Weimarer Klassik

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Vorlesung 6. Die Klassik

Weimarer Klassik

• Der Ausdruck Weimarer Klassik bezeichnete im Verständnis des 19. Jahrhunderts die Zeit, in der das „Viergestirn“

Wieland, Goethe, Herder und Schiller in Weimar

wirkte.

• Oft wird mit Weimarer Klassik nur die gemeinsame Schaffensperiode der Dichter Goethe und Schiller bezeichnet

klassisch / Klassik

• Klassisch = musterhaft, beispielhaft, zeitlos gültig, vorbildhaft, formvollendet • Klassik = Epoche kultureller Höchstleistungen einer Nation, eines Volkes

Die Grenzpunkte der Epoche

• 1786 – Goethes Italienreise • 1805 – Schillers Tod

Goethe – Ankunft in Weimar

• November 1775 – Goethe trifft in Weimar ein • zum Geheimen Legationsrat mit Stimme im Ministerrat ernannt • geringe literarische Tätigkeit (nur eine erste Prosafassung des Theaterstückes „Iphigenie auf Tauris“) • (Beziehung mit Charlotte von Stein) • 1786 von seinen Lebensumständen enttäuscht

Schiller - Ankunft in Weimar

• 1789 nahm Schiller eine Professur in Jena an (Historiker) • 1794 – Ankunft in Weimar, Anfang der Zusammenarbeit mit Goethe • neben Goethe (Wieland und Herder) der wichtigste Vertreter der Weimarer Klassik

Das Ziel der Klassik

Die Menschen sollen durch Kunst und Literatur zu Humanität erzogen

(und dadurch reif für gesellschaftliche Veränderungen werden) • In Anlehnung an das antike Kunstideal wird in der Klassik nach

Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form

gesucht.

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Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik

Goethezeit: tiefgreifende Wandlungen der Individuumkonzeption französische Revolution: Umwälzungen und ihre Rückwirkungen philosophische Grundlagen (Kant, Fichte) unterschiedliche Auffassungen in Klassik und Romantik

Klassikverweist auf die Antike – Antike als Ideal (Wickelmann: „edle

Einfalt”, „stille Größe”) Epoche der deutschen Literatur vs. überzeitliche Erscheinung als literaturgeschichtliche Epoche: Abgrenzungsfragen deutsche Klassik (Weimarer Klassik): Goethe, Schiller – Herder, Wieland griechische Antike als Vorbild – entwicklungsgeschichtliche Vorstellungen (Schiller: Über naive und sentimentalische Dichtung; Die Götter Griechenlands) teilweise aufklärerische Ideen – Erziehbarkeit des Menschen Humanitätsideal – Harmonie von Gefühl und Verstand, Individuum und Gemeinschaft Erziehung durch Kunst (Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen) allseitige Entwicklung der Persönlichkeit vs. Spezialisierung ästhetische Konzeption des Kunstwerks, der Gattungen

Goethes Reise nach Italien

1786

• Es müssen strenge Regeln eingehalten werden, um

Vollkommenheit

erreichen zu können • Inhalt:

Humanität

• Harmonie ist nur durch die Einhaltung der strengen Regeln zu erreichen • Naturwissentschaftliche Forschungen Goethes: Harmonie in Natur ist durch feste Regeln gewährleistet – DIE Idee liegt im Urbeginn

Die Beziehung der Klassiker zur Revolution in Frankreich

• Die Weimarer Klassik wird geprägt durch die Französische Revolution mit ihren

Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit

Nicht durch einen gewaltsamen Umsturz

(Französische Revolution),

sondern

durch eine

evolutionäre Fortentwicklung

der Gesellschaft gelange man zu dem Ziel des Vernunftstaates.

Klassische Werke Goethes

• Torquato Tasso (Drama) • Iphigenie auf Tauris (Drama) • Römische Elegien • Balladen

Klassische Werke Schillers

• Wallenstein (Drama) • Maria Stuart (Drama) • Die Jungfrau von Orléans (Drama) • Balladen

Johann Wolfgang Goethe

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Porträt Goethes in der Campagna. 1787

„Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlag zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt." (Erster Satz aus Goethes Autobiographie „Dichtung und Wahrheit.")

Kenne ich mein Verhältnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiß ich‘s Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.

Goethe, Maximen und Reflexionen Geburtshaus Goethes

Goethes Schwester, Cornelia Goethe

*1750

Goethes Vater, Johann Caspar Goethe Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Textor

1750-1765

•Goethes Erziehung wird vom Vater streng überwacht. •Wie in vornehmen bürgerlichen Verhältnissen üblich, wurde Goethe von Hauslehrern erzogen, vorzüglich in den Schönen Wissenschaften (Rhetorik und Poetik) und im Schönschreiben. •Neben den alten Sprachen lernt Goethe Französisch, Englisch und Italienisch, später auch Hebräisch. •Die Familie pflegt einen ausgedehnten Umgang mit Frankfurter Künstlern. Theater und Puppenspiel gehören zu den besonderen Interessen Goethes. •Seine Phantasie wird durch die Märchen der Mutter angeregt. •Das tägliche Lesen der Bibel sowie der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes sind selbstverständlicher Bestandteil der religiösen lutherischen Erziehung.

Johann Wolfgang Goethe im Alter von 11 Jahren: ein standesbewusster junger Mann aus guten Verhältnissen. Porträt von Anton Johann Kerr

Siebenjähriger Krieg: 1756 - 1763 Während dieser Zeit besetzen französische Truppen Frankfurt, der junge Goethe besucht in dieser Zeit oft das Theater.

Die Schlacht von Kunersdorf am 12. August 1759 „Friedrich der Große läuft Gefahr bey Franckfurth oder Kunersdorf von den Cosaken gefangen zu werden“ (Lebensrettungen. Friedrich II. im siebenjährigen Kriege, herausgegeben von C. D. Küster) Haas, P. nach Rode, Bernhard, 1793, Kupferstich

1765 bricht Goethe nach Leipzig auf um dort auf Wunsch eines Vaters Jura zu studieren. Goethe selbst hätte lieber die Schönen Wissenschaften (Rhetorik und Poetik) studiert. Außerdem hört er Vorlesungen in Philosophie und Philologie Dort beschäftigt er sich mehr mit Naturwissenschaften als mit dem Studium. 1771 vollendet Goethe sein Studium in Straßburg, nachdem er sich 1,5 Jahre von einer Erkrankung erholen musste. Das Frankfurter Arbeitszimmer J.W. Goethe, um 1769/72 Bleistift, grau laviert und aquarelliert, auf weißem Papier Stiftung Weimarer Klassik, Museen

1766

Bekanntschaft mit der Leipziger Gastwirtstochter Annette Käthchen Schönkopf. Käthchen, wie er die junge Frau nannte, die drei Jahre älter als er selbst war, scheint auf Goethes Werbung eher hinhaltend reagiert zu haben. Die von Heiterkeit geprägte anakreontische Gedichtsammlung Annette entsteht. Es ist die erste handschriftliche Gedichtsammlung Goethes.

1768

Lösung der Beziehung zu Käthchen und Rückkehr nach Frankfurt.

An Annetten

Es nannten ihre Bücher Die Alten sonst nach Göttern, Nach Musen und nach Freunden, Doch keiner nach der Liebsten; Warum sollt ich, Annette, Die du mir Gottheit, Muse Und Freund mir bist und alles, Dies Buch nicht auch nach deinem Geliebten Namen nennen? Aus: Annette, http://www.odysseetheater.com

Annette Käthchen Schönkopf undatierter Stahlstich von A. Hüssener nach einer zeitgenössischen Miniatur

Johann Wolfgang Goethe Die Laune des Verliebten Ein Schäferspiel in Versen und einem Akt

Goethe fühlt sich immer stärker dazu gedrängt, seine Gefühle in poetische Formen zu bringen.

Auch in dieses Werk fließen Dinge ein die Goethe selbst erlebte oder bewegten.

Während der Zeit der Beziehung zu Käthchen entsteht auch das Stück. In diesem Schäferspiel wird ein eifersüchtiger Liebhaber von seiner Eifersucht geheilt, als er bemerkt, dass auch er untreu sein kann.

Johann Wolfgang Goethe, Wartburg mit Mönch und Nonne, 14.12.1807 (?).

Bleistift, Sepialavierung auf ursprünglich weißem Papier, Rahmungslinien.

Stiftung Weimarer Klassik

1770

Gegen Ostern verlässt Goethe sein Elternhaus Richtung Elsaß, um in Straßburg sein krankheitshalber unterbrochenes Studium zu vollenden.

Im Oktober besucht Goethe erstmals Sesenheim und macht die Bekanntschaft der Pfarrerstochter Friederike Brion. Die Spuren dieser Begegnung spiegeln sich in den Sesenheimer Liedern, darunter die bekannten Gedichte Willkommen und Abschied und Mailied. Pfarrhaus von Sesenheim. Rötelzeichnung Goethes, 1770

1771

Goethes Dissertation über das kirchengeschichtliche Thema "Der

Gesetzgeber ist nicht allein berechtigt, sondern verpflichtet, einen gewissen Kultus festzusetzen, von welchem weder die Geistlichkeit noch die Laien sich

lossagen dürfen" wird abgelehnt aufgrund seiner kühnen Thesen, nach denen die christliche Lehre nicht von Christus stamme, sondern von anderen unter seinem Namen verkündet worden wäre. Man gestattet aber Goethe eine Verteidigung einfacherer Thesen, wodurch er am 6. August den akademischen Grad eines Lizentiaten der Rechte erwirbt, der in Deutschland gleichwertig dem Doktorat angesehen wurde. Goethe war dadurch berechtigt, sich als Dr. juris auszugeben.

Zwei Tage nach der Prüfung sieht Goethe Friederike Brion zum letzten Mal, allerdings ohne sie wissen zu lassen, dass er nicht wiederkehren werde. Erst von Frankfurt aus wagt er ihr die Trennung schriftlich bekanntzugeben:

Die Antwort Friedrikens auf einen schriftlichen Abschied zerriß mir das Herz. Es war dieselbe Hand, derselbe Sinn, dasselbe Gefühl, die sich zu mir, die sich an mir herangebildet hatten. Ich fühlte nun erst den Verlust, den sie erlitt, und sah keine Möglichkeit ihn zu ersetzen, ja nur ihn zu lindern. Sie war mir ganz gegenwärtig; stets empfand ich, daß sie mir fehlte, und, was das Schlimmste war, ich konnte mir mein eignes Unglück nicht verzeihen. Gretchen hatte man mir genommen, Annette mich verlassen, hier war ich zum erstenmal schuldig; ich hatte das schönste Herz in seinem Tiefsten verwundet, und so war die Epoche einer düsteren Reue, bei dem Mangel einer gewohnten erquicklichen Liebe, höchst peinlich, ja unerträglich.

Diese Silberstiftzeichnung von Johann Friedrich August Tischbein stellt vermutlich Friederike Brion dar.

http://www.odysseetheater.com

1771-1774

Goethe eröffnet eine Anwaltspraxis im Hirschgraben, die er während der nächsten vier Jahre allerdings nur recht erfolglos betreibt und lediglich 28 Prozesse führt.

Charlotte Kestner, geb. Buff Pastell von Johann Heinrich Schröder, 1782 Von Mai bis September 1772 arbeitet Goethe als Rechtspraktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, wo er Charlotte Buff kennenlernt. Als Goethe sich in sie verliebte, war sie bereits vier Jahre mit dem hannoverschen Legationssekretär Johann Christian Kestner verlobt. Die unerfüllte Liebe zu ihr machte sie zum Vorbild der Lotte im Werther, der zwei Jahre später erschien. Auch der Selbstmord Werthers hatte einen realen biographischen Hintergrund: Der braunschweigische Legationssekretär Karl Wilhelm Jerusalem hatte sich in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober umgebracht, vornehmlich wegen seiner Liebe zur Ehefrau des pfälzischen Legationssekretärs.

Im September verlässt Goethe Wetzlar und wandert nach Ems.

1773-1775

•Goethe lebt nun wieder in Frankfurt.

•Er beginnt mit der Niederschrift einzelner Szenen seines Faust-Dramas, so die Erscheinung des Erdgeistes, die Schülerszene des ersten Teils, Auerbachs Keller und Teile der Gretchentragödie.

•Goethe macht die Bekanntschaft von

Maximiliane von Brentano (geb. Laroche)

und trifft häufig mit Dichtern des Sturm und Drang zusammen.

Die Leiden des jungen Werthers, ein monologischer Briefroman, wird zum Welterfolg, der Goethe auf einen Schlag berühmt und begehrt macht. Die Epoche des Sturm & Drang ist auf ihrem Höhepunkt angelangt.

Erscheinung des Erdgeistes.

Bleistiftzeichnung Goethes.

1775

Im April verlobt sich Goethe mit der Franfurter Bankierstochter Lili Schönemann. Kennen gelernt hatte er die damals 16-jährige bei einem abendlichen Hauskonzert im Hause Schönemann, wo ihn ihr anmutiges Klavierspiel sofort bezauberte.

Mein Verhältnis zu ihr war von Person zu Person, zu einer schönen, liebenswürdigen, gebildeten Tochter; es glich meinen früheren Verhältnissen, und war noch höherer Art. An die Äußerlichkeiten jedoch, an das Mischen und Wiedermischen eines geselligen Zustandes hatte ich nicht gedacht. Ein unbezwingliches Verlangen war eingetreten; ich konnte nicht ohne sie, sie nicht ohne mich sein; aber in den Umgebungen und bei den Einwirkungen einzelner Glieder ihres Kreises, was ergaben sich da oft für Mißtage und Fehlstunden!

So sehr es ihn auch zu Lili hinzog, denn sie war "die erste, die ich tief und wahrhaft liebte" - in den gesellschaftlichen Kreis der Schönemanns konnte sich Goethe nur schwer einleben, und so wurde die Verlobung bereits im Herbst des selben Jahres wieder gelöst .

Anna Elisabeth (Lili) von Türckheim, geb. Schönemann Pastell von F. B. Frey, 1782

1775

Im November begegnet Goethe erstmals Charlotte von Stein.

An Charlotte von Stein

Woher sind wir geboren?

Aus Lieb.

Wie wären wir verloren?

Ohn Lieb.

Was hilft uns überwinden?

Die Lieb.

Kann man auch Liebe finden?

Durch Lieb.

Was läßt nicht lange weinen?

Die Lieb.

Was soll uns stets vereinen?

Die Lieb.

1776

•Anfang des Jahres entschließt sich Goethe, länger in Weimar zu bleiben und bezieht im April das Gartenhaus an den Ilmwiesen, wo er bis zum Juni 1782 wohnt.

Die Geschwister, Schauspiel in einem Akt um vermeintliche Geschwisterliebe.

1777

Am 8. Juni stirbt Goethes Schwester Cornelia in Emmendingen.

Goethes wollte eben niemals die Phänomene aus einer abstrakten, ausgedachten Theorie erklären, sondern vielmehr Schritt für Schritt die komplexeren Erscheinungen aus den elementaren, unmittelbar einsichtigen und direkt sinnlich erfahrbaren Urphänomenen ableiten:

Das Höchste wäre, zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist. Die Bläue des Himmels offenbart uns das Grundgesetz der Chromatik. Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre...

Wenn ich mich beim Urphänomen zuletzt beruhige, so ist es doch auch nur Resignation; aber es bleibt ein großer Unterschied, ob ich mich an den Grenzen der Menschheit resigniere oder innerhalb einer hypothetischen Beschränktheit meines bornierten Individuums...

Hypothesen sind Wiegenlieder, womit der Lehrer seine Schüler einlullt; der denkende treue Beobachter lernt immer mehr seine Beschränkung kennen, er sieht: je weiter sich das Wissen ausbreitet, desto mehr Probleme kommen zum Vorschein.

Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, 2. Buch, Betrachtungen im Sinne der Wanderer, Goethe HA Bd. 8, S. 304 J.W. Goethe, Beschwörungsszene der Hexen bei Vollmond, um 1776/79, vielfach als Walpurgisnacht zum Faust interpretiert

Der Fischer

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan.

Und wie er sitzt und wie er lauscht, Teilt sich die Flut empor: Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: »Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist Hinauf in Todesglut?

Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter, wie du bist, Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer?

Kehrt wellenatmend ihr Gesicht Nicht doppelt schöner her?

Lockt dich der tiefe Himmel nicht.

Das feuchtverklärte Blau?

Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in ew'gen Tau?« Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Netzt' ihm den nackten Fuß; Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll Wie bei der Liebsten Gruß.

Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war's um ihn geschehn; Halb zog sie ihn, halb sank er hin Und ward nicht mehr gesehn.

1778

Reise nach Potsdam und Berlin mit Herzog Karl August.

Carl August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach (seit 1815 Großherzog) Pastell von Johann Heinrich Schröder, 1784

1779

Corona Schröter und Goethe als Iphigenie und Orest in der Prosafassung der Iphigenie auf Tauris nach einem Ölgemälde von Georg Melchior Kraus. Schon während seiner Leipziger Studienzeit hatte Goethe Corona auf der Bühne erlebt. Goethe bewunderte sie als Künstlerin und als enge persönliche Freundin. 1776 lud sie Herzog Carl August auf Anregung Goethes dazu ein, sich dem Weimarer Liebhabertheater anzuschließen.

Im Iphigenie-Drama spiegelt sich Goethes Sehnsucht nach absoluter seelischer Reinheit wider, die auch in seinem Gedicht Das Göttliche und in seinem Faust-Drama besonders deutlich wird und das zentrale Ideal seines Lebens war, dem er künstlerisch und menschlich nachstrebte, freilich ohne es jemals persönlich ganz erreichen zu können.

1780- 1784

•Mineralogische Studien und Vorträge über Anatomie an der von ihm gegründeten "Freien Zeichen-Schule" in Weimar.

• Goethes Vater stirbt.

• Am 2. Juni 1782 bezieht Goethe das Haus am Frauenplan, das er bis zu seinem Tod bewohnt, und erhält am 3. Juni 1782 das von Kaiser Joseph II. ausgestellte Adelsdiplom. •Nach Entlassung des Kammerpräsidenten Johann August Alexander von Kalb übernimmt Goethe die leitende Stelle in der obersten Finanzbehörde.

•Am 11. Februar 1783 wird Goethe Mitglied des 1776 von Adam Weishaupt gegründeten Illuminatenordens.

•Nach den Vorstellungen Weishaupts, der selbst Professor für Kanonisches Recht an der Universität Ingolstadt war, sollte dieser Geheimorden nach dem organisatorischen Vorbild des Jesuitenordens eine geheime Weisheitsschule sein, in der die besten jungen Akademiker unbehindert von den traditionellen Fesseln alles lernen sollten, was die Priester von den Lehrstühlen verbannt hatten.

•Goethe entdeckt den Zwischenkieferknochen am menschlichen Schädel.

Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Johann Gottlob Samuel Rösel, 1828 Aquarell über Graphit Goethe-Nationalmuseum

1785

•Goethe beginnt sich ab März mit botanischen Studien zu befassen.

•Erster Kuraufenthalt in Karlsbad, wo er mit Charlotte von Stein und

Johann Gottfried Herder

zusammentrifft.

Und so lang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde!

Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde.

Goethe, Selige Sehnsucht aus West östlicher Divan, Buch des Sängers Aus Reisen legte Goethe als Wanderer, reitend oder in Kutschen rund 40000km zurück.

1786

Erste italienische Reise: Von Karlsbad nach Rom. Dort Kontakt zu einem Kreis deutscher Künstler.

Beginn der Epoche der KLASSIK unter dem Eindruck der antiken Kunst und Literatur.

Iphigenie auf Tauris (in Versen) ist das erste Werk der Deutschen Klassik. Die Königstochter Iphigenie ist nach Tauris versetzt, ins Reich des Sythenkönigs Thoas, wo sie als Tempelpriesterin lebt. Von dort wird sie von ihrem Bruder Orest in die Heimat zurückgeholt, nachdem sie wie mit Engelszungen in dem rohen Barbarenkönig Thoas, der sie zuerst nicht gehen lassen wollte, tiefe Gefühle der Menschlichkeit erweckt hat.

Goethe aus einem Fenster seiner römischen Wohnung auf den zwei Stock unter ihm liegenden Corso blickend.

Aquarell und Bleistift über Kreide von Wilhelm Tischbein, 1787

1787

•Goethe erlebt den Karneval in Rom und macht ausgiebige Gesteins- und Pflanzenstudien in Neapel und Sizilien.

•Goethe besteigt den Vesuv und kehrt schließlich zurück nach Rom.

Egmont: Trauerspiel in fünf Aufzügen über Graf Egmont, der 1568 für die niederländische Unabhängigkeit kämpfte und schließlich von den Spaniern hingerichtet wurde. •Goethes Urfaust wird veröffentlicht.

Johann Wolfgang von Goethe Angelika Kauffmann, 1787/88 Goethe-Nationalmuseum Weimar

1788

•Goethe verlässt am 23. April Rom und trifft am 18. Juni wieder in Weimar ein. Er übernimmt die Leitung des Freien Zeichen-Institutes, wird aber ansonst – abgesehen von der Direktion der Ilmenauer Bergwerke – auf eigenen Wunsch vorerst von allen anderen Ämtern entbunden.

•Goethe bricht seine Beziehung zu Charlotte von Stein ab und verliebt sich in Christiane Vulpius. Charlotte bezeichnete die 23-jährige Christiane als "vulgäres Blumenmädchen". Christiane stammte aus einer hochangesehenen, aber verarmten Theologen- und Juristenfamilie. Nach seiner Italienreise fühlte sich Goethe schließlich reif dazu, eine dauerhafte Lebensverbindung mit Christiane einzugehen.

•Am 7. September begegnet Goethe zum ersten Mal Schiller in Rudolstadt. Dieses Treffen bleibt aber zunächst ohne positive Nachwirkungen.

•So schwankte in den nächsten Jahren das Verhältnis von Schiller und Goethe zwischen Liebe und Hass. •Goethe betreibt bis 1806 ausgedehnte morphologische und optische Studien.

Gefunden

Ich ging im Walde So für mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn. Im Schatten sah ich Ein Blümchen stehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Äuglein schön. Ich wollt es brechen, Da sagt es fein: Soll ich zum Welken Gebrochen sein? Ich grub's mit allen Den Würzlein aus.

Zum Garten trug ich's Am hübschen Haus. Und pflanzt es wieder Am stillen Ort; Nun zweigt es immer Und blüht so fort. Christiane Vulpius 25 Jahre später widmete er Christiane das Gedicht Gefunden. Goethe rühmte an dieser völlig ungebildeten, aber herzensguten Frau ganz besonders das ungebrochen „Naturhafte“ und ihre „paradiesische Literaturlosigkeit“.

1789-1790

•14. Juli 1989 Sturm auf die Bastille. Ausbruch der Französischen Revolution.

•Am 25. Dezember 1989 wird Goethes Sohn August (*1789, gest. 1830) geboren.

•Als Gegenbewegung zum Rationalismus der Aufklärung und zur Formenwelt der Klassik entfaltet sich von ca. 1790 - 1830 die stark irrational ausgerichtete, gefühlsbetonte Stilrichtung der Romantik, die aber von Goethe weitgehend abgelehnt wird.

Goethe im Alter von 42 Jahren.

Kupferstich von Johann Heinrich Lips nach einer von ihm angefertigten Kreidezeichnung.

Christiane Vulpius mit ihrem Sohn August

1791

Im Januar wird Goethe mit der Leitung des Weimarer Hoftheaters betraut, das er bis zum Jahre 1817 führt. Er fördert das Ensemblespiel und lässt hauptsächlich die eigenen Werke sowie Werke Schillers, Shakespeares, Lessings, Schlegels, Voltaires u.a. aufführen.

1792-1973

•Goethe bezieht als Eigentümer mit Christiane Vulpius das barocke Wohnhaus am Frauenplan 1, das er vormals schon zwischen 1782 und 1789 als Mieter bewohnt hatte. Besonderen Wert legte Goethe auf die farbliche Gestaltung der Räume gemäß der sinnlich-sittlichen Wirkung der Farben, wie er sie in seiner Farbenlehre beschrieben hatte.

•Teilnahme am Feldzug gegen die französischen Revolutionstruppen mit dem Herzog.

Der Bürgergeneral: Ein Lustspiel in einem Aufzug, eine kritische Betrachtung der Französischen Revolution.

Die Aufgeregten. Politisches Drama in fünf

Aufzügen (unvollendet).

Goethe, Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens. 1809. Feder in Schwarz, aquarelliert, auf gelblichem Papier, auf Karton montiert. Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

1794

Am 20. Juli 1794 ereignete sich jene Schicksalsbegegnung, die die endgültige Freundschaft und Zusammenarbeit von Goethe und Schiller ermöglichte.

Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: «Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee". Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen; denn der Punkt, der uns trennte, war dadurch aufs strengste bezeichnet. Die Behauptung aus Anmut und Würde fiel mir wieder ein, der alte Groll wollte sich regen; ich nahm mich aber zusammen und versetzte: «Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe».

Gemeinsam mit Goethe wollte Schiller das neue deutsche Theater begründen. Ein neuer Bühnenstil sollte das gültige französische Vorbild mit seinen strengen Regeln ablösen. Neben entsprechenden Theaterstücken musste auch ein neuer Schauspielstil entwickelt werden. Viele Stunden täglich verbrachten Schiller und Goethe im Theater. Schiller konnte durch seine Begeisterung und Phantasie die Schauspieler immer wieder hinreißen.

1795

Juli und August verbringt Goethe in Karlsbad.

1797

•Goethe nimmt die Arbeit am Faust wieder auf. •Das Balladenjahr: Eine Reihe von Balladen wird fertiggestellt, gleichsam im Dichterwettstreit mit Schiller, der zur selben Zeit auch an seine großen Balladen arbeitet.

Der Schatzgräber

Legende

1798

Die Braut von Korinth

Der Gott und die Bajadere

Der Zauberlehrling

Am 10. Januar sendet Goethe den Aufsatz Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt, der ein bedeutsames Licht auf Goethes naturwissenschaftliche Forschung wirft, an Schiller und merkt dabei an, dass diese Abhandlung vor etwa vier oder fünf Jahren entstanden sei.

1799

Erste Kunstausstellung der Weimarer Kunstfreunde. Erste Bekanntschaft mit dem Berliner Bauunternehmer und Komponisten Carl Friedrich Zelter, die in einen über 30 Jahre währenden Briefwechsel münden sollte. Insbesondere nach Schillers Tod wurde Zelter zum engsten Vertrauten Goethes, mit dem er sich, meist brieflich, über alles besprechen konnte, was ihn bewegte, von alltäglichen Dingen bis hin zu den hohen Fragen der Politik, Wissenschaft und Kunst.

Am 3. Dezember übersiedelt Schiller von Jena nach Weimar.

Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Bury, 1800 Kreide, Stiftung Weimarer Klassik, Museen

1800

Von April bis Mai reist Goethe mit Herzog Carl August nach Leipzig und Dessau.

1801

Am 2. Januar erkrankt Goethe an der Gesichtsrose; es kommt zu so schweren Erstickungsanfällen, dass Goethe bereits totgesagt wird. Im Juni und August reist er nach Pyrmont, Göttingen und Kassel.

1802

Im Dezember wird Goethes Tochter Kathinka geboren, die aber bald darauf stirbt.

1803

•Im Mai reist Goethe nach Halle, Merseburg und Naumburg.

•Begegnung mit dem frühromantischen Maler, Zeichner und Kunsttheoretiker Philipp Otto Runge, der später im selben Jahr (1810) als Goethes Farbenlehre erschien, sein durch den Austausch mit Goethes Gedanken befruchtetes Werk über die Farbenkugel vorstellte, in dem es ihm um die Construction

des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zueinander und

ihrer vollständigen Affinität ging.

•Im November übernimmt Goethe die Oberaufsicht über die naturwissenschaftlichen Institute der Universität Jena. Philipp Otto Runge, Farbkugel

1805

•Im Januar und Februar erleidet Goethe mehrere Anfälle von Nierenkolik.

•9. Mai: Schiller stirbt.

• Von Juli bis September hält sich Goethe wiederholt in Lauchstädt auf.

•In einem im August veröffentlichten Artikel in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung spricht sich Goethe deutlich gegen die romantische Kunst aus.

1806

•Im April beendet Goethe den Ersten Teil seines FaustFranz II. legt die Kaiserkrone nieder, was das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bedeutet.

•19. Oktober: Nach achtzehn Jahren "wilder Ehe" erfolgt die Trauung Goethes mit Christiane Vulpius, die ihr zwar zuerst zögernd, aber endlich doch die soziale Anerkennung in der Weimarer Gesellschaft gibt. •Von nun an begibt sich Goethe jährlich zum Sommerurlaub nach Karlsbad (bis 1819).

Christiane Vulpius

1807

•Im April wird Goethe erstmals von Bettina von Brentano besucht. Sie war die Tochter des Kaufmanns Peter Anton Brentano und dessen zweiter Frau, Goethes Jugendfreundin Maximiliane von La

Roche.

•Schon im Juli des Vorjahres hatte sie Goethes Mutter in Frankfurt besucht und ließ sich Anekdoten aus Goethes Jugendzeit erzählen um eine geheime Biographie dieses "Göttlichen" zu bilden. Bettina war Goethe in schwärmerischer Liebe zugetan und hat sich später gerne als Goethes Psyche bezeichnet oder sich zu seiner Mignon hochstilisiert. Drei Jahre nach Goethes Tod erschienen ihre verklärten Erinnerungen unter dem Titel Goethes Briefwechsel mit

einem Kinde.

•Während wiederholter Aufenthalte bei einem Jenaer Buchhändler wandelt sich Goethes anfänglich väterliche Zuneigung zu dessen achtzehnjähriger Pflegetochter Minna Herzlieb in leidenschaftliche Liebe. Minna ist wahrscheinlich das Vorbild für Ottilie in dem Roman Die Wahlverwandtschaften.

Bettina von Arnim-Brentano Medaillonbild von Achim von Bärwald, 1809 Minna Herzlieb Ölgemälde von Luise Seidler, 1812

1808

•Goethes Mutter stirbt •Am 2. Oktober wird Goethe beim Fürstentag in Erfurt von Napoleon empfangen.

1810

In Teplitz wird Goethe von Bettina von Brentano besucht. Ihre delikaten und phantasievoll ausgemalten erotischen Erinnerungen daran hat sie handschriftlich festgehalten:

Es war in der Abenddämmerung im heißen Augustmonat, in Teplitz, er saß am offenen Fenster, ich stand vor ihm und hielt ihn umhalst, und mein Blick wie ein Pfeil scharf ihm ins Auge gedrückt blieb drin haften, bohrte sich tiefer und tiefer ein. Vielleicht weil ers nicht länger ertragen mochte, frug er, ob mir nicht heiß sei, und ob ich nicht wolle, dass mich die Kühlung anwehe, ich nickte, so sag' er: "Mache doch den Busen frei, dass ihm die Abendluft zugute komme." Und da er sah, dass ich nichts dagegen sagte, obschon ich rot ward, so öffnete er meine Kleidung; er sah mich an und sagte: "Das Abendrot hat sich auf deine Wangen eingebrennt", und dann küsste er mich auf die Brust und senkte die Stirne darauf. - "Kein Wunder," sagte ich, "meine Sonne geht mir ja im eigenen Busen unter." Er sah mich an, lang, und waren beide still...

Bettine von Arnim vor dem Entwurf ihres Goethe-Denkmals.

Radierung von Ludwig Emil Grimm, 1838

Ich war völlig überzeugt, ein allgemeiner, durch Metamorphose sich erhebender Typus gehe durch die sämtlichen organischen Geschöpfe durch, lasse sich in allen seinen Teilen auf gewissen mittlern Stufen gar wohl beobachten und müsse auch noch da anerkannt werden, wenn er sich auf der höchsten Stufe der Menschheit ins Verborgene bescheiden zurückzieht.

Goethe, Tag- und Jahreshefte

Wenn das Auge die Farbe erblickt, so wird es gleich in Tätigkeit gesetzt, und es ist seiner Natur gemäß, auf der Stelle eine andre, so unbewußt als notwendig, hervorzubringen, welche mit der gegebenen die Totalität des ganzen Farbenkreises enthält. Eine einzelne Farbe erregt in dem Auge, durch eine spezifische Empfindung, das Streben nach Allgemeinheit... Gelb fordert Rotblau Blau fordert Rotgelb Purpur fordert Grün und umgekehrt.

Goethe, Farbenlehre

Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.

Goethe, Farbenlehre

Goethe war bestrebt, Wissenschaft, Kunst und Religion, die sich im Zuge der abendländischen Geistesgeschichte immer weiter voneinander entfernt hatten, wieder einander näher zu bringen. Er wurde damit zum Wegbereiter einer ganzheitlichen Weltauffassung, die heute dringender denn je gefordert ist. Weit entfernt davon, ein verstaubter Klassiker zu sein, für den man letztlich nur mehr museales Interesse zeigen kann, hat er methodisch und systematisch fruchtbare Keime für die Zukunft gelegt, die es erst noch zu entfalten gilt.

Johann Wolfgang von Goethe, Computerzeichnung von Inga Schnekenburger, September 2002

1811

Dichtung und Wahrheit, Erster Teil

1812 –1814

Goethe trifft mehrmals mit Ludwig van Beethoven zusammen.

1812

Dichtung und Wahrheit, Zweiter Teil

1813

Dichtung und Wahrheit, Dritter Teil

Gefunden - Christiane Vulpius gewidmet.

Der Totentanz

1814

Die Völkerschlacht bei Leipzig

1813

Reisen an den Rhein. Liebe zu Marianne von Willemer, die das Urbild der Suleika in Goethes später veröffentlichter Gedichtsammlung West-östlicher Divan ist, zu welcher Goethe durch die gemeinsame Lektüre des persischen Dichters Hafis (14. Jh.) inspiriert wurde.

1815

Zweite Reise an Rhein, Main und Neckar: mit dem preußischen Reformer Karl von und zum Stein Besichtigung des Kölner Doms und der Wallraf-Kunstsammlung; Zusammentreffen mit den Brüdern Grimm, den Familien Brentano und Städel; Ernennung zum Staatsminister.

1816

Am 6. Juni stirbt Christiane von Vulpius.

1817

Am 17. Juni vermählt sich Goethes Sohn August mit Ottilie von Pogwisch.

1818

Juli bis September verbringt Goethe in Karlsbad.

1819

Goethe wird Ehrenmitglied der von Freiherr von und zum Stein gegründeten Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, die er in der Folgezeit durch mehrere Beiträge für die Quellensammlung Monumenta Germaniae unterstützt.

1820

September: Geburt des Enkels Wolfgang.

1821

Begegnung mit Amalie von Levetzow und ihren drei Töchtern, darunter die 18jährige Ulrike von Levetzow, der Goethe einen Heiratsantrag macht, den sie aber ablehnt, da sie ihn mehr oder weniger als Scherz aufgefasst hat.

Nach dem Tod Christianens 6. Juni 1816 Du versuchst, o Sonne, vergebens Durch die düstren Wolken zu scheinen: Der ganze Gewinn meines Lebens Ist, ihren Verlust zu beweinen.

Goethe um 1818 Ölgemälde von Ferdinand Jagemann

1824

Goethe bereitet die Herausgabe seines Briefwechsels mit Schiller vor.

1825

•Im Februar nimmt Goethe wieder die Arbeit an seinem Faust auf.

Franz Schubert schickt seine Vertonungen der Gedichte An Schwager Kronos, An Mignon und Ganymed, aber Goethe antwortet ihm nicht.

•Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Jena.

1826

•Der Helena-Akt (3. Akt) von Goethes Faust wird niedergeschrieben.

•Von August bis September wird Goethe wieder von Bettina von Arnim besucht.

•Im September/Oktober ist Franz Grillparzer für einige Tage bei Goethe zu Gast.

•Im Dezember sind Alexander und Wilhelm von Humboldt zu Besuch.

1827

•Im Januar stirbt Charlotte von Stein.

•Oktober: Geburt der Enkelin Alma.

1828

•Am 14. Juni stirbt Großherzog Carl August.

•Von Juli bis September zieht sich Goethe auf die Dornburg zurück.

Goethe 1826, Kreidezeichnung von Julius Ludwig Sebbers

1829

Erste vollständige Aufführung von "Faust. Der Tragödie erster Teil" am Nationaltheater in Braunschweig.

1830

•Um Distanz von seinen häuslichen und dienstlichen Verpflichtungen zu bekommen, unternimmt Goethes Sohn August von Goethe, nicht zuletzt auf den Rat seines Vaters hin, eine ausgedehnte Reise nach Italien. In Rom erliegt er am 27. Oktober einer Pockeninfektion. Um eine würdige Bestattung und um die Verwahrung des Nachlasses kümmerte sich August Kestner.

•Am 10. November erfährt Goethe vom Tod seines Sohnes und erleidet gegen Ende November einen Blutsturz.

Dichtung und Wahrheit, Vierter Teil

1831

Am 22. Juni beendet Goethe Faust - Der Tragödie zweiter Teil, das mit dem Credo seines Lebens endet:

CHORUS MYSTICUS.

Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis; Das Unzulängliche, Hier wird's Ereignis; Das Unbeschreibliche, Hier ist's getan; Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan.

(Faust II, 5.Akt)

Goethes Sohn August von Goethe Kreidezeichnung von Joseph Schmeller, um 1823

1832

Am 22. März, mittags um halb zwölf Uhr stirbt Goethe 82 jährig nach einwöchiger Krankheit Dr. Carl Vogel berichtet über die letzten Momente von Goethes Leben:

Die Sprache wurde immer mühsamer und undeutlicher. "Mehr Licht" sollen, während ich das Sterbezimmer auf einen Moment verlassen hatte, die letzten Worte des Mannes gewesen seyn, dem Finsterniss in jeder Beziehung stets verhasst war. Als später die Zunge den Gedanken ihren Dienst versagte, malte er, wie auch wohl früher, wenn irgend ein Gegenstand seinen Geist lebhaft beschäftigte, mit dem Zeigefinger der rechten Hand öfters Zeichen in die Luft, erst höher, mit den abnehmenden Kräften immer tiefer, endlich auf die über seinen Schooss gebreitete Decke. Mit Bestimmtheit unterschied ich einigemal den Buchstaben W. und Interpunctionszeichen.

Um halb zwölf Uhr Mittags drückte sich der Sterbende bequem in die linke Ecke des Lehnstuhls, und es währte lange, ehe den Umstehenden einleuchten wollte, dass Goethe ihnen entrissen sey.

So machte ein ungemein sanfter Tod das Glücksmaass eines reich begabten Daseyns voll.

Carl Vogel, Die letzte Krankheit Goethe's Goethe auf dem Totenbett, Friedrich Preller, 1832 Bleistift und Graphit, Stiftung Weimarer Klassik, Museen Am 26. März wurde die sterbliche Hülle Goethes in der Weimarer Fürstengruft beigesetzt.

Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik

• • Romankonzeptionen: der Roman als Bildungsroman • • • •

Goethe: „Wilhelm Meisters Lehrjahre” (1795/96)

• frühe Fassung – Fragment: „Wilhelm Meisters theatralische Sendung” (1910 gefunden) • Erfüllung der Figur: im Theater „Lehrjahre”: Theater = nur ein Element unter den WM formenden Einflüssen erweitert, strukturell umgestaltet ungewöhlich große Wirkung auf die Epoche – pro und kontra Thema: ein Kreis gutgesinnter Menschen (Turmgesellschaft) hilft einem jungen Menschen, seine Lebensziele zu finden

«Wilhelm Meisters Lehrjahre“

Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik

• • • • • Bildung, Entwicklung (vgl. Blanckenburg) der junge Mensch durchläuft verschiedene Kreise des Lebens und der Welt – dadurch zugleich Etappen einer geistig-seelischen Entwicklung – unterstützt durch äußere (ihm bis zum Ende unbekannte) Kräfte (die Turmgesellschaft) • Aufbau des Romans: Kreise der Entwicklung • Buch 1-5: Welt des Theaters • Buch 6: Religion, Gottesglaube • Buch 7-8: Turmgesellschaft – die große Welt, • Tätigkeit, Handeln Ende: gewissermaßen offen „eine ganze Bildungsgeschichte des 18.. Jh.s”: bürgerliche Kultur, Adel, „Scheinwelt” der Kunst, Pietismus, Aufklärung, Freimauertum

Erzählliteratur der Goethezeit – Klassik / Romantik

• • • • • • • • Bildungsprogramm der „Lehrjahre”: „mich selbst, ganz wie ich da bin, auszubilden, das war dunkel von Jugend auf mein Wunsch und meine Absicht” „Ausbildung” der in ihm angelegten Kräfte und Fähigkeiten: dem Bürger, im Gegensatz zum Adligen, nur durch die Kunst zu verwirklichen dieses Bildungsprogramm: aufgegeben Scheitern der universellen, harmonischen Ausbildung des Individuums durch die Kunst Erfüllung des Bildungsprozesses: in der Gesellschaft – utopische Züge „Lehrjahre” = Prototyp des Bildungsromans – zugleich auch Zeitroman mit überlieferten Romanmotiven (Entführung, Überfall, Inzest usw.) zeitgenössische Diskussion über Goethes Roman: durch fast alle bedeutende Schriftsteller (vgl. Goethes und Schillers Briefwechsel) Friedrich Schlegels Rezension „Über Goethes Meister” (1798) Friedrich Schlegel: Athenäum-Fragment 216: „Die Französische Revolution, Fichtes Wissenschaftslehre und Goethes Meister sind die größten Tendenzen des Zeitalters. Wer an dieser Zusammenstellung Anstoß nimmt, wem keine Revolution wichtig scheinen kann, die nicht laut und materiell ist, der hat sich noch nicht auf den hohen weiten Standpunkt der Geschichte der Menschheit erhoben. Selbst in unsern dürftigen Kulturgeschichten, die meistens einer mit fortlaufendem Kommentar begleiteten Variantensammlung, wozu der klassische Text verlorenging, gleichen, spielt manches kleine Buch, von dem die lärmende Menge zu seiner Zeit nicht viel Notiz nahm, eine größere Rolle, als alles, was diese trieb.”

Wer war Friedrich von Schiller?

Geboren 10. November 1759 in Marbach am Neckar;

† 9. Mai 1805 in Weimar

Sein Vater war ein Werbeoffizier und Wundarzt

Dichter, Dramatiker, Philosoph und Historiker

Der bedeutendste deutsche Dramatiker

 1773: Militärakademie Hohe Karlsschule in Stuttgart (Rechtsstudium)  1775: Wechselte das Fach für ein Medizinstudium  Las intensiv die Werke der Dichter des

Sturm und Drang

1780 durfte er die Akademie verlassen als Militärarzt

 Ein Vertreter der

Weimarer Klassik

 War befreundet mit Goethe  1787 Schiller reiste nach Weimar  1789 Schiller nahm eine Professur in Jena (Geschichte) an, obwohl er Professor der Philosophie war. Goethe & Schiller

 Gehörte zu das 'Viergestirn‘ :

Goethe, Wieland, Herder und Schiller.

 Die Weimarer Klassik entsteht 1788 und dauerte bis zu Schillers Tod (1805).

 Teilweise wird mit

Weimarer Klassik

nur die gemeinsame Schaffensperiode der befreundeten Dichter Goethe und Schiller bezeichnet.  Der ästhetische Betrachtung der griechischen Kunst von Winckelmann (1717-1768) war die Grundlage für die Zeit der Klassik. die

literarische Klassik

, später auch

Weimarer Klassik

blieb diesen Grundsätzen treu.

genannt,  Goethe und Schiller entwickelten eine

literarische Imitation

von der

griechischen Kunst

,

Klassische Modellen

und eine wahre

sozio-kulturelle Reformation

durch ästhetische Konzeptionen und Werte. Das 'Wahre, Schöne, Gute' Hierbei waren z.B. organische Einzelheit und Harmonie ganz Wichtig, Sie waren die

Inspiration.

Dramen

Die Räuber (darin das Hektorlied) (1781) Kabale und Liebe (1783) Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (1784) Don Carlos (1787/88) Wallenstein-Trilogie (1799) Maria Stuart (1800) Die Jungfrau von Orléans (1801) Die Braut von Messina (1803) Wilhelm Tell (1803/04) Turandot (nach Carlo Gozzi) Demetrius (unvollendet [1805])

Kleinere Werke

Hektors Abschied (vgl. Hektorlied) Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet (1784) Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1786)

Gedichte und Balladen

Ode an die Freude (1786) Resignation (1786) Die Teilung der Erde (1795)

Der Handschuh (1797)

Der Taucher (1797) Die Kraniche des Ibykus (1797) Der Ring des Polykrates (1798) Die Bürgschaft (1798) Das Lied von der Glocke (1799) Das Siegesfest (1803) Die Huldigung der Künste (1804)

Werke

Über den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen (1792) Augustenburger Briefe (1793) Über Anmut und Würde (1793) Kallias-Briefe (1793) Kallias oder Über die Schönheit (n. e.) Die Horen (1795) Über die ästhetische Erziehung des Menschen (1795) Über naive und sentimentalische Dichtung (1795) Kleinere prosaische Schriften (1801)

Historische Werke

Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung (1788) Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Antrittsvorlesung am 26. Mai 1789, 1790) Geschichte des dreißigjährigen Krieges. (1790)

Übersetzungen

Louis Benoit Picard Der Parasit oder die Kunst, sein Glück zu machen Shakespeare Macbeth (1800) Racine Phädra Euripides Iphigenie in Aulis Euripides Scenen aus den Phönizierinnen

Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone Die Damen in schönem Kranz.

Und wie er winkt mit dem Finger, Auf tut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt, Und sieht sich stumm Rings um, Mit langem Gähnen, Und schüttelt die Mähnen, Und streckt die Glieder, Und legt sich nieder.

Der Handschuh

Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behend Ein zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor.

Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif, Und recket die Zunge, Und im Kreise scheu Umgeht er den Leu Grimmig schnurrend; Drauf streckt er sich murrend Zur Seite nieder;

Und der König winkt wieder, Da speit das doppelt geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus, Die stürzen mit mutiger Kampfbegier Auf das Tigertier, Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen, Und der Leu mit Gebrüll Richtet sich auf, da wird's still, Und herum im Kreis, Von Mordsucht heiß, Lagern die greulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand Ein Handschuh von schöner Hand Zwischen den Tiger und den Leu'n Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges spottender Weis‚ Wendet sich Fräulein Kunigund: "Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß, Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf."

Und der Ritter in schnellem Lauf Steigt hinab in den furchtbar'n Zwinger Mit festem Schritte, Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen Sehens die Ritter und Edelfrauen, Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.

Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, Aber mit zärtlichem Liebesblick ?

Er verheißt ihm sein nahes Glück ?

Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.

Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: "Den Dank, Dame, begehr ich nicht", Und verläßt sie zur selben Stunde.

Historiographische Phase

• Zeitraum von 1787-1792 • zwei Motivationen: Stoff und Reputation • ist das Intermezzo äußerst erfolgreich gewesen, so stehen die Geschichtswerke doch im Zeichen des Fragmentarischen • diese behandeln Übergangsperioden, in denen politische Ordnungssysteme zerfallen und neue Machtkonstellationen zutage treten • Interesse Schillers gilt der Anatomie politischen Handelns: Revolte und Krieg, Volkserhebung, Aufstand und Umsturz • hierbei läßt sich die Verlaufslogik der Geschichte näher untersuchen, um genau ermessen zu können, inwiefern selbst die Störung ihrer Ordnung einem höheren Zweck gehorcht – methatheoretische Verwandlung einer Säkularisierung der Geschichtstheologie in eine Geschichtsmetaphysik – deren Resakralisierung (?)

• • • • • •

Allgemeine Ziele des Historienwerks

„doppelte Optik“, was die Merkmale historischer Darstellungen anbelangt

– –

Quellenkunde auf dem Stand der Forschung Umsetzung in ein evolutionäres Geschichtskonzept Geschichte als Organon bürgerlicher Emanzipation der Geschichtsschreiber soll Lehrer der Menschheit und Mitgestalter der historischen Entwicklung sein: Rückverweis auf die nationalpädagogischen und erzählbetonten Prinzipien von Herodot, Thukydides und Plutarch ausgewogene Relation zwischen Form und Stoff Dialektik von Individuum und Kollektiv in der Bestimmung von Kultur – Konflikt zwischen der prätendierten Freiheit des Ich und dem notwendigen Gang der Geschichte

Abstand von der Beschäftigung mit der Zeitgeschichte

Schillers dramatische Bandbreite

• Das Schauspiel der Seele –

Die Räuber

• Ein republikanisches Schauspiel –

Die Verschwörung des Fiesko zu Genua

• Das bürgerliche Trauerspiel –

Kabale und Liebe

• Vom Charakterdrama zur Tragödie –

Don Karlos

• Vom Geschichtsdrama zur Tragödie – die

Wallenstein Trilogie

• Die klassische Tragödie –

Maria Stuart

• Eine romantische Tragödie – • Tragik in Reinform –

Die Jungfrau Die Braut von Messina

• Das Volksstück

– Wilhelm Tell

Frühe dramentheoretische Schriften

• •

Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet (1784) Vorreden und Kommentare zu den Theaterstücken (Vorrede zu Don Karlos und Briefe über Don Karlos)

Goethe-Rezensionen (Egmont, Iphigenie)

• Diese Schriften Schillers erscheinen am Ende einer langen Debatte über die moralische (

prodesse

(Debatte über das Theater). ) und ästhetische (

delectare

) Legitimation des Theaters in der Aufklärung. Sie fassen die Argumente der Theaterbefürworter zusammen und formulieren so für die deutsche Aufklärung das Schlußwort der „Querelle du théâtre“ – Lessing, Sulzer und Mercier sind Schillers Quellen – Widerlegungen der Kritiken Rousseaus am moralischen Wert des Theaters als gesellschaftliche Sittenverderberin

Bühnenphilosophische Ziele

• • • • • • • •

Kulturauftrag des Theaters Theater ist der Ort der sozialen Synthesis, an dem die gemeinsamen Affekte zur Verbrüderung aller Stände und Klassen präfiguriert werden die Affekte bewirken die Selbsterkenntnis des Menschen, der zur Humanität konditioniert und erzogen werden soll für das Theater wird der Rang einer konstitutiven Institution des Gemeinwesens reklamiert, gleich der Religion und dem Recht das Theater bildet den gemeinschaftlichen Kanal einer Menschen und Volksbildung (Frage nach dem nationalen Kulturverständnis) Organ der Aufklärung und als solches eine Säule des vernunftgeleiteten Staates gleich res publica als Schule der Moral (praktische Weisheit), der Politik (Wegweiser durch das bürgerliche Leben) und Psychologie (Schlüssel zu den geheimsten Zugängen der menschlichen Seele) sei das Theater ein offener Spiegel des gesamten menschlichen Lebens Theater leistet die Einheit von Vernunft und Sinnlichkeit, wenn verborgene Ursachen menschlichen Handelns aufgedeckt werden

Nachkantische Tragödientheorie

• • • • • •

Schiller verbindet Thesen Kants mit denen Lessings (Hamburgische Dramaturgie) und M. Mendelssohns (Briefe Über die Empfindungen), um eine Definition der Tragödie zu entwickeln: „Die Tragödie wäre demnach dichterische Nachahmung einer zusammenhängenden Reihe von Begebenheiten (einer vollständigen Handlung) welche uns Menschen in einem Zustand des Leidens zeigt, und zur Absicht hat, unser Mitleid zu erregen.“ Frage nach dem „Vergnügen des Mitleids“ Lust des Zuschauers am Leiden entspringt dem „Zustand seiner vollkommenen Freiheit“ bzw. der „absoluten Selbstthätigkeit“ als Freiheit des Gemüts in seinem sittlichen Handeln „Darstellung der moralischen Selbständigkeit im Leiden“ – Widerstand gegen das Leiden, der als eine übersinnliche, selbständige moralische Kraft im Menschen gilt Begriff der poetischen Realität – nur in der fiktiven Welt der Tragödie kann jener Zustand der ideellen Freiheit gezeigt werden Verteidigung des Vernunftwesens gegen das Sinnenwesen

Sturm und Drang

Die Räuber

Friedrich Schiller

Gliederung

1. Friedrich von Schiller 2. Schillers Jugenddramen 3. Die Räuber a) Allgemein b) Hauptpersonen c) Handlung der Geschichte d) Merkmale 4. Wirkung auf das Umfeld 5. Theater

Die Räuber Friedrich von Schiller

- 10. November 1759 in Marbach - 1767 Besuch der Lateinschule in Ludwigsburg Aufnahme in die Militärschule Schloss Solitude 1781 verfasste er sein erstes Drama „Die Räuber“ SCHREIBVERBOT Flucht nach Mannheim

Die Räuber (1781) Die Räuber Friedrich von Schiller Die Verschwörung Fiesco zu Genua (1783) Kabale und Liebe (1784)

Jugenddramen

Jugenddramen

Streben nach Gerechtigkeit verlässt den Boden des Der Drang zur Freiheit führt zu Macht und Gewalt.

Fiesco

Die Liebe widerspricht der Pflicht gegenüber dem Vater.

Kabale und Liebe

Recht, Freiheit und Liebe

Die Räuber

-Allgemein - erstes Drama von Schiller

-

fünf Akte

-

zwei bis fünf Szenen

-

entstand zur Zeit des Sturm und Drang

-

1781 veröffentlicht, 13. Januar 1782 in Mannheim uraufgeführt - Nicol List

Die Räuber

-Hauptpersonen Maximilian von Moor Karl

Lieblingssohn

der

dadurch Erbe

Stark, schön, Neigungen zur Zügellosigkeit

Amalia = Geliebte

Franz

hochintelligent

neidet seinem Bruder die Liebe des

Vaters Amalia

hässlich, und bösartig

Spiegelberg Die Räuberbande Amalia von Edelreich

Die Räuber

-Handlung 18. Jahrhundert Schloss des Grafen von Moor in Franken zwei unterschiedliche Söhne Franz will seinen Bruder vernichten.

Karl führe in Leipzig ein Lotterleben, sei völlig verschuldet und werde per Steckbrief gesucht.

Franz erzählt seinem Vater...

Die Räuber

-Handlung Der alte Moor, erschüttert, glaubt Franz und verstößt Karl teilt dies Karl per Brief mit Karl und Spiegelberg gründen eine Räuberbande Karl wollte zurückkehren, doch nach diesem Brief will er sich an der Welt rächen „Tod“ von Karl, sperrt Vater ein Franz will Amalia

Die Räuber

-Handlung Die Räuber Karl - helfen den Armen

-

rächen unschuldig Verfolgte Spiegelberg - brutale Kriminelle Kosinski erzählt Karl seine Lebensgeschichte Karl kehrt unter falschem Namen zum Schloss zurück

Die Räuber

-Handlung - Karl erfährt von den Plänen von Franz schwört Rache - Franz erdrosselt sich im Wald - Karl gibt sich zu erkennen Vater stirbt Karl flieht mit Amalia Karl tötet Amalia stellt sich

Die Räuber, Schillers erstes Drama, zeigen deutlich die Merkmale des Sturm und Drangs.

Karl - kraftvolles Genie - Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit - der ganzen Umwelt den Kampf angesagt Handlung mit großer dramatischer Wucht Sprache leidenschaftlich und expressiv

Die Räuber

Wirkung auf das Umfeld - „verderbliche“ Wirkung - animiert kleine Buben das Räubern zu lernen - Räuberromantik - Umstürzler per exellence - Studenten, Jugendliche oder Terroristen

Peter Zadeck

-

1966 in Bremen

Die Räuber

Theater 68er Studentenrevolte mischt Bundesrepublik auf - 1967 in Ost Berlin Turbulenzen

Don Karlos

Friedrich Schiller

Don Karlos I

Erstfassung 1785

– – –

erschien aktweise in der Thalia summiert die Tendenzen der Jugendwerke Konzentration auf den Charakter (Karlos bzw. Posa); Interesse am seelischen Geschehen des Helden, das durch gezielte Darstellung von Habitus, Gestik und Bewegung des Protagonisten ausagiert wird

– – – –

Vereinigung des bürgerlichen Familiengemälde mit dem heroischen Aspekt; Hinwendung zum Fürstenhaus und zu einem europäischen Hof im 16. Jahrhundert Erzeugung von Furcht und Mitleid für die Helden Sprachentwicklung – Einsatz des Blankvers sorgfältige Darstellung der Konfliktflächen – Karlos‘ Liebe zu Elisabeth und seine Pflicht als Sohn des Monarchen

Don Karlos II

• •

Bauerbacher Entwurf

Verwicklung und Lösung der Konflikte werden in ein fünfteiliges Schema eingebettet

jedoch sind die politischen Aspekte und die Bedeutung Posas noch nicht ausgereift Bühnenfassung von 1787

Aufwertung Posas und seiner Intrige gegen den König

– – –

Reduktion der thematischen und szenischen Dominanz von Karlos‘ Leidenschaft; sein Pathos erweist sich als tragischer Fehler und erhält somit eine funktionelle Bedeutung Tragödie des Kampfes mit der Leidenschaft Posas Schwärmerei und Karlos Leidenschaft bilden die beiden Pole eines politischen Stückes – Konflikt zwischen dem Individuum und der Idee in einem größeren politischen Zusammenhang

Don Karlos III

Schiller experimentiert mit der pyramidalen Strukturierung der klassischen Werke

1. Akt: Explikation der diversen Interessen

Karlos, Posa, das Königspaar

– –

2. Akt: Handlungsbeginn mit

Karlos‘ Abweisung, die Episode mit Eboli, Domingo und Albas Plan, Posas Zustimmung zum Treffen mit der Königin 3. Akt: Zusammenführung der politischen Gegner und das Gespräch zwischen Posa und dem König

– –

4. Akt: Umkehr der Handlungsrichtung 5. Akt: Markierung der Katastrophe

Posa rechtfertigt sich, Philipp kehrt zum Absolutismus zurück und Karlos sublimiert seine Leidenschaft

Inhalt vom Drama

1.Akt

• • • • • • • Domingo, Beichtvater des Königs Philipp II., versucht Don Carlos erfolglos ein Geheimnis zu entlocken Der Rückkehrer Marquis von Posa erfährt von Carlos, dass er in seine Stiefmutter Elisabeth verliebt ist und nicht mehr bereit ist für die Rechte Flanderns zu kämpfen Marquis von Posa errangieret ein Treffen zwischen Carlos und Elisabeth um seine politischen Ziele doch noch erreichen zu können Elisabeth soll bei dem Treffen die Interessen von Carlos auf die politische Bahn lenken Elisabeth verfolgt die gleichen Ziele wie der Marquis von Posa Carlos wird von der Notwendigkeit überzeugt und schließt mit dem Marquis einen ewigen Freundschaftsbund Carlos ist nun gewillt seinem Vater gegenüber zu treten und ihn davon zu überzeugen, dass er anstatt Herzog Alba die Regentschaft Flanderns übernehmen will

Inhalt vom Drama

2. Akt:

• • • • • • • • • Karlos wagt den Verstoß in den Bereich des Königs und bittet diesen um die Regentschaft Flanderns Der König lehnt diese Bitte jedoch ab und bezeichnet Karlos als „weichen Jüngling“ Carlos erhält einen Brief von Prinzessin Eboli, den er aber für einen Brief seiner Stiefmutter hält Carlos´ Liebe zu seiner Mutter entflammt erneut und die politischen Ziele rücken in den Hintergrund Im Gespräch zwischen Carlos und Eboli erfährt diese, dass Carlos in Elisabeth verliebt ist und entwickelt Hassgefühle gegenüber ihm Carlos kommt in den Besitz eines Briefes der auf eine Affäre zwischen seinem Vater und er Prinzessin Eboli schließen lässt In den nachfolgenden Auftritten steht die Intrige im Vordergrund, wobei sich Eboli, Domingo und Alba zu einem Komplott zusammenschließen Als der Marquis von diesem Brief erfährt sieht er seine Pläne erneut in Gefahr und zerreist das Schriftstück Es gelingt dem Marquis von Posa erneut seinen Freund Carlos zurück auf die politische Bahn zu bringen

Inhalt vom Drama

3. Akt:

• • • • • • • • • • • - der König fühlt sich von der Königin betrogen - der König zeigt Lerma Carlos’ Brief - Philipp will die Königin bestrafen - der König überlegt, ob er Posa in seine Dienste stellen soll - der König erkundigt sich nach Posa - der Marquis zeigt sich von der Seite des Freiheitskämpfers - er stellt den König als grausamen Herrscher dar - Posa fordert Philipp auf, seine Gräueltaten wieder gut zu machen und ein guter Herrscher zu werden - er fordert mehr Rechte für die Bürger - der König will nicht wie Nero sein und stellt Posa in seine Dienste - der Marquis soll die Königin und Don Carlos ausspionieren

Inhalt vom Drama

4. Akt:

• • • • • • • • -Posa bekommt zum Zweck der Überwachung Zutritt zur Königin (benutzt diesen Vorwand, um der Königin seine Pläne mitzuteilen) -Posa nimmt Karlos Brieftasche an sich, in der sich Briefe der Königin befinden -der Marquis kann dem König durch die Briefe beweisen, dass Carlos und die Königin keine Liebesbeziehung haben -bekommt den Auftrag Carlos zu bewachen -Carlos will sich der Prinzessin anvertrauen, doch Posa schafft es dies zu verhindern und lässt Carlos verhaften -Eboli gesteht der Königin ihre Schatulle aufgebrochen zu haben und dort Briefe entwendet hat -die Königin verbannt sie in ein Kloster -einen Brief von Posa an den Führer der Aufstände in Flandern wird abgefangen und entlarvt ihn als Verräter

Inhalt vom Drama

5. Akt:

• -Posa erklärt Carlos im Gefängnis sein Vorgehen • -Carlos wird durch Alba die Freiheit zurückgegeben, dieser verlangt dies aber vom König zu hören • -Posa wird hinterrücks erschossen • -Carlos beschuldigt seinen Vater des Mordes an Marquis Posa • -der König erfährt die geheimen Pläne von Posa und Carlos • -Großinquisitor verlangt vom König seinen eigenen Sohn zu töten • -währen der Infant sich von Elisabeth verabschiedet stürmt der König ins Zimmer und lässt Carlos verhaften

Stoff des Dramas

• • • • • • • • • • • • •

1527 1543 *Philipp II., Sohn Karls V.

Philipp heiratet die 15-jährige Maria von Portugal 1545 1554 1556 *Don Karlos, Sohn Philipps II. (Tod der Mutter nach Geburt) Philipp heiratet aus politischen Gründen Maria I. von England Krönung Philipps II.; Spanien bekommt die Niederlande Tod Karls V.; Tod Marias I. von England 1558 1560 hatte Philipp heiratet die eigentlich Karlos versprochene Elisabeth Valois, mit der er zwei 1566 Niederländer fordern Religionsfreiheit 1567 Fluchtpläne des Infanten, wollte sich an die Spitze der Aufständischen gegen seinen stellen lassen 1568 1581 1588 1598 Tod des Infanten (zuvor unter Arrest gestellt) Unabhängigkeit der Niederlande Untergang der spanischen Armada Tod Philipps II.

Töchter Vater

Aufbau des Dramas

Steigende Handlung Posas Machtbefugnisse vom König Carlos Rückfälle (Neigung, Liebe) Peripetie Missverständnis (Eboli) fallende Handlung -Lermas Warnung -Posa wälzt Verdacht auf sich selbst -Eboli als Diebin -Posas Ankündigung seines Opfer -Philipp Kritik an Alba -Aufruhr im Volk -Rückgabe der Briefe Carlos Verhältnis zu Posa, Elisabeth und Philipp II.

Exposition Carlos Tod, scheitern aller Pläne Katastrophe

Charaktere

König Philipp II.

• • • • • • • • • König von Spanien Vater von Don Carlos Mit Elisabeth Valois verheiratet Erste Frau während der Geburt seines Sohnes Don Carlos verstorben Widmet sein Leben dem Reich und der Politik Verhältnis zu Carlos gespalten und von Misstrauen gekennzeichnet Einzige verwundbare Stelle ist seine Frau Elisabeth Auf der Suche nach einem Verbündeten Großinquisitor mahnt und setzt sich ihm entgegen

Charaktere

Königin Elisabeth Valois

• verkörpert das Reine, Schöne und Tugendhafte • ist Carlos versprochen wird aber aus politischen Gründen mit Philipp II. verheiratet • weist ihren Verehrer und Sohn Carlos zurück • wirkt wie eine Erzieherin Carlos´ • unterdrückt eigene Gefühle und Bedürfnisse für ihre Pflichten • grundsätzlicher Gegenpol zur Prinzessin Eboli • wird von Marquis Posa als Gesinnungsgenossin betrachtet

Charaktere

Don Carlos

• 23 Jahre alt und der Sohn von König Philipp II.

• Verhältnis zu seinem Vater sehr gespannt • Liebt seine Stiefmutter Elisabeth • Brüderliche Freundschaft mit Marquis Posa • Wird von Elisabeth und dem Marquis zurück auf den politischen Weg gebracht • Am Anfang des Dramas durch Gefühle geleitet; zum Ende hin immer mehr Annäherung an Posa und Elisabeth

Charaktere

Marquis von Posa

• Freund von Carlos seit der Kindheit • kehrt zurück zum spanischen Hof und belebt die Freundschaft erneut • träumte schon damals mit Carlos von der Idee der Demokratie und Humanität • verfolgt seine politischen Ziele mit Entschlossenheit • will Carlos von seinen Zielen begeistern • benutzt Carlos´ Liebe zur Königin als Mittel zum Zweck • hintergeht König Philipp II.

• stellt nichts vor seine Ideale und Ziele

Charaktere

Prinzessin Eboli

• Hofdame der Königin Elisabeth • wird durch die Liebe zu Carlos in die Intrige involviert • liefert den Auftakt zu der Intrige durch den geheimnisvollen Brief an Carlos • verrät aus Eifersucht die ehebrecherische Königin und bildet mit Herzog Alba und Domingo eine Intrige • Affäre des Königs

Charaktere

Herzog von Alba

• Befehlshaber des spanischen Militärs und Vertrauter des Königs • nimmt die Rolle des Intriganten am Hofe ein • Albas Interessen decken sich mit denen der Eboli • Entdeckt die Pläne für Carlos Flucht • kämpft für die Erhaltung seiner Rolle im menschenverachtenden Regime und unterstützt damit die höfischen Machthaber • Alba als Symbol des absolutistischen Staates

Charaktere

Großinquisitor

• wirft dem König vor, den Ketzer Marquis von Posa durch sein eigenmächtiges Handeln der Inquisitionsbehörde unterschlagen und somit die Autorität der Kirche untergraben zu haben • symbolisiert die Macht und den Einfluss der Kirche • seinem Willen muss sich auch der König unterordnen • bringt Carlos am Ende des Dramas um • allwissend

Epochenzuordnung des Dramas

• Einerseits tendiert das Werk in Sprache, Form und Stil klar zur Klassik. Andererseits sind Aussage und Thematik der Figuren eher dem Sturm und Drang zuzuordnen bzw. schwer einer Epoche klar zuzuweisen.

Marquis Posa Er fühlt sich nicht an die Gesetze der bürgerlichen Gesellschaft gebunden, dies ist ein Merkmal der Epoche „Sturm und Drang“. Er verfolgt konkrete politische Ziele. Er versucht Don Carlos seinen idealistischen Gedanken zu vermitteln und das es in manchen Situationen wichtiger ist seine persönlichen Neigungen zurückzustellen. Dies sind Merkmale der Epoche „Klassik“.

Don Carlos Durch sein emotionales Verhalten ist er klar der Epoche "Sturm und Drang" zuzuordnen. Im Verlauf des Dramas entwickelt sich Don Carlos, er wächst aus sich heraus und nähert sich

der Klassik an.

Elisabeth Elisabeth verkörpert das Reine, Schöne und Tugendhafte, außerdem lebt sie nach den Moralgesetzen was ein weiteres Merkmal für die Epoche „Klassik“ ist.

Personenkonstellation

Personenkonflikte

intra-personal Don Carlos Liebe zur Stiefmutter Politische Ideale Elisabeth Liebe zu Don Carlos Pflichten als Königin Philipp II.

Vater Liebe zu Don Carlos König Distanzierte Einstellung Menschliche Schwäche Konflikt Inter-personal Domingo Don Carlos Spitzel des Königs Philipp II Don Carlos kann seinen Sohn nicht leiden Philipp II Elisabeth bestraft Mondekar Marquis Don Carlos Idealist durchschaut Domingo Liebt seine Stiefmutter Widerspricht Philipp Schwärmer

Tragischer Held

(im Schillerschen Sinne) • • ein Mensch muss in einem Konflikt stehen zwischen Neigung/Trieb und Vernunft/Moral er entscheidet sich dann für die Vernunft/Moral und leidet unter der Entscheidung

Beispiele: Marquis Posa: Entscheidet sich, sich selbst zu opfern, damit Don Carlos Flandern befreien kann.

Don Carlos: Entscheidet sich gegen seine Neigung Elisabeth gegenüber, um die gemeinsamen Pläne fortzuführen.

Beispiele: Aristokrates: Seine Burg wird belagert, seine Gegner entführen seine zwei Kinder und erpressen ihn die Burg zu überlassen oder die Kinder werden vor seinen Augen getötet. Er entscheidet für die Burg (Vernunft/Moral) und widersteht der Neigung als Vater, seine Kinder zu retten

Wallenstein I

• • • • •

Unmittelbarkeit der Wirkung weicht der ästhetischen Erfahrung

nicht mehr soll das Gemüt durch Identifikation mit den Figuren und Schicksalen auf der Bühne affiziert, sondern es soll ein komplexes inneres Geschehen präsentiert werden

Harmonisierung der Gemütskräfte; Denken und Fühlen werden ineinander geführt Tragödienästhetik: mittels Abwendung von Rührung und Bewunderung soll ein innerer Prozeß erzeugt werden, in dem sich Sympathieerlebnis und Reflexion zu geistig-sinnlicher Selbstbesinnung verbinden Dialektik von Pathos und Erhebung damit erhält das Drama seinen Kunstcharakter zurück; seine Wirkung verläuft nicht mehr über die Identifikation mit dem Stofflichen, sondern durch die tragische Form teleologische Verknüpfung bestimmt die ideelle Zweckmäßigkeit der Handlung

Wallenstein II

Form des Stückes

am Anfang steht ein Geschichtsdrama, das Distanz zu den leidenschaftlichen Helden des Frühwerks verspricht und Disziplin in der Disponierung des Stoffes verlangt

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Schiller sieht sich zu Quellenstudien und genauer raum zeitlicher Präzision veranlaßt dadurch wird deutlich, daß das Geschichtsdrama nicht adäquat ist; eher erweist sich die Tragödie als die Form, die dem Wallenstein-Stoff Konsistenz und Stringenz verleihen soll Ausbau des Stückes zur Trilogie im Jahr 1798

Wallenstein III

Wallensteins Lager

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Expositionsdrama für die Trilogie wichtige Abfolge von Genre-Bildern Einakter mit 11 Auftritten

Extensität der politisch-historischen Wirklichkeit

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politische und strategische Situation wird evoziert

das niedere Personal und die entsprechenden Sprachmittel (Knittelverse) bilden eine soziologische Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Krieg und dessen Auswirkung Ausgangsbasis für den Zuhörer: materielle und ideelle Basis Wallensteins werden dokumentiert und kommentiert

dem Aufstieg und Fall des Protagonisten wird ein historisch-wirklicher Rahmen zugewiesen

Wallenstein IV

Die Piccolomini

setzt die Exposition auf der Ebene der Armeechefs fort, wobei erste Schwachpunkte die spätere Unzuverlässigkeit der Armee erkennen lassen

fünfaktiges Schauspiel, formal einheitlich konturiert (Verzicht auf inneraktige Schauplatzwechsel)

dramatischer Ablauf – Konstellation aus Aktionen, Reaktionen und Zufällen – bleibt durchgängig pragmatisch-kausal, jedoch aus den Ereignissen erschließt sich eine höhere Ordnung, die die Tragödie des „Helden“ im Wallenstein-Stoff erkennen läßt

Wallenstein V

Wallensteins Tod

Manifestation der tragischen Zweckmäßigkeit

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Protagonist erliegt seinen Fehleinschätzungen und falschen Hoffnungen Kluft zwischen dem Bewußtsein des Helden und seiner objektiven Situation

Leiden am Schicksal, das gegen den Helden arbeitet und ihn in den Tod treibt

hierzu dient die komplexe und metaphernreiche Figurenrede, die der Textebene eine ideelle Bezüglichkeit verleiht

Maria Stuart

eine geschlossene Tragödie um den Prozeß und die Enthauptung der schottischen Königin durch ihre Kusine, Elisabeth I von England

pyramidale Symmetrie der Form

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1. und 5. Akt (Maria) 2. und 4. Akt (Elisabeth) 3. Akt (Begegnung beider Königinnen)

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Verknappung des politischen Moments, da der Ausgang des Prozesses gegen Maria feststeht und die Handlungsmomente von äußeren Ereignissen befreit sind so gewinnt das Stück dramatische Geschlossenheit und atmosphärische Dichte; aus dem Geschichtssujet wird ein ästhetische Zwecke realisierendes Trauerspiel

polare Ausdrucksformen in der Figurenkonstellation – Maria stellt Sinnlichkeit, Elisabeth politisches Kalkül dar

Klassik /// Romantik

• Willen • Vernunft • Objektivismus • übernational • Kunstdichtung • Reinheit • Geschlossene Form • Drama • Stilisierte Sprache • Allgemein geltend • Keine Wirkung auf Ausland • Phantasie • Traum • Subjektivismus • National • Volksdichtung • Vermischung der Genres • Lockere Form • Märchen • Volkstümliche Sprache • Individuell • Große Wirkung auf Ausland

DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!