Ich handele, also bin ich - Universität Witten/Herdecke

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Transcript Ich handele, also bin ich - Universität Witten/Herdecke

Es gibt dich
Dein Ort ist
wo Augen dich sehen
wo sich die Augen treffen
entstehst du.
Von einem Ruf gehalten,
immer die gleiche Stimme,
es scheint nur eine zu geben
mit der alle rufen.
Du fielest,
aber du fällst nicht.
Augen fangen dich auf.
Es gibt dich,
weil Augen dich wollen,
dich ansehen und sagen
dass es dich gibt.
Hilde Domin
Ich handele, also bin ich
Die Bedeutung von Betätigung im Alltag von Menschen mit Demenz
Elisabeth Seibert, Monika Bringe, Munja Brücher
Ablauf
Vorstellungsrunde
 Vorstellung des Themas
 Selbsterfahrung
 Person-Sein  Betätigung
 Bedeutung von Betätigung
 Studien und Literatur
 Fazit
 Reflexion

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Vorstellungsrunde
Name
 Berührungspunkte mit dem Thema
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Vorstellung des Themas
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Selbsterfahrung
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Person- Sein  Betätigung
Personenzentrierter Ansatz im Umgang mit
verwirrten Menschen
nach TOM KITWOOD
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Person- Sein  Betätigung
Inhalt
• Einführung
• Definition Personsein
• Personsein und Wohlbefinden
• Personenzentrierte Haltung
• Psychische Grundbedürfnisse
• Benigne u. maligne Sozialpsychologie
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Einführung I
• Tom Kitwood war Psychogerontologe an d.
Universität Bradford in England
• Personenzentrierte Ansatz wurde von ihm
und der Bradford Dementia Group entwickelt
• Ziel ist das Personsein von MmD zu erhalten,
zu fördern und eventuell wiederherzustellen
• Focus ist der betroffene Mensch mit Demenz,
nicht die Demenz mit Mensch
• Die Bradford Dementia Group entwickelte
auch das DCM Verfahren
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Einführung II
• Kognitiven Fähigkeiten wird in unserer
Kultur der höchste Wert beigemessen
• „cogito ergo sum“ ich denke also bin ich
• Folge: Menschen deren Denkvermögen
eingeschränkt, reduziert ist, verlieren an
Personsein
• Der Kontakt mit MmD kann uns aus dem
Muster des Hyperkognitivismus herausführen
zu mehr Emotion und Gefühl
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Definition Personsein nach
Kitwood
„Es ist ein Stand oder Status, der dem einzelnen
Menschen im Kontext von Beziehung und
sozialem Sein von anderen verliehen wird. Er
impliziert Anerkennung, Respekt und
Vertrauen.“
(Kitwood, T., 2008, Demenz, S.27, Huber Verlag)
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Personsein und
Wohlbefinden
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Erhalt d. Personseins mit Wohlbefinden
gleichgesetzt
4 Empfindungszustände können Wohlbefinden
und stabiles Personsein fördern
das Gefühl etwas wert zu sein
das Gefühl etwas tun, bewirken zu können
das Gefühl dazu zu gehören
das Gefühl von Sicherheit, Hoffnung
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Personenzentrierte Haltung
In der Pflege bedeutet:
 Empathie: einfühlendes nicht-wertendes
Verstehen von anderen
 Akzeptanz: Einzigartigkeit eines jeden
Individuums in seiner Bewältigung eines
Lebens mit Einschränkungen vorbehaltlos
anzuerkennen
 Kongruenz: Echtheit im Kontakt zu MmD
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Psychische
Grundbedürfnisse I
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Psychische
Grundbedürfnisse II
Primäre Bindungen dienen als
Sicherheitsnetz
 Unsicherheiten, nicht einschätzbare
Situationen sind ständige Begleiter von
MmD, dadurch wächst das Bedürfnis nach
Sicherheit und Bindung
 Einbeziehung heißt Teil einer Gruppe zu
sein
 Das soziale Leben von Menschen findet in
Gruppen statt (z.B. bei Betätigung)

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Psychische
Grundbedürfnisse III

Identität bedeutet ein Gefühl der Kontinuität
mit d. Vergangenheit, „eine“ Geschichte zu
haben
 Identität wird auch von anderen verliehen (in
Beziehung entwickelt) MmD benötigen die
Unterstützung des sozialen Umfeldes um ihr
Bedürfnis nach Identität leben zu können
 Trost: Bei MmD besteht ein verstärktes
Bedürfnis nach Trost, durch stetige
Verlustgefühle, Verlust an sozialen
Beziehungen, Verlust von Fähigkeiten,
Verlust von Kontrolle
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Psychische
Grundbedürfnisse IV
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Beschäftigung bedeutet, mit den eigenen
Fähigkeiten und Kräften auf individuelle Weise in
den Lebensprozess einbezogen zu sein
Beschäftigung kann alleine oder gemeinsam
stattfinden
Beschäftigung steigert das Selbstwertgefühl
Folge bei Menschen ohne Beschäftigung;
Fähigkeiten lassen nach und dadurch die
Selbstachtung
Wissen über die Vergangenheit (Biographie) hilft
individuelle Angebote zu entwickeln und
anzubieten
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Benigne und maligne
Sozialpsychologie

benigne Sozialpsychologie führt zur
Aufrechterhaltung und Stärkung d. Personseins,
personelle Aufwerter sind z.B. in Bezug auf
Betätigung stärken, befähigen, erleichtern,
ermöglichen, zusammenarbeiten
 maligne Sozialpsychologie abweichendes
Verhalten wird sanktioniert, personale
Detraktionen sind z.B. in Bezug auf Betätigung
überfordern, ignorieren, ausgrenzen, abnehmen
 Um d. psychischen Bedürfnisse , welche d.
Personsein von MmD stabilisiert und fördert
benötigen wir eine konsequente benigne gelebte
Sozialpsychologie
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Definition Betätigung
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Arbeit, Beschäftigung (Duden 2007)
Am Prozess des Lebens beteiligt sein, erfüllt
den tiefen Wunsch Einfluss auf die Welt zu
nehmen, Aktivitäten die persönlich
bedeutungsvoll sind, Kontrolle, Wirksamkeit
(DCM; Brooker & Surr 2005)

Bedeutungsvoll: zielgerichtet, signifikant,
sinnvoll, wertvoll (DVE 2004)
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Bedeutung von Betätigung
Grundannahmen aus der Ergotherapie:
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Der Mensch ist ein handelndes Wesen
Betätigung ist ein Grundbedürfnis des Menschen
Betätigung ist sinngebend im Leben
Betätigung ist ein wichtiger Faktor für Gesundheit,
Wohlbefinden und Gerechtigkeit
Betätigung entsteht und verändert sich im Verlauf des
Lebens
Betätigung gestaltet die Umwelt und wird von ihr
gestaltet
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Modell der Betätigung
PEO
 Person
 Environment
 Occupation
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Modell der Betätigung
 Person
 als einzigartiges
 Eigenschaften
 Fähigkeiten
 Wissen
 Erfahrungen
 Rollen
 Motivation
Wesen
PERSON
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Modell der Betätigung
 Umwelt
 sozial
 institutionell
 physisch
 kulturell
UMWELT
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Modell der Betätigung
 Betätigung
 selbst
gewählt, sinngebend
 Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit
 Selbsterhaltung und Ausdruck
 Rollenerfüllung
BETÄTIGUNG
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Modell der Betätigung
PERSON
UMWELT
Betätigungsausführung
BETÄTIGUNG
(Vergl. Law et. al. 1996)
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Studien
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Nach Transition in eine Einrichtung entsteht Mangel
an Routine und der damit verbundenen
bedeutungsvollen Betätigungen
Wunsch nach sinnhafter Betätigung
Anerkennung durch die Gemeinschaft
Von Außen motivierte Betätigungen haben oft keine
Bedeutung für Betroffene
zu wenig Kontrolle und Entscheidungsmöglichkeiten
Wünsche: Aktivitäten außerhalb der Einrichtung,
Gespräche mit Angehörigen
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Studien
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Bedürfnisse der Menschen mit Demenz
unterscheiden sich nicht von denen der Menschen
ohne Demenz
Das Planen, Anbieten und Entwickeln
bedeutungsvoller Aktivitäten für den Alltag von
Menschen mit Demenz fördert Lebensqualität
Die soziale Integration in das Tagesgeschehen in
einem Pflegeheim bedarf sorgfältiger Überlegungen
Mehr Forschung ist nötig um die Bedürfnisse dieser
verletzlichen Gruppe von Menschen zu verstehen
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Literatur
Vielzahl an Angeboten entsprechen
nicht dem Betätigungsbedürfnis
 Dem Wunsch nach Kommunikation
wird zu wenig nachgekommen
 Spontan begonnene Betätigungen
werden als unsinnvoll oder störend
empfunden
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Literatur
Individuelle Betätigungen entwickeln
und anbieten
 Wahlmöglichkeiten bieten
 Gespräche ermöglichen
 Spontanität und Selbstbeschäftigung
zulassen und fördern

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Fazit
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Betätigung ist wichtiger Bestandteil für
Lebensqualität für Menschen mit und ohne Demenz
Die Bedeutung einer Betätigung ist individuell und
einzigartig
Person, Umwelt und Betätigung müssen
miteinander harmonieren, damit eine als sinnvoll
erachtete Betätigung entstehen kann
MmD brauchen individuelle Unterstützung um sich
betätigen zu können und brauchen
Entscheidungskontrolle über das, was sie tun
Es ist wichtige Aufgabe der Versorgung von
Menschen mit Demenz bedeutungsvolle Betätigung
zu unterstützen und zu ermöglichen und eine stetige
Reflexion der unterstützenden Personen ist dafür
Grundvoraussetzung
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Reflexion
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Quellenangabe
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