Transcript Teil 2c
Internationales Gesundheitsmanagement Teil 2c Steffen Fleßa Lst. für Allgemeine BWL und Gesundheitsmanagement Universität Greifswald Epidemiologie nicht-infektiöser Erkrankungen 2 Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen 2.1 2.2 2.3 2.4 Determinanten der Nachfrage: Überblick Demographische und epidemiologische Transition Epidemiologie infektiöser Erkrankungen Epidemiologie nicht-infektiöser Erkrankungen 2.4.1 Grundproblem und Abgrenzungsproblematik 2.4.2 Herz-Kreislauf-Erkrankungen 2.4.3 Krebs 2.5 Risikofaktoren 2.5.1 Ernährung 2.5.2 Wasser und Hygiene 2.5.3 Rauchen, Alkohol und Umwelteinflüsse 2.5.4 Schwangerschaft und Geburt 2.5.5 Gesundheitswesen in Megastädten 2.6 Filter zwischen Bedürfnis und Nachfrage Risikofaktoren und Entwicklung 2.5.1 Gesundheit und Ernährung • Traditionelle Vorstellung: – • Hunger, Unterernährung Realität – – – – Fehlernährung Adipositas „Zivilisationskrankheiten“ hohe Komplexität der Ernährungssituation weltweit! • im selben Land viele „Ernährungswelten“ Angebot und Nachfrage nach Nahrungsmitteln Objektiver Ernährungsmangel (Kalorien, Proteine, Vitamine… Subjektives Mangelerlebnis (Hunger) Bedarf (Wunsch nach bestimmten Nahrungsmitteln) NACHFRAGE Spekulation Alternative Verwendung Objektiver Ernährungsmangel (Kalorien, Proteine, Vitamine… Subjektives Mangelerlebnis (z.B. Mobilität) Subjektives Mangelerlebnis (Hunger) Bedarf (z.B. Wunsch nach Biosprit) Bedarf (Wunsch nach bestimmten Nahrungsmitteln) NACHFRAGE Angebot Boden - Fläche - Qualität Arbeit - Quantität - Qualität NahrungsmittelProduktion - Technologie - Organisationsform - Management Technologie - Saatgut/… - Maschinen Wetter - Niederschlag - Temperatur Nahrungsmittel - Quantität - Qualität - Portfolio Umwelt -zerstörung -pflege Ernährungssicherheit Ernährungssicherheit Gesundheitszustand Nahrungsaufnahme Nahrungssicherheit Zugang zu Nahrungsmitteln als Ergebnis des Nahrungsmittelmarktes (Preis, Qualität, Menge, Distanz, …) Fürsorgekapazität Wissen, Bildung Wohlfahrt (z.B.Mutterschutz u.a.) Gesundheit s-pflege Zugang zu sauberem Trinkwasser, zu Fäkalentsorgung und zu Gesundheitseinrichtungen Menge und Qualität verfügbarer Ressourcen: • menschlich • natürlich • wirtschaftlich Gesellschaftlicher und politischer Rahmen Mangelernähurng (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/78/Percentage_population_undernourished_world_map.PNG) Mangelernährung Neugeborene mit Mangelernährung [Mio/Jahr] Latin America & Caribbean (1.2) China (1.1) Africa (4.3) India (7.8) Other Asia (5.3) 10 Mangel- und Fehlernährung • Mangel ist nicht gleich Mangel • Hunger Globale Mangelernährung – • (früher: Protein-Energie-Mangelernährung) ‚hidden hunger‘ Mikronutrient Mangel – einzelne Nährstoffe (z.B. Vit.A, Eisen, Jod) 11 Anämie bei Schwangeren (=Eisenmangel) 12 Übergewicht 13 Nairobi 2012 Risikofaktor Übergewicht (Frauen) Risikofaktor Übergewicht (Männer) Übergewicht China wird reicher ... Anteil der Bevölkerung Chinas (20-45 Jahre), der weniger als 10% der Energie aus Fett zu sich nimmt: 1989 1991 1993 1997 Anteil .. mehr als 30% der Energie aus Fett… 1989 1991 1993 1997 17 Diabetes: auch in Entwicklungsländern Globale Diabetes Prävalenz Million en Menschen 250 +57% 200 150 2000 100 50 0 2030 +51% +62% +31% +64% x1000 Menschen Diabetes: auch in Entwicklungsländern 1.200 1.000 800 600 400 200 0 Globale Diabetes Mortalität im Jahr 2000 (Altersgruppe 35 bis 64 Jahre) 977.000 204.000 231.000 261.000 89.000 19 Ernährungszustand von Diabetikern in Nordtansania (Krawinkel 2008) BMI>30 22% BMI 25-29 38% BMI<18,5 3% BMI 18,5-24,9 37% Ernährung und Krankheiten • Regelkreis: – – • Fehl/Mangelernährung macht anfällig für Krankheiten Krankheiten führen zu Fehl/Mangelernährung Begründung: – erhöhter Bedarf bei Krankheiten • • – Kalorien: bis zu 100 % zusätzlich Vitamine: bis zu mehreren 100% zusätzlich Spezielle Krankheiten es Verdauungsapparates, z.B. Hakenwurm Anämie 2.5.2 Wasser und Hygiene • • Nutzung in Deutschland (44.000 l c.p. p.a.) – – – Landwirtschaftliche Bewässerung (3%) Brauchwasser im Haushalt (Körperhygiene): 14% • Trinkwasser: 0,5-2,5 l pro Tag Brauchwasser der Industrie (83%) Nutzung in Entwicklungsländer (z.B. Indien: 91250 l p.c. p.a.): – Überwiegend landwirtschaftlich http://www.hydrologie.uni-oldenburg.de/ein-bit/11686.html Medizin und Wasser Wasserverbrauch pro Tag http://www.forumla.de/f-politik-gesellschaft-92/ t-wasserknappheit-81294 Medizin und Wasser Hippocrates of Cos • (460 BC -370 BC) "Luft, Wasser und Plätze" – – Whoever wishes to investigate medicine properly, should proceed thus: in the first place to consider the seasons of the year, and what effects each of them produces for they are not at all alike, but differ much from themselves. Then the winds, the hot and the cold, especially such as are common to all countries, and then such as are peculiar to each locality. We must also consider the qualities of the waters, for as they differ from one another in taste and weight, so also do they differ much in their qualities. These things one ought to consider most attentively, and concerning the waters which the inhabitants use, whether they be marshy and soft, or hard, and running from elevated and rocky situations, and then if saltish and unfit for cooking; and the ground, whether it be naked and deficient in water, or wooded and well watered, and whether it lies in a hollow, confined situation, or is elevated and cold; and the mode in which the inhabitants live, and what are their pursuits, whether they are fond of drinking and eating to excess, and given to indolence, or are fond of exercise and labor, and not given to excess in eating and drinking. http://www.paganrod.com/2010/02/hippocrates-on-airs-waters-and-places.html Medizin und Wasser Declaration of Alma Ata (1978) • – Primary health care … includes at least: – – – – – – – education concerning prevailing health problems and the methods of preventing and controlling them; promotion of food supply and proper nutrition; an adequate supply of safe water and basic sanitation; maternal and child health care, including family planning; immunization against the major infectious diseases; prevention and control of locally endemic diseases; appropriate treatment of common diseases and injuries; and provision of essential drugs; Medizin und Wasser Millennium Development Goals 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. – – – – – Halbierung der extremen Armut und des Hungers bis zum Jahr 2015 Wasser als Grundlage der Ernährung Verwirklichung der allgemeinen Primarschulbildung Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stellung der Frau Senkung der Kindersterblichkeit Wasser und Hygiene als Basis der Kindergesundheit Verbesserung der Gesundheit von Müttern Wasser und Hygiene als Basis der Müttergesundheit Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten Malaria als water-related disease Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit Wasserkreislauf Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft Medizin und Wasser Wasserbezogene Krankheiten • • • (Trink-)Wasser-übertragene Krankheiten – – Wasser als Übertragungsmedium Z.B. Cholera, Hepatitis A, Diphterie, Salmonellen, Polio Wasser-abwaschbare Krankheiten – – Wasser als Präventionsmedium Z.B. Erkältungskrankheiten, Würmer, Durchfallerkrankungen, Pocken Wasser-residente Krankheiten – – Wasser als Reservoir Z.B. Bilharziose, Malaria, Dengue, Flussblindheit Medizin und Wasser Wasser und Gesundheit • 884 Mio. Menschen haben keinen Zugang zu sicherem Wasser • 2.6 Mrd. Menschen haben keine sicheren Toiletten • 10% der weltweiten Krankheitslast wird durch Wasser und Sanitation verursacht • 30% der Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern wird durch Wasser und Sanitation verursacht (OECD 2011) Medizin und Wasser Beispiel: Rotavirus • Häufigste schwere Durchfallerkrankung weltweit – – 111 Mio. Fälle jährlich 25 Mio. im Gesundheitssystem • • – 850.000 Todesfälle jährlich (primär Kinder) • • 35-50% klinischer Durchfallerkrankungen 2 Mio. Krankenhauseinweisungen <5 Jahre Haupttodesursache: Dehydration Übertragungsweg: fäkal-oral Wasserknappheit http://www.savemynature.com/message/13525 Medizin und Wasser Wasserknappheit und Population • http://www.tor-nach-afrika.de/home/content.cfm?ID=366&nav=Partnerschaften Medizin und Wasser Kampf ums Wasser Medizin und Wasser Durchfallerkrankungen http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ef/Choleraverbreitung_%28deutsch%29.PNG Cholera-Fälle weltweit Medizin und Wasser Trinkwasser Fliegen Essen Mund Stuhl Boden (auch ü. Schweine, Hühner,) Hände, auch Gebrauchsgegenstände (insb. Kleinkinder) TOILETTE Diesfeld et al. (1997): S. 94 Medizin und Wasser INFEKTION Toilettensysteme: Primärprävention • • • • • – – – – – Keine Toilette Straßenrand, Busch, Wasserkanäle, Reisfelder… Trockenlatrine Grube mit Abdeckplatte, Gefahr der Gasbildung, Fliegenbrutstelle Belüftete Trockenlatrine Grube wird entlüftet, Fliegenfalle Spültoilette mit Geruchsverschluss Geringer Wasserverbrauch, dient primär über Siphon der Geruchsreduktion Wasserklosett Vollständige Entfernung der Exkremente mit Hilfe von Wasserdruck und -menge Medizin und Wasser 2.5.3 Rauchen, Alkhol und Umwelteinflüsse • Tabak-assoziierte Todesfälle in Deutschland (inkl. Passivrauchen) – – – – – – Krebserkrankungen: 60.000 Herz-Kreislauferkrankungen: 52.000 Atemwegserkrankungen: 28.000 Summe: > 140.000 (16 % aller Todesfälle) Fast jeder 6. Bundesbürger stirbt an Folgen des Tabakkonsums 86 % der Raucher sterben nach Schätzungen des Centre for Disease Control am Tabak Tabakkonsum (Anteil der erwachsenen Männer, die rauchen) • http://en.wikipedia.org/wiki/Smoking Risikofaktor Tabak und Armut (WHO 2007) Kosten des Rauchens (Deutschland 2003) • • • Durchschnittlicher Konsum: 16,6 Zigaretten pro Raucher und Tag Tabaksteuer (2008): 13,6 Mrd. Euro Kosten – – Direkte Kosten: 7,5 Mrd. Euro • • • • Ambulante Versorgung: 24 % Medikamente: 24 % Reha: 4 % Akute Krankenhausversorgung: 48 % • • Mortalität: 4,7 Mrd. Euro Morbidität: 8,8 Mrd. Euro Indirekte Kosten: 13,5 Mrd. Euro Quelle: Neubauer et al. (2006): Mortality, Morbidity, and Costs attributable to Smoking in Germany. Tobacco Control 15, S. 464-471 Kosten des Rauchens • • • (International) Australien (2004/5) – Tabaksteuer: 5,1 Mrd. US$ – Direkte Kosten: 1,7 Mrd. US$ – Indirekte Kosten: 3,1 Mrd. US$ Massachusetts (USA) – Direkte Kosten: 4,3 Mrd. US$ – Indirekte kosten: 1,7 Mrd. US$ Taiwan (2001) – Direkte Kosten: 2,3 Mrd. US$ – Indirekte Kosten: 2,0 Mrd. US$ Quelle: Collins, D.J.; Lapsely, H.M. (2008): the costs of tobacco, alcohol and illicit drug abuse to Australian society. Commonwealth of Australia, Canberra Huans, X. et al. (2008): Smoking-attributable mortality and economic costs. Bureau of substance abuse services, Department of Public Health, Mass. Yang, M.C. et al. (2005): Smoking attributable medical expenditures… Tobacco Control 14, 62-70 60 Prävalenz [%] Prävalenz des täglichen Tabakrauchens (≥18Jahre, 2003-2004 50 40 30 20 10 0 Süd-Ost-Asien Afrika Östliches Mittelmeer West-Pazifik WHO-Region 1. Quintil 5. Quintil Amerika Europa Modell des Rauchens Phase II Phase III Phase IV Todesfälle durch Rauchen [%] Raucheranteil an der erwachsenen Bevölkerung [%] Phase I Männliche Raucher Todesfälle männlicher Raucher Weibliche Raucher Todesfälle weiblicher Raucher Alkoholkonsum http://gamapserver.who.int/mapLibrary/Files/Maps/Global_adult_percapita_consumption_2005.png Risikoprofil http://gamapserver.who.int/mapLibrary/Files/Maps/Global_patterns_drinking_score_2005.png Folgen http://gamapserver.who.int/mapLibrary/Files/Maps/Global_subregions_dalys_2004_generalized.png Umwelteinflüsse Wirtschaftswachstum Nachfrage Produktion - CO2 FCKW CO N2O CH4 H2O Lufttemperatur Wassertemperatur Glet- Niederschläge Überflu- Stürme scher Migration tung Agrarfläche Bodenschutz Deichbau Gesundheitseffekte Verschiebung der Klimazonen Dürre Meeresspiegel Erschließung Deichbau Waldverlust 2.5.4 Schwangerschaft und Geburt • Ausgangspunkt: Millennium Development Goals, Ziele 3-5 – Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stellung der Frau – Senkung der Kindersterblichkeit • Senkung der Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren um zwei Drittel bis zum Jahr 2015 (Basisjahr 1990) – Verbesserung der Gesundheit von Müttern • Senkung der Müttersterblichkeitsrate um drei Viertel bis zum Jahr 2015 (Basisjahr 1990) Müttersterblichkeit in Deutschland 1900-1999 600 500 400 300 310 350 460 Maternal Mortality Rate = MMR Live Birth = LB 220 200 100 80 40 15 0 19 00 -0 19 9 10 -1 9 19 20 -2 9 19 30 -3 19 8 39 -4 9 19 50 -5 19 9 60 -6 9 19 70 -7 9 19 80 -8 19 90 9 -1 99 9 MMR/100.000 LB 490 6 Müttersterblichkeit im Vergleich 1000 900 USA USA 800 700 Median Poor Countries '93 600 England E&W 500 400 300 200 SW Schweden 100 0 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 Müttersterblichkeit im Vergleich 1000 900 USA USA 800 Durchschnitt der Median Poor Countries '93 LLDCs 2000 700 600 England E&W 500 400 300 200 SW Schweden 100 0 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 Müttersterblichkeit weltweit (Todesfälle/100.000 Lebendgeburten) Müttersterblichkeit weltweit 99% mütterlicher Todesfälle (Todesfälle/100.000 ereignen sichLebendgeburten) in EL! Gesundheit und Demographie Deutschland Tansania KindersterblicHkeit (<5. Lebensjahr) 5/1000 Geburten 154/1000 Geburten Müttersterblichkeit 0,06/1000 Geburten 7/1000 Geburten 79 Jahre 46 Jahre 1,3 5,2 2412 12 Lebenserwartung Fertilität (Kinder je Frau) Gesundheitsausgaben per capita in US$ Müttersterblichkeit: eine prioritäres Gesundheitsproblem? • Müttersterblichkeit ist ein wesentlicher Teil der Gesamtsterblichkeit bei Frauen im reproduktiven Alter (10-30%) Müttersterblichkeit ist ein wesentlicher Teil der Schwangerschaftsbezogenen Sterblichkeit: 7% aller schwangerschaftsbezogenen Todesfälle betreffen die Mütter. Anteil an der Krankheitsbelastung (Burden of disease in DALYs) in Afrika: • • – – Maternal conditions: Perinatal: 3,2 % 6,5 % Mutter-Kind Programme (MCH) • 1948: Mother-Child-Health (MCH) ist einer der vier Prioritäten bei Gründung der WHO • 1978: MCH ist ein Element von PHC - Schwangerenvorsorge und Geburtshilfe - Ausbildung von MCH-Gesundheitsarbeitern - Schwerpunkt kindliches Überleben Mutter-Kind Programme (MCH) • 1985: Mehr Aufmerksamkeit für die mütterliche Gesundheit: “Where is the “M” in MCH?” 1987: Safe Motherhood Initiative: - Risikokonzept in der Schwangerenvorsorge - Ausbildung traditioneller Hebammen (TBAs) - Geburtshilfe im Referenzhospital (Distriktkonzept) Internationale Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung • Abkürzung: – – • ICPD Kairo 1994 Beschlüsse: – Vorsorge und Überweisung – Geburtshilfe durch ausgebildete Hebammen – Verhinderung von Überintervention – Abortion care – Qualitäts- und Effektivitätsteigerung – Informierte Entscheidung Safe Motherhood Actions 1999 • Inhalt: Revision der Safe Motherhood Strategie • Ziele: 1.Advance Safe Motherhood Through Human Rights 2.Empower Women: Ensure Choices 3.Safe Motherhood is a Vital Economic and Social Investment 4.Delay Marriage and First Birth 5.Every Pregnancy Faces Risks (Emergency Care) 6.Ensure Skilled Attendance at Delivery 7.Improve Access to Quality Reproductive Health Services 8.Prevent Unwanted Pregnancy and Address Unsafe Abortion 9.Measure Progress 10.The Power of Partnership “ The emphasis is on improving the accessibility, quality and utilisation of Emergency Obstetric Care for women who develop such complications, rather than on having contact with all pregnant women“ (D. Maine 1997) Verlust der Effektivität in der Schwangerenvorsorge Von der Erkennung des Risikos zur adäquaten Behandlung 29.7% Anteil an allen Schwangerschaften 30% 25% 19.0% 20% 14.3% 15% 10% 5% 3.6% 2.4% 0% iko Ris an hw c s ge ha rsc Ris ft iko a hw c s . ers g n e nn rka t n isu e erw Üb m ge n hle o f p erw Üb un eis g fol e gb t ä Ad at qu h be lt de n a Medizinische definierte Risikogruppen versus Selbsteinschätzung der Mütter (Beispiel Mtwara, Tansania) Geburten im Hospital: 21% Risikoschwangere nach Katalog: 29% Risikoschwangere im Hospital: 6% Die aktuelle Debatte • Kann die Müttergesundheit verbessert werden ohne Verbesserung der gesamten Gesundheitsversorgung? • Ist die Konzentration auf Notfallversorgung gerechtfertigt? • Welche Rolle spielt die Schwangeren-Vorsorge? • Mütterliche versus kindliche Gesundheit? • Verbesserung der rechtlichen und gesellschaftlichen Stellung von Frauen. Ethisches Dilemma: Abtreibung • • Beispiel Kenia: Abtreibung gesetzlich verboten Geschätzte Zahl von Abtreibungen: – – – • 300-400.000 p.a. Häufig Mädchen < 15 Jahre Postkoitale Verhütung: unbekannte Zahl Hohe Mortalität der illegalen Abtreibungen – Geschätzte 40 % der Müttersterblichkeit! Schlussfolgerungen • • Alle bisherigen “magic bullet” Konzepte haben versagt Wirkliche Fortschritte zur Senkung der Müttersterblichkeit erfordern neben spezifischen Maßnahmen (z.B. Hebammenausbildung) eine generelle Verbesserung der Gesundheitsversorgung 2.5.6 Gesundheitswesen in Megastädten • Begründung: – Hohe Urbanisierung in Entwicklungsländern – starke Zuwendung an ländliche Probleme 1200000 Urbanisierung in Least Developed Countries 100 90 80 70 800000 60 600000 50 40 400000 30 20 200000 10 0 0 1940 1960 Bevölkerung rural (‘000) • • 1980 2000 Zeit [Jahre] Bevölkerung, urban(‘000) 2020 Bevölkerung rural [%] 2040 2060 Bevölkerung urban [%] http://esa.un.org/unpd/wpp/index.htm NB: weltweit war bereits 2008 die Mehrheit der Weltbevölkerung in städtischen Regionen angesiedelt! Bevölkerung [%] Bevölkerung ['000] 1000000 „Urban Penalty“ • • Frühe industrielle Revolution: Lebenserwartung in Städten deutlich niedriger als am Land = urban penalty Entwicklung: seit 20. Jahrhundert nicht mehr existent Lebenserwartung bei Geburt (Jahre) Land, Kleinstädte Großstädte Jahr Lebenserwartung in England und Wales (Szreter 1999) Beispiel: Gesunde / Kranke Städte • Städte mit mehr als 10 Mio. Einwohnern 1980 New York, Mexico City, Sao Paulo, Shanghai, Tokyo 1990 2000 New York, Mexico City, Sao Paulo, Shanghai, Tokyo, Los Angeles, Buenos Aires, Mumbai, Kalkuta, Peking, Seoul New York, Mexico City, Sao Paulo, Shanghai, Tokyo, Los Angeles, Buenos Aires, Mumbai, Kalkuta, Peking, Seoul, Reio de Janeiro, Lagos, Cairo, Krachi, Delhi, Dhaka, Jakarta, Manila Entwicklung der Einwohnerzahl ausgewählter Städte, 1950-2005 Gesundheitsförderung: hier? oder hier? • http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140673613608697/images?imag eId=fx1§ionType=lightBlue&hasDownloadImagesLink=false Krankheiten mit erhöhter Prävalenz in Megastädten • • • • • • – – – Krankheiten der Verdauungsorgan Hohe Kindersterblichkeit Lungenkrankheiten, Asthma Hohe Luftverschmutzung • • Mexico City als „dreckigste Stadt“ Ozon > WHO Standard an mehr als 300 Tagen / Jahr Gehörverlust Geräuschverschmutzung • Nervosität, Kommunikationsstörungen, Schlafstörungen Übergewicht Allergien Diabetes Probleme • Unsichere Wohnbedingungen - physisch (z.B. Erdrutsche) - rechtlich (fehlende Besitztitel, bes. Frauen) • Unsichere Trinkwasserversorgung; fehlende Sanitation • Hohe Bevölkerungsdichte => Risiko von Krankheitsausbreitung • Gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen Probleme (2) • Wirtschaftswachstum erreicht nicht alle gleichmäßig: soziale Ungleichheit bleibt • Empowerment: gesundheitsbewusste Mittelklasse wird erreicht – nicht die Armen • Andere Prioritäten: Arbeit, Besitztitel, Rechtsstellung von Frauen … • Sozialstrukturen: nicht gewachsen / gefährdet durch Umsiedlungsprogramme Probleme (3) • Ärzte oft desinteressiert an Empowerment (eigenen Rolle hinterfragen) und an Prävention (rauchen selbst) • Prävention erfordert Investitionen, z.B. Infrastruktur für Sport (fehlt besonders für Frauen) • Behandlung manifester Erkrankungen komplex und teuer Probleme in Slums Umweltverschmutzung Geringes Einkommen Gefährliche Arbeitsbedingungen Hohe Bevölkerungsdichte Soziale Ungleichheit Fehlende Sozialstrukturen Schlechte Wohnbedingungen Fehlende körperliche Aktivität Geringe Hygiene Atemwegserkrankungen, Allergien, Lärm Arbeitsunfälle Gewalt Durchfallerkrankungen, Parasitosen Geringe öffentliche Sicherheit Malaria Übergewicht, Diabetes Geringe Lebensqualität, hohe Sterblichkeit Unfälle AIDS 2.6 Filter zwischen Bedarf und Nachfrage 2 Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen 2.1 Determinanten der Nachfrage 2.2 Demographische und epidemiologische Transition 2.3 Epidemiologie infektiöser Erkrankungen 2.4 Epidemiologie nicht-infektiöser Erkrankungen 2.5 Risikofaktoren 2.6. Filter zwischen Bedürfnis und Nachfrage 2.6.1 Distanz und Nachfrage 2.6.2 Preiselastizität und Versicherung Bedeutung der Distanz für das Gesundheitswesen • Dienstleistungscharakter: – fehlende Lagerfähigkeit – fehlende Transportfähigkeit – meist Kundenpräsenz bedingend • • Folge: Produktion und Absatz in Einheit von Ort, Zeit und Handlung Folge: Zeitnahe Distanzüberwindung ist essentiell Distanzreibungseffekt x xx x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x xx x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x xxxx x x x x xxxxx xx x x x x x x x xxxxx x x x xx x x xxxx xxxxxxxxx x x x xxxxxxxxxxx x x x x x x x x x x xxxxxxx x x x xx xxxx x x xx xxxxxx xx x x x x x x xxxxx x xx x xx x x x x x x x x x x xx x x x x x x x x x x xxxxxx xxx x x x x xx xx x x xx x xx x x x x xx x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Distanzreibungseffekt Transaktionen Distanz Newton’sche Gravitätsformel •G Gravität zwischen zwei Zentren •C Konstante • Mi Masse des Zentrums i •d Distanz zwischen zwei Zentren •α Friktionskonstante, abhängig von Infrastruktur, mentaler Mobilität, relativem Nutzen Problem: Kurative Medizin hat kleines Alpha, Prävention großes Alpha Distanzreibung und Einzugsgebiet (theoretischer Ansatz) F(d) 1 F(d)urban F(d)rural Distanz (d) Tatsächliches Einzugsgebiet 20 18 16 Patienten [%] 14 12 10 8 6 4 2 0 0 10 20 30 40 50 Distanz zum Masasi Krankenhaus [km] 60 70 Minimaldistanzeinzugsgebiet 20 18 Patienten, Einwohner [%] 16 14 12 10 8 6 4 2 0 0 10 20 30 40 50 Distanz zum Masasi Krankenhaus [km] Patienten Einwohner 60 70 Einzugsgebiet Kajiado Hospital, Kenia 100 90 Anteil der Patienten [%] 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 0,5 1 1,5 2 3 3,5 Distanz [km] 4 5 6 8 15 Einzugsgebiet Thikai Health Centre, Kenia 100 90 80 Anteil der Patienten [%] 70 60 50 40 30 20 10 0 0 0,5 1 2 3 4 5 7 10 15 Distanz [km] 20 30 40 50 60 70 100 150 2.6.2 Preiselastizität und Versicherung • Vorgehen – – • Grundlagen sollten aus Ökonomik bekannt sein Hier: Ausnahmen Zur Wiederholung: Definition der Elastizitäten – – – Preiselastizität Kreuzpreiselastizität Einkommenselastizität Auslastung und Gebühren in 24 kirchlichen Krankenhäusern (1994) Belegung [%] 200 150 100 50 0 0 20 40 60 Gebührenanteil [%] 80 100 ambulante Patienten Nachfrage nach ambulanten Diensten in Mvumi Hospital 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 1991 1993 1995 Zeit [Jahr] 1997 Gebührenbefreiung für Armutsgruppen • Armutsbegriff – – • absolute Armut (1 US$) relative Armut: Ausschluss von der „normalen“ Lebensform Probleme: – Festlegung der Kriterien • • – Einkommensarmut? Vermögensarmut? (Massai mit 200 Kühen?) Side-payments Anteil der Kunden in Gesundheitseinrichtungen, die für gebührenfreie Dienstleistungen bezahlen müssen (Kenia) 70% 55% 60% 50% 60% 54% 45% 40% 30% 20% 10% 0% Immunisation Antenatal Family planning Delivery Staaten Human Development Index Rank Gini-Koeffizient Bevölkerung mit einem Einkommen von weniger als 50 % des Median [%] Island 1 -- -- Norwegen 2 25,8 6,4 Irland 5 34,3 16,2 Schweden 6 25,0 6,5 Schweiz 7 33,7 7,6 Niederlande 9 30,9 7,3 Frankreich 10 32,7 7,3 Finnland 11 26,9 5,4 Spanien 13 34,7 14,2 Staaten Human Development Index Gini-Koeffizient Bevölkerung mit einem Einkommen von weniger als 50 % des Median [%] Dänemark 14 24,7 5,6 Österreich 15 29,1 7,7 Großbritannien 16 36,0 12,5 Belgien 17 33,0 8,0 Luxemburg 18 -- 6,0 Italien 20 36,0 12,7 Deutschland 22 28,3 8,4 Griechenland 24 34,3 14,3 Slowenien 27 28,4 8,2 Portugal 29 38,5 - Staaten Human Gini% der Development Koeffizient Bevölkerung Index mit einem Einkommen < 4 US$/Tag Tschechische Rep. 32 25,4 4,9 Malta 34 -- 1 Ungarn 36 26,9 6,7 Polen 37 34,5 8,6 Slowakai 42 25,8 7,0 Litauen 43 36,0 37 Estland 44 35,8 12,4 Lettland 45 37,7 - Kroatien 47 29,0 - Bulgarien 53 29,2 - Weissrussland 64 29,7 - Staaten Human Gini% der Bevölkerung mit Development Koeffizient einem Einkommen Index < 4 US$/Tag BosnienHerzegowina 66 26,2 - Russische Förderation 67 39,9 18,8 Albanien 68 31,1 - Mazedonien 69 39,0 - Ukraine 76 28,1 - Armenien 83 33,8 - Türkei 84 43,6 - Georgien 96 40,4 - Moldawien 111 33,2 - G ro eu t R n a In d n nd ie la us s ilie n a ch na d Br as Ka kr ei ie hi n ita nn n d pa SA hl an C sc Fr an ßb r D Ja U Millonäre Millionäre weltweit (2008) (>1Mio. US$ Finanzvermögen) 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Armut in Deutschland www.armutsatlas.de Armut in Deutschland www.armutsatlas.de Folge • • • Ein großer Teil der Weltbevölkerung kann sich eine minimale Gesundheitsversorgung nicht leisten Krankenversicherung ist eine Möglichkeit, das Risiko einer katastrophalen Auszahlung zu poolen Auch in Deutschland könnte ein Teil der Bevölkerung keine Gesundheitsversorgung finanzieren Nachteile der Versicherung • Standard-Wissen: – – – – • Adverse Selection Moral Hazard Gemeinkosten Risiko Nachteile in Ressourcenarmen Ländern: – – – Nachholbedarf Institutionenprobleme Ethnologische Probleme