Impressionismus

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Transcript Impressionismus

Deutsche Literatur 1890-1920
Vorlesung 13
Jahrhundertwende
Re alis m us
1850
1880
1890
Naturalis m us
1910
1914
´e xpre s s ionis t.
Jahrze hnt´ (Be nn)
Jahrhunde rtw e nde
Sym bolis m us
Stilk uns t um
1900
Jahrhundertwende
Im pre s s ionim s us
Juge nds til
Fin de s iè cle
De k ade nz
1925
Epocheneinordnung
- Impressionismus
- Jugendstil
- Symbolismus
- Dekadenz
- fin-de-siècle
- Literatur der Jahrhundertwende
- Zeitalter des Ästhetizismus
Impressionismus, Symbolismus und Jugendstil bezeichnen
eine literarische Epoche zwischen 1890 und 1910/1914
Der Impressionismus löst den Naturalismus ab.
Es wird Kritik an der „platten“ Abspiegelung von Wirklichkeit
und an sozialkritischen Ambitionen geübt; man wendet sich
gegen naturalistische „Rinnsteinkunst“ und setzt die
„Goldschmiedekunst des Wortes“ (Friedrich Nietzsche)
dagegen
Der Impressionismus ist geprägt durch ein Streben nach
Verinnerlichung und neuer Romantik. Die Welt wird
sinnenreich erlebt: Eindruck und Empfindung verdrängen die
Reflexion
„Geheimnis“, „Schönheit“ und „Seele“ sind Schlüsselbegriffe
Wirtschaftlich und politische Situation
- rapide Zunahme der Industrialisierung seit
1850
- Aufkommen des ökonomischen, industriellen
und technologischen Modernismus
- massive Veränderungen auf sozialem,
wissenschaftlichem und technischem Gebiet
- Entwicklung zum Finanz- und
Monopolkapitalismus
- massives Vordringen des Nationalismus, des
Antisemitismus und des Imperialismus; man
erobert „Schutzgebiete“ in Afrika, Neuguinea,
der Südsee, den Samoainseln und China
Damit einher geht eine Aufwertung
des „Dichterberufes“
Der Dichter ist Magier, Wissender,
er kann „tiefste Seelenregungen in
ganzer Klarheit ans Licht ziehen“
Der Dichter besitzt Zugang zu den
Bereichen des Geheimnisvollen,
Phantastischen, Überwirklichen
Gesellschaft und Politik
Es existieren unbefriedigende Herrschaftsverhältnisse:
- Deutschland wird von einem Monarchen regiert, der
sich in einem hohen Maße durch Selbstüberschätzung
und hohle Machtdemostration auszeichnet
- das Parlament hat wenig Befugnisse
- das Bürgertum ist, obwohl zu Ansehen und
ökonomischem Einfluss gekommen, von der Macht
ausgeschlossen
- es regiert der Militarismus, der alle Teile der
Bevölkerung erfasst
- die Arbeiterparteien sind zur stärksten politischen
Gruppierung aufgestiegen, aber ohne Machtbefugnis
Die Macht lag in den Händen der feudalaristokratischen
Junkerkaste. „Dieser Typ war gesellschaftlich
tonangebend. Seine führende Rolle fand ihren Ausdruck
im Militarismus. Man kann diese Erscheinung als die
Übertragung militärischer Denk- und Verhaltensweisen
auf zivile Lebensverhältnisse definieren. Der Militarismus
realisierte sich im Volksheer der Kaiserzeit, in dem
nahezu jeder Bürger neben seinem Beruf einen
militärischen Rang als Reservist bekleidete, und nach
diesem Rang – nicht nach seiner Stellung im bürgerlichen
Leben – bemaß sich seine gesellschaftliche Geltung.“
(Ulrich Karthaus)
Die Folgen der gesellschaftlichen Entwicklung:
Die Künstler geraten ins Abseits, werden zu
Außenseitern in einer rein materiell wahrgenommenen
Umwelt
Gemeinsam ist den Künstlern eine kritische Spannung
zum wilhelminischen Kaiserreich, das eine
geistfeindliche, autoritäre und waffenstarre Fassade
aufweist
Die Stimmung des "fin-de siècle", also das Bewußtsein, in
einer zerrütteten und dem Ende zugehenden Zeit zu leben,
ist ein zeitspezifisches Gefühl. Der Begriff wird aus
Frankreich übernommen und steht dort in Zusammenhang
mit dem Begriff der Décadence.
In Deutschland wird das Leben – die europäische
Entwicklung rasant aufholend – immer unübersichtlicher
und hektischer und als solches empfunden, so daß die
Vorstellung vom nahenden Untergang einen paradoxen Halt
bieten konnte und das „Fin-de-siècle“ als Vokabel populär
wurde.
Philosophie und Geistesgeschichte
- bahnbrechend ist die Philosophie Friedrich
Nietzsches, die eine „Umwertung aller Werte“fordert;
man glaubt, die Welt sei nur im Ästhetischen zu retten;
der Dichter wird zum Erneuerer und Seher
- Aufkommen der Psychoanalyse (Siegmund Freud)
- „Verwissenschaftlichung der Welt“; Rationalismus
und Positivismus
Abkehr der Intellektuellen von der Politik:
Tobt der Pöbel in den Gassen, ei, mein Kind, so lass ihn schrei’n.
Denn sein Lieben und sein Hassen ist verächtlich und gemein!
Während sie uns Zeit noch lassen, wollen wir uns Schönerm weih’n.
Will die kalte Angst dich fassen, spül sie fort mit heißem Wein!
Lass den Pöbel in den Gassen: Phrasen, Taumel, Lügen, Schein,
Sie verschwinden, sie verblassen – Schöne Wahrheit lebt allein.
(Hugo von Hofmannsthal, 1890, angesichts einer
Arbeiterdemonstration in Wien)
Aber für politische Freiheit habe ich gar kein Interesse.
(Thomas Mann in einem Brief, 1904)
Zustandsbeschreibung der Literatur um 1900
Nie zuvor war die deutsche Literatur stilistisch und formal so
vielgestaltig wie in den ersten zwei Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts
Das spezifische der Literatur der Jahrhundertwende ist - mehr als
in jeder anderen literarischen Epoche vielleicht - die
Gleichzeitigkeitd des Ungleichzeitigen, das Nebeneinander
verschiedenster Stilrichtungen und literarischer Tendenzen, die
sich schwerlich in die pauschalen Begriffe der obengenannten
"Epochen" einzwängen lassen.
Die Zeit der homogenen Epochenstile in der deutschsprachigen
Literatur ist endgültig vorbei. Die deutschsprachige
Literaturszene um 1900 ist unübersehbar und weist eine bis dahin
ungekannte Pluralität der Stilrichtungen auf.
"Merkwürdig genug: der Naturalismus war an der
Tagesordnung, und Gerhart Hauptmann galt als sein
Fahnenträger [...] die geisterhaften Suggestionen der späten
Ibsen-Stücke waren da; die vom französischen Parnaß
herstammende, esoterische Spracherneuerung Stefan Georges
[...]; die kulturgesättigte [....], wienerisch-mürbe Kunst Hugo
von Hofmannsthals; der pathetisch-moralisierende SexualZirkus Frank Wedekinds; Rilke und sein so neuer, so
verführerischer lyrischer Laut, all das behauptete
Gleichzeitigkeit, war Willensausdruck dieser sehr reich
bewegten Zeit [...]." (Thomas Mann)
Das Bild wird noch vielfältiger, wenn man z.B. die damals so
erfolgreiche, zivilisationskritische "Heimatkunstbewegung"
hinzunimmt, oder die Tradition der proletarischen Literatur, oder
die beiden großbürgerlichen Jungautoren Thomas und Heinrich
Mann, oder auch einen Zeitgenossen wie Karl May.
Der "Stilpluralismus" der Jahrhundertwende ist nicht
nur ein ästhetisches Oberflächenphänomen, sondern
Resultat eines grundsätzlich neuen, modernen
Verhältnisses von Literatur und Gesellschaft. Die
Literatur wird hier auf bisher ungekannte Weise mit
ihrer eigenen Machtlosigkeit angesichts der harten
gesellschaftlichen Tatsachen konfrontiert - und reagiert
darauf mit experimenteller Pluralisierung. Eben dies
macht die Literatur der Jahrhundertwende um 1900
auch und gerade für die Beobachter an der
Jahrhundertwende von 2000 zu einem faszinierenden
und vielleicht lehrreichen Gegenstand.
Wie ein in tausend Farbnuancen schillerndes JugendstilMosaik stellt sich die literarische Landschaft der
Jahrhundertwende dar. Mehr noch: so eklatant klaffen die
Gegensätze zwischen der Lyrik Stefan Georges und
Christian Morgensterns, den Dramen Frank Wedekinds und
Hugo von Hofmannthals, der Prosa Robert Musils und Paul
Scheerbarts, daß die Zusammenfassung dieser Literaten auf
reiner Zeitgenossenschaft zu beruhen scheint. So fragwürdig
literaturgeschichtliche Periodisierungsansätze oft sein
mögen – im Fall der etwa vier Jahrzehnte, die das Jahr 1900
umrahmen, kann durchaus von einer Epoche die Rede sein,
wenn man bereit ist, unter der Oberfläche
auseinanderstrebender Strömungen und Einzelerscheinungen
eine gemeinsame Tiefenstruktur zu entdecken, die allerdings
nicht auf programmatischen und ästhetischen
Übereinstimmungen beruht, sondern Reflex des historischen
Bewußtseins jener Jahre ist: 'Zeitgeist' im völlig wertfreien
Sinne.
Ein Spezifikum der Dichtung ist die Sprachskepsis:
Nach 1886 setzen radikale Zweifel an der Sprache selbst ein;
die Frage nach der Genauigkeit und Unmittelbarkeit der
Sprache rückt in den Vordergrund:
"Eine völlig exakte Reproduzierbarkeit der Natur durch die
Kunst ist ein Ding der absolutesten Unmöglichkeit, - und
zwar (...) aus dem einfachen (...) Grunde, weil das
betreffende Reproduktionsmaterial, das uns Menschen nun
einmal zu Verfügung steht, stets unzulänglich war, stets
unzugänglich ist und stets unzulänglich bleiben wird" (Arno
Holz)
"Ist es möglich, denkt er, daß man noch nichts Wirkliches
und Wichtiges gesehen, erkannt und gesagt hat" (Rilke)
Bedeutende Vertreter der Epoche
(Lyrik)
Symbolismus: Stefan George, Hugo von Hofmannsthal
Impressionismus: Detlev von Liliencron, Max Dauthendey, Richard
Dehmel, Christian Morgenstern, Julius und Heinrich Hart, Peter
Hille....
(Drama)
Frank Wedekind (Frühlings Erwachen)
Arthur Schnitzler (Der Reigen)
(Prosa)
Hugo von Hofmannsthal, Peter Altenberg, der frühe Hermann
Hesse, der frühe Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Otto Julius
Bierbaum...
Benjamin Franklin (Frank) Wedekind 1864- 1918
Impressionismus
Charakteristika des Impressionismus
- die Intuition wird zum Prinzip des Kunstschaffens
gemacht
- der Künstler beansprucht fern der gesellschaftlichen
Welt eine ästhetizistisch-“schöne“ Eigenwelt
- man fordert eine „Kunst frei von jedem Dienst“ (so
Stefan George 1892 in seiner Zeitschrift „Blätter für die
Kunst“
Kritik am Impressionismus:
- wirklichkeitsferner Eskapismus; Flucht aus der
Realität in subjektivistisch-phantastische Traumwelten
- Unbestimmtheit der inhaltlichen Aussage
Einfluss der Malerei
Der Impressionismus als Kunstform wird von der Malerei
geprägt. In Frankreich lösen Monet und Manet, in
Deutschland Liebermann feste Formen in Farbflecke und
Punkte auf, die sich erst unter einer bestimmten Perspektive
wieder zusammenfügen und neue und überraschende
Eindrücke hervorrufen. Entsprechend wird in der Dichtung
mit Beobachtungen, Bildern, seelischen Operationen und
Prozessen verfahren, die ekstatisch und subjektiv erfahren
werden.
Impressionismus ist die Kunst des „Eindrucks“, dessen
individuelle Nuance und Farbschattierung gestaltet werden
soll; eine Kunst der Stimmung, wie sie der vergängliche
Augenblick hervorruft; ihn will der Impressionist festhalten.
Der Farbreiz ist wichtiger als Inhalt und Komposition der
Bilder: Die reale Struktur der Dinge schwindet vor der
Beleuchtung, sie lösen sich auf in Farb- und Lichtreflexe.
Im Mittelpunkt steht die Kunst der „persönlichen
Augenblicksempfindung“; die Dinge, wie sie wirklich sind,
werden vom Künstlergenie nicht reproduziert, sondern
subjektiv gestaltet.
Bevorzugte Gattungen sind die Lyrik und die Prosaskizze.
Orientierung sucht man in einem „Zurück zur Natur“. Es
ist die Zeit der Reformkleidung und der Reformhäuser.
Neoromantik statt Technisierung, Industrialisierung und
Verwissenschaftlichung des Lebens; statt dessen
Rückbesinnung auf die Ursprünge des Lebens.
Gleichzeitigkeit der Phänomene: rassisch-völkische,
national-religiöse, idealistisch-formalistische und
romantisch-antikapitalistische Strömungen sind nicht auf
einen Nenner zu bringen.
Kritik an der Epoche: „Von der Revolution (1848) zur
Enttäuschung, zum Pessimismus und einer resignierten,
machtgeschützten Innerlichkeit“ (Thomas Mann)
Es wurde der Übermensch geliebt, und es wurde der Untermensch
geliebt; es wurde die Gesundheit und die Sonne angebetet, und es
wurde die Zärtlichkeit brustkranker Mädchen angebetet; man
begeisterte sich für das Heldenglaubensbekenntnis und für das
soziale Allemannsglaubensbekenntnis; man war gläubig und
skeptisch, naturalistisch und preziös, robust und morbid; man
träumte von alten Schlossalleen, herbstlichen Gärten, gläsernen
Weihern, Edelsteinen, Haschisch, Krankheit, Dämonien, aber auch
von Prärien, gewaltigen Horizonten, von Schmiede- und
Walzwerken, nackten Kämpfern, Aufständen der Arbeitssklaven,
menschlichen Urpaaren und Zertrümmerung der Gesellschaft. Dies
waren freilich Widersprüche und höchst verschiedene Schlachtrufe,
aber sie hatten einen gemeinsamen Atem; würde man diese Zeit
zerlegt haben, so würde ein Unsinn herausgekommen sein wie ein
eckiger Kreis, der aus hölzernem Eisen bestehen will, aber in
Wirklichkeit war alles zu einem schimmernden Sinn
verschmolzen.“ (R. Musil in: Mann ohne Eigenschaften)
Symbolismus

Unter Symbolismus versteht man eine literarische Bewegung, die in
den achtziger Jahren in Paris ihren Ausgang nahm und sich von dort
nach Europa und Amerika ausbreitete.

In dem Bewusstsein, einer dem Untergang geweihten Kultur
anzugehören, wenden sich die Künstler und Dichter von der alltäglichen
Wirklichkeit ab und dem Geheimnisvollen, dem Exklusiven, der
artifiziellen Schönheit zu.

Die Künstler wenden sich von der technischen, sozialen Realität ab,
indem sie ihre subjektiven Empfindungen und Wahrnehmungen zum
Ausdruck bringen.

Die Rätselhaftigkeit der Welt äußert sich in der Symbolkraft der
Dinge, die über sich hinaus auf eine Welt des Traums, der Mystik
weisen.

Der Symbolismus ist eine Gegenströumg zum Naturalismus.

Der deutsche Symbolismus entstand in der symbolistischen Poesie
in Frankreich. Andererseits beeinflusste die deutsche Romantik den
französischen Symbolismus.

Die kreative Eigenart der deutschen symbolistischen Dichtung steht
im Bezug zu den französischen Vorbilder.

Symbolismus ist in einer seiner Haupttendenzen verfeinerter
Impressionismus (impressionistische Errungenschaften sind in den
Symbolismus eingegangen)
Der Jugendstil hat die Impulse der symbolistischen Poetik in sich
aufgenommen, ist eigentlich eine Abänderung des Symbolismus.

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Ricarda Huch (1864 - 1947): Gedichte
Stefan George (1868 - 1933): Algabal; Das Jahr der Seele
Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929): Der Tor und der Tod;
Jedermann
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926): Das Stunden-Buch
Thomas Mann (1875 - 1955): Buddenbrooks; Tonio Kröger
Der Begriff Symbolismus richtet sich gegen den
naturwissenschaftlichen Positivismus, den Realismus und
Naturalismus. Er sucht das den Dingen zugrunde liegende Geheimnis.
Dieses spricht er nicht aus, sondern beschwört es durch ästhetischsuggestive Darstellungsmittel. Stilmittel sind Klangmalerei,
Assonanzen, Metrum und Reime werden bewusst in die
Aussagestruktur integriert. Mit Vorliebe bedient man sich der
Synästhesie, der Vermischung von Eindrücken verschiedener
Sinnesorgane. Der frz. Symbolismus geht auf Charles Baudelaire
zurück, der 1857 die „Fleur du Mal“ veröffentlichte. Weitere Vertreter
des frz. Symbolismus sind Verlaine, Rimbaud, Mallarmé, Valery und
Claudel. Ihr Ziel ist die „poésie pure“ oder das Prinzip des „l’ art pour
l’art“, der Kunst um ihrer selbst willen, ohne Zweck und Absicht.
„Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge“ und „Etwas, wie ein
moralisches oder unmoralisches Buch, gibt es nicht. Bücher sind gut
geschrieben oder schlecht geschrieben.“ (Oscar Wilde in „Das Bildnis
des Dorian Gray“)
Der Symbolismus gewinnt in Deutschland zuerst um
1890 durch die Dichtung Baudelaires und Verlaines
Einfluss. Er ist vor allem eine Reaktion gegen den
Naturalismus. Die Kunst hat nicht Sachverhalte
mitzuteilen oder gar Lehren zu vermitteln, sondern
soll mit Hilfe einer bewusst gestalteten Sprache, die
symbolische Kraft und Musikalität vereint, eine tiefere
Wirklichkeit erschließen.
In Deutschland sind George, Rilke und Hofmannsthal
die bedeutendsten Vertreter. Unter dem Einfluss der
Franzosen bekennt sich Stefan George zu einer
strengen Form, zur Distanz vom Alltäglichen und
Gemeinen, und stellt den Alltagsjargon der
Naturalisten eine hochartifizielle, gestelzte Sprache
entgegen.
Mein garten bedarf nicht luft und nicht wärme
Der garten den ich mir selber erbaut
Und seiner vögel leblose schwärme
Haben noch nie einen frühling erschaut
Von kohle die stämme von kohle die äste
Und düstere felder am düsteren rain
Der früchte nimmer gebrochene läste
Glänzen wie lava im pinienhain
Ein grauer schein aus verborgener höhle
Verrät nicht wann morgen wann abend naht
Und staubige dünste der mandel-öle
Schweben auf beeten und anger und saat
Wie zeug ich Dich aber im heiligtume
– So fragt ich wenn ich es sinnend durchmass
In kühnen gespinsten der sorge vergaß –
Dunkle grosse schwarze blume?
(Stefan George)
Ballade des äußeren Lebens
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen
Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,
Und alle Menschen gehen ihre Wege.
Und süße Früchte werden aus den herben
Und fallen nachts wie tote Vögel nieder
Und liegen wenige Tage und verderben.
Und immer weht der Wind, und immer wieder
Vernehmen wir und reden viele Worte
Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.
Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte
Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,
Und drohende, und totenhaft verdorrte...
Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen
Einander nie? und sind unzählig viele?
Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?
Was frommt das alles uns und diese Spiele,
Die wir doch groß und ewig einsam sind
Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?
Was frommts, dergleichen viel gesehen haben?
Und dennoch sagt der viel, der „Abend“ sagt,
Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt
Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
(Hugo von Hofmannsthal)
Der österreichische Dichter,
vielleicht der genialste Lyriker
seiner Zeit, hat viele europäische
Dichter und Philosophen
beeinflusst. Die zarten Bilder und
Klänge seiner Verse erschließen
eine neue Welt der Innerlichkeit
und des dichterischen Ausdrucks.
Werke: Gedichtsammlungen: „Das
Stundenbuch“, „Neue Gedichte“,
Essays: „Rodin“, „Worpswede“,
Übersetzungen.
Der Dichter
Du entfernst dich von mir, du Stunde.
Wunden schlägt mir dein Flügelschlag.
Allein: was soll ich mit meinem Munde?
mit meiner Nacht? Mit meinem Tag?
Ich habe keine Geliebte, kein Haus,
keine Stelle auf der ich lebe.
Alle Dinge, an die ich gebe,
werden reich und geben mich aus.
(Rainer Maria Rilke)
Regenduft
Schreie. Ein Pfau.
Gelb schwankt ein Rohr.
Glimmendes Schweigen von faulem Holz.
Flüstergrün der Mimosen.
Schlummerndes Gold nackter Rosen
Auf braunem Moor.
Rauschende Dämmerung in weißen Muscheln.
Granit blinkt eisengrau.
Matt im Silberflug Kranichheere
Über die Schaumsaat stahlkühler Meere.
(M.v. Dauthendey)
Jasmin
Wachsbleich die Sommernacht.
Auf erddunkeln Moderlachen
Singen rosigblaue Irislichter.
Wetterleuchten, schwefelgrün, in Splittern.
Eine weiße dünne Schlange sticht
Züngelnd nach dem blauen Mond.
Rosen
Weinrot brennen Gewitterwinde.
Purpurblau der Seerand.
Hyazinthentief die ferne Küste.
Ein Regenbogen, veilchenschwül,
Schmilzt durch weihrauchblaue Abendwolken.
Im Thaudunkel lacht
Eine heiße Nachtigall.
(Max Dauthendey)
Liebeslied
Ich bin eine Harfe
Mit goldenen Saiten,
Und harre Deiner,
Auf einsamem Gipfel
Oh Priesterin!
Über die Fluren
Dass meine Geheimnisse
Erhöht.
Aus mir brechen
Du lass die Finger leise
Und sanft darübergleiten,
Und meine Tiefen
Und Melodien werden
Zu reden beginnen
Aufraunen und aufrauschen,
Und wie ein Mantel
Wie nie noch Menschen hörten
Meine Töne
Das wird ein heilig Klingen
Um Dich fallen –
Über den Landen sein.
Ein Purpurmantel
Ich bin eine Harfe
Der Unsterblichkeit
Mit goldenen Saiten
Auf einsamem Gipfel
Über die Fluren
Erhöht,
(Christian Morgenstern)
In meinem schwarzen Taxuswald
singt ein Märchenvogel –
die ganze Nacht.
Blumen blinken.
Um mein erleuchtetes Schloss wehn
Cypressen.
Unter Sternen, die sich spiegeln,
treibt mein Boot.
Ich höre sie nicht. Ich fühle sie.
Meine träumenden Hände
tauchen in schwimmende
Wasserrosen.
Alle meine Lichter werden
erlöschen,
Unten,
der letzte Geigenton verklingt,
lautlos, die Tiefe.
durchs Fenster
Fern das Ufer! Das Lied...
in meinem brechenden Blick
spiegelt sich der Mond
(aus Arno Holz, Phantasus)
1875
6. Juni: Thomas Mann wird
als Sohn des
Speditionskaufmanns und
späteren Senators Heinrich
Mann und dessen Frau
Julia (geb. Bruns) in
Lübeck geboren.
1894
Mann verläßt das
Gymnasium in der
Obersekunda. In München
arbeitet er als Volontär bei
einer
Versicherungsgesellschaft.
Seine erste Novelle
"Gefallen" erscheint in der
Zeitschrift "Die
Gesellschaft".
1895
Aufgrund des Erfolgs seiner ersten
Veröffentlichung gibt er seine
Stellung auf und entschließt
sich, als freier Schriftsteller zu
arbeiten.
1895/96
Beiträge für die von seinem
Bruder Heinrich Mann
herausgegebene konservative
Zeitschrift "Das Zwanzigste
Jahrhundert. Blätter für
deutsche Art und Wohlfahrt".
1898
Die Novellensammlung "Der
kleine Herr Friedemann" wird
publiziert.
1899
Auf einer Urlaubsreise nach Dänemark entsteht die Novelle "Tonio Kröger".
1901
Manns größtes Prosawerk " Buddenbrooks" - ursprünglich als
Gemeinschaftsarbeit der Brüder geplant - erscheint in zwei Bänden und wird
von der Kritik begeistert aufgenommen
1903
Die Novellensammlung "Tristan" - darin enthalten "Tonio Kröger"- erscheint.
1912
Die Erzählung "Der Tod in Venedig" erscheint.
1922
Aussöhnung mit dem Bruder.
Mit seiner Rede "Von deutscher Republik" tritt Mann zum ersten Mal als
politischer Mahner und Befürworter der Republik hervor.
1924
In einem Prozeß geistiger und politischer Neuorientierung entsteht der Zeit- und
Bildungsroman "Der Zauberberg", an dem er seit 1913 gearbeitet hat.
1929
Nobelpreis für Literatur für die
"Buddenbrooks".
1930
Die Erzählung "Mario und der
Zauberer" erscheint.
1933
11. Februar: Mann begibt sich auf eine
Reise durch Europa
1938
Emigration nach Princeton (USA), wo
er als Gastprofessor an der
Universität tätig ist.
1939
Der Roman "Lotte in Weimar"
entsteht.
1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg vertritt
Mann in dem offenen Brief "Warum
ich nicht nach Deutschland
zurückkehre" die KollektivschuldThese. Sie stößt vor allem bei den
Autoren der "Inneren Emigration"
auf Widerstand.
1947
Sein Altersroman "Doktor Faustus" erscheint. Zwei Jahre später wird
als Selbstkommentar "Die Entstehung des Doktor Faustus"
veröffentlicht.
1949
Erster Besuch im Nachkriegsdeutschland.
1954
Mann vollendet den ersten Teil des Romans "Bekenntnisse des
Hochstaplers Felix Krull", der fragmentarisch bleibt.
1955
Er erhält den Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst.
12. August: Thomas Mann stirbt in Zürich.
„Buddenbrooks” (Roman, 1901),
„Der Tod in Venedig” (Novelle, 1913),
„Tonio Kröger” (Erzählung 1903)
„Bekenntnisse des Hochstaplers Felix
Krull” (Roman, 1922)
„Der Zauberberg” (Roman, 1924)
„Joseph und seine Brüder”
(Roman1933)
„Lotta in Weimar” (Roman 1936)
„Doktor Faustus” (Roman, 1947)
* 27. März 1871 als Sohn eines Speditionskaufmanns in Lübeck
1889
Abbruch des Gymnasiums – Buchhändlerlehre
1890/91
Volontär beim S. Fischer Verlag – Studium in Berlin
1893/94
Umzug nach München – 1. Roman „In der Familie“
1895/96
„Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und
Wohlfahrt“
1914
Heirat mit Maria Kanova
1933
Ausschluss aus der Akademie der Künste –
Aberkennung deutscher Staatsbürgerschaft
1939
Heirat mit Nelly Kröger
1940
Flucht in die USA (1944 Selbstmord
seiner Frau)
† 12. März 1950 in Santa Monica
1893
In einer Familie (Roman)
1897
Das Wunderbare (Novelle)
1900
Im Schlaraffenland (Roman)
1905
Professor Unrat oder das Ende des
Tyrannen (Roman)
1910
Geist und Tat (Essay)
1915
Zola (Essay)
1914
Der Untertan (Roman)
1933
Der Hass. Deutsche Zeitgeschichte
(Essay)
Novellist, Dramatiker, Romancier und Essayist
 Verwendete Themen in seiner Literatur
 Vor dem Krieg:

 Themen
der neuromantischen Moderne, z.B. Rausch u.
Trieb
 Nach dem Krieg:
 Beschränkte sich auf die Nachwirkungen des Krieges auf
die Ostblockländer
 Gesellschaftskritisch
Kritisiert das wilhelminisches
Zeitalter
In Weimarer Republik warnte er vor nationalsozialistischen Kräften
 Kämpfte im Exil gegen das nationalsozialistischen Regime


Heinrich Mann begann 1906 den Roman „Der Untertan“ zu
schreiben, wurde jedoch erst 1914 veröffentlicht.

Zählt zur bürgerlichen Literatur vor dem 1. Weltkrieg

Analyse der nationalistischen Politik und Machtverhältnisses
unter Kaiser Wilhelm II.

Fortsetzung von „Der Untertan“ ist der Roman „Die Armen“
(1917)

Trilogie „Das Kaiserreich“ wurde mit „Der Kopf“ (1925)

Diederich Heßling

Der alte Buck

Agnes Göppel

Guste Daimchen

Napoleon Fischer
Diederich Heßling wird als Sohn eines Papierfabrikanten in Netzig geboren. In
seiner Kindheit genießt er eine strenge und autoritäre Erziehung und versucht
schon in der Schule seine Stellung zu sichern, indem er seine Mitschüler für die
Lehrer bespitzelt. Danach studiert Diederich Chemie in Berlin, wo er der
Studentenverbindung „Neuteutonia“ beitritt. Durch diese Verbindung wird er zum
fanatischen Anhänger des jungen Kaiser Wilhelm. Auch seinen verkürzten
Militärdienst kann er seiner Bruderschaft verdanken. In Berlin geht er eine
Liebesbeziehung mit Agnes Göppel, der Tochter eines Geschäftspartners der
Papierfabrik ein, beendet jedoch aus Angst seine Stellung zu verlieren die
Beziehung. Als Doktor der Chemie übernimmt er nach dem Tod seines Vaters
den Betrieb in Netzig. Dort spielt er sich als Geschäftsmann auf, fordert von
seinen Arbeitern Zucht und Ordnung und droht sogar gegen sozialistisches
Gedankengut vorzugehen. Er heiratet auch Guste Daimchen. Seine Mutter und
seine beiden Schwestern behandelt er nur mit wenig Respekt, obwohl er sie
liebt.

Bildungsroman

Erzählt Lebensgeschichte von Diederich Heßling

Unterteilung in sechs Kapitel
1.
Sozialisation Diederichs (Familie, Schule, Militär
und Universität)
2.
Politik und Liebe – lernt Agnes Göppel kennen
3.
Rückkehr nach Netzig, Übernahme der Fabrik
4.
Politik
5.
Politik, Hochzeit Guste und Diederich, Wahlkampf

Gehört zur bürgerlichen Literatur vorm 1. Weltkrieg

Verwendung des Realismus

Geschehnisse aus der Perspektive Diederichs

Viele direkte Reden

Verwendung vom Dialekt in den direkten Reden

Eigentlich war sich nicht hübsch. Sie hatte eine zu kleine, nach innen
gebogene Nase, auf deren freilich sehr schmalem Rücken
Sommersprossen saßen. Ihre gelbbraunen Augen lagen zu nahe
beieinander und zuckten, wenn sie einen ansah. Die Lippen waren zu
schmal, das ganze Gesicht war zu schmal. ‚Wenn sie nicht zu viel
braunrotes Haar über der Stirn hätte und dazu den weißen Teint ...‘

„Junge, dass de mir nischt verschüttest! Was entziehst de mir
überhaupt mein‘ Läbensunterhalt! Das ist `ne ganz gemeine,
böswilliche Existenzenschädichung, und i kann dich glatt verklaachen!“
 Der
Begriff MACHT
 Antisemitismus
 Antifeminismus
 Antisozialismus

„Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten
träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt“

„Fürchterlicher als Gnom und Kröte war der Vater ...“

„Leute! Da ihr mir untergeben seid …“

„Einer ist hier der Herr, und das bin ich“

„Unvergleichlich idealere Werte enthielt das Bier“






„Peter Camenzind“ – 1904
„Unterm Rad“ – 1906
„Demian“ – 1919
„Siddharta“ – 1922
„Der Steppenwolf“ – 1927
„Das Glasperlenspiel“ - 1943
1926
Hesse wird in die Preußische Akademie der Künste
gewählt
1946
Hesse erhält den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt
1946
Er wird für sein Lebenswerk mit dem
Literaturnobelpreis ausgezeichnet
1947
Ihm wird die Ehrendoktorwürde der Universität
Bern verliehen
1955
Hesse erhält den Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels

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Hans Giebenrath
Bestehen des „Landexamen“
Klosterseminar Maulbronn
Einzug in die Stube „Hellas“
Freundschaft mit Hermann Heiler
Neues Weltbild
Hans bekommt Probleme in der Schule
Heiler wird aus dem Klosterseminar heimgeschickt
Heimkehr Hans Giebenraths
Selbstmordgedanken
Schöne Jugendzeit ist vorbei
Liebe zu Emma
Mechanikerlehre
Stürzt betrunken in einen Fluss
1.) Hans Giebenrath
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Schmächtiger Junge
Abhängig von seinem Vater
Geringes Selbstbewusstsein
Ist immer bestrebt, der Beste in der Schule zu sein
Hat es schwer Anschluss zu finden
introvertiert
2.) Hermann Heiler
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Gegenteil von Hans
Sehr selbstständig
Leichtsinnig und kritisierend
Genie
extrovertiert
3.) Lehrer, Rektor und Stadtpfarrer
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Treiben Hans zum Lernen
4.) Herr Giebenrath
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Kleinbürgerlich
Setzt Hans Leistungsdruck aus
5.) Schumacher Flaig
►
Erkennt, dass Hans auf sein Leben verzichtet
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Autobiographischer Hintergrund
Hesse schreibt über seine Erfahrungen in Maulbronn, seiner Jugend
und Schulzeit
Schauplätze sind nahezu identisch
Identifizierung mit Hermann Heiler und Hans Giebenrath
„Initialien-Spiel“: H.H. (Hermann Hesse – Hermann Heiler – Hans und
Hermann)
Entstehung zwischen Oktober 1903 und Juni 1904
erschienen 1906
1.) Aufbau
►
►
►
Epik
Sieben Kapitel
„Er“ - Erzählung
2.) Stil

Prosa
„So ist’s gut, so ist’s recht, mein Lieber. Nur nicht matt werden, sonst kommt man
unters Rad. „
(Gespräch zwischen Hans und Ephorus – S 93/92)
„Es war etwas in ihm, etwas Wildes, Regelloses, Kulturloses, das musste erst
zerbrochen werden, eine gefährliche Flamme, die musste erst gelöscht und
ausgetreten werden. Der Mensch, wie ihn die Natur erschaffen, ist etwas
Unberechenbares, Undurchsichtiges, Gefährliches. Er ist ein von unbekanntem
Berge herbrechender Strom und ist ein Urwald ohne Wege und Ordnung. Und
wie ein Urwald gelichtet und gereinigt und gewaltsam eingeschränkt werden
muss, so muss die Schule den natürlichen Menschen zerbrechen, besiegen und
gewaltsam einschränken; ihre Aufgabe ist es, ihn nach obrigkeitlicherseits
gebilligten Grundsätzen zu einem nützlichen Gliede der Gesellschaft zu machen
und die Eigenschaften in ihm zu wecken, deren völlige Ausbildung alsdann die
sorgfältige Zucht der Kaserne krönend beendigt.“
S 46-47
1.) Zum Titel – „Unterm Rad
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Leistungsdenken / übertriebener Ehrgeiz
Schaut auf Mitschüler herab
Vergeudet seine Jugend
Hans kann Leistungsdruck nicht standhalten
Kommt sprichwörtlich „unter die Räder“
Selbstmordgedanken
Genialer Kopf – sozialer Krüppel
Mitläufer
2.) Schulsystem und Erziehung
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Vom Schulsystem gebrochen
Hermann Hesse bezieht sich dabei auf eigene
Erfahrungen
Keine Entwicklung von Persönlichkeit
Wünsche und Vorstellungen werden auf Hans projiziert
Schule – finanzielle Möglichkeiten
„Landexamen“ : einzige Chance auf Bildung
3.) Gegenwartsbezug
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Eltern projizieren Wünsche oder unerreichte Ziele auf Kinder
Leistungsdruck
Standesdenken
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Franz Kafka war ein
deutschsprachiger
Schriftsteller.
Geboren am 3. Juli 1883 in
Prag, Österreich-Ungarn
Gestorben: 3. Juni 1924 in
Kierling bei
Klosterneuburg, Österreich
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Seine Eltern waren Juden.
Er musste schon im Kindesalter die
Waren seines Vaters in umliegende
Dörfer ausliefern. Später arbeitete
er als reisender Vertreter, dann als
selbstständiger
Galanteriewarenhändler
(accessories) in Prag.
Seine zwei Brüder sind früh
gestorben. Er hatte noch 3
Schwestern, die später in
Konzentrationslagern umkamen.
Kafka gehörte zu den zehn Prozent
der Bevölkerung Prags, deren
Muttersprache Deutsch war.
Außerdem beherrschte, er wie
beide Eltern, Tschechisch.
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Von 1889 bis 1893 besuchte
Kafka die „Deutsche
Knabenschule“ am Fleischmarkt
in Prag. Dann wechselte er an
das humanistische
Staatsgymnasium in der Prager
Altstadt. Auch an dieser Schule
war die Unterrichtssprache
Deutsch.
Bereits in seiner Jugend
beschäftigte sich Kafka mit
Literatur.
Zu seinen frühesten Freunden in
der Oberschulzeit gehörte
Rudolf Illowý, der schon 1898
das Gymnasium verließ.
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Er hatte Beziehungen mit folgenden
Frauen:
Felice Bauer, eine Berliner Angestellte,
die Kafka am 13. August 1912 in der
Wohnung Max Brods kennen lernte.
Zunächst noch einmal mit Felice Bauer
(1917), dann mit der Prager Sekretärin
Julie Wohryzek (1919).
Journalistin Milena Jesenská
Kindergärtnerin Dora Diamant.
Kafkas Schwestern: v.l. Elli, Valli, Ottla
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Krankheit und Tod:
Er hatte Lungentuberkulose, eine Erkrankung, die zur
damaligen Zeit nicht heilbar war.
Im Herbst 1918 erkrankte er an der Spanischen Grippe, die
eine mehrwöchige Lungenentzündung nach sich zog.
Kafkas Gesundheitszustand verschlechterte sich von Jahr
zu Jahr
Kafka verlor die Fähigkeit zu sprechen und konnte nur noch
unter Schmerzen Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen.
Franz Kafka starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium Kierling
bei Klosterneuburg.
Werke
1909 – Ein Damenbrevier
1909 – Gespräch mit dem Beter
1909 – Gespräch mit dem Betrunkenen
1909 – Die Aeroplane in Brescia
1912 – Großer Lärm (1912)
1913 – Betrachtung (Buch mit 18 Prosatexten, u.a. mit: Der Ausflug ins Gebirge, Der plötzliche
Spaziergang)
1913 – Das Urteil
1913 – Der Heizer (Erstes Kapitel des Romanfragments „Der Verschollene“)
1913 – Entschlüsse
1915 – Die Verwandlung
1915 – Vor dem Gesetz Bestandteil des Romanfragments Der Prozess
1918 – Der Mord (1918; frühere Fassung von Ein Brudermord (1919))
1918 – Ein Landarzt (Erzählung von 1918 und Titel des Buches mit 13 weiteren Prosatexten, u.a.
mit: Elf Söhne, Ein Bericht für eine Akademie)
1919 – In der Strafkolonie
1919 – Ein Landarzt UB Bielefeld
1921 – Der Kübelreiter
1924 – Ein Hungerkünstler (Erzählung von 1922 und Titel des Buches mit drei weiteren
Prosatexten, u.a. Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse.
Postum veröffentlicht (Auswahl)
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1904–1905 – Beschreibung eines Kampfes
1907–1908 – Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande
1914–1915 – Der Dorfschullehrer (Brods Titel: Der Riesenmaulwurf)
1915 – Blumfeld, ein älterer Junggeselle
1916–1917 – Der Gruftwächter
1916–1917 – Die Brücke (Titel von Brod)
1917 – Eine Kreuzung
1917 – Der Jäger Gracchus (Titel von Brod)
1917 – Beim Bau der Chinesischen Mauer
1917 – Eine alltägliche Verwirrung (Titel von Brod)
1919 – Brief an den Vater
1920 – Heimkehr (Titel von Brod)
1920 – Das Stadtwappen (Titel von Brod)
1920 – Kleine Fabel (Titel von Brod)
1922 – Forschungen eines Hundes (Titel von Brod)
1922 – Das Ehepaar
1923–1924 – Der Bau (Titel von Brod)
1925 – Der Prozess (Niederschrift 1914/15; abweichend von Kafkas Schreibweise für das
Romanfragment werden Der Prozess, Der Prozeß oder Der Proceß verwendet)
1926 – Das Schloss (Niederschrift 1922; Romanfragment)
1927 – Der Verschollene (erste Entwürfe 1912)
Er hat auch viele Tagebücher und Briefe
geschrieben.
 Viele Werke von ihm wurden verfilmt:
 1997 – Das Schloss
 2003 – Entschlüsse 2004
 2006 – Großer Lärm
 2006 – Pferdekopf
 1977 – Die Verwandlung (The metamorphosis
of Mr. Samsa)
 1968 – Das Schloss
 1962 – Der Prozess (Le procès)

Es war spätabends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom
Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht
der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf
der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die
scheinbare Leere empor. Dann ging er, ein Nachtlager suchen; im Wirtshaus war
man noch wach, der Wirt hatte zwar kein Zimmer zu vermieten, aber er wollte,
von dem späten Gast äußerst überrascht und verwirrt, K. in der Wirtsstube auf
einem Strohsack schlafen lassen. K. war damit einverstanden. Einige Bauern
waren noch beim Bier, aber er wollte sich mit niemandem unterhalten, holte
selbst den Strohsack vom Dachboden und legte sich in der Nähe des Ofens hin.
Warm war es, die Bauern waren still, ein wenig prüfte er sie noch mit den müden
Augen, dann schlief er ein.
Aber kurze Zeit darauf wurde er schon geweckt. Ein junger Mann, städtisch
angezogen, mit schauspielerhaftem Gesicht, die Augen schmal, die
Augenbrauen stark, stand mit dem Wirt neben ihm. Die Bauern waren auch noch
da, einige hatten ihre Sessel herumgedreht, um besser zu sehen und zu hören.
Der junge Mensch entschuldigte sich sehr höflich, K. geweckt zu haben, stellte
sich als Sohn des Schloßkastellans vor und sagte dann: »Dieses Dorf ist Besitz
des Schlosses, wer hier wohnt oder übernachtet, wohnt oder übernachtet
gewissermaßen im Schloß. Niemand darf das ohne gräfliche Erlaubnis. Sie aber
haben eine solche Erlaubnis nicht oder haben sie wenigstens nicht vorgezeigt.
Kafka → Einzelgänger
Freundschaft: Max Brod, Franz Werfel.
Verhältnis zu Frauen schwierig : zweimal hat er sich
1914 verlobt und das Verlöbnis wieder gelöst; 19201922 unerfüllte Liebe zu Milena Jesenska,
Starb an Kehlkopftuberkulose
Testament: Werke verbrennen - wurden aber gegen
seinen Willen von Max Brod veröffentlicht.
Gregor Samsa ist Handelsreisender
Rückkehr von Geschäftsreise → wohnt für ein
paar Tage bei seinen Eltern.
Als er eines Tages aufwachte → Verwandlung
zum Käfer
Wird zu Hause eingesperrt.
Schwester(17) bringt ihm sein Essen
Gregor – hat kein Essen zu sich genommenschwach und stirbt
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
„In Wirklichkeit aber rollt draußen das rasselnde,
gellende, brutale und formlose Leben.“
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
Geboren am 1.2.1874 in Wien
Militärdienst
1898 Dr. phil.
Ab 1906 Zusammenarbeit mit
R. Strauss, der seine Operntexte
vertonte
Gestorben am 15.7.1929 in Rodaun
beim Aufbruch zur Beerdigung seines
Sohnes
Biografie
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
Inhalt
Ein junger, schöner, elternloser Kaufmannssohn zieht mit
vier ausgewählten Dienern auf seinen Landsitz. In einem
empfangenen Brief wird einer der Diener beschuldigt ein
„abscheuliches Verbrechen“ begangen zu haben.
Der Kaufmannssohn will den Dienern einmal die Arbeit abnehmen, indem er sich um diese Angelegenheit kümmert
und zurück in die Stadt reist. Dort sieht er in den verschiedensten Gegenständen und Menschen seine Diener
wieder und wird letztlich von einem Pferd in den Unterleib
getreten, so dass „er Galle, dann Blut“ erbrach und starb.
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
Interpretation
Hofmannsthals Zwei-Seelen-Psychologie
„Tierseele“
Körper-Seele
„obere Seele“
(Geist-Seele)
Ein In-den-Vordergrund-Stellen des Körperlichen
Sinnlichen bezeichnet Hofmannsthal als Materialismus.
und
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
Interpretation
Ästhetizismus
Das „dankbare“ Sich-Hinabbeugen des Hohen, Feinen und Sensiblen zu denen,
unter denen er „leidet“, die aber als einzige das tiefe und wahre - nicht das schöne
- Leben repräsentieren (deshalb kann auch aus diesem Bereich allein der Tod
kommen).
Feudalistisch-patriarchalischer „Materialismus“, der so heißen mag, weil er aus
dem Wissen herrührt, auf die „Mater“ des Lebens und damit auch des Todes
angewiesen zu sein, und weil aus diesem Wissen auch das Bedürfnis erwächst,
die Leben-Tod-„Mater“ zu verehren und sich ihr zu nähern.
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
Interpretation
„Er fühlte sie (4 Diener) leben, stärker, eindringlicher, als er sich
selbst leben fühlte. [...] Wie das Grauen und die tödliche Bitterkeit
eines furchtbaren, beim Erwachen vergessenen Traumes lag ihm die
Schwere ihres Lebens, von der sie selber nichts wußten, in den
Gliedern.“
„Aber da keine Krankheit in ihm war, so war der Gedanke (an den
Tod) nicht grauenhaft, eher hatte er etwas Feierliches und
Prunkendes ...“
„Er hasste seinen vorzeitigen Tod so sehr, dass er sein Leben hasste,
weil es ihn dahin geführt hatte.“
Hugo von Hofmannsthal
Das Märchen der 672. Nacht
Naturalismus
Vorraussetzung
•
Determination: Mensch als Produkt von Herkunft,
Vererbung und Milieu
Vorbilder
Heinrich Heine
• Georg Büchner
•
Kennzeichen
Detailgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit
• Darstellung des hässlichen und ästhetisch Unschönen
• Dialekt
• Sekundenstil
•

* 15.5.1862 in Wien

† 21.10.1931 in Wien

Seine wichtigsten Werke:





1892 – Anatol (Sammlung von
Einaktern)
1895 – Liebelei (Schauspiel)
1901 – Lieutnant Gustl (Novelle)
1903 – Der Reigen (Szenen)
1924 – Fräulein Else (Erzählung)
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
1862 als Sohn eines Arztes in Wien geboren
Akademisches Gymnasium
1885 Promotion zum Doktor der Medizin
1888 begann er als Sekundararzt in Wiener Kliniken zu arbeiten
Assistent seines Vaters an der Poliklinik bis zu dessen Tod 1893
1901 wird Schnitzler wegen der Novelle Leutnant Gustl sein
Offiziersrang aberkannt
1908 Grillparzer-Preis (Zwischenspiel)
1914 Raimund-Preis (Der junge Medardus)
1920 Wiener Volkstheaterpreis (Professor Bernhardi)

Arthur Schnitzlers Leben im Kontext:
Modernismus, “Wiener Moderne”…

Kontexte für “Gustl”:
Freud; Anti-Semitismus…

Franzensring um 1888
Park Ring 1885
Schotten Ring 1885



"Wiener Moderne": "antinaturalistische" Literatur und Kunst
Naturalismus:
 Mensch: determiniert durch Milieu und Veranlagung
 Mimesis (mimetic imitation of reality)
Antinaturalistische Kunst:
 Sprachkritik: Hugo von Hofmannsthal (1874-1929): "die
abstrakten Worte, deren sich doch die Zunge naturgemäß
bedienen muss, um irgendwelches Urteil an den Tag zu geben,
zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze". Aus: "Ein Brief" (1902)
 Wichtigkeit der subjektiven Perzeption: Impressionismus
Claude Monet, "Impression, soleil levant" (1872)
Jugendstil (art nouveau):
Gustav Klimt (1862-1918)
Verehrter Herr Doktor
Nun sind auch Sie beim 60sten Jahrestag angekommen, [...].
Ich will Ihnen ... ein Geständnis ablegen, [...]. Ich habe mich mit der Frage gequält,
warum ich eigentlich in all diesen Jahren nie den Versuch gemacht habe, Ihren Verkehr
aufzusuchen und ein Gespräch mit Ihnen zu führen (wobei natürlich nicht in Betracht
gezogen wird, ob Sie selbst eine solche Annäherung von mir gerne gesehen hätten).
Die Antwort auf diese Frage enthält das mir zu intim erscheinende Geständnis. Ich
meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. Nicht etwa, daß ich
sonst leicht geneigt wäre, mich mit einem anderen zu identifizieren oder daß ich mich
über die Differenz der Begabung hinwegsetzen wollte, die mich von Ihnen trennt,
sondern ich habe immer wieder, wenn ich mich in Ihre schönen Schöpfungen vertiefe,
hinter deren poetischem Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und
Ergebnisse zu finden geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren. Ihr Determinismus
wie Ihre Skepsis - was die Leute Pessimismus heißen -, Ihr Ergriffensein von den
Wahrheiten des Unbewußten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung der
kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an der Polarität von
Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unheimlichen Vertrautheit.
Technique of free association – interior monologue
Sigmund Freud, "Traumdeutung" (1899)
Arthur Schnitzler, "Liebelei" (1895)
Arthur Schnitzler, "Traumnovelle" (1926)
Schnitzlers Novelle "Spiel im Morgengrauen" (1927) wurde verfilmt Metro-Goldwyn-Mayer: "Daybreak" (1931)
Antisemitismus in Wien: Karl Lueger, antisemitischer Bürgermeister 1897 bis 1910
"als österreichischer Staatsbürger jüdischer Rasse zur deutschen Kultur mich
bekennend" (Schnitzler, Tagebuch 1918)
"Nicht weniger stark als Sie glaube ich zu empfinden, was ich dem deutschen Volke
danke. Aber selbst wenn ich, unter völliger Vernachlässigung meiner
Rassezugehörigkeit, (was mir anfechtbar erschiene) alles, was ich besitze, dem
Deutschtum zu danke glaubte, so drängte sich mir doch manchmal die
Überlegung auf, wie vieles das Deutschtum selbst den kulturellen und ethischen
Leistungen des Judentums, soweit seine Geschichte zurückreicht, zu verdanken
hat, und würde mich immerhin auch einigermaßen in der Schuld meiner Ahnen
fühlen." (Brief, 1913)
"Wir wandeln in einem Gedrängel von Einsamkeiten" (Schnitzler, Tagebuch 1910)
"Habt ihr nicht gewußt, dass in dem Wort Krieg wie in einer durchsichtigen
und zerbrechlichen Schale alle jenen anderen Worte enthalten sind:
Mord, Verstümmelung, Raub, Plünderung, Seuche, Blindheit, Läuse,
Vergiftung, lebendiges Verbrennen, Ersticken, Verdursten und noch
hundert andere [...]?" (Schnitzler, Aphorismen und Betrachtungen)

Hans Weiring (Violinspieler am Josefstädter Theater)

Christine Weiring (seine Tochter)

Mizi Schlager (Modistin)

Katharina Binder (Frau eines Strumpfwirkers)

Lina (ihre neunjährige Tochter)

Fritz Lobheimer (junger Mann)

Theodor Kaiser (junger Mann)

Ein Herr (Ehemann der Geliebten)
Liebelei
Theodor, der mit Mizi liiert ist, hat seinem Freund - als Erholung von
einer strapaziösen "Liebestragödie" mit einer verheirateten Frau eine unverbindliche "Liebelei" mit Christine Weiring verordnet.
Die vier Freunde verbringen gerade einen stimmungsvollen Abend,
als der Gatte der ehemaligen Geliebten erscheint und Fritz in einem
Gespräch unter vier Augen zu einem Duell herausfordert. Am darauf
folgenden Tag gibt Fritz gegenüber Christine vor für kurze Zeit auf
ein Gut zu verreisen. Christine erfährt zwei Tage später von Theodor,
dass Fritz im Duell für eine andere Frau getötet wurde und bereits
begraben ist. Voller Verzweiflung stürzt sich Christine aus dem
Fenster.
Liebelei
entstanden 1894
 uraufgeführt 1895 im Burgtheater Wien
 Schnitzlers erster großer Bühnenerfolg
 1896 erstmals in Berlin gedruckt
 1914 verfilmt

Liebelei

1. Akt spielt in der Wohnung von Fritz
Kennen lernen der Personen, der Liebestragödie; Auftauchen des
Ehemannes

2. Akt spielt in der Wohnung von Christine
Besuch von Fritz bei Christine

3. Akt spielt in der Wohnung von Christine
Christine erfährt von Fritzens Tod und bringt sich um
Liebelei
THEODOR: Kannst du nicht warten, bis wir alle trinken? … Also
Kinder, bevor wir uns so feierlich verbrüdern, wollen wir auf den
glücklichen Zufall trinken, der der … und so weiter…
MIZI: Ja, ist schon gut!
…
LINA: Guten Tag, Fräul’n Mizi.
MIZI: Servus, kleiner Fratz!
Liebelei
CHRISTINE: Nein, es ist gar nicht schön, dass du mir nie was von
dir erzählst… Schau, mich interessiert ja alles, was dich angeht,
ach ja… alles – ich möcht’ mehr von dir haben als die eine
Stunde am Abend, die wir manchmal beisammen sind. Dann bist
du ja wieder fort, und ich weiß gar nichts… Da geht dann die
ganze Nacht vorüber und ein ganzer Tag mit den vielen Stunden
– und nichts weiß ich. Darüber bin ich oft so traurig.
Liebelei
…
CHRISTINE Was nicht geahnt? – Dass ich ihn geliebt habe?! Weiring zieht sie an sich
CHRISTINE sich von Weiring losmachend Führen Sie mich zu seinem
Grab!
WEIRING Nein, nein –
MIZI Geh nicht hin, Christin’ –
THEODOR Christine… später… morgen… bis Sie ruhiger geworden
sind –
CHRISTINE Morgen? – Wenn ich ruhiger sein werde?! – Und in einem
Monat ganz getröstet, wie? – Und in einem halben Jahr kann ich
wieder lachen, was-?! Auflachend Und wann kommt denn der
nächste Liebhaber? ...
Liebelei

Aktualität

Liebe und Liebelei

Der Tod
Liebelei
Fenster von dem du mir
erzählt hast, an dem du
immer arbeitest was?
Und die schöne Aussicht!
Ich kann nicht, ich kann
nicht… Er geht mühsam
von der Tür bis zum
Fenster Was will sie…
Was will sie… Er sieht
durchs Fenster ins Leere
Sie kommt nicht wieder –
sie kommt nicht wieder!
Er sinkt laut schluchzend
zu Boden










Die Dirne
Der Soldat
Das Stubenmädchen
Der junge Herr
Die junge Frau
Der Ehegatte
Das süße Mädl
Der Dichter
Der Schauspieler
Der Graf
Reigen
In zehn Dialogen gestaltet Schnitzler die
Gespräche von Paaren vor und nach dem
Geschlechtsakt. Jeder Dialog beschreibt das
Zusammentreffen von zwei Personen, die meist
unterschiedlichen Gesellschaftsschichten
entstammen.
Immer in dem darauf folgenden Dialog wird
jeweils ein Partner ausgetauscht, bis sich beim
Zusammentreffen der letzten mit der ersten
Person der “Reigen” schließt.
Reigen

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




1903 Veröffentlichung der ersten Buchausgabe in Wien und Leipzig
1904 Verbot des Reigens von der Berliner Staatsanwaltschaft
Trotzdem Aufführungen
1922 bat Schnitzler den S. Fischer Verlag keine weiteren
Theateraufführungen des Stücks mehr zu genehmigen
Dieses Aufführungsverbot wurde von Schnitzlers Sohn Heinrich
über den Tod des Autors hinaus verlängert
Erst seit 1. Januar 1982 darf "Reigen" wieder aufgeführt werden.
Max Ophüls verfilmte Arthur Schnitzlers „Reigen“ 1950.
Reigen
Das Stück ist in zehn Szenen aufgebaut:











Die Dirne und der Soldat
Der Soldat und das Stubenmädchen
Das Stubenmädchen und der junge Herr
Der junge Herr und die junge Frau
Die junge Frau und der Gatte
Der Gatte und das süße Mädl
Das süße Mädl und der Dichter
Der Dichter und die Schauspielerin
Die Schauspielerin und der Graf
Der Graf und die Dirne
Reigen



Keine Namen
Keine Beschreibungen der Personen
Figuren reden im Dialekt und nach der Schrift
Soldat - Stubenmädchen Szene:
vor dem Geschlechtsakt:
…
STUBENMÄDCHEN: Aber mit der blonden mit dem schiefen Gesicht haben S’ doch mehr ’tanzt als mit mir.
SOLDAT: Das ist eine alte Bekannte von einem meinigen Freund.
STUBENMÄDCHEN: Von dem Korporal mit dem auf’drehten Schnurrbart?
SOLDAT: Ah nein, das ist der Zivilist gewesen, wissen S’, der im Anfang am Tisch mit mir g’sessn ist, der so heis’rig red’t.
STUBENMÄDCHEN: Ah, ich weiß schon. Das ist ein kecker Mensch.
SOLDAT: Hat er Ihnen was ’tan? Dem möchte’ ich’s zeigen! Was hat er Ihnen ’tan?
…
nach dem Geschlechtsakt:
…
STUBENMÄDCHEN: Ich hab’ halt ’dacht, Herr Franz, Sie werden mich z’ Haus führen.
SOLDAT: Z’ Haus führen? Ah!
STUBENMÄDCHEN: Gehn S’, es ist so traurig, allein z’ Haus gehen.
…
SOLDAT: Ja, ja, ist schon gut. Aber tanzen werd’ ich doch noch dürfen.
…
STUBENMÄDCHEN: Ja, ich werd’ warten.
SODAT: Wissen S’, Fräul’n Marie, ein Glas Bier lassen’s Ihnen geben. Zu einer Blonden sich wendend, die eben mit einem
Burschen vorbeitanzt, sehr hochdeutsch Mein Fräulein, darf ich bitten?-
Reigen

Soziale Pyramide

Doppelmoral

„Anonymität“

Aktualität
Reigen
Stell dir doch vor, was
diese Frauen für eine
Existenz führen! Voll
Lüge, Tücke,
Gemeinheit und voll

Ehe von Fridolin und Albertine

Geständnis

Notfall

Liebesgeständnis der Tochter des toten Patienten

Nächtlicher Spaziergang

Geheime Veranstaltung

Verschleierte Frau

Entlarvung

Opferung

Traum von Albertine

Zweiter Rundgang

Gespräch

Neuanfang
Traumnovelle





Schnitzler begann mit der Arbeit an der
"Traumnovelle" 1907
1925 erschien das Werk in mehreren Ausgaben in der
"Dame", einer Berliner Zeitschrift
1926 wurde die "Traumnovelle" in Form eines Buches
herausgebracht
= Resultat der langjährigen Beschäftigung Schnitzlers
mit Freuds Psychoanalyse.
1999 verfilmte Stanley Kubrick die Traumnovelle unter
dem Titel „Eyes Wide Shut“.
Traumnovelle

1. – 3. Kapitel: Einleitung
gegenseitige Geständnis von gedanklicher Untreue, Fridolins
Hausbesuch bei dem verstorbenen Patienten, das
Liebesgeständnis dessen Tochter

4. – 6. Kapitel: Haupthandlung
Besuch bei der geheimen Gesellschaft, das Erzählen des
Traumes und das Suchen der unbekannten Retterin

7. Kapitel: Schluss
Versöhnung und Aussprache von Fridolin und Albertine
Traumnovelle

Die Menschen, die dort zurückgeblieben waren, die lebendigen
gerade so wie der Tote, waren ihm in gleicher Weise
gespensterhaft unwirklich. Er selbst erschien sich wie entronnen;
nicht so sehr einem Erlebnis als vielmehr einem schwermütigen
Zauber, der keine Macht über ihn gewinnen sollte. Als einzige
Nachwirkung empfand er eine merkwürdige Unlust, sich nach
Hause zu begeben…)

fragte er zweifelnd und hoffnungsvoll zugleich: „Was sollen wir tun,
Albertine?“ Sie lächelte, und nach kurzem Zögern erwiderte Sie:
„Dem Schicksal dankbar sein, glaube ich, dass wir aus allen
Abenteuern heil davongekommen sind – aus den wirklichen und
aus den geträumten.“
Traumnovelle
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Zentraler Konflikt
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Traum und Wirklichkeit

Rolle der Frau
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Ehemoral
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Aktualität
Traumnovelle
Und Frauen standen
unbeweglich da, alle mit
dunklen Schleiern um
Haupt, Stirn und Nacken,
schwarze Spitzenlarven
über dem Antlitz, aber
sonst völlig nackt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!