Exilliteratur in der DDR

Download Report

Transcript Exilliteratur in der DDR

Exilliteratur in der DDR
Was machen wir?

1.
2.
3.
4.
5.
Überblick
Geschichte der DDR
Lyrik und Lyriker in der DDR
Ausbürgerung Biermanns
Biographie Bobrowskis
Gedichtsinterpretation
Geschichte der DDR

1945 Bedingungslose Kapitulation des 3. Reiches.
Die Alliierten Streitkräfte (USA, Frankreich,
England und Russland) übernehmen mit der
Berliner Deklaration die Regierungsgewalt.
Deutschland wird in vier Sektoren geteilt.

1946 Zusammenschluss der SPD und KPD zur
SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands)
in der sowjetischen Besatzungszone (Vorsitz:
Walter Ulbricht).

1948Geplante Währungsreform für Deutschland wird von
der UdSSR abgelehnt und nur in den drei Westzonen
durchgeführt. In der Ostzone wird eine eigene Reform
durchgeführt.

1949,am 7. Oktober: Gründung der DDR (im ehemaligen
von der UdSSR besetzten Gebiet)

1950 Im Görlitzer Abkommen erkennt die DDR die OderNeiße-Linie als deutsch-polnische Grenze an und schließt
ein Freundschaftsabkommen mit Ungarn, Bulgarien und
Rumänien.

1951/52 Die Westmächte beenden formell den
Kriegszustand mit Deutschland.

1954 Die DDR wird von der Sowjetunion als
souveräner Staat anerkannt.

1955 Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit
der UdSSR durch die BRD. Die DDR wird
Mitglied des Warschauer Pakts (der als
Gegengewicht zur NATO gegründet wurde)

1956/57 Die DDR stellt eigene Nationale
Volksarmee auf. Einführung eines 'Passgesetzes'
zur Verhinderung von Republikflucht.

1958 UdSSR verlangt ultimativen Abzug der
Besatzungstruppen und eine entmilitarisierte Zone
Berlin, die Westmächte lehnen das Ultimatum ab.

1961 Errichtung der Berliner Mauer um Fluchtbewegung
zu stoppen. Befehl des Waffengebrauchs zur Verhinderung
der Flucht.

1971 Walter Ulbricht tritt zurück; sein Nochfolger wird
Erich Honecker.

1972 Abschluß des ersten Staatsvertrags zwischen der
BRD und der DDR (Anerkennung der Gleichberechtigung
beider deutscher Staaten und der Unverletzlichkeit der
bestehenden Grenzen).

1973 Aufnahme in die UNO (beider deutscher Staaten).

1987 Honecker Staatsbesuch in der BRD (erster und letzter
eines DDR-Staatsoberhauptes).

1989 Bedingt durch den politischen Wandel in der
Sowjetunion werden auch in der DDR Kräfte
gegen die sozialistische Staatsstruktur gestärkt;
 Massenflucht. Am 9. November 1989 wird
unter dem inneren und internationalen Druck die
Grenze zur BRD und die Berliner Mauer geöffnet.
Zentralkommitee und SED werden aufgelöst.

1990 18. März: erste und letzte freie Wahlen in
DDR. Am 2. Juli treten Währungs-, Wirtschaftsund Sozialunion in Kraft. Am 3. Oktober wird
durch den Beitritt der rekonstituierten
Bundesländer von vor 1952 der ehemaligen DDR
zur BRD ein geeintes Deutschland geschaffen.
Lyrik und Lyriker in der DDR
 Niederlassung
vieler Autoren nach
1945 in der DDR
Gründe: Sahen Faschismus im Westen nicht
ganz ausgerottet
Bsp.: Bertolt Brecht, Anna Seghers, Johannes
R. Becher, Arnold Zweig

Bis Anfang der 50er Jahre
-wenig Konflikte
-Literatur der DDR galt offiziell als Fortsetzung
der klassischen deutschen Philosphie
 Ab Anfang der 50er Jahre
-Autoren wurden zu Erfüllungsgehilfen der
Autoren
-mussten sich an die Richtlinien der SED für
künstlerische Erzeugnisse halten

Reaktion der Autoren
-fühlten sich in ihrer Persönlichkeit
eingschränkt
-fühlten sich von der Regierung benutzt
Folge
2 große Ausreisewellen

1. Ausreisewelle: Ende der 50er Jahre

2.Ausreisewelle: Nach Ausbürgerung
Biermanns
Biographie Bobrowskis
1917
9. April: Geburt in
Tilsit (heute Sowjetsk
an der Memel) als
Sohn des
Eisenbahnbeamten
Gustav Bobrowski.
1925
zieht die Familie nach Rastenburg im heute polnischen Masuren.
Bobrowski besucht das Gymnasium in Rastenburg.
1928
zieht die Familie nach Königsberg (heute Kaliningrad). Eintritt in
die Quinta des humanistischen Stadtgymnasiums. Bobrowski
arbeitet im „Bund Deutscher Bibelkreise“ mit, wiederholt die
Obertertia, lernt beim Domorganisten, gewinnt kurz vor dessen
Tod die Freundschaft des Dichters Alfred Brust (1891-1934), sucht
die Nähe der Bekennenden Kirche (in der die Familie 1936
Mitglied wird) und verbringt die Sommer bei den Großeltern.
1937
legt Bobrowski sein Abitur ab. Wenig später lernt Bobrowski
Johanna Buddrus aus Motzischken kennen. Pflichtdienst beim
Reichsarbeitsdienst. Im November Beginn des zweijährigen
Wehrdienstes als Funker in der Nachrichtenabteilung 41 in
Königsberg.
1938
zieht die Familie nach Berlin-Friedrichshagen. Bobrowski soll in
Berlin Kunstgeschichte studieren.
1939
Als Gefreiter nimmt Bobrowski am gesamten Krieg teil – in Polen,
Frankreich, in der Sowjetunion
1941/42
Studiensemester in Berlin. Im April 1943 heiratet Bobrowski
Johanna Buddrus. Ein zweites Studiensemester unter der
Bedingung, Offizier und Mitglied der NSDAP zu werden, lehnt
Bobrowski ab.
1945
Am Tag der Kapitulation der Wehrmacht geht Bobrowski am 8.
Mai in Kandau (Kandava) in sowjetische Gefangenschaft, beginnt
als Kohlenhauer bei Rostow, arbeitet in der Kulturbrigade mit.
1949
Besuch der Antifaschistische Zentralschule bei Gorki an der
Wolga.
1949
An Heiligen Abend kehrt Bobrowski zu seiner Frau nach BerlinFriedrichshagen heim.
1953
im Juni zieht Bobrowski mit den Eltern in eine Wohnung in Berlin.
1959
Beginn als (einziger) Lektor des Altberliner Verlags, einem
Kinderbuchverlag. Unter anderem gibt Bobrowski bei Lucie Groszer
„Die Sagen des klassischen Altertums“ nach Gustav Schwab neu
heraus und. Bearbeitung des „Volksbuch vom Hans Clauert“, dem
märkischen Eulenspiegel.
1961
Im Februar erscheint Bobrowskis erster Gedichtband „Sarmatische
Zeit“ bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart, im November
beim Union-Verlag, der die in Stuttgart gestrichene „Pruzzische
Elegie“ aufnimmt.
1962
Im März erscheint bei der DVA der Gedichtband „Schattenland
Ströme“ (im Mai 1963 folgt der Union-Verlag). Im Juli erhält
Bobrowski in Wien den Alma-Johanna-Koenig-Preis, im Oktober
den Preis der Gruppe 47.
1964
Im September erscheint gleichzeitig im Union-Verlag und im
Fischer-Verlag der Roman „Levins Mühle“, mit Vorabdruck in der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ im August/September.
1965
Auszeichnung für „Levins Mühle“mit dem Heinrich-Mann-Preis der
Deutschen Akademie der Künste zu Berlin
Im Mai: Auszeichnung mit dem Internationalen Charles-VeillonPreis in Zürich.
1965
Im Mai erscheint bei Wagenbach das Quartheft „Mäusefest und
andere Erzählungen“. Ende Juli beendet Bobrowski das
Manuskript der „Litauischen Claviere“. Zwei Tage später wird
Bobrowski mit einem Blinddarmdurchbruch ins Krankenhaus
Köpenick eingeliefert.
2. September: Tod Bobrowskis
Er wird nahe seiner Wohnung Ahornallee 26 auf dem Friedhof der
Evangelischen Gemeinde in Friedrichshagen begraben.
Im selben Monat erscheint im Union-Verlag der Erzählungsband
„Boehlendorff und Mäusefest“
1966
Erscheint aus dem Nachlass im Union-Verlag der Roman
„Litauische Claviere“, 1967 im Wagenbach-Verlag.
Die Ausbürgerung Biermanns
-Nach einem Auftritt Biermanns in Ost-Berlin 1965 schritt die
politische Führung der DDR ein.
Publikations- und Aufführungsverbot Biermanns. Ihm wurde
„anarchistische“, „liberalistische“ und „pornografische Neigungen“
vorgeworfen.
-Aufgrund seiner konsequenten Orientierung am Marxismus war
Biermann für die DDR-Behörden ein großes Ärgernis. Er galt als
Verräter sozialistischen Gedankenguts.
-Durch Fortschreiten der Revolution sowie Demokratisierung und
Entstalinisierung des sozialistischen Alltags trat er für die
existenziellen Bedürfnisse des einzelnen ein.
November 1976
Amtliche Nachrichtenagentur der
DDR verbreitete folgende Meldung:
„Die zuständigen Behörden der DDR haben Wolf
Biermann, der 1953 aus Hamburg in die DDR
übersiedelte, das Recht auf weiteren Aufenthalt in
der Deutschen Demokratischen Republik
entzogen... Mit seinem feindseligen Auftreten
gegenüber der DDR hat er sich selbst den Boden
für die Gewährung der Staatsbürgerschaft der
DDR entzogen.“
Folgen
Darauf folgt ein gewaltiger öffentlicher Protest in der
DDR. Zwölf prominente Schriftsteller verfassen eine
Protestresolution, der sich innerhalb weniger Tage über
hundert weitere Künstler, Intellektuelle, Arbeiter und
Studenten anschließen.
Für viele endet der Protest mit Verhaftung, Parteistrafe,
Ausschluss, Ausreise, Ausbürgerung oder Berufsverbot.
-Obwohl Biermann in der DDR nie ein Buch oder eine
Schallplatte veröffentlichen konnte galt er als
bekanntesten literarischen Kritiker
Deutschlands
Gedichtsinterpretation
Johannes Bobrowski: „Heimweg“
Blau
Die Lüfte
Der hohe Baum
den der Reiher umfliegt
Und das Haus
einst, wo nun der Wald
herabkommt
klein und weiß
Das Haus, und der grüne Schimmer
Ein Weidenblatt
Wind. Er hat mich geführt
Vor der Schwelle lag ich
Er hat mich bedeckt. Wohin
sollt ich ihm folgen? Ich hab
Flügel nicht. Mein Mütze
abends
warf ich den Vögel zu
Allgemeines:
-
modernes Gedicht, bestehend aus 2
Strophen
freier Rhythmen, d.h. in ungebundener
Sprache
1. Strophe: Erinnerung an die verlorene
Heimat,ihre Schönheit(Blau, Reiher,
klein, weiß das Haus)
Steigerung des Zeilen-und
Satzumfangs; 1 Wort:Blau; 2Wörterdie Lüfte; Sätze hier ohne Subjektwirken wie Erinnerungsfetzen
Wiederholung: das Haus-das Haus;
Haus vielleicht besonderes Symbol für
die Heimat –
natürliche,sympathische frische
Farben gewählt(blau-weiß-grün) für
schöne Erinnerung, vielleicht für
Frühling,Sommer);
Personifizierung(d.h Dinge,
Gegenstände werden lebendig-zur
Person)hier:"wo nun der Wald
herabkommt„
"einst"- verweist auf längst
vergangene Zeiten
„der grüne Schimmer“ drückt Hoffnung
aus; entpuppt sich jedoch nur als Blatt
einer (Trauer-)Weide
Heimweg (Johannes Bobrowski, 1960)
Blau.
Die Lüfte.
Der hohe Baum,
den der Reiher umfliegt.
Und das Haus,
einst, wo nun der Wald
Herabkommt,
klein und weiß
Das Haus, und der grüne Schimmer,
Ein Weidenblatt.
Wind. Er hat mich geführt.
Vor der Schwelle lag ich.
Er hat mich bedeckt. Wohin
sollt ich ihm folgen? Ich hab
Flügel nicht. Mein Mütze
abends
warf ich den Vögel zu.
Dämmerung. Die Fledermäuse
fahren ums Haupt mir. Das Ruder
zerbrochen, so werd ich nicht sinken, ich gehe
über den Strom.
2.Strophe:
Wind personifiziert- „er hat mich geführt““er hat mich bedeckt“
indirekte rhetorische Frage: „Wohin soll
ich ihm folgen?“(nirgendwohin vielleicht)“
Inversion genannt: = Umkehrung des
normalen Satzbaus: „Ich hab Flügel
nicht“ - Wirkung: spannend, eindringlich).
Inversion und Alliteration (d.h. Stabreim,
mehrere Wörter beginnen mit gleichem
Laut): „Die Fledermäuse fahren ums
Haupt mir“ (Wind: jener kann überall hin,
wie die Vögel- das lyrische Ich leider
nicht „Ich hab Flügel nicht“)
3. Strophe:
"Dämmerung"- ist Tatsache,
"Ich gehe über den Strom“ ( Bild: Jesus
ging über das Wasser) ein Mensch kann
das nicht lyr.Ich kann nicht nach Hause
"das Ruder zerbrochen"- Lyrisches Ich
kann nicht in Heimat zurück- nur im
Traum, ist ein unerfüllbarer Wunsch
-
Heimkunft (Günter Kunert, 1970)
-
Was für ein Land ist das
das wie nirgendwo ist
besonders in den nächtlichen Grotten
vereinsamter Bahnhöfe.
Viel zu wenig Licht. Viel zu viel
Regen.
Habt ihr jemals beobachtet
wie sie den Abteilen entsteigen
enttäuscht über die Ankunft:
Wieder nichts als Kälte und Nässe
als Dunkel und Rauch.
Wieder nichts. Wieder ein Traum
misslungen.
Schon stolpern sie
über den eigenen Schatten davon
von keiner Penelope erwartet
in den Hades ihrer endgültigen
Heimat.
-
-
-
-
Frage ohne Fragezeichen: Am Beginn;
wiederholt sich"Habt ihr jemals...“)
Vergleich: „wie nirgendwo„
Metapher(übertragene Bedeutung) :
"ländlichen Grotten" Suche nach Heimat
„vereinsamter Bahnhöfe"- stehen für
Abschied/ Ankunft;
„vereinsamt“ drückt Einsamkeit des lyr.
Ichs aus; wird verstärkt durch "zu wenig
Licht"," zu viel Regen"( gibt hier auf die
zuvor gestellte Frage eine Antwort)
direkte Anrede: Habt ihr
jemals....Antwort: Wieder nichts-wieder
nichts -wieder:
Anapher(Aufeinander folgende Sätze
beginnen mit gleichen Wörtern):
letzte fünf Zeilen: tiefe Traurigkeit„stolpern“ (d.h. unsicherer Gang)
Penelope= Gattin des Odysseus; sie hat
die ganzen Jahre seiner Irrfahrt auf ihren
Mann gewartet- griechische Mythologie)
; hier wartet keiner
Hades= Totenreich- das wird ihre
"endgültige Heimat„: Einsamkeit ,
Warten, Dunkelheit, Traurigkeit
Inhaltliche Gemeinsamkeiten
-
-
-
Wortwahl: Dämmerung, zerbrochenes Ruder, nirgendwo,
vereinsamt, enttäuscht, Kälte, Nässe, Stolpern, Hades
 lyr. Ich zeigt Resignation- Verbindung mit Enttäuschung
über jenen Staat und seine Politik- enttäuschte Illusionen
Unerfüllte Erwartungen:
Entwicklung in der DDR - keine Kritik gewolltHoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit
Fragen ohne Antworten wie im Gedicht
 Lyrisches Ich kann nicht in die altbekannte
Heimat zurück. Es bleibt nur ein unerfüllbarer
Wunsch oder eine enttäuschende Heimkunft.
Die ersehnte, in greifbarer Nähe geglaubte Heimat
existiert nicht mehr!
THE END