Kleider machen Leute

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Kleider machen Leute
Gottfried Keller
Eines Tages wandert ein armes Schneiderlein
namens Wenzel Strapinski
auf der Landstraße Richtung Goldach.
Ich weiß nicht
wohin und
was ich essen
soll.
Als er eine Anhöhe hinaufgeht, stößt er auf eine edle Kutsche , deren Fahrer ihn für
einen Grafen hält. Wenzel fährt mit ihm zu einem Gasthof.
Grüß Gott!
Willkommen im
Gasthaus „ Zur
Waage“
Ins drei Teufels Namen,
warum muss
ausgerechnet heute ein
Gast kommen, an dem
wir keinen erwartet und
nichts im Haus haben.
Was sollen wir ihm denn
jetzt zu essen machen.
Hoffentlich hat die Köchin
eine Idee.
Wenzel ist die ganze Sache unangenehm, da er das Essen ja nicht bezahlen kann.
Eigentlich will ich ja
gar nichts essen, weil
ich es ja eh nicht
bezahlen kann. Aber
es sieht so verlockend
aus, ich muss einfach
zugreifen. Aber lieber
mit vollem als mit
leerem Bauch gefasst
werden.
Wenzel versucht sich aus dem Staub zu
machen…
Jetzt muss
ich aber
wirklich
gehen.
Wenzel verirrt sich im Gasthaus, der Wirt denkt, er muss auf die Toilette. Er bleibt
schließlich doch da, aber er traut sich nicht zu sagen, dass er ein armer Schneider ist.
Anschließend spielt Wenzel mit dem Amtsrat und anderen wichtigen Leuten des Ortes
Karten.
Euren
Einsatz
bitte.
Ich hab nicht ein
solches
Geldstück.
Melchior Böhni hat jedoch schon im selben Moment
für ihn ein Geldstück gelegt.
Wenzel will erneut fliehen… aber plötzlich sieht er Nettchen und bleibt.
Nettchen fällt Wenzel um den Hals und sie beschließen, eine Verlobung zu
veranstalten.
Die Verlobung findet in dem
Gasthaus ,genau zwischen
Goldach und Seldwyla, statt.
Auf dem Maskenball, der genau am selben Tag und am selben Ort wie die Verlobung
stattfindet, sind alle Seldwyler Schneider verkleidet, einer sogar als Wenzel Strapinski.
Ei, ei, ei! Sieh da, der
Bruder Schlesier, der
Wasserpolacke! Der mir
aus der Arbeit gelaufen
ist, weil er wegen einer
kleinen
Geschäftsschwankung
glaubt, es sei zu Ende mit
mir. Nun, es freut mich,
dass es Ihnen so gut geht
und Sie so fröhlich hier
Fastnacht feiern.
Nach der Entlarvung läuft Wenzel durch den Wald, durch den er vor einigen Monaten
herkam.
Ich hatte mir noch nie, bis
zum Einzug in diese Stadt, solch
ein Vergehen zu Schulden
kommen lassen. Außerdem
kann ich mich nicht daran
erinnern, dass ich je wegen
einer solche Lüge gestraft
worden bin. Und nun bin ich ein
Betrüger geworden dadurch,
dass ich mich von der
Dummheit in einem
unbewachten Augenblick
überfallen ließ.
Nettchen rennt Wenzel hinterher, um ihn zu finden.
Was sind Glück und
Leben? Von was
hängen sie ab? Was
sind wir selbst, dass
wir wegen einer
lächerlichen Lüge
glücklich oder
unglücklich werden?
Als sie ihn findet, laufen sie
zusammen auf einen Bauernhof.
Auf dem Bauernhof…
Selbstverständlich
mach ich Ihnen
einen Kaffee,
kommen Sie
herein.
Ich
versteh
schon.
Wir haben uns verirrt
wegen der neuen Straße,
die ich noch nie gegangen
bin; macht uns einen
Kaffee, Frau Gevatterin,
und lasst uns einen
Augenblick
hineinkommen.
Lasst uns dann
auch eine
Viertelstunde
allein, legt Euch
aufs Bett, liebe
Frau, wir müssen
uns heute noch
aussprechen.
Da sie nun alleine sind, will Nettchen von Wenzel wissen, warum er das gemacht hat
und wie er sich das Leben nach der Hochzeit vorgestellt hat.
Ich wäre mit dir
wahrscheinlich in die weite
Welt gegangen, und
nachdem ich einige kurze
Tage des Glücks mit dir
gelebt, hätte ich dir den
Betrug gestanden und mir
gleichzeitig den Tod
gegeben.
Doch auch eine solche Geschichte endet meistens gut und so heiraten sie doch noch.
Wenzel eröffnet schließlich eine erfolgreiche Schneiderwerkstatt mit der Hilfe
des Amtsrats. Mit Nettchen bekommt er viele Kinder und sein Vermögen
verdoppelt sich.