Über die Einflüsse der Sonne auf das Klimasystem der Erde Martin Dameris Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Institut für Physik der Atmosphäre, Oberpfaffenhofen.
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Über die Einflüsse der Sonne auf das Klimasystem der Erde Martin Dameris Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Institut für Physik der Atmosphäre, Oberpfaffenhofen Jüngste Beispiele aus Focus-/Spiegel-online: Klimawandel: Skeptiker versus Forscher Streit um die Temperaturentwicklung Rätselhafte Sonnenaktivität Das Schwächeln der Sonne Forscherstreit um die Sonne Sonne ohne Flecken: Aufnahme der Sonde "SOHO" vom 6. Juli 2009 (SOHO: Solar and Heliospheric Observatory) Institut für Physik der Atmosphäre Was sind die derzeit aktuellen Fragen? Inwieweit ist der letzte Sonnenaktivitätszyklus außergewöhnlich? Welche Bedeutung hat das anhaltende Sonnenaktivitätsminimum auf das Klima bzw. die Chemie der Atmosphäre (Ozonschicht)? Bekommen wir ein neues Maunder Minimum? Welche Konsequenzen hätte ein neues Maunder Minimum auf das Klima? Institut für Physik der Atmosphäre Was bestimmt unser Klima? Einstrahlung der Sonne Konzentration von Treibhausgasen (natürliche und anthropogene) und anderer strahlungsaktiver Substanzen Orographie, Land-See-Verteilung, Bodeneigenschaften Vulkanausbrüche ... Institut für Physik der Atmosphäre Zeitliche Variabilität der solaren Einstrahlung Variation der Erdbahnparameter Institut für Physik der Atmosphäre Zeitliche Variabilität der solaren Einstrahlung Variation der Erdbahnparameter Institut für Physik der Atmosphäre Temperaturänderung CO2-Mischungsverhältnis [ppmv] Zeitliche Variabilität der solaren Einstrahlung Variation der Erdbahnparameter Jahre v.h. Institut für Physik der Atmosphäre Solare Strahlung [Wm-2] Zeitliche Variabilität der solaren Strahlung Der 11-jährige Sonnenaktivitätszyklus Jahr http://www.pmodwrc.ch/pmod.php?topic=tsi/composite/SolarConstant Institut für Physik der Atmosphäre Variabilität der solaren Einstrahlung [%] Spektrale Verteilung und Variabilität der Sonnenstrahlung Wellenlänge [nm] Institut für Physik der Atmosphäre Lean et al., 1997 11-jähriger Sonnenzyklus: Änderungen des Ozongehalts (Messungen) SBUV/SBUVII (1980-1997) 6% Höherer Ozongehalt in der oberen Stratosphäre infolge stärkerer UV-Strahlung bei hoher Sonnenaktivität. Institut für Physik der Atmosphäre Hood (2004) 11-jähriger Sonnenzyklus: Änderungen der Temperatur (Messungen) SSU/MSU4 (1979-2003) +0.8 K Bei hoher Sonnenaktivität ist die Stratosphäre wärmer als bei niedriger Sonnenaktivität. +0.25 K Institut für Physik der Atmosphäre Scaife et al. (2000); update Bill Randel Strahlungsantrieb: Maßstab für den Einfluss, den ein einzelner Faktor auf die Veränderung des Strahlungshaushalts der Atmosphäre hat +0.25 Wm-2 Institut für Physik der Atmosphäre Strahlungsantrieb [Wm-2] Strahlungsantrieb [Wm-2] +2.4 seit 1750 Wm-2 Temperaturabweichung [°C] (a) natürliche Antriebskräfte (b) anthropogene Antriebskräfte Jahr Jahr Temperaturabweichung [°C] Temperaturabweichung [°C] Simulationen mit Klimamodellen für IPCC (c) alle Antriebskräfte Jahr Institut für Physik der Atmosphäre Volumenmischungsverhältnis CH4 und Cly [ppbv] Volumenmischungsverhältnis CO2 und N2O [ppmv] Randbedingungen für das Klima-Chemie-Modell: Treibhausgase und stratosphärischer Chlorgehalt (Cly) Jahr Institut für Physik der Atmosphäre Randbedingungen für das Klima-Chemie-Modell: Der 11-jährige Sonnenaktivitätszyklus 10.7 cm Radiofluss [10-22 Wm-2] 350 300 250 200 150 100 50 1950 2007 Jahr Agung El Chichón Pinatubo Institut für Physik der Atmosphäre Entwicklung der globalen mittleren Jahrestemperatur in der unteren Stratosphäre (20 km) Anomalie [°C] Beobachtung: 0.77 °C/Dek. CCM-Mittelwert: 0.64 °C/Dek. Jahr Institut für Physik der Atmosphäre WMO, 2007 Variabilität und Trend der Temperatur in der Stratosphäre Linearer Trend Trend + Sonnenzyklus + Vulkane Sonnenzyklus Vulkane "stufenweise" Abkühlung der unteren Stratosphäre (siehe auch Dall'Amico et al., 2009) Institut für Physik der Atmosphäre Entwicklung der Ozonschicht (1960 - 2050) Ozonanomalie [DU] 60°N - 60°S Jahr Institut für Physik der Atmosphäre Loyola et al., 2009; Dameris, 2010 Solare Aktivitätszyklen 18 19 Institut für Physik der Atmosphäre Solare Aktivitätszyklen 20 21 Institut für Physik der Atmosphäre Solare Aktivitätszyklen 22 23 Institut für Physik der Atmosphäre Solare Aktivitätszyklen (Schwabe: ~11 J.; Gleissberg: ~ 80-90 J.) Institut für Physik der Atmosphäre Solare Aktivitätszyklen Institut für Physik der Atmosphäre Aktuelle Situation (11. Juni 2010) Institut für Physik der Atmosphäre Einfluss des Maunder Minimums auf das Klima A. P. van de Venne: „Winter“ Gemäldegalerie Berlin, SMPK Waren die Winter in NW Europa kälter im 17. Jahrhundert ? Institut für Physik der Atmosphäre 400 Jahre Sonnenfleckenbeobachtung ~1770-1790 Grand maximum ~1645-1715 Zunahme der TSI von 1600 bis heute: ~2,8 Wm-2 (0,2 %) (Lean, 2000) Institut für Physik der Atmosphäre Klima während des Maunder Minimum Nordhemisphärische Anomalien der Bodentemperatur aus Proxydaten Beobachtungen Maunder Minimum (Palmer, 2002) Rekonstruktion der NH Bodentemperatur: 0.6 - 1.0 °C niedriger als die Referenzperiode 1901-1950 Institut für Physik der Atmosphäre Solare Variabilität 11-jähriger Sonnenfleckenzyklus Maunder Minimum >50% in 121,6 nm (Lyman-α) 5-12% in 175-240 nm 5-8 % 3-5% in 240-260 nm • 0.1 % • 3-5 % • 5-12 % • > 50 % change in TSI change at 240-260 nm change at 175-240 nm change at 121,6 nm • 0.2 % • 1% • 6% • 15 % Lean et al., 1997 Institut für Physik der Atmosphäre change in TSI change at 300-400 nm change at 210-250 nm change at 280 nm Lean, 2000 FUB-CMAM: Temperaturanomalien in MM NH, 1000 hPa, Jahresmittel FUB-CMAM: Proxy data: T = -0.86°C T = -0.6 to -1°C Palmer, 2002 FUB-CMAM: NW-Europa: Proxy data: T = -1°C T = -1 to -1.5°C Pfister, 1992 NH: Institut für Physik der Atmosphäre Langematz et al., 2005 Neue Publikationen zu dem Thema! Institut für Physik der Atmosphäre Feulner und Rahmstorf (2010): Beschreibung der Simulationen CLIMBER-3 (Klimamodell mit Ozean-GCM sowie LandOberflächenwechselwirkungen einschließlich Vegetation): 6 Modellsimulationen 1. IPCC A1B/A2 11-jähriger Sonnenzyklus wiederholt bis 2100 2. IPCC A1B/A2 "grand minimum" 3. IPCC A1B/A2 "grand minimum (low irradiance)" Institut für Physik der Atmosphäre Feulner und Rahmstorf (2010): Ergebnisse Sonnenaktivität (Reiner et al., 2004) Institut für Physik der Atmosphäre Feulner und Rahmstorf (2010): Ergebnisse 4.5°C (A2) 3.7°C (A1B) Temperaturanomalien relativ zum Zeitraum 1961-1990 -0.1°C für GM bzw. -0.26°C für GMli. Grand Minimum (GM) TSI (1-0.08%) Grand Minimum (low irradiance) (GMli) TSI (1-0.25%) Institut für Physik der Atmosphäre Feulner und Rahmstorf (2010): Ergebnisse Difference of annual mean surface temperatures between a new grand minimum (TSI 0.08% below 1950) in the 21st century and a continued cyclic solar activity for the IPCC A1B scenario. Temperatures are averaged over the period 2071-2100. Difference of annual mean surface temperatures between a future grand minimum under the A1B scenario and the historic Maunder Minimum. Averages are performed over the periods 2071-2100 and 1681-1710, respectively. Institut für Physik der Atmosphäre Feulner und Rahmstorf (2010): Zusammenfassung Für das Jahr 2100 (hier: IPCC Szenarien A1B, A2) wird eine moderate Abkühlung von nicht mehr als -0.3°C gefunden für Maunder Minimum ähnliche Bedingungen relativ zu Bedingungen mit einer Sonnenaktivität vergleichbar zu der in den vergangenen Dekaden. Dies ist gering im Vergleich zu einem berechneten Temperaturanstieg bis zum Ende dieses Jahrhunderts von 3.7-4.5°C relativ zu 1961-1990 unter der Annahme der IPCC A1B und A2 Emissionsszenarien. Ein zukünftiges "großes" Sonnenaktivitätsminimum kann die erwartete globale Erwärmung durch erhöhte Treibhausgaskonzentrationen nicht ausgleichen. Institut für Physik der Atmosphäre Song et al. (2010): Beschreibung der Simulationen Idealisierte Gleichgewichtssimulationen über 50 Jahre (NCAR CAM3, coupled with a mixed-layer slab ocean model) Vorindustrielle Bedingungen vs. IPCC B1 Szenario jeweils zwei Simulationen: 1. Kontrollsimulation TSI = 1367 Wm-2 2. Maunder Minimum Simulation TSI(1-0.2%) = 2,7 Wm-2 Institut für Physik der Atmosphäre Song et al. (2010): Vorindustrielle Bedingungen PIMM: Preindustrial Maunder Minimum PICTL: Preindustrial Control simulation Global gemittelte Abkühlung: 0.35°C Institut für Physik der Atmosphäre Song et al. (2010): IPCC "B1" Szenario B1MM: IPCC B1 scenario Maunder Minimum B1CTL: IPCC B1 scenario Control simulation Global gemittelte Abkühlung: 0.25°C Institut für Physik der Atmosphäre Song et al. (2010): Zusammenfassung der Ergebnisse Der globale, jahresgemittelte Abkühlungseffekt beträgt aufgrund einer um 0.2% reduzierten solaren Einstrahlung (MM-CTL) - 0.25°C im IPCC B1 Szenario und - 0.35°C im vorindustriellen Szenario. Die regionalen Temperaturänderungen sind jedoch in einem wärmeren Klima viel größer. (Hier: deutlich verstärkte negative NAO.) Die Reduzierung des globalen Abkühlungseffekts in einem wärmeren Klima kann einer unterdrückten Seeeis-Strahlungsrückkopplung zugeordnet werden. Institut für Physik der Atmosphäre Was wird vorhergesagt? Wann gibt es das nächste "grand minimum"? Analysen von Grönländischen Eisbohrkernen zeigen, dass in den letzten 10.000 Jahren das längste "grand maximum" solarer Aktivität etwa 95 Jahre andauerte. Da das derzeitige "grand maximum" seit etwa 70 Jahren besteht ist es wahrscheinlich, dass im Verlauf dieses Jahrhunderts ein "grand minimum" kommen wird (Abreu et al., 2008). Vorhersagen auf der Grundlage von statistischen Charakteristika der Sonnenaktivität sowie der nicht-linearen Physik des solaren Dynamos, der das Magnetfeld erzeugt, ergeben ein Ende des "grand maximum" des 20. Jahrhunderts und ein Übergang zu geringerer Sonnenaktivität gefolgt von einem "grand minimum" am Ende des 21. Jahrhunderts (de Jager and Duhau, 2009). Institut für Physik der Atmosphäre