Transcript Teil 2
Entscheidungstheorie Teil 2: Werte- und Zielsystem Prof. Dr. Steffen Fleßa Lst. für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement Universität Greifswald Gliederung 1 Grundlagen 2 Werte- und Zielsystem 2.1 Entwicklung eines Wertesystems 2.2 Entwicklung eines Zielsystems 3 4 Konzepte der Entscheidungstheorie Prognosemodelle 2 2.1 Entwicklung eines Wertesystems • Grundsatz: – Ohne Ziele ist Planung / Entscheidung / Management unmöglich – Ziele leiten sich aus dem Wertesystem ab 3 Ziele und Management: Der Regelkreis STÖRGRÖSSE STELLGRÖSSE FÜHRUNGSGRÖSSE REGELSTRECKE REGELGRÖSSE REGLER 4 Ziele und Werte WERTE Normativer Rahmen Zielsystem Oberziele, Unterziele, Nebenbedingungen 5 Wertekonflikte • Was passiert, wenn ein Unternehmen implizit oder explizit gegen das gesellschaftliche Wertesystem verstößt? – Dong Energy – Scheitert ein Kraftwerk daran, dass das Umweltbewusstsein der Bevölkerung nicht reflektiert wurde? – Gentechnik – Scheitert eine Innovationstechnologie am Widerstand der Bevölkerung? 6 Bedürfnisse, Persön- Kultur, Religion, Wertesystem des Individuums und der Gesellschaft lichkeit, Prioritäten Rechts- und Wirtschaftsordnung, Demografie, Epidemiologie Konkurrenz, Werte und Ziele aller Stakeholder Mission, Vision, Oberziele Kunden unerwünschte Inputs Inputfilter Vorkombination Externer Faktor OUTPUTS Outputfilter menschliche Arbeit Betriebsmittel Werkstoffe Information Endkombination Dispositiver Faktor Strategien INPUTS Perturbation Leistungserstellungsprozess OUTCOME Hauptleistungen: Sachgüter, Dienstleistungen Ergebnis beim bzw. für den Kunden Nebenleistungen IMPACT Folgen für die Gesellschaft: Gesundheit, Wachstum, Wohlstand, Stabilität, Sicherheit, Frieden, … unerwünschte Outputs Investition Tilgung Systemgrenzen/Umsystem Finanzierung Geschäftsergebnisse (Outputs – Ziele) Geschäftszukunft (Funktionserfüllung) Geschäftsverantwortung (Outcomes, Impacts, Sinn) 7 Bedürfnisse, Persön- Kultur, Religion, Wertesystem des Individuums und der Gesellschaft EXISTENZGRUND: BEFRIEDIGUNG DER KUNDENBEDÜRFNISSE lichkeit, Prioritäten Rechts- und Wirtschaftsordnung, Demografie, Epidemiologie Konkurrenz, Werte und Ziele aller Stakeholder Mission, Vision, Oberziele Kunden unerwünschte Inputs Inputfilter Vorkombination Externer Faktor OUTPUTS Outputfilter menschliche Arbeit Betriebsmittel Werkstoffe Information Dispositiver Faktor Endkombination Strategien INPUTS Perturbation Leistungserstellungsprozess OUTCOME Hauptleistungen: Sachgüter, Dienstleistungen Ergebnis beim bzw. für den Kunden Nebenleistungen IMPACT Folgen für die Gesellschaft: Gesundheit, Wachstum, Wohlstand, Stabilität, Sicherheit, Frieden, … unerwünschte Outputs Investition Tilgung Systemgrenzen/Umsystem Finanzierung Geschäftsergebnisse (Outputs – Ziele) Geschäftszukunft (Funktionserfüllung) Geschäftsverantwortung (Outcomes, Impacts, Sinn) 8 Bedürfnisse, Persön- Kultur, Religion, Wertesystem des Individuums und der Gesellschaft SINNGRUND: HANDELT ES SICH UM BEDÜRFNISSE, DIE FÜR DAS INDIVIDUUM SINNVOLL SIND? lichkeit, Prioritäten Rechts- und Wirtschaftsordnung, Demografie, Epidemiologie Konkurrenz, Werte und Ziele aller Stakeholder Mission, Vision, Oberziele Kunden unerwünschte Inputs Inputfilter Vorkombination Externer Faktor OUTPUTS Outputfilter menschliche Arbeit Betriebsmittel Werkstoffe Information Dispositiver Faktor Endkombination Strategien INPUTS Perturbation Leistungserstellungsprozess OUTCOME Hauptleistungen: Sachgüter, Dienstleistungen Ergebnis beim bzw. für den Kunden Nebenleistungen IMPACT Folgen für die Gesellschaft: Gesundheit, Wachstum, Wohlstand, Stabilität, Sicherheit, Frieden, … unerwünschte Outputs Investition Tilgung Systemgrenzen/Umsystem Finanzierung Geschäftsergebnisse (Outputs – Ziele) Geschäftszukunft (Funktionserfüllung) Geschäftsverantwortung (Outcomes, Impacts, Sinn) 9 Bedürfnisse, Persön- Kultur, Religion, Wertesystem des Individuums und der Gesellschaft URGRUND: WAS IST DIE METAPHYSISCHE EXISTENZBERECHTI GUNG DES UNTERNEHMENS? lichkeit, Prioritäten Rechts- und Wirtschaftsordnung, Demografie, Epidemiologie Konkurrenz, Werte und Ziele aller Stakeholder Mission, Vision, Oberziele Inputfilter Vorkombination OUTPUTS Outputfilter menschliche Arbeit Betriebsmittel Werkstoffe Information Dispositiver Faktor Endkombination Strategien INPUTS Welcher Wert ist wertvoll? Externer Faktor Welcher Sinn Perturbation ist sinnvoll? e i slebenswert? tungserstellungsprozess Welches Leben List Welche Ewigkeit ist ewig? Investition Welcher Geist begeistert mein Tilgung Systemgrenzen/Umsystem Unternehmen? Geschäftsergebnisse … (Outputs – Ziele) Kunden unerwünschte Inputs OUTCOME Hauptleistungen: Sachgüter, Dienstleistungen Ergebnis beim bzw. für den Kunden Nebenleistungen IMPACT Folgen für die Gesellschaft: Gesundheit, Wachstum, Wohlstand, Stabilität, Sicherheit, Frieden, … unerwünschte Outputs Finanzierung Geschäftszukunft (Funktionserfüllung) Geschäftsverantwortung (Outcomes, Impacts, Sinn) 10 Konformität mit dem Wertesystem • • • (Fast) täglich: Analyse des Existenzgrundes: – Befriedige ich meine Kunden? – – Befriedige ich die richtigen Kundengruppen? Könnten ihre Bedürfnisse auch ganz anders befriedigt werden? Regelmäßig: Analyse des Sinngrundes: Im großen Abständen: Analyse des Urgrundes: – Steht mein Unternehmen im Gegensatz zu fundamentalen gesellschaftlichen Werten? Analyse des gesellschaftlichen Wertesystems ist zentral für das strategische Management 11 Wertesystem des Grundgesetzes • • Herkunft: Allgemeine Menschenrechte, Humanismus, Christentum Grundlegende Werte: – Freiheit Betätigungsfreiheit – Gerechtigkeit Gleichheit, Startchancen– Solidarität Nächstenliebe, Brüderlichkeit 12 Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte • • UN-Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948 Präambel: „Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, …“ 13 Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte • • • Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“ Artikel 2: „Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. …“ Artikel 3: „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ 14 Grundgesetz, Art. 2: Freiheit • • (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden. Siehe auch Art. 4 (Glaubensfreiheit), Art. 5 (Meinungsfreiheit), Art. 8 (Versammlungsfreiheit), Art. 9 (Vereinigungsfreiheit), Art. 12 (Berufsfreiheit), Art. 14 (Eigentum) 15 Artikel 3: Gerechtigkeit • (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. 16 Artikel 14: Solidarität • (1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt. (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. (3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen. 17 Artikel 15: Solidarität • Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. 18 Wertesystem des „christlichen Abendlandes“ • Grundlage: christliches Menschenbild – – – – Würde des Menschen Freiheit Nächstenliebe Gerechtigkeit 19 Würde des Menschen • • • „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib“ (Gen 1,26-27). Die Würde ist die Würde des Ebenbildes Gottes (Imago Dei) – eine unveräußerliche, nicht zu übertreffende Würde Sündenfall (Corruptio): Selbst gewählter, fundamentaler Bruch mit dem Schöpfer; entbindet nicht von der Würde 20 Freiheit • • • Begründung: Handlungsfreiheit als Freiheit zur Liebe Eigentumsfreiheit: Schutz des Eigentums (Ex 10,25; Dt 5,19) Einschränkung: Indienstnahme des Eigentums zum Schutz der Schwachen – Z. B. Pfandverbote 21 Nächstenliebe • Begriffe – – – – • Diakonie Caritas Solidarität Brüderlichkeit („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“; Kant) Liebe als Imitatio Christi – – „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,34-35). Gott ist Liebe (Röm 8,31-36; Joh 3,16). 22 Augustinischer Liebesbegriff GOTT Amor Dei Deus est Caritas MENSCH Caritas MITMENSCH 23 Gerechtigkeit • • Gerechtigkeit für die Vulnerablen der Gesellschaft „Höret, die ihr den Armen unterdrückt, und die Elenden im Lande verderbt und sprecht: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, das wir Korn feilhalten mögen, und das Maß verringern und den Preis steigern, und die Wage fälschen; auf dass wir die Armen um Geld und die Geringen um ein paar Schuhe unter uns bringen, und Spreu für Korn verkaufen?“ (Am 8,4-6). 24 Gerechtigkeitsbegriffe • • • Bedarfsgerechtigkeit Egalität Leistungsgerechtigkeit 25 Exkurs: Gerechtigkeit als Tugend • Kardinaltugenden nach Platon – – – – • Theologische Tugenden nach Thomas von Aquin – – – • Gerechtigkeit Mäßigung Tapferkeit Weisheit Glaube Menschliches Leben auf Basis von Vertrauen Hoffnung Alternative zukünftig positiver Entwicklung Liebe Persönliche Sympathie, Zuwendung Tugend: Ziel ist nicht das „gute“ Handeln, sondern das „Gut-Sein“, d.h. nicht das Ergebnis, sondern das Wesen, der Charakter, die Intention 26 Organisationstypologie Unternehmen Kommerzielle Unternehmen Nonprofit Organisationen Private Organisationen Freie Wohlfahrtspflege Karitative NPOs … … … …. Politische NPO … … … …. Soziokulturelle NPO Wirtschaftlich e NPO Staatliche NPOs CSO i.e.s. Civil Society Organisations i.w.S. 27 Gewinnorientierte Unternehmen • Gedankenfluss: – – – – Die Wirtschaftsverfassung muss letztlich der Umsetzung des gesellschaftlichen Wertesystems dienen. Möglichkeit 1: Alle Leistungen werden grundsätzlich von Nonprofit Organisationen erbracht, die explizit das gesellschaftliche Wertesystem antizipieren und erstreben Möglichkeit 2: Alle Leistungen werden grundsätzlich von Forprofit Organisationen erbracht, die eigene, vom gesellschaftlichen Wertesystem abweichende Werte verfolgen. Eine „unsichtbare Hand“ sorgt dafür, dass letztlich die gesellschaftlichen Werte erreicht werden Möglichkeit 3: Mischformen 28 Nonprofit Organisationen • Eigenschaften: – Nonprofit = ? • • Veraltete Auffassung: Gewinnentstehungsverbot Neure Auffassung: Überschussverwendungsbeschränkung – – – Steuerlicher Status • • • – „Not-Profit-Distributing Organisation“ Gewinne zur Wachstumsfinanzierung bzw. Subvention von Verlustbereichen Gemeinnützige Unternehmen (§ 54 ff. Abgabenordnung ) Problem: „Korsett“ für Betriebsführung (insb. Zeitnahe Mittelverwendung) NB: Es gibt Unternehmen, die eindeutig NPOs sind, jedoch auf den steuerlichen Status der Gemeinnützigkeit verzichten … 29 Nonprofit Organisationen • Eigenschaften (Forts.): – … – Finanzierung: • • Unterscheidung zwischen Außen- und Innenfinanzierung bzw. zwischen Fremd- und Eigenfinanzierung ist unzureichend Weitere Finanzierungsquellen: Öffentliche Abgaben, Mitgliedsbeiträge, Verbandsumlagen, Spenden, Sponsormittel, Stiftungserträge, Zuschüsse – Ehrenamtliche Tätigkeit • Sehr inhomogene Gruppe 30 Definitionen • • Amerikanische Forschung: – – – NPO als Ergänzung zu kommerziellen Unternehmen sowie dem Staat als dritter Sektor NPO als Nongovernmental Organisation Intermediär zwischen Markt- und Staatsversagen Deutsche Forschung: – – – Sachzieldominanz: NPO als Bedarfsdecker Öffentliche Unternehmen als Teil der Nonprofit Organisationen Unterscheidung zwischen staatlichen und privaten NPOs 31 Sach- und Formalziele Betriebliche Ziele Sachziele Shareholder-Value Formalziele (Ergiebigkeitsziele) Ökonomische Ziele Soziale Ziele Rentabilitätsmaximierung Satisfizierung Technische Ziele Ökologische Ziele Bei NPOs überwiegen die Sachziele, insbesondere das Bedarfsdeckungsziel Bei Forprofit Organisationen überwiegt das ökonomische Formalziel 32 Typologie der NPOs (nach Schwarz) Trägerschaft Staatliche NPO Gemeinwirtschaftliche Unternehmen Wirtschaftliche NPO Private NPO Soziokulturelle NPO Politische NPO Karitative NPO Typologie der NPOs (nach Schwarz) Trägerschaft Staatliche NPO Gemeinwirtschaftliche Unternehmen Wirtschaftliche NPO demokratisch festgelegter Erfüllung Private NPO öffentlicher Aufgaben; Erbringen konkrete Leistungen für die Bürger, z. B. Schulen, Soziokulturelle NPO Universitäten, Museen , öffentliche Verwaltung Politische NPO Karitative NPO Typologie der NPOs (nach Schwarz) Trägerschaft Staatliche NPO Gemeinwirtschaftliche Unternehmen Wirtschaftliche NPO Private NPO Soziokulturelle NPO Förderung und Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder, Politische NPO z. B. Wirtschafsverbände, Berufsverbände, Konsumentenorganisationen, Karitative NPO Genossenschaften Typologie der NPOs (nach Schwarz) Staatliche NPO Entwicklung gemeinsamer Aktivitäten im Rahmen kultureller und gesellschaftlicher Trägerschaft Interessen und Bedürfnisse der Mitglieder, z. B. Sportverein, Clubs, Kirchen Gemeinwirtschaftliche Unternehmen Wirtschaftliche NPO Private NPO Soziokulturelle NPO Politische NPO Karitative NPO Typologie der NPOs (nach Schwarz) Gemeinsame Bearbeitung und Durchsetzung politischer Interessen und Trägerschaft Wertvorstellungen, z. B. Politische Parteien, Gemeinwirtschaftliche Unternehmen Bürgerinitiativen, Staatliche NPO Umweltschutzorganisationen, Heimatvereine Wirtschaftliche NPO Private NPO Soziokulturelle NPO Politische NPO Karitative NPO Typologie der NPOs (nach Schwarz) Trägerschaft Karitative Unterstützungsleistungen an Gemeinwirtschaftliche Unternehmen z. B. bedürftige Bevölkerungskreise, Staatliche NPO Freie Wohlfahrtspflege, Entwicklungshilfeorganisationen Wirtschaftliche NPO Private NPO Soziokulturelle NPO Politische NPO Karitative NPO Effizienzproblem der NPOs • Effizienz des Transformationsprozesses m E w j 1 n j xj v y i 1 i Max i xj Quantität Output j yi Quantität Input i wj Gewicht von Output j vi Gewicht von Input i 39 Effizienzproblem der NPOs • Effizienz des Transformationsprozesses m E w j 1 n j xj v y i 1 i Max i xj Quantität Output j yi Quantität Input i wj Gewicht von Output j vi Gewicht von Input i NPOs müssen berücksichtigen: •Nicht-monetäre, teilweise nicht-quantitative Inputs und Outputs •Gewichte diverser Stakeholder Folge: •Effizienz nur schwer ermittelbar; •Tendenz zur Ineffizienz = Verschwendung!!! 40 Effizienzmessung der Forprofit O. m E pj xj j 1 n ci yi Max! i 1 xj Quantität Output j yi Quantität Input i pj Verkaufspreis von Output j ci Faktorpreis von Input i m n j 1 i 1 p j x j ci yi Max! Gewinnmaximierung führt im Forprofit Unternehmen automatisch zur Effizienzmaximierung 41 Gewinnorientierte Unternehmen sind tendenziell effizienter als NPOs Individualwerte • Beispiele („Warum sind Sie Unternehmer?“) – – – – – – – – – • Selbstbestimmung Freie Entfaltung der Persönlichkeit im Beruf Einfluss auf politische Entwicklungen Macht über Menschen Freude an der Gestaltung Sicherheit Familie und Beziehungen Ruhe und Freizeit Hoher Konsum Individualwerte – – Müssen nicht dem genannten, gesellschaftlichen Wertesystem entsprechen Sind nicht identisch mit Gewinnmaximierung! 42 Gewinnkomponenten • • • • Kalkulatorischer Unternehmerlohn Kalkulatorische Zinsen Kalkulatorische Risikoprämie Zusatzgewinn – Aufgrund von Innovationsvorsprung Das „Gewinnproblem“ bezieht sich ausschließlich auf den Zusatzgewinn 43 Alternativen • Gesellschaft ohne Gewinnmotiv – – – • Kein Anreiz für Innovationstätigkeit Kein Fortschritt Geringes Sozialprodukt Gesellschaft mit Gewinnmotiv – – – Starker Anreiz, stets die effizienten Technologien einzusetzen Maximaler technischer Fortschritt Hohes Sozialprodukt 44 Beispiel • • • • Ausgangslage – – – – – – – – – Einkommen von Person A: 1000 Euro Einkommen von Person B: 2000 Euro Einkommen von Person C: 3000 Euro Entwicklungsalternative „Sozialismus“ (nach 10 Jahren): Einkommen von Person A: 1500 Euro Einkommen von Person B: 1500 Euro Einkommen von Person C: 1500 Euro Entwicklungsalternative „Kapitalismus“ (nach 10 Jahren): Einkommen von Person A: 2.000 Euro Einkommen von Person B: 3.000 Euro Einkommen von Person C: 10.000 Euro Viele Gesellschaften akzeptieren die Entwicklungsalternative „Kapitalismus“, da sie für alle eine bessere Versorgung bietet. Gesellschaft akzeptiert Konkurrenz, Gewinnmotiv und „schöpferische Zerstörung“, weil dies langfristig zum Wohl aller ist (Schumpeter) 45 Spielzüge und Spielregeln • • • • Spielzüge: individuelles Verhalten der Marktteilnehmer Spielregeln: Makroordnung Statisches System: Individualverhalten kann von Moral befreit werden, indem Moral in Spielregeln verlagert wird. Dynamisches System: Veränderungen des Umsystems führen dazu, dass die Spielregeln der Realität hinterher hängen. Dadurch besteht die Notwendigkeit für ethisch-reflektiertes Verhalten der Marktteilnehmer – Beispiel: Globalisierung; Selbstbindung; Unternehmensethik 46 2.2 Entwicklung eines Zielsystems • Zielspaltung Ebene 1: Strategische Finanzierung • Zielspaltung Gewinn R Max! Gesam tkapital Frem dkapital Festlegung des Verhältnisses von Eigenkapital und Fremdkapital: Leverage-Effekt Ebene 2: Investitionsplanung • Zielspaltung R Erlös Fixkosten variableKosten Max! Gesam tkapital Frem dkapital Festlegung der Fixkosten durch Investitionsprogramm; Kapital: gegeben Ebene 3: Produktionsprogrammplanung • Zielspaltung p * q v * q Fixkosten R Gesam tkapital Frem dkapital ( p v) * q Fixkosten Max! Gesam tkapital Frem dkapital Festlegung der zu produzierenden Menge durch Deckungsbeitragsmaximierung; Fixkosten, Kapital, Produktionsmittel: gegeben Ebene 4: Ablaufplanung • Zielspaltung p * q v * q Fixkosten R Gesam tkapital Frem dkapital ( p v) * q Fixkosten Max! Gesam tkapital Frem dkapital Festlegung des Produktionsprozesses zur Minimierung der variablen Kosten; Fixkosten, Kapital, Produktionsmittel, Produktionsprogramm: gegeben Zielspaltung • • • Schritt für Schritt werden aus dem Globalziel operationale Ziele für die einzelne Entscheidung abgeleitet Die einzelnen Subziele ergeben sich mathematisch (z. B. Deckungsbeitragsmaximierung) oder implizit (z. B. minimale Transportdistanzen für minimale variable Kosten) aus dem Globalziel Aufteilung eines Gesamtproblems in unabhängige Teilprobleme: Dekomposition 52 Probleme der Dekomposition • • • Ein interdependentes System wird in unabhängige Teilprobleme ohne Feedbacks zerlegt Folge: Interdependenzen werden vernachlässigt Ziel: Simultanplanung – Beispiel: Lagerhaltung und Produktionsprogrammplanung mit LP 53 Ableitung von Subzielen in der Praxis GEWINNZIEL Absatzziel e Kapazitätsziele Bestandsziel Investitionsziele Beschaffungsziele Personalziele Erlösziele Kostenziele Versöhnung bei Zielkonflikten über Dominanz des Absatzzieles 54 Ableitung von Unterzielen • Grundsatz: – Dimension ≠ Komponente (Multiplikation ≠ Addition) – Mehrdimensionale Zielsysteme können in der Regel nicht vollständig erfüllt werden – Es entstehen „Trade-Offs“ – Entscheidung wird schwieriger 55 Beispiel • Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. Expansion und Entwicklung 2. Hohe Auslastung 3. Geringe Abweisungsrate 4. Minimale Überbelegung 5. Kostendeckung 6. Minimale Fallkosten 7. Hohe Qualität 8. Geringe Abhängigkeit 9. Public Health Contribution 10. Geringe Gebühren 11. Personalzufriedenheit 12. Verkündigung 13. Personalentwicklung 56 Beispiel • Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Expansion und Entwicklung Hohe Auslastung Geringe Abweisungsrate Minimale Überbelegung Kostendeckung Minimale Fallkosten Hohe Qualität Geringe Abhängigkeit Public Health Contribution Geringe Gebühren Personalzufriedenheit Verkündigung Personalentwicklung Problem: große Zahl sehr unterschiedlicher Ziele Folge: Sortierung und Bewertung wird wichtig. Zielbildungsprozess als partizipativer Prozess Weiteres Problem: Ziele müssen durch bestimmte Maßnahmen verfolgt werden, die selbst wiederum Zielcharakter 57 haben Beispiel: Maßnahmen für „hohe Qualität“ • Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Expansion und Entwicklung •hohe Pflegequalität Hohe Auslastung •hohe Materialausgaben pro Geringe Abweisungsrate Patient •hohe Verfügbarkeit von Minimale Überbelegung Medikamenten Kostendeckung •Hoher technische Minimale Fallkosten Ausstattung und hohe Hohe Qualität Verfügbarkeit von Geringe Abhängigkeit Anlagen Public Health Contribution •Geringe Auslastung Geringe Gebühren Personalzufriedenheit Verkündigung Personalentwicklung 58 Beispiel: Maßnahmen für „hohe Qualität“ • Beispiel: Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. Expansion und Entwicklung •hohe Pflegequalität 2. Hohe Auslastung •hohe Materialausgaben pro 3. Geringe Abweisungsrate Patient •hohe Verfügbarkeit von 4. Minimale Überbelegung Medikamenten 5. Kostendeckung •Hoher technische 6. Minimale Fallkosten Ausstattung und hohe 7. Hohe Qualität Verfügbarkeit von 8. Geringe Abhängigkeit Anlagen 9. Public Health Contribution •Geringe Auslastung 10. Geringe Gebühren Diese11. Maßnahmen zur Erreichung des Oberzieles „Hohe Personalzufriedenheit Qualität“ sind selbst wiederum Unterziele. Damit ergibt sich 12. Verkündigung eine Zielhierarchie. Weiterhin können diese Unterziele 13. Personalentwicklung wiederum durch entsprechende Maßnahmen verfolgt werden. 59 Beispiel: Maßnahmen für „hohe Pflegequalität“ … 7. Hohe Qualität – Hohe Pflegequalität • • • • • – – – – wenige Patienten Patienten mit unkomplizierten Krankheiten hohe Personalausstattung hohe Personalqualität hohe Arbeitsintensität hohe Materialausgaben pro Patient hohe Verfügbarkeit von Medikamenten Hoher technische Ausstattung und hohe Verfügbarkeit von Anlagen Geringe Auslastung 60 Zielbaum 61 Zielbeziehung Qualität komplementär konkurrierend neutral a b Personaleinsatz 62 Aufgabe des Managements • • • • Erfassung der Ziele Sortierung der Ziele nach Oberzielen, Unterzielen und Maßnahmen Charakterisierung nach „komplementär“, „konkurrierend“ und „neutral“ Gewichtung der Ziele 63 Gewichtung über Präferenzen • – – • • • – – – – – – Artenpräferenz Einfluss des einzelnen Zieles auf den Gesamtnutzen für den Entscheider Beispiel: Anteil, den die Qualität des Essens am Erholungsnutzen eines Urlaubes hat Höhenpräferenz Abbildung des Nutzens bzgl. eines bestimmten Zieles, den ein Ergebnis liefert. Beispiel: Erholungsnutzen in Abhängigkeit von Urlaubslänge Risikopräferenz Abbildung der Risikoeinstellung des Entscheiders Beispiel: Nutzenreduktion eines Urlaubes durch Risiko einer Sturmflut Zeitpräferenz Abbildung des unterschiedlichen Nutzens für den Entscheider, den zeitlich auseinander fallende Ergebnisse liefern Beispiel: Erholungswert eines teuren Urlaubes heute, wenn ich mir dafür nächstes Jahr keinen Urlaub leisten kann 64 Zielbeziehungen • Komplementäre Ziele – – – Mit Verbesserung des Zielerreichungsgrades von zh verbessert sich auch der Zielerreichungsgrad von zp und umgekehrt (symmetrische Komplementarität). Vollständige Komplementarität: Bei allen betrachteten Alternativenpaare besteht diese Beziehung Unvollständige Komplementarität: Nur bei einigen Paaren besteht diese Beziehung, z. B. Personaleinsatz und Qualität Qualität Komplementär Personaleinsatz Konkurrierende Ziele – – – Mit Verbesserung des Zielerreichungsgrades von zh verschlechtert sich der Zielerreichungsgrad von zp und umgekehrt. Trade-Off: Verbesserung des einen Zielwertes ist nur unter Inkaufnahme der Verschlechterung des anderen Zielwertes möglich Partielle Konkurrenz: Nur bei einigen Paaren besteht diese Beziehung, z. B. Personaleinsatz und Qualität Qualität Konkurrierend Personaleinsatz Neutrale Ziele – – – Mit Verbesserung des Zielerreichungsgrades von zh verändert sich der Zielerreichungsgrad von zp nicht und umgekehrt. Es besteht kein Trade-Off Synonym: Zielindifferenz Echte, über alle Alternativen neutrale Ziele sind selten! Kunst am Bau Gesundheitsförderung Verfahren der Zielfusion • Prinzip: Input Output Prozess Varianten • •Zahl der Inputs Prinzip: •Quantifizierung der Inputs •Monetarisierung der Inputs •Zahl der Outputs •Quantifizierung der Outputs •Monetarisierung der Outputs Kosten-Nutzen-Analyse • • Synonym: Cost-Benefit-Analysis Grundsatz: alle Inputs und Outputs werden ausschließlich monetär bewertet Beispiele: • – – – • Verfahren (Beispiel) – – • Nutzen einer intakten Umwelt Nutzen gewonnener Lebensjahre Nutzen des „Jäger-90“ Willingness-to-pay Human-Capital-Ansatz Kritik: Monetarisierung nicht-monetärer Werte 70 Kosten-Nutzen-Analyse • Anwendung – • Varianten: – – • Insbesondere wenn Outputs nicht vergleichbar sind, z. B. Intersektorale Investitionsalternativen Kosten-Nutzen-Quotient: Dimension geht verloren Kosten-Nutzen-Differenz Bewertung: Oftmals zeigt die Kosten-NutzenAnalyse mehr über die Präferenzen der Entscheider als über die Vorteilhaftigkeit eines Projektes 71 Nutzwert-Analyse • Synonym: Punktbewertungsverfahren, ScoringModell – • Scoring: das Zählen von Punkten. Im erweiterten Sinne wird es für analytisch statistische Verfahren benutzt, aus wenigen erhobenen Daten anhand von Erfahrungswerten, die in Score-Cards beschrieben werden, zu Risikoeinschätzungen zu kommen. Grundsatz: Alle Inputs und Outputs werden nominell gemessen 72 Schritt 1: Verbale Nutzenmessung • • Inhalt: Für jede Alternative und jedes Ziel wird eine verbale Bewertung abgegeben. In dieser Phase muss keine einheitliche Skala eingehalten werden 73 Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox Benzinverbrauch 3l Opel Vectra 8 l Mercedes E 10 l Porsche 14 l Prestige Platz „Billigauto“ 2 Sitze + 2 Notsitze „alter Opa“ 5 Sitze NobelHobel SuperSchnittig 5 Luxussitze 2 Sitze Schritt 2: Ordinale Nutzenmessung • • Inhalt: Überführung in eine Ordinalskala Vorgehen: Für jedes Ziel wird eine Rangfolge ermittelt 75 Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox Benzinverbrauch 3l Opel Vectra 8 l Mercedes E 10 l Porsche 14 l Prestige Platz Beispiel: Fahrzeugkauf Benzinver- Prestige brauch VW-Fox 3l= sehr gut Opel Vectra 8 l = Gut Mercedes E 10 l = schlecht Porsche 14 l = sehr schlecht Platz Beispiel: Fahrzeugkauf Benzinverbrauch VW-Fox 3l= sehr gut Opel Vectra 8 l = Gut Mercedes E 10 l = schlecht Porsche 14 l = sehr schlecht Prestige Platz Billig = schlecht Opa= sehr schlecht Nobel-Hobel = gut Schnittig = sehr gut 2 S+2 NS = schlecht 5 S =gut 5 Luxus = sehr gut 2 S =sehr schlecht Beispiel: Fahrzeugkauf Prestige Platz schlecht Schlecht Gut Mercedes E schlecht sehr schlecht Gut Porsche sehr gut sehr schlecht VW-Fox Benzinverbrauch sehr gut Opel Vectra Gut sehr schlecht sehr gut Schritt 3: Überführung in Zahlenwerte • • • Inhalt: Bei n Alternativen wird dem besten Wert pro Ziel der Wert n zugewiesen, dem zweitbesten der Wert n-1 usw. Addition der Ergebniswerte Auswahl der Alternative mit der maximalen Punktesumme 80 Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox Opel Vectra BenzinPrestige Platz verbrauch sehr Schlecht=2 Schlecht=2 gut=4 Gut=3 Mercedes E Schlecht= 2 Porsche sehr schl.=1 sehr schl.=1 Gut=3 Gut=3 sehr gut=4 sehr gut=4 sehr schl.=1 Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox Opel Vectra BenzinPrestige Platz verbrauch sehr Schlecht= Schlecht= gut=4 2 2 Gut=3 Summe 8 sehr schl.=1 Gut=3 7 Mercedes Schlecht= E 2 Gut=3 sehr gut=4 9 Porsche sehr gut=4 sehr schl.=1 6 sehr schl.=1 Mercedes > VW > Opel > Porsche Erweiterungen • • Gewichtung der Ziele Z. B. Benzinverbrauch ist doppelt so wichtig wie die beiden anderen Ziele 83 Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox BenzinPrestige verbrauch 4*2=8 2 Platz Summe 2 12 Opel Vectra 3*2=6 1 3 10 Mercedes E 2*2=4 3 4 11 Porsche 1*2=2 4 1 7 VW > Mercedes > Opel > Porsche Erweiterung • Induzierte Ordinalskala – Abstände sind nicht gleich – Beispiel: Schlechteste Alternative erhält Wert 0 85 Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox BenzinPrestige verbrauch 4 2 Platz Summe 2 8 Opel Vectra 3 0 3 6 Mercedes E 2 3 4 9 Porsche 0 4 0 4 Mercedes > VW > Opel > Porsche Sensitivitätsanalyse • • Bis zu welcher Veränderung eines Wertes bleibt die Reihenfolge konstant? Z. B. Wie stark muss „Prestige“ gewichtet werden, damit der Porsche den Mercedes übertrifft? 87 Beispiel: Fahrzeugkauf Benzin- Prestige verbrau ch Platz 6 3x 2 4 x 4 x; VW-Fox Opel Vectra Mercedes E 2 3 4 Porsche 1 4 1 Summe Probleme der Nutzwert-Analyse • • – • – Formales Problem: Addition ordinaler Größen unzulässig Abstände zwischen Größen gehen verloren (Vergleich: Schulnoten: 1 besser als 2 besser als 3, aber der Sprung von 3 auf 2 ist meist kleiner als von 2 auf 1) Beispiel: Stiftung-Warentest: Staubsauger • • • • Kategorie: Sicherheit Staubsauger A: Gefahr, sich den Finger zu quetschen Staubsauger B: Gefahr eines tödlichen Stromschlages Auswertung: A > B, u(A)=2, u(B)=1; Folge: Nutzenzuweisung setzt Linearität voraus: ist selten so! Monetäre Größen (Kosten!) gehen verloren: Datenverdichtung = Datenvernichtung!!! 89 Kosten-Nutzwert-Analyse • Inhalt: Unvollständige Zielfusion – Zwei Dimensionen: Kosten und Nutzwert • Problem: unter Umständen ist nicht eine einzige Lösung optimal, sondern eine Effizienzhülle 90 Beispiel: Fahrzeugkauf 2 2 Summe Nutzwerte 4 1 3 4 Mercedes 10.000 € E 3 4 7 Porsche 4 1 5 VW-Fox Opel Vectra Kosten pro Jahr 3000 € 6000 € 15.000 € Prestige Platz Beispiel: Fahrzeugkauf VW-Fox Opel Vectra Kosten pro Jahr 3000 € 6000 € Summe Nutzwerte 4 Kosten pro Nutzwert 750 4 1500 Mercedes 10.000 € E 7 1429 Porsche 5 3000 15.000 € KNWA: Graphische Darstellung Nutzwert Mercedes E 7 Porsche 5 VW-Fox Opel Vectra 4 3.000 6.000 10.000 15.000 Kosten 93 KNWA: Graphische Darstellung Nutzwert Mercedes E 7 Effizienzhüllkurve Porsche 5 VW-Fox Opel Vectra 4 3.000 6.000 10.000 15.000 Kosten 94 Besonderheiten • • • 1. Dominanz: Opel Vectra wird eindeutig von VW-Vox dominiert; Porsche wird eindeutig von Mercedes E dominiert Vectra ist ineffizient 2. Effizienzhüllkurve: geographischer Ort aller effizienten (=Pareto-optimalen) Einheiten Ziel des Ökonomen: Entscheidungsvorbereitung durch Ausschluss ineffizienter Lösungen, d.h. Ermittlung der Menge der effizienten Lösungen 95 • Effizienz-Hüllkurven: Ausgangslage Output DMU 3 DMU 2 DMU 5 DMU 6 DMU 4 DMU 8 DMU 7 DMU 1 DMU 9 DMU 10 Input 96 • Effizienzanalyse I: konstante Skalenerträge Output DMU 3 DMU 2 DMU 5 DMU 4 ist effizient, alle anderen sind ineffizient DMU 6 DMU 4 DMU 8 DMU 7 DMU 1 DMU 9 DMU 10 Input 97 • Effizienzanalyse II: zunehmende Skalenerträge Output DMU 3 DMU 2 DMU 5 DMU 6 DMU 4 DMU 8 DMU 7 DMU 1 DMU 9 DMU 10 Input 98 • Effizienzanalyse III: abnehmende Skalenerträge Output Annahmen: DMU 3 DMU 2 DMU 5 - Linearkombinationen zwischen DMUs möglich - Kapazitätsausweitung nicht linear DMU 4 DMU 7 Hüllkurve: allesDMU oberhalb dieser Linie 6 würde die Hüllkurve verschieben, alles DMU 8 unterhalb dieser Linie ist in jedem Fall ineffizient. DMU 1 DMU 9 DMU 10 Input 99 • Effizienzanalyse IV: variable Skalenerträge Output DMU 9, 4, 2 und 3 sind auf der EffizienzHüllkurve. Alle anderen werden dominiert DMU 3 DMU 2 DMU 5 DMU 6 DMU 4 DMU 8 DMU 7 DMU 1 DMU 9 DMU 10 Input 100 Inkrementelle Kosten-NutzwertRelation“ (IKNR) • Vorgehen bei Evaluierung: – Meist Vergleich „neuer“ Alternative mit bestehender Alternative • Darstellung: – Veränderung der Kosten – Veränderung des Nutzwertes 101 ΔN I. Quadrant: Kosten steigen Benefit steigt Weiter untersuchen! ΔK III. Quadrant Kosten sinken Benefit sinkt Weiter untersuchen! Problemfall II. Quadrant: Kosten sinken Benefit steigt immer annehmen IV. Quadrant Kosten steigen Benefit sinkt immer ablehnen! 102 Kosten-Wirksamkeits-Analyse • • Syn.: Kosten-Effektivitäts-Analyse Prinzip: Nutzwert ist ein einziger, in der Regel physikalisch messbarer Wert – Z. B. Kilometer, Zeit, Gewicht 103 KWA: Zahl und Position der Rettungswagen : Alternative i: DMU i Anrückzeit Kosten 104 KWA: Zahl und Position der Rettungswagen : Alternative i: DMU i Anrückzeit Kosten 105 KWA: Zahl und Position der Rettungswagen : Alternative i: DMU i Anrückzeit Effizienzhüllkurve: Verbindung aller dominanten DMUs. NB: KWA gibt keine eindeutige Entscheidung vor, sondern erhöht die Transparenz durch Ausschluss von dominierten Lösungen Kosten 106 Problem der Kosten-WirksamkeitsAnalyse • In der Realität ist eine Reduktion auf eine Wirksamkeit oftmals nicht möglich. • Folge: Erweiterung auf Mehrdimensionalität ist notwendig. Data Envelopment Analysis (DEA, Effizienz-Hüllkurven-Analyse) 107 DEA • • • • Entwicklung: Charnes, Cooper und Rhodes: Measuring the Efficiency of Decision Making Units (1978) „Performance Analyse“ Nur relative Effizienz Anwendung: breite Anwendung, vor allem im Nonprofit Bereich 108 Grundmodell • • Effizienz der Einheit z (DMU: Decision Making Unit) m w j 1 n j x jz v y i 1 Mit xjk yik wj vi m n s i Max! iz Output j bei Einheit k, j=1..m [Stück] Input i bei Einheit k, i=1..n [Stück] Gewicht des Output j Gewicht des Inputs i Zahl der Outputfaktoren Zahl der Inputfaktoren Anzahl der Einheiten in der Analyse 109 • Effizienz aller s Einheiten ist maximal 100 % m w j 1 n j x jk v y i 1 i 1 für k 1..z..s ik 110 Überführung des Quotientenmodells in LP m w j 1 n j m w x jz Max! j 1 j x jz Max! v y 1 Output-Orientierung Überführung des vi yiz Quotientenmodell i 1 w x v y für k 1..z..s m s in LP n i 1 i iz m w j 1 n j i 1 j 1 x jk vi yik n 1 für k 1..z..s j jk i i 1 ik ODER n v y i 1 i m w j 1 j m w j 1 iz Min! x jz 1 Input-Orientierung n j x jk vi yik i 1 für k 1..z..s Ergebnisse • • • Berechnung der Gewichte so, dass sie für die zu optimierende DMU bestmöglich sind. Folge: Bei s DMUs sind s LPs zu berechnen. Erreicht eine DMU den Zielfunktionswert eins, ist sie (relativ) effizient. Erreicht sie ihn nicht, ist sie (relativ) ineffizient 112 Modellvarianten OutputOrientierung InputOrientierung Output und Input Orientierung Konstante Skalenerträge Primal und Dual Primal und Dual Primal und Dual Variable Skalenerträge Primal und Dual Primal und Dual Primal und Dual Software • • Efficiency Measurement System (EMS) http://www.wiso.unidortmund.de/lsfg/or/scheel/ems/ DEA-Solver in: Cooper, W., Seiford, L. und K. Tone (2006), Introduction to Data Envelopment Analysis and Its Uses, New York 114