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WERTE, GESELLSCHAFT,
PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG
Dr. Nils Köbel
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Persönlichkeit und Werte: Einführende Gedanken
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Charles Taylor: Die Identität einer Person ist nur vor dem
Hintergrund ihrer Werte und ihrer Sinnorientierung zu
verstehen
Wenn wir Personen kennenlernen wollen, fragen wir stets direkt
oder indirekt, was ihnen wirklich ‚etwas wert ist‘, welche
Haltungen sie gegenüber anderen und sich selbst haben
Was sind Werte?
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Otfried Höffe: Werte sagen, was man achtet und hochschätzt,
ein Wert ist ein Kriterium guter Lebensführung, eine positiv
eingeschätzte Leitvorstellung für das Handeln
Werte bedeuten Standards, die ein Leben lebenswert machen
Werte benennen Ziele, Zwecke und Einstellungen, für die es
sich lohnt zu leben (und ggf. sogar zu sterben ?)
Otfried Höffe: Drei Hauptgruppen von Werten
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Funktionale Werte: Technische/strategische Haltungen, die relational
gültig sind (Disziplin, Fleiß, Pünktlichkeit, etc.)
Pragmatische Werte: dienen dem langfristigem Wohl des Individuums
(Gesundheit, Vitalität, Besonnenheit, etc.) oder dem Wohl von
Gemeinschaften und Gesellschaften (Rechtssicherheit, Gemeinwohl,
etc.)
Moralische Werte: sind für sich selbst und aus sich selbst heraus gültig,
verlangen Unbedingtheit (Würde, Ehre, Lebensrecht, Gerechtigkeit,
etc.)
WARUM BINDEN SICH MENSCHEN
AN WERTE?
Dr. Nils Köbel
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Wie entstehen Wertbindungen und Grundhaltungen?
Bild: iwp.jku.at
Hans Joas (*1948)
Soziologe
Bild: Time.com
Charles Taylor (*1931)
Philosoph
Hans Joas: Die Entstehung der Werte
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Wertbindungen sind nicht mit Absicht erzeugbar, zumindest nicht auf
direktem Wege, sie können nicht Gegenstand von Intentionen sein
Dies gilt vor allem für den Bereich der Erziehung: Menschen fühlen
sich nicht deshalb an Werte gebunden, weil sie ihnen verordnet
werden
Deshalb sind ‚Moralpredigten‘ ein besonders ineffektives Verfahren
der Werteerziehung
Werte werden nicht vom Individuum gewählt, sondern Werte
verankern sich durch individuelle Lebenserfahrungen tief in der
Persönlichkeit
Hans Joas: Die Entstehung der Werte
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Diese entscheidenden Lebenserfahrungen haben Joas zufolge
einen passiven Charakter:
In besonderen biographischen Lebensmomenten machen
Personen die Erfahrung, dass sie von Werten berührt oder
ergriffen werden
Hans Joas: Die Entstehung der Werte
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Wertbindungen besitzen in diesem Sinn eine
Begegnungsdynamik: Personen begegnen in sozialen
Beziehungen und Situationen bestimmten Werten
Entsprechend ihrer bislang entwickelten
Persönlichkeitsstruktur lassen sich Personen dann auf die
Dynamik eines Wertes ein und binden sich an ihn
Menschen binden sich an Werte, wie sie sich an andere
Personen binden
Charles Taylor: Moralische Landkarten
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Die Wertbindungen bilden im Bewusstsein einer Person eine
bestimmte, individuelle Rangordnung aus
Charles Taylor spricht hierbei von moralischen Landkarten
Moralische Landkarten sind Orientierungsmaßstäbe für die
Bewertung der eigenen Lebensvollzüge
Durch bedeutsame Lebenserfahrungen kann sich die Hierarchisierung
der Werte in einer moralischen Landkarte verändern
Beispiele bedeutsamer Lebens- und Werterfahrungen
Karl Popper (1902 – 1994):
Hans Küng (*1928):
„Die Schießereien der Hörlgasse“
„Urvertrauen als Sinn des Lebens“
PÄDAGOGIK UND WERTE
Dr. Nils Köbel
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Der Zweck von Erziehung: Lernen
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Die Pädagogik fragt nicht nur danach, wie der Mensch lernt,
sondern auch, was der Mensch lernen sollte, um potentiell ein
‚glückliches Leben‘ führen zu können
In diesem Sinne ist die Pädagogik sowohl auf die
Erscheinungsformen des Lernens, als auch normativ, mit Hinblick
auf die Themen des Lernens, ausgerichtet
Der pädagogische Dreiklang des Lernens besteht aus Können,
Wissen und Wollen
Lernen: Können, Wissen, Wollen
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Können: verkörperlichte Handlungsfähigkeiten und Fertigkeiten,
die dem Menschen helfen, seine Lebenspraxis routinehaft zu
gestalten
Wissen: Erwerb von Kenntnissen, die in der Lage sind, die Welt
zu erklären und damit verstehbar und handhabbar zu machen
Wollen: Haltungen und Einstellungen, die der Mensch ausbilden
muss, um sein Wissen und Können sinn- und bedeutungsvoll im
Hinblick auf sich selbst, die Anderen und die Welt aktualisieren
zu können > Werte (Joas) und Grundhaltungen (Henrich)
Pädagogische Wertevermittlung
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Werte Lernen heißt Erfahrungslernen
Werteerziehung bedeutet die Ermöglichung, Reflexion und den
Austausch von wertbildenden Lebenserfahrungen
Mit Heranwachsenden gemeinsam erzählen: Welche
Lebensgeschichten haben zu welchen Wertbindungen geführt?
Nicht rationale Argumente, sondern plausibilisierende
Geschichten stehen dann im Vordergrund: narrative Pädagogik
Pädagogische Wertevermittlung
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Die Werte, die eine Person vermitteln will, muss dieser Person
selbst wichtig sein
PädagogInnen müssen an ihrer eigenen Person zeigen können,
dass es sinnvoll und lebensbereichernd ist, eine bestimmte
Grundhaltung auszubilden oder sich an einen bestimmten Wert
zu binden
Literatur
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Brumlik, Micha/Ellinger, Stephan/Hechler, Oliver/Prange,
Klaus : Theorie der praktischen Pädagogik
Henrich, Dieter: Denken und Selbstsein
Henrich, Dieter: Werke im Werden. Über die Genese
philosophischer Einsichten
Joas, Hans: Die Entstehung der Werte
Joas, Hans: Braucht der Mensch Religion?
Taylor, Charles: Die Quellen des Selbst