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Differenzierung von Gewalt- und
Sexualstraftätern
Notwendigkeit einer Neuordnung der Vielfalt?
Bundesarbeitsgemeinschaft der Ärzte und Psychologen in der Straffälligenhilfe e.V.
Freiburg i. Br., 7. Mai 2010
Dr. Gunda Wößner, Dipl.Psych.
Projektleiterin – Abteilung Kriminologie
Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht, Freiburg i.Br.
"Bei jeder Verurteilung wegen eines
Sexualdelikts oder Besitzes von
Kinderpornografie muss dem Täter
eine sexualmedizinische Therapie
auferlegt werden",
Christian Ahrendt, FDPRechtspolitiker in der „Neuen
Osnabrücker Zeitung“ (24.03.2010) .
Gliederung
0. Einleitung
1. Worin unterscheiden sich Gewalt- und Sexualstraftäter?
(Differenzierung)
2. Welche Rolle spielen Klassifizierungsversuche?
3. Welche Bedeutung haben 1. und 2. für Kriminalpolitik
(Prognose/Intervention)?
4. Fazit
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Behandlung – 4 Fazit
0.1 Einleitung: Abgrenzung
Gewalt
Sexual
§ 211 StGB Mord
§ 212 StGB Totschlag
§ 216 StGB Tötung auf Verlangen
§§ 224, 226 StGB gefährliche und
schwere Körperverletzung
§ 226 StGB Körperverletzung mit
Todesfolge
§ 231 StGB Beteiligung an einer
Schlägerei
§§ 249-252, 255, 316a StGB
Raubdelikte
§ 239a StGB Erpresserischer
Menschenraub
§ 239b StGB Angriff auf den Seeund Luftverkehr sowie
Geiselnahme
§177 Sexuelle Nötigung; Vergewaltigung
§178 Sexuelle Nötigung und
Vergewaltigung mit Todesfolge
§174 Sexueller Missbrauch von
Schutzbefohlenen
§176 Sexueller Missbrauch von
Kindern
§176a Schwerer sexueller
Missbrauch von Kindern
§177 Sexuelle Nötigung;
Vergewaltigung
§178 Sexuelle Nötigung und
Vergewaltigung mit Todesfolge
§179 Sexueller Missbrauch
widerstandsunfähiger Personen
§180 Förderung sexueller
Handlungen Minderjähriger
182 Sexueller Missbrauch von
Jugendlichen
§183 Exhibitionistische Handlungen.
§184 Verbreitung pornografischer
Schriften
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
0.2 Forschungsparadigmen
Violent offenders
Violent sexual
offenders
Non-violent sexual
offenders
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
0.2 Forschungsparadigmen
Violent offenders
Violent sexual
offenders
Non-violent sexual
offenders
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
Gliederung
0. Einleitung
1. Worin unterscheiden sich Gewalt- und Sexualstraftäter?
(Differenzierung)
2. Welche Rolle spielen Klassifizierungsversuche?
3. Welche Bedeutung haben 1. und 2. für Kriminalpolitik?
4. Fazit
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
1.0 Differenzierung …
… aufgrund verschiedener Merkmalsbereiche
Neurobiologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
1.1 Differenzierung …
… hinsichtlich
Neurologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
Exkurs: Studiendesign SoThA-Studie
Zeitpunkt t1
Beginn der
Haftphase
(n=351)
Zeitpunkt t2
Kurz vor
Entlassung
(n=160)
biographische und tatbezogene
Merkmale; klinische Merkmale;
persönlichkeitsbezogene Variablen;
Inhalte der Maßnahmen
Aktenanalyse
Mitarbeiterbefragung
Zeitpunkt t3
1 Jahr nach
Entlassung
(n=80)
Selbstkontrolle
NEO-FFI
FPI-R
Selbstwert
Lebensumstände
Dunkelfeld
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Zeitpunkt t4
BZRAuskünfte
nach mind.
5 Jahren
1.1a SoThA-Studie: Selbstkontrolle
• Impulsivität
• Einfache Aufgaben
• Risk Seeking
• Körperlichkeit
• Ich-Bezogenheit
• Wut
FES-K (Grasmick et al. 1993)
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1.1b SoThA-Studie : FPI-R
• Lebenszufriedenheit
• Soziale Orientierung
• Leistungsbereitschaft
• Gehemmtheit
• Aggressivität
• Erregbarkeit
FPI-R (Fahrenberg et al. 2001)
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1.2 Differenzierung …
… hinsichtlich
Neurologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
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1.2 selbst erlebter Missbrauch
Jugendliche Täter:
(van Wijk, Vermeiren, Loeber, Hart-Kerkhoffs, Doreleijers und Bullens, 2006)
Eindeutige Ergebnisse zu Differenzen nur für:
•
selbst erlebte sexuelle Viktimisierung
•
Beziehungsprobleme
Erwachsene Täter:
(Jespersen, Lalumière, Seto, 2009)
Selbst erlebte/r Missbrauch
sexual offenders
violent offenders
Misshandlung
violent offenders
sexual offenders
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1.3 Differenzierung …
… hinsichtlich
Neurologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
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1.3 antisoziale Persönlichkeitsstörung
Friedrich & Pfäfflin (1998)
Gewaltstraftäter
Sexualstraftäter
75%
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
25%
1.3 antisoziale Persönlichkeitsstörung
Friedrich & Pfäfflin (1998):
Gewaltstraftäter
Sexualstraftäter
75%
25%
SoThA-Studie:
Durchschnittliche Anzahl an „Ja“-Antworten auf den Skalen zur
Erfassung der Antisozialen Persönlichkeitsstörung (SKID) (n=65)
Anzahl „Ja“-Antworten
15
12
9
6
Gew altstraftäter
Sexualstraftäter
5,34
3,96
3
SKID-II (Wittchen et al. 2001)
0
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1.4 Differenzierung …
… hinichtlich
Neurologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
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1.4 Schemata …
… bei Gewalt- und Sexualstraftätern:
• „Misstrauen/Feindseligkeit gegenüber Frauen“ Ver
• gewaltigungstäter
• „Wertlosigkeit“ Missbrauchstäter
• „Beschweren, Klagen/Rache“ und „Bedürfnis zu
schützen“ Gewaltstraftäter
Milner & Webster (2005)
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1.5 Differenzierung …
… hinsichtlich
Neurobiologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
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1.5 Empathie …
… bei Gewalt- und Sexualstraftätern:
1. Erhebungsinstrumente: für Sexualstraftäter
2. „Opferempathie“ – allgemeine Empathie
3. Missbrauchstäter haben Defizite in der
Opferempathie
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
1.6 Differenzierung …
… hinsichtlich
Neurobiologische
Befunde
Impulsivität und
impulsive Aggressivität
Empathie
Eigene Viktimisierung
Schemata
Dissozialität
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1.6 neurobiologische Marker …
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1.6a neurobiologische Marker …
… von Gewaltstraftätern („Psychopaths“):
• Orbitofrontaler Cortex:
Impulskontrolle, soziale Anpassung, moral.
Urteilsbildung (Young, Raine et al. 2009)
• Ventromedialer präfrontaler Cortex – Amygdala
defizitäre neuronale Verbindung und geminderte
Amygdala-Aktivität:
Gewalttätigkeit (zusf. Dreßing, Sartorius & Meyer-Lindenberger 2007)
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
1.6b neurobiologische Marker …
… von Sexualstraftätern (Pädophilie):
Orbitofrontaler Cortex:
verminderte graue Substanz
Erhöhte Aktivierung der rechten Amygdala
(zusf. Dreßing, Sartorius & Meyer-Lindenberger 2007)
Verminderte graue Substanz auch im Kleinhirn
und Striatum (Schiffer et al. 2007)
Keine Studien zu „violent sexual offenders“!
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
1. Differenzen?
Was wissen wir jetzt eigentlich?
Neurobiologische
Befunde
Empathie
Schemata
Impulsivität und impulsive
Aggressivität
Eigene Viktimisierung
Dissozialität
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
Gliederung
0. Einleitung
1. Worin unterscheiden sich Gewalt- und Sexualstraftäter?
(Differenzierung)
2. Welche Rolle spielen Klassifizierungsversuche?
3. Welche Bedeutung haben 1. und 2. für Kriminalpolitik?
4. Fazit
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
„Eine allgemeingültige Erklärung für
Sexualkriminalität kann es schon
deshalb nicht geben, weil die fraglichen
Delikte bis auf einen Bezug zur
Sexualität völlig unterschiedlich sein
können.“
(Göppinger 2008, S. 513)
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2. Klassifizierung: warum ?
„Classification can make handling large numbers of offenders
more efficient through a grouping process based on needs
and problems.“ (Bohn & Megargee 1979, S. 21)
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2. Klassifizierung: warum ?
„Classification can make handling large numbers of offenders
more efficient through a grouping process based on needs
and problems.“ (Bohn & Megargee 1979, S. 21)
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2.1 Typologien von Sexualstraftätern
• Rehder
-Durchsetzungsschwache
Missbrauch
-Dissozial und randständig
-Wutentladung bei Angepassten
-Abwehr v. Abhängigkeitsängsten
-schizoide Wiederholungstäter
-integrierte, aggressionsgehemmte
• Prentky und Knight
-Opportunistic Rapist
-Angry Rapist
-Sadistic Rapist
-Nonsadistic Rapist
-Vindictiv Rapist
• Groth
-Anger Rape
-Power Rape
-Sadistic Rape
24 verschiedene Kombinationen
-randständig, pädophil
-unauffällig, Autonomiestreben (Inzest)
-passive, hilflose (Delikt: Machterleben)
-sozial angepasste, abweisend gg.
Umwelt
• Prentky und Knight
24 verschiedene Kombinationen
2 Achsen:
-Grad der Fixierung
-Ausmaß und Art des Kontaktes
-Sadistische Komponente
• Groth
-Fixated Child Molester
-Regressed Child Molester
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2.2 Klassifizierung von
Gewaltstraftätern???
 Versuch der Identifizierung einer Subgruppe von Gewaltstraftäter
Sexualstraftäter
Gewaltstraftäter
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2.3 Typen von Sexualstraftätern I
Typisierungsmerkmale
Bewältigungsfähigkeiten
Cluster I:
Cluster II:
Sozial und psychisch
Psychopathologisch
Unauffällige
hoch Auffällige
Kaum
Bereitschaft zur
Gewaltanwendung
Gewaltanwendung
zur Konfliktlösung
durchaus vorhanden
Keine Gewalterfahrung
Gewalterfahrung in
in der Kindheit
der Kindheit
Soziale
Größte Integrations-
Integration
bereitschaft
Psychopathologisch
Psycho-
unauffällig (Ausnahme:
pathologie
mitunter hoher
Alkoholkonsum)
Bereitschaft zur
Integration durchaus
vorhanden
Cluster III:
Cluster IV:
Cluster V:
Überangepasste
Intelligenzgeminderte
Dissoziale
Keine
Tendenz zur Gewalt-
Gewaltanwendung
anwendung
Hohe Bereitschaft zur
zur Konfliktlösung
als Konfliktlösung
Gewaltanwendung
Extreme
Leichte Tendenz der
Sehr viel Gewalt
Gewalterfahrung
Gewalterfahrung
in der Kindheit erfahren
in der Kindheit
in der Kindheit
Hohe Integrationsbereitschaft
Niedrige Integration
Psychopathologisch
Paraphilie stark
Eher unauffällig,
auffällig in allen
ausgeprägt, ansonsten
z.T. Komorbidität
Bereichen
unauffällig
vorhanden
Behandel-
Günstige
Intellektuell günstig,
Vordergründig gute
barkeit
Behandelbarkeit
ansonsten ungünstig
Behandelbarkeit
Kaum bzw.
eingeschränkte
Behandelbarkeit
Kaum Integrationsbereitschaft
Keine Paraphilie, aber
höchster Suchtwert und
hoher Wert bei
Persönlichkeitsstörung
Intellektuell vorhanden
ansonsten ungünstig
Überwiegend fremde
Delikts-
Eher bekannte Opfer
Fremde Opfer
merkmale
Weniger Gewalt
Exzessive Gewalt
Fremde und bekannte
Opfer,
Eher fremde Opfer
Opfer
Gewaltanwendung
Mitunter exzessive
Wenig Gewalt
vorhanden, aber nicht
Gewalt
exzessiv
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2.4 Klassifizierung von
Gewaltstraftätern
• Versuch der Identifizierung einer Subgruppe von Gewaltstraftäter
Sexualstraftäter
Gewaltstraftäter
n=87
40,1 Jahre
Persönlichkeitsstörungen=43,9%
n=47
Durchschnittsalter=31,8 Jahre
Anteil Persönlichkeitsstörungen=35%
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2.5 Ergebnis: Typen von
Gewaltstraftätern
Cluster 3
Aggressionsgehemmt,
extreme Gewalt beim
Delikt, Deliktschwerpkt.
Tötungsdelikte, KV mit
Todesfolge, Alkoholpr.
„nahe“ Opfer (n=11)
Cluster 4
extreme Gewalttätigkeit, viel Gewalt erfahren,
diss. Persönlichkeitsst.,
Suchtproblematik,
Deliktschwerpunkt
Tötungsdelikte (n=6)
Cluster 1
Unauffällige,
wenig vorbelastet,
integriert, oft im
Zshg. mit Lebenskrise delinquent,
psychopath. unauffällig,
v.a. fremde Opfer (n=17)
Cluster 2
Generell gewalttätig,
viel Gewalt erfahren,
Persönlichkeitsst. aber
keine Suchtproblematik,
Deliktschwerpunkt Raub,
fremde Opfer (n=13)
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
2.6 Ergebnis: Typen von
Sexualstraftätern II
Typisierungsmerkmale
Cluster I:
Cluster II:
Sozial und psychisch
Psychopathologisch
Unauffällige
hoch Auffällige
Cluster III:
Cluster IV:
Cluster V:
Überangepasste
Intelligenzgeminderte
Dissoziale
 Gut angepasste, sozial unauffällige, fremde Opfer
 Dissoziales Muster, Opfer aus sozialem Nahraum
 Aggressionsgehemmte Täter mit erheblicher Gewalt bei Sexualdelikt
(vgl. Rehder)
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
Gliederung
0. Einleitung
1. Worin unterscheiden sich Gewalt- und Sexualstraftäter?
(Differenzierung)
2. Welche Rolle spielen Klassifizierungsversuche?
3. Welche Bedeutung haben 1. und 2. für Kriminalpolitik
(Prognose/Intervention)?
4. Fazit
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
3.1 Kriminalpolitik: Prognose
Für Sexualdelikt
•Sexuelle Devianz (z.B. paraphile Neigungen)
•Dissozialität (z.B. diagnostizierte Persönlichkeitsstörung, hoher PCLR-Summenscore)
Für Gewaltdelikt
•Dissozialität
•instabile Arbeitsverhältnisse
•Substanzmissbrauch
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
3.2 Kriminalpolitik: Intervention
• Risikofaktoren für schwer zu behandelnde Sexualstraftäter
z.B.: „Sexuelle Deviation“, Drogenprobleme, Arbeitsprobleme,
Beziehungsprobleme, geringe Bindungsfähigkeit, selbst Opfer
von Missbrauch, Verletzung der Opfer, Bagatellisieren,
„deliktfördernde Ansichten“, wenig realist. Pläne…
• Risikofaktoren für schwer zu behandelnde Gewaltstraftäter
z.B.: frühere Gewalttaten, früher Einstieg, Drogenprobleme,
Arbeitsprobleme „Psychopathie“, frühe
Verhaltensauffälligkeiten, geringe Bindungsfähigkeit,
Impulsivität, Mangel an Einsicht, wenig realist. Pläne …
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
3.2 Kriminalpolitik: Intervention
• Risikofaktoren für schwer zu behandelnde Sexualstraftäter
z.B.: „Sexuelle Deviation“, Drogenprobleme, Arbeitsprobleme,
Beziehungsprobleme, geringe Bindungsfähigkeit, selbst Opfer
von Missbrauch, Verletzung der Opfer, Bagatellisieren,
„deliktfördernde Ansichten“, wenig realist. Pläne…
• Risikofaktoren für schwer zu behandelnde Gewaltstraftäter
z.B.: frühere Gewalttaten, früher Einstieg, Drogenprobleme,
Arbeitsprobleme „Psychopathie“, frühe
Verhaltensauffälligkeiten, geringe Bindungsfähigkeit,
Impulsivität, Mangel an Einsicht, wenig realist. Pläne …
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
Gliederung
0. Einleitung
1. Worin unterscheiden sich Gewalt- und Sexualstraftäter?
(Differenzierung)
2. Welche Rolle spielen Klassifizierungsversuche?
3. Welche Bedeutung haben 1. und 2. für Kriminalpolitik?
4. Fazit
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
4. Fazit
Gibt es Unterschiede zwischen Sexual- und Gewaltstraftätern?
Ja, aber ….
Bringen uns die Klassifizierungen überhaupt etwas? Ja, aber …
Und was sagen wir Herrn Ahrendt von der FDP?
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
"Bei jeder Verurteilung wegen eines
Sexualdelikts oder Besitzes von
Kinderpornografie muss dem Täter eine
sexualmedizinische Therapie auferlegt
werden"
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Kriminalpolitik und Intervention – 4 Fazit
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Dr. Gunda Wößner, Dipl.-Psych.
Projektleiterin
Max-Planck-Institut für ausländisches
und internationales Strafrecht
Günterstalstr. 73
79100 Freiburg i.Br.
Tel.: +49 (761) 7081-289
Fax: +49 (761) 7081-294
[email protected]
Max-Planck-Institut
2. Identifizierung Subgruppe
Anhand folgender Merkmale
•
•
•
•
Bewältigungsfähigkeiten
Soziale Integration
Psychopathologie
Deliktsmerkmale
„Dissoziale“
•
•
•
•
•
Hohe Bereitschaft zur Gewaltanwendung,
viel Gewalt in der eigenen Kindheit
erfahren
Wenig integriert
Suchtproblematik und Persönlichkeitsstörung
Behandelbarkeit
Fremde Opfer, z.T exzessive Gewalt
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Rechtspolitik und Behandlung – 4 Fazit
Stand der Forschung - Erwachsene
• Gewaltstraftäter höhere Extroversionswerte als Sexualstraftäter
(Gudjonsson & Sigurdsson, 2000)
• Zusammenhang zwischen Sexualdelinquenz und niedriger
Impulskontrolle.
(Ponseti, Vaih-Koch & Bosinski, 2000)
• Alkoholmissbrauch:
Alkoholisierung bei der Tat bei Vergewaltigungstätern und
Gewaltstrafätern ähnlich hoch (Gudjonsson & Sigurdsson, 2000)
Mehr Alkoholmissbrauch bei Sexualstraftätern im Vgl. zu
Gewaltstraftätern (Abracen, Looman & Anderson 2000)
Vergewaltigungstäter häufiger bei Tat alkoholisiert als
Missbrauchstäter (Fiedler 2004, Elz 2002)
Stand der Forschung - Jugendliche
Literaturübersicht über Studien der Jahre 1995 bis 2005
Eindeutige Ergebnisse zu Differenzen nur für:
•
selbst erlebte sexuelle Viktimisierung
•
Beziehungsprobleme
(van Wijk, Vermeiren, Loeber, Hart-Kerkhoffs, Doreleijers und Bullens, 2006)
Kein Unterschied bei Feindseligkeit und Impulsivität
Geringeres Ärgerniveau, Selbstwert, Selbstwirksamkeit bei
Sexualstraftätern
(Hosser & Bosold 2004)
Eigene Ergebnisse: Keine
signifikanten Differenzen bei
• Selbstwert (Multidimensionalen Selbstwertskala MSWS nach Schütz & Sellin)
• Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten
FEE (in Anlehnung an Schuhmacher et al.)
• Einfühlungsbereitschaft und Betroffenheit (Empathiefragebogen EMP
nach Leibetseder)
• Intelligenz (Mehrfachwortschatztest MWT-B)
• Trait- Angst (STAI, Laux et al. 1981)
• Aufmerksamkeits-Belastungstest d2 (Brickenkamp 2002)
Häufigkeit von Sexualdelikten
• Sexualmorde an Kindern in der BRD: 0 – 5 pro Jahr
• Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (2006) BRD:
52231 (angezeigte Fälle), in Ba-Wü ca. 5440
Prozentanteil an gesamter Kriminalität: 1%
• Missbrauch: 66,7%
Vergewaltigung/Nötigung: 33,3%
• Raubmord (2006): 63 (davon 25 vollendet, 38 versucht)
Sexualmord (2006): 23 (davon 16 vollendet, 7 versucht)
Mord (2006): 983 (davon 375 vollendet, 608 versucht)
Vergewaltigung/Nötigung mit Todesfolge (2006): 4 (2005: 10)
Wie erfolgreich ist Behandlung?
• Einschlägige Rückfallquote bei Sexualstraftätern: 11% 33%
• Allgemeine Rückfallquote bei Sexualstraftätern: 70%
• Behandlung reduziert Rückfall um 10% - 12%
Aber: Bei der Behandlung und in der Forschung wird
kaum Unterschieden zwischen verschiedenen
Tätertypen – dies vermischt Effekte
1.6 neurobiologische Marker …
… Sexualstraftätern:
0 Einleitung – 1 Differenzierung – 2 Klassifizierungsversuche – 3 Rechtspolitik und Behandlung – 4 Fazit
Gefangene mit hohem Rückfallrisiko brauchen intensive
Maßnahmen.