Einführung in die Germanistische Linguistik9 – SyntaxII

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Transcript Einführung in die Germanistische Linguistik9 – SyntaxII

Ei9nführung in die Germanistische Linguistik, 9
Prof. Dr. Wolfgang Wildgen
Einführung in die
Germanistische Linguistik
9. Sitzung
Syntax der deutschen Sprache II
(Satzbaupläne, Konstruktionen)
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Operationen am Satz
Durch die Verschiebeprobe kann die Zusammengehörigkeit
von Satzgliedern getestet werden; die Ersatzprobe zeigt,
welche Satzglieder durch ein Wort (am besten durch ein
Pronomen) ersetzt werden können; d.h. welche
Expansionen einer Strukturposition sind.
• Aufgabe 1: Segmentieren Sie den Satz:
Der Fußballspieler hat im Pokalfinale ein Tor geschossen.
(kursiv = das Prädikat)
• Aufgabe 2:Bestimmen Sie per Weglassprobe die
obligatorischen und die fakultativen Satzglieder:
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Syntax des Deutschen
Zwei Grundprinzipien
Es gibt traditionell zwei Strategien in der Analyse des
einfachen Satzes.
•
Die auf die logische Unterscheidung von Subjekt und
Prädikat fußende Analyse nennt man in der modernen
Form Konstituenten-Analyse.
•
Der europäische Strukturalismus (Tesnière, 1959) hat
eine dieser entgegen gesetzten Analyse nach
Abhängigkeit (Dependenz) bzw. Valenz eingeführt. Wir
sprechen von Valenz-Analyse.
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Konstituenz (Phrasenstruktur, Teil—Ganzes—
Hierarchien)
Beispiel: Der Bauer stellt am Abend das Bier auf den Tisch.
Strukturbaum des normalisierten Satzes
S
NP
VP
PP
Der Bauer // stellt das Bier auf den Tisch // am Abend
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Da die PP (Präpositionalphrase) "am Abend" weglassbar ist, ergibt sich für den
Kernsatz der folgende Strukturbaum:
S
NP
Art
VP
N
V
NP
Art
Der
Bauer stellt das
PP
N
Bier
Pr
auf
NP
Art
N
den
Tisch
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Phrasenstrukturregeln
S
NP
VP
PP




NP
Art
V
Pr
VP
N
NP
NP
PP
Lexikalische Einsetzungsregeln:
Art 
der, den, das
N

Bauer, Bier, Tisch
V

stellt
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Dependenz / Valenz / Aktanz
Dependenz zwischen Wörtern
sind
wir
zufrieden
sehr
mit
Schilderung
Ihrer
Satz: Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer Schilderung.
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Dependenz zwischen Wortarten / Phrasen
Verb (V)
Pronomen (Prn)
Grad.partikel (Grp)
Adj.phrase (AdjP)
Präposition (Prp)
Nomen (Nom)
Poss. Pronomen (Prn)
Satz: Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer Schilderung.
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Die Struktur des einfachen Satzes
Beispiel für eine Konstituentenstruktur nach der Duden-Grammatik
Satz
Subjekt
Prädikatsverband
Prädikat
Der Gärtner
bindet
Akkusativobjekt
die Blumen
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Satzbaupläne
Durch den Kasus festgelegte Ergänzungen. Dabei sind Ergänzungen im
Nominativ weiter unterteilt in:
1. Subjekt
— Gleichsetzungsnominativ
2. Akkusativobjekt — Gleichsetzungsakkusativ
(Die Gleichsetzungskasus stehen im Prädikatsverband nach Verben,
wie sein, werden, nennen, heißen (transitiv), schelten,
schimpfen, schmücken. Weitere kasusdefinierte Ergänzungen
sind Dativobjekt und Genitivobjekt.
3. Präpositionalobjekt. Von den obligatorischen Präpositionalobjekten
sind die fakultativen adverbialen Präpositionalgefüge zu
unterscheiden.
4. Verbspezifische (valenzgebundene) adverbiale Bestimmungen:
Raumergänzung, Zeitergänzung, Artergänzung, Begründungsergänzung
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Einzelne Satzbaupläne
1. Subjekt + Prädikat
Satz
Subjekt
Prädikat
Die Rosen
blühen
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3. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt
Satz
Subjekt
Der Sohn
Prädikatsverband
Prädikat
Dativobjekt
dankte
dem Vater
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5. Subjekt + Prädikat + Präpositionalobjekt
Satz
Subjekt
Der Arzt
Prädikatsverband
Prädikat
Präpositionalobjekt
achtet
auf die Messwerte
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Konstruktionen mit prädikativem Nominativ
Satz
Subjekt
Prädikatsverband
Prädikat
Der Wirt
ist
Prädikativer Nominativ
mein Freund
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Satzbaupläne mit Valenz drei
Satz
Subjekt
Prädikatsverband
Prädikat
Er
verriet
Akkus.objekt
ihn
Präposit.objekt
an seine Freunde
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Nebenpläne
Satz
Prädikatsverband
Ergänzungsverband
Subjekt Prädikat Akk.objekt
Das
ist
den Aufwand
Artergänzung
wert
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Satzarten
Nach ihrem syntaktischen Bau und ihrer kommunikativen Funktion
unterscheidet man die Satzarten Aussagesatz, Fragesatz, Aufforderungs- bzw. Befehlssatz und Ausrufesatz.
Zusätzlich wird im Duden der Wunschsatz behandelt.
Beispiele:
Ich gehe einkaufen.
- Aussagesatz
Wohin gehst du?
- Fragesatz (Ergänzungsfrage)
Gehst du in die Stadt?
- Fragesatz (Entscheidungsfrage)
Bring Brötchen mit!
- Aufforderungs- oder Befehlssatz
Brächte er doch Brötchen mit!
- konjunktivischer Wunschsatz
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Transformationen
1a. Sie kauften sich einen neuen Wagen.
1b. Von ihnen wurde ein neuer Wagen gekauft.
2a. Sie kommt heute nicht, weil sie krank gewesen ist.
2b. Sie kommt heute nicht, denn sie ist krank gewesen.
3a. Ohne dass er davon wusste, hatte er einen Preis gewonnen.
3b. Ohne es zu wissen, hatte er einen Preis gewonnen.
4a. Während er nach Hause ging, überlegte er nochmals
verschiedene Fragen.
4b. Er ging nach Hause, verschiedene Fragen nochmals
überlegend
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Generative Grammatik
Die 'Generative Grammatik' wurde 1957 etabliert. Sie war zunächst auf
syntaktische Phänomene beschränkt und wurde seitdem in verschiedenen,
von der ursprünglichen Konzeption abweichenden Varianten variiert, die den
Ausgangspunkt anderer grammatik-theoretischer Konzeptionen gebildet
haben. Die Entwicklung der generativen Grammatik lässt sich in fünf
grundlegende Phasen aufteilen:
1. Frühe Transformationsgrammatik (1955-1964),
2. Standardtheorie (1965-70),
3. Erweiterte Standardtheorie [EST] (1967-1980) und das Konzept der
Modularität und
4. Government and Binding [GB] (seit 1980), mit parametrisierten Prinzipien,
5. Erweiterung hinsichtlich Ökonomiebedingungen im 'Minimalistischem
Programm' [MP] seit 1995.
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Übungen zur Syntax
Aufgabe 1:
Bestimmen Sie in den Texten 2. und 3. aus dem
Weserkurier die Aktanten (Ergänzungen) und die
freien Angaben (Zirkumstanten)
Aufgabe 2:
Suchen Sie fünf Sätze in den Texten 1-5 mit
unterschiedlichen Satzbauplänen aus und
zeichnen Sie die Strukturbäume nach der DudenGrammatik (Hauptpläne).
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Aufgabe 3:
Trennen sie im Text (5) die Hauptsätze und die
Nebensätze.
Aufgabe 4:
Bestimmen Sie im Text die Fragesätze und die
Imperativsätze.
Bestimmen Sie die dass-Sätze und das Verb, das
sie fordert.
Welche Nebensätze sind Relativsätze? Bestimmen
Sie die Konjunktion.
Welche Sätze stehen im Passiv? Wandeln Sie diese
in Aktiv-Sätze um (z.B. in Text 3 und 5).
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