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Die NORAH – Studien
Rainer Guski + Dirk Schreckenberg
29.08. 2012
Volkshaus Wildau
Hintergrund
• Ausbau-Vorhaben an drei deutschen Flughäfen
• Lärmmedizinische Gutachten in Planfeststellungsverfahren
sollten die zu erwartenden Lärmwirkungen im Ausbaufall
prognostizieren
– extrapolieren aber in der Regel Daten von nicht-geänderten
Flughäfen
– berücksichtigen keine zeitlichen Entwicklungen
– berücksichtigen keine Effekte des Ausbaus per se
• Es gibt bisher nur Daten über Ausbau-Wirkungen aus dem
Bereich der Lebensqualität und Belästigung (v.a.
Straßenlärm)
• Zur Einschätzung und Bekämpfung heutiger Effekte des
Flughafenausbaus fehlen aktuelle interdisziplinäre
Untersuchungsergebnisse auch von Änderungsflughäfen.
2
Ausgangslage
•
Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf dafür, dass Lärm einzelner
Verkehrsarten
(Flug-, Schienen-, Straßenverkehrslärm)
– stört und belästigt
– die physiologische Stressregulation verändert
– bei Kindern die kognitive Leistung beeinträchtigt
– mit dem Risiko von Erkrankungen wie hoher Blutdruck,
Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche assoziiert ist
Offen sind:
• Übertragbarkeit einzelner Ergebnisse auf andere Flughäfen
• Verstärken sich Erkrankungen oder Belästigung, wenn Flug-, Straßen-,
und Zugverkehr gleichzeitig wirken?
• Welche Auswirkungen hat die Änderung der Lärmbelastung, z.B. durch
neue Flugrouten ?
• Gibt es Erkrankungen, die durch eine hohe Lärmbelästigung ausgelöst
werden?
• Gibt es weitere Einflussfaktoren, die die Lärmwirkungen auf
Gesundheit und Belästigung noch verstärken können?
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Aufgaben der NORAH-Studie
• Untersuchung von Belästigung, Störung und gesundheitsbezogener
Lebensqualität durch die drei Verkehrslärmarten Flug-, Schienen-,
Straßenverkehr
• Erarbeitung von Kausalität und Expositions-Wirkungsbezügen
• Ermittlung der Wirkung der Lärmbelastungsänderung (Längsschnitt)
• Untersuchung des Risikos und der Häufigkeit von Erkrankungen und
Neuerkrankungen (Prävalenz, Inzidenz)
 Die Aufgaben werden in verschiedenen Teilmodulen bearbeitet.
 Die einzelnen Teilmodule beinhalten spezifischere Fragestellungen
bzw. zu bearbeitende Hypothesen.
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Inhalt und Aufbau der NORAH-Studie
Belästigung &
Lebensqualität
Gesundheit
Entwicklung
Modul 1: Belästigung & Lebensqualität
Was ist noch offen?
Warum ist das wichtig?
Belästigungs- und Störungsverlauf bei
Änderung der Lärmbelastung
•
a) durch Inbetriebnahme der NW-Landebahn
(FRA) bzw. Flughafeneröffnung (BER)
•
b) durch räumliche + tageszeitliche
Veränderung von Flugbewegungen/-routen
c) durch passiven und aktiven Schallschutz
•
Lärmbelästigungswirkung im Änderungsfall wird oftmals
unterschätzt. Es gibt Hinweise, dass sie im Änderungsfall
stärker ausfällt als in Bestandssituationen.
Über die Wirkung tageszeitlicher Änderungen der
Flugbewegungsverteilung ist wenig bekannt;
Verschiebungen von Ent- und Mehrbelastungen können
unerwünschte Effekte nach sich ziehen
Nicht die durch Schallschutz erzielte Dezibelsenkung ist
entscheidend, sondern die erreichbare Entlastung in der
negativen Lärmwirkung. Darüber ist wenig bekannt.
Zusammenhang zwischen Lärmbelastung,
Lärmbelästigung, Stressreaktionen, Krankheit
Die Kenntnis der Zusammenhänge erlaubt es, wirksame
Maßnahmen für den Bevölkerungsschutz zu entwickeln
Wirkung von Fluglärm
•
•
im Vergleich bzw.
•
in Kombination
mit anderen Verkehrslärmquellen
•
•
•
Die wissenschaftlich "saubere" Ermittlung der Wirkung
einer Lärmquelle erfordert die Kontrolle der Effekte
weiterer Lärmquellen
Lärmquellen können unterschiedliche Wirkungen
auslösen
Durch die Kombination von Lärmquellen können
Beeinträchtigungen in einem Ausmaß auftreten, die bei
Einzelquellenbetrachtungen unterschätzt werden
Selbst wenn bei einzelnen Lärmquellen Schutzkriterien
eingehalten werden, können bei Mehrfachbelastungen
gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten
Modul 2.1: Sekundäranalyse & FallKonstrollstudie plus
Was ist noch offen?
Warum ist das wichtig?
Genaue „Expositions-Risiko-Beziehung“ zwischen der
Lärmbelastung durch Fluglärm sowie anderem
Verkehrslärm und folgenden Krankheiten:
 Herzinfarkt
 Schlaganfall
 Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
 Depressionen
 Brustkrebs
Konkrete Ansatzpunkte für einen wirksamen
Schutz der Bevölkerung können identifiziert
werden:
 genauere Grenzwerte
 Entwicklung wirksamer
Lärmschutzmaßnahmen
Das beinhaltet die Fragen:
 Ab welcher Lärmhöhe steigen die Krankheitsrisiken?
 Welche Krankheitsrisiken birgt Fluglärm am Tag, in den
„Randstunden“, in der Nacht?
 Hängen die Krankheitsrisiken eher von den
„Durchschnittspegeln“ oder von den Maximalpegeln ab?
 Summieren sich Lärmrisiken über Jahre auf?
Welche Bevölkerungsgruppen haben besondere
lärmbezogene Krankheitsrisiken?
Präventionsmaßnahmen können an besonders
schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen
ausgerichtet werden
Wie wirken Fluglärm, Straßenverkehrslärm und Bahnlärm
zusammen?
“Integrative” Präventionsmaßnahmen sollen
einen umfassenden Schutz der Bevölkerung vor
Lärm durch alle Verkehrsarten gewährleisten
Modul 2.2: Blutdruckmonitoring
Was ist noch offen?
Warum ist das wichtig?
Welchen Effekt hat chronischer Fluglärm und
Lärm anderer Verkehrsträger auf den
durchschnittlichen Blutdruck im
Zeitverlauf ?
•
•
Ändert sich dieser Zusammenhang durch die
Betriebsumstellungen am Frankfurter
Flughafen und wird das kardiovaskuläre
Gesamtrisiko dadurch verändert ?
•
•
Insgesamt ist zu wenig über den Zusammenhang zw.
akuten Störungen durch Verkehrslärm (Flug, Schiene,
Straße), Anstieg des Blutdrucks im Rahmen der
Stressregulation des Körpers und langfristigen
gesundheitlichen Schäden bekannt.
Blutdruckänderungen (chronisch: Bluthochdruck) bilden
den Link zwischen akuten Störungen und langfristigen
Schäden des Herz-Kreislaufsystems
Betriebsumstellungen durch Ausbau,
Flugroutenänderungen, aktive Schallschutzmaßnahmen
können die Blutdruckregulation u.U. nachhaltiger ändern
bzw. stören und langfristig das kardiovaskuläre
Gesamtrisiko stärker erhöhen, als es die gleichen
Dauerschallpegel in Bestandssituationen vermögen.
Dies wäre – wenn diese Annahme zutrifft – eine
gesundheitliche Auswirkung, die die Lärmänderung über
die resultierende Lärmbelastung hinaus hat, über die
bislang nichts Belastbares bekannt ist.
Modul 2.3: Schlafqualität
Was ist noch offen?
Warum ist das wichtig?
Es gibt bisher die DLR-Expositions-Wirkungskurve zur
Aufwachwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit vom
Maximalpegel des Überflugs, ermittelt in der
Feldstudie 2001/2002 am Köln/Bonner-Flughafen.
Die Zeitstruktur der nächtlichen Überflüge in CGN
unterscheidet sich deutlich von der in FRA sowohl
vor als auch nach Einführung der Kernruhezeit.
•
Welche Änderungen in der Schlafqualität treten bei
den Anwohnern des Frankfurter Flughafens aufgrund
der Einführung der Kernruhezeit von 23-5 Uhr auf?
Zum Ende der Nacht befindet sich der Mensch in leichteren
Schlafphasen und kann somit durch äußere Einflüsse schneller geweckt
werden. Ab 5 Uhr wird der Flugbetrieb in FRA auch nach Einführung
der Kernruhezeit wieder aufgenommen. Wie groß ist der Unterschied
in der Schlafqualität vor und nach Einführung der Kernruhezeit?
Wie unterscheidet sich die Schlafqualität von
Menschen, die sowohl in der Einschlaf- als auch in der
Aufwachphase von Fluglärm belastet sind , von denen,
die nur in der Aufwachphase von Fluglärm belastet
sind.
Ist der Zeitraum für die Kernruhezeit richtig gewählt?
Mit der sehr aufwendigen Methodik der
Polysomnographie kann der Schlaf nur einer
begrenzten Stichprobe an Probanden vermessen
werden. Die Entwicklung einer vereinfachten
Alternativmethode zur validen Bestimmung von
Aufwachreaktionen ermöglicht die Untersuchung
größerer Stichproben.
Größere Probandenstichproben verringern die Fehlerbereiche der
Dosis-Wirkungskurven. Neben den bisher untersuchten schlafgesunden
Probanden können dann auch vulnerable Gruppen untersucht werden.
Es fehlen genauere regionalspezifische Daten zum Schlafverhalten
der Bevölkerung am Frankfurter Flughafen. Die DLR-Kurve aus CGN
wird im Frankfurter Fluglärmindex für die Nacht verwendet und
muss ggf. angepasst werden.
Modul 3: Kognitive Entwicklung und
Lebensqualität von Grundschulkindern
Was ist noch offen?
Warum ist das wichtig?
Chronische Wirkungen von Fluglärm
auf den Leseerwerb bei Kindern
mit deutscher Unterrichtssprache
•
•
•
Studienergebnisse aus dem englischsprachigen Raum sind nicht
unmittelbar auf Kinder mit deutscher Unterrichtssprache
übertragbar.
Ergebnisse früherer Studien sind widersprüchlich, Studien
entsprechen z.T. nicht den heutigen methodischen Standards von
Schulleistungsuntersuchungen.
Andere Einflussfaktoren, die z.T. mit der Fluglärmbelastung
überlagert sind, wurden oft nicht ausreichend kontrolliert
(familiärer Kontext, Unterrichtsfaktoren, akuter Lärm während
der Testung, Belastung durch andere Lärmquellen in der Schule
und am Wohnort).
Chronische Wirkungen von Fluglärm
auf sprachliche Vorläuferfertigkeiten
des Lesens (Sprachwahrnehmung,
Lautverarbeitung)
• Kenntnis der Wirkmechanismen des Fluglärms auf das
Lesenlernen ermöglicht Planung effizienter Präventionsmaßnahmen
(flankierend zur Lärmreduzierung!)
Chronische Wirkungen von Fluglärm
auf Aufmerksamkeits- und
Gedächtnisleistungen
Ergebnisse früherer Studien sind widersprüchlich und teilweise nicht
interpretierbar. Unterschätzung der Wirkungen durch Einsatz
nicht-lärmsensitiver Tests?
Sind Wirkungen von Fluglärm auf
kognitive Leistungen eine Folge von
Störungen des Nachtschlafs?
Kenntnis darüber, ob Lernbeeinträchtigungen durch lärmbedingte
Störungen des Schlafes vermittelt werden, ermöglicht Planung
gezielter Präventionsmaßnahmen.
Zeitschiene – alle Module
Längsschnitt
Ergebnisse:
Module 1+2:
3. Qu. 2014
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit !
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NORAH wird durchgeführt im Auftrag der
Gem. Umwelthaus GmbH, Kelsterbach
Forschungsteam
Kirstin Bergström
Uwe Müller
Wissenschaftlicher Beirat QS
Mark Brink
Thomas Eikmann
Lars Ninke
Kerstin Giering
Eva M. Elmenhorst
Christin Peschel
Barbara Griefahn
Frank Faulbaum
Julia Quehl
Christian Hamm
Rainer Guski
Jochen Schmitt
Wolfgang Hoffmann
Eva Haufe
Dirk Schreckenberg
Christian Maschke
Caroline Herr
Andreas Seidler
Lothar Ohse
Maria Klatte
Mandy Wagner
Irene van Kamp
Markus Meis
Anja zur Nieden
Ulrich Möhler
Interne QS:
August Schick, Enno Swart, Berthold Vogelsang, Hajo Zeeb
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