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> Vortrag Uwe Pfenning / Gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Energiewende 10.Jaunaur 2013
Kreative Konzepte für eine
gute Umweltbildung in Schülerlaboren
DBU Sommerakademie 2013 im Kloster Marienthal
Uwe Pfenning, DLR Stuttgart, Abt. Systemanalyse und Technikbewertung
Fragestellungen und Zielsetzungen
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• Wie wichtig ist Umweltschutz als Element der
Allgemeinbildung ?
• Wie ist der Sachstand hinsichtlich der
Vermittlung und hinsichtlich der Akzeptanz von
Umweltbildung einzuschätzen?
• Inwieweit hängen Umweltbildung und
Umwelthandeln zusammen?
• Welche Verknüpfung und welche Synergien hat
die Umweltbildung für die MINT-Debatte?
Zum Stellenwert der Umweltbildung
• Naturschutz und/versus Umweltschutz
Die klassischen Naturschutzverbände prägten über ihr
Engagement ein Verständnis von „Umweltschutz“ als Artenund Tierschutz mit räumlichen Bezug (Schutzgebiete). Dieser
Zweig des Umweltschutzes befindet sich im Abschwung
hinsichtlich Ehrenamt und Attraktivität bei Jugendlichen.
Zudem werden in neuerer Zeit immer mehr die Zielkonflikte
zwischen Umweltschutz und Naturschutz deutlich (z.B.
Windkraftanlagen und Vogel“schlag“).
• Es geht bei der Umweltbildung deshalb immer mehr auch um
soziale Kontexte (Risiken, Folgen, Ethik, Innovation) der
Technik auf die Gesellschaft
Vom individuellen Engagement zum Kollektivgut
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Umweltbildung wurde in diesem Kontext sehr naturbezogen definiert
und als individuelle Aufgabe von „Überzeugungstätern“ im jeweiligen
Ehrenamt angesehen.
Mit der Debatte zur Energiepolitik (AKW) und der Umweltverschmutzung zu Beginn der 70er Jahre, der Debatte zum anthropogen
verursachten Klimawandel in den 80er Jahren und mit der Debatte zur
Energiewende in den 90er Jahren etablierte sich Umweltschutz über
die neuen sozialen Bewegungen als politisches Ziel und avancierte
sogar zur allgemeinen Werthaltung (mit allerdings unterschiedlichen
Wertbezügen: religiös: Erhaltung der Schöpfung, politisch:
Nachhaltigkeit, ökonomisch: Ressourcenschonung.
Insgesamt verwissenschaftliche sich die Diskussion über den Umweltschutz. Seine Erfolge entsprangen politischen Setzungen (u.a. EEG,
BImSchG)
Mit diesem Erfolg wurde Umweltschutz zum Kollektitvgut, mit allen
Vor- (Anerkennung als Wert) und Nachteilen (niemand fühlt sich direkt
zuständig):
Die Rolle des Bürgers blieb deshalb weitgehend passiv-konsumtiv
In solchen Situationen fehlender innerer Legitimation und Überzeugung entscheiden die Anreize und Rahmenbedingungen über die
Umsetzung von Werten und Einstelllungen in konkretes Handeln
Moderne Umweltbildung kann diese Lücke bzw. Defizit von Kollektivgut
und individueller Verantwortlichkeit zu füllen. Versuchen.
Ergebnisse zur Einstellungs-Verhaltensdiskrepanz
Einstellungen zum Klimawandel
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Einstellungen
Verhalten
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10
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düster
eigene Zukunft
zuversichtlich
teils/Teils
Zukunft der Gesellschaft
Sozio-technische Aspekte und Technikphilosophie
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Zentral für die Akzeptanz des Umweltschutzes ist die Erkenntnis,
dass der Mensch durch sein kollektives Tun Ökosysteme
verändern kann (Klimawandel, Kippen von größeren Gewässern,
Zunahme der Versteppung , Wetterextreme, Fluten u.a.).
Die wissenschaftliche Forschung fokussiert sehr auf die
Indikation anthropogener Effekte auf Ökosysteme (und hat dabei
Probleme der Kausalität).
Da die Einflüsse auf Ökosysteme fast durchweg mit technischen
Großsystemen zu tun haben (Strom- und Wärmeerzeugung)
sind Technik und Umwelt ein analytisches Pärchen.
Umweltbildung und Technikbildung sind so untrennbar
miteinander verbunden
Technik als Verursacher wie auch als Problemlösungsinstanz für
den Umweltschutz hat deshalb Legitimationsdefizite.
Die aktuelle MINT-Bildungsdebatte ignoriert weitgehend diesen
Zusammenhang und fokussieret auf alleinige fachdidaktische
Bildungsprozesse und –projekte.
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> Vortrag > Autor • Dokumentname > Datum
Verwissenschaftlichung des Umweltschutzes

Empirische Aspekte
• Das Umweltbewußtsein in der deutschen Bevölkerung
ist angestiegen (Zeitreihe Studie Umweltbewußtsein
U.Kuckartz)
• Das Verhalten bleibt deutlich hinter diesen hohen
Einstellungswerten zurück (Konsum nachhaltiger
Produkte, Investitionen in Gebäutetechnik u.v.a.)
• Mit der Energiewende ändert sich dies sukzessive
(Energieagenturen, Energiegenossenschaften, BI gegen
EEs)
• Ökonomische Anreize sind scheinbar wirksamer als
ideelle Anreize (Opportunitätsstrukturen)
• Umweltschutz wird zum Motiv für MINT-Interessierte
Einstellungen zu Technik, Umweltproblemen und Wissenschaft
Gründe für die Diskrepanz von Verhalten und Einstellungen
30
25
20
15
10
5
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"---"
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W+T-Kompetenz
"-"
Zeithorizont
"0"
"+"
"++"
Verteilung der Folgen
Wissenschaft + Technik werden die Umwelt- und Klimaprobleme lösen, ohne dass wir unsere Lebensweisen ändern müssen
Es ist bereits zu spät,: gegen den Klimawandel kann man nichts mehr tun
Die Folgen des Klimawandels müssen vor allem die armen Länder tragen
Quelle: ZA-Survey 2010, Geburtsjahrgänge 1984-1997,n=2.604 Befragte
Faktoren EE-EW bezogener Verhaltensabsichten
ÖPNV statt Auto
Spenden für
Umweltverbände
Verzicht auf
Fernreisen
1.000
.800
.600
.400
.200
.000
-.200
-.400
-.600
-.800
sparsamer Umgang
mit Energie
Bahn statt
Flugzeug

Eintreten für
Umweltschutz
Kauf tegionaler
Nahrungsmittel
Engagement
Umwelt
Kommunikation

Umweltauto
Produktwahl
Mobilität
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Sinn-Bausteine der Umweltdidaktik
Stiftungen (DBU)
Folgenbewuwßtsein: Vermittlung der Erkenntisse zu
anthopogenen Effekten menschlichen Tuns auf die
Natur und die Umwelt
Aufzeigen individueller Möglichkeiten für einen
(oder mehrere) Beitrages / Beiträge zum
Umweltschutz (Verhalten, Partizipation)
Wissenschaft
Politik + Wirtschaft
Vermittlung des Sinngehalts einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft und deren
ökonomisch-ökologischer Logik und Vernunft
Sozialisation einer individuellen Technikmündigkeit
als individuelle Eigenschaft der Bürger/Innen jetzige
und zukünftige Technologien nach eigenen Wissen
und Zugang zu Wissensquellen beurteilen zu
können und mit ihren gesellschaftlich / sozial
erwünschten Zwecken abzuwägen (Akzeptabilität
-> Neue evolutionäre Qualität der Umweltbildung!
Was bietet die Umweltbildung bisher
für Schüler/Innen?
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Schulische Bildungsprojekte
Schulische Energieagenturen
Science Center (Klimahaus Bremerhaven)
Lehrmaterialien
Kurse und Seminare
Wissensdatenbanken, Literatur
Neue Studiengänge
Was fehlt?
• Vermittlung von Legitimationsbasen für Umweltbildung
durch:
- Erlernen der individuellen Beteiligung an Prozessen des
Umweltschutzes (Diskurse, Schülergutachten,
Schülerkonferenzen)
- Unterrichtseinheiten zum Themenfeld Klimaschutz aus
Sicht der Schüler/Innen
- Module für Schülerlabore zu zentralen technischen und
naturwissenschaftlichen Aspekten des Klimawandels und
der Energiewende
- Für umweltschutz-interessierte Talente studienorientierte
Förderung (neue MINT-Berufe und Energierwende
Konkrete Module
• Kindergarten und Grundschule (phänomenologisch)
Energiephänomene (PV, Wind)
Strom und Wärme
Naturschutz, Flora und Fauna
• Grundschule und Mittelstufe (erkenntnisorientiert)
Vermittlung der Funktionsweise erneuerbarer Energien
Experimente mit PV-Modulen, Wind
Unterrichtseinheit Energiewende Fossil-Nuklear-Erneuerbar,
Energiebiographien
Anthropogene Folgen: Klimawandel und Klimaschutz
Technikmündigkeit zu Umwelt- und Klimaschutz
• Oberstufe (wissensorientiert)
Konkrete Energiesparprojekte an Schule, Energieagentur
Unterrichtseinheit EE-Energiesystem (Generierung, Verteilung,
Speicherung)
Talentförderung durch Projekte, Arbeitskreise, Teilnahme an
wissenschaftlichen Wettbewerben (Jugend forscht, Stiftungen)
Ein positives Fallbeispiel:
Lokale Energiezukunft Rottweil-Hausen
Hintergründe:
Ausschreibung Förderprogramm Lebensgrundlagen, Umwelt und Soziales
Baden-Württemberg (BW-PLUS) zur Finanzierung (380.000 Euro)
Interdisziplinäres Forschungsteam: ZSW, DLR, UNI Stuttgart
Lokaler Kontext:
Ausgehend von einer erfolgreichen lokalen Etablierung der BHKWTechnologien schlugen frühe Versuche einer ökologischen Energieversorgung
auf Basis erneuerbarer Energien in den 80er Jahren fehl
(Holzvergasungsanlage).
RW-Hausen war deshalb prädestiniert als Härtefall für die Anwendung
moderner Verfahren erneuerbarer Energien im Rahmen einer KWK-Lösung,
ergänzt um sozialwissen-schaftliche Methodik zur Bürgerbeteiligung.
> Vortrag > Autor •
Dokumentname > Datum
www.DLR.de • Folie 18
Das Eieruhr-Modell von Rottweil-Hausen
Vorverfahren: Bürgerumfrage und Bürgerinformationsabend, organisatorischer Rahmen
bestimmen und Spielregeln im Beteiligungsverfahren definieren
Ziele: Auswahl von Verfahren und Themenwünschen, Wissensniveau feststellen,
Informationsbedürfnisse bestimmen
Zweck: Legitimationsbasis schaffen
Ausgewähltes Detailverfahren: Kleingruppen / Gutachten
Ziele: Generelle und allgemeine Information zum Sachthema durch unabhängige Experten,
Möglichkeiten zur Urteilsbildung durch Ortstermine, Hearings, usw.
Zweck: Wissensniveau angleichen, gemeinsame Sachdiskussion
Methodik: Auswahl von zwei Alternativen für sachliche Detaildiskussion
Erarbeiten eines spezifischen Kriterienkatalogs für die ausgewählten Alternativen
Anwendung des Kriterienkatalogs zur Bewertung der ausgewählten Alternativen
Rückkoppelung von Ergebnissen an Bevölkerung (Infoabende)
Umsetzung und Ergebnisse: Reflexion und Evaluation, Bürgerumfrage Nr. 2
Ziele: Öffentliche Darstellung und Diskussion der Ergebnisse (Bürgerversammlung),
Zweite Bürgerumfrage zur Akzeptanz der erarbeiteten Empfehlungen, formale bis feierliche
Übergabe der Ergebnisse, Nachsitzungen zum Stand der Umsetzung und Evaluation des
Beteiligungsverfahrens
> Vortrag > Autor •
Dokumentname > Datum
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Ausstrahlungseffekte der
Umweltbildung
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Technikemanzipation
die interdisziplinäre Ausrichtung von Projekten verbindet Technik und
Naturwissenschaften, Sie verändert so das Verständnis von Wissenschaften bei
jungen Leuten
Technikmündigkeit
der konkrete Bezug zu Life-Sciences und die Vermittlung von Folgen motiviert
Teilnehmer/innen eine Selbstkompetenz in Sachen Technik und Umweltbildung zu
erwerben
Technikfee trifft Zauberlehrling
Der soziale Sinn von Umweltbildung und Umwelttechnologien macht MINT-Berufe
für Frauen nachweisbar interessanter. Es besteht die Hoffnung, dass sich dadurch
auch die Berufe positiv verändern (Hinwendung zu sozialen Kompetenzen und
Partizipation)
Energiewende
Die Energiewende ist ein überaus geeignetes gesellschaftliches Projekt zur
nachhaltigen Institutionalisierung der Umweltbildung allgemein, weil sie als
Querschnittsprojekt Soziotechnik, Technik- und Naturwissenschaften und einen
hohen sozialen Wertschöpfungsindex aufweist.
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit, Ihr
Mitdenken und Ihre Geduld!
Let the sunshine in …
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