Transcript Ionisierende Strahlung
Strahlung und Radioaktivität 12 bis 16 Jahre
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1. Strahlung gibt es überall
Strahlung gehört zu unserem Leben. Strahlung gibt es überall. Wir unterscheiden zwischen Quellen ionisierender Strahlung und Quellen nicht ionisierender Strahlung.
Darüber hinaus unterscheiden wir zwischen künstlichen (vom Menschen geschaffenen) und natürlichen Strahlenquellen.
Animation Flash (französisch) De l'atome à la radioactivité L ’homme est exposé quotidiennement à la radioactivité September 2012 2
2.
Die Quellen von ionisierender Strahlung: Künstlich und natürlich
Natürliche Quellen ≈ 2/3
a
≈ 30%
c b Bild: IRSN Image: Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA) d) Radongas aus dem Erdboden ≈ 40% a) Strahlung (Sonne und Weltraum) b) Strahlung aus Erdboden und Gebäuden (Baumaterialien) c) Strahlung aus dem menschlichen Körper (Kalium-40 und Carbon-14)
g Künstliche Quellen ≈ 1/3
f) Medizin ≈ 30% g) Andere (industrie …) < 2%
f
Image: Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA) September 2012 3
3. Ionisierende Strahlung
Instabile Atome zerfallen und senden dabei ionisierende Strahlung aus. Die Einheit zur Angabe der Aktivität eines radioaktiven Stoffes heißt Becquerel und entspricht einer Kernumwandlung pro Sekunde.
① Alphastrahlung Diese Strahlung besteht aus kleinen Teilchen, die sich ihrerseits jeweils aus zwei Protonen und zwei Neutronen zusammensetzen ② Betastrahlung Es handelt sich hier ebenfalls um kleine Teilchen, nämlich um freie Elektronen.
③ Gammastrahlung Gammastrahlung ähnelt der Röntgenstrahlung, sie ist jedoch durchdringender. Man kann sie sich wie energiereiche Wellen vorstellen. Bild: mesure-radioactivite.fr
Animation flash : Les rayonnements (französisch) September 2012 4
4. Halbwertszeit
Die Dauer, bis die Hälfte der Kerne eines radioaktiven Isotops zerfallen sind, wird als Halbwertszeit bezeichnet. Diese ist von Isotop zu Isotop verschieden. Sie kann Bruchteile von Sekunden bis Milliarden von Jahren betragen.
Halbwertszeit Beispiele
Isotop
Technétium-99 Iode-131 Césium-137 Plutonium-239 Uranium-234 Uranium-235 Uranium-238
Halbwertszeit
6 8 30 24000 245500 700 Millionen 4.5 Milliarden
Zeiteinheit
Stunden Tage Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre September 2012
Halbwertszeit
0 1 2 3 …
Initiale Menge
1 ½ ¼ ⅛ … Die Hälfte der Hälfte der Hälfte ½ ½*½ ½*½*½ ...
5
5.
Durchdringungsvermögen ionisierender Strahlung
Die wichtigsten Arten der von Atomen ausgesandten ionisierenden Strahlungen sind Alpha, Beta-,Gamma und Röntgenstrahlung. Diese Strahlenarten unterscheiden sich hinsichtlich ihres Durchdringungsvermögens.
Alphastrahlung
besitzt ein sehr geringes Durchdringungsvermögen. Stoffe, die außerhalb des Körpers Alphastrahlung aussenden, sind unschädlich, da die Strahlen bereits von der Haut zurückgehalten werden. Wenn diese Stoffe jedoch durch Einatmen oder Schlucken ins Innere des Körpers gelangen, können sie durchaus schädlich sein.
Bild: Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) September 2012 6
Betastrahlung
kann weiter, nämlich bis zu 1 bis 2 cm tief, in das Gewebe eindringen. Stoffe, die außerhalb des Körpers Betastrahlung aussenden, können das Gewebe an der Oberfläche des Körpers schädigen. Gelangen solche Stoffe ins Innere des Körpers, können sie die Organe, in denen sie sich befinden, schädigen.
Gammastrahlung
hat ein noch größeres Durchdringungsvermögen und kann durch den Körper hindurch. Dabei kann es ebenfalls zu einer Schädigung von Körperorganen kommen.
Röntgenstrahlung
ist mit der Gammastrahlung vergleichbar. Auch sie kann Organe schädigen.
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6.
Die Schäden hängen von mehreren Faktoren ab
Die Möglichkeit einer Schädigung des menschlichen Körpers durch ionisierende Strahlung hängt von mehreren Faktoren ab.
• von der Art der ionisierenden Strahlung, der der Körper ausgesetzt wird (Alpha, Beta, Gamma, Röntgenstrahlung) ; • davon, ob sich die Strahlenquelle innerhalb oder außerhalb des Körpers befindet; • wenn sich die Strahlenquelle innerhalb des Körpers befindet, davon, in welchem Teil des Körpers sich die Quelle befindet, wie lange sie dort verbleibt und von welcher Art von Organ die Strahlung absorbiert wird.
Bild: Radioaktivität und Strahlenschutz (Martin Volkmer) September 2012 8
7. Wie weist man ionisierende Strahlung nach?
Zum Nachweis der Wirkungen ionisierender Strahlung benötigen wir spezielle Instrumente. Ein Geiger Müller-Zähler zum Beispiel ist ein sehr empfindliches Gerät, mit dem man ionisierende Strahlung nachweisen kann.
Verschiedene Messgeräte: Flash Animation : Geiger Müller Zähler (französisch) Bild: Division de la radioprotection Luxembourg September 2012 9
8.
Die verschiedenen Einheiten der Radioaktivität
Animation flash: Becquerel (französisch) Animation flash: Sievert (französisch) © Yuvanoe Die Menge eines radioaktiven Stoffs und die Dosen ionisierender Strahlung werden in drei verschiedenen Einheiten angegeben:
Becquerel (Bq)
: bezeichnet die Aktivität eines radioaktiven Stoffes, das heißt die Zahl der Kernumwandlungen, die innerhalb einer Sekunde stattfinden.
Gray (Gy)
: bezeichnet die Energiedosis, das heißt die Menge der vom Körpergewebe aufgenommenen ionisierender Strahlung.
Sievert (Sv
): bezeichnet die effektive Dosis, das heißt die biologische Wirkung der implizierten ionisierenden Strahlung (α, β, γ, …).
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9. Beispiele von Expositionen
Dose (mSv)
0.05
0.1
2 4 10 10 30 250 670 1000 4500
Cette dose correspond à
Erhaltene Dosis während eines Flugs Paris – New York Röntgenaufnahme der Lungen Natürliche Bestrahlung pro Jahr Natürliche Bestrahlung in radonreichen Gebieten pro Jahr Ganzkörperscan Jahresdosislimit der Arbeiter in der Nuklearindustrie Radiotherapie Notfalldosislimit um Leben zu retten auf freiwilliger Basis Maximale bekannte Dosis eines Arbeiters in Fukushima Erste Strahlenkrankheitssymptome: Übelkeit und Erbrechen Tödliche Dosis für 50% der Betroffenen wenn unbehandelt Gut zu wissen: 1mSv = 1 milliSievert = 0.001 Sievert September 2012 11
10 . Wirkung der ionisierenden Strahlung auf unseren Körper
Der menschliche Körper besteht aus Zellen, die sich selbst reproduzieren können. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, der sich bei jedem Lebewesen vollzieht. Ionisierende Strahlung, die in eine Zelle eindringt, kann diesen Produktionsprozess beeinflussen und anomale chemische Reaktionen hervorrufen. Einige dieser Reaktionen können zum Zelltod führen. Bisweilen kann es auch geschehen, dass die Zelle zwar überlebt, aber in veränderter Form (Mutation).
Bild: Radioaktivität und Strahlenschutz (Martin Volkmer) September 2012 12
Ionisierende Strahlung hat Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Man unterscheidet zwischen akuten Strahlenschäden und Strahlenspätschäden.
a.
Akute Strahlenschäden (> 1 Sv)
Ist die Dosis der ionisierenden Strahlung sehr hoch und erfolgt die Bestrahlung innerhalb eines kurzen Zeitraums, kann es passieren, daß viele Zellen gleichzeitig absterben. Dies kann zu Haarausfall oder Hautverbrennungen führen. Man spricht hier von „akuten Schäden".
b.
Strahlenspätschäden
Kommt es zum Beispiel nach einer geringeren Strahlendosis oder nach einer über einen längeren Zeitraum verteilten Dosis nicht zum Zelltod oder zur Veränderung der Zelle, können auch viele Jahre später noch entsprechende Wirkungen bei der bestrahlten Person selbst (Krebs) oder bei ihren Nachkommen (vererbbare Wirkungen) auftreten. Man spricht hiervon „Spätschäden" September 2012 13
11. Basisprinzip des Strahlenschutzes und wichtige Regeln
Grundprinzip des Schutzes vor ionisierender Strahlung ist die Vermeidung einer Exposition. Ist eine Exposition unvermeidbar, so sollte die Menge der aus externen Quellen empfangenen Strahlung begrenzt werden. Dabei sind die folgenden Regeln zu beachten :
a) Die Kontrolle der Expositionsdauer b) Die Kontrolle des Abstands zur Strahlenquelle
Die Dauer der Exposition sollte möglichst kurz sein. Je länger man bei einer Quelle steht, desto mehr Strahlen kriegt man ab.
September 2012 Die Entfernung von der Strahlenquelle sollte so groß wie möglich ist. Je weiter weg, desto weniger Strahlen.
Bilder: Radioaktivität und Strahlenschutz (Martin Volkmer) 14
12. Verwendung einer Abschirmung
Es ist notwendig eine Abschirmung zu verwendet, durch die die Strahlung zurückgehalten oder verringert wird Bild: Radioaktivität und Strahlenschutz (Martin Volkmer) ① ② ③ Alpha Strahlen werden durch 50 mm Luft oder einem Blatt Papier abgebremst.
Betastrahlen werden von einigen Millimetern Aluminium gestoppt.
Gammastrahlen sind am stärksten, aber eine dicke Stahlplatte schwächt sie stark ab.
Bild: Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) September 2012 15
13. Adäquate Kennzeichnung
Radioaktive Quellen und Röntgengeräte sind durch geeignete Schilder mit dem internationalen Strahlenwarnzeichen ( Flügelrad) deutlich zu kennzeichnen.
Das internationale Symbol für Radioaktivität September 2012 16
14 . Anwendungsmöglichkeiten ionisierender Strahlung in Krankenhäusern
a.
Im Diagnostikbereich
Bei der Anfertigung einer Röntgenaufnahme werden kleine Mengen ionisierender Strahlung eingesetzt, um das Innere des menschlichen Körpers sichtbar zu machen. Jede medizinische Exposition gegenüber Röntgenstrahlen sollte medizinisch gerechtfertigt und die Dosis so niedrig wie möglich sein. Mit Hilfe solcher Aufnahmen lässt sich feststellen, ob etwas gebrochen ist und, wenn dies der Fall ist, an welcher Stelle sich der Bruch befindet und wie er aussieht. Auch zur Diagnose bestimmter Krankheiten (z.B. von Lungentumoren) kann eine Röntgenaufnahme von Nutzen sein. Bild Universitätsklinik für Radiologie Magdeburg September 2012 Bild: Radioaktivität und Strahlenschutz (Martin Volkmer) 17
b.
Im Therapiebereich
Außerdem werden Röntgenstrahlen verwendet, um kranke Zellen im Körper zu zerstören. Manchmal ist es möglich, gewisse Krebserkrankungen mit Röntgenstrahlen erfolgreich zu behandeln. Um den übrigen Körper, der nicht untersucht und somit auch nicht der Strahlung ausgesetzt werden muss, abzuschirmen und zu schützen, verwendet man Bleigummischürzen.
September 2012 Computertomographie CT 18
15. Nuklearmedizin
Heutzutage verwenden Ärzte radioaktive Tracer in einem Bereich der Medizin, den man
Nuklearmedizin
nennt. In den Blutkreislauf des Patienten wird ein radioaktiver Stoff injiziert, der sich je nach den chemischen Eigenschaften des Stoffes in bestimmten Organen konzentriert. Bild: www.mednuc.net
Sobald der Stoff in dem betreffenden Organ angekommen ist, kann man mit einer speziellen Kamera die innerhalb des Körpers des Patienten ausgesandte Gammastrahlung problemlos nachweisen. Bei Vorhandensein eines Tumors kommt es zu einer anomalen Konzentration des radioaktiven Tracers in den Tumorzellen, was dann auch auf dem von der Kamera aufgenommenen Bild zu erkennen ist. Damit die Dosis für den Patienten möglichst niedrig gehalten wird, ist es wichtig, dass Tracer mit einer kurzen
Halbwertszeit
verwendet werden. September 2012 19
Animations flash
La fission La réaction en chaîne La réaction de fusion L'homme est exposé quotidiennement à la radioactivité La démarche scientifique chapitre l'expérience de Becquerel
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