Desphenylchloridazon - Kreis Rendsburg

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Transcript Desphenylchloridazon - Kreis Rendsburg

Landesamt für soziale Dienste
- Abt. Gesundheitsschutz Schleswig-Holstein
Überwachung von
Pflanzenbehandlungs- und schutzmitteln (PBSM) im Trinkwasser
G. Ostendorp, LAsD
2. Rendsburger Wassertag 18. März 2010
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Warum werden PBSM überwacht?
Landesamt für soziale Dienste
- Abt. Gesundheitsschutz Schleswig-Holstein
 PBSM-Wirkstoffe sind Gifte – für Pflanzen, Insekten,
Schnecken und auch für „Nicht-Zielorganismen“.
 In der Vergangenheit:
 DDT – Anreicherung im Fettgewebe
über die Nahrungskette führte z. B.
zu verminderter Eierschalendicke bei
Vögeln.
 E605 – Zahlreiche Vergiftungen bei
Landarbeitern, Morde, Suizide.
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Warum werden PBSM überwacht?
Landesamt für soziale Dienste
- Abt. Gesundheitsschutz Schleswig-Holstein
 „Moderne“ Wirkstoffe: Schneller abbaubar, keine
Anreicherung in der Umwelt, geringere Humantoxizität.
 Umfangreiche Prüfung, Zulassung nur, wenn
(theoretisch) keine Verlagerung in Grundwasser zu
erwarten.
► In der Praxis trotzdem immer wieder Nachweise von
Wirkstoffen oder Abbauprodukten im Grundwasser!
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Warum werden PBSM überwacht?
Landesamt für soziale Dienste
- Abt. Gesundheitsschutz Schleswig-Holstein
 Umfang der PBSM-Anwendung heute:
 Ca. 300 zugelassene Wirkstoffe.
 In Deutschland ca. 30.000 Tonnen pro Jahr.
 Bestimmungsgemäß großflächig ausgebracht.
 Bundesweit in ca. 28% der Grundwassermessstellen
mindestens ein PBSM nachweisbar.
► Die Überwachung von PBSM
im Trinkwasser ist notwendig.
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Landesamt für soziale Dienste
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Regelung der TrinkwV 2001
Grenzwert in Anlage 2 Teil I zu § 6 Abs. 2:
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Pflanzenschutzmittel und
Biozidprodukte
0,0001 mg/L
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Pflanzenschutzmittel und
Biozidprodukte insgesamt
0,0005 mg/L
 Keine konkrete Nennung einzelner Substanzen.
► Festlegung der Parameter durch das Gesundheitsamt.
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Landesamt für soziale Dienste
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Empfehlungsliste des LAsD
 Erste Erstellung und Veröffentlichung 2001.
 Überarbeitung und Aktualisierung 2005.
 Ergänzungen aus aktuellen Anlässen:
 2007 (Desphenylchloridazon)
 2009 (DMS / Tolylfluanid)
 Überarbeitung 2010 hat begonnen.
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Empfehlungsliste des LAsD
Landesamt für soziale Dienste
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 Kooperation von:
 LAsD (Trinkwasserbehörde)
► Funde im Trinkwasser in S-H und anderen
Ländern
 LLUR (Grundwasserbehörde)
► Daten der Grundwassermessnetze des Landes
 LWK (Pflanzenschutzbehörde)
► Kenntnisse über Zulassungs- und
Anwendungsbeschränkungen, Praxis
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Empfehlungsliste des LAsD (2009)
Atrazin
Diuron
Bentazon
Hexazinon
Carbetamid
Isoproturon
Chloridazon
MCPA
Chlortoluron
Mecoprop
Cloquintocet-mexyl
Metamitron
Desethylatrazin
Metazachlor
Desethylterbutylazin
Oxadixyl
Desisopropylatrazin
Picolinafen
Desphenylchloridazon
Quinmerac
2,6-Dichlorbenzamid
Simazin
Diflufenican
Terbutylazin
Dimefuron
Tolylfluanid
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Dimethylsulfamid
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Empfehlungsliste des LAsD
Landesamt für soziale Dienste
- Abt. Gesundheitsschutz Schleswig-Holstein
 Liste ist reine Empfehlung und Unterstützung für die
Kreise, nicht bindend.
 Bindend sind die Anforderungen des Kreises nach §§
19, 20 TrinkwV 2001.
 Abweichungen von der Empfehlungsliste sind möglich
und erwünscht.
 Liste wurde von vielen Kreisen und Versorgern
weitgehend übernommen.
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Empfehlungsliste des LAsD
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 Abweichungen in den Kreisen (Beispiele):
 Hamburger Umland: zusätzlich 1,2-Dichlorpropan
(Baumschulen)
 Helgoland: zusätzlich Lindan, PCP, PCB (Altlasten)
 Teile Westküste: zusätzlich 2,4-D, Bromacil,
Monuron, Metolachlor, Metribuzin, ggf. Propazin,
Lindan
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PBSM-Nachweise im Trinkwasser in SH
Landesamt für soziale Dienste
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► Atrazin
► Diuron
►
► Bentazon
► Hexazinon
2,4-D
Carbetamid
Isoproturon
►
Chloridazon
MCPA
Lindan
► Chlortoluron
► Mecoprop
Metolachlor
Cloquintocet-mexyl
Metamitron
► Metribuzin
► Desethylatrazin
► Metazachlor
► Monuron
Desethylterbutylazin
► Oxadixyl
Propazin
► Desisopropylatrazin
Picolinafen
► Desphenylchloridazon
Quinmerac
►
► Simazin
2,6-Dichlorbenzamid
Diflufenican
Terbutylazin
Dimefuron
► Tolylfluanid
Bromacil
1,2-Dichlorpropan
► Dimethylsulfamid
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Untersuchungen in RD-ECK
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Empfehlungsliste wurde unverändert umgesetzt.
Positive Befunde:
► Bentazon: 1 Gemeindewerk
► Desphenylchloridazon: 11 Gemeindewerke
oder Gruppenversorger
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Untersuchungen in RD-ECK
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Untersuchungen von Hausbrunnen im Rahmen eines vom
Land geförderten Projektes in mehreren Regionen:
 Geringe Brunnentiefe,
 zum Teil schlechter Zustand,
 kaum regelmäßige PBSM-Untersuchungen.
 Auswahl von Brunnen nach verschiedenen Kriterien:
Baumschulen, Obstbau, Ackerbau/Mais, Nähe zu
belasteten Versorgern.
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Hausbrunnen in RD-ECK
 20 von 25 Anlagen mit PBSM-Nachweis, bis 4 Stoffe.
 13 Anlagen mit Konzentrationen >0,1µg/l.
Stoff
Anzahl
>0
Anzahl
>0,1µg/l
Höchstwert
Atrazin
1
0
<0,01
Bentazon
6
2
0,13
Bromacil
1
0
<0,01
Desethylatrazin
1
0
<0,01
Desphenylchloridazon
14
10
2,4
Dimethylsulfamid
5
2
0,41
Mecoprop
1
0
<0,01
Metribuzin
4
0
<0,01
Tolylfluanid
2
0
<0,01
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Landesamt für soziale Dienste
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Untersuchungen in RD-ECK
Übersicht: Von PBSM-Belastungen betroffene Gemeinden
WICHTIG:
Markierte Gemeinden sind in der
Regel nur punktuell betroffen
(Gruppenversorgungen, Hausbrunnen), nicht flächendeckend!
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Bentazon
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
Kontaktherbizid (Photosynthesehemmer)

Anwendung: Getreide, Kartoffeln.

Beim Menschen: Mäßig starkes Nervengift, evtl.
Anreicherung im Fettgewebe.

In der Umwelt: Wassergefährdend.
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Desphenylchloridazon
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
Abbauprodukt des Herbizids Chloridazon
(Photosynthesehemmer).

Anwendung von Chloridazon: Rüben, Zwiebeln,
Mangold.

Chloridazon in der Umwelt: Keine Anreicherung,
Abbau u. a. zu Desphenylchloridazon (t1/2 ~ 6-8
Wochen).

Chloridazon im Grundwasser: Wegen des Abbaus
selten nachweisbar.
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Desphenylchloridazon

Landesamt für soziale Dienste
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Desphenylchloridazon ist
beständiger als Chloridazon.
MarkusHagenlocher

Auftreten im Grundwasser ab ca. 2-6 Jahre nach
Anwendung von Chloridazon erwartet; längerer
Verbleib.

Beim Menschen: Desphenylchloridazon hat nach
derzeitigem Wissensstand geringe Giftigkeit.

In der Umwelt: Desphenylchloridazon wird nur
langsam abgebaut; relativ geringe Ökotoxizität.
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Dimethylsulfamid (DMS)

Abbauprodukt des Fungizids Tolylfluanid.

Anwendung von Tolylfluanid: Obst- und Weinbau,
Ziergehölze.

Tolylfluanid in der Umwelt: Keine Anreicherung,
Abbau u. a. zu DMS (t1/2 ~ 2 Wochen).

Tolylfluanid im Grundwasser: Wegen des Abbaus
kaum nachweisbar.
Bikrenhof-Engelsbach.de
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Dimethylsulfamid (DMS)

DMS ist beständiger als Tolylfluanid; längerer
Verbleib im Grundwasser.

In der Umwelt: DMS wird nur langsam abgebaut;
geringe Ökotoxizität.

Beim Menschen: DMS ist nach derzeitigem
Wissensstand nicht giftig.

PROBLEM: DMS kann in der Trinkwasseraufbereitung (Ozon) in krebserregendes Nitrosamin
(NDMA) umgewandelt werden!
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Grenz- und Richtwerte (1)
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
Grenzwert (GW) der TrinkwV bzw. EU-Richtlinie:
Dauerhaft einzuhalten; 0,1µg/L für alle PBSM.

Trinkwassermaßnahmenwert (TMW) des UBA:
Befristet hinnehmbar, wenn GW überschritten;
stoffabhängig 1-10µg/L = Vorsorgewert.

Trinkwasserleitwert (TWL) des BfR: Toxikologisch
abgeleitet, Basis für TMW-Ableitung; stoffabhängig.
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Grenz- und Richtwerte (2)
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
Gesundheitlicher Orientierungwert (GOW): Wenn in
TrinkwV kein GW für den Stoff vorhanden (Bsp.
PFT); stoffabhängig 1 oder 3µg/L.

Vorsorge-Maßnahmewert (VMW): Analog TMW für
Stoffe mit GOW; 10µg/L für alle Stoffe.

WHO-Werte: Toxikologisch abgeleitete,
stoffabhängige Empfehlung. Gute Orientierung,
wenn in BRD/EU keine Regelung für den Stoff
vorhanden ist.
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Vorgehen bei Nachweis von PBSM
PBSM im Reinwasser
>0,1µg/L
nein
ja
Beobachten, Vorsorge,
Verträge mit LW…
keine Genehmigung,
kein Sanierungsplan
Gesundh. Bewertung:
TMW vorhanden?
nein
ja
Sofortmaßnahmen,
Nutzungseinschränkung,
Ersatzversorgung
nein
<TMW
Neuer
TMW
Stoffbewertung
durch UBA/BfR
ja
Ausnahmegenehmigung
Überwachung
Sanierungsplan
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„Zulassung von Abweichungen“
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Ausnahmegenehmigungen sind kein Freifahrtschein!

Dauer: Max. 3 x 3 Jahre (mit Genehmigung durch
BMG/EU) - §9 TrinkwV.

Information der VerbraucherInnen ist zwingend.

Dichteres Überwachungsprogramm üblich.

Planung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen.
► Ziel ist immer die Wiederherstellung einwandfreier
Trinkwasserqualität!
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PBSM entfernen
Technische Möglichkeiten bei der Wassergewinnung:



Neue Brunnen,
andere Brunnenschaltung,
Zukauf von Wasser, Mischung.
► Häufig durch örtliche und hydrogeologische
Gegebenheiten eingeschränkt.
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PBSM entfernen
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Technische Möglichkeiten bei der Wasseraufbreitung:



Aktivkohlefilter – für die meisten Wirkstoffe und
Abbauprodukte möglich.
Membranfiltration (Nanofiltration) – für gut
wasserlösliche Stoffe manchmal besser als
Aktivkohle.
Oxidation (Ozon, Chlor) – problematisch, da
gesundheitliche Bewertung der Oxidationsprodukte
unklar.
► Aufwändige Technik, intensive Überwachung,
erhebliche Kosten, nicht für alle Stoffe möglich.
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Vielen Dank !
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Empfehlungsliste des LAsD (2009)
Atrazin
Diuron
Bentazon
Hexazinon
Carbetamid
Isoproturon
Chloridazon
MCPA
Chlortoluron
Mecoprop
Cloquintocet-mexyl
Metamitron
Desethylatrazin
Metazachlor
Desethylterbutylazin
Oxadixyl
Desisopropylatrazin
Picolinafen
Desphenylchloridazon
Quinmerac
2,6-Dichlorbenzamid
Simazin
Diflufenican
Terbutylazin
Dimefuron
Tolylfluanid
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Dimethylsulfamid
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