Instrumente der Agrarpolitik

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Transcript Instrumente der Agrarpolitik

Gliederung
(1) Grundbegriffe der Agrarpolitik
(2) Ziele der Wirtschafts- und Agrarpolitik
(3) Besonderheiten des Agrarsektors und sein Wandel
(4) Instrumente der Agrarpolitik, Bewertung agrarpolitischer
Instrumente
(5) Träger der Agrarpolitik (Deutschland, EU); Politische
Prozesse der Willensbildung
(6) Die Gemeinsame Agrarpolitik und Ihre Reformen
(7) Politik zum Ländlichen Raum inkl.
Agrarumweltmaßnahmen, Politik für den Ökolandbau
(8) Internationale Aspekte der Agrarpolitik (WTO, EU)
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 1
Günther-Dieng/Häring
Ziele der Wirtschafts- und Agrarpolitik
Ziele
- geben an, was sein soll
- basieren auf und sind Wertvorstellungen
Wirtschafts- und Agrarpolitische Ziele sind
angestrebte Zustände oder Entwicklungen
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Ziele & Instrumente - 2
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Gesellschaftliche Grundziele
- Freiheit
- Gerechtigkeit
- Sicherheit
- Wohlstand
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Ziele & Instrumente - 3
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Gesellschaftliches Grundziel: Freiheit
1. Formale Freiheit vs. Materielle Freiheit
2. Wirtschaftliche Aspekte
Dispositionsmöglichkeiten der Haushalte
- Freie Konsumgüterwahl
- Freiheit bei Angebot von Produktionsfaktoren
(Arbeit, Boden)
Dispositionsmöglichkeiten der Unternehmen
- Gründung, Form, Standort von Unternehmen
- Unternehmensentscheidungen (Prod.-menge)
Koalitionsfreiheit
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Ziele & Instrumente - 4
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Gesellschaftliches Grundziel: Gerechtigkeit
Formale Gerechtigkeit (Gleichheit)
Leistungsgerechtigkeit
- Gleicher Lohn für gleiche Leistung
- Subjektive „Mühe“ als Leistungsmaßstab?
- Marktwirtschaft: Bezahlung nach der am Markt
bewerteten Leistung
- Problem: Unterschiedliche Eigentumsverhältn.
Chancengleichheit wird häufig als Voraussetzung für
Leistungsgerechtigkeit gesehen
Bedarfsgerechtigkeit
- Stützung des Agrarsektors damit nicht zu
begründen
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Ziele & Instrumente - 5
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Gesellschaftliches Grundziel: Sicherheit
Begrenzung von Schwankungen im Hinblick auf
Erreichung anderer Zielgrößen
Sozialer Frieden: Mechanismen zum Ausgleich von
Interessenskonflikten:
- Wettbewerbsmechanismus (marktgerechter
Ausgleich)
- Politische Institutionen zur Entscheidungsfindung
Wirtschaftliche Sicherheit:
- Versorgungssicherung in Krisenzeiten
- Soziale Sicherung des Einzelnen
- Sicherung von Einkommen und Vermögen
- Planungssicherheit (Politik- und Konjunkturschwankungen)
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Ziele & Instrumente - 6
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Gesellschaftliches Grundziel: Wohlstand
Versorgungsniveau mit Gütern zur
Bedürfnisbefriedigung
Weite Interpretation von „Gütern“:
- Marktgängige Güter
- Öffentlich bereitgestellte Güter (Infrastruktur)
- Öffentliche Güter (Umweltgüter...)
- Haushaltsproduktion (Hausarbeit...)
- Immaterielle Güter (Freizeit, Gesundheit...)
Dieses Ziel steht häufig im Mittelpunkt „wohlfahrtstheoretischer“ Analysen der Agrarpolitik!
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Ziele & Instrumente - 7
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Wechselwirkungen agrarpolitischer Ziele
Horizontal
1. Ziele können im Hinblick auf die logische Beziehung
zueinander untersucht werden
2. Verfolgung eines Ziels
- führt gleichzeitig zur Annäherung an eine
anderes Ziel (Komplementarität)
- geht auf Kosten einer anderen Zielerreichung
(Konkurrenz)
- berührt ein anderes Ziel nicht (Neutralität)
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Ziele & Instrumente - 8
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Wechselwirkungen agrarpolitischer Ziele
Vertikal
1. Spezifische Ziele können aus übergeordneten Zielen
abgeleitet werden (hierarchische Zielstrukturen)
2. Beispiel: wirtschaftspolitische Ziele können aus
gesellschaftlichen Grundzielen abgeleitet werden
- Effizienter Einsatz der volkswirtschaftlichen
Produktionsfaktoren
- Gerechte Einkommens- /Vermögensverteilung
- Stabilisierung des Wirtschaftsablaufs und
Versorgungssicherheit
- Wirtschaftliche Freiheit
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Ziele & Instrumente - 9
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Proklamierte Agrarpolitische Ziele
Die Ziele der EG/EU nach dem EWG-Vertrag (Art.39,
EWGV von 1957):
1. Die Produktivität der Landwirtschaft durch Förderung
des technischen Fortschritts zu steigern
2. auf diese Weise der landwirtschaftlichen Bevölkerung,
insbesondere durch Erhöhung des Pro-KopfEinkommens eine angemessene Lebenshaltung zu
gewährleisten
3. die Märkte zu stabilisieren
4. die Versorgung sicherzustellen
5. für die Belieferung der Verbraucher zu
angemessenen Preisen Sorge zu tragen
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Ziele & Instrumente - 10
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Weitere Ziele EU
Ergänzung durch ein handelspolitisches Ziel in
Art.110 des EWG-Vertrages:
Durch die Schaffung einer Zollunion beabsichtigen die
Mitgliedstaaten der EG im gemeinsamen Interesse zu
einer harmonischen Entwicklung des Welthandels, zur
schrittweisen Beseitigung der Beschränkung im
internationalen Handelsverkehr und zum Abbau der
Zollschranken beizutragen
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Ziele & Instrumente - 11
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Probleme, die aus diesen Zielen resultieren
Die Formulierung der einzelnen Ziele ist für die
Gestaltung der GAP nicht sehr hilfreich, da
- die Ziele in konkurrierender Beziehung zueinander
stehen
- die Ziele sind nicht exakt spezifiziert sind
- die Ziele der tatsächlichen Entwicklung der Agrarpolitik
innerhalb der EU widersprechen.
Beispiel: Die Verwirklichung des handelspolitischen Ziels
schränkt die Erhöhung der Protektion für Agrarprodukte
ein (Konflikt in den WTO-Verhandlungen.)
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Ziele & Instrumente - 12
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Warum sind die Ziele nicht präzise formuliert?
1. Divergenzen der agrarpolitischen Ziele zwischen den
verschiedenen Mitgliedsstaaten der EG sehr
unterschiedliche Zielvorstellungen im Hinblick auf die
Entwicklung der Einkommen in der Landwirtschaft
2. Unterschiede in der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung und im Entwicklungsstand der
Mitgliedsstaaten (Pro-Kopf-Einkommen von z.B. ca.
37.000 ECU in Luxemburg und ca. 13.000 ECU in
Griechenland, 1998)
3. Unterschiede in der Bedeutung des Agrarsektors
zwischen Mitgliedstaaten
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Ziele & Instrumente - 13
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Agrarpolitische Ziele Deutschlands
Ziele der Agrarmarktpolitik sind im LwG von 1955
definiert:
- Versorgungssicherung mit Nahrungsmitteln
- Produktivitätssteigerungen in der LW
- Annäherung der sozialen Lage der LW an diejenige der
Personen außerhalb der LW
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Ziele & Instrumente - 14
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Instrumente der Agrarpolitik (1)
 Instrumente der Agrarpolitik sind Maßnahmen die
den agrarpolitischen Zielen dienen sollen
 Einzelne Instrumente der Agrarpolitik: sehr
unterschiedlich
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Ziele & Instrumente - 15
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Instrumente der Agrarpolitik (2)
Gestaltung der rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen (Ordnungspolitik)
●
für Unternehmen
●
für vertragliche Beziehungen zwischen
Unternehmungen (z.B. Erzeugergemeinschaften)
●
für Produkt- und Faktormärkte
Einflussnahme auf den Ablauf des Wirtschaftsprozesses
(Ablaufpolitik)
●
Außenschutz- und Preispolitik
●
Subventionspolitik
●
Mengensteuerungspolitik
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Ziele & Instrumente - 16
Günther-Dieng/Häring
Instrumente der Agrarpolitik (3)
Übernahme von wirtschaftlichen Aktivitäten durch den Staat
(Bereitstellung „öffentlicher Güter“)
●
Ausbildung und Beratung
●
Forschung
●
Gesundheitswesen, (ländliche) Infrastruktur
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Ziele & Instrumente - 17
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Ansatzpunkte agrarpolitischer Maßnahmen
•
Markt- und Preispolitik (EU), Qualitätspolitik
•
Strukturpolitik (EU und national)
•
Agrarsozialpolitik (national)
•
Agrarumweltpolitik (EU und national)
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Ziele & Instrumente - 18
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Markt- und Preispolitik (1)
Ziele:

In meisten Industrieländern: vor allem
Einkommensziel

Jedoch auch: Stabilisierung und
Versorgungssicherung
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Ziele & Instrumente - 19
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Markt- und Preispolitik (2)
Außenwirtschaftliche Regelungen
Ziel: Schutz der eigenen Produzenten gegenüber
Weltmarkt (Preise und Mengen)
Instrumente:
1. Abschöpfungen (flexibler Zoll auf Agrarimporte)
2. Wert- und Mengenzölle
3. Exporterstattungen (Selbstversorgungsgrad > 100 %)
4. Mengenorientierte Regelungen (Importkontingente,
Lizenzen)
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Ziele & Instrumente - 20
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Beispiel: Getreidemarktordung (bisher)
Ziel: Getreide aus Drittländern bei niedrigerem
Weltmarktpreis den daraus resultierenden
Wettbewerbsvorteil auf dem Binnenmarkt der
EU nehmen
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Ziele & Instrumente - 21
Günther-Dieng/Häring
Markt- und Preispolitik (3)
Binnenwirtschaftliche Regelungen
Ziel: Erreichung zusätzlicher Stützung und
Stabilisierung der Inlandspreise
Instrumente
1. Interventionsregeln und Interventionspreis
2. Subventionen
3. Mengenregelnde Interventionen (Quoten)
4. Verwendungszwang
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Ziele & Instrumente - 22
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Bestehende Marktorganisationen (derzeit 22)
Lebende Pflanzen und Waren des Blumenhandels
Rohtabak, Hopfen
Faserflachs und –hanf
Obst und Gemüse, Verarbeitungserzeugnisse aus Obst
und Gemüse
Trockenfutter
Zucker
Getreide
Schweinefleisch, Rindfleisch, Schaf- und Ziegenfleisch
Eier, Geflügelfleisch
Reis, Wein, Bananen
Milch und Milcherzeugnisse
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Ziele & Instrumente - 23
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Einnahmen und Ausgaben der EU (2005)
9,8 %
0,8 %
0,7 %
5,2 %
0,9 %
6,0 %
8,2 %
14,0 %
3,8 %
49,6 %
73,8 %
27,2 %
Ausgaben
Einnahmen
Agrarbereich insgesamt
Strukturmaßnahmen
Forschung und technologische Entwicklung
Maßnahmen in Drittländern
sonstige Einnahmen
BSP-Eigenmittel
MwSt-Eigenmittel
Zuckerabgaben
Agrarzölle
Zölle
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Verwaltungsausgaben
Sonstiges
Ziele & Instrumente - 24
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Ausgaben für die Landwirtschaft
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Ziele & Instrumente - 25
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Finanzierungsüberblick über EAGFL
EAGFL
EAGFL G, Abt. Garantie
Gemeinsame
Marktorganisation
Direktzahlungen
Flankierende Maßnahmen
„Entwicklungsplan“
Aufforstung
Vorruhestand
Tierprämien
EAGFL A, Abt. Ausrichtung
Teil EAGFL-A des „Operationellen
Programms“
Agrarstruktur
Ländlicher Raum
Investitionen
Dorfentwicklung
Verarbeitung/
Vermarktung
Landtourismus
Flächenprämien
Agrarumwelt
Ben. Gebiete
Ben. Gebiete
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Ziele & Instrumente - 26
Ökolog. Landschaftsgestaltung
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Einzahlungen und Rückflüsse einzelner
Länder
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Ziele & Instrumente - 27
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Agrarstrukturpolitik
Agrarstruktur:
Struktur = qualitative und räumliche Verteilung des
Einsatzes der Produktionsfaktoren und der
zugehörigen Produktion
Agrarstrukturpolitik:
Gesamtheit aller Maßnahmen,welche die Agrarstruktur
beeinflussen
Deutschland:
Seit 1969 Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung
der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 28
Günther-Dieng/Häring
Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der
Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)
Ziele:
•
Förderung einer leistungs- und zukunftsfähigen
Land- und Forstwirtschaft
•
Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit im
gemeinsamen Markt
•
Verbesserung des Küstenschutzes
Verantwortung und Finanzierung:
•
Bund und Länder (und EU)
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Ziele & Instrumente - 29
Günther-Dieng/Häring
Haushaltsplan BMVEL (2005)
Haushaltsentwurf BMVEL 2005 in Mio €
53,3
20
118,4
289,5
122,6
landwirtschaftliche Sozialpolitik
720
Verbraucherpolitik
Gemeinschaftsaufgabe
Marktordnungskosten
109,5
Ministerium, Bundesämter,
Bundesforschungsanstalten
Bundesprogramm Ökolandbau
Nachwachsende Rohstoffe
3.677
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Ziele & Instrumente - 30
Sonstiges
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GAK - Finanzierung
75 % EU
nBL (Ziel-1-Gebiete)
25 % Bund/Land
Aufteilung 60/40
15 % Bund 10 % Land
50 % EU
alte Bundesländer
50 % Bund/Land
Aufteilung 60/40
30 % Bund 20 % Land
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Ziele & Instrumente - 31
Günther-Dieng/Häring
GAK Maßnahmen
 Verbesserung der ländlichen Strukturen
 Verbesserung der Produktions- und Vermarktungsstrukturen
 Nachhaltige Landbewirtschaftung
 Forstwirtschaftliche Maßnahmen
 Küstenschutz
Agrarstruktureller Rahmenplan legt die Maßnahmen
für mehrere Jahre fest:
 Planungsausschuss für Agrarstruktur & Küstenschutz
(PLANAK)
 Länder: erlassen Durchführungsbestimmungen, inkl.
Einschränkungen bei den Fördergrundsätzen
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Ziele & Instrumente - 32
Günther-Dieng/Häring
Maßnahmen
Förderbereiche
Ansatzpunkte
Maßnahmen der Strukturpolitik
Überbetrieblicher Bereich
Einzelbetrieblicher Bereich
Entwicklungsfähige Betriebe
Förderung der
integrierten
ländlichen
Entwicklung
nicht entwicklungsfähige Betriebe
Verbesserung
der ProduktionsNachhaltige
und
LandbewirtVermarktungsschaftung
strukturen
Ausgleichszulage
Markt- und ForstwirtForschung AEP
AFP
Ausbildung Flurbereinigung Marktstruktur- standortan- schaftliche
Wegebau
Maßnahmen
Beratung
verbesserung gepasste
LandbewirtDorferneuerung
schaftung
Wasserwirtschaft
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Ziele & Instrumente - 33
Ältere
Landwirte:
Vorruhestand
Jüngere
Landwirte:
Umschulung
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Agrarsozialpolitik
Bereiche:
• Landwirtschaftliche Alterssicherung
• Landwirtschaftliche Kranken- und Pflegeversicherung
• Landwirtschaftliche Unfallversicherung
Direkte Einkommensübertragungen: in der Diskussion
noch nicht umgesetzt, unabhängig von laufender
Produktion
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Ziele & Instrumente - 34
Günther-Dieng/Häring
Haushaltsplan BMVEL (2005)
Haushaltsentwurf BMVEL 2005 in Mio €
53,3
20
118,4
289,5
122,6
landwirtschaftliche Sozialpolitik
720
Verbraucherpolitik
Gemeinschaftsaufgabe
Marktordnungskosten
109,5
Ministerium, Bundesämter,
Bundesforschungsanstalten
Bundesprogramm Ökolandbau
Nachwachsende Rohstoffe
3.677
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 35
Sonstiges
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Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 36
Günther-Dieng/Häring
Formen direkter Einkommensübertragungen
Formen direkter
Einkommensübertragungen
Bezugsgröße
1. Personenbezogene direkte
Einkommensübertragungen
Personenbezogene Merkmale
z.B. Pauschalbetrag/Kopf
(= negative Pro-Kopf-Steuer)
In Abhängigkeit vom Einkommen
(= negative Einkommenssteuer)
2. Unternehmensbezogene
direkte Einkommensübertragungen
- faktorbezogen
- flächenbezogen
- kapitalbezogen
- arbeitsbezogen
- produktionsbezogen
- erfolgsbezogen
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Gegebenheiten im Unternehmen
Einsatzniveau der
Produktionsfaktoren
Boden
Kapital
Arbeit
Produktionsmenge bzw. Umsatz
Gewinn
Ziele & Instrumente - 37
Günther-Dieng/Häring
Prinzipien der Umweltpolitik in EU

Vorsorgeprinzip: vermeiden von Umweltgefahren

Verursacherprinzip: wer schädigt zahlt -> Schwierigkeit
der Identifikation!

Gemeinlastprinzip: Kosten umweltpolitischer
Maßnahmen, um direkte oder indirekte
Umweltbeeinträchtigungen zu vermindern, zahlt öffentliche
Hand.

Kooperationsprinzip: freiwillige Kooperationsbereitschaft
in ökologisch orientierten sozialen Marktwirtschaft, nutzt
marktwirtschaftliche Anreize.

Nutznießerprinzip: Kosten verminderten
Umweltverbrauch trägt Nutznießer, Endverbraucher, zahlt
für Unterlassung Umweltverbrauch.
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 38
Günther-Dieng/Häring
Ziele der Umweltpolitik in EU
 Umwelt: Erhaltung und Schutz, sowie Verbesserung der
Qualität;
 der Schutz der menschlichen Gesundheit;
 die umsichtige, rationelle Verwendung der natürlichen
Ressourcen;
 die Förderung von Maßnahmen auf internationaler Ebene
zur Bewältigung regionaler oder globaler Umweltprobleme.
! hohes Schutzniveau, wobei die unterschiedlichen
Gegebenheiten in den einzelnen Regionen der
Gemeinschaft berücksichtigt werden sollen, d.h. auch
deren Leistungsfähigkeit.
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 39
Günther-Dieng/Häring
Ziele der Agrarumweltpolitik
 Umweltbelastungen durch die Landwirtschaft zu
verringern, und
 eine Landnutzung zu verwirklichen, die zum Erreichen
von Umweltqualitätszielen beiträgt und
 sämtliche Nutzungspotenziale für die Zukunft erhält.
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 40
Günther-Dieng/Häring
Maßnahmen der Agrarumweltpolitik in
Deutschland
Umweltpolitische Instrumente
Ordnungsrechtliche
Instrumente
Umweltauflagen
Verbote
Gebote
Ökonomische bzw.
marktwirtschaftliche
Instrumente
Umweltabgaben
„Umweltsteuern“
Rechtliche Rahmenbedingungen
z.B.
- Zulassungs-,
Anmelde- und
Anzeigeverfahren
- Umwelthaftung
- Umwelthaftpflichtversicherung
- Umweltkontrolle
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Umweltlizenzen
oder Instrumente
mit ähnlicher
Grundidee
Entwicklung von
Umweltbewußtsein
Verhandlungslösungen
Ziele & Instrumente - 41
Sonstige
Instrumente
staatl. Instrumente
z.B.
- direkter
Umweltschutz
- Förderung von
F&E
- Subventionen
Organisatorische
Instrumente
z.B.
- Betriebl.
Umweltmanagement
- Umwelt-Audits
Günther-Dieng/Häring
Bewertung von Politikmaßnahmen:
Grundlegende Probleme
 Agrarmarktpolitische Instrumente berühren in der
Regel mehrere Ziele
 Häufig nicht nur erwünschte Wirkungen, sondern
auch unerwünschte Nebenwirkungen
Schwierigkeiten bei:
 ermitteln der exakten Wirkungsdauer
 eindeutigen Zurechnung der Wirkungen auf
Instrument
 der Bewertung der ökonomischen Wirkungen
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 42
Günther-Dieng/Häring
Bewertung der Wirkungen agrarpolitischer
Instrumente - Kriterien
1. Ordnungspolitische Konformität
2. Preis- und Mengeneffekte (Allokationseffekt; Einsatz
von Produktionsfaktoren, Produktionsmenge und
Struktur)
3. Budgetäre Effekte (Wirkung auf öffentl. Haushalt)
4. Wohlstandseffekte
5. Verteilungseffekte (Einkommen)
6. Effekte auf den internationalen Handel (Preis, Menge,
Ordnungspolitik)
7. Administrative Durchführbarkeit (Kontrollen, Admin.)
8. Umwelteffekte (Wohlfahrt! Budgetäre Wirkung)
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 43
Günther-Dieng/Häring
Beispiel: Intervention auf Agrarmärkten: Abschöpfungen,
Exporterstattungen zur Preisregulierung
Abschöpfung:
Exporterstattung:
Bei Importen wird die Differenz
zw. Weltmarktpreis und
Schwellenpreis abgeschöpft:
Bei Exporten wird die Differenz
zw. EU-Marktpreis und
Weltmarktpreis ausgeglichen
Richtpreis
Gewinn in EU Kasse
Ausgaben für EU Kasse
Inlandspreis
Schwellenpreis
Abschöpfung
Interventionspreis
(Mindestpreis)
Weltmarktpreis
(variabel)
Weltmarkt
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Exporterstattung
Weltmarktpreis
(variabel)
EU Binnenmarkt
Ziele & Instrumente - 44
Weltmarkt
Günther-Dieng/Häring
Wirkungsanalyse Abschöpfung
1. Ordnungspolitische Einordnung
mit Einschränkungen Systemkonform
2. Allokationswirkungen
Preis im Inland steigt, Preis auf Weltmarkt sinkt
3. Verteilungswirkung
Umverteilung von Einkommen der Verbraucher an die
Produzenten, ausländ. Produzenten an inländ. Produzenten
4. Wirkung auf öffentlichen Haushalt
bei Einfuhrbedarf kann Staat durch Abschöpfungen Einnahmen
erzielen
5. Administrative Durchführbarkeit
Kontrolle des Importwarenverkehrs
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 45
Günther-Dieng/Häring
Wirkungsanalyse einzelbetriebliche
Förderung
1. Ordnungspolitische Einordnung
nicht zweifelsfrei Systemkonform, jedoch kaum Auswirkungen
auf Gesamtkapitalmarkt
2. Allokationswirkungen
Investitionen – Produktionsausdehnung - Preissenkung
kann zu Verteuerung knappen Produktionsfaktor Boden kommen
3. Verteilungswirkung
Verschärfung der intrasektoralen Einkommensdifferenzen
4. Wirkung auf öffentlichen Haushalt
verbunden mit Ausgaben der öffentlichen Hand
5. Administrative Durchführbarkeit
Verwaltung zur Auswahl der Betriebe
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 46
Günther-Dieng/Häring
Wirkungsanalyse - Förderung des
Ökolandbaus – zur Diskussion
1. Ordnungspolitische Einordnung ?
2. Allokationswirkungen?
3. Verteilungswirkung?
4. Wirkung auf öffentlichen Haushalt?
5. Administrative Durchführbarkeit?
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 47
Günther-Dieng/Häring
Zusammenfassung (1)
 Die Politik (und damit die Agrarpolitik) verfolgt die
gesellschaftlichen Grundziele Freiheit, Gerechtigkeit,
Sicherheit, Wohlstand.
 Agrarpolitische Ziele können vertikale und horizontale
Wechselwirkungen aufweisen.
 Agrarpolitische Ziele sind in der EU-Politik nicht
deutlich formuliert – Grund: Heterogenität der
Mitgliedsstaaten.
 Agrarpolitische Maßnahmen werden durch Marktund Preispolitik, Qualitätspolitik, Strukturpolitik,
Agrarsozialpolitik, Agrarumweltpolitik wirksam.
 In Deutschland wird die Gemeinsame Agrarpolitik der
EU über die GAK umgesetzt und ergänzt.
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 48
Günther-Dieng/Häring
Zusammenfassung (2)
 Die Umweltpolitik in der EU beruht auf dem
Vorsorgeprinzip, Verursacherprinzip,
Gemeinlastprinzip, Kooperationsprinzip und
Nutznießerprinzip.
 Maßnahmen in der Agrarumweltpolitik in Deutschland
werden durch ordnungsrechtliche Instrumente,
ökonomisch bzw. marktwirtschaftliche Instrumente
oder sonstige Instrumente umgesetzt.
 Abschöpfungen und Exporterstattungen sind
Interventionen zur Preisregulierung auf
Agrarmärkten.
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 49
Günther-Dieng/Häring
WH Fragen (1)
1.
Welche Wechselwirkungen können agrarpolitische Ziele
zueinander haben ?
2.
Welche Probleme für die GAP entstehen durch die Ziele des
EG/EU EWG Vertrages von 1957?
3.
Was sind die Ziele der Agrarpolitik in Deutschland? Nenne
Sie Ansatzpunkte agrarpolitischer Maßnahmen?
4.
Nennen und erläutern Sie außen- und binnenwirtschaftliche
Maßnahmen der Markt- und Preispolitik!
5.
Was ist die GAK?
6.
Geben Sie ein Beispiel für Ansatzpunkt, Förderbereich und
Maßnahmen der Agrarstrukturpolitik!
7.
Wie wird die Agrarpolitik in Deutschland finanziert.
8.
Nach welchen Prinzipien handelt die EU-Umweltpolitik?
9.
Nennen Sie ökonomische Instrumente der Agrarumweltpolitik
in Deutschland!
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 50
Günther-Dieng/Häring
WH Fragen (2)
10. Warum lassen sich agrarumweltpolitische Maßnahmen schwer
bewerten ?
11. Anhand welcher Kriterien können agrarpolitische und
agrarumweltpolitische Maßnahmen bewertet werden?
12. Erklären Sie Interventionen zur Preisregulierung auf
Agrarmärkten !
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 51
Günther-Dieng/Häring
Glossar
Handelspolitik
trade policy
Ordnungspolitik
regulatory policy
Preispolitik
price policy
Strukturpolitik
structural policy
Agrarsozialpolitik
agricultural social policy
Agrarumweltpolitik
agri-evironmental policy
Qualitätspolitik
quality policy
Zölle
tariffs
Vorsorgeprinzip
precautionary principle
Verursacherprinzip
polluter pays principle
Gemeinlastprinzip
principle of common burden
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 52
Günther-Dieng/Häring
Literaturtipps
Henrichsmeyer W. und H.P. Witzke (1994): Agrarpolitik.
Band 2 – Bewertung und Willensbildung. S.156- 225;
338-405.
Grosskopf, W. und E. Thiele (2005): Grundlagen der
Agrarpolitik. S. 95-135.
Koster, U. (2005): Grundzüge der landwirtschaftlichen
Marktlehre. S. 237-329.
Einführung in die Agrarpolitik - WS 2008/09
Ziele & Instrumente - 53
Günther-Dieng/Häring