recht der Autorität kennt und der Respekt vor der Person
des Kindes, Einfühlung in dessen Psyche und die Bereitschaft zu
Erklärung und Aushandlung suspekt sind.
 In seiner Konsequenz ist dieses Buch kinder- und
kindheitsgefährdend und Teil eines ultra-konservativen RollBack Versuches (u.a. gegen die Vaterregelung im Elterngeld,
gegen breite Krippen- und KiGa-Versorgung und gegen
Männer in Kitas).
„Wir können Kinder
nicht erziehen, die
machen uns eh‘
alles nach.“
Karl Valentin